Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230802
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-02
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
s«lt« r kkr. !«1 vaqerische Nöte vayernr Sehnsucht nach seiner Eisenbahn Mönche», 1. August. (Lig. Tel.) Der bayrische Landtag stimmte heute über die Anträge der Demo kraten und der bayrischen Dollspartei liber die Frage der bayerischen Eisenbahn ab. Der Antrag der Demokraten wurde in seinem ersten Punkt, der die amtliche Nachprüfung und Untersuchung der Auf stellung und Angaben der Denkschrift des Abgeord neten Rothmeyer über die Perrcichlichung der bayri- schcn Verkehrsanstalten fordert, einstimmig ange nommen. Der zweite Punkt dagegen, der die Staats regierung veranlassen soll, in ein kontradiktorisches Verfahren mit der Rcichseisenbahnverwaltung. ein- zutreten, wurde abgelehnt. Der Antrag Held (Bayr. Bp.) wurde mit den Stimmen der Koalitionsparteien angenommen. In dem Antrag wird erklärt, daß die Neichsregierung sich bei der Umwandlung der Reichsbahn in ein vom sonstigen Reichsvcrmögen sowie durch die Verpfändung der Reichsbahn ohne Zustimmung der bayrischen Staatsregierung außer halb de« Staatsvertrage» gestellt habe, dessen Rechts- Wirksamkeit ohne die durch die völlige Entwertung der den bayrischen Staat zugesicherten Abfindung, durch die beharrliche Verweigerung der für das bay risch« Wirtschaftsleben lebenswichtigen in 8 24 de» Etaatsvertrages und der Ziffer 4 des dazugehörigen Schlußprotokolls vereinbarten Sicherungen erschüttert sei. Die Etaatsregierung wird ersucht, mit der Reichs regierung in Verhandlungen einzutreten, um eine Neugestaltung des Rechtsverhältnisses der bayrischen Bahnen zu vereinbaren, die den außenpolitischen Notwendigkeiten des Reiches Rechnung trage und die zur Sicherung der lebenswichtigen Interessen Bayerns unerläßliche Selbständigkeit der bayrischen Bahnen gewährleistet. Ein Zusatzantrag, nach dem der Landtag einen Unterausschuß au« Mitgliedern t-e« Staatshaushalts-Ausschusses bestellt, der sich während der Verhandlungen dem Staat zur Der- fügunq zu halten habe, wurde einstimmig ange- nommen. Das Defizit -er Grdnungszelle Münch«», 1. August. (E i g. Te l.) Der Haushalt- Ausschuß des bayrischen Landtage» schloß mit der Annahme des Ftnanzgesetzes seine Sit zungen. Die ursprünglich im Finanzgesetz vorgesehene Ausgabcsumme von rund 4» Milliarden erhöht sich infolge der Auswirkungen der Geldentwertung auf rund 2,851 Billionen, die ursprünglich mit 44 Mil- liarden veranschlagten Einnahmen erhöhen sich auf rund 2F60 Billionen, so daß das mit rund 4 Militär- den errechnete Defizit de» bayrischen Staatshaushalte» sich auf rund 290 Milliarden erhöht. Heine VerfaftungrLnderung in Sayern Munch«», 31. Juli. Der bayerische Landtag fällte haute die Entscheidung über den Verfassungs gesetzentwurf betr. Volksbegehren und Volksentscheid. In der Echlußabstimmung stimm- te» 78 Abgeordnete der Bayrischen Volkspartei und der Bayrischen Mittclpartei für den Gesetzentwurf und öS Abgeordnete der demokratischen, sozial- demokratischen und bauernbündlerischen Fraktion dagegen. Damit ist die notwendige Zwei drittel- Mehrheit für Verfassungsänderungen nicht er reicht. Im Staatshaushaltsausschuß de» Landtag», der heute seine letzte Sitzung abhielt, stimmten die Sozialdemokraten gegen da» Finanzgesetz, was eine Mißtrauenskundgebung gegen die Regierung bedeutet. Der Fehlbetrag im bayrischen Budget, der ursprünglich auf 4 Milliarden veranschlagt war, beziffert sich jetzt auf rund 290 Milliarden. Var Eisenbahn-Unglück BeUeld de« Reich«Präsidenten Berit», 1. August. Der Reichspräsident hat dem Reichsverkehrsmintstrr folgendes Tele- gramm übersandt: »Die Nachricht von dem schweren Eisenbahn- von Rahr»ng»»itt«ln entblbßt b?Si» den. Auch u»f«ren Brüdern an Ahri» »nd Mihr müssen wir helfen und wnen ftn AbO>ehrk»Mpf beistehen. Auf dm Feldern harrt eine gute Körnerernle der Bergung. Was schon gedroschen ist und zum Verkauf komme» kann, muß unverzüglich der städtischen Bevölkerung zugeführt werden. Do es der Reisegrad der Kar toffeln gestattet, müssen st« den Verbrauchern um- gehend und möglichst reichlich geliefert . werden. Was in den Kräften der deutschen Landwirtschaft steht, muß jetzt geschehen. Wer sich in dieser Zett der Not dem Reiche versagt, schädigt die Gesamt heit de» Volke» und damit am schwersten feinen eigenen Berufsstand. Sache der Regierung wird es sein, für Ruhe und Ordnung zusorgen, damit die Erntearbeiten und der Versand ungestört vonstatten gehen und Angstkäufe vermieden werden. An alle deutschen Landwirte aber geht der Ruf und unsere Mahnung: Helft, daß all«»,, was ihr an Erträg nissen de» Lande» zum Verkauf stellen könnt, un verzüglich geliefert wird und in die Hände der Verbraucher gelangt. Die in allernächster Zeit zu erwartende Herausgabe einer wertbeständigen Anleihe soll euch in die Lage versetzen, den Erlös so anzulegen, daß er euch zur Fortführung eurer Wirtschaft erhalten bleibt. Helft dem Vaterland«, ihr helft damit auch der deutschen Landwirtschaft/ Maßnahmen der sächsischen Negierung Vie Regelung -er Veamlengehalter Dr«»de», 1» August. (Eig. Tel.) Die Nach richtenstelle der Staatskanzlei schreibt: Der Bund der Sächsischen Staatsbeamten veröffent licht eine Mitteilung unter der Uebersckrift »Die sächsischen Beamten auf halben Sold gesetzt*, die nicht unwidersprochen bleiben darf. Zunächst wird bemängelt, daß die sächsisch« Regierung den Beamten keine Kohlenkrcdite gegeben hat. Dagegen ist zu sagen, daß die sächsische Regieruny sogleich, al» bekannt wurde, daß die Reich»beamten Kohlenkredite erhielten, bei der Neichsregierung be antragt hat, auch für die sächsische Beamtenschaft Vorschüsse zur Verfügung zu stellen. Das ist nicht geschehen. Zinslose Vorschüsse hätte die sächsische Re- gierung nicht geben können, da auch das Reich dem Lande solche Summen nicht zinslos zur Verfügung stellt. Die Uebernahme der Zinsen auf den Staat aber kann bei der jetzigen Finanzlage nicht ver- antwortet werden. Da die sächsische Regierung die Summen für Kohlenkredite nicht aufbringen konnte, hat sie sich entschlossen, den Staatsbeamten am 1. August 1923 auch die Septemberbezüge mit auszuzahlen. Da zu- nächst nicht zu übersehen war, ob da» Reich Sachsen für den 1. August mit Rücksicht auf die verfügte Septembervorauszahlung nach den Grundsätzen für Vierteljahrszahlung behänd«!» würde, konnte die Zahlung für August und September zunächst nur nach dem Stande von 237 v. H. Ausgleicbzuscblag bewilligt werden. Darüber hinaus hat die sächsische Re gierung bereits für die Zeit vom 1. bis IS. August die Zahlung des Unterschiedsbrtrage» von 237 auf S74 v. H. Ausgleichszuschlag angewiesen, so daß, wie ausdrücklich hervorgehoben sei, bie sächsischen Staats beamten insoweit am 1. August bereits Bezüge «r- halten haben, die den Vierteljahrsempfängern unter den Reichsbeamten noch nicht zur Verfügung stehe». Nachdem aber weiter vom Reich die Besoldungs zuschüsse untet Zugrundelegung von Monatszahlung zur Verfügung gestellt worden sind, hat die säch sische Regierung bereit» die erforderlichen Schritte in die Wege geleitet den sächsischen Staatsbeamten den Unterschiedsbetrag von 237 auf S74 v. H. Ausgleichs zuschlag auch für die -wette Augusthälfte, un beschadet der noch für August »u erwartenden wei teren Erhöhungszahlung auf die erste Augusthälfte unverzüglich nachzahlen zu lassen. Daraus ist ohne weitere» ersichtlich, daß die sächsische Regierung alle» getan hat, um der Be amtenschaft im weitesten Maße entgegenzukommen. Sie will jedenfalls, so viel an ihr liegt, dafür sorgen, daß die sächsischen Beamten nicht ungünstiger al» die Reichsbeamten gestellt werden. Im übrigen mutz darauf hingewiesen werden daß schon die bloße Bar auszahlung der Septemberbezüge den Widerspruch der sächsischen Gemeinden hervorgerufen hat, die sich nicht in her Laß» sehe», de» Beamten i» gleicher Weile Ommuszahlungen DU leiste». Darüber, ob Vie «invlerteMhrüch« Gehaftpzahlung am 1. Oktober ISW allgeaich» «tngefübrt »erden kam», und welche AolgWungen daraus für die Behördrnangestellten, für Wss übrigen» »»rläufig bereit» die 14t8gige Aus- zahlung eingeführt ist, und die Staatsarbeiter zu zi^en find, wird da» Gesamtministerium demnächst Beschluß fassen. Wahrung von Ruhe un- Ordnung DtwiGe», 1. August. (Eta. Tel.) Die Nach- richtenstelle der Staatskanzlei schreibt: In einer An- frage der deutsch-volksparteilichen Landtagsabgeord- »eten Dr. Kaiser und Dr. Schneider an die Reaieruim und in Pressenotizen wird von Terror akten streikender Arbeiter 1» Zwickau, Aue und Lauter berichtet, bei denen es teil- weise zu Mißhandlungen und Nötigungen von Arbeitgebern gekommen ist. Die bei der Regierung einaelaufenen Meldungen ergeben gleichfalls, daß solche Ausschreitunaen oorgekommen find. Die Re- glerung ist entschlossen, ihre Wiederholung mit aller Entschiedenheit zu verhindern. Sie hat zu diesem Zwecke Vorkehrungen getroffen, die die persönliche Sicherheit gewährleisten sollen. Ein starkes Auf- gebot von Schutzmannschaften ist in die betreffenden Bezirke entsandt worden. Wenn es notwendig sein sollte, wird die Regierung zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit Demonstrationen auf Grund de» Artikels 12S, Abs. 2, der Reich»verfaffunz verbieten. . > Revision im Morvprozeft Graft Aache», 31. Juli. Heute vormittag be gann vor dem belgischen Appellationsgerickt m der Angelegenheit der Ermordung de» Leut nant» Graff die Verhandlung gegen den Leutnant Reinhardt und Genossen, die in erster Instanz m-»n belgischen Kriegsgericht teil» zum Tode, teils zu schweren Zuchthaus- uad Gefängnisstrafen ver- urteilt worden waren. Mr Angeklagten werden von zwei Brüsseler Rechtsanwälten sowie von Iustlzrat Dr. Järtssen und Justiziar Dr. Springs feld au» Aachen verteidigt. Ms Verlesung des Tatbestandes nahm den ganzen Vormittag in An spruch. Um 1 Uhr wurde die Sitzung auf morgen Mittwoch vormittag 9 Uhc vertag:. Meine politische Nachrichten Der sächsische Ministerpräsident Dr. Zeigner wollte, wie bereit» gemeldet, am Frei- tag in einer Versammlung de» Republikanischen Reichsbund» sprechen. Inzwischen ist aber die Ver- sammlung wegen dienstlicher Verhinderung des Ministerpräsidenten verschoben worden. « Für die Deutschnationale Volkspar- tei von Frankfurt a. M. kommt vom 1. August ab ein eigenes Organ unter dem Titel .Frankfurter, Post (Vaterländische Tageszeitung)' heraus. * Der Sekretär der Berliner Zentrale der KP-!., Schriftsteller Paul Schulz, ist in München aus Grund eines Haftbefehl» der Oderstaateanwaltschaft de« Landgericht» Mannheim wegen Beleidigung und Verleumdung verhaftet worden. Die Verhaftung wurde im Fraktionszimmer der KPD. im Rathause vorgenommcn, wo Schulz schriftliche Arbeiten er ledigte. Die Besatzungsbehörde hat in Fran kenthal den Direktor der Reichsbanknebenstelle Hauck, den Landgerichtspräsidenten Becker, den 1. Staatsanwalt Müller und den Landgerichtsdirektor Hussong ausgewiesen, weil sie sich weigerten, fran- zösische Befehle auszuführen. -U Au» Konstantinopel wird gemeldet, daß der Volkskommissar de« Acußern der Angoraregie- rung, Fethi Dey, zum türkischen Botschafter in Paris ernannt, während der Vorsitzende de» Rates der Volksbeauftragten, Renf Dey, Vertreter der Angora- regterung in London werden soll. * Me Aerzte des Präsidenten Harding be- zeichneten seinen ZUstand al» er nst, da der rechte Lungenflügel angegriffen sei. Präsident Harvlng, so wird au» San Franzisko gemeldet, kämpft jetzt um sein Leben. Leipziger l^gedlKßt aack »LvSelßrettimg Unglück in Kreiensen hat i« ganzen deutschen Volke die schmerzlichste Teilnahme erweckt. Ich bitte Sie, den Hinterbliebenen der Opfer und den Verletzten der furchtbaren Katastrophe den Ausdruck herzlichste» Mitgefühls zu übermitteln.' Vie Lifte -er Toten Kassel, 31. Juli. Wie di« Reich»bahndirrktion Kassel zu dem Eisenbahnunglück in Kreiensen mit teilt, sind auf Grund der vorgefundenen Ausweis- paniere bisher die Namen von 23 Toten fest gestellt: E» handelt sich um folgende Per sonen: 1. Heinrich Schlüter aus Hanau, 2. Friedrich Walkhofs au» Hannover, 3. Ehefrau Konrad Becker aus Bebra, 4. Reinhold Mahler au» Darmstadt, 8. Lohnkellner Alfred Deiz au» Stuttgart, 8. Al fred Iatho aus Hannover, 7. Elise Dörr aus Mann- heim, 8. Lina Eibl au» München, 9. Schlosser Georg Schmidt au» Rosenheim, 10. Ernst Geßlein au» Offenbach, II. Heinrich Mauzinger au» Rosenheim, 12. Ehefrau Günsch au» Eisenach, 13. Richard Kominie, Ingenieur in Wien, 14. Nathan Reich au» Bad Bruckenau, 18. Fritz Buerschaper au« Wesel, 16. Frau Dolkommer, Lehrerin in München, 17. Al- fred Eraner aus Bamberg, 18. Wilhelm Hube au» Posen, 19. Hugo Wick aus Wien, 20. Karl Bau meister, Polizeiwnchtmeister in München, 21. Lina Wagner aus Ipshausen bei Westerstede, 22. Frau Minna Leffeack au» Hamburg, 23. Wilhelm Hastidt au» Bremen. Vie Schul-frage Kreiensen, 31. Juli. (Eig. Tel.) Die Schuld- frage, zu deren Aufklärung der Eisenbahnpräsident von Kassel und die Gerichtsbehörden in Kreiensen weilen, ist noch nicht endgültig geklärt. E» wurde festgestellt, daß der Vorzug außerfahrplanmäßig zur Uebernahme einer Lokomotive in Kreiensen hielt, wo da» erste Einfahrtssignal der dort schnurgerade lau fenden Strecke auf frei stand. Deshalb glaubte der inzwischen verhaftete Führer des nachfolgen, den Hauptzuges, daß die Strecke frei sei. Er soll sich gerade gebückt haben in dem Augenblick, al» die Loko motive des Hauptzuge« das zweite aus Halt stehende Einfahrtssignal passierte. Al» der Führer dann die roten Schlußlichter des Vor zuges sah, versuchte er mit Hilfe der Schnellbremse da» Unglück zu verhindern. Er konnte aber bei der kurzen Entfernung die sehr große Geschwindigkeit seines Zuge» nur sehr wenig mildern, und so fuhr dieser mit furchtbarem Anprall auf den Vorzug auf. Mehrere Personen de» Vorzuges standen auf dem Bahnsteig, um sich die Hände zu waschen. Diese sahen da» nahende Verhängnis und riefen den Reisenden im Zuge noch zu, auszusteigen, aber es war bereits zu spät. Liner au» dem Fenster sehenden Dame wurde der Kopf glatt abgeschnitten. Der Hauptzug wurde von dem Vorzug abgefedert, d. h. er sprang nach dem Aufprall wieder zurück. Die Hinterräder de» letzten Wagens des Vorzuges steckten auf der Lokomotive. In diese Räder hineingeklemmt fand man vier Leichen. Noch ein Aufruf an -ie Landwirte Berlin, 31. Juli. Der Reichsausschuß der Deutschen Landwirtschaft erläßt nach stehenden Aufruf an die deutschen Landwirte: .Wir haben heute mit der Reichsregieruna über die Not der städtischen Bevölkerung und die Schwie rigkeiten beraten, die ihrer Versorgung mit Lebens mitteln erwachsen. Die Not in den Städten ist groß, es fehlt besonder» an Kartoffeln, aber auch an anderen Nahrungsmitteln. Die deutsche Landwirt schaft trägt keine Schuld an dieser Not. Infolge der Ruhrbesetzung ist die Einfuhr von Nahrungsmitteln au« Mangel an Devisen so gut wie unmöglich ge worden, so daß die Erzeugung der deutschen Land wirtschaft mehr als je die Grundlage unserer Volks ernährung bildet. Aber die Ernte hat sich um vier Wochen verspätet, und wo schon Vorräte zur Ver fügung stehen, ist ihre Beförderung durch Streik im Transportgewerbe verzögert worden. Mit der Reichsregierung sind wir einig in der Ueberzeugung, daß alle» darauf ankommt, der deutschen Bevölke rung über die Schwierigkeiten der nächsten Wocben hinwegzuhelfen. Obgleich Vorräte in der Landwirt- schäft im allgemeinen nur in dem Umfange vor- Händen sind, der den strengsten Eigenbedarf bi« zur neuen Ernte deckt, dürfen die Städte nicht vomierslKg, ckeo 2. Ich kerne Italienisch Don Kk»m»«n Ich lerne Italienisch. Ich habe mir bei einem Antiquar ein kleines Büchlein gekauft: .Der beredte Italiener'. Aus Heuoerger» Verlag in Bern. E» ist ein schon ziem lich alte», schon ziemlich bejahrtes, aber ein sehr reizende« Büchlein. Freilich, ob ich Italienisch daraus lernen werde? Da» mit dem ei und chi und schi und ciu, da» scheint mir doch sehr schwierig zu sein. .Ehlesa' und .asciutto' und .feiabolo', .der Säbel' — da» werde ich wohl niemals richtig aussprechen. Aber wesholb auch? Wozu brauche ich einen Säbel? Ich werde mir doch nicht ausgerechnet in Italien einen Sabel kaufen? Und wenn ich auch zu unge schickt bin oder zu faul, um jemals richtig Italienisch zu lernen, etwas lerne ich jedenfalls au» dem Buch. Da» ist: die Höflichkeit. Mein Büchlein hat nämlich einen Teil, in dem sind lauter Gespräche angeführt. Fünfzig verschiedene Gespräche. Ueber da» Wetter und über da» Theater, beim Schneider und beim Spezereiwarenhändler und im Bad. Aber da» kann ich unmöglich alles lernen. Ich muß mich beschrän ken. Und so habe ich mir da» Gespräch Nr. 8 aus gesucht. Da» handelt von den .Höflichkeitsformen'. Wenn ich mich auch nicht richtig werd« unterhalten können in Italien, so will ich doch wenigsten» als höflicher Mann erscheinen. Da find also zwei Leute zusammen, das sind offenbar die beiden höflichsten Leute der Welt. E» ist geradezu ein Wettstreit von Höflichkeit. Wenn der eine sagt: .Ich danke. Ich danke sehr. Ich bin Ihnen sehr verbunden', dann antwortet der ander«: .O, ich bitte, wenn ich bitten darf.' Aber damit glaubt er schon zu weit gegangen zu sein, denn er setzt sofort hinzu: .Entschuldigen Siel Ich bitte um Entschuldigung!' So unterhalten sie sich eine ganze Zeit lang. Wenn einer sagt: .Darf ich Eie einen Augenblick belästigen?' dann antwortet der andere: .Womit kann ich Ihnen dienen?' Und wenn der eine au«ruft: .Mit Vergnügen!' so sagt der andere: .Machen Sie keine Umstände.' Aber plötzlich saat der erste, nachdem er eben noch gemurmelt hat: .E» tut mir leid. Ich bedaur« sehr , ohne jede Veran lassung: .Sie sind zu gütig. Ich wünsche Ihnen tvllick,' Da» hat der andere nicht erwartet. Auf soviel Herzlichkeit war er selbst nicht gefaßt. Ihm fällt nicht» Neue» ein. Er sagt nur .Gleichfalls! Gleichfalls!' Aber auch dem ersten geht der Atem aus. Er muß die Phantasie zu Hilfe nehmen: .Grü ßen Sie Ihren Bruder', ruft er plötzlich. Diese» Gespräch habe ich auswendig gelernt. Mit Höflichkeit gewappnet, begebe ich mich nach Italien. Was auch immer passieren mag, ich weiß für alles ein höfliches Wort. Ich sage .danke' oder .bitte' oder .das tut mir leid' oder .es freut mich'. Und wenn ich Schwierigkeiten habe auf der Post oder beim Zoll, wenn mich ein Schaffner anredet oder ein Polizist, so werde ich sagen: .LU» k» trovp» doniä! L» »ugura kortuna/ Sie sind zu gütig. Ich wünsch« Ihnen Glück.' Aber wenn das alle» noch nicht ge nügt, um uns zu verständigen, wenn er noch weiter was von mir will, so werde auch ich meinen Hut abnehmen und höflich rufen: .Ai srttuti il »uo sißnor krrttellol' .Grüßen Sie Ihren Herrn Bruder von wirt' E» gibt noch viele Gespräche in meinem Buch. Ich kann sie nrcht alle lernen. Aber ich lese sie. Sie lesen sich wie kleine Komödien, wie klein« Scherze, wie Dramen. Sonderbare Leute lernt man da kennen. Zum Beispiel: Beim Uhrmacher. Da» fängt so an: .Ich brauche eine silberne Uhr. Ich habe schon eine; aber ich bin nicht damit zufrieden.' .Da» für einen Fehler hat sie?' .Sie geht jeden Tag ein« Viertelstunde vor.' .Die Feder ist gebrochen.' Sollte man es für möglich halten? Me Feder ist gebrochen, aber die Uhr bleibt nicht etwa stehen, sie geht vor. Ra, ich würde so ein« verhexte Uhr ja nicht nr Repa ratur nehmen. Aber der Uhrmacher nimmt sie und sagt, er werde sie in Ordnung bringen. Und nun passiert erst da» Sonderbarste, da», rca» sicher kein Mensch erwartet hat. Dieser fremde Herr, der mit de» .Beredten Italiener' in der Tasche in Italien herumretst, der kaust sich plötzlich eine Wanduhr. .Ich brauche ein« Wanduhr' sagt er. Und wahrhaftig, er kauft ein« Wanduhr und läßt sie sich in sein Hotel schicken. Ich habe einen Freund, der kauft überall Spazterstöcke. Aber Wanduhren? Da» habe ich noch nie gehört. Und dann ist da ein schöne» Gespräch: .Zwischen einem jungen Herrn und einem Frauenzimmer.' .Ihr Mener, Mademoiselle!' fängt da» an: .Ich komme, mn zu sehen, wie Sie sich befinden: denn man hat mir gesagt, Sie seien unpäßlich.' Sie ist aber auf der Besserung, und er sagt: .Me» freut mich, zu vernehmen.' Sie muß ziemlich bedeutend auf d«r Besserung sein; denn schließlich fragt er sie, ob sie am Abend mit zum Balle ginge. .Ich bin Ihnen für Ihre Güte sehr verbunden,' sagt sie, .aber dies hängt nicht bloß von mir ab. Sie müssen meinen Vater deswegen um Erlaubnis bitten.' So ruhig und anständig endet dieses Gespräch. Aber gleich danach müssen tolle Sachen passiert sein. Denn das nächst, Gespräch heißt: .Me Auf- rcgunz.' .Potztausend! Was habt Ihr gemacht!' Aber der scheint durchaus kein schlechte» Gewissen zu haben. Er antwortet: »Lustig! Juchhe! Da» ist mir gelungen! O ich Glücklicher! Welche» Glück.' Aber darüber scheint man doch verschiedener Ansicht zu sein. »Li, was Ihr da sagt,' tönt e» ihm ent gegen. .Wie denn? Ist » möglich? Laßt doch diese Narrheiten.' Und einer sagt sogar: .VH, welche Unverschämtheit!' Aber der läßt sich nicht beirren: .Bei Gott! Wenn ich sie noch einmal seh«, werd« ich e, ihr geradeheraus sagen/ Da»? Da» ist die Frag«. Wa» will er ihr sagen? Etwa» Schöne» scheint e» nicht gewesen zu sein. Denn nun geht e» lo». Lr sucht sich zwar noch zu rechtfertigen. .Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Sie beleidigt habe. Ick hatte auf Ehre diese Absicht nicht/ Aber es nützt ihm nicht» mehr. Alles geht drunter und drüber. Man weißt gar nicht mehr, wer spricht, wer ruft. .Weh mir Unglücklichen. Ich Aermftr! Wie soll ich mir au» dieser Schling« hel fen?' .Pfui, welcher Schmutz! Welch« Gemeinheit!' .Fort, fort, ich will Euch nicht mehr sehen!' .Ver fluchter, geh zum Henker/ „He, Hilf,! Dieb«! Mörder! Sie bringe« mich um, sie erwürgen mich!' »Für Dich ist keine Hilf, mehr!' .Um Gotte» willen, rettet ihn! Um Gotte» Barmherzigkeit, verlaß mich nicht!' .Nur stift! Wer langsam geht, geht sicher/ .Schweig! Red« nicht, be»or Du gefragt wirst!'... Und nun? Wa» ,st geschehen? Da» haben sie getan? Alle» scheint leer. Sie scheinen verschwun den. Denn nun heißt e» vlötzlich: .H«, Holla! Ist niemand zu Hause?' Damit endet dieser dramatiAr Auftritt. Ist da» nicht wirklich wi, der Schluß eine» schaurigen Drama»? Irgend etwa» Furchtbare» geht doch vor in diesem Hause? Au« harmlosen, au» scherzhaften Gesprächen scheint ssch irgendein Streit zu entwickeln. Kämpft man, schlägt man sich? Wirb jemand gemordet!! Verschleppt? Vergewaltigt?. Man hört nur Schreie, Rufe, Verwünschungen. Dann ist alle« still. Die Bühne bleibt leer. Und nach einer Pause schlägt jemand an» Tor. sieht zum Fenster hinein: ^He, Holla! Ist jemand zu Hause?' Und der Vorhang fällt. * Ob ich das alles nun in Italien brauchen kann? Da» möchte ich mir ja beinahe nicht wünschen. .Pfui, welcher Schmutz! Verfluchter, gch zum Henker!' Ich bin mehr für .Scufi!' und »Grazie! grazie mille!' Die Kriegsgeschichte der Carnegie-Stiftung. Me Earnegie-Strstung für den Weltkrieg hat, wie wir berichteten, ein« große Wirtschaft»- und So« ztalgeschichte de» Weltkriege» in Arbeit, die von den besten Sachkennern der verschiedenen Länder verfaßt werden soll. Der Leiter de» Unter nehmen», Prof. Z. T. Shotwell von der Eolum- bia-Universstät in Rew Park, einer der führenden Männer de» 1919 in Pari» gegründeten Amerika nischen Institute« für Internationale Anaelegen- heiten, hat die Einsetzung von Ausschüssen für das Werk in den am Kriege beteiligten Länder veran laßt. Der Gelehrte hat sich neuerdings auch nach Deutschland gewandt, und so ist auch eine deutsche Abteilung dieser Kriegs geschichte in Vorbereitung, die im Geiste Andrew Carnegie« die Völkerrechtsfragen al» leitende Ge sichtspunkt« einbezieht. Gin» Zarentochter ans de» Bühne. Die jüngste Tochter de» garen Alexander II. von Rußland, die Fürstin Katharina Iurjewsky. ist kürz- lich zum erstenmal auf einer Variete-Bühne ausgetreten, nämlich im Londoner Kolosseum. Die Fürstin hat während der Revolution aufregend« Abenteuer durchlebt; sie wurde mit ihrem Mann in Petersburg gefangen gesetzt. Ihren Freunden gelang es, sie zu befreien, sie wurde dann verborgen ge halten und verbrachte Monat« in größter Angst und Rot. Schließlich gelang e« ihr mit Hilfe de» Roten Kreuze» über die Grenze zu kommen. Sie ist g«. zwangen, sich ihr Brot zu verdienen, und hat de»halä di« Bühnenlaufbahn gewählt, in der sie mehr wegen ihrer hohen Abkunft al» wegen ihrer künst lerische« Darbietungen große» Aussehen erregt. Tief auf d« organtf oufgeb« und G« t> rchge beseelte gangspi tung t Chronil alter b keit, de feindliä wehren. So I Gebilde Unteror au« de: ihre Al fertigte! lung bc teilnah: kleinster b e st e machten Geräte wehren rufsmäs bildeten und Do wehr« ein Stü, So Feuer Teilneh Gauen Schlcsu mern, L falen .1 Deutsch« Feuerw Böhmer Vertret« Staaten land, L bis zurr * <! Volksho Stadt ! Männer 18 bi» ! arbeit d Heimins Gel- Berk die Gel druckere Papierg konnten hören v gcherrst städtisch Teilz städti gestern die Fii lunge nicht r Der linde, « mächtig! für Gel richtete, meister Gehör z den sie auszahl Endlich der Be> 50 Pr zahlu Don fränkisch Kleinbai an. Ni Nester i in nächl wattiger unwillkü Pitoreok Ueve junger ! nach Toi Dinkel»! Ich nah und nun licht voi es ging voller j -innen-, ich führ« spanisch« In i ähnlich, denken r rem Mo deutsche ist von seiner b etwa» E al« ich wie au» ausgeho! getürmt« ich, daß ärmeln um bei prüfen, mit alte herüber! ruhigent Giebel 1 orungen Nördlin
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)