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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230805
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-05
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Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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S«U«2 kl». I« wohl bewußt, daß es ein an Fahl der Bevölke rung stärkeres, an Tüchtigkeit der Bewohner »um mindesten ebenbürtiges Deutschland nicht anders niederhalten kann als durch brutale Gewalt. Und dieser Eewaltwille ist es, der sich nut dem kräfti- gen Appetit der französischen Schwerindustrie zu gemeinsamer Arbeit vereinigt hat. Daß wir aber auf die Dauer durch passiven Widerstand allein die französische Bedrückung nicht abwenden können, dürfte jedem Deutschen klar sein. Auch wir brauchen Verbündete, und wir können sie finden, wenn wir durch den Mund einer ihrer Aufgaben bewußten Regierung die Welt mobil machen, indem wir immer wieder unseren Er füllungswillen darlegen und ihm die unredlichen Absichten Frankreichs gegenllberstellen. Poinearö selber, der sozusagen ohne Unterbrechung auf der Redncrbiihne, lehrt uns damit deutlich, welche wichtige Funktion der Außenpolitik es ist, Beifall und Sympathie in der Welt zu werben. Tr Neins englische Antwort an Deutschland London, 3. August. (Eig Tel.) Der plötzliche Tod Herdingo hat auf mehrere Wochen Amerika aus den internationalen wirtschaftlichen und poli tischen Verhandlungen über die Neparationsfragr ausgeschlossen. Nach einer italienischen Antwort, die auf Grund eine» Berichtes de» englischen Botschafter» in Nom hier in amtlichen Kreisen eintraf, wird an genommen, daß Italien es ablehnen wird, sich einer englischen Neparationspolitik und einer eng. lischen Note an Deutschland anzu- schließen, solange die englische Regierung sich nicht zu einer der italienischen Regierung zusagen den Erklärung über die interalliierten Schulden ver pflichtet. Französische Ztaatsgelder für Dorten Köln, 4. August. (Eig. Tel.) Di- „Kölnisch« Zeitung* veröffentlicht über die engen Beziehungen Frankreichs zu den Sonderbündlern und deren hoch verräterischen Plänen neue Enthüllungen. Danach hat der französische Ministerpräsident sofort nach Beginn der Ruhrbcsetzung ein« besondere Kommission ernannt, welche die Rheinlandfrage bis zum Herbst des Jahres 1923 „lösen* soll. Zum Chef dieser Kommission ist ein Herr Frangois Poncet er nannt worden, der seinen Sitz in Düsseldorf, Luden dorfstraße 27, hat. Poncet ist ein alter Freund und Vertrauensmann PoiucarS». Seine Hauptmitarbeiter sind ein Pro- fessor Boucher und der Finanz- und Banksachver- ständige Hoch schiller. Mit der Fühlungnahme mit den bestehenden rheinischen Sonderbündler gruppen Smects und Dorten wurde der deutsche übel beleumundete Redakteur Mattbe» beauftragt. Neben der Kommission Poncet arbeitet in Düsseldorf noch der französische Unterpräfekt Balot als Ver trauensmann des französischen Oberkommissartat» der Nheinlandkommission. Palot empfängt seine An weisungen direkt von Poncet. Die letzten Weisungen an Poncet lauten dahin, alle Anstrengungen zu machen, um sämtliche Souderbündlerparteien sofort zu einigen und dafür keine Geldmittel zu scheuen, da, „wenn der Wein reif ist*, die rheinische Frage gelöst sein müsse. Aus dem vorliegenden Material scheint hervor zugehen, daß tatsächlich am 14. Juli nach dem Plane Poincarts die Rheinische Republik unter dem Schutze der französischen Bajonette in Düsseldorf au» der Taufe gehoben werden sollte. Die Parade der in Düsseldorf garnisonier- len Truppen war abgesagt worden, um die Truppen nötigenfalls gegen widerstrebende Kräfte einsetzen zu tonnen. Die Bcrkehrssprrre war al» besonder» für diesen Plan geeignetes Mittel verlängert worden. Aus einer weitgehenden Räumung der Gefängnisse schließt man, daß die im Rheinland amtierenden preußischen Beamten, die listrnmäßig verzeichnet waren, festgesetzt werden sollten. Unter der Nach wirkung der Zersetzung der Smeet»- und Dorten- varteien war jedoch »in Vorgehen nicht durchzu führen, da keines der Mitglieder der ehemaligen Parteien mehr seine neue Parteizugehörigkeit wußte und deshalo eine Pertrauen»männerversammlung nicht zu bilden war, die unter der Leitung des deut schen Vertrauensmannes der Mission Poncet die Rheinland-Republik ausrufen sollte. Die Versamm lung in Koblenz am 29. Juli sollte eine Vorschau für die mit neuer Kraft betriebene Bewegung werden. 10 Millionen Franken au» Pariser Regierungskreisen und 4 Millionen aus einem anderen Grundstock sind zur Durchführung dieses Plane» zur Verfügung gestellt worden. Man beabsichtiat nun, mit französischen Geldern nusge stattete rheinische Abordnungen besonder» nach dem Auslande zu entsenden, um dort für dir Rheinisch« Republik zu werben. Strafantrag Im Prozeh Graff Hk Acht Tode-nriette beantragt Aachen, 4. August. Im Prozeß Graff suchte der Vertreter der Anklage, nachdem sämtliche Angeklag ten ihre früher abgelegten Geständnisse widerrufen hatten, deren Schuld nachzuweifen. Er erklärte, die drei Männer, die in Stettin be hauptet hätten, auf Graff geschossen zu haben, lsiitten die Geständnisse widerrufen, die sie gemacht hätten, um ihre in Aachen verurteilten Kameraden zu retten, und behauptete, da» Danz« sei nicht» al» eine Ko mödie. Der Vertreter der Anklage forderte zum Schluß die Todesstrafe für Reinhardt, T-r- moehlen. Klein, Grabert und Riebke al« Urheber dc» Anschlages, und für Doehmland, Klau» und Nowack al» Mitschuldige die gleichen Strafen, zu denen sie la erster Instanz verurteilt word«n waren. so Ovo Franken Geldstrafe ' Eße», 4. August. (Eig. Tel.) Wege» der vor einiger Zeit erfolgten Erschießung der beiden belgi schen Unteroffizier« bei Marl an der Lippe ist jetzt der Stadt Marl durch General Degoutte eine Geldstrafe von 50000 französische» Franken vuferlegt worden. Fall» die Zahlung nicht bi» zum 20. August erfolgt, sollen drei De- meindebeamt« für drei Monat« in Haft gesetzt werde». Heut, früh wurde von den Franzosen di« Reich»- bank i» Gelsenkirchen besetzt. Vie Forderungen der Sozialdemokraten Berlin, S. August. (E i g. Te l.) Die Beratungen der sozialdemokratischen Reichstagofraktion über ihre Stellungnahme zur Regierung Cuno sind heute ab geschlossen worden. Al» Auftakt zu dem Angriff der sozialdemokratischen Fraktion, der nach dem Zusam mentritt de» Reichetage» am Mittwoch erfolgen wird, wurde eine Entschließung angenommen, die den drohenden Zusammenbruch der Innen- und Außenpolitik Deutschland» in erster Linie auf die Passivität der Regierung Cuno zurück führt. Die Entschließung fordert von der Regierung außenpolitische Aktivität, um unter Aufrechterhaltung der Einheit der Republik und der Befreiung der Ruhr zur endgültigen Verständigung über die Repa rationsfrage zu gelangen. Als Basis einer solchen Aktivität wird die energische Verhinderung aller Sabotageakte und di« radikale Unter bindung der illegalen nationalistischen Organist»- tonen bezeichnet. Innenpolitisch verlangt die Ent- chlicßung den sofortigen Umbau de» SteUer- ystems und die Aufbringung der Reparations eistungen . durch Heranziehung de» Sach- >e sitze». Am Schlüsse wird erklärt, daß die Fraktion die ganze Kraft der Partei zur Erfüllung ihrer Forderungen einsetzen werde und ihre weitere Haltung gegenüber der Regierung Cuno von deren Anstrengungen zur Erfüllung der sozialdemokratischen Forderungen abhängig machen wird. Außer dieser Resolution lag ein« -weite Ent schließung vor, die von dem führenden früheren Kommunisten Paul Lewin, dem jetzigen Führer der linken Opposition innerhalb der Partei, und dem durch sein Eintreten für eine kontinental»! Mer- stiindigungspolitik zwischen Deutschland und Frank reich bekannten Abgeordneten Qu essel verfaßt war und abgelehnt wurde. Diese Entschließung spricht der Regierung Cuno da» Mißtrauen au» und wendet sich gegen die Politik einer Koalition mit den bür gerlichen Parteien. Bei der Abstimmung über die Resolution hat also die Richtung innerhalb der sozialdemokratischen Partei gesiegt, die gegenüber dem Kabinett Cuno eine abwartende Haltung ein nimmt und die sich darauf vorbereitet, dir jetzige Regierung der mittleren bürgerlichen Parteien durch den Eintritt der Sozialdemokraten zu erweitern. Täglich 8 Billionen neues Papiergeld Berlin, 4. August. Zur Zahlungsmittelnot meldet der „Berliner Lokalanzeiger*, daß die Tagespro- duktion an Banknoten, die zuletzt bis auf vier Billionen gesteigert worden war, spätestens von Donnerstag ab acht Billionen betragen werbe. Aus Köln wird uns gemeldet: Die Zahlung»- mittelknappheit war in den letzten Tagen in Köln noch besonders verschärft worden durch den Buch druckerstreik, der die Kölner Notenpressv stillegte. Außerdem wurde in der Stadt das Gerücht ver- breitet, daß die Druckereien Dtldscheine in großen Posten aufgespeichert hätten, was den Tatsachen nicht entsprach. Es bemächtigte sich deshalb der Arbeiter bevölkerung eine starke Erregung, die am Freitag nachmittag bei der Maschinenbauanstalt Humboldt in Köln-Kalk zu Gewalttätigkeiten führte. Zwei Direktoren und der Personalchef de« Werkes wurden von der Belegschaft de» Werkes, die ohne Geld hatte nach Hause gehen müssen, tätlich an gegriffen. Die Arbeiter rotteten sich irr einem Hofe de» Werke» zusammen und nahmen die Arbeit nicht wieder auf. Der Betriebsrat war machtlos. Es wurde eine Delegation gewählt, die mit den Be hörden verhandeln sollte. Die maßgebenden Stellen versuchen alle», wa» in ihren Kräften steht, um die Zahlungsmittelnot zu beheben. Neue veamtenbezüge Lohnerhöhung«» auch Im Kohlenbergbau Berlin, 3. August. (Eig. Tel.) Der Haushalt- Ausschuß de» Reichstages genehmigte die Auszahlung der erhöhten Löhne und Gehälter, wie sie zwischen dem Reichsfinanzministerium und den Spitzenorgani- sationen der Beamten und Staatsarbeiter vereinbart worden waren. Danach ist mit Wirkung vom 1. Au- gust ab der Teuerung»zuschlag zu den Gehäl tern der Beamten von 574 Prozent auf 1760 Prozent erhöht worden. Der Frauenzuschlag wurde von 332 000 Mark monatlich auf 1 Million Mark neu festgesetzt, die Desadungszulag« wurde von 144 000 Mark monatlich auf 650 000 Mark erhöht und der Kinderzuschlag von 23 000 Mark auf 130 000 Mark. Bei den Löhnen für die Arbeiter erhöhen sich die Bezüge in der zweiten Augustwoch« um 100 Prozent gegenüber den Lohnen der ersten August woche. Es erhält also ein Handwerker einen Stunden lohn von 48 600 Mark gegenüber den bisherigen Stundenlöhnen von 24 270 Mark. Der Frauenzu- schlag wurde auf 4800 Mark pro Stund« festgesetzt. Ferner hat der zur Regelung drr Löhne für d«n Steinkohlen- und Braunkohlen bergbau eingesetzte Schlichtungsausschuß, mit so fortiger Wirkung für die besetzten Gebiete eine Lohn erhöhung von 110 Proz., für die Bezirke Ibben büren und Niedersachsen von 95 Proz. und für die übrigen Bezirk« von 90 Proz. durch Schiedsspruch festgesetzt. Hiernach beträgt die Erhöhung der Berg arbeiterlöhne einschließlich de» Hausstands, und Kindergelde» im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau 191 736 und im Ruhrbezirk 304 820 je Schicht. Gewaltige liohlenpr«i«»GrhShung Berli», 8. August. Entsprechend der Neuregelung der Bcrg«rbeiterlöhn« find di» neuen Kohlenpreis« wi, folgt festgesetzt worden: Rheinisch-westfälischr Förderfrttkohlr 5158 000 »H, mitteldeutsche und ost elbische Braunkohlenbrikett» 2 555 000 .11, ostelbische Rohkohle 757 000 ^t, mitte'deutsch- Rohkohle 702 000 Mark, niederschlefischer Dteßerrikok» 7 349 000 niederschlrsischer Brechkoks 7 318 000 oberschlesische Stückkohle 4 047 000 ^l, obe(schlesischer Stückkok» 6 502 000 je Tonne. Diese Erhöhung der Kohlenprrise beträgt für die Revier« de» besetzten Gebiete» 148 Prozent, für die anderen Revier» etwa 125 Prozent im Mittel. GlN'vollar-Stükke der Goldanleihch Berli», 4. August. Bei der Ausgabe drr neuen Anleihe wird darauf Bedacht genommen, auch dem kleinen Sparer und kleinen Gewerbetreibenden Ge legenheit zum Erwerb einer wertbeständigen Anlage »u bieten. L» ist infolgedessen vorgesehen, Stücke bi» zu einem Dollar heruater zu schaf fen. Im Gegensatz « den große» Stücken werden di« kleinen der Einfachheit kalber nicht mit Aino- scheinen versehen, sonder» die Zinsen wachsen de« Kapital zg, da» nach 12 Jahren zurückgezapft wird. Um die Erwerber der kleinen Stücke nicht sLechter zu stellen al» die Erwerber der großen, hat sich bi, Finanzverwaltung entschlossen, di, Rückzahlung der kleinen Stücke zum Nennwert zuzüg- lich 70 Prozent erfolgen zu lassen. Vie Ztrelitzer Regierungsbildung Dem „Demokratischen Zeitung,dienst* wird au» Mecklrnburg-Strelitz geschrieben: Die Regierung»- bildung hat, wie e» nach dem Landtagswahlergebnr» zu erwarten war, außerordentliche Schwierigkeiten gemacht. Die bürgerliche Arbeitsgemeinschaft, in der di, Demokraten vertreten find, hat den Versuch ge macht, eine Regierung auf möglichst breiter und vo» einer Mehrheit gesicherten Grundlage von Mehr- heitssozialdemokrüten, bürgerlicher Ar beitsgemeinschaft und Deutsch nativ na len zu stande zu bringen- Die Regierung wär« durch 24 von 35 Abgeordneten gestützt worden- Die Aussichten schienen zunächst gar nicht hoffnungslos, angesichts der in Mecklenburg-Etrclttz vorhandenen besonderen Verhältnisse. Di« Sozialdemokraten er klärten schließlich, daß jetzt eine solche Regierungs bildung für sie nicht in Betracht kommen könnte. Ebenso erklärten di« Deutschnationalen, tn eine Regierung mit den Sozialdemokraten nicht ein treten zu können. Auch der Versuch, eine Minder heitsregierung von Mehrheit»sozialdemokraten und bürgerlicher Arbeitsgemeinschaft zu bilden, wurde gemacht. Die Sozialdemokraten waren diesem Ge danken grundsätzlich nicht abgeneigt. Die Bildung einer solchen Regierung war aber deswegen zum Scheitern verurteilt, weil all« Übrigen Parteien er klärten, diese Regierung nicht unterstützen, auch keine Neutralität üben zu können. Sozialdemokraten und bürgerliche Arbeitsgemeinschaft verfügen aber nur über dreizehn Mandate, so daß der Plan fallen ge lassen werden mußte. Darauf wurde versucht, die Deutschnationalen zu veranlassen, von sich aus ein Kabinett zu bilden, und die bürgerliche Arbeits gemeinschaft erklärte sich bereit, ein« solch« Regierung zur Erhaltung der staatlichen Notwendigkeiten und im übrigen von Fall zu Fall nach jedesmaliger Prüfung zu unterstützen. Die Deutschnationalen lehnten die» aber rundweg ab und erklärten, sich nur an einer Regierung mit der bürgerlichen Arbeits gemeinschaft beteiligen zu können. Um io überhaupt eine Regierungsbildung zu ermöglichen, hat sich schließlich die bürgerliche Arbeitsgemeinschaft bereit erklärt, sich mit den Deutschnationalen an der Re gierung zu beteiligen unter der Bedingung, daß die Deutschnationalen erklärten, jederzeit di« im Landesgrundgesetz festgelegt« republikanisch demokratische Verfassung gegen alle An- griffe verteidigen zu wollen. Vie Dresdner Erwerbslosentumulte Dresden, 4. August. (Eig. Te l.) Das Presseamt de» Polizeipräsidiums teilt folgendes mit: Am 8. August 1923 fanden von nachmittags 5 Uhr an. entgegen den Verboten des Polizeipräsidiums, auf dem Altmarkt Versammlungen der revo lutionären und radikalen Erwerbs losen statt, zu denen der Aktionsausschuß dieser Gruppe aufgefordert hatte. Die Polizei schritt da gegen ein und räumte tn der siebenten Stunde den Altmarkt. Nach der Räumung de» Altmarkte» bil- dete sich ein Demonstrationszug, den di« Polizei an der Ecke Waisenhaus- und Prager Straße aufloste. Da bi« Beamten mit Steinen geworfen und Personen mit aezogencn Messern bemerkt wurden, die Menge der Aufforderung, auseinander^uaehen, auch nicht sofort nachkam, vielmehr gewalttätig vorging, mußte von dem Gummiknüppel Gebrauch gemacht werden. Nach der Zerstreuung des Zuges hatte sich ein Teil der Demonstranten an einem unbeteiligten Mann«, der die Demonstration mißbilligt«, gewalttatigver- griffen, so daß er von der Polizei in Schutz ge- nommen werden mußte. Verletzungen Irgendeiner Person sind nicht festgestellt worden. Auch diesmal ist wieder sestgestellt worden, baß Neugierige in gro ßer Zahl durch müßige» Herumstehen und verant- wortunaslose Kritik de» Verhaltens der Beamten die Maßnahmen der Polizei in unverantwortlicher Weise erschwert haben. Noch 2 Todesopfer des Eisenbahnunglücks Kassel, 4. August. (Amtlich.) Von den bei dem Eisenbahnunglück in Kreiensen Verletzten sind in zwischen in der Göttinger Chirurgischen Klinik weitere zwei Personen gestorben: Kanzleisekretär a. D. Karl Hanauer aus München und Lehrer Oskar Kroll aus Bad Tölz. Dadurch ist die Gesamtzahl der Toten auf 48 gestiegen. Die Toten sind jetzt sämtlich erkannt. Am Freitag fand in Kreiensen eine Trauer- !eierfÜrdteOpfer -«»Unglücks statt. In der besonder» hergerichteten Trauerhalle standen noch vier mit Kränzen und Blumen reichgeschmückt, Särge, von denen vorerst nur zwei zum Friedhof über geführt wurden Ein kaum übersehbarer Trauerzug bildete da» Gefolge. Die Trauerandacht hielten «in evangelischer und ein katholischer Geistlicher. Vor der Gruft legten die Vertreter der Behörden und Vereine Kränze nieder, darunter einen Kranz des Reichsverkehrsministers, und zugleich im Namen de» Reicheprasidium» sprach Geh. Oberbaurat Zirkler, während für dir Reichsbahndireftion Präsident Rai ff er sprach. Minister Roenneberg über- mittelt« da» Beileid der braunschweigischen Staat»- regierung. Weiter sprach u. a. auch ein Vertreter der bei dem Unglück verletzten dänischen Staats- angehörigen. Bei drr Feier de» Berfassung»tagr» im Dresdner Opernhaus wird am Dormittaa des 11. August Heinrich Mann di« Festansprache halten. Die Veröffentlichung der Verordnung über di, Diederzulassung des freien Devisen handel» ist spätesten» für Anfang nächster Woche zu erwarten. Die Verordnung wird mit der Ver öffentlichung in Kraft treten. * Dir erste Sitzung de» Abrüstungsausschusses de» Völkerbundes, die am Freitagnachmittag tagte, wurde nach einer Ansprache de» italienischen Vorsitzenden Schanze, zum Zeichen der Trauer um Sar din g aufgehoben. Di« Arbeiten de» Ausschusses werden morgen mit einer Erklärung über da» all gemeine SchatzDchGatzGmemen aufgrnomMrv werd«. Seitschristen-Rundfchau Im Aufbau de» neuen Schulwesen» in Deutschland nimmt Thüringen eine führende Stelle ein. Bereit» seit anderthalb Jahren ist das thüringische Einheits schulgesetz in Kraft getreten, und schon seit Ostern 1922 ist der Abbau der öffentlich« und privaten Vorschulen erfolgt. Ueber di« Organisierung d«r Einheitsschule tn Thüringen gestattet nun eia Auf satz im Heft 7 der Sozialistischen Monats- hefte einen au»führlichen Ueberblick, der auch außerhalb Thüringens von großem Interesse sein dürfte. Nach einer Schilderung der gesetzesmäßigen Einteilung de» thüringischen Schulwesen in Grund- Unter-, Mittel- und Oberschule berichtet der Ver fasser u. a.: „Jede Schulstufe bildet innerhalb des Gesamt aufbaue» der Einheitsschule ein in sich geschloffene» Ganzes und führt zu einem gewissen Abschluß der Schulbildung. Die verschiedenen Zweige derselben Scyulstufe gelten grundsätzlich al» einander gleich wertig. Für jede der vier Stufen de» Einheitsschul- aufbaue» wirb ein besonderer Lehrplan aufgestellt, d?r di« gemeinsamen und unterschiedlich« Unter richtsfächer aller Zweige derselben Schulstufe umfaßt. Vorläufige Richtlinien für den Lehrplan... sind... veröffentlicht worden. Sie zeigen zum erstenmal an einem praktischen Beispiel, wie es möglich ist, daß sich alle Arten von höheren Schulen lehrplanm'cißig auf einer gemeinsamen Grundlage aufbauen, ohne daß ihrer eigenen Art dadurch irgendwie Abbruch zu geschehen braucht. ... Ein weiterer für die thü ringische Einheitsschule wesentlicher Grundsatz ist der, daß für die gemeinsamen Unterrichtsfächer ver schiedener Zweige derselben Schulstufe die Stoff verteilung auf die einzelnen Schuljahre möglichst einheitlich gestaltet werbe, und daß dementsprechend für diese Facher innerhalb desselben Schuljahre» für die verschiedenen Zweig« derselben Schulstuft auch nach Möglichkeit die gleiche Wochenstundenzahl an- gesetzt werde. . . . Ein anschauliches Bild davon, wie man sich in Thüringen die Verwirklichung des plan wirtschaftlichen Prinzips in der Unterrichtsgestal- tung denkt, gibt die Vorläufige Normalstundentafel, die für Thüringen mit dem 1. April 1923 in Kraft trat. Natürlich kann die Durchführung der dort vor- gesehenen Unterrichtsverteilung nur schrittweise, das beißt dem allmählichen Aufbau der Einheitsschule folgend, stattfinden. . . . Für den Oberbau wird im Laufe ber nächsten Jahre wohl noch mit diesen oder jenen wesentlichen Aenderungen zu rechnen sein, da einmal der Gedanke der Hochschulreife gegenwärtig eine gewisse Erweiterung in den Vereinbarungen der deutschen Unterrichtsverwaltungen oder eine» Teils von ihnen erfährt, und da ferner der Grund satz der beweglichen, elastischen Gestaltung des Unter richts auf der Oberstufe derartig zu wirken beginnt, baß in Zukunft wahrscheinlich praktisch mit einer größeren Mannigfaltigkeit der Schultypen zu rechnen in Zukunft wahrscheinlich praktisch mit einer ^ren Mannigfaltigkeit der Schultypen zu rechnen ein wird, als sie die vorläufige thüringische Normal- tundentafel vorsieht. E» darf erwähnt werden, daß zum Beispiel in Weimar voraussichtlich schon bald dem neuen Typus der deutschen Oberschule ein an derer Typus an die Seite treten wird, der dadurch gekennzeichnet ist, daß der kulturkundliche, natur wissenschaftliche und mathematische Unterricht ge meinsam mit den Schülern der deutschen Oberschule erteilt wird, während getrennt von jenen eine be- son-ere Schulung nach der künstlerischen Seite hin erfolgen wird. Auf diese Weise werden staatliche Institute, wie die Weimarer Musikschule und da» Bauhaus, die bisher in keinerlei organisatorischer Verbindung mit d»r Einheitsschule stehen, in diesen Zusammenhang eingsordnet, so daß ganz neuartige Möglichkeiten der höheren Schulbildung für unfern künstlerischen und pädagogischen Nachwuchs geschaffen werden. Eine weiter« Ergänzung wird die Normal stundentafel der Oberstufe durch Verbreiterung der Wahlmöglichkeit im modernen fremdsprachlichen Unter richt (Russisch, Spanisch) erfahren. Leider enthält der Aufsatz keine Mitteilung« darüber, welche praktische Erfahrungen die thü ringische Regierung mit dieser Einheitsschule bisher gemacht hat. Trotz der Kürze der Zeit, seit der die Neuorganisation des Schulwesens durchgesührt wird, hätten einige Hinweise auf die zutage getretenen Vorteile oder Mängel der thüringischen Einheit»- schule für die anderen Länder wertvolle Fingerzeige sein können. rntfall« auf da» Sächsische- Besetzt« Rhein- Industriegeb. und Ruhrgebiet lst-0 4^ 2^i 2,7 Poinearö hat in seiner Antwort auf die englische Note erwidert, da» Ziel Frankreichs im Ruhrgebiet sei, dem Deutschen Reich wirtschaftliche und politische Schäden von großem Ausmaße zuzufügen, um da» deutsche Volk vor die Wahl zu stellen, ob es sich aus diese Weise zugrunderichten lassen oder ob es ihm jetzt unmöglich scheine, Reparationslasten auf zu nehmen. Wie skrupellos PoincarS hierbei vorgeht, davon spricht die Statistik der Kindersterblichkeit im neu- besetzten Gebiet ein« beredte Zunge. Zn einem Artikel „der kinderftessende Militarismus in der deutschen Westmark* veröffentlicht drr „Rheinische Be obachter* folgend« Zahlen, die au» den Ausweisen für die Woche vom 3. bi» 9. Juni, die nachweislich nchti durch irgend eine Epidemie belastet war; er rechnet worden find; jeder kann sie selbst nachprüfen. Zugrunde gelegt sind die Verhältnisse in 20 Groß städten de» besetzten Gebiet« am Rhein und an der Ruhr. Sir stehen in einem wirtschaftlichen und be völkerungspolitischen Zusammenhang insofern, als sie durchweg Industriestädte sind, und -war, wi« jeder Kenner der deutschen Verhältnisse weiß, di« am frühesten erschlossenen und sozialhygienisch am besten eingerichteten Industriegebiete Deutschland». Zum Vergleich ist da» sächsisch, Industriegebiet heran- gezogen, für Deutschland an sich ein« sehr hohe Zahl der Kindersterblichkeit auftoeist. Von 100 Todesfällenentfall« auf da» Lebensalter von 0—1 Jahr 1—5 Jahre» 5—15 15—SO „ 20,6 Diese Aahlen red« eine deutlich« Sprache. Di» Sterblichkeit der Säuglinge und Kleinkinder ist da nach im besetzten Gebiet fast doppelt so -roß wie tu ,in«m der gefährdest« Gebiet« d« unbesetztn Deutschland. Für die Säuglingssterblichkeit seien noch einige Aahlen au» anderen Großstädten der Welt herangezogen: In der gleich« geil traf« von 100 To des stillen auf Kinder bi» zu einem Jahr in Zürich 7/4, London 9Z, Kopenhagen 9^, Stockholm Lhristiania Rem Port 18^. Selbst di» Kindrrhöll, Rew Port, di, den Vergleich mit den . sauberen und ^ut gepflegt« deutschen Städten am Rhein nicht aushält, bleibt weit zurück hinter dem Rekord drr Kindersterblichkeit, den dies« Stadt, auf- liesse» - . An kirche verein eine II ins L« fahren kleiner, solchen Zehn I in Con meist c standen Lübeck, johr 18- Cchulim Vogel ziger L Echriftb Kell,« Heiligen ziger, u sclbst L Dersamr Eie fani „Schütze, wekend ' Hochschul Schlver» erzichuw grcrmmsa tung soll ständigen Minister die erst noch nich sollten in der Waii Dersamm den Ehre, dcr Pforl nach Köck Sächiis sofort der Aug. Ber, Suirettor Leipzig so In dir Vereins b seinen „i sammensch zahlreicher 28.—30- 6 "00 Lehre: Drucke der Der Al diese schwe Aber nicht Geschlossen politischen belangen. Kein 2 stellung vo der komm damit die ringen Best brotbereitu langen gei Preisübersc außerdem Folge. — der Löhne i qens der N gen Unkostei erhöht werl vom 7. 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