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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230726
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-26
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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8elte 4 Ur. L7S Le!pr!ger 7sged!rrtt uaü SrurdelsLeltuag Vie Not der Nerzte Der Verband der Aerzte Dvutschlcurds schickt uns auf die Notiz der Krankenkaffe über die Gvbühren- sähe der Aerzte folgende Erwiderung: 1. Die Mindestsätze der amtlichen Gebühren ordnung waren im Frieden aufgebaut auf einer Mindcstbcratungsgebiihr von 1 Mark, sie waren am 1. Juli aufgebaut auf einer Mindcstberatungsgebühr von 6000 Mark. 2. Wenn die Aerzte von der hiesigen Orts- krankenkaffc nur 60—80 Prozent der Betrüge, also nur 60—80 Pfennige für eine Beratung bezahlt er» halten und die Sonderleistungen unentgeltlich ver richtet haben, so beweist dieses Eingeständnis nicht» anderes, als daß die Krankenkasse die Arbeitskraft ihrer Aerzte in unerhörter Weise aus- genutzt und eine geradezu unwürdige Entlohnung für richtig befunden hat. 3. Wenn die Gebührcngrundlag« im Frieden in Leipzig weit hinter dem zurückblieb, was an gemessen war, so müßte gercchterweise gerade des wegen der Dervielsültigungofnktor heute noch viel größer sein. Die ungelernten Arbeiter haben aus dem gleichen Grunde — weil anerkannter maßen die Friedens g r u n d l a g e ihrer Löhne zu gering bemessen war —, bereits im Juni eine Erhöhung auf das IS OOOfache erreicht. 4. Die Erhöhung der ärztlichen Gebühren betrug am 1. Juli nur auf dem Papier das 6000- fache des Friedcnsstandco; denn die Honorare wer den erst 2 bis 3 Monate nach Ausführung der ärzt lichen Leistungen ausgezahlt, sie sind also um 100 bis 200 und mehr Prozent entwertet, wenn sie in die Hände der Aerzte gelangen. Geringfügige Abschlagszahlungen ändern an dieser Tatsache nichts. 6. Der Erhöhung auf das 6000fache stand am I. Juli eine Teuerung in Höhe des 18160fachen gegenüber. Diese Ziffer gibt aber nur die Ver teuerung der zur dürftigsten Lebenshaltung unbe dingt notwendigen Dinge an. Die Berufs- unkosten der Aerzte hingegen sind in weit höherem Maße angcsticgen, als die Lebenshaltungs kosten. Diese Unkosten machen bei praktischen Acrzten 60 Prozent ihrer Gesamteinnahmen aus und betrugen durchschnittlich im Monat Juni Millionen Mark. 6. Durch raschere Anpassung der Grundlöhne an die Teuerung und durch das .Gesetz zur Erhal tung leistungsfähiger Krankenkassen" sind die Bei träge der Kassenmitglieder so erhöht, daß die Kassen über erhebliche Mittel verfügen. Die Bei träge sind zum Teil auf das 15 000fache des Frie- dcnsstandes erhöht, so daß ein Ausgleich mit den geringen Beiträgen der unteren Klassen erzielt wird. Die günstige Finanzlage der Kasse wird da durch bewiesen, daß zahlreiche Krankenkassen den Beitragc-fuß hcrabzusctzen in der Lage waren. 7. Die zu niedrige Festsetzung der Mindest gebühren ist um so ungerechtfertigter und verhäng nisvoller für die Aerzte, als der Kreis derjenigen Personen, welche nach diesen Sätzen behandelt wer den müssen, seit dem Kriege ständig größer ge worden ist. Durch, die Ausgestaltung der sozialen Gesetzgebung ist die Zahl der zwangsweise oder frei- willig gegen Krankheit Versicherten so angewachscn, daß bereits über 75 Prozent der gesamten Bevöl kerung zu den Mindestsätzen der PrGO. ärztlich knhandelt werden muß, so daß ein Ausgleich durch angemessene Bezahlung in der Privatpraxis nicht mehr wie im Frieden möglich ist. Aüskuuftserteilung über Verkehrsstörungen und Angänderungen. Der Reichsverkehrsminister hat die Reichsbahndircktionen erneut auf die Wichtigkeit, Zu verlässigkeit und umfassende Auskunftserteilung hin- gewicscn. Insbesondere wird darauf Wert gelegt, daß alle Veränderungen in den Verkehrs- Möglichkeiten unverzüglich sämtlichen Aus- kunftsstcllcn im Reich und auf den Bahnhöfen, sowie in weitestem Umfange der Presse bckanntgegebcn, die Zugbcamten der in der Richtung nach dem Einbruchs gebiet verkehrenden Züge mit den entsprechenden Unterlagen versehen und auf den Uebergang»- und Endbahnhöfen die nötigenfalls schleunigst einzurich- tenden Auokunftsstellen zuverlässig unterrichtet wer den. Die Auskunft muß sich auch auf die Ueber gangsmöglich keit von der Reichsbahn auf andere Pcrtehrseinrichtungen (Kleinbahnen, Wasser wege, Fuhrwcrkverbindungen usw.) sowie auf die für einzelne Ueberaänge bestehenden besonderen Pakvor schriften erstrecken und ist in allen Fällen in artigster und zuvorkommendster Weise zu erteilen, wobei auf Bewohner der Liubruchvgediete besondere Rücksicht zu nehmen ist. * Neue Flugpostmarke. Für den Lustpostvcrkehr find neue Flugpostmarken im Werte von 200 Mark herausgegeben; sie sind bei den Postanstalten der Flugorte und bei einer großen Anzahl anderer Post- anstalten erhältlich. Pöstanstalten, die keine Flug- postmarken führen, vermitteln auf Wunsch den Be zug der Marken. Flugpostmarken zu 6 und 10 Mark werden nicht mehr hergcstellt werden. " Gesetze und Verordnungen zur Geldentwertung. Eine lange Reibe von Ncichsgesctzcn und Verord nungen hat wieder die Geldentwertung notwendig gemacht. Sie werden jetzt verkündet. Der Nachtrag zum Reichshaushalt ermächtigt den Finanzminister, weitere fast 19 Billionen zu borgen und neue 30 Bil- lionen Schatzanweisungen auszugeben. In der Haupt- fache durch die Geldentwertung bedingt ist das Gesetz zur Aenderung und Ergänzung des Hypothekenbank gesetzes sorcie das neu« Gesetz über den Notenumlauf der Privatnotcnbanken. Verordnungen sind erlassen über die Angestellten- und Invalidenversicherung, die Eichgebühren, die Entschädigung der Schöffen, Ge schworenen und Vertrauenspersonen, die Gebühren für Zeugen und Sachverständige, Gerichtsvollzieher und Rechtsanwälte. Die Portoerhöhung hat allein sechs einzelne Verordnungen de» Reichspostministers nötig gemacht. Eine Verordnnug erhöht weiter die Gebühren in Musterregistersachen. Auch die Per- ordnung des Reichsverkehrsministers über Geld strafen gehört hierher. Tagungen i» Thüringen. Am 4. und 5. August findet in Gera die Gcsamttagung des Gaues Thüringen im G e w'er k scha ft s bu n d der Angestellten statt. — In den Tagen vom 9. bis 12. September findet in Weimar der 60. Ge- nofsenschaftstag des Deutschen G e n o s s e n s ch a f t s- vsthandes, E. V., Lharlottenburg, statt. — Der Landesverband Thüringer Eanitäts- kolonnen vom Noten Kreuz hält seinen zweiten Derbandstag am 28. und 29. Juli zu Gotha ab. Im Keller ermordet aufgefuvden. Das Dorf Deifeld (Kreis Kassel) ist der Schauplatz eines entsetzlichen Verbrechens ge- io/orden. Nachbarn fanden ein 48jähriges, alleinstehendes Fräulein ermordet in ihrem Keller vor. Die Leiche, der die Augen mit einem Tuche verbunden waren, zeigte zwei schwere Wunden am Schädel, die den sofortigen Tod zur Folge gehabt haben müssen. Die Wohnung war von oben bis unten durchsucht und alle Habe von einigem Wert fortgeschleppt. Der Verdacht richtet sich gegen eine Nichte, die zu Besuch weilte, und gegen deren Bräutigam, der mit viel Gepäck plötzlich abgefahren ist. Die Polizei verfolgt diese Spur. Der Landarbelterstreik im Kasseler Bezirk. Nach dem seit bereits mehr al» acht Tagen aus einer An zahl von Gütern im Regierungsbezirk Kassel ge streikt wird, scheint jetzt der Landarbeiterstreik auch auf den Kreis Hersfeld überzugreif en. Auf der Domäne Eichhof sind die Arbeiter in den Streik getreten. Auf den anderen großen Gütern des Kreises wird noch gearbeitet. Ein fataler Irrtum. Aus Budapest wird ge- meldet: Sonntag nachts läuteten zwei junge Männer an dem Gartentor der Villa des Bankdirektors Ignaz Fränkel in der Pallagasse. Ein Stuben mädchen öffnete, die beiden lungen Leute stellten ver- worrene Fragen, der Pankdirektor kam selbst her unter, ein Wortwechsel entspann sich, einer der jungen Leute schoß auf Fränkel, ohne zu treffen, dann eilten sie davon. Am nächsten Morgen wurden beide ver haftet, da man an einen Raubanfall glaubte. Es stellte sich aber heraus, daß die beiden vermeint lichen Räuber wohlsituierte Bank beamte waren und daß das Ganze bloß auf einem fatalen Mißverständnis beruhte. Die beiden jungen Herren hatten sich Sonntags abends an fünf Litern Wein und entsprechendem Gesang gütlich getan und wollten nun dem Dritten huldigen. Die Villa in der Pallagasse, in der Direktor Fränkel wohnte, war ehedem keine Villa gewesen. Die jungen Leute kannten den Weg von früheren Abenteuern her noch sehr gut. Um so erstaunter waren sie, dort statt schöner Damen einen ergrauten Direktor anzutreffen. Sie wurden wegen öffentlicher Ruhestörung bestraft. Eine unbekannte deutsch« Kolonie in Bessarabien. Au» dem Norden Bessarabien« ist vor kurze« der Notruf von vier deutschen Kolonien gedrungen, die den Volksgenossen bi« jetzt völlig unbekannt war. Ueber Kundert Jahre haben die au» Würt temberg stammenden Siedler au» vier Dörfern de« Kreises Belzy allen Anfechtungen zum Trotz ihr Deutschtum bewahrt. Die ihnen im Jahre 1812 ge- gebeiien Versprechungen sind mißachtet worden. In Leibeigenschaft und bittere Schuldknechtschaft sind die dort ansässigen Bauern geraten. Al» sie endlich durch Fleiß und Strebsamkeit in einigermaßen ge sicherte Verhältnisse gelangt waren, hat der Welt krieg sie alles Besitzes beraubt. Au» Sibirien zu- rückgekehrt, fand man nur zerstörte Heimatnester vor. In höchster Not haben sich die Siedler nun mit der Ditte um Hilfe besonder» für Kirche und Schule an den VDA. gewendet. Zurchtbare Kutounfalle In der Nähe von Goth en bürg hat sich ein furchtbares Automobilunglück ereignet. Ein Last auto, das mit 36 Eonntagsausflüglern besetzt war, stieß bei einem Bahnübergang gegen einen in voller Fahrt befindlichen Personenzug. Don den Passa gieren des Auto» wurden acht auf der Stelle getötet, während acht andere so schwer ver wundet sind, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Sechzehn weitere Wageninsassen trugen leich- tere Verletzungen davon. — Bei dem Besuch des Herzogspaarco von Pork in Liverpool steuerte ein Auto in die dichte Menschenmenge, die gekommen war, da» Herzogepaar zu sehen. Fünf zehn Personen, die überfahren wurden, sind teils getötet, teils schwer verwundet. Im Befinden der bei dem Autounglück in Apolda verletzten Jenaer Schwimmer ist eine, wenn auch nur geringe, Besserung ein getreten. Lediglich der Zustand des Studenten Knop und des Jugendlichen Otto ist noch besorg niserregend. Die Untersuchung über die Entstehung des Unglücks ist noch nicht abgeschlossen. Die Er regung über den folgenschweren Unfall ist in Jena und Umgebung natürlich groß. Eine Hilfs aktton wurde sofort vom Kreise 8 (Thüringen) de» Deutschen Schwimmverbandes eingeleitet. Der Schwimmverein Apolda überwies noch am Montag als erste Beihilfe 3 Millionen Mark, der befreundete Schwi.nmvcrein Gotha 2 Millionen Mark. Der gco.-ljergte d'Annnnzlo. Der Achter Gabriele wird seine Darstellerin Frau Rubinstein. Golubew wegen leichter Körperverletzung ver klagen. Er geriet mit der temperamentvollen Tragödin, die kürzlich seine Phädra verkörperte, in einen Wortwechsel. „Sie werden niemals erfassen, was wahre Kunst ist," rief d'Annunzio aus. Da sich die Szene im Restaurant abspielte, so fühlte sich Frau Rubinstein verpflichtet, die treffenve Antwort zu erteilen. D'Annunzio bekam eine Ohr feige, sprang auf und ließ den Gatten der Schau- spielerin bezahlen. Vor Gericht will er der schlag fertigen Tragödin einige bittere Wahrheiten sagen. Sie scheint ihn nicht zu fürchten, denn ihr Anwalt hat bisher den Vergleichsweg nicht eingeschlagen. Ende der Amuudfeu HUf»exp«dUiou. Wie Asien- posten aus Bergen erfährt, ist Konsul Hammer von Spitzbergen -urüügckehrt und über Lhristiania nach Kopenhagen abgereist. Von dort reist er nach Berlin und weiter nach Amerika. Die übrigen Mitglieder der Expedition reisen nach Rotterdam. Konsul Hammer will im Dezember eine neue Expedi- tion vorbereiten, und, falls Amundsen an dieser Expedition nicht teilnimmt, den Flug über den Pol selbst ausführen. Er will versuchen, den norwegi schen Flieger Ombel zur Teilnahme an dieser Ex- pedition zu gewinnen. Ein weiblicher Räuberhauptmanu. In Moskau wurde eine Banditenbande von 360 Personen, an deren Spitze ein weiblicher Räuberhauptmann, namens Maria Besuglaja, stand, festgenommen. Die Bande hat seit 1909 in Moskau und Umgebung ihr Unwesen getrieben. Die Banditen waren der jungen Kommandantin so ergeben, daß sie jeden ihrer Befehle aufs genaueste aus- führten. Die Zahl der von den Räubern begangenen Verbrechen ist ungeheuer. Zremde Gäste? Von S. B „Obwohl Ralph eigentlich schachmatt war, eine Folge des unsteten Lebens in letzter Zett, ließ er sich nicht zurückhaltcn, sondern bestieg eine Droschke und fuhr zum Bahnhof- wo er sich auf den Perron begab, um seinen Zug zu erwarten. Er bestieg ein Eoupö für Raucher und fuhr ab. An seinem Ziel angelangt, begab er sich eilends -um Ha-use der Frau, die ihm alles war, wo auf das bestimmte Klingelzeichen der Portier auf schloß. Und schon öffnete sich im Parterre die Türe. Louise umschloß ihn mit weichen Armen und zog ihn in das behaglich erwärmte Separö, dessen Jalousien geschloffen waren. " Der größte Fremdwörterfeind hätte kein Recht, zu behaupten, daß in diesen Sätzen irgendwelche ausgesprochene Fremdwörter französischer Herkunft sich befinden. Denn alle scheinbaren Fremdwörter, die hier vorkommen, existieren nur in der deut- sch en Sprache. Wie können solch« Worte al» Fremdwörter angesehen werden? Wäre di« deutsche Eprack)e grausam genug, sie für immer aus ihrem Wortschatz zu verbannen, so würden diese armen Worte obdachlos auf der Straße stehen. Di« fran zösische Sprache, der sie scheinbar entnommen sind, hat gar keine Veranlassung, sich ihrer an- zunehmen. Im Französischen kommen sie nämlich entweder gar nicht vor, oder haben doch einen gan- anderen Sinn. So bedeutet „P«rron" im Französischen nicht Bahnsteig, sondern Freitreppe. Soup« als Substantivum bedeutet ein« gewisse Art von Wagen; ein Abteil in der Eisenbahn heißt Oompsrtimont. Auch von einem „Por- tier" im Sinne de» sächsischen „Lau»manns" weiß der Franzose nicht», der in diesem wichttgen Amte nur einen „Oom-ierp-s" kennt. Run kommen wir zum „Parterre". Diese» Wort al» Bezeich nung eine» Stockwerke« ist im Französischen durch aus ungebräuchlich, man sagt dafür „Ker ae cckaussö^." Ebenso ergeht es dem urdeutschen „Separv", da» im Französischen eine ganz andere Bedeutung hat. Da» betreffend« verschwiegene Zimmer heißt jenseits der Vogesen Ondinet rmrtt- culier." Al» üderau» merkwürdi-e Mißbildung präsentiert sich schließlich die Bezeichnung „Jalou sie" für einen Vorhang. Das französische „Jalousie" bedeutet Eifersucht. — Die so französisch an- mutendcn Wörter können somit nicht eigentlich als fremde Gäste bezeichnet werden, da sie, zum min- desten in der ihnen untcrgelegten Bedeutung nur im Deutschen vorkommen. Zn der obigen Schilderung der Erlebnisse des Herrn Ralph sind dagegen als wirkliche Fremd worte einige Worte anzusehen, die uns sehr deutsch vorkommen. Zunächst ist der Name Ralph, so häufig er in Deutschland auch sein mag, kein deut scher, sondern ein englischer Name. Das ur deutsche Wort „schachmatt" ist, wenn man auf die Quellen zurückgeht, eine aus dem Persischen und Arabischen gebildete Zusammensetzung. Schach entstammt dem Persischen und bedeutet nichts anderes als Schah, das heißt: König, uns matt in der Zusammensetzung schachmatt ist von dem arabischen matt -- töten abzulciten. Wir kennen diese Bedeutung aus dem Spanischen, wie ja dir Spanier währeird der Zeit der Maurenherrschaft viele arabisch« Worte übernonunen haben. Der Wortstamm matt macht sich in dem spanischen Worte Matador (Stiertöter) deutlich bemerkbar. Ein weiter«» Fremdwort ist „Droschke", da» dem Russischen entstammt. Auch „Louise" ist einer Fremdsprache, nämlich dem Französischen, entlehnt, urbd wird nicht deutscher, wenn man da» „o" in der Schreibweise fortläßt. Die Zahl der fälschlich als Fremdwörter ver schrienen Wortbildungen, die tatsächlich keiner fremden Sprache angehoren, oder wenigsten» m dieser eine ganz andere Bedeutung haben, ist Legion. Im folgenden noch eine weitere kleine Auslese! Wenn der Deutsche glaubt, in dem Worte Friseur ein Fremdwort zu erblicken, so irrt er sich gewaltig. Kein Franzos« kennt diese» Dort- da» übersetzt etwa Kräusler heißen würde. Der Haarkünstler heißt im Französischen „Ovikkeur". Aehnlich steht e» mit dem deutschen Wort Visage, das allerdings im Schriftdeutschen selten verwandt wird. E» hat in der Umgangssprache die Bedeutung von Gesicht. Dem Franzosen ist da« Wort nicht ge läufig. Gesicht heißt dort „klgure". Nicht ander» ergeht e» dem „Toreador", der dem Spanier durch aus fremd fft. Für ihn ist der Stierkämpfer der „Tog-ero". Ungerecht wäre es, das Dort „Adieu" ans der dentsiyen Sprache zu verbannen, zumal es in allen möglichen Abkürzungen in die ver^iedenü- stcn deutschen Dialekte übcrgegangen ist. Der Fran- zosc braucht es im Sinne von Lebewohl, nur höch stens in der Verbindung „Sans ^clivu" „ohne Lebe wohl", d. h. auf Wiedersehen. Was wird ferner im Deutschen mit dem Fremdwort Etat gesündigt? — Meist wird es im Sinne eines Rechnungsvor anschlages eines Staate» oder einer Gesellschaft verwandt. Im Französischen heißt indes 6tat im allgemeinen Zu st and. Der Rechnungsabschluß des Staates oder einer Gesellschaft heißt nur kuckxot. — Das vielgebrauchte Fremdwort Gourmand für Feinschmecker ist- in dieser Be deutung, wenigsten» rein deutsch, währen- es im Französischen ausschließlich Vielfraß bedeutet. Den Feinschmecker dagegen nennt der Franzose gourmot. Man könnte noch eine Menge solcher falscher Fremd wörter anfiihrcn, die von ihrer angeblichen Heimat verleugnet werden. Nur allzu häufig ist es uns mit ihnen ebenso ergangen, wie mit den echten Fremd- Wörtern: Bet ihrer Verdeutschung wurde häufig so ungeschickt verfahren, daß man den an ihre Stelle getretenen Neubildungen schon von weitem die aus ländische Herkunft anfieht und somit dem Sprach geiste nach kein« wesenhaft deutschen Worte, sondern doch wieder nur übersetzte Fremidwörßar gewonnen wurden. Doch die» ist ein andere» Kapitel. 2 Der letzte Enkel Lortzkug» s. Earl Krafft- Lortzing, langjähriger Musikdirektor in Inns bruck, Kapellmeister erster deutscher und öfter- reichischer Bühnen, Komponist der Oper „Der Gold schuh", letzter Enkel Albert Lortzing», ist in München gestorben. Erleichterung bei Einfuhr »au Kuustmettkr». Die Künstler mußten sich in letzter Zeit beschweren, daß sie bei Studienreisen in» Äu«land ihr« Arbeiten, die draußen entstanden wavrtt, nur unter Schwierigkeiten wieder über di« Zollgrenze nach Deutschland bekämen. Darauf Kat nun der Reichs kommissar für Au«- und Einfuhrbewilligung die Zollstellen ermächtigt, di« Einfuhr von plastisch:« Bildwerken, Modellen dazu und von Gemälden, die inländisch« Künstler nachweislich im Au»lanbr an- VoaaerslLg, äen 2S.M1 Swangranleihe und Vrotversorgungsabgabe Dom Finanzamt Leipzig wird uns geschrieben: Durch da» Gesetz zur Sicherung der Brotversor gung im Wirtschaftsjahr 1923/1924 vom 23. Juni 1923 fällt die öffentliche Brotversorgung mit dem 15. Sept. 1923 fort. Um den bedürftigen Teil der Bevölkerung den Bezug von Bot auch weiterhin zu erleichtern, sollen die besitzenden Klassen eine Abgabe vom Vermöge n entrichten, die in zwei Teilbeträgen am 1. August 1923 und am 2. Januar 1924 zu zah len ist. Diese Abgabe soll grundsätzlich in einem Vielfachen der Zwangsanleihe bestehen. Der Aus gangspunkt bildet dabei das Sechsfache, also für jede Teilabgabe das Dreifache der Zwangsanlerhe. Wenn sich jedoch der durchschnittliche Preis für märkischen Roggen in der Zeit vom 1. bis 15. Juli 1923 höher oder niedriger stellt al» auf 120000 Mark für den Zentner, so ist für die erste Teilabgabe an Stelle des Dreifachen ein entsprechend höheres oder niedrigeres der Zwangsnnleihe al» Abgabe zu entrichten. Ent sprechendes g'lt für die zweite Teilabgabe, wenn der durchschnittliche Roggenpreis in der Zeit vom 1. bis 15. Dezember 1923 höher oder niedriger ist ai» 120 000 Mark für den Zentner. Der Multiplikator für die erste Teilabgabe wird in den nächsten Tagen bekanntgegebcn werden. Es wird damit zu rechnen sein, daß die erste am 1. August fällige Teilabgabe etwa das Zehnfache des vollen Zwangsanleihebetra- ges ausmachen wird. Bei der Berechnung der Abgabe ist grundsätzlich von dem zur Zwangsanleihe angegebenen Vermögen auszugchen. Der Pflichtige darf ledoch aus diese n Vermögen städtische Mietsgrundstücke, inländische fest- verzinsliche Wertpapiere, inländische Hypothckenfor- derungrn, sowie sonstige reine Markforderungrn aus- scheiden; in diesem Falle ist für die Berechnung der Abgabe nicht der tatsächlich zu zeichnende Zwangs, anleihebetrag, sondern der Betrag, der nach Absctzu g der ausscheidenden Vermögensgegenstände an Zwangs, anleihe zu erheben sein wllrd«, zugrunde zu legen. Dabei hat der Pflichtige bei Zahlung der Abgabe dem Finanzamt schriftlich darzulegen, welche Ver- möqensgcgenstände er für die Berechnung -er Ab gabe von dem zwangsanleihepflichtigen Vermögen ausgeschieden hat. Der Pflichtige erhält über die Höhe der Abgabe keinen Bescheid. Er hat sich vielmehr die Abgabe selbst zu berechnen, und zwar ^n Hand des Zwangs- anleihetarifs, der auch in den Räumen der Finanz ämter angeschlagen werden wird. Die erste Teil- abgabe ist unaufgefordert bis zum 1. August 1923 einzuzahlen. Da es sich um eine Steuer und nicht um eine Zwangsanleihe handelt, ist die Zahlung bei der für den Pflichtigen zuständigen Finanzkasse, nicht etwa bei einer Annahmestelle für die Zwangs- anlcihe zu leisten. Beispiel: Das zur Zwanqsanleihe angegebene Vermögen beträgt 10 Millionen Mark. Hiervon waren rn Zwnngsanleche zu zeichnen 694 000 Mark. An sich sind, wenn der Multiplikator für die erste Teilabgabe 10 betragen sollte, 694 000 X 10 -- 6940000 Mark bis zum 1. August 1923 an die Finanzkasse zu zahlen. Wenn in dem Vermögen von 10 Millionen Mark festverzinsliche Wertpapiere in Höhe von 3 Mil- lionen vorhanden sind, so darf für die Berechnung der Abgabe ein Vermögen von 7 Millionen Mark zugrunde gelegt werden. Davon waren 394 000 Mark Zwangsanleihe zu zeichnen, gewesen; der Pflichtige hat also für die erste Teilabgabe 391 000 X 10 -- 3 940 000 Mark bis zum 1. August 1923 zu zahlen. Wettervoraussage für Donnerstag, 26. Juki. Zeitweise heiteres, meist wolliges bis trüveS. etwas wärmeres Wetter mit Ncgcntällen und vielfach Gewitter. Eine Entfettungskur sollten alle Korpulenten vornehmen. Wir raten Ihnen, 30 Gramm echte Toluba-Kerne zu kaufen, die wirksame, völlig unschädliche, fettzehrende Stoffe enthalten, davon nehmen Sie 3mal täglich 1—2 Stück. Sicher erhältlich: König Salomo-Llpotheke, Grim- marsche Straße 17; Engel-Slpotheke, Markt 12. gefertigt haben und auf ihrer Rückreise mit sich führen oder sich nachschicken lassen, ohne Ein- fuhrbewilligung zuzulassen. Wie im Einzel falle dieser Nachweis zu führen ist, entscheiden die gollstellcn nach ihrem Ermessen. Lin Denkmal de» Inda» Zfcharlot. Don einer Reise durch Sowjetrußland nach London zurück gekehrt, berichtet der dänische Schriftsteller Halling Koehler, daß er in Sviasjk bei Kasan der Ent hüllung einer Statue des Juda» Ischariot beigcwohnt habe. Lange Zeit hatte mau in diesem Sowietort« gezögert, welcher der drei Kandidaten: Luzifer, Kain oder Judas der Nachwelt als Stein heiliger überliefert werden solle. Luzifer war an scheinend nickt mit den bolschewistischen Ideen so recht in Einklang zu bringen, Kains Existenz verlief sich im Dunkel der Sage — also blieb nur Juda» übrig. Aufrecht steht der steinerne Verräter da, die geballte Faust zum Himmel erhoben. — Als bei der Feierlichkeit die Denkmalshülle fiel, sanken die versammelten Bauern fromm in die Knie, im Glauben, daß es sich hier um di« Verehrung eines großen Heiligen handle. Die Verantwortung für die Glaubwürdigkeit dieser Meldung möchten wir allerdings der B. g. am M. überlassen, der wir sie entnehmen. Berliner Uraufführungen. Rosa Daletti nahm für das Theater in der Lützowstraße, das im September dieses Jahres eröffnet werden soll, durch Vermittlung des Bühnenvertrieb» „Autorenhaus" da» Schauspiel „Bluff" von Else Otten und die Komödie „Die Bürger von Rouen" von Franz Schulz zur Uraufführung an. Nene Kammermufik. Fritz v. Dose» Suite für Eell 0 und K! avier, die im Februar durch Julius Klengel und den Komponisten ihre sehr er folgreich« Uraufführung hier erleote, erscheint im Herbst im Verlage von Bosworth L Eo. (Leipzig). Au» den rheut«r»ur«m». lTheatergemeind« Schauspielhaus.) Die Ausgabe der Jahres karten für di« kommend« Spielzeit (1. Sw- «ember 1SSS bis LI. August 1924) beginnt am 1. August dtefes Jahre« und erfolgt im Bureau der rHeater- grmeiud«, Eingang rechte« Portal, in der Zeit von 10 Uhr dann, bi« 2 Uhr nachm. u. 6 »t« S Uhr abd«. Di« Jabrrskarten kSnnen nur gegen Vorlegung de« Anteil« fckeinl abgegeben werden. Auf die zu erwartend« Er höhung des Anteilscheinbetrages ist eine vor schuh« - ahlung in Höhe von 10 000 Mark zu leistem Mit 3' Lffeni Derei geschl nächst Lei; D Mitgl durch weite über deutsi eine i übers einige tuna (834). Mitg! sind toria noch einni ziger besser läuft. D naleu Bra für l 1. H alte werfe 1. H Herrc Dann 13,8 Kuae 3. Fr 4. Fi (100 Stüb Ver A band g'.ied seine Bis staltr Tcilr 447 der 1 bewe Inte Köt CDSi werd lin i Mett Kas Rek klub, Lübc Staf tho Au» 2 tag Hoi fand voll« 2 Ex-; flow deut hat, lege kein
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