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Lelp». 3004. »O» «ntvstgnr Taaedlatt e»«A«t »»«ittz« »»»«»»tMnchnune« »a» ««In» »er Gtaßt L«i»tt«, »e» V»lte«iNr»ii»i«»»» Letteeia. da» »»«»»«richt» Is»r« »«rickiedeuer »«derer »«hSrba» Nr. 173 Llnrslnummvr L000 KHsrll vlevlchg. 6ea 24. IuU 1923 ^orn-^ULMLdS 117. ^akrg. poineasS spricht g. Leipzig, 23. Juli. Wieder hatPoinearS eine jener raffinier ten Reden gehalten, deren Zweck es ist, der Welt immer von neuem die Berechtigung des franzö sischen Standpunktes vor Augen zu führen. Durchaus im Einklang mit den Erfahrungen der Maffenpsychologie wir- dabei schon van der bloßen Wiederholung der immer gleichen Be hauptungen eine gewisse überzeugende Wirkung erwartet. Unser gefährlichster Gegner folgt da genau der gleichen Erwägung wie der Geschäfts mann, der von immer erneuter Anpreisung seiner Ware hofft, daß sie sich dem Publikum endlich einprägen und aufdrängen werde. Doch nicht solcher mechanischen Uebung allein vertraut er den Erfolg seiner Kundgebungen an. Viel mehr ist er in allen seinen Reden darauf bedacht, einen Teil Wahrheit oder wenigstens Schein wahrheit beizumischen, der dazu dient, den bös- willig ausgeheckten Rest zu legitimieren. Leider wird ihm die Handhabe dazu nur allzuoft aus dqr Mitte des deutschen Volkes selber geliefert. So, wenn ebenso kindische als gemeingefährliche Soldatenspielerei immer wieder den Vorwand lie- fert, ein Fortteben des deutschen Militarismus festzustellen, wie Poincar^ es in der Tat schon unzähligemal getan hat. Und wenn der baye rische Ministerpräsident in eigener Person es für angezeigt hält, den „Stahlhelmbestrebungen" und dem „Frontgeist" öffentliche Belobigung auszustellen, so dürfen wir uns freilich nicht zu sehr darüber wundern, daß es den' Franzosen noch immer gelingt^ bei einem Teil der Euro- päer die in Anbetracht unserer völligen Wehr- loflgkeit in Wahrheit lächerliche Vorstellung einer von deutschem — und beileibe nicht etwa franzö sischem! — Militarismus bedrohten Welt zu unterhalten. Auch in der gestrigen Rede hat der franzö sische Ministerpräsident wieder von der „militari- stischen Reaktion" als einer von Deutschland her drohenden Gefahr gesprochen. Doch hat er sich damit nicht begnügt. Er hat diesmal ein neues Motiv ausgenommen, das eben zu jenen, gehört, die der Welt nicht ganz ohne einen An-, schein von Wahrheit zu Gemüte geführt werden können. Das Gehaben der deutschen „Wirt- schastsführer" im Innern und nach außen war nicht immer so, daß es überall ohne weiteres als unglaubhaft empfunden werden müßte, wenn PoincarL meint: Es sind nicht nur die ungeheuren Kartelle, die großen Syndikate, die weitgehenden horizontalen Organisationen, die die Unternehmer gleicher Pro dukte gründeten; es sind jetzt auch andere Instru mente industrieller Konzentration, ungeheure ver- tiiale Kombinationen, die nicht nur die Produzenten eines und desselben Artikels, sondern von oben dis unten alle Formen der Produktion von den Roh nraterialien bis zu den Fertigprodukten unter dem Namen Konzerne einander näher bringen. Das sind ungeheure Kräfte, verstärkt durch die Einheit der Leitungen, die Bergwerke, Stahlwerke, Schmelze- rrien, di« Transportmittel zu Wasser und zu Lande besitzen und so das Monopol de» nationalen Ver mögen» in Händen habe«. Jeden Tag setzen sie sich mehr an di» Stell «-des Staates. Sie be- herrschen ihn, sie werdin ihn beiseite schieben, st« sind die Herren der deutschen Presse und der deut schen Regierung. Sie machen die deutsche Republik einer neuen Kaste untertan, die ebenso hochmütig ist wie die der Junker, und die sich ebenso heftig gegen die Freiheiten de« Volkes wendet. Soll dieses System wirtschaftlicher und sozialer Unterdrückung als natur- licher Verbündeter der militaristischen Reaktion sich endgültig im Heqen Europas festsetzen? Gibt es etwas, was dem demokratischen Gedanken Groh- britannieus mehr zuwider läuft, al» deren bester Hüter sich bi» jetzt die beiden großen westlichen Demokratien bezeichnet haben? Hier wird die Uebertreibung so maßlos, daß sie sich von gewöhnlicher Lüge kaum noch unter- scheidet. Da» Quentchen Wahrheit aber, aus dem sie sich entwickeltest allein schon verfänglich genug, um eindrucksvolleren Kommentar zu erheischen als er bis jetzt von der Regierung in der allzu bescheidenen Form einer „von zuständiger Seite" inspirierten Anmerkung de» Wolff-Bureaus ge liefert wurde. Werden wird gestatte», daß sich auf Grund von zweckmäßig zugestutzten Halb oder Vkertelwvahrheiten die Legende mm einer neuen „deutsche» Gefahr" durchsetze, und da» in dem gleichen Augenblick, wo just die fran zösische Gefahr des Kohlen- und Eisenmono pols in Europa von Tag zu Tag bedohlicher wird? Werden wir es ohne ernstlichen Wider leuten, so die französische Raffsucht sich hinter unseren Industriemagnaten verstecke? Es ist zu verlangen, daß die Reichsregierung sich gegen- über den höchst eindrucksvollen Darlegungen Poincarös nicht auf eine unauffällige Anmer- kung beschränk«. Es ist zu fordern, daß das Ministerium Euno und seine einzelnen Mitglie der sich endlich zu der Erkenntnis aufraffen, daß es nicht Herrn PoincarS überlassen bleiben darf, die Welt über die deutschen Angelegenheiten zu unterrichten. ver Eindruck der Rede In Paris Paris, S3. Juli. Zur gestrigen Rede Polncare» schreibt L'Oeuvre, man müsse befrüchten, daß Pointar« Lloyd George nicht überzeugt, über die englischen Freunde Frankreichs in Aufregung ver setzt habe. PoincarS habe sein impulsive« Tempera- ment nicht zügeln können; er habe Lloyd George angreifen wollen und sich doch schließlich gegen seine Nachfolger gewandt. L» sei nicht Lloyd George ge wesen, der sich geweigert habe, in» Ruhrgebiet mit cinzumarschicren, sondern Vonar Law, und nicht. Lloyd George habe Frankreich in diesem Augenblick finanzielle Schwierigkeiten bereitet oder eine Untersuchung durch internationale Sachverstän- dige vorgeschlagen, sondern Baldwin, klebrigen» sei dieser Vorschlag im geheimen gemacht worden Gewiß hab« Poincar4 da» Stillschweigen nun zwar nicht gebrochen, aber er habe sich selbst verraten dadurch, daß er Worte ausgesprochen habe, die man in London als Antwort wenigstens auf einige eng- lisch« Vorschläge und al» Wegierung ansehen müsse. Die Bictoire schreibt zur Rede Poincarlw, ihr Ttzevn seien die verbundenen Angen der eng- 'lischen Alliierten gewesen. Tausendmal, ja hundert- tausendmal habe Frankreich in der Ruhr- und der Itcpavatiousfrage gegen die Engländer recht. Aber gerade deshalb, «eil Frankreich kelne Binde vor den Augen trage, weil es den Abgrund sehe, in den der vollständige Bruch der englischen Allianz Europa -urückstürzen würde, müsse es im gegen wärtigen Augenblick seine Bitterkeit hinunter- schlucken. , : . , In London " London, 23. Juki. Zur gestrigen Red« Poincarö» bemerkt Daily News, sie zeige keine Neigung zum Nachgeben. Wenn Poincar« erkläre, e» sei nicht zu dulden, daß Deutschland Geld ausgebe, um Fabriken zu bauen, Eisenbahnen zu reparieren und Kanäle zu verbessern, so sei zu bemerken, daß durch solche Maßnahmen die deutsche Zahlungsfähig keit gesteigert werde. Für die Engländer sei es un begreiflich, daß die Franzosen die Auffassung ver treten, eine Wiederherstellung deutscher Industrien sei nicht zu dulden. Nach britischer. Auffassung be deute die Wohlfahrt des einzelnen die Wohlfahrt aller. Die Westminster Gazette findet die Red« Poinearö« viel gemäßigter im Ton als die vor acht Tagen von ihm gehaltene; sie zeige aber, daß Poin- »och immer nicht bereit sei, die einfachen logischen Zusammenhänge im Reparationsproblem zu er kennen. Seine Bemerkungen über die Machtstellung der Industriellen in Deutschland seien in gewissem Grade zutreffend. Die Verantwortlichkeit für diesen Zustand falle aber in hohem Maße auf die Alliierten, die durch ihre unmöglichen Forderungen das deutsche Finanzsystem gebrochen, den Wert der Mark zerstört, die deutsche Regierung vor eine unmögliche Aufgabe gestellt und Teile der deutschen Bevölkerung ruiniert hätten, die von festem Einkommen abhängig seien. Line neue Reichr-Goldanleihe Berlin, 23. Juki. (Gig. Tel.) Im Reichswirk- schaftsministerium wird heute und morgen über die Frage verhandelt, in welchem Umfange und welcher Form eine neue Doldanleihe des Reiche» auf gelegt werden soll. Ls handelt sich bei dieser Anleihe darum, auch den Kreisen eine wertbeständige Sparanlage -u bieten, di« nicht üb«r Devisen verfügen. Einzahlungen würden also aälh in Papiermark zwn Tageskurs gemacht werden können. Revolutionäre Verschwärung in Griechenlanä? Patt», 28. Juki. Rach einer Privatmeldung des Mattn aus Belgrad find dort Nachrichten au» Salo- niki eingttrofsen, nach denen Griechenland eine groß« republikanisch« Pewegung in- szeniere, die die Monarchie in Gefahr bringe. Einige dem König treu geblieben« Regimenter hätten in Athen konzentriert werden müssen, um einen Staaisstreich zu verhindern. Da» Zentrum der republikanischen Agitation befind« sich in Salo niki. An der Spitze der Bewegung ständen Beni» selas, der ehemalige Kommandant der griechischen Streitkräfte l» Thrazien General Pangalos und Admiral Hadsch 1k yrakoa. In Saloniki und in Dest-Thrazie» befürchte man einen ernsten Kon- sltkt »1t den de» König treu gebliebenen Regi ¬ mentern. Die republikanische Bewegung werd« von spruch dulden, daß, wie der französische Militari», den griechischen Ftnanzleutrn Basil Sacharoff und rnu» hintve meseren Hohrakreuz- Md Skchlheftrr» unterstützt. Prinzessin Hohenlohe vor dem Staaisgerichtshof Rl. U. Leipzig, 23. Juli. Am Montag begann vor de« Staatsgerichtshof der Prozeß gegen die Prinzessin Margarethe von Hohenlohe-Oehrtnyen. Sie ist, wte wir bereits ausführlich mitteilten, de» Mein- erbe» und der Beihilfe zum Hochverrat angeklagt. Di« Angeklagte hat im November vorigen Jahres den früheren Korvettenkapitän Ehrhardt auf feiner Flucht unterstützt und unter Eid seine Be kanntschaft abgeleugnet. Wenngleich auch der Haupt- akteur in diesem politischen Drama, der au» der Untersuchungshaft befreite Ehrhardt, fehlt und auch zwei weitere Mitangeklagte — der erkrankte Professor Schlösser und der unauffindbare Leut- nant Liedig — nicht zur Verhandlung erschienen sind, hat sich doch wieder ein zahlreiches Publikum eingefunden. Das Reichsgerichtsgebäude ist von einem starken Schutzmannsaufgebot besetzt. Die Anklage vertritt Oberreichsanwalt Dr. Eber- mayer, der von Reichsanwalt Neumann unterstützt wird. Mit einer Viertelstunde Verspätung eröffnet Präsident Dr. Schmidt die Sitzung. Präs.: Dir verhandeln heute gegen di« Ange klagten Ehrhardt, Liedig, Schlösser und di, Prin zessin von Hohenlohe-Oehringen. Di« drei erst- genannten Herren haben es vorgezogen, nicht zu er- scheinen. Oberreichsanwalt Dr. Ebermayerr Ich bitte da« Verfahren gegen Ehrhardt, Liedig und Schlösser abzutrennen und nur gegen die Prinzessin zu ver- handeln. > Vie Vernehmung der Angeklagten Nach der Verlesung der zwölf geladenen Zeugen wird dre Prinzessin' vernommen. Sie ist mit einem graufarbenen Kostüm und einfachem Strohhut be kleide! und macht keineswegs einen besonder» vor- nehmen Eindruck. Auf die Fragen des Präsidenten antwortet sie mit leiser Stimme. Sie erzählt, daß sie eine einfache häusliche Erziehung genossen und nach Ausbruch de» Krieges als Krankenschwester fünf Jahre lang tätig gewesen sei. Präs.: Prinzessin, wo haben Sie Ehrhardt kennengelernt? Angekl.: 1920 bei meinem Onkel, dem Herzog von Ratibor. Ehrhardt befehligte dort eine Truppen formation gegen polnische Aufrührer. Ich sah in ihm den „Befreier von Oberschlesien". Ich bin mehrmal mit ihm auf dem Schloß meines Onkels zusammengetroffen und sah ihn später in Berlin. Präs.: Warum gingen Sie später nach München? Angekl.: Weil ich in Berlin die Krankenpflege nicht mehr ausüben konnte. Präs.: Wußten Sie, daß Ehrhardt dort war? Angekl.: Nein, ich traf ihn zufällig auf der Straße. Zur Zeit des Kapp-Putsches war ich in Berlin. Präs.: Und Sie haben nicht gewußt, daß Ehr hardt daran beteiligt war und flüchtig wurde? Angekl.: Ich habe es in den Zeitungen ge lesen, aber ich habe kein Gewicht darauf gelegt. Ich habe nicht an Ehrhardt gedacht, als ich nach Mü»- chen ging. Mein Bruder ist dort verheiratet. Präs.: Haben Sie nicht den Schein gefürchtet, wenn Ehrhardt tagtäglich bei Ihnen verkehrte? Angekl.: Rein. Ich ging mit ihm öfter» spazieren. Präs.: Sie haben doch auch Ausflüge «ms Motorrädern gemacht. Angekl.: Jawohl. Präs.: Ehrhardt soll viel mit der Polizei ver- kehrt und dort auch einen Paß erhalten haben. Angekl.: Die» weiß ich nicht. Präs.: Sie haben sich mit Ehrhardt gedutzt? Angekl.: Ja, al» er zu mir zog. Wir wollten den Anschein erwecken, daß er ein Verwandter von otir sei. Auf Befragen gibt die Prinzessin ferner zu, im März 1921 zu Frau Weiß gezogen zu sein, wo Ehr hardt den Mietkontrakt abschloß. Eie will »icht gewußt haben, daß er sich dort al» Konsul Eichmann verstellte. Präs.: Wußten Sie, daß E. verheirtet war? Angekl.: Ja, ich dachte mir aber btt d«m Ver kehr mit ihm nicht» Schlimme». Ehrhardt Ist zu mir gezogen und hat keine Miete gezahlt. . Präs.: Und da», obwohl L. btt einer Aktien gesellschaft al» Direktor tätig war? Angekl.: Jawohl, ich wollte keinen Zwang»- Mieter aufnehmen und war damit zufrieden. Er macht« btt un« Gartenarbeiten. Präs.: Aber da» ist doch keim ausreichend« Be schäftigung für «inen Kapitän! Sie wußten, daß E. steckbrieflich verfolgt wurde? . Angekl.: Ja; er führt« aber den Namen Esch- weg«. den er in Ungarn rechtlich angenommen hab«. Präs.: Ist mit der Namensänderung denn -er Mensch, de« gesuchte Hochverräter, ein anderer ge worden? Unaekl.: Ja, bei uns ist das s». Pros.: Da» httßt „bei un»"? Ser in Ihrer Fanjisie ist denn al» Berbrecher umgetauft? Angekl.: Niemand. Präs.: Ich kann mir nicht denken, daß in Ihren Kreißen ein Mensch verschwindet, sobald er keine» Name, adlegt, med Ich kann nicht glmcken, daß «e Ehristin und der Ansicht fein konnten, Herr v. Eschwege sei nicht mehr mit Ehrhardt identisch. Angekl.: Al» ich hörte, daß meine Wohnung beobachtet würde, ging ich zur Polizei. Später fuhr ich nach Oberschlesien und kehrte wieder nach München zur Vernehmung durch den Untersuchung»- richter zurück. Ihm gab ich an, wie ich Ehrhardt kennengelernt habe. Ich wurde gefragt, wo Ehr hardt wäre. Ich sagte, daß ich das nicht wüßte, da Ehrhardt für mich seit seiner Namensänderung nicht mehr Ehrhardt, sondern Eschwege war. Das war am 2S. November. Ich erbat zwei Tage Bedenkzeit zur Ablegung des Eides. Der Präsident hält nun der Angeklaten ihre be schworenen Aussagen vor, in der sie erklärt hat, daß sie Ehrhardt stet« nur zufällig getroffen habe und nicht wisse, wo er sich aufhält. Sie stehe Nr keinerlei Verbindung mit ihm. Präs.: Was wissen Sie vom Eid? > Angekl.: Gar nicht»! Präs.: Sie sind doch katholische müssen wissen, daß man unter Eid unbedingt die Wahrheit sagen muß! Angekl.: Ehrhardt sagte mir, daß ich unge fragt nicht» auszusagen brauche. Präs.: Und der Korvettenkapitän war e«, der Sie in« Unglück stürzte und zu der falschen Aus sage veranlaßte! Ang.: Nein. Er hat mir gesagt, er wü-de rmter keiner Umständen schwören. Die Prinzessin beginnt zu weinen und der Prä sident läßt der Angeklagten einen Stuhl geben. Ich wollte eine Rechtsauskunft darüber cinholen, ob man ungefragt etwas unter Eid aussagen müsse, d. h. ob ich anaeben müsse, daßß Ehrhardt mit Esch- weae identisch sei. Leutnant zur See Liedig, Stu dent der Rechte, brachte mir den Bescheid, daß ich es nicht brauchte. Ich leistete am 30. November den Eid, weil ich liberzengt war, daß es richtig sei, Wa ich tue. Nach mir murde vom Untersuchungsrichter Herr v. Eschwege vernommen. vberreichsanwalt: Ich stelle fest, daß die Angeklagte Küher die Sache ganz anders dargestellt hat. Die Prinzessin hat später, als bekannt wurde, daß Ehrhardt erkannt sei, ihre eidliche Aussage widerrufen. Präs, (mit bewegter Stimme): E» ist eine furchtbare Tragik, die in Ihrer Geschichte liegt. Sie sind ihm blind gefolgt, und verstehen kann dies nur, wer die Beziehungen zwischen Mann und Weib kennt. Präs.: Prinzessin! Kommen Sie einmal näher »u mir! Haben Sie jemals die Empfindung ge haßt, daß Sie außerstande wären, irgendein An finnen Ehrhardt» abzulehnen? Angell.: Niemals. Präs.: Waren Sie irgendwie erkrankt? Angekl.: Nur magenleidend. Vie Seugenvernehmung Als erster der zwölf Zeugen wird der zweite Verteidiger der Angeklagten, R.-A. Schnee le in- München, vernommen. Er sagt unter Eid u. a. au«, daß Liedig eine Rechtsauskunft von ihm ein geholt habe. Liedig habe bei seinem Besuch die Aus- sage der Prinzessin als seine eigene hingestellt. Der Zeuge ist überzeugt, daß die Prinzessin im besten Glauben den Eid abgelegt habe. Eie sei sehr welt fremd. Relchsgerichtsrat Dr. Metz-Leipzig gibt an, daß er durch Veröffentlichungen in der Links- presse und durch eine Mitteilung, daß «in« ungarische Treuhand-Gesellschaft in München mit Ehrhardt Be- ttehungen unterhalte, auf München gelenkt worden sei. Dr. Metz hat die Angeklagte als Zeugin ver nommen und sie nach seinen Angaden sehr konzi- lient behandelt, eine Feststellung, auf di« der Prä sident besonderen Wert legt. Der Zeuge skizziert auch den Besuch Ehrhardt« mit der Prinzessin bei ihm. Ehrhardt habe sich Eschwege genannt und damal« einen schwarzen Schnurrbart getragen. Auf seine Bitte, ihn zuerst zu vernehmen, sei er nicht ttngegangen. Die Prinzessin erklärte bei dieser Vernehmung, sie wolle keinen religiösen Eid leisten, obwohl sie tag» zuvor religiös« De, denken geäußert hatte. Präs, (zu der Prinzessin): Der hat Ihnen die Sidesunterschied« klar gemacht? . Angeku: Herr von Liedig. Präs, (erregt): Da» ist doch unerhört, wie dieser Liedig mW Ehrhardt mit Ihnen umgesprun- gen find, wenn sie Ihnen sagten, vor dieser Regie- rung brauche man keinen absolut wahren Eid zu Vie der Zeuge bekundet, hat di« Prinzessin dann den Bchwnr in weltlicher Form abgelegt. Danach habe er Herr» Dr. jur. Hng» von