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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230731
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-31
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Vleastsg. <1ea 31. /«U Leipziger ^»gedl»tt uuä Uarsaelsrettmig I^E^esberickt Milliass.n Millionen stnd nicht» mehr. Wer wäre heute nicht Millionär! Jeglicher, der über einem Hemd «in paar Fetzen puf dem Leibe und unter ihm ein Paar Latschen an den Füßen trägt, stellt sich als Millionär unter Beweis. Wiederum ist Milliarde ein etwa» happiger Begriff. Ls gibt gewiß heutzu- tage außerordentlich viel mehr Milliardär« al» es früher Millionäre gab, aber das Wort ist nicht hand lich genug. Es fehlte bislang ein Mittelbegriff zwischen Millionen und Milliarde, etwas, da» etwa dem Volltönenden .Tausende" von früher entsprich:. Es fehlte das Bindeglied von der zur alltäglichsten Norm herabgesunkenen Million zu der auch heute immerhin noch gar zu plutolratischen Milliarde- Es fehlt« die Sprosse. Es gab ein missillx link in der Geldsprach« von heute. Da springt di« „Milliasse" in sine Lücke. Iq hörte vor einigen Tagen am Kaffee Haus tisch das Worr zum ersten Male und ward von ihm durchzuckt. Milliasse. Da» ist ein Gebot der Stunde. Da» Wort brauchten wir. Ich kann mir vorstellen, wie es entstanden ist. Einer wird etwa haben erzählen wollen, wie «in anderer Unsummen für etwas verschleudert hat, Un summen! Und zur Unterstreichung der Unsinnigkeit de» anderen wollte er den Begriff der Unsummen näher erfassen und nach alter Gewohnheit „Mil- lionen" sagen. Doch ehe er noch das Wort heraus hatte, fiel ihm dessen Erbärmlichkeit ein und er hatte schon seine Steigerung auf den Lippen, die ihm aber schnell zu unwahrhaftig erschien, und da schuf er mit Zuhilfenahme des prasselnden aus der Milliarde den Komparativ der Million, die .Milliaffe". Das ist nicht ein Dutzend, nicht 100 Millionen, nicht 500, eine Milliaffe ist etwas zwischen Million und Milliarde, ist eine Portion, ein Bündel Millionen. Eine Mil- Nasse ist etwas, das sich auch heute noch sehen lasten kann. Eine Milliaffe ist ein unbestimmt großer Geld wert und doch ein bestimmterer als Million und Mil- liarde; denn er unterliegt nicht der Entwertung, er schreitet mit der Zeit fort. Uebrigens: Heut nock> ist die Milliaste ein Hilfs ¬ begriff zwischen Million und Milliarde. Wird sie die Milliarde einmal hinter ihrem Rücken liegen haben? Wir wollen es nicht hoffen. kksns Awangsanleihe und vrotabgabe Vom Finanzamt erhalten wir folgende Zu schrift: Gemäß 8 5 Absatz 3 Satz 3 des Gesetzes zur Sicherung der Brotoersorgung im Wirt schaftsjahre 1923/24 vom 23. Juni 1923 (Reichs- gesetzblatt I Seite 410) wird vom Reichsminister der Finanzen folgendes bekanntgegeben: Für den ersten Teilbetrag der Brotversorgungs abgabe, der am I. August 1923 fällig wird, ist das Zehnfache des endgültig festgesetzten Be trage« der Awangsanleihe maßgebend. Da» Meßabzeichen für die Herbstmesse 1923. Der Preiy des Leipziger Meßabzeichens, das zum beliebig häuftmn Besuch sämtlicher Meßhäuser berechtigt, war vor emizer Zeit für den bis zum 11. August gelten den Barverkauf auf eine halbe Friedensmark und für die spätere Zeit auf eine Frieden»mark auf Dollarbasi» festgesetzt worden. Der Arbeitsausschuß und der Verllaltungsrat des Meßamts haben neuer dings beschlossen, trotz der enormen Steigerung de» Dollars das Meßabzeichen bis zum 11. August noch zum Preise von 20 000 Mark, also weit unter einer halben Friedensmark, abzugeben. Nach dem 11. August wird jedoch der erhöhte Preis von einer Friedensmark aus Dollarbasis gelten. * Güterverkehrssperren. Der gesamt« Eil- und Frachtgutverkehr, Stückgüter wie auch Ladungen, nach und über alle Stationen de» Reichsbahnbezirk» Münster ist eingestellt. Weiter ist wegen Transport arbeiterstreik» die Annahme von Stückgütern und Frachtgutladungen nach Waldenburg (Schles.) gesperrt. Nach der Pfalz (Reichsbahndirektion Lud wigshafen) können wegen Errichtung der französischen Zollgrenze in der Hauptsache nur noch Lebensmittel, Futtermittel, sowie Rohstoffe für die Industrie, wie Meines Ltrandnotizbuch Don p«ul An der Ostsee, Juli 1923. 1. Die Grüne Die Grüne ist eigentlich blond. Ganz hellblond; die Sonne scheint durch ihr Haar, das ausgelöst ist, in resoluter Unbekümmertheit um Moral und Meer. Die Grstn« trägt ein schwarzes Badetrikot (sie ist sehr schlank), das mit grünen Bändern eingesäumt ist. Mit ganz dünnen grünen Bändern; sie bilden gleichsam die Grenze zwischen dem Schwarz de» Trikot» und dem Brennrot der sonnenbestrahlten Haut. So malen neoexpressionistische Maler, wenn sie noch gegenständlich bleiben, die Konturen; denn Malerei ist das Nebeneinandersetzen von Farben, und dazu kommt noch die Ergänzung einiger Radikaler: . . . von Farben, die durch eine Kontur voneinander getrennt sind. Man wird verstehen, warum ich die Grüne die „Grüne" nenne: ihr Bekenntnis zur grünen Kontur ist geradezu eine individuelle Tatsache. Wenn du an den Strand kommst und ich dir sage: .Sieh dir mal die Blaue an," so wirst du wohl ein wenig zögern. Denn die dicke Dame mit der blauen Kontur ist geradezu unwesentlich; hätte man irgendeine Ursache, sie zu benennen, sie würde ganz einfach .die Dicke" heiß«. Die Grüne aber ist ganz genau mit dieser Benennung umschrieben. Die Grüne, das wollte ich noch nebenbei sagen, die Grüne ist also sehr schlank, sehr blond; sie ist HWsch und selten im Wasser. Sie hat stet» eine kleine Gesellschaft von Verehrern — .grün« Jungen" — n» sich. Die Grüne ist Berlinerin und heißt, nehmt alle» nur in allem, wahrhaftig Elfriede. L Der Berühmte Stolz und einsam geht er über den Strand; scheue Blick« folgen ihm und zwei Mädchen. Doch er ist unnahbar; eine Sehenswürdigkeit auch in Badehosen. Begibt er sich in» Wasser — seht wie würdevoll seine Hände den Meeresspiegel kosen! , so wogt keiner es, die Kreise, die um seinen Körper entstehen, zu stören. Sein Blick ist in» Unendliche gerichtet; wo ep den Horizont trifft, veranstaltet da« Meer eine kolenne Illumination. Sanft gleiten di« schwarzen I im Verzeichnis der Waren, die nach de« interallt- I ierten Zolltarif zollfrei stnd, genannt, befördert I werden. i Grbohrte« Braunkohlenlager. In Lausigk (Anhalt) wurde in einer Tieft von 78 Metern ein Braunkvhlenlager von 60 Meter Mächtig keit angebohrt. Lin akademischer Disziplinarverfahren Zn der Aula der Heidelberger Univer sität fand unter starkem Andrang von Zuhörern ein öffentliche» Disziplinarverfahren gegen den Studenten Mierendorf statt, der wegen seiner Beteiligung am Sturm auf da» Radiologische Institut au» Anlaß der Rathenau- demonstration von der Strafkammer zu vier Mo- naten Defängni» verurteilt worden ist. Ueber dieses Urteil schwebt zurzeit ein Revisionsverfah- ren beim Reichsgericht. Inzwischen ist, wie man sich erinnert, auch da» Disziplinarverfahren gegen Professor Lenard, dessen Verhalten den eigent- lichen Anlaß zu dem Sturm gegeben hat, durch einen ziemlich milden Verweis erledigt worden. In der Verhandlung gegen Mierendorf vertrat Amtmann Dr. Kauffmann die Anklage, der zu Be ginn der Sitzung Ausschluß der Oe ff ent- lich kett beantragt«, weil bei Disziplinarverfahren die Oeffentlichkeit kaum zulässig sei. Nicht der Staatsbürger, sondern der Student Mierendorf habe sich zu verantworten. Die Oeffentlichkeit habe keinen Anspruch daraus, zu erfahren, wie und aus welchem Grunde da» Urteil ergangen sei. Das gehe nur die Universität selbst an. Das Gericht lehnte diesen Antrag ab. In der sehr umfangreichen, von morgens 9 Uhr bis nachmittags 4Z0 Uhr dauernden Verhandlung, in der die ganzen Vorgänge jenes Rathenautages wieder aufgcrollt wurden, stellte der Vertreter der Anklage dem Gericht anheim, di« An drohung der Ausschließung oder die Ausschließung über Miercndorf zu verhängen. Eine Vorenthaltung des Doktordiploms komme nicht in Frage. — Da« Gericht kam zu einem Fr « ispruch. In der Be gründung wird gesagt, es sei anzunehmen gewesen, daß Mierendorf das Radiologische Inst t habe schützen wollen. wo ist Emundsen? Schisfsreeder Hammer, der Leiter der Hilfs expedition für Amundsen, ist jetzt, nachdem Amundsen den beabsichtigten Flug über den Pol für dies Jahr aufgegeben hat, mit seiner Expedition nach Kopenhagen zurückgekehrt. In einer Unter redung erzählte er, daß er sofort nach Empfang der Meldung, Amundsen habe seinen Flug aufgegeben, an ihn telegraphiert und ihm das ganze Material der Hilkscxpcdition zur Verfügung gestellt habe, falls er etwa beabsichtige, den umgekehrten Weg, also von Spitzbergen nach Alaska, über den Pol zu fliegen. Hammer hatte nach Nome tele graphiert, hat aber nichts weiter von Amundsen ge hört und glaubt daher, daß Amundsen vielleicht in zwischen versucht hat, an Bord der .Maud" zu ge langen, die jetzt auf ihrer Triftfahrt nach dem Pol ist. Wenn da» richtig ist, so kann man Amundsen erst in vier bi» fünf Jahren zurück- erwarten. Hammer würde eine solche Expedition für viel nützlicher als einen Polflug halten, da man ja vom Flugzeug, selbst in geringer Höhe, nicht all zuviel sehen könne. Konsul Hammer hat seine wochenlange Wartezeit auf Spitzbergen nicht unnütz verbracht. Seine Station lag bei Green Harbour im Eisfjord, und von dort aus wurden weite Flugreisen über die Um- gegend unternommen. Der längste Flug dauerte 6 Stunden 40 Minuten und ging über das bisher noch ganz unbekannte Nordostland. Außer einem Flugfilm von 800 Meter Länge wurde auch eine große Zahl von Einzelbildern ausgenommen, die die merkwürdigen Klippenbildungen des Lande» deutlich zeigen. Alle Berge sind spitz und gleichen au» 2000 Meter Hohe vollständig einem Zeltlager, allerdings mit recht hohen Zelten, denn sie messen 600 bi» 800 Meter. Unzweifelhaft sind die meisten dieser Berge erloschene Vulkane. Die toten Krater sind setzt mit Schnee gefüllt, und Gletscher gleiten durch tue Fels spalten hinunter in da» Meer. Nie neuen Eisenbahnfahrpreise Von den in« Unermeßliche steigenden Preisen für alle täglichen Bedürfnisse des menschlichen Leben» stnd auch die Kosten für Etsenbahnfahrten nicht verschont geblieben. Während früher bet einer Badereise, einer Ferien« oder Wanderfahrt die Fahrkosten eine Nebensächlichkeit waren, die bet den allgemeinen Reisekosten nicht erheblich ins Gewicht fielen, stellen heute diese Gelder schon eine große Ausgabe dar, wie au« der nachstehenden Nebersicht hervorgeht. Die Preise sind gerechnet ab Leipzig-Hauptbahnhof. km Altenburg .... 45 Annaberg iE. . . 141 Baden-Baden . . . 567 Bad Elster .... 158 «ad Lösen .... 62 Bad Lausick .... 33 Barmen 497 Basel 734 Berlin 165 Bitterfeld 33 Bremen 392 BreSlau 355 Chemnitz 8! Delitzsch 21 Dessau 59 Döbeln 67 Dresden 118 Düsseldorf 528 Eilenburg 25 Eisenberg i. Th. . - 70 Elberfeld 501 Erfurt 117 Frankfurt a. M . - 386 Freiberg 109 Gera 74 Görlitz 219 Gotha 145 Grimma 3i Halle a. S .... 38 Hamburg 374 Hannover 269 2. Kl. 3 Kl. 4. Kl. 73000 23000 15000 M. 232000 71000 47000 „ 912000 290000 190000 „ 256000 79000 53000 „ 99200 31000 21000 „ 52800 17000 11000 „ 600000 290000 165000 „ 1184000 870000 250000 „ 264000 83000 55000 „ 52800 17000 11000 „ 640000 200000 130000 „ 576000 180000 120000 „ 129600 41000 27000 ,, 33600 11000 7000 „ 94400 30000 20000 „ 107200 34000 23000 „ 192000 59000 39000 „ 384000 270000 175000 „ 40000 13000 9000 „ 112000 35000 24000 „ 816000 260000 170000 „ 192000 59000 39000 „ 624000 195000 130000 „ 176000 55000 36000 „ 118400 37000 25000 » 352000 110000 73060 „ 232000 73000 48000 „ 49600 16000 11000 „ 60800 19000 13000 „ »W8000 190000 125000 » 432000 135000 89000 „ km 2 Kl. 3. Kl. 4. Kl. Hirschberg, Schles. .294 480000 150000 98000 M. Jena 91 145600 46000 31000 „ Karlsruhe 531 864000 270000 180000 „ Köln 547 880000 280000 185000 „ Königsberg i. Pr. . 751 1216000 380000 250000 „ Leisnig 54 86400 27000 18000 „ Lübeck 394 640000 200000 135000 „ Magdeburg .... 120 192000 60000 40000 „ Markneukirchen . . 161 264000 81000 54000 „ Meißen 107 176000 54000 36000,, München 48!» 784000 250000 165000 „ Nerchau 36 57600 18000 12000 „ Nordhausen .... 135 216000 68000 45E „ Nürnberg 323 528000 165000 IlOOOO „ Oschatz 53 84800 27000 18000 „ Osterode, Harz . . 190 304000 95000 63000 „ Passau 468 752000 240000 155000 „ Pegau 33 52800 17000 11000 „ Plauen i. V. ... 122 200000 61000 41000 „ Rochlitz i. Sa. ... 58 92800 29000 20000 „ Roda, S.-A 104 168000 52000 35000 „ Roßwein 77 123200 39000 26000 „ Saßnitz 440 704000 220000 150000 „ Schkeuditz 19 30400 10000 7060 „ Stuttgart .... 500 800000 250000 165000 „ Swinemünde ... 410 656000 210000 140000 „ Weimar 96 153600 48000 32000 „ Wiesbaden .... 427 688000 220000 145000 „ Zittau 223 368000 115000 74000 „ Zwickau ..... 90 144000 45000 30600,, Urrglücksfalle und verbrechen Beim Segels «rtruskes. Bei einer Segelboot- fahrt auf der Elbe bei Aken erfaßte ein Windstoß ein kleine» Segelboot und warf es an der Havel- münimng um. Don den Insassen ertranken der Kaufmann Hübner und der Ehemiker Otto. Die dritte Insassin, eine Dame namens Trüb aus Aken, konnte sich durch Schwimmen an» Ufer retten. In der Elbe auae^wemmt. Ein mit der Auf deckung des Akener Schiffermorde» be- schäftigter Kriminalbeamter fand am Ufer, vom Strom angetrieben, die stark angefressene Leiche eines etwa 30 Jahre alten Manne», die an der Schläfe eine Schußwunde zeigte. Man nimmt an, daß der Tote anscheinend von einem Schiffer er mordet und von einem Aken passierenden Schiff abgeworfen worden ist. Der v«rhäsgui»volle Zahm In Lohr am Main stnd durch einen merkwürdigen Unglücksfall die Ge schwister Elisabeth und Adolf Hettinger aus Neuen dorf ums Leben gekommen. Beim Durchschwimmen de» Mains löste sich dem Mädchen ein künst- licher Zahn und kam in die Luftröhre. Die tüchtige Schwimmerin sank hierauf unter. Ihr Bruder, der sie retten wollte, ertrank ebenfalls. SW schwere» Explofiousunglück ereignete sich in Oker (Harz) auf den Köper- und Metallwerken. In der inneren Hütte wurde großer Schaben an gerichtet. und das Dach der Hütte wurde vollständig abgedeckt. Diele Personen, meistens au» Oker und Dorlar, haben schwere Verletzungen und Verbrennungen erlitten. 8 weitere Arbeiter und der Betriebsleiter Habzig erlitten leichtere Ver letzungen. Der Materialschaden ist sehr groß. Siu furchtbare» Autounglück. Aus Budapest wird gemeldet: Auf der Stuhlweißenburger Straße, un mittelbar vor der Gemeinde Martonvasar ereignete sich vor kurzem mittags ein schweres Automobil unglück. Der Ekauffeur eines Kraftwaaen», in dem eine au« sechs Personen bestehende Gesellschaft saß, die einen Ausflug nach dem Plattensee unter- nehmen wollte, wurde plötzlich vom Herz- schlag getroffen. Das Automobil raste ohne Führer eine Strecke weiter und stürzte dann um. Einer von den Insassen, Staatsoberingenieur Katel, blieb tot auf dem Platze, zwei andere Passagiere wurden schwer, die übrigen leicht verletzt. Schtffsuufall de» Präsidenten Harding. Der Transportdampfer Henderson, an dessen Bord sich Präsident Harding und sein Gefolge befanden, ist mit einem Torpedobootszerstörer zu sammengestoßen. Die beiden Maschinen räume de» Torpedobootszerstörer» wurden von dem eindringenden Wasser überschwemmt, doch konnten sämtliche Personen auf dem Torpedobootszerstörrr Niclas gerettet werden. Liebespärche» al» Basdenführer. Zwei Einbrecher- kolonnen, die seit längerer Zeit den Südwesten Berlin» und besonder« auch die westlichen Vor orte unsicher machten, wurden von der Kriminal polizei hinter Schloß und Riegel gebracht. Beide hatten großen weiblichen Anhang. Jede Bande wurde von einem Liebespärchen geführt. Die Frauen übernahmen stets die Rolle der „Schmiere steher". Die Kolonnen arbeiteten nach der gleichen Methode. Sie verschafften sich Eingang, namentlich in Billen, durch Zertrümmern einer Fensterscheibe Um hierbei gefährliches Geräusch wenigstens abzu schwächen, wickelten sie einen Stein in Lumpen und schlugen oder warfen ihn dann gegen die Scheibe. Mitunter aber war das Geräusch doch noch so stark, daß die Bewohner erwachten und die Verbrecher flüchten mußten. Meistens aber gelang der Einbruch. Den Verhafteten, darunter auch einem Führerpärchen, konnten außer Diebstählen und Einbrüchen im Süd westen Berlins bereits sechs große Villeneinbrüchc nachgewiesen werden. Wetterbericht für »1. Juli: Wolkig bis trüb, nur zeitwellig aufheiternd, mäßig warm. Regenfälle. Badetrikots der Frauen an ihm vorüber; viel« kleine Herzschläge teilen sich dem Wasser mit, wer den mit den Wellen fortgespült und sind vielleicht, an fernen Küsten, ftlbst Welle geworden und Woge. (Woge: das klingt weitaus vornehmer. Der Be- rühmte ist überaus vornehm.) Aber am Nachmittag sitzt auch der Berühmte auf der Terrasse de« Kurhauses und ißt „Erdbeeren mit Schlagsahne"; auch ihm geht, berrlich wie uns allen, die Sonne unter; auch er muß den Index mit der Grundzahl multiplizieren und dann noch zehn Prozent zuschlagen, um den Hotelprei» zu ermitteln. Groß ist sein Geist, seine Würde, groß ist sein Ruhm und paradox ist diese» Leben am Strand«: na«, im Bade, ist er uns allen entrückt; aber der Strandalltag gibt ihn uns wieder zurück. Allerdings: er flirtet nie, offiziell, mit den Mäd- chen, die ihn bewundern. Und da« gerade macht seinen Ruhm hier bodenständig. 3. Segelboote. . . . Segelboote sind überaus zwecklose Fahrzeuge. Sie haben — scheinbar — kein Ziel. Sie fahren so dahin, strandentlang; aber da» ist kein Ziel. Sie fahren in di« See hinaus; und da» ist kein Weg. Sie sahen bloß ein bißchen durch die Zeit. Segeln ist eine sehr ernste Beschäftigung. Sie erfordert Mut, Umsicht, Kaltblütigkeit; man muß überau» fein reagierend« Sinnesorgane haben und außerdem auch Kraft, Gewandtheit, Orientierung»- sinn. Segeln ist «in Emubol de« Leben»: auch da» Leben erfordert ähnlich, Begabungen, öhnltche Fähig- keiten. Nur baß da» Leben, da» wirklich« Leben nämlich, noch außerdem Ziel, Weg und Zweck hat. Aber hat e» die» eigentlich? Sraelboote haben keinen. Eie find ftzusagcn philo sophische Fahrzeug« . . . 4. Matros«nli«d (apokryph). Matrosenschenken gibt es nicht. Zn Hafenstädten gibt es allerding» Wirtshäuser, die zum Teil auch v»n Matrosen besucht werben. Aber ein« richtige Matrosenschänke sich ich ein einzige» Mal in Ostende, und da« war es ein« Attrappe: man spielte fashionablem Badepublikum ein bißchen Matrosen- kneipe vor. Nachher wurde eingesammelt. - Nichtsdestoweniger sei hier ein Matrosenlied mit- geteilt, das in einer Matrosenschenke ein Matrose ge sungen haben könnte. Wenn ich bei meiner Mutter bin, dann gibt es Butterklöße. Mit daumengroßen Pflaumen drin: fürwahr — von solcher Größe. Dann laufen mir die Mädel» nach — jedoch die blonde Jette, mit der ich mal von Liebe sprach, die liegt bei mir im Bette. Der Vater geht zum Kirchenftst und liest die dicke Bibel. Und wenn er mich nicht ruhen läßt, kriegt er ein» mit dem Stiebel. Der Herrgott sitzt am Himmelsthron und zählt die braven Schafe. Mich aber reizt kein Himmelslohn und keine Höllenstrafe! 5. DieLandungsbrücke. Allabendlich gehst du auf di« Landungsbrücke. Die Sonne geht unter: ein expressionistisches Schau spiel au» Farben und Licht. Fast ein Feuerwerk, ein metaphysischer Film, ein« mächtige Gebärde der Natur. Du stehst auf der Landungsbrücke, mitten im bunten Spiel der Sommerkleider; und da ist auch da» Meer, die chinesisch« Palette, der Himmel und die Sonne. Die Sonne ist kein Feuerball mehr: sie ist eine Ampel, kunstgewerblich geformt; sie fällt in« Meer und steigt wieder empor; sie strahlt, glüht und blendet; sie ist «in Fest und eine Andacht. Die Meng« ist still; sanft plätschern die Wellen; sanft plätschert ber Flirt auf der Landungsbrücke. Ergriffenheit? Vielleicht. Di« Religionen sind ge wiß am Meere entstanden. Wa« ist aber Religion, wenn nicht ein Schema sie zur Kirche macht? Hier, im Seebade, hast du auch da» Schema, die Terrasse de» Kurhouse», dos Iazzorchester, di« Bar und die Tanzdiele. Farbige Lichter: leichte Musik; Helle Sommerkleider. Du darfst dich beruhigt den Konventionen anvertrauen. Die Sonne sinkt. Eil«, eil, »um nächtlichen Ritual: der weißgekleidete Oberkellner zelebriert dir einen Locktail. Da» korrekte Sowjet-Drama. Di« Moskauer „Vrawda" bringt von neuem die bereit» wiederholt in der Sowjetpress« aus-esprochea« Forberuo» »ach einem wahrhaft „revolutionären Theater repertoire" zur Sprache. Es sei höchste Zeit, den küinbürgerlichen Milieustücken mit ihrer überwun denen Moral den Daraus zu machen und zu den „neuen Methoden der Theaterarbeit im Rahmen des Marxismus" Lberzugehen. Bei der Schaffung dieser neuen Damotik müßte das Originalmoterial Ver wendung finden, welche« da» täglich« Leben de» Sowjetbürger» bestimmt, und zwar die Sowjetdekrete, die Resolutionen, Ver ordnungen, die Zeitungen, Zeitschriften. Das Haupt- repertoirekomitee bat, wie der „Ost-Expreß" meldet, soeben eine 500 Theaterstücke umfassende Liste fertig gestellt, die an die Bühnen als Richtschnur bei Zu sammenstellung des Spielplane« versandt wird. Auftreten der Pharao-Ametse. Die kleine gelb rote Pharao-Ameise, die in Deutschland nicht selten ist die aus den Tropen, wahrschernlich aus Indien stammt, aber seit der Mrtte des vorigen Jahrhunderts durch den Schiffsverkehr weit verbellet ist, tritt neuerdings bei uns als lästiger Schädling auf. Z. B. haben verschiedene große Kranken häuser darüber »u klagen. Di« Ameisen über fallen in Scharen die Lebensmittel, sind besonders begierig auf süße Stoffe, wie Zucker, Marmelade und Kuchen, bevorzugen aber auch frisches Fleisch. Ge fährlich werden sie in Krankenhäusern durch ihre Vorliebe für Eiter, Blut und Sputum, die sie verschleppen. Es ist ferner beobachtet worden, daß sie kranke Kinder, gelegentlich auch Erwachsene (besonders an Tuberkulose leidende), massenhaft überfielen und ihnen in Nase, Mund, Ohren und Augen krochen. Ihre Bekämpfung ist sehr schwierig, well sich ihre Nester meist in den Grundmauern der Häuser befinden. Noch weit unangenehmer ist eine zweit« bisher in Deutschland nur in Gewächshäusern gefunden, größere Ameiftnart, die argentinische Ameise, die in den südlichen Vereinigten Staaten in Krankenhäusern großen Schaden anrichtet. Ferner treten bet uns in 5 ^nlenhäusern, ebenso wie in Wohnhäusern, auch einig« einheimische Arten der Gattungen I^siu» und karmic» auf, deren Be kämpfung leichter durchgeführt werden kann. t er.) Lpe- d.te Male «»» de« ryeateedureau«. lvperettentvea In der deute TienStag. den 31. 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