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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230731
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-31
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Seite 2 Ur. 179 Ruhiger Verlauf der Rntisaschisten-Rundgebungen Der Antifaschisten-Honntag ist nach den bisher vorliegenden Meldungen im ganzen Reiche ruhig verlaufen. In Leipzig beteiligten sich nur etwa 12 000 Personen an der Versammlung auf dem Augustusplatz, von denen aber nur etwa 7000 demonstrierende Kommunisten und Syndikalisten waren, während sich der Rest aus Neugierigen zu- sammcnsetzte. Die größeren Kaffeehäuser hatten am Vormittag geschlossen. Die Kundgebung dauerte nur etwa eine Stunde und nahm einen reibungslosen Verlauf. Um 11 Uhr marschierten die Massen im geschloffenen Auge durch die Grimmaische Straße ab und durch verschiedene Hauptstraßen nach Connewitz. Dort wurde nochmals eine Versammlung unter freiem Himmel abgehalten, worauf sich der Zug vuflöste. Zn Dresden nahmen trotz polizeilichen Ver bot» etwa 4—5000 Kommunisten an einer Kund gebung auf dem Altmarkt teil. Die Polizei ließ die Demonstranten gewähren und hatte keinen Anlaß cinzuschreiten. Zn Berlin wurden in 17 verschiedenen Lokalen kommunistische Versammlungen abgehalten, zu denen sich kaum mehr als 150 000 Teilnehmer eingefunden hatten. Rach Schluß der Versammlungen bildeten sich verschiedentlich kleine Züge, die zwar mehrfach« Zusammenstöße mit Etraßenpassanten hatten, aber schließlich leicht von der Polizei zerstreut werden konnten. Zm Norden Berlin» siel bei dieser Ge legenheit einmal ein von unbekannter Seite ab gegebener Schuß, der eine allgemeine Flucht aus löste, aber keine weiteren Folgen hatte. Im übrigen Reich ist ebenfalls alles ruhig verlaufen. Don überall wird eine auffallend schwach« Beteiligung gemeldet. In München sanden über haupt keinerlei Kundgebungen statt, ebenso nicht tm Rhein- und Ruhrgebiet. Kleinere An sammlungen in Hamm und in anderen Städten de« Randgebietes konnten ohne Zwischenfälle vo» der Polizei aufgelöst werden. PMnderungsversuche in Spandau Berlin. 30. Juli. (Eig. Tel.) In Spandau kam es heute vormittag zu einigen Zwischenfällen. Zn der Altstadt drangen 25 bis 50 Erwerbslose in einen Fleischerladen und in ein Lebensmittel geschäft ein und eigneten sich kleine Mengen Wurst waren an. Polizei vertrieb die Ansammlungen. Später bildeten sich am alten Rathause große Menschenansammlungen. Ein größeres Polizeiauf gebot, darunter auch berittene Polizisten, hielt die Ordnung aufrecht. Ernste Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. * Die gestrigen Umzüge der Kommunisten in Ber lin, besonders aber die Versammlungen im Trep tower Park, werden für viele Teilnehmer noch ein unangenehme« Nachspiel haben. Da jede Versamm lung unter freiem Himmel sowie jeder Demonstra tionszug streng verboten worden war, haben alle diejenigen Personen, die von der Polizei gestern ver haftet und inzwischen durch die Abteilung I» de» Polizeipräsidiums vernommen worden sind, wegeu Uebertretung dieser Verbote ein Verfahren wegen Landfriedendruches zu gewärtigen. Vie Krawalle in Neu-Nuppin Berlin, 30. Juli. Heber die Zusammenstöße in Neu-Ruppin werden noch folgende Einzelheiten ge meldet: Im Anschluß an eine Kundgebung gegen die Teuerung wurden fünf Lebensmrtteilge- schäf te, darunter Margarine- und Butterhand lungen, von der Menge geplündert. Zn den Abendstunden zogen 3—4000 Personen vor das Ge- fängnis, um dort die Freilassung der politischen Ge fangenen zu verlangen. Da die Neu-Ruppiner Po lizei der Menge gegenüber ohnmächtig war, wurde zur Verstärkung Polizei au» Potsdam erbeten, di« im Kraftwagen eintraf. Gegen II Uhr nachts ver- Tragisches Kasperletheater Di« jüdische Jargon-Operette. Im Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zog Abraham Goldfaden, der Vater des volkstümlichen jüdischen Theater» aus Rußland nach Amerika. Denn der russische Zar hatte damals die jüdischen Theateraufführungen verboten. Gold fadens Truppe spielte den Juden in Amerika aller hand Stücke aus der Geschichte ihres Volkes vor, und weil dazu Musik gemacht und stellenweise solo zu zweien oder im Chorus gesungen wurde, nannte man das Ding „historische Operette*. Daß man auch aus der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar — im Jahr« 580 vor Christi Geburt — eine Operette machen kann, wer hätte da gedacht. Aber was da von Josef Lateiner verfaßt ist und im Kleinen Theater mehr schlecht und teil weise mittelmäßig al» recht gemimt und von einem Orchester, das die Musik, die es zu spielen hatte, kaum kannte und vom Blatt weg sein Bestes tat, begleitet wurde, das war ja schließlich kein „Walzer traum*. Sondern eben eine tragische, pathetische und nebenbei grotesk-komische Operette. Eine jüdische Familientragödie auf historischem Hintergrund mit gefühlvollen musikalischen Einlagen in Moll-Moll und spaßhaften Zwischenspielen der Jerusalemer Stadtmiliz. Es gehört nur wenig Scharfblick zu der Fest stellung, daß diese nationaljüdische Operette ein Schmarren ist, und ästhetisch nicht in Betracht kommt. Kulturgeschichtlich und theaterhistorisch kommt sie um so mehr in Betracht. Sie war ja nie- mals für den gebildeten Juden, war nicht für die europäische Großstadt bestimmt, sondern für die kleinen Leute, für Handwerker und Krämer, für ihre Frauen und Kinder, für da» Ghetto. Wa» hat dieses Zeug für «ine herrlich«, wahr haft vorsintflutliche Dramaturgie. Wenn da einer hcrau»kommt und einen Monolog über di« Rampe spricht, damit man weiß wer er ist und wa» er will, dann kommt schon ein anderer au» der Kulisse ge suchte di« Meng«, da« Gefängntsgebäude zu stürmen. Di« Schutzpolizei, die in starke Bedringnt» geriet, schoß nach einigen Warnungsschüssen auf di« An stürmenden, wobei zwei Personen getötet nnd 7 schwer verletzt wurden. Gegen 1k Personen wurden verhaftet. Auch ein Schutzpolizeibeamter wurde schwer verletzt. Der Sonntag ist ohne Zwischenfall verlaufen. Ein bürgerlicher Grbnungrbienst, wie er nicht sein soll Dresden, SO. Juli. (Eig. Te I.) Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt folgendes mit: Am 29. Juli fand im Ausstellungsgelände die Feier des 50jährigen Bestehens des Militärvereins-Bunde» statt. Um sich gegen befürchtete Bedrohungen durch die Kommunisten zu schützen, war von der Leitung der vom bürgerlichen Ordnungsdienst angebotene Schutz angenommen worden. Diese Orga nisation ist, wie vom Polizeipräsidium schon vor dem 29. Juli festgestellt worden war, mit Dummischlägern bewaffnet. Es lagen Nachrichten vor, daß auch am 29. Juli die nach der Ausstellung abgcordneten An- gehörigen des Ordnungsdienstes bewaffnet sein würden, sich also nach H 127 des Strafgesetzbuches (Bildung eine» bewaffneten Haufen») strafbar machten. Deshalb griff die Polizei ein und nahm eine Sistierung von Ordnungsdicnstteilnehmern zur Erforschung des Sachverhaltes vor. Die bisherigen Erörterungen, die noch nicht abgeschlossen sind, er* gaben, daß eine größere Anzahl mit Gummi schlägern, Revolvern, sch a r fg e s ch l t f- fenen Dolchen, Hämmern, Stahlschlä gern, Seitengewehren usw. bewaffnet gewesen ist. Hierzu erfahren wir, daß etwa 60 Personen de» bürgerlichen Ordnungsdienstes in zwei Lastautomobi- len nach dem Polizeipräsidium gebracht und dort nach eingehender Durchsuchung in Haft gesetzt wurden. Bis heute vormittag wurden von ihnen II Mann wieder entlassen. * Es muß allerdings als wenig zweckmäßig an gesehen werden, wenn sich der bürgerliche Ord nungsdienst in Dresden mit derlei Instrumenten bewaffnet, wie sie in der amtlichen Meldung be schrieben sind. Ein so bewaffneter Ordnungs- dienst kann seine Aufgabe nicht erfüllen, denn er stärkt das Moment der Unruhe, anstatt die Auf- rechterhaltung der Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. Es ist bedauerlich, daß sich das Dresdner Bürgertum anscheinend durch rechts- radikale Elemente, die in den Ordnungsdienst eingedrungen sind, terrorisieren und in Verruf bringen läßt. Vie muttnatzttchen MSrber ber Staatsanwaltrrats Haas Frankfurt a. M., 30. Juli. (Eig. Tel.) Don den 15 Personen, die unter dem Verdachte der Be teiligung an der Hinmordung des Staatsamvalt- schaftsvates Dr. Haas in Hast genommen worden sind, erscheinen der 21jährige Dreher Philipp Ben der und der zurzeit erwerbslose Schreiner und frühere Hilfspolizist Karl Bräuning, welch' letzterer KI Jahre alt ist, am stärksten belastet. Unter dem Druck der kriminalpolizeilichen Ermittelungen hat Bräuning zugegeben, daß er die beiden Schüsse ab gegeben hat, die die Wut der Pöbels entfalten. Dräuning behauptet, er habe lediglich zur War- nung für di« erregte Menge gefeuert, doch ist dies« Darstellung schon dadurch widerlegt, daß di« beiden Schüsse nach dem Hause von Haas abgegeben worden find. Die weitere Untersuchung wird nunmehr klar- zustellen haben, ob Bräuning zu Provokations zwecken geschossen hat oder aber, ob die Schüsse un mittelbar auf Dr. Haas gerichtet waren. Der Hergang der Tat soll sich folgendermaßen ab gespielt haben: Al» die Menge vor da» Hau» des Staatsanwalts kam, stand Dr. Haas mit einem Re volver in der Hand vor der Gartentür. In diesem Augenblick gab Bräuning zwei Schüsse ab, aber nicht als Notsignal, denn die Schüsse find auf das Hau» abgegeben worden, wo man die Kugelspuren vor- fand. Vielleicht wollte Bräuning auch auf Haas schlichen, schnappt die letzten Worte auf und hakt darauf ein. Auf die Weise sagen die Leute sich immer gerade das, was sie voreinander geheim halten wollen, und die Handlung schreitet auf die unwahrscheinlichste Weise von der Welt ganz munter fort. Manchmal schreitet sie aber auch in der Pause fort. Eben strömte man zum Büffett, tief be friedigt, weil der edele Dolksheld Gedaljou dem niedcrträchtigcn Prinzen Iomael ordentlich Angst gemacht batte. Kaum läßt man sich gesättigt nieder, da geht der Vorhang auf und die arme Prin zessin Hadassa klagt an Gedaljous Leiche und er- murkst sich selbst, weil der schändlich« Iomael den edelen Helden meuchlings umgebrungen hat. Da ist denn Iomael, da» Ekel, natürlich auch belämmert, denn er wollt« sie für die Krone von Juda an den bösen König der Ammoniter verkuppeln. Gan» fein wird e» zum Schluß. Da tobt der übergeschnappte Iomael mit einem Strohkranz wie König Lear auf der Haide und die närrische Stadt» miliz von Jerusalem, da» auch mal so in der Paus« zerstört wurde, führt einen lächerlich-schauerlichen Schwertertanz bei bengalischer Beleuchtung auf. Jenseits aller Psychologie und aller feineren Zu sammenhänge spielt die Truppe David Seidermann» au» Berlin, deren tüchtigste Mitglieder alle eben- fall» Seidermann heißen — bis auf die Soubrette Anna Lerner, die bei der Zerstöruna Jerusalems nicht beschäftigt war — ein ganz handfestes Theater. Ucbrigens in einem dem Hochdeutschen angenäherten Jargon. Nur die komischen Figuren tun gern hebräische Brocken darein. Manchmal erinnert diese ästhetisch unmögliche Jargon-Bühne an die ästhetisch- wertvolle der Wilnaer, die unter David Hermann Perez, Asch und Hirschbein spielten. (Durch den Jargon uno durch da« jüdische mimisch« Temperament.) Noch öfter erinnert sie an da» gute alte Kasperle-Theater unserer Jahrmärkte, wo e» auch am schönsten ist, wenn der tapfere Kasper den bösen Teufel verhaut. Wenn Gedaljou mit dem Säbel kommt, schreit Iomael um Gnad«, wenn er selber einen hat, wird er frech, und wenn der andere Ernst macht, fällt er um und schreit wieder um Gnad«. Diese» ist vielleicht der ursprünglichste Instinkt, «ml Ramlelsrettuog schießen. Haa» «klärte der »enge, deß er nicht ge schossen hqb», und ging in des He»», «ne grHe Anzahl P<ksonen drang nach. Bänder ppchte Hn^ und schleppt« ihn an Beinen nnd Armen die Treppe hinunter. Einer ging hintrr der Meng« Her und hielt den Revolver des Haas hoch und schrie: Er hat doch geschossen, schlagt den Iudenkneckst tot, hängt ihn, lyncht ihn! Durch diese Ruse aufqeputscht, stürzte sich die Menge auf Haa» und schlug auf ihn «in, bi, er tot »ar. Von dem fest genommenen Bänder wird «in Betriebratsmitglted einer hiesigen Großfirma beschuldigt, ihm nach seiner Tat zur Flucht ins besetzte Gebiet geraten zu haben. Ferner gibt Bänder an, daß diese» Betrtebsratsmit- glied Ordner des Auges und Zeuge der Tat gewesen sei, und sich sogar selber an den Ausschreitungen tät lich beteiligt hab«. Der Mann wurde verhaftet, be streitet aber die Aussagen des Bänder. Ruhrfeier in verNn Berlin, 30. Juli. Im Anschluß an die Berliner Kundgebungen gegen das französische Vorgehen an Rhein Ruhr und Saar fand gestern abend in der neuen Universttätsaula eine religiöse Kundgebung statt. Oberkonsistorialrat Rahlwe» erklärte al» Vertreter der evangelischen Kirche: „Wir Deutschen wollten mit arbeiten, mit aufbauen an dem Reiche Gottes zwischen den Völkern, und darum müssen wir fest und stark sein im Kampfe gegen die brutale Ge walt.* — Bischof Dr. Schreiber (Bautzen) be leuchtete die Ruhr-, Rhein- und Saarfrage vom Standpunkt de» natürlichen, sittlichen Gewissen» und der katholischen Grundsätze. Er forderte Revision und Abänderung des Versailler Vertrages, sowie Auf- Hebung der Besetzung, wenn nicht anders, dann schritt weise, aber mit einer Beschleunigung, wie sie der Geist der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit zur Pflicht macht — Rabbiner Dr. Baeck führte aus: Unser Feinde wollen das Recht nicht gelten lassen, aber besiegt ist immer nur der, der sich selbst besi.'gt gibt. Vas gefährliche Nelchskursbuch Duisburg, 30. Juli. (Eig. Tel.) Das am 25. Juli herausgegebene Reichskursbuch für die deutschen Reichsbahnen ist von den Besatzungs behörden verboten worden. — Die „Düsseldorfer Nachrichten* sind nach vierwöchigem Verbot am gestrigen Sonntag erstmalig wieder erschienen. Der kommandierende General in Dortmund hat an die Stadtverwaltung und den Landrat des Kreises Dortmund-Land ein Schreiben gerichtet, in dem er sich über den schlechten Au st and der Dortmunder Straßen beschwert. Di« deut schen Behörden werden für die Instandhaltung der Straßen verantwortlich gemacht, und fall« eine Straße zu schlecht für französisch« Truppentrans porte ist, wird sie für den givilverkehr gesperrt werden. Lebensmittel-Teuerung im Ruhrgebiet Esse», 30. Juli. (Gig. Tel.) Trotzdem sc! en seit einiger Zeit Bemühungen im Dange sind, eine ver mehrte Zuteilung der De Visen für Lebens mittelgroßhändler des besetzten Gebiete« zu erreichen, macht sich an vielen Stellen des Rul le biete» ein äußerst empfindlicher Mangel an fremoen Zahlungsmitteln zur Einfuhr gyltend. Besonder beklagen sich die Essener Lebensmittelgroßhändler, daß sic im Gegensatz zu den Gelsenkirchener und Bo chumer Firmen zurückgeblieben seien. In einer Be sprechung bet dem Regierungspräsidenten Grützner kamen gestern diese Beschwerden zur Sprache. Re- aierungsprasident Grützner hat zugesagt, bei der Reichsregierung das Weitere zu veranlassen. Die Be schwerden der Lebensmittelgroßhändler richteten sich in der Hauptsache gegen die zu spate Zuteilung von Devisen, die zur Folge hat, daß in Essen z. B. die Kartoffelpresse eine Erhöhung um 20 Prozent für das Pfund erfahren haben, da sie zu einem un günstigen Kurse in Holland gekauft werden mußten. Im allgemeinen find wegen de» starken Mark- verfallc» die Preise für Lebensmittel in fantasti scher Weise gestiegen, vom Freitag auf Sonn- abend durchschnittlich um 100 Prozent. Offenbar wegen der gewaltigen Verschärfung der Notlage, die in den letzten Tagen eingetreten ist, haben die An- gestellten der Eisen- und Stahlindustrie in Gelsen kirchen den Schiedsspruch für Juli, der eine 372pro- zentige Erhöhung der Durchschnittsgehälter für Juni vorsah, abgelehnt. den wir alle vor dem großen Kasperle-Theater der Bühne und dem größeren des Lebens haben: den Sieg dessen zu erleben, den wir oder das wir für gut halten, und ihn so zu erleben, daß wir da unterliegende Böse außerdem auch noch lächerlich finden dürfen. Daß der böse Teufel Iomael zum Schluß verrückt wird, das wäre am Ende bloß traurig und nicht befriedigend. Aber wenn die possierlich« Stadtmiliz über seinen lebenden Leichnam stolpert und zum Schwertertanz antritt, dann kommt so etwa» aus, wie «in kleiner dionysischer Rausch. Der Rausch des Kasperle-Theaters unserer Kindheit. WiedererSffuung de» Goethetheatrr» in Lauch- stidt. Das Goethetheatrr in Lauchstädt, da» seit Kriegsbeginn geschloffen «ar, wird Sonntag, den 5. August, durch ein Gesamtgastspiel de» Leipziger Städtischen Schauspiel» mit Goethes „Iphigenie auf Tauris* unter Leitung von Alwin Kronacher wieder eröffnet. Prof, Alexmrder Sllluger s. Au» Frankfurt meldet unser Korrespondent: Rach schwere« Leiden ist Geheimer Medizinalrat Professor Alexander Ellinger, der hervorragende Pharmakologe der Universität Frankfurt, gestorben. Liebermaun-Illustratione, zu Heine. Max Lieber- mann hat zu Heine» „Rabbi von Bacharach* «ine Folge von 17 Original-Litho-raphien geschaffen. Sie erscheinen in der Ausgabe, die der Propyläen-Derlag in Berlin von dem Werke des Dichter» veranstaltet. Die deutsche Buchausstellung i» Moskau. Die Ausstellung de« deutschen Buche», die Anfang September gleichzeitig mit der Landwirtschaft lichen Ausstellung in Moskau eröffnet wird, soll einen imposanten Ueberblick über die Leistungen des deutschen Buchhandel« bieten. ILO große Kisten mit etwa 40000 Bänden find ab geschickt worden, und ebenso sind bereits 200 Kteuz- bände unterwegs, di« für den großen Transport zu spät kamen. Di« wirkungsvolle Aufstellung und Einrichtung wird von zwei Herren der „Deutschen Gesellschaft für Außenbuchhandel* geleitet, und bei der Eröffnung, an der auch die Spitzen der Mo»- kauer Regierung tetlnehmen dürften- werden Ver treter de» deutschen Buchhaudrl» zugegen sein. 21. JuU vlealllr Meiner begangen eine neu« wie ein Bajonette und Guillotinen vermögen ltanschauung ebensowenig aufzuhalten, ifen Louisdor» da» Podagra. Wie die „Prager Narodnj Listy* erfahrt, sehen die Verhandlungen der Tschechoslowakei mit Deutschland über die beiderseitige Rechts- Hilfe ihrem End« entgegen. Es stehe von deutscher Seite nur noch das Verzeichnis aus, das die Namen der Aemter anführt, die für die Ansuchen um Rechts hilfe kompetent sind. Zwangs, Vom Fir schrift: Gemäß 8 Sicherung schaftsjahre 1! gesetzblatt I L Finanzen folg Für den e abgabe, der a Zehnfache träges der ffarbc sind, wird nenn« Slu italienischer Museumsverei». Wer die Kunstsammlungen kleinerer italienischer Städte be sucht hat, mußte sich oft darüber wundern, wie hier kostbare Schatze in verwahrlostem Zustande find, daß gar kein Katalog existiert und daß der verantwortliche Hüter, meist ein Schullehrer oder Beamter, überhaupt keine Ahnung hat, was alles seiner Obhut untersteht. Diesen Mängeln in der italienischen Museumsverwaltung will nun nach einem Bericht de» „Cicerone* ein neu gegrün deter Museum»verein abhelfen. Er be- steht aus Museumsdirektoren der städtischen Samin- lungen und Kunstfreunden; das Präsidium bildet die Direktton der Mailänder Kunstmuseen. Der Verein will systematisch« Kataloge der kleineren Museen schaffen und in einer Zeitschrift den Bestand der bisher vernachlässigten Sammlun gen veröffentlichen. „Nie wieder Krieg" Wie», 30. Juli. (Eig. Tel.) Gestern fand vor dem Rathause unter der Parole „Nie wiedr Krieg* eine Versammlung statt, die von 18 pazifistischen Vereinigungen veranstaltet wurde. Daran schloß sich ein Demonstrationszug über den Ring, bei dem es zu einem unbedeutenden Zu sammenstoß mit einer Gruppe von National sozialisten kam, die unter Absingung der „Wacht am Rhein* und anderer national« Lieder gegen ü-e Versammlungsteilnehmer demonstrierten. Die Po lizei verhinderte Tätlichkeiten. Es ereigneten sich keine weiteren Zwischenfälle. Auch in London wurde gestern wie alljährlich im Hydepark eine große Kundgebung gegen den Krieg veranstaltet, bei der eine Entschließung angenommen wurde, in der die allgemeine Abrüstung durch Zusammenarbeit der Völker und mit Hilfe eines vervollkommneten Völkerbundes verlangt wurde. Aus Deutschland, Frankreich, America Schweden, Oesterreich, Belgrad, Belgien, Finnland und Kanada waren Sympathiekundgebungen eiu- getroffen. Stolz und ei Blick« folgen tl unnahbar; eine Begibt er sich ii Hände den Me es, die Kreise, stören. Sein 4 ep den Horizov Kkenne Illumir Anregungen Au» Briefen Stendhal» (um 1825) . . . Und doch sehen Sie sich eine« schönen Tages der Frau gegenüber, vor der Ihnen Sicherheit und . . . Technik verlorengehen. Sie finden die Worte nicht, die Ihne« sonst in den erdenklichsten Schattie rungen zu Gebote standen. Dann, mein Lieber, nützt Ihnen alles nichts: sich zurückziehen hieße der Leiden- schäft nur neuen Brennstoff zuführen. Wa» Sie sonst entrückt«, erscheint Ihnen fad und belanglo» — Sie sind bis über die Ohren verliebt. Millionen nicht Millioi «in paar Fe Paar Latsch Millionär u ein etwa» hc tag« außer« früher Milli- lich genug, zwischen Mil dem Dolltön, Es fehlte da Norm herab, immerhin no fehlt« die Sp Geldsprache - Da sprich hörte vor ein zum ersten i Milliaffe. D brauchten wi Ich kann Liner wird anderer Unsu summen! Ur de» anderen näher erfasse lionen* sagen batte, fiel ihr schon seine S schnell zu unr Zuhilfenahme den Kompara nicht ein Dutz Milliafle ist ist eine Porti lraffe ist etwc kann. Eine N wert und doch liarde; denn schreitet mit 1 Uebrigens, begriff zwisch Milliarde eini Wir wolle E» gibt nur ei» einzige» Unglück: ein langweilige» Leben. .. „ v«, »»«»« «»scher. Da» Lachen: ein« plötzliche Explosion des s»cro egomnw, hervorgerufen durch di« jähe Erkenntnis der eigenen Ueberlegrnheit angesichts einer an an deren entdeckten Schwäch«, di« wir selbst bereit» überwunden glauben. (Wir lachen über die Dumm heiten, die wir im vergangenen Jahre haben). Meine politische Nachrichten Eine au« dem Linienschiff Braunschweig, fünf Torpedobooten und einem Tcnderschiff bestehende deutsche Flottenabteilung ist in Göteborg eingetroffen Da» Meßa Drei« des Lei, häuften Besu vor einiger Z« den Dorverka für die spät- Dollarbasis fef und der Dera ding» beschloss Dollars das il zum Preis einer halben 11. August wi Friedensmark * Gütervei Frachtgutverke nach und über Münster ist ei arbeiterstreiks Frachtgutladu gesperrt. Nack wigshafen) kör Zollgrenze in Futtermittel, s Di« Grüne di« Soane schk in resoluter Ui Die Grssn« tr sehr schlank), i ist. Mit ganz gleichsam die Trikots und > Haut. So mc sie noch gegen! Malerei ist dar dazu kommt ni . . . von getrennt Man „Grüne* ist geradezu ein den Strand koi die Blaue an,' Denn die dicke geradezu unwes sie zu benenne, heiß«. Die E Benennung um Die Grüne, die Grüne ist « hübsch und sel kleine Gesttlsch« — um sich. D nehmt alles nu Dom Disziplinargericht der Heidelberger Uni versität wurde der seinerzeit im Falle des Professors Lenard wegen Landfriedensbruches zu vier Monaten Gefängnis von der Strastammer verurteilte Student Mierendorf freigesprochen. Gegen das Urteil der Strafkammer schwebt beim Reichs gericht die Revision. v«-lnn der Konferenz von Sinais Gluaio^ HO. IuÜ. (Eig. Tel.) Di« Konferenz von Sinai« »urd« gestern nachmittag mit einer Sit zung der Außenminister der Kleinen Entente er öffnet, die Bratianu leitete. Nach der Sitzung wurde folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: Es fand ein eingehender Meinungsaustausch über die allgemein« Lage statt, wobei sich völlige Urbercinstimmung in allen Punkten ergab. Die voll- ständige Einigkeit der Kleinen Entente al» Fak- tor der Solidarität und des Frieden» hat sie somit auf» neue bekundet. Die Erörterungen werden mor- gen fortgesetzt. lieber die heutigen Verhandlungen wird amtlich mitgeteilt: „Die Minister der Kleinen Enten.e hielten tagsüber zwei lange Konferenzen ab, wobei die u n- garische und die bulgarische Frage aus- führlich besprochen. Hierbei konnte ein vollständiges Einverständnis zwischen den drei Ministern festgestellt worden. Da» Ersuchen der ungarischen Regierung um Revision des Beschlusses der Reparationskom mission über Aufhebung der Pfandrechte wurde ein gehend geprüft und darüber ein Beschluß gefaßt. Das Programm der nächsten Session des Völker bundes wurde ebenfalls besprochen und in allen Punkten der Tagesordnung Uebereinstimmung erzielt, sowie auch in allelln Fragen, welche die Kleine En- tente und ihre Beziehungen zu den befreundeten und verbündeten Mächten betreffen.** Ueber den Ausgang der ungarischen Frage ver lautet, daß einer Aufhebung der Pfandrechte zuge- stimm wurde, fall» «in besonderer Beobachter der Entente eingesetzt würde. Zur bulgarischen Frage verlautet, daß die Kleine Entente die Ergebnisse des Erfüllungswillen» Bulgariens mit Interesse ermatt'. Ferner verlautet, daß Denesck al» Vertreter der Kleinen Entente im Völkerbünde vorgeschlagen wird. S Wie wir aus Kreisen der Großen Entente hören, brachte die Besprechung in Sinaia eine An nähe- rung der Kleinen Entente in der Rc- parationsfrage an den französischen Standpunkt.
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