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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230803
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230803
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-03
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Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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Sette 4 Ur. 182 Insektenbe-räbnir in westminster-^all Einer weißltcken Made und einem kleinen, braunen Käfer, beide sorgsam in einigen Tropfen Alkohol konserviert, wurde in London ein in der Geschichte einzig dastehende» Begräbnis zuteil. Die origi nellen Beisetzungsfeierlichkeiten fanden statt auf dem berühmtesten Fleckchen englischer Erde, nämlich in der Westminster Hall, unter jenem hohen Gewölbe, wo die Gebeine der erlauchtesten Herrschaften ruhen. Der Käfer, an dessen Bahre sogar der Köniz und die Königin, die Lord» und Abgeordneten standen, war durchaus kein gewöhnliches Insekt. Es war ein Holzwurm mit besonderem Geschmack, der es sich durchaus in den Kopf gesetzt hatte, die eichenen Spitzbögen und getäfelten Wände des sehenswiirdigen Westminster zu verspeisen. Er hatte nach langjähriger Tätigkeit schon ziemlich gründlich gebohrt. Da wurde den Engländern di« Sache zu bunt, und sie eröffneten einen regelrechten Feldzug auf das gefräßige Insekt. Nach achtjährigem Kampf hatte man ihn bezwungen. Den endgültigen Sieg über ihn und sein Ge schlecht feierte man nun . hier im Beisein der Spitzen des Landes. Die winzigen Glassärae ruhten in einem dem Dach entnommenen Stück Eichenholz, da» durch dar jahrelange Ragen zahlreicher hungriger Maden ausgeyöhlt war. Die Fragmente selbst, sowie eine ausführliche Abhandlung über diesen schwierigen Kampf zwischen Mensch und Insekt, kostbar in Schweinsleder gebunden, wurden dem König in einem massiven Behälter feierlich überreicht. Niemal» vorher sind wohl Ifeber- reste eines feindlichen Lebewesen» mit so viel Pomp zu Grabe getragen worden. Das Parlament vergaß seine politischen Differenzen und schickte Vertreter sämtlicher Parteien. Al» der König und die Königin kamen, überreichte ihnen Sir John Baird, der Leiter der Holzwurm kampagne, die schweinslederne Denkschrift. Wie eine Vision erlauchter Geister erschienen die beiden Majestäten den Anwesenden. Denn ein paar Stufen tiefer kennzeichnet ein Mcssingschild den Punkt, wo König Lharles l. stand, als man ihm 1649 sein Todesurteil verkündete. Und auf demselben histori- schen Fleck wurde neun Jahre früher Strafford ver hört und Cromwell zum Lord Protektor proklamiert. * Da» »Leipziger Tageblatt' — amtliche» Organ de» Polizeipröfitzinm». Als Blätter für die Ver öffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de» Leipziger Polizeipräsidiums sind ab 1. August das »Leipziger Tageblatt* und die »Leipziger Volkszeitung* bestimmt worden. Wertzuwachssteuer und Geldentwertung. Es war bisher zweifelhaft, ob bei der Berechnung der Wert- «uwachksteuer der Geldentwertung Rechnung -ü tra uen sei. Nunmehr hat das Gesetz zur Aenderung de» Landessteuergesetzes die Frage geklärt. Werden von den Ländern und Gemeinden Steuern vom Wert- ».<uwachs beim Ueberaang des Eigentums an Grund- stEv erhoben, so bildet Zur Feststellung de» steuer- bare« Wertzuwachses bei dem Erwerb«: Und Der- mufchkeffe die innere Kaufkraft der Dtürk an beiden Heitpimkten die Grundlage der Wertbemessung. Die Geldentwertung ist also gebührend zu berücksichtigen. * Gültigkeit der Gtrokassenscheck». Wie wir hören, begegnen die Schecks der Girokaffen der Leipziger Umgebung bei den Leipziger Geschäftsleuten bis- weilen Schwierigkeiten bei der Ein lösung. Wir weisen daher darauf hin, daß die Notschecks der Girokaffen in Leipzigs Umgebung genau dieselbe Gültigkeit haben wie die Notschecks, die die Leipziger Großbanken ausgeben. * Flüchtliug»fürs»rge. Dem Roten Kreuz stehen nicht nur für verdrängte Beamte, sondern jetzt auch für nichtbeamtete Rhein- und Ruhrverdrängte Bar mittel zur Verfügung. Dieselben dienen zur In- ftandsetzunL von Wohnungen, wie Um- und Ausbau und zur Abtrennung van Aimmgr», hauptsächlich von möblierten. Antrüge auf BewUligang von Geld- Mitteln zu obigen Zwecken sind an da» Sächsische Rote Kreuz, Abteilung Flüchtling»fürsorge, Dres* den X, Laxusssraße 18, zu richten. Re» Fl»gp«fi«ark,. Für den Luftpostverkehr sind neue Flpgpostmarken im Werte von 200 Mark Herausgegehen; sie sind bei den Postanstalten der Flugorte uüd bei einer großen Anzahl anderer Post- anstalten erhältlich. Postanstalten, die keine Flag postmarken führen, vermitteln auf Wunsch den Bezug der Marken, Flugpostmarken zu 6 und 16 Mark werden nicht mehr hergestellt werden. Eine Strahenbahnfahrt in Leipzig 10000 Mark Von der Großen Leipziger Straßenbahn wird uns geschrieben: ' Wiederum maßten angesichts der weiter fort geschrittenen Teuerung wegen der Höhe der Löhne Vereinbarungen getroffen werden. Die für die Zeit vom 28. Juli bis mit 3. August zugestandenen Lohn erhöhungen bedingen Mehrausgaben bi» zum Ende des Geschäftsjahre» von über 67 Milliar den Mark, die sich unter Hinzurechnung der un- ausbleiblichen sonstigen Betrieb»vert«uen,ng auf 107 Milliarden Mark stellen. Zu ihrfir Deckung wäre die Erhöhung der Grundfahrpreise um 4000 erforderlich, jedoch soll nicht zuletzt au« zah- lungstechnischen Gründen vorerst ein Betrag von 8000 zur Abgeltung kommen. Einem dahingehenden Borschlage ist der Dar- waltungsrat für die Straßenbahn in seiner Sitzung vom Donneratag betgetreten unter Beibehaltung des Rabatts für Knipskarten, Wochenkarten, Karten für Schwerkriegsbeschädigte und Kinder sonne de» Zu schlages für die Fahrten von 12 Uhr nachte an. Auf dis Anzeige in der vorliegenden Nummer wird besonder« hingewiesen. Protestkundgebung der Leipziger SigarrenhSndler Eine am Mittwochabend in den großen Saal des Vercinshauses in der Roßstraße eiNberufenc Protest- Versammlung de» Verein« der Aigarrenyändler in Leipzig und de» Verbände« sächsischer Grossisten mit Tabakfobrikaten erfreute sich außerordentlich starken Besuche». In seiner Rede begrüßte der Vorsitzende de» Vereins der Zigarrenhändler die Erschienen«', wobei er auch an die Presse Begrüßungsworte rich tet«. Er gedachte der ersten Leipziger Protest kundgebung gegen die Nachversteuerung im Marz und des gut gelungenen Proteststreike» der Zigarren händler im Juli. Daran anknüpfend betonte er, daß der Proteststreik vom 2. August ganz Deutschland umfasse. Die Aigarrenhändler bäten nicht mehr, nein, sie forderten den. Fortfall de» Aufdrucke» der K l e i n v e r k a,, f »p r e i se, sowie den Fortfall der Rachbanders- lierung, hke für die Händler rü einer Zeit, wo da» Mille Zigaretten 6 Millionen kost«, ruinös wirke/ Bi« zur Erzielung eine» greifbaren Erfolges sei an bedingte Geschlossenheit oer Zigarrenhändler von« werden. . Schließlich n a h m die Versammlung einstimmig eine an die Regierung und den Reichstag gerichtete Entschließung an, in der betont wurde, daß der Ruin de« Zigarrenhandelo bevorstehe, falls er noch weiterhin die Geldentwertung versteuern müsse. Die sofortige Aufhebung der Rachver steuerung müsse daher unbedingt gefordert wrden. Au» der anschließenden Diskussion erfuhr man, daß bereite am 21. Juli d. Z. im Beisein des Finanz ministers Dr. Herme» in Berlin eine Besprechung zwischen den Vertretern des Tabakhandel« und des Finanzministerium» stattgesund»» hab», und daß eine Kommission zur Beratung der Tabaksteuer- aagelegenheiten gewählt morde» sei,, dl« am 9. August ern«ut zuseunmentreten werde. , Gemäß dem Beschlüsse der Versammlung wäre«, wir von un» bereit» am 1, August angekündigt «prden war, am gestrigen Donnerstag die Läden der Leipziger Zigarren Händler z«m Zeichen de» Protest streiks restlos geschloffen. Vermietung der Mebmohnunge« Au« den Fragen, die die Vermieter von Meß wohnungen immer wieder stellen, geht hervor, txch sie insolge der räumlichen Verlegung de» Wohnungs nachweises in dl« Geschäftsstelle de» Derkehrevereiv, i« unklaren sind über da» Derhültnis zwischen Wob- nungsnächweis und Meßamt. Deshalb «erden wir gebeten, mltzuteilen, daß der in der Geschäftsstelle de» Verkehrsvereins eingerichtet« Wohnung»nachw«is nach wie vor der Wohnungsnachwei« de» Meß amt«» ist, der nur au» organisatorischen Gründen räumlich verlegt werden mußt«. D^r Haus- frauenvereln, den man in alle möglichen Zusammen- hänge zum Wohnungsnachwei» bringt, hat nur in- sofern mit ihm etwas zu tun, al» er bei Festsetzung der Wohnungspreise beratende Stimme hat. Es können also alle, die Zimmer zur Messe zur Ver fügung stellen wollen, ihre Zimmer im Verkehr«, verein anmelden;, sie find da an der richtigen meß amtlichen Stelle. Der Wohnungsnachwei» ist täglich ununterbrochen geöffnet von 8 Uhr morgkn» bi» 7 Uhr abend», nur Sonnabends von 8 Uhr morgens bl» 2 Uhr Nachmittage. Erhöhung der SrztNchen Gebühren Im Hinblick auf di« erheblich« Zunahme der Teuerung in den letzten Tagen hat der Wohl- f a h r t « Minister bestimmt, daß vom 1. August an ein Teuerungszuschlag von 39 900 vom Hundert zu den Gebührensätzen der Aerzte und Zahnärzte hinzutritt, so daß jetzt rund da» 46 000fache de» Friedenssatz«« zu zahlen ist. Bwbdrvckerstrett in Kül» »nd Chemnitz. Die Buchdrucker in Köln sind wegen Lohndifferenzen in den Streik getreten. Sie hoben den Schiedsspruch abgelchnt unp fordern wesentlich höhere Löhne. Zur zeit schweben zwischen Unternehmern und Arbeitern Verhandlungen, deren Ergebnis im Augenblick noch nicht feststeht. — Wegen Lohnstreitigkeiten sind di« Buchdrucker in Chemnitz in den Au»staad ge treten Di« Morgenzeitungell sind nicht erschienen. — Die Verhandlungen über die Löhn« im Buchdruckgewerb« für da« ganze Reich, die Mittwoch im Reichsarbeitsmintsterium begannen- hatten folgende« Ergebnis: Für die laufende Woche wurden außer den bereits bewilligten 200 000 Mark welkere 200000 Mark bewilligt. Geschloffen« Kantabakfabrike« In Nord- Hausen haben au» Mangel an Rohstoffen statt- lich« Kautabakfabriken geschloffen. E« find 2000 Arbeiter'b ratlos gewarsseiu Dt« städtischen Behörden wenden i sich gn -den Reick^urirtschaft»-' Minister und bitten ihn, d«r Tabakindustrie Devisen zuznteilen, damit Rohstoffe eingekauft und dse Be triebe wieder eröffnet wexdc» können. IntermttUmaler Kongreß für Sozialpolitik. Der Internattonale Verband für gesetzlichen Arbeiterschvtz hlttte in seiner letzten Versammlung di« Einberufung eine» internattonalen Kongresse» für Sozialpolitik, analog dem Züricher Kongreß von 1884, beschlossen. Die Kommission für die Vorbereitung diese« Kongreffe» tagt« am 26. und 27. Juli in Bregenz. Vertreten waren di« nationalen Verbände von Deutschland, Spanien, Oesterreich, der Tscheche« flowaktt, Frankreich und der Schweiz sowie das Internattonale Arbeitsamt. Die Kvaunission setzte den Beginn dc» Kongreffes auf den 24. April 1924 in Basel fest. , , ....> — ... ... ..— ..» —— Schadenersatz und Zeuerverftcherung Die Finna F. L W, Schuhfabrik in Köln, war hei d« Schlesischen Feuerverficherunasgesellschaft in B. in bep» ans ihr« in einem Haus« in der B.... strotze in Köln befindlichen Geschäftsräume gegen Ein- bruchsdiebstahl versichert. Rach Verbringung der versickerten Gegenstände nach der W....straße wur den dies« mittel» Einbruchs gestohlen. Die Gesell- schäft Ütznte jede Entschädigung ab, da mit den allgemeknen Versicherungsbedingungen di« Der- sichebte ein« neue Vereinbarung über die Aenderung de» räumlichen Geltungsbereich» der Versicherung mit der Gesellschaft hätte herbeiführen müssen, was nicht aeschHeü sei. Dos LandgerichtKöln verurteiltte dke beklagt« Gesellschaft »ur Zahlung, da» Ober- lande «««richt daselbst wie» die Klage ab, da», Reichsgericht stellte das landgerrchtliche Urteil wieder her. Die T»tsthe1dm»g»-raud« der höchsten Instanz. Da» Oberlandesgericht hat festgestellt, daß die Kkägetin mindesten» zwei Monate vor der Umräu- mung der versicherten Sachen dem Hauptvertreter der Beklagten von der Absicht der Translokation Mittei lung «macht hat. Rach K 43 der D. V. G. gilt der Versicherungsagent, auch wenn er nur mit der Per- Mittelung der Versicherungsgesellschaften betraut ist, al» bevollmächtigt, Anzeigen, die während der Ver sicherung ui machen sind, und Anträge auf Aenderung eine» Versicherungsvertrags entgeaenzunehmen. Durch Rundschreiben der Beklagten sind die Versicherungs nehmer auch noch ausdrücklich ersucht worden, in Zu kunft in allen Derstcherungsangelegenheiten sich an den Generalagenten S. zu wenden. Die Klägerin hatte also, frühzeitig genug alle» getan, was erfor derlich war, um die Vereinbarung herbeizuführen. Die weitere Erledi^rna der Angelegenheit lag allein i« der Hand der Beklagten und ihrer Angestellten. Die Mitteilung der Klägerin von dem bevorstehen- dcn Umzug konnte vom LH der Düsseldorfer Be- zirkrdirekttpn gar nicht anders aufgefaßt werden, ais ein Antrag auf Gewährung des Decsicherungs schutze» auch in den neuen Räumlichkeiten. Wenn nun die Beklagt«, sei es durch eigenes Verschulden ihrer verfassungsmäßigen Vertreter, sei es durch Verschul den ihrer Hilfspersonen, wofür sie nach 8 278 B. G. B. einiustehen hat, die Entschließung auf den Antrag der Klägerin monatelang verzögert hat, so muß sie der Klägerin für den Schaden aufkommen, welcher dieser dadurch entstanden ist, daß sie durch Verzögerung einer endgültigen Erklärung, ob der Versicherungsschutz für die anderen Räumlichkeiten gewährt werden sollte oder nicht, daran gehindert worden ist, rechtzeitig sich anderweit Versicherungsschutz zu verschaffen. Die mynatelange Verzögerung ist der Beklagten als Ver schulden anzurechnen, mag nun der Hauptagent S. oder die Bezirksdirektton in D. oder die Direktion P. den Antrag unerledigt haben liegen lassen. Solche Anträge müssen selbstverständlich mit Beschleunigung erledigt werden, damit im Falle der Antragsableh- nung dem Versicherten hinreichend Zeit bleibt, ander- weit Versicherung zu nehmen. Die monatelang« Per- zögerung konnte daher nicht mit Arbeitsüberlastung entschuldigt werden. (X 2 VH 18122.) Sachsen» Nachteile bei den Zerienzügen - Der- Perkehrsausschuß des Derkehrevereins Sttpzlg hat auf seiner letzten Sitzung zu der' Be nachteiligung Sachsen» in bezug auf Ferieareisen .Stellung genommen. Wenn sich auch bei der Be sprechung dieser Angelegenheit herausgestellt hat. daß di« sächsischen Behörden keinerlei Schuld dabei trifft, und daß sowohl die Reichsbahndirektion Dres- den, al« auch die sächsische Regierung bereits energisch gegen die Benachteiligung Sachsens vorstellig ge worden find, so hat trotzdem der Derkehrsverein nochmal» bei der zuständigen Stelle dringend ver- langt, daß eine Wiederholung dieser Zu stände für die Folg« ausgeschaltet «erd«. Weiter hat der Verkehrsausschuß sich mit der Frage einer Zusammenfassung aller al» Vororte »der Nachbarstadte an den Leipziger Verkehrs»er- hältniffen interessierten Gemeinden befaßt. Es soll demnächst dem Gesamtvorstand de» Verkehrsvereins lichen Bedürfnissen de» Gesamtorganismu« ein- schließlich der Hilfsarbeit. Ohne solche Sicherung von außen her ist die Unterhaltung eines Land besitzes, der etwa hundert Menschen Nahrung, Woh nung, Kleidung geben soll, undurchführbar. Eine »Siedlung", die nur aus sich selbst sich erhalten will, gerat bei jeder Mißernte, bei jedem Viehverlust in Lebensgefahr. Und eine Schulgemeinde, die in der Hauptsache auf das Pensionsgcld der Schüler an gewiesen ist. wird zum mindesten in der Auswahl der Schüler übel beengt. Wohltätigkeit endlich, auf deren Grundlage auch schon Siedlungen versucht wurden, ist ein ganz unmöglick»er Boden für ein dauerhaftes und autonomes Gebilde. Deshalb, aber, wie wir sahen,- keine»weg» nur deshalb, wird unser Werkland von einer Organisation umgeben und gestützt, die fortlaufende Einnahmen besitzt, und zwar Einnahmen in stabilen Werten, da unser« Erwerbsarbeit vorzugsweise nach dem Au»lande zu geschieht. „Schlagober»* von Richard Strauß. Die Ur aufführung des neuen Balletts „Schlag obers* (auf norddeutsch: Schlagsahne) von Richard Strauß ist an der Wiener Staat»oper für Dezember in Aussicht genommen, nachdem die Kosten der Ausstattung gesichert und auch die Skizzen für Kostüme und Dekorationen fertiggestellt sind. Altrömtsche» Theater io Pari». Nach Jahr- Hunderten völliger Vergessenheit soll das altrömische Theater, das in der Nähe des Pariser Zoo liegt, al» Naturtheater großen Stil» für abendlich« Aus führungen eingerichtet werden. Die Arena liegt -wischen der Rue Mond« und der Rue Linnö und wurde bisher nur von wenigen besonder« eifrigen Touristen besucht. In Zukunft aber soll diese» statt- lich« Amphitheater einem doppelten Zweck dienen. Ein Teil der Arena wird in einen Garten um gewandelt mit Rasenplätzen und Blumenbeeten: di« Mauern sollen durch blühende Ranken verdeckt werden. Von elektrischen Bogenlampen beleuchtet, wird dieser Teil de» Tbeater» den Bewohnern de» Viertel» am Abend Erholung und Erfrischung ge währen. Da» eigentliche Amphitheater wird in «ine moderne Freilichtbühne umgewandelt mit bequemen Sitzen nnd einem umfassenden Beleuckkung»app«at. Da e» bisher nur ein Naturtheater tn Part» gab, nämlich das „Theater im Grünen* im Pr4- Latelan, da» jedoch nur nachmittag« spielte, s» wird dnrch die Neueinrichtung de» altrömischen Theater» Pari« um eine am Abend spielend« Bühne bereichert, bi» io ibrer Eigenart einzig ist. , weshalb gibt es so viele Spekulanten? Don cheo»r1»«k«nko Auf einem einsamen Meeresstrande, unter einer hohen Klippe, trafen einander drei Menschen: sie schauten sich nach allen Seiten um und dann sagte der Aeltest«: „Im Namen de« Verbrechertum» eröffn« ich bie heutige Sitzung. Mr drei ständigen Bewqhncr der Zuchthäuser, Ehrenmitglieder der Diebeszunft, sind hier, um eine G. m d. H. zur Durchführung v»n Diebstählen, Hochstapeleien und Gaunereien -a be gründen. Oder habt Ihr vielleicht seit unserem letzten Beisammensein den Beschluß gefaßt, ein ehr- liche» Leben anzufangcn?* „Aber was denkst du?* riefen die beiden vor. wurfsvoll. „Wir waren Dauner und werden al» Gauner sterben!* „Es ist angenehm, solchen charakterfesten Gaunern zu begegnen!' sagte der Vorsitzende mit einer gewissen Befriedigung. „Besonder» dann, wenn solch ein Gauner wie du da« Präsidium führt . . .* „Meine Herrschaften, wir sind nicht hier, um un» gegenseitig Komplimente zu machen. Gehen wir zur Sache über. Wa» können Sie mir Vorschlägen.' Da stand der jüngere Gauner auf und sagst: „Ich weiß, daß Batter auf den Märkten au» de, -and gerissen wird. . - Die war« e», wenn wir di« Butter fälschen würden?* „Die sollen wir denn die Butte, fälschen?' „Au« Margarine, gelber Farbe und Talg.* Der Vorsitzende lächelt«: „Ist e» meinen geehrten Genossen bekannt, daß jetzt Talg und Farbe teuerer find, al» Butter?* „In diesem Falle ziehe ich »einen Vorschlag zu- rück!* Da stand der zweit« aus: . „Genossen! Ich weiß ein Unternehmen, dort be finden sich in einem eisernen Schrank Millionen . . .* „Uud wie werden wir den Schrank öffnen?* „Na, wie gewöhnlich: ein Ballon mit SLure, Azetglen, Glrktrizttät unh automatische Schrauben.* . „Uüd von wo werdun wir^die Instrument« her- nehmen?* „Früher haben wir alle» in London gekauft . . .* „Run, bedenk«, selbst: Wieviel wird «» kosten, wenn einer von un« nach London fährt, di« In- strumente beim Stand« der heutigen Valuta kauft, die Fracht, den Transport und die Zustellung zahlt . . Das wird, nach meiner Schätzung, auf drei Millionen kommen. Und wenn im Schrank sich bloß fünf Millionen befinden oder sogen Mr zehn Millionen, so bin ich nicht bereit, mit einem Nützen von 10 Prozent zu arbeiten!* „Was wird denn der Vorfitzende Vorschläge^?* „Ich schlage vor, Fünfrubelscheine zu fälschen . .. Ersten» find sie blau, einfarbig, zweitens ist die Zeichnung nicht kompliziert und dritten« . . .* „Und wa» braucht man dgzu?* „Eine Platte zum Gravieren, Säure, Farbe, Papier und «ine Press« zu» Drucken . . .* „Und wieviel solcher Falschdruck« kann man in «ine» Monat Herstellen?* „10006!* Der mittlere Gauner nahm einen Bleistift und begann zu rechnen , „Wissen Sie, wa» ein Stück kosten wird?* „Nun?* „Hm . . . ja . .. Ein- Aünfrubelschein wird 820 Rubel kosten . . .* „Die kann denn dann di« Regierung drucken?* „Die hat noch Vorräte an Papier, Farbe...* „Gin feine« Landl* sagte der Vorsitzende. „Un welch« Gaunerei «an auch denkt — alle» ist un rentabel . . .* .Wa» wäre,* sagte der Züntzst«, „wenn wir eisig« Ballen Manusakturwar« aufkaufen, di« War« irgend wo heimlich einlagern, eine Zeit abwarten und sie dann »erkaufen würden?* ,Va» haben wir davon?* - „Na, inzwischen steigen di« Preise mrtz wir ver dienen ein schöne» Geld . . .* .Da» ist denn da« für ein« Gaunerei?* * .Gar kein« . . . Aber es ist » » rt «i lhaft . .* .Dort«. Sind wir Gauner oder stich »st» nicht ? E» paßt sich recht für un«, solche Geschäfte in Angriff zu nehmen!* „Deshalb?* .Und wenn bie Wi«tschalt»p»liz«l von unsere» heimlichen Manufakturlager ersähet, was wird sie an« machen?* .Richt»!* ' „Ra, flehst du! Da» gehört sich nicht. Ich bin nicht gewöhnt, mich mit solchen Affären zu befassen.* „Aber wir tragen ja keine Schuld, daß das Aus- stapeln von Daren rentabler ist, al» c'.n Diebstahl!* „Mein Gott!* rief der Vorsitzende und griff an den Kopf. .Die tief sind wir gesunken, daß auch wir un» mit solchen Geschäften befassen müssen!" Und sie gingen in di« Stadt und begannen Waren aufzukanfen. < « * Jetzt wissen Sie, verehrter Leser, weshalb es heutzutage f» wenig Gauner und so viel Spekulanten gsstzt. » . . (»«4 »em «usgscken von M. Htrschmann.) , Beärohap« be« Werkunterrichte». Der Landesver band der Eltern-Beiräte mittlerer Schulen Preußen» hat dem Kultusministerium »yitgeteikt, daß in einer Reih« von Städten und Gemeinden der an Mittelschulen eingeführte Werkunterricht wie der aufgehoben ist. oder elnzugehen droht, weil die Schulverwaltung die guscküffe zu den persönlichen Unkosten und zu der Materialbeschaffung au» Spar- fa«kett»rückfichten zurückgezogen hat oder znrückzuzirhen Lcabsichtiat. Demgegenüber weist das Kulttmmintsterium jetzt in einem Erlasse darauf hin, daß der Werkunterricht zu den lehrplanmäßi- -e »Unterrichtsfächern gehört. Lr muß also an allen Knabm-Mtttelschulen etngeführt sein, uns ist nicht zulässig, die« Fach, wo e» besteht, ohne wettere« fallen zu lassen. Gl» historische« Mark Der jetzt verstorbene stHhtte französische Premierminister Lharles -upug Ist dadurch berühmt geworden, daß er bet d» Kqmmerfitzung vom 6. Dezember 1893, al» der Anarchist Baillaat ein« Bombe in da« Parlament tzchrf, dt« aufgeregten Abgeordneten mit den Dorten beruhigt«: „Die Sitzung geht weiter.* Als ihn »er kurze» «in junger Politiker um Rat fragte, wie »an tn der Politik berühmt «erden könnte, er zähl» er ihm, daß er fick beim Ausfprechen diese» Historischen Wortes* nicht da» geringste gedacht habe. „Ich fand kürzlich in einem Buch historische Schlagworte zusammengestellt und «ich in einer Nethe »1t Mtrabeau, Lambronne und anderen Großen,* »eint, er. „Aber ich rate Ihnen, sich nietzeal« »orznnehmen, ein historische» Wort z» sprechen. Die harmlosesten Sätze werden «» Hessen berühmt.*
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