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Deutsche Proteste Gegen die Rheinlan-rkommWon Berlin, 25. Juli. (Eta. Tel.) Die deutsche» Vertreter in Part» und BrMel sind beauftragt war- den, folgende Note an die französische und belgisch« Negierung zu richten: Eine neue Verordnung der Rheiniandkommijsion bedroht jeden mit Strafe, der den rechtsverbindlichen Charakter der von der Kommission oder ihren Orga nen getroffenen Anordnungen in irgendeiner Form bestreitet. Erhöhte Strafen werden demjenigen an- gedroht, der durch Rat oder Tat dem Widerstand gegen derartige Anordnungen fördert. Endlich wird verboten, durch Verteilung von Geld oder anderen Gub-m oder von Entschädigungen oder Belohnungen an der Aufrechterhaltung de» Widerstände» mitzu wirken. Die deutsche Regierung hat sei' dem Rührei»- bruch immer wieder gegen Anordnungen der Rhein landkommission Einspruch erheben müssen, weil sie, weit davon entfernt, sich in dem Rahmen des für die Rechte der Rheinlandkommission maßgebenden Rheinlandabkommen» zu halten, sogar den Grundsätzen des Völkerrecht» über dt'e Rechte einer Okkupati'onsmacht zu widerlaufen. Wenn die Bevölkerung im be setzten deutschen Gebiet derartige von der Reichs regierung al» rechtsungültig beanstandete Anord nungen nicht beachtet, so kann ihr um so weniger ein Vorwurf daraus gemacht «erden, als das Deufiche Reich nach der ausdrücklichen Bestimmung des Rhein landabkommens die Verwaltung des besetzten Gebie tes behalten hat. Die neue Verordnung der Rheinlandkommission sucht nunmehr die trotz aller Mühsal und Not stand- hafte Haltung der Bevölkerung gegenüber den auch von ihr al» rechtsungültig empfundenen Anordnun gen damit zu erschüttern, daß sie die natürlichsten Regungen der Ablehnung, ja sogar ei» ein faches Wort sachlicher Kritik unter schwere Strafe stellt. Die Art der Mittel, zu denen die Rhrinlandkomruission jetzt greift, ist ein Zeichen für eine schlechte Sache. D.r deutsche Rechts- standpunkt wird dadurch nicht erschüttern Unter De- rufung auf ihr gutes Recht legt die deutsche Regie rung gegen die Rheinlands» rordnung Nr. 192, die unter Mißachtung jeglichen Rechtsempfindens neue Leiden auf eine wehrlose Bevölkerung häuft, feier- liehst Verwahrung ein. In London und Rom sind gleichfalls Vorstellungen erhoben worden. Die neue Goldanleihe Berlin, 2b. Juli. (Eig. Tel.) Das Reichs- finanzmrnisterium wird die Subskription auf die neue Goldanleihe nicht für eine unbestimmte Summe eröffnen, wodurch es möglich gewesen wäre, alle Kreise der Bevölkerung heranzuziehen, sondern der Betrag der gesamten Anleihe soll vorläufig auf 100 MilVionen Goldmark begrenzt sein. Die Auflegung soll serienweise erfolgen und — wie verlautet — soll die im August aufgelegte Serie nur 25—26 Millionen Goldmark umfassen. Die kleinsten Stücke sollen nicht, wie ur sprünglich geplant war, 5 Dollar, sondern auf zwei Dollar lauten. Damit wird die Anleihe doch etwas volkstümlicher. Dr. Getzler verbürg! sich Berlin, 25. Juli. (Eig. Tel.) Auf ein Ersuchen des Deutschen Ariedenskartell», der Reichswehr minister solle, um eine Entspannung der bedrohlichen inneren Lage herbcizuführcn, ein Versprechen der Reichswehr veranlassen, daß der Staat unter allen Umständen gegen die inneren Unruhen geschützt werde, hat Minister Dr. Geßler geantwortet: „Die Rcichsregierung wird jeden Versuch, ihre Absichten und Anordnungen auf verfassungswidrige oder ungesetzliche Weise zu durchkreuzen, rück sichtslos unter Anwendung aller ihrer Macht mittel niederschlagen, von welcher Seite ein solcher Versuch auch kommen möge. Daß der Reichsregie, rung in jeder Lage die Wehrmacht als unbedingt zuverlässiges Machtmittel zur Verfügung stehen wird, dafür verbürge ich mich, (grz.) Dr. Geßler." Oer griechische Lehrer Nietzsche als Schulmeister Dem Bericht eine» Pfarrer», der vor fünfzig Jahren al, Primaner bei dem Gnmnasiallehrer Friedrich Nietzsche in Basel Griechisch hatte, von Leonhard Adelt in der Baseler Nationalzeitung wiedergegeben, entnehmen wir da» folgende: Am Stammtisch zu Berlingen sprachen wir von den großen Toten- die einst an diesen Ufern im Grenzland deutschen Geistes wirksam waren. Und va erwies es sich, daß unser Pfarrer auf dem Pennal niemand Geringeren al» Friedrich Nietzsche zum Lehrer hatte. „Ein halbe» Jahrhundert und mchr ist seitdem vergangen, aber ich sehe ihn noch, al« ob e» heute märe. Ich spüre noch den Ruck, mit dem ich mich unwillkürlich grab setzte, wenn er mich Lurch seine Augengläser scharf und durchdringend ansah. Er war, kaum fünfundzwanzigjährig, Professor der klassischen Philologie an der Universität Pasel geworden und gab nebenbei an unserem Gymnasium den Unterricht in Griechisch. Er la» mit uns Unterprimanern lyrische Anthologie und die Philosophen. Die innere Freiheit und Ueberlegenheit feiner Natur, dazu der Umgang mit den reiferen Studenten und auch wohl seine eigene Erziehung in Schulpforta hatten zur Folge, daß der junge Professor die Grenzen seine« Schulprogramm» ungewöhnlich weit steckt« und von un» eine selbständige Behandlung und Beherrschung der gestellten Aufgabe erwartete. Mitunter waren wir jugendlichen, philosophisch ungeschulten Köpfe nicht mehr imstande, den Gedankengangvn de« müh sam übersetzten Texte« und seine» kongenialen Inter- pvcten zu folgen, zumal, da unsere Klasse durch ein vorhergegangen«» Provisorium ohnehin im griechi- schen Unterricht zurückgeblieben war. Aber di« starke und lautere Persönlichkeit unsere« Lehrer«, dessen überragende geistige Bedeutung wir sehr wohl heran«fühlten, ließ un« niemals den Mut verliere«. Sein strenger Gerechtigkeitssinn unterschied genau zwischen den Grenzen de« guten Willen, und der trägen Nachlässigkeit, und keine» der beliebten Schul manöver verfing bei ihm. So entsinne ich mich, wie einer von un» (er waltet heut« al« wohlbestallter Seminardirektor seine« Amte«), schlecht präpariert und kurz vor Stundenschluß aufgerufen, in schein barem Eifer so lange den zu übersetzendes grtechl- LrurLtzigungen der Lohnabzuger Vom 1. August 1923 ab werden die Ermäßigungen beim Steuerabzug vom Arbeit«lohn gegenüber den für den Monat Juli geltenden Sätzen wiederum er- höht, und zwar auf da« Dierfache. Sie betragen von diesem Zeitpunkt ab: «) für den Steuerpflichtigen und seine Ehefrau monatlich je 24000 Mark (bisher 6000 Mark), wöchentlich je 5760 Mark (bishrr 1440 Mark). d) für jede« zu seiner Haushaltung zählende minderjährige Kind ohne eigene« Arbeits einkommen und jede» nicht über 17 Jahre alte Kind, da« eigene» Arbeitseinkommen bezieht, oder sonstige untcrhaltung»pflichtige Personen mo- natlich 160 000 Mark (b'sher 40 000 Mark), wöchent lich 38 400 Mark (bisher 9600 Mark). c) zur Abgeltung der Werbungskosten und sonstigen Abzüge monatlich 200000 Mark (bisher 50 000 Mark), wöchentlich 48 000 Mark (bisher 12 000 Mark). Es bleiben demnach z. D. vom 1. August ab bei einem unverheirateten Arbeitnehmer monat- lich 2 240 000 Mark, bei einem verheirateten Arbeitnehmer ohne Kinder monatlich 2480000 Mark, bei einem verheirateten Arbeitnehmer mit zwei Kindern monatlich 5 680 000 Mark, bei einem ver- heirateten Arbeitnehmer mit vier Kindern monatlich 8 660 000 Mark steuerabzug-frei. Abgesehen von diesen ziffernmäßigen Aenderungen ist der Arbeit geber noch wie vor an die Eintragung, die von der Gemeindebehörde oder dem Finanzamt auf dem Steuerbuch hinsichtlich der Zahl der bei den ein zelnen Arbeitnehmern zu berücksichtigenden Familienangehörigen gemacht sind, ge- Kunden. Den Spitzenverbänden der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie den Finanzämtern ist ein Merk blatt zugegangen, au« dem alle» für den Steuer abzug Wesentliche entnommen werden kann. Die vom Arbeitslohn einzubehaltendcn Steuerbeträge sind in allen Fällen auf volle 10 Mark nach unten ab zurunden. Merzte und Krankenkassen Bei den gestrigen Besprechungen im Reichsarbeits ministerium über den Konflikt zwischen den Aerzten und Krankenkassen ergab sich die grundsätzliche Ge neigtheit, den Kassen die Erhebung höherer Bet. träge zu ermöglichen durch Festsetzung höherer Grundlöhne; diese könnten von acht zu acht Tagen automatisch der Teuerung angepasst werden. Auf dieser Basis wird heute erneut im Wohlfahrts ministerium verhandelt werden, so daß die Möglich keit besteht, den vertragslosen Zustand zu vermeiden. Notgeld in Leipzig Wie mr» die Leipziger Grossbanken «Wellen, werde« sie am 27. Zvli in der gleiche« Weise wia im September vorigen Jahre» Notgeld hrrausgede», »m der drohenden Zahlungsmtttelknappheit entgegen-«- trete«. S« werde» Scheck» der Grossbanken auf einander in Höhe von 500 000 Mark ausgegebe». FSnf-Mllllonen-Noten. Wie uns ein eigener Bericht au« Berlin meldet, enthält gestern der Reichsanzeiger »ine Bekanntmachung über die Aus- gäbe von Reichsbanknoten zu fünf Millionen Mark, die in den nächsten Togen in den Verkehr gebracht werden. Ein« Landcsverräteria. In Oschersleben wurde die Rentiere Honemann als Landes verräterin verhaftet. Sie hatte in einem Schreiben, da« die deutsche Polizei abfing, der französischen Dlilitärkommssion in Köln ein Geheimbuch an- geboten, worin die deutschen Festungen, die Verteilung der Besatzung usw. verzeichnet waren. Sie verlangte für den Verrat 10 Millionen Mark. schen Teil las, bi» das Glockenzeichen ertönte. Er las vorsichtshalber noch einen Satz und brach dann zuversichtlich ab. Nietzsche rührte sich nicht. Unserem Primaner trat der Angstschweiß auf die Stirn. Stot ternd brachte er hervor: „Herr Professor. Sie haben vielleicht das Läuten übersehen?" Nietzsche sah ihn einen.Augenblick starr an, dann — ohne eine Miene zu verziehen — korrigierte er: „Sie wollen saaen überhört", und verließ das Klassenzimmer. Am nächsten Tag begann er den Unterricht, zu demselben Schüler gewandt: „Also, übersetzen Sie." Während Nietzsches Unterricht herrscht« in unserer Klasse stet» eine musterhafte Disziplin, die selbst auf die vorhergehende und nachfolgend« Zwischenpause Übergriff. Obwohl wir nie ein Wort des Tadel« oder Unmut« von unserem Lehrer zu hören bekamen, so hatten wir doch einen unbegrenzten Respekt vor ihin. Er hatte eine für den Betroffenen unglaublich pein liche und beschämende Art, in steinerner Ruhe den schlecht präparierten Schüler seiner gestotterten und gestammelten Blamage zu überlassen und, nach einer kurzen atembeklemmenden Pause, mit einem knappen „So" oder „Soviel" einen ironischen Schlußpunkt darunter zu setzen. Da» war der schärfste Ausdruck seine» Tadel» — gleichwie sein Lob niemals über ein kurze», halblaute» „Gut" hinausging. Aber was hätte nicht mancher von uns, der sonst durchaus nicht zu den Strebern zählte, um diese« knappe Lob gegeben! So schwere Stunden uns Nietzsche auch bereitet, so empfanden wir es andrer seits doch al« eine Auszeichnung, daß er unserer In- tüligenz so viel zutraute, und hatten dar feine Ge fühl der Jugend für den Zvxuy, den sein hochfliegen, der Geist sich unsertwegen antat. Wir teilten die schwärmerische Verehrung der Studenten für ihren Professor, der nur wenig älter als sie selber war, wir lasen olles, wo« von ihm erschien- und wurden mitgerissen ia den Rausch seine« Doyner-Enthusias- mu«, der domal» geraüe an der „Geburt der Tra gödie" schuf. Ei« neue» Mittel gegen Tuberkulös«. Au« Ver- li» wird un« gedrahtet: Lin neue« Mittel gegen Lungentuberkulose wurde gestern der Ber liner medizinischen Gesellschaft von dem bekannten Frauenarzt Prof. D üHessen empfohlen. Es Han Leipzig als Ausstellungsstadt Oie Hauptversammlung un- Reichsausftellung -er Kolonialwaren" un- Le-ensmittelhün-ler vom 4. -iS 40. August 4923 in Leipzig Die Meßstadt Leipzig erfreute sich von jeher de» Vorzugs, al» Kongreß, und Ausstellungsstadt von einer großen Anzahl der bedeutendsten Verbände und Organtsationen gewählt zu wer- den, eignet sie sich doch infolge ihrer zentralen Lage gut als Tagungsort. Wir erinnern an die Internationale Baufachausstellung, die Buch- gewerbeausstellung, die Landwirtschaftliche Wan- derausstellung, die Bückereifachausstellung, die im Laufe der letzten Jahre in Leipzig abgehMen wurden. Die Fremden kehren gern in Leipzig ein, wissen sie doch, daß Leipzig viel Inter essantes bieten kann. Erfreulich ist, daß trotz der Schwere der Zeit jetzt wieder einer der angesehensten Verbände, der Reichsverband Deutscher Kolo- nialwaren- und Lebensmittel händler (Sitz Berlin), beschlossen hat, seine Hauptversammlung, verbunden mit einer Reichsausstellung, in den Tagen vom 4. bis 10. August in Leipzig abzuhalten. Die Derbandsgründung datiert aus der Kriegs- zeit, als sich die Notwendigkeit herausstellte, in straffer Organisation die berufsständischen Fra gen, die Preispolitik uiw. zu besprechen. In verhältnismäßig kurzer Zeit hat sich die Organi- sation emporgearbeitet. Heute hat sie im ganzen Reiche Ortsgruppen. Für die deutschen Kolonial- und Lebens- Mittelhändler war es kein leichter Ent- schluß, in der jetzigen überaus schwierigen Zeit neben der Hauptversammlung auch noch eine Reichsausstellung, die als Wan der aus- stellung gedacht ist, zu veranstalten. Die Bedenken wurden jedoch in den Hintergrund gestellt aus der Erwägung heraus, daß heute die Kolonialwaren, und Lebcnsmittelhandler eine volkswirtschaftliche Aufgabe zu erfüllen haben. Sie wollen ihr gut Teil am Wiederaufbau des Vaterlandes beitragen. Um die große Öffentlichkeit davon zu unterrichten, daß trotz aller Hemmnisse der deutsche Handel noch nicht ganz am Boden liegt, wie seine Feinde gern behaupten, dazu soll Vie Ausstellung beitragen. Etwa 150 Firmen aus dem Reiche haben zugesagt, die Ausstellung zu beschicken. Das ist ein großer Erfolg, bedenkt man die Warenknappheit, die Frachtver- teuerung und die Finanzschwierigkeiten, unter denen heute der Handel leidet. Der Eröffnung der Ausstellung am Sonn- abend, 4. August, 12 Uhr, schließen sich Besich tigungen der Stadt an, am Sonntag wird der Vorstand eine Sitzung abhalten, dann be ginnt am Montag die ernste Arbeit. Die Tagesordnung der Hauptversammlung ist reich an Themen, die eng die Lebensfragen der Orga nisationen berühren. Wir finden auf der Tages- ordnung Referate über die berufsstän- dische Organisation als Trägerin des gesamtfachlichen Zusammenschlusses. Diese Frage greift in die innerste Gestaltung der Organi- sation ein, besteht doch darüber Klarheit, daß sich in diese, wie überhaupt in den legitimen Han- del, Elemente hineindrängen, denen in mehr als einer Hinsicht das Handwerk gelegt werden muß. Da die jetzige politische Lage auch den Handel beeinflußt, ist zu verstehen, dgß auch ein Referat „Der Einzelhandel im politischen Leben" vorgesehen ist. Gleichfalls wichtig sind die Vor delt sich um da« Wenningersche Inhalationsverfahren. In 23jähriger Forschertätigkeit und nachdem er 173 Mischungen verworfen hatte, ist es Prof. Wenninger endlich gelungen, eine Inhalationsflüssigkeit zu fin den, die er für geeignet zur Behandlung der Lungen tuberkulose hält. Da» Wenningersche 174. Mittel enthält neben anderen Stoffen Uran und Mangan. Aus der Wechselwirkung sämtlicher darin enthaltener Stoffe ergibt sich ein neuer Stoff, den Wenninger Ektoplasmin nennt und das die Eigenschaft besitzt, die wachsartige Hülle der Tuberkelbazillen zu durchdringen und die infektiöse Eigenschaft der Tubcrkelbazillelln aufzu heben. Prof. Dührßen stellte mehrere Fälle vor, in denen hoffnungslos Erkrankte durch Inhalation mit Ektoplasmin vollständig geheilt worden sind. Eine Frau, di» 1913 binnen 4 Wochen geheilt wurde, hat seitdem mehrere Geburten und Grippeanfälle durch- gemacht und ist trotzdem geheilt geblieben. In Rio de Janeiro, wo Wenninger jetzt lebt, hat er mehrere 100 Fälle behandelt und geheilt. Kein verkauf de» Welfeuschatze».. Gegenüber den in letzter Zeit verbreiteten Gerüchten über einen beabsichtigten Verkauf de« sogenannten Welfenschatze» und dessen Verschleppung in« Ausland stellt das Bundesdenkmalsamt in Wien fest, daß es auf Grund de« Gesetze« dafür Sorae tragen werde, den historischenReliqui en schätz der Welfen i n seinem ganzen Umfange zu erhalten. Es wäre üoriaen« von feiten der Vermögensverwal tung dr« Hause« Braunschweig-Lüneburg dem Bunde«denkmal«amt mitaereilt worden, daß ein Ver kauf non Gegenständen de« Reliqu-nichatzes nicht in Aussicht genommen sei. Nene Prrisaufgadeu der Handelshochschule Leip zig. Nach dem guten Erfolge de» letzten Pr«i»au«- schreibens sind von der Handelshochschule zwei neue Prrisaufgaben gestellt worden: 1. „Die weltwirt schaftlichen Umschichtungen der Baum wall- Industrie im letzten halben Jahrhundert.* 2. „Buchführung und Rechnungslegung der sozia len Versicherungsträger." Al« Preis sind für die beste Bearbeitung jede« der beiden Themata auf Grund einer Spende der Gesellschaft der Freunde der Handelshochschule Leipzig je 20 Gold mark (nach dem Doldankaufsprei» der Reichsbank) ausgesetzt worden; für den Fall, daß noch eine wei tere gute Lösung einläuft, ausserdem ein zweiter Preis von je 10 Goldmark. Di« Preisarbeiten sind träge über die Ausnahmegesetze gegen den Etnzelhand el, die Preispolitik, Währung und Substanzerhaltung sowie die Zuckerwirtschaft. Anträge sind gestellt von vielen Ortsgruppen. Daraus heben wir hervor, die Reichsmonopolverwaltung solle ersucht werden, die Entschädigungssummen, die den Berechtigten nach dem Gesetz zustehen, ent sprechend der Geldentwertung zu erhöhen; nur legitime Kaufleute dürfen Lehrlinge ausbilden; die politischen Parteien sollen bei Wahlen Kan- didaten aus den Reihen des Verbandes an aus- sichtsreicher Stelle aufstellen; schließlich wird eine Aenderung des Margarinegesetzes gefordert. Das Programm birgt also eine Fülle Stoff und erwartet die Verabschiedung eines riesigen Fragenkomplexes. Leipzig freut sich auf seine Gäste und wünscht der Tagung den besten Erfolg. Die Frem- den werden sich hier bald heimisch fühlen. Steht ihnen doch eine Anzahl der besten Gasthöfe, Restaurants und Hotels zur Verfügung. Eine Stadt, die von jeher den MessHochbetrieb bc- wältigt hat, verfügt über reichliche Erfahrungen, um den Anstrom, der zur Hauptversammlung und zur Ausstellung kommt, zu bewältigen. c. 0ür1«I * Vas Programm Im folgenden geben wir eine kurze Zusammen stellung aller anläßlich der Hauptversamm lung und der Ausstellung des Reichs verbandes deutscher K o l o n i a l wa r e n. und Lebensmittelhändler geplanten Ver anstaltungen. Sonnabend, 4. August, 12 Uhr: Eröffnung der Reichsausstellung auf dem Ausstellungsgelände. Sonntag, 5. August, 9 Uhr: Sitzung des Vorstan des des Reichsvcroande« in der Handelskammer zu Leipzig, nachm.: Treffpunkt für eingetroffene Dele gierte auf dem Ausstellungsgelände am Völkerschlacht denkmal. Veranstaltung von Rundflügen mit Jun kers Flugzeugen um Leipzig. 7 Uhr: Degrüßungs- abend im Festsaale des „Tunnels". Montag, 6. August, 9 Uhr: Hauptversammlung des Rcichsvcrbandes im Zcntralthcater, 9 Uhr: Ver sammlung -auswärtiger und Leipziger Damen vor dem Hauptbahnhofe, 10: Rundfahrt mit Wagen, Be- sichtigung der Sehenswürdigkeiten von Leipzig. Die Fahrten enden beim Völterschlachtdenkmal direkt! neben der Reichsausstellung, 6 Uhr: Festkonzert im Völkerstblachtdenkmal, 8 Uhr: Treffpunkt im Zoolo gischen Garten. Dienstag, 7. August, 9 Uhr: Zweiter Tag der Hauptversammlung im Zentraltheater, 6 Uhr: Fest mahl im „Tunnel". Mittwoch, 8. August, 8 Uhr: Sitzung de« Großen Ausschusses im Hotel „Deutsches Haus", Königsplatz, 8>4 Uhr: Ausflug mit Eonderzug in das Saaletal bei Kosen, 10 Uhr: Sitzung der Wirlschostsstcllen und Genossenschaften. Dem Ehrenausschuß gehören an: Ober bürgermeister Dr. Rothe, Stadtverordneten-Vor- steher Richard Heinze, Stadtrat D^. Bluth, Wilhelm Dorr hau er, Kaufmann, Mitglied der Handelskammer, Stadtverordneter Bernd. Eid- mann, Mitglied der Handelskammer, Vorsitzender des Leipziger Verbandes des Einzelhandels, Land tagsabgeordneter Dir. Rollig, Geheimer Kom- merzienrat Schmidt, Vorsitzender der Handels kammer, Kommerzienrat Stadtrat Hugo Seifert, Obermeister Thal heim, Vorsitzender der De- werbckammer. , bis zum 31. Januar 1924 mit Stichwort und ver' schlossenem Briefumschlag, der als Aufschrift das Stichwort trägt und innen den Namen des Ver fassers enthält, an das Rektorat der Handelshoch schule einzurcichcn. Der lippischr Doktsrtitel. Die Deutsche Akade- mische Rundschau (Göttingen) teilt mit, daß die Regierungen der deutschen Hochschulländer sich ent schlossen haben, die von dec Für st-Leopold- Akademie in Detmold verliehenen akade mischen Grade nicht anzuerkennen. Diese Entschließung sei darauf zurückzuführcn, daß die neu errichtete Hochschule ihrem ganzen Aufbau und Wesen nach einer wissenschaftlichen Hochschule nicht gleich erachtet werden könnte. Seltsame Ähnlichkeiten. Die Fälschungen, die die die Kunstsammlungen des Pariser Louvre beherbergen, und über die in letzter Zeit aufschen- erregende Mitteilungen in die Oeffcntlichkeit ge langten, sind ungleich umfangreicher, als man bisher angenommen hat. Manche dieser Fälschungen be- zeugen obendrein eine geradezu waghalsige Kühnheit der Händler, die die Verwaltung des Louvre hinein- gelegt haben. So befindet sich beispielsweise in der Sammlung der Primitiven die Figur eines Heiligen, die geradezu verblüffende Ähn lichkeit mit dem Antiquar hat, der sie dem Museum verkaufte, und der von der Gutgläubigkeit der für die Prüfung zuständigen Kustoden so fest überzeugt war, daß er kein Bedenken trug, den Bild hauern, die als Fälscher für ihn tätig waren, in eigener Person Modell zu stehen. Eine Menge Folschstücke befindet sich übrigens auch im Museum Rodin, das dieser Tage in Meudon eröffnet wer den soll. Der berühmte Bildhauer ist nur zu oft von geschickten Fälschern betrogen worden. Er hat gut- gläubig griechische „Meisterwerke" erworben, die nur ein äußerliche» Griechentum vortäuschen, und Tanagrafiguren, die aus Ton gemacht waren, der den griechischen Künstlern überhaupt nicht zur Der- fügung stand. Derartige Dinge sind übrigens keines wegs eine französische Spezialität. Auch bei un« in Deutschland begegnet man Ähnlichem. So wird von dem Sohne des Konservators einer unserer größten Galerien berichtet, er könne ein weitberühmtes altholländisches Genrebild, da» sich in dieser Galerie befindet, nie ohne Rührung an- sehen, denn die sung« Dame auf dem Gemälde stelle seine frühverstorbene Mutter dar.