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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230807
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-07
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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vleaslsg, äea 7. Lugust Oie Vrotversorgungsabgabe Es wird nochmals darauf hingewiescn, daß der erste Teilbetrag der Brotversorgungsabgabs am 1. August 1823 zu zahlen war. Dieser erste Teil betrag beträgt grundsätzlich das Zehnfache des vollen Zuangsanleihebetrages. Ausgenommen von der Ab gabe sind nur Mietwohnungc-grundstücke, Bauland, sowie solche Dermögensgegenstiinde, die sich der Mark entwertung nicht haben anpassen können (z. D. fest- verzinsliche Wertpapiere, inländische Wertpapiere, in ländische Hypothckenforderungcn, Sparkassenzuthaben und dcrgl.). Wer seiner Verpflichtung zur Zahlung der ersten Teilabgabe noch nickt nachgekommen ist, wird, um die ihm sonst drohende zwangsweise Beitreibung zu vermeiden, den rückständigen Betrag unverzüglich zu entrichten haben. Die Abgabe ist von dem Steuerpflichtigen selbst zu berechnen und bei der ihm zuständigen Finanzkasse zu zahlen (nicht bei einer Abnahmcstelle für dis Zwangsanlcihe und nicht bei einer Gemeindelasse); bargeldlose Zahlung liegt im Intereste des Steuerpflichtigen. Zur Ver meidung von Rückfragen ist es dringend erforderlich, daß bei der Zahlung das Aktenzeichen der Vermögens- stcuccertlärung oder, wenn dieses nicht bekannt ist, Name und volle Adresse des Zahlenden genau an gegeben werden. Das Landesfinanzamt Leipzig schreibt: Zur Frage, ob Marlforderungen des Betriebsvermögens von der Brotvcrsor- gnngsabgabe befreit sind, wird vom Reichsminister der Finanzen in einem Erlaß ausgeführt: Bestand- teile des Betriebsvermögens, die bestimmungsgemäß in dauerndem Umlaufe befindlich sind und deren je- weilige Höhe daher mit der Markent Wertung fort laufend Schritt hält, können auch dann nicht als abgabefrei angesehen werden, wenn sie an dem für die Zwangsanleihe maßgebenden Stichtage aus Markwerten bestanden. Dies gilt insbesondere für Warenschuldforderungen oder ähnliche kurzfristige Forderungen gegen Kunden. Diese stammen aus der Veräußerung von Waren oder sonstigen Sachwerten des umlaufenden Betriebsvermögens und sind dazu bestimmt, alsbald nach Realisierung wieder in Waren und dergl. umgewandelt zu werden. Es handelt sich also um Vermögen, das sich nur ganz vorübergehend bis zur Neubeschaffung der Waren und dergl. als Markiert darstellt. Es würde dem Zweclgedanken des Gesetzes widersprechen, wenn derartiges Vermö gen nur deswegen abgabefrei bleiben würde, weil es zufällig am Stichtage nicht in Waren und dergl. an gelegt war, während dies am nächsten Tage schon wieder der Fall sein kann. — Erwähnt sei noch, daß die Brotvcrsorgungsabgabe das Zehnfache des Zwangsanlcihetragcs beträgt, und daß für die Ab- gäbe nicht Zwangsanleihe zu zeichnen, sondern daß der Betrag bei den zuständigen Finanzämtern ein zuzahlen ist. ;si und des sächsischen Gesamt- i. Hj'ii eine gemeinsame amt- : . „ - n d, der che - » auf dem Augustnsplatz eine Platzmusik veranstalten. Da die Aula der Unversität nur eine bestimmte Anzahl DerfassLNgLftier der Leipziger Behörden. Nach Einvernehmen mit den hauptsächlichsten Behörden des Reiches, des Staates und der Stadt Leipzig soll aemäß der Verordnung des Rcichsministeriums des Innern voM 29- Ministeriums vom 24. ' liche Berfassungsfeier a.^ l^August, vorm. 11 Uhr, in der Umve>nrn» Leipzig stattfinden. Di- A hat Nnchsgcr.a,..-.r-,t » "bcrno gleicher Ze.t wird die Reich owe-: Teilnehmer zu fassen vermag, muß deren Zahl ent sprechend beschränkt und auf die einzelnen Behörden verteilt werden. Im Alten Theater findet eine Tell- Aufführuug statt. Zn der Trunkenheit kn die Spree gesprungen. Lin aufregender Vorfall spielte sich in Berlin an der Führer Brücke ab. Dort sprang plötzlich ein etwa 19 Jahre alter Mann, der anscheinend etwas ange trunken war, in die Spree. Obwohl man sofort Ret tungsversuche unternahm, gelang cs nicht, den 'm Wasser Schwimmenden in Sicherheit zu bringen, so daß er ertrank. Der Rcichswasserschutz versuchte spä ter, die Leiche zu bergen, jedoch ohne Erfolg. Allem Anschein nach handelt es sich nm einen Selbstmord. Sein Name konnte bisher nicht einwandsfrei fest gestellt werden. »sä »,«äEr«»GttAag Oer Protest des Einzelhandels Leere Schaufenster in Leipzig — Vie Hauptversammlung der Lebensmitielhändler Am Montag begann im Großen Saal de» Zentral- Theaters die Hauptversammlung des Reichsverban- des deutscher Kolonialwaren- und Lebensmittelhänd- ler, die vom Verbandvvorsitzrnden Louis Körner- Berlin eröffnet wurde. Der Tagung, die gut besucht war, wohnten Vertreter von Behörden und befreun deten Organisationen bell In seiner Bcgrüßungs- ansprache kennzeichnete der Redner das Programm d-s Reichsverbandcs. Er wies auf die Notwendig keit straffen Zusammenschlusses hin, um den Klein händlern den Existenzkampf zu erleichtern. Die Er haltung der Substanz sei für jeden Händler not wendig, solle er nicht der völligen Verarmung ver- fallen. Aus diesem Grunde müsse gegen die rigorose Praxis der Wuchergerichte Sturm gelaufen werden. Kaufmann Dörrhauer als Vertreter der Leip- ziaer Handelskammer wandte sich gegen die Preis- schildcrverordnung und die ungerechten Vorwürfe, die gegen den Händler gewohnheitsmäßig erhoben werden, ohne zu bedenken, daß wir alle nicht unter einer Teuerung im engeren Sinne de» Wortes, sondern vielmehr unter d-»- Wäkrungsver- fälschung leiden. Deshalb sei e» kindisch, der jeder Heraufsetzung der Preise, die zum Schutz gegen die Geldentwertung erfolge, von Wucher zu reden. In Leipzig werde die Wucherkontrolle von Nichtfachleuten ausgeübt. Angesehene Gc- schästsleute wurden von Polizeibeamten abgeführt, al» wenn sie Verbrecher wären, nur weil sie gegen Bestimmungen der Preisschilderverordnung ver stoßen haben. Line derartige Handhabung amtlicher Exekultivgewalt nötige zum Selbstschutz. Die Leipziger Geschäftswelt sehe sich gezwungen, von Dienstag mittag ab die Auslagen von Waren aus ihren Schaufenstern zu entfernen, um damit die Möglichkeit neuer Konflikte und Verstöße zu ver- hindern und gegen die Standgerichte zu protestieren. Syndikus Dr. H i lp e r t-Leipzig, als Vertreter der Hauptgcmeinschaft des deutschen Einzelhandels, gab dem Wunsche Ausdruck, daß der deutsche Mittel ständler endlich lerne persönliche Fragen zurückzu stellen und sich in einer großen Organisation mit Bc- rufsgenosscn zusammenzuschließen. Man müsse aber konsequent denken und nicht nur wertbeständige Preise fordern, sondern auch ebensolche Löhne zahlen, wie es auch selbstverständlich sei, Beiträge an die eigene Organisation in wertbeständigem Gelde zu entrichten. Den erstem Punkt der Tagesordnung behandelte Vcrbandsdircktor T h o r n - Berlin, der den Jahres bericht erstattete. Sodann referierte Rechtsanwalt Dr. Siegel-München über Preispolitik, Währung und Substanzerhattuns Dir haben das Thema an dieser Stelle schon wieder holt behandelt, so daß wir uns heute mit einer kurzen Skizzierung des Referat» begnügen können. Der Redner ging von der Grundaufsasiung au«, daß die deutsche Volkswirtschaft sich in einem Aus- hungcrungszustand befinde. Diese Auszehrung (der S u b st a n - s ch w u n d) sei erkennbar an der Ver wässerung des Blutes der Wirtschaft: der Währung. Der Währungsverfall sei verursacht einmal durch außenpolitische Faktoren und dann durch den Mehr verbrauch an Sachgütern nährend und nach dem Kriege. Der Redner untersuchte dann die Zusammen- hänge zwischen Währung und Substanzminderung und kam zu dem Ergebnis, daß die natürliche Währung sich in den wichtigsten Produktione- bezirken schon verflüchtigt und oort einer Edelvaluta, einer Gold- oder Sachwährung Platz gemacht habe. Dr. Siegel wie» ferner nach, daß der Irrwahn über die Preisbildungsfrage, die fehler, hafte Preispolitik, einer der Hauptgründe für die jetzigen zerrütteten Zustände unserer Wirtschaft seien. Die Absichten der Regierungen, durch gesetzliche Preisfestsetzungen die Existenzbedingungen der breiten Massen zu verbessern, seien an sich berechtigt, praktisch aber nicht durchführbar, weil diese Art Preispolitik nur den Einzelhandel und nicht die Fabrilationsquelle treffe. Eine künstliche Preis beeinflussung könne nur vorübergehend, niemals aber für die Dauer von Erfolg begleitet sein. Letzten Endes zeitige sie sprungweise Preiserhöhungen, Substanzschwund und Währungsverfall. Das Wucher- gesetz sei ein« veraltete Tarnkappe, aus der Zeit der Blockade herübergerettet, und müsse fallen. Fallen die letzten Fesseln der Zwangswirtschaft, dann werde unter der Einwirkung der freien Konkurrenz das konsumierende Publikum am sichersten gegen Teue rung und übermäßige Preissteigerung geschützt. Flbrvehrkampf -er Leipziger Detailhandels In der Debatte kritisierte Kaufmann Höpfner- Berlin in temperamentvoller Weise das rigorose Vorgehen der Berliner Polizei, die in der ver- gangenen Woche die Geschäftsleute zwingen wollte, Waren unter ihrem Gestehungsprei» zu verkaufen. So sollten Eier, die im Engroshandel 17 000 Mark das Stück notierten, für 14000 Mark an das Publikum verkauft werden. Line derartige Methode nötigt die Geschäftswelt, jedweden Verkauf einzu st eilen, denn cs kann keinem Kaufmann zugemutet werden, daß er mit erheblichen Ver lusten Waren abgibt. Im ähnlichen Sinne kam Syndikus Dr. Hil pert auf di« Lage in Leipzig zu sprechen. Am 17. Juni hatte die Leipziger Preisprüfungs stelle der hiesigen Geschäftsstelle des Einzelhandel« die Richtlinien für die Preisbeschilderung zur Prü fung übermittelt. Die Organisation hat die Richt linien nicht annehmen können, da sie über den Be griff des notwendigen Bedarfs hinausgingen. Auf dieses ablehnende Schreiben ist der Leipziger Einzel handel bis heute ohne Antwort geblieben, so daß die Händler annehmen durften, daß ihr Standpunkt von der Preisprüfungsstelle gewürdigt werde. Das war ein Irrtum, denn am letzten Freitag ist die Leipziger Geschäftswelt pliHsiich durch den Besuch von P o l i z e i b e a m t e n über rascht worden, die die Auszeichnung der Waren kontrollierte. Dort, wo nach Auffassung der natür lich nicht fachmännisch vorgcbildeten Kommissare Verstöße Vorlagen, wurde eingeschritten und die Be sitzer abgeführt. Lin Protest beim Ober lid ürgermei st er blieb ohne.Erfolg, da die Ver anlassung zu dem polizeilichen Vorgehen des Justiz- Ministeriums in Dresden gegeben hat. Der Einzel händler muß die unwürdige Behandlung ablehnen, die darin liegt, daß er wie ein Schwer verbrecher von Polizeibcamten cbgcsührt wird. Da durch wird er in seinem Ansehen schwer geschädigt, denn niemand im Publikrun weiß, wessen er sich schuldig gemacht haben soll. Am Sonnabend sind nicht weniger als 60 Geschäftsleute in Lin- denau von P o l i z e t b e a m t e n abgeführt und von den Standgerichten bestraft worden. Die Prcisschildervcrsorgung wirkt nach Ansicht der De- rufskreise preissteigernd. Die Auszeichnung von Waren erleichtert das Hamstern und wirkt beunruhi gend, weil der Konsument über die wirklichen Ilr- fachen der Teuerung von den Behörden nicht hinrei chend informiert wird. Jedenfalls muß der Klein händler verlangen, daß er wie jeder andere Staats bürger behandelt und nicht Ausnabmegerichten aus geliefert wird, die nicht imstande sind, fachmännisch über ihn zu urteilen. Dr. Hilpert legte der Dersamnilung nachstehende Resolution an die Dresdener Negierung vor, die einstimmig angenommen wurde: »Die in Leipzig versammelte« Vertreter de» Reichsverbandcs Deutscher Kolonialwaren- nnd Lebensmittelhündler, e. B., nehmen mit Entrüstung Kenntni« von der Tätigkeit der fliegenden Buchergerichtskommission zum Zwecke der Verfolgung der Preisschilderverordnung. Sie fordern unverzüglich Rücknahme dieser Standgerichte. Wenn die Regierung scyou unablässig bemüht ist, de« Einzelnen auch den letzten Rest seiner Substanz zu nehmen, so ver Nach glücklichen Ländern Rcisebrief von ?attx Lors«n>on An Bord der »Iugeborg", Juli 1923. In silbernem Dunste liegen Häuser und Gälten, silbern überrieselt erscheinen Dächer und Türme, während unser Schiff die Fahrt nach dem Norden, die Fahrt in glückliche Länder antritt. Allmählich entschwindet die deutsche Küste unseren Augen, di: blinkenden Dojen werden immer weniger, bis st: schließlich yanz verschwinden. Wir sind am offenen Meere. Hinten, ganz hinten verschwimmen im un gewissen Lichte des anbccchenden Tages die weißen, kreidigen Felsen Rügens. An Bord des Schiffes herrscht reges Leben. Die Promenadendecks sind mit Streckstühlen verstellt, ans denen blondhaarige Schwe- binnen, schmalbrüstige Engländerinnen in Decken und Schals gehüllt, sich wohlig hinstrecken und mit den Herren plaudern und flirten. Fast alle kommen aus Deutschland, wo sie für billiges Geld Kleider, Wäsche und Luxusartikel eingckauft haben. ,.OH, Germany is so cheap!" Ja, vielleicht für sie, die glücklichen Bewohner Edelvalutariens, nicht aber für uns arme Mitteleuropa«:!, die wir mit unserem Millionenein- komw-'n nichts kaufen können. Ich befinde mich in- »'n- Engländern mit den respektlven Misses, die nun eine kleine Der- gnttgungsreije durch ine lraudmavischen Länder an- tl incurer armseligen Währung komme ich mir unter diesen Hochvalutariern wie ein armer Verwandter vor, der zur Hochzeit oder zum Geburts feste «ine« reichen Vetters eingeladen ist. Und in der Tat ist es ja auch ein Geburtstag, zu dem ich fahre: Feiert doch Göteborg den dreihundert jährigen Erinnerungstag an seine Gründung Ls wer im Jahre 1623, al» eine kleine Schar beherzter Deutscher nach dem Norden zog und sich in einem kleinen Flecken niederlicß. wo einige wen ge Fischer mühsam ihr Leben fristeten. E» vergingen kaum 50 Jahre, und der kleine Ort zählte bereit» über 50 000 Einwohner. Die günstige geogravbiscke Lage brachte es mit sich, daß nach weiteren 100 Jah ren Göteborg al» der erste Hafen und Umscklag«. platz Skandinavien» angesehen werden konnte. Heute hat Göteborg ein« Einwohnerschaft von nahezu einer Diertelmillion Seelen und ist der Hauptverkehrsplatz von Schweden. * Rascher gleitet unser Schiff durch die silbern sich kräuselnden Wogen, frischer wird die Morgenbrise, nnd nach und nach gehen die Gäste unter Deck, um die „Frukost" einzunehmen. Silber und Kristall glänzt auf allen Tischen, blaugelbs Wimpel flattern über blendend weißen Tischtüchern, unzählige Schüsseln mit allerlei Delikatessen harren der An- kommenden. Wir sind in einer anderen Welt. Hier merkt man erst so recht, wie schleckt man bei un» in gentraleuropa lebt. Man liest ja hier und da in ausländischen Blättern von der mitteleuropäischen Lebensmtttelmisere. Wir, die ständig dorten wohnen, haben uns schon längst daran gewöhnt und finden diesen Zustand am Ende ganz natürlich. Für ui« hat da» Elend schon lange aufgehört und kommt uns gar nicht mehr zum Bewußtsein. Der erste Ein druck, den man schon an Schiffsbord empfängt, ist der des Ueberflnsses und erstklassiger Qualität aller Lcbensgüter. Ich kann jedem versichern, daß für mich der Geschmack der schwedischen Milch und der Butter den Reiz der Neuheit hatte. Richt, daß ich vielleicht zu Hause dies« beiden Artikel nicht kenne, ganz im Gegenteil; ich esse jeden Tag Butter, ich trinke jeden Tag Milch, aber fragt nur nicht, was für Milch und Butter das ist. Die Butter, ein Gemengsel von schlechter Margarine und viel Salz, die Milch eine bläuliche Flüssigkeit, in die sich gelegentlich einig? F«ttropfen verirrt haben. Ganz ander» dagegen hier. Dicke, fette Sahnenmilch, auf der die LrSme sckwimmt. Allerdings wie e» zum Zahlen kam, hörte für mich die Welt der Träume am, und ich wurde wieder in di« Wirklichkeit zurückversetzt. Bloße 2 Kronen 50 hatte ich zu bezahlen. Ja, e» gibt n-ch Länder, wo man mit Dezimolzahlen rechnet, wo der Rullenwahnstnn, der bei un» seit Jahren grassiert, noch nicht sein Schrecken»regiment treibt. Rur vier Stundet» Fahrt, und man ist in voll kommen veränderten Derbaltniffen. Die Lebens- und Miliemmterschlede zwischen den beiden Ländern sind geradezu tragisch erschütternd. Aus der einen Seit« ein schwer, um seine Existenz ringendes Volk, dessen im langsamen Vernarben begriffen« Wunden stets auf» neu« aufgerissen werden, eine Bevölkerung, deren ganzes Wohl und Wehe von dem Steigen oder Fallen des Dollarkurses abhängig rst, ein Menschen schlag, der in stumpfer Apathie und schwächstem Pessimismus dahinvcgetiert; auf der anderen Seite glückliche Menschen, die nichts von Krieg gewußt haben, die nicht die noch ärgeren Nachwehcn ors so- genannten .Friedens" spüren, denen Worte wie Devisenverordnung, Lebcnsmittclrationierung und dergleichen vollkommen unbekannt sind, deren einzige Sorge höchsten» der hohe Stand der eigenen Währung bildet, glücklich: Menschen von erfrischender Lebens» bejahung. In der Ferne tauchen die ersten Häuser von Trelleborg auf. Alles verläßt den Speisesaat, drängt aufs Deck, genießt die einzigartige Einfahrt in den wunderschönen Hafen. Wenige Minuten noch und unser Schiff steht still. Wir sind iq Schweden. Neue Syphilisbehandlung Dismut und Antimon. Mit der Einführung wismuthaltiger Verbindun gen in den Arznerschatz gegen ine Syphilis hat die Geschichte der Bekämpfung dieser Krankheit wieder einen bemerkenswerten Abschnitt erreicht. Don Ehr lich und seinen Mitarbeitern begonnene Bemühungen, chemische Körper zu finden, die in ähnlicher Weise zerstörend auf den Erreger der Seuche wirken wie da» Salvarsan, unter Vermeidung unerwünschter Nebenerscheinungen, wie sie bei einzelnen salvarsan- überempfindlichen Individuen beobachtet werden, haben vor etwa Jahresfrist der französischen Heilmittel chemie einen entschiedenen prakti schen Erfolg gebracht. Mit logischer Folgerichtigkeit hatte sich da» wissenschaftliche Interesse vor allem den Stoffen aus der näheren chemischen Verwandtschaft des Arsens zugcwendet, von dem das Salvar san eine Benzolverbindung darstellt. Zu diesen Verwandten de» Arsens gehören in erster Linie da» Antimon und da« Wismut. Dem französischen Präparat sind nun durch rasche Arbeit deutsche Wismutverbindungen gefolgt, di« auf Grund strenger wissenschaftlicher Nachprüfung und klinischer Kontrolle an kranken Menschen sich al« völlig gleich wertig ermiesen und Aussicht haben, einen guten Platz unter den wirksamsten Arzneimitteln dauernd zu behauptend Versuche mit dem verwandten «nti- Xr. r« Sette S langen dl« Einzelne» mit aller Sutschiedruheit, daß ihnen ihre EhrealnEinzelkansma»» »»angetastet bleibt »ad sie nicht al» «inzelner Stand von einer entwürdigend«» Gericht»barkrtt hetmgefucht werden." In einer weiteren Entschließung, die nach Berlin gedrahtet wurde, wird sofortiges Eingreifen wegen des polizeilichen Vorgehens gegen den Berliner Detailhandel gefordert. Damit war der erste Punkt der Tagesordnung erledigt. Iustizrat Dr. U e b e r r e i t e r - München sprach nunmehr über die neuen Ausnahme, gesetzt gegen den Einzelhandel, der lange nicht von den amtlichen Stellen das Entgegen- kommen genieße, das man dem Großhandel und der Fabrikation zeige. Line gegen diese unterschiedliche Behandlung eingebrachte Entschließung wurde ein stimmig gebilligt. In einer weiteren Entschließung wird Protest gegen die staatliche Preispolitik erhoben, die seit der Zwangsbewirtschaftung ein gesetzt hat und von der cs u. a. heißt: „Die dura, die Gesetzgebung btStzer angrftreMe» Ziele der BcrüiMgung der Lebenshaltung sind in da» Gegenteil verkehrt wordrn: außerdem tft dle durch die Grsctzbesttmmungen allmüyltch rtnglereirne Dubstanrvcrminderung katastrophal geworden für die breiten mitlelftSndigrn Schichten der LrbenSvrrsorgcr des Publikums und damit verheerend für die kom mende Versorgung der Konsumenten. Industrie uno Großhandel Haden sich auf die natürlichen Gesetze der Wirtschaft beruse», einer Goldmarkbasts bedient, während der Leben», mittelelnzelhandrl bisher gezwungen war, die Mik tion der Markwithrung beizubehalt-n und so einem selbstverständlichen ««bot wlrtschastltcher Selbst crhaltung zuwider zu handeln. Abgesehen von den verheerenden Folgen dlrsrs Zustande» für den LcbcnSmitlclhandel und breiten Masten de» konsu mierenden Publikums erblickt der deutsche Leben«. mturlhandcl in diese« Folgeerscheinungen eine den Staat selbst gefährdende Entwicklung. Die pr- trosfenen mtstelstitndtschen und kletncn Existenzen scheiden al» struerkrüstige Schichten und al» ftaatS- erhaltende Elemente au», wenn nicht sofortige Ad- kehr von den bisherigen «rundsützen rtniritt. Wir erheben daher die Forderung, daß Aus- nahmegericht und AuSnahmerecht gegenüber den Gesichtspunkten natürlicher Preis bildung zu weichen Haven und weiter die dringende Forderung an die Regierung und gesetzgebende «Srperschastrn, den SebenSmttleletnzrl» handel gletches Recht zuteil werden zu lasten, wie den übrige« erwerbenden Schichten zu- steht, nämlich die Einstellung auf die «ast« der Goldmarkrechnung." Der Vorstand des Leipziger Verbandes des Einzelhandels hat beim Leipziger Rat Protest gegen die Preisschildcrverorduung erhoben. Erreicht wurde nichts, da der Rat sich als unzuständig erklärte. Dm Ministerium des Innern soll von der Krcishauptmannschaft Bericht erstattet werden. Heber den Beschluß des Verbandes, als Protest die Schaufenster leer zu halten, unteryjchtet ein Inserat in der vorliegenden Nummer diese» Blattes. Geschlossene Fleischerläden. In Erfurt werden aus Mangel an Ware Montags die Fleischerläden überhaupt nicht mehr geöffnet. Alltags bleiben sie gleichfalls mehrere Stunden geschlossen. Erbitterung in Thal«. In Thalc a. H. haben sämtliche Hotels das sogenannte große Essen in zwei Gängen abzeschafst und an zrrer Tagen der Woche fleischlose Kost eingefübrt, an denen Fisch oder ähn liches verabreicht wird. Vorher hatten die freien Gewerkschaften einen öffentlichen Aufruf er- lassen, worin sie unter Hinweis auf die wachsende Erbitterung in der Bevölkerung darleaten, daß die Kinder und die alten Leute kerne Milch bekommen können, und daß auch an Fleisch und Fett bei der arbeitenden Bevölkerung großer Mangel besteht, weil diese Nahrungsmittel zur Verpflegung der Fremden gebraucht würden. Die Fremden wurden aufgefordcrt, sich im Interesse der Bevölke rung die größte Beschränkung aufzuerlegen. Der Magistrat von Thale hat den Aufruf der Gewerk- schäften in einer Bekanntmachung ausdrücklich als einen berechtigten Notschrei der Bevölke rung bezeichnet. mon sind in aussichtsreichen Fortschreiten, aber noch nicht spruchreif. Die Stellung des Wismuts unter den Heil mitteln der Syphilis ist folgende: Das Salvarsan zu verdrängen hat es nicht vermocht; an Schnelligkeit und Intensität der Wirkung steht dieses nach wie vor an erster Stelle; aber dem Quecksilber scheint es in manchem Punkte überlegen. Bor beiden aber hat cs die Milde etwaiger Begleiterschei nungen voraus. Besonders Wertvolle« scheint es in Wechsel oder in Kombination mit dem Salvarsan zu leisten. Erfordert es die Gerechtigkeit, den Franzosen den ersten praktischen Erfolg auf dem neuerlich beschritte nen Weg zuzuerkennen, so verlangt sie anderseits zu betonen, daß nicht nur der Anstoß hierzu vom deutschen Salvarsan ausgegangen ist, son dern daß die Fortschritte der letzten 1>j Jahrzehnte auf diesem Gebiet durch die grundlegenden deutschen Forschungsergebnisse, d. i. die Kenntnis de» leben- den Syphilisgiftes, den Nachweis der spezifischen Zustandsändcrungen an den Körpcrflüssigkeiten, die Methodik, de» Impfversuchs am Kaninchen überhaupt erst ermöglicht wurden. Ohne diese Leistungen deut- scher Forschergeister wäre die Kenntnis und Behand lung dieser Krankheit auf dem Stand vergangener Jahrzehnte zurückgeblieben. O Dienststrafverfahren gegen einen Hochschullehrer. Aus Jena wird uns berichtet: Dor kurzem hat die Kommunistische Studentengruppe der Universität Jena an da» thüringische Polksbildungsministerium in Weimar eine Beschwerde gerichtet, in der die Ein leitung eines Disziplinarverfahren» gegen de» ordentlichen Professor der Zoologie Dr. Ludwig Plate beantragt wurde, und zwar wegen Miß brauch» der akademischen Lehrfreiheit, insbesondere wegen Beschimpfung der jüdischen Studierenden. Es handelt sich dabei um Aeußerungen de» Professors Plate, di« er in einem Kolleg am 17. und 18. Juli getan hat. Das Volksbildunasministerium hat jetzt die Einleitung de» Dienststrafverfahren» gegen Pro fessor Plate durch den Rektor der Universität ver fügt. Professor Dr. Plate, der Nachfolger Ernst Haeckel» an der Jenenser Universität, hat schon vor mehreren Jahren durch sein wenig kolle- giales Verhalte» g«g«n seinen greisen Vorgänger und Lehrer dl« öffentliche Kritik h«rau»geford«rt.
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