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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230720
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-20
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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8«tte 2 «r. 1-70 «4 UMSelsreNuog ÜA» 2V» )uN Vie englischen Gefichtrpunkte London, 19. Juli. (E t g. L e l.) Da von amtlicher englischer Leite über den Inhalt der Note an Deutschland und de» Begleitschreiben» an die Alliierten und Amerika auf Ersuchen Belgien« und Frankreich« strengste Verschwiegenheit gewahrt wird, sind fast alle Blätter darauf angewiesen, »ehr oder weniger ihre Kommeutare über den Text der bei- den Schriftstücke einzustellen, die heute dem Kabinett vorgelegt werden. Zuverlässige Informationen dstrf- ten nur vier Angaben sein: 1. Der Sachverständigenausschuß, der Deutschlands Zahlungsfähigkeit abschätzen soll, soll analog dem Bankierausschuß als ein beauftragter Unterausschuß der Reparationskommissio« fungieren. 2) Die beiden Schriftstücke werden wahr scheinlich morgen auch den hiesigen Vertretungen von Holland und Schweden zur Kenntnis gebracht wer den, da diese Länder sich bereit erklärt haben sollen, sich dem englischen Vorgehen einer internationalen Abschätzung der Leistungsfähigkeit Deutschlands anzu- schließen. Zn diesem Zusammenhang wird hier viel davon gesprochen, daß Prof. Dr. Gustav Las- s e l aus Stockholm und der Präsident der Niederländischen Staatsbank Pisse ring al» neutrale Sachverständige in Vorschlag gebracht werden sollen. 3) England wird die Frage des passiven W i- derstande» erst dann in Berlin zur Sprache bringen, wenn Frankreich und Belgien einer erneuten Abschätzung der Leistungsfähigkeit Deutschland» zu» gestimmt haben. 4) Die Darlegung de» Daily Telegraph, wonach England entschlossen sein soll, sobald der Versuch fehlschlagen sollte, über die Antwort Deutschland« zu einer Einigung unter den Alliierten zu gelangen, den Nuhrkonflikt und die Reparationsfrage vor den VSlkerbund und den Weltgerichtshof zu bringen, dürfte zutreffend sein und ist wahrscheinlich aus die von General Smuts beeinflußten Dominien zurück- guführen. Die von gestern auf heute verschobene Erörterung her Note und de» Begleitschreibens im Kabinett hat dem Außenminister Gelegenheit gegeben, gestern nach mittag in einer längeren Unterredung mit dem deutschen Botschafter noch eiruual alle wichtigen Punkte, die sich au« dem passiven W i - der stand ergeben, zu erörtern. Rach dieser Unter redung hatte Lord Curzon eine lang« Besprechung mit dem Ministerpräsidenten, an die sich Unterredun gen de» Premierministers mit den Führern der Oppo sition anschlossen. In diesen Besprechungen ist der Verlauf der nächsten großen außenpolitischen Debatte im Unterhaus« in ihren wesentlichen Zügen fest gelegt worden. Am Montag wird im Unterhau» ein Antrag der Arbeiterpartei, eine internationale Ab- ruHpngskommission einzuberufen, verhandelt werden. An esncm der letzten Sttzungstage de» Unterhause«, wahrscheinlich 31. Juli oder 1. August, wird eine neue europäische Debatte durch eine Erklärung der Regierung eingeleitet werden über den Erfolg ihre» neuesten Schrittes, eine gemeinsame Rote an Deutsch- ßand herbeizuführen. Paris hofft auf englische Zugeständnisse Pari», IS. Juli. (Gig. Tel.) Dtzr Heber- reichung de» englischen Entwurf« der Rote auf die deutsche Antwort wird nunmehr in Pari, und Brüssel für Sonnabend erwartet. Man rechnet hier damit, daß die belgischen Minister Th«uni« und Iaspar an den ersten Tagen der nächsten Woche nach Paris kommen, um sich mit Poincarö über di« Stellungnahme auf den englischen Antwortentwurs zu unterhalten. Frankreich wird voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche entsprechende Eröffnungen ja London machen. E« wird wahrscheinlich angeben. welch« Teil« de« «glischen Entwurf» von Frank reich unterschieben »erd«, können, und welch» He- deichen gegen ander« Teile auf französisch« Seite da- ftche». Di« englisch« Regierung wird dann ans» neue üb« die Aenderuug ihre» Entwurf» zu be raten haben. Die Hauptsache nach d«r Ueberreichung de» eng lischen Antwortentwurf« wird also sein, daß Frankreich und Belgien sich üb« eine ge msinsame Stellungnahme dazn ver ständigen können. Allem Anschein nach bestehen in Brüssel die bekannten Meinungsverschiedenheiten innerhalb de» Kabinett» fort. Während der Minister präsident Theuni» da» Bündni» mit Frankreich für die wichtigste Grundlage der belgischen Politik hält, fährt die katholische Libre Beige, das Organ des Ministers des Aeußern Iaspar, in ihrer Kampagne für die Wiederherstellung freundschaftlicher Be- Ziehungen zu England fort. Unter diesen Umständen ist anzunehmen, daß Belgien auf» neue versuchen wird, zwischen Frankreich und England zu ver- Mitteln. Zn französischen politischen Kreisen hat man den Eindruck, daß die Beschlußfassung des Londoner Kaibinett» über den Antwortentwurf hinau»geschoben wird, weil die englische Regierung Mitteilungen über die Brüsseler Unterhaltungen Benesch» erwarte. Man glaubt, daß England sich verzweifelt b«mühen werde, die Verbündeten für ein» gemeinsame Ant wort an Deutschland zu gewinnen. Die gestrigen Anregungen de» Daily Telegraph haben diesen Ein druck noch verschärft. Sie werden al« Zeichen für die englische Geneigtheit zu wettergehenden Zu geständnissen an Frankreich betrachtet. London bleibt beim Versailler Vertrag Lonbo», 19. Juli. Die Time« schreibt: Die Dokumente, di« heute vom Kabinett erörtert werden sollen, schließen ein den Entwurf einer Antwort auf die letzte deutsch« Rote, einen Mantelbrief und eine «läuternd« Denkschrift zu den verschiedenen Punk ten. Da» Blatt meint weiter, daß die Vorschläge, di« im Antwortentwurf enthalten seien, nicht derart seien, daß man mit ein« Ablehnung von irgend einer Seite zu rechnen brauche. Selbstver ständlich werde in den britischen Vorschlägen kein Versuch gemacht werden, die Bestim mungen de» Versailler Vertrage» in irgendeiner Beziehung od« auf irgendeine Art und Weise zu umgehe» oder zu ersetzen. Im Gegenteil werde Rachdruck auf di« genaue Aus legung de» Vertrage» und die Notwendigkeit einer einheitlichen Aktion auf seiner Grundlage gelegt. Schließlich sagt die Times, daß die Aussichten für weitere Verhandlungen -wischen den Alliierten ent schieden günstig« seien al» noch vor einigen Tagen. venesch zuversichtlich Pari», 19. Juli. (Lig. Tel.) Der Brüsseler Berichterstatt« de» Petit Parisien teilt mit, daß Benesch sofort bei seiner gestrigen Ankunft in Brüssel um 5 Uhr nachmittag sich nach dem belgischen Auswärtigen Amt begab, wo er sich etwa ein« Stunde lang mit Za spar unterhielt, der dann später ein Diner zu Ehren Benesch» gab. Der Be- richterstatt« de» Petit Parisien hatte Gel«enheit- sich mit Benesch zu unterhalten; dieser zeigte sich sehr befriedigt üb« die Unterhaltungen, di« er mit den Regierungshäuptern in Pari», London und Brüssel gehabt hockte. „Ich habe Vertrauen", erklärte Benesch, nirgends Hobe ich einen Geiste«zustand gefunden, der ernsthaft einen Bruch befürchten ließe. Ich den sicher, daß die G«fohr, die auf da» Ende der Entente hindeudete, vermieden wird. Man wird sich schließ lich einigen, wenn reicht movaen, so eben ein bißchen später." Benesch sagte, daß man zwischen Pari» und London bereit» den größten Weg zurückgelegr habe. E« bestände somit nur eine oberfläch- liche Uneinigkeit; dies« sei ab« schon etwa» geglättet. Was die Frage angeht, üb« die ihm die Ge sichtspunkte widersprechend zu sein scheinen, nämlrch Hermann Vahr Aum sechzigsten Geburtstag Don VkUttwIm Will man eine genaue Definition von Herman» Bahr, dem vielgestaltigen Proteus unser« Literatur geben, dem Manne, d« von sich selbst einmal sagte: „Ni em al» derselbe," so wird man imm» wieder innerhalb d« Mannig faltigkeit auf sein Oesterreichertu» stoßen. Hermann Bahr ist zweifellos der vollendetste Au«druck leine» Lande« und seine» Volke». Scharfsinnige Literaturkrittk mag in Bahr unösterreichisch« Züge entdecken — der geistvolle Germanist Nadler Kat vielmehr in seiner Schaffensart ein Nachwirken schlesischer Abkunft sestgestellt — er ist und bleibt doch d« typischste Repräsentant Oesterreich» fett Grillparzer und Stifter. Oesterreichisch ist schon sein ganzes äußeres Wesen. Bahr ist der liebens- würdigste Mensch, den ich fe kennengelernt hab«, gütig, feinfühlig, empfänglich für alle» Schöne und Drohe, einer großen gestaltenden Anmut fähig, rin Mann von ein« Kultur, bei der man nicht recht weiß, ob man mehr ihre Brette od« ikre Tiefe be wundern soll. Man muß Oesterreich, da» alte u»d da» neue, lieben, will man seine Persönlichkeit ver- stehen. Man muß ihn vor alle» selbst kennen, man muß ihn sprechen gehört haben, um ihm gerecht zu werden. Der Norddeutsche hat wenig Ver ständnis für Bahr. Bahr selbst hat da» einmal in seiner feinen Art hübsch formuliert, al» u sagte: „In Berlin verkennt man mich. Man HÄt mich in meinen Lustspielen für einen Satiriker, d« di« Menschen auslacht, die er auf die Bühne bringt — u»d ich lach« sie doch nur an." Dieser Schilder« mensch lich«, wienerisch« Schwäche besitzt eine große Gabe, die Gab« de» Lächeln». E» ist et» Lächeln, da» erlebt sein will, wie da» Plaudern dies« Ma»ne». Plaudern in de» Worte« beste» Ginn« — do» ver steht Bahr wie kein Zweit«. Die Kunst dr» Gespräch» liegt im Sterben, seit Politik, Börse, Preisbildung di« Hauptthemen geworden sind. Bahr schaltet dies« Themen g«n an», «n dafür all« anderen n» fo au»führlich« zu behandeln. Nie versteht er auf dem Gebiete der Krmst und Literatur auf den Grund l der Dinge zu gehen, Probleme zu beleuchten, Menschen Künstler und Denker zu gestalten! Diese» Die-Dinge-erschöpfen-Woüen hat zu der Legende der Wandelbar?ett Bahrs nicht wenig bet getragen. Stefan Zweig sagte einmal von ihm, wenn Bahr sich mit etwa» beschäftigt, so tut er e» so intensiv, daß « mit dem Objett seiner Beschäf tigung völlig verwächst. Bahr war nacheinander Deutschnationaler, Sozial demokrat, Wagnerianer, Vroßösterreich«, Barock prophet, Heide, Katholik — und blieb doch immer er selbst. Seine letzten Wandlungen macht« man ihm besonders -um Vorwurf und tat ihm damit da» größte Unrecht. Man wollte namentlich in seinem Katholizismus Pos« sehen, theatralische Romantik. Und doch ist dies« Katholizismus ganz ehrlich, erklärt sich restlo» au» zwei Momenten. Di« erste Grund- läge gab da« Auswachsen in dem österreichischen Barockmilieu, diesem leben»freudigsten Aus druck ein« toleranten Gläubigkeit. Zn spaten Jahren kam die Beschäftigung mit Thoma» »o» Aquino dazu. Ich glaube darin da« Ausschlag gebend« für di« letzte Entwicklungsstufe Bahr» zu ehen. Den Vielseitigen zog da» ordnende Moment »er scholastischen Logik mächtig an, die Mög- ichkett, in di« Mannigfaltigkeit seine» reinen Li eben» System zu bringen. Durch Thoma» kam da» Weltkind Mr Kirch«. Bahr» Katholizismus ist nicht engherzig. Er weitet ihm den Blick, da» Verständnis für alles Menschlich« und für alle» Göttliche. Fern liegt ihm alle« Zelotische, alle» Intolerante, mensch lich Verarmende. Steht man Dohr gegenüb«, sieht man di« groß«, durch die Jahr« nicht gebeugte »lässige Gestalt, de» imposanten, v»n langem Ba<! umwallte» Kopf mit den klugen Augen und der mächtigen Lt!rn. so denkt man unwillkürlich an einen der alten klugen Venedittinermönch«, denen Arbeit, Verstehen der Geistigkeit all« Zeiten tieferen Sinn de» Lebe«» bedeuten. Verstehen der Geistigkeit all« gelten — da, ist ein« charakteristisch« Rot« a» diesem Mann, a» diesem Künstler- und Gelehrten dasetn. Dante und Shakespeare, Artost und Racine, Meist« Eckart und Verlaine, besonder» ab« Goethe und Wagner — sie hat er durchdrungen, «lebt wie kaum ein Spezialist. Sie sind ihm Baustein« seine» Leben» geworden. Do e, gilt, für verkannt«, unter schätzte Größe eknzutreten, da tut « Vahr ost mit der Pari« Beifall -ollen müsse. daß mau sich einigt und gguz che» Staatsmänner bat der ewdgi „Außer Deutschland und Desterreich" Durch die Blätter geht die Meldung, daß dies« Woche rn London der sechste chirurgisch« Kongreß tage, auf de» außer D«utschla»d und Oe st erreich alle Staaten der Welt vertreten find. Di« Meldung ist ungefähr so sinnvoll, wi« wenn jemand von einem trüben Tage sage» würde, er habe alle Eigenschaften eines Hellen Tages. Dennoch ist die Tatsache vollständig richtig. In Eng land, dessen öffentliche Wortführer unaufhörlich ihren Eifer um die Wiederherstellung eine» wirklichen Frieden» beteuern, tagen die Chirurgen, doch oat man es nicht für nötig gehalten, die Gelehrten de» „feindlichen Auslandes^ einzuladen. In Wahrheit wird auch in England niemand darüb« im Zweifel sein, daß ein Cyirurgenkongreß ohne Deutsch« und Oestereich« ein nicht ernst zn nehmender Palaver ist, da seinen Beratungen die Stimmen fehlen, die in der ganzen Welt al» die gewichtigsten anerkannt sind. Zahlreich- Engländer, die mit unzähligen Bürgern anderer Länder ihre Heimat verließen, um in deutschen und österreichischen Kliniken Heilung zu suchen, können e» al» eine wahre Kundgebung de» Schwachsinn» be zeugen, wenn sich Chirurgen internattonal ver sammeln, di« Deutschen und Oesterreicher über au» ihrem Kreise verbannen. Doch immerhin mag solcher Schwachsinn, obwohl bei Gelehrten auffällig und im Gehirn de» üb« Leben und Tod verfügenden Mediziners doppelt be denklich, in den noch von der Psychose de» Kriegs- Hasses verseuchten Ländern einigermaßen verständlich sein- Doch all« di« Neutralen, wie kommen sie dazu, einer für die deutsche Wissenschaft beleidigenden Tagung beizuwohnen? Zur Erklärung ihre» Tun» findet man schwerlich ein andere» Motto al» den gan- gewöhnlichen Brotneid, der sich gütlich daran tut, die besten Leute mit einer Derrufeerklärung belegt und so irgendwie von der Konkurren- ausgeschloflcn -u sehen. Ja, « ist in Wahrheit nicht» al» ein« Art von wissenschaftlichem Schiebertum, das unter dem Deck- Mantel des Nationalismus den deutschen und öster reichischen Gelehrten den Zutritt zu der Londoner Chirurgentagung verweigert. Die französische Gefahr in englischem Licht Lmed«», 18. Juli. Der bekannte liberale Publizist Dar bin er veröffentlicht eine vielbeachtete und außerordentlich offenherzige Darstellung der in eng- lischen Geschäftskreisen verbreiteten Anschauung über die Ziele der französischen Politik. Die entscheiden de» Sätze lauten: „PoincarL befindet sich nicht an der Ruhr, um Reparationen »u erhalten, er hat eine SiEpa- ration»möglichkeit erschlage», al» « an die Ruhr marschierte, und wußte da», al» u «» tat. Die Streitfrage besteht nun darin, ob der Friede» in Europa wiederhergestellt werden soll, oder ob Europa in Flammen stehen soll, bi» die Zivilisation ein Häufchen Asche geworden ist. Wenn Europa untergeht, gehen wir auch unter. Heute sind 1 Mil lion Arbeitslose in unserem Lande, im Winter wer den es zwei Millionen sein. Da» ist der Prei», den w»l Pomcarö» Politik zahlen müssen, und sie besteht dr.rin, Mitteleuropa zu balkauifieren und e» mit Hilfe von großen militärischen Blockhäusern in Polen, Rumänien und Jugoslawien von Pari» au» zu beherrschen. Dies« Politik militärisch«! Motive rst mit einem Dirtschast»motiv Frank- «ich» verbunden, da» Monopol über Kohlen und Eisen in Europa zu erkalten. Da» Saar- gebiet und di« Ruhr sind in französischen Händen; die Hälfte von Oberschlesien ist Frankreich» Schachfigur Polen ausgeliefert worden. Was soll für PoincarL der Begriff „Reparationen" bedeuten, wenn ihm die Vision vorschwebt, die gesamten Hilfsquellen Mittel- europa» zu annektieren und von Pari» au» zu ver walten?" - Warnung vor putschgemsten WUIUHt-c-st - «MM« d«r Reichmegterung für Severing Verl/N, 18. Imu Da« Wolffsche Telegraphen bureau teilt halbamtlich mit: In der letzten Zeit find in der Presse verschiedene Artikel «schienen, die mit einer gewissen Kaltblütigkeit die Möglich kette» «ine» Bürgerkriege» erörterte». Rach Auffassung der Retch»regi«r»ng haben solche Presseaußerungen in den Tatsachen keine Grundlage; denn die überwältigend« Mehrheit un sere» Poll«» lehnt es offenkundig ab, sich von irgend ein« Seite in die verbrecherische Torheit blutiger innerpotttischer Kämpfe hinetnhetzen zu lassen. Sie weiß, daß die Schwierigkeiten, mit denen unser Volk unter äußerem Druck zu kämpfen hat, e« jetzt we niger als je gestatten, Kräfte in inneren Aus einandersetzungen zu verzetteln. Die weitesten Kreis« der Oeffentlichkeit ohne Unterschied der politischen Partttsttlluna sind sich darüber klar, daß, wer die jetzig« Rot des Vaterlandes benutzen wollte, um eigensüchtigen Parteizwecken nachzugehen oder die gesetzliche Ordnung durch Mittel der Gewalt zu zer- reißen, allein die Zwecke fremder Mächte fördern und ein Verräter am deutschen Volke sein würde. Sollte e» dennoch von irgendwelcher Seite gegen den offenkundigen Willen dqr Polksmehrheit zu einem Versuch gewaltsame» Auseinandersetzung kommen, so würde die Rei chj» regierung alle Machtmittel rücksichPelo« einsetzen, um einen solchen Anschlag gegzn Bestand und Ver fassung de» Reiches niederzuwerfen. Die notwen digen Machtmittel hierzu stehen der Reichsrcgie- rung zur Verfügung. In der Beurteilung dieser Dinge besteht zwischen ihr und der preußischen Re gierung zweifellos Einverständni», wie gegenüber einem durch die Presse gehenden Schreiben de» Reichstagsabgeordneten Wulle an den Reichs- kanzler hervorgehoben werden mag. Insbesondere wird von der Reichsregierung auf das nachdrück, lichste zurückgewiesen, wenn in diesem Schreiben gegen einen preußischen Minister der Anwurf ge- richtet wird, mit seinem Wissen werde der Bürger- krieg organisiert. Daß die Reichsregieruna auch bemüht ist, mit den Länderregierungen Sachsen und Thüringen im Interesse der ruhigen Entwicklung unserer inneren Verhältnisse ein Einvernehmen zu pflegen, ist be- kannt. Lin verlSumdungsprozetz In England London, 19. Juli. (E i g. Tel.) Gestern abend ist ein sensationeller Prozeß ersten Range« zwischen den beiden Flügeln der antisemitischen Bewegung zu Ende gegangen, der wegen der beteiligten Persön lichkeiten und der vorgebrachten ungeheuerlichen Be- Hauptungen großes Interesse hervorrief. D« Kläger ist der in seinen letzten Tagen tugendhaft geworden« Genoss« und Jugendfreund Oskar Wil- de», Lord Alfred Douglas, der leit etwa 10 Jahren seinen Lebensunterhalt mühselig durch an- ttsemitische Artikel in obskuren Blättern verdient. Douglas ist von der Morningpost und der von ihr vertretenen Richtung de» sogenannten Wissenschaft- lichen Antisemitismus auf da» heftigste bekämpft^ worden. Gelegentlich eines in der Morningpost er«--« schienen Briefes, in dem Lord Douglas die Erfindung- ^ schmutziger Verleumdungen voraeworfen wurde, kam es zu einem Beleidiaungsprozeß. Die Rechtsanwälte der Morningpost stellten sich die Aufgabe, die drei folgenden Behauptungen zu widerlegen, die Lord Douglas in seinem Winkelblatte vorgebracht hatte. Die erste besagt, die Juden hätten Lord Kitchener vernichtet, um zu verhindern, daß « in Rußland die Revolution bekämpfe. Die zweite Behauptung geht dahin, daß der bekannte Großindustrielle Sir Alfred Mann bestrebt gewesen sei, die Christen i» England dadurch auszurotten, daß er die Einwanderung von Ostjuden förderte, die durch Syphilis infiziert seien. Die dritte Behauptung besagt, Churchill habe auf Veranlassung de» verstorbenen Sir Ernest Cassel einen ungünstigen Bericht über die Skagerrak-Schlacht abgefaßt, weil Cassel an d« durch diesen Bericht her vorgerufenen Baisse der englischen Staatspapiere ver- dienen wollt«. Das Gericht entschied dahrn, daß es der Mornina— ' en lei, den Wahrheitsbeweis ' " .. ^ug Lo^o Douglas schmutzige Per- , .gen »»-gen die Juden erfunden habe. Wut . und i.am« mit Grazie. Wie kämpft« « um seinen Stifter, den ihm kongenialen österreichische» Landsmann, dessen spät« Ruhm -um großen Teil Bahrs Verdienst ist. Wenn wir heute di« prächtig« Stister-Au»gabe der „Insel" besitze», wenn un» der „Krittler", d« ein halbes Jahrhundert tot war, heute wird« lebendig ist, al» ein« der größten Epen der deutschen Literatur, so danken wir es Hermann Bahr. Ein nimmermüder Leser, hat er de» feinsten Spürsinn, wo es sich um neue Talente handelt. Bahr gehört zu den wenigen Menschen, für die es im Geistigen keine Dölkergrenzen gibt wie ihm denn jeder Chauvinismus «in Greuel ist. Auch darin ver körpert « ja ein Stück österreichischer Geistigkeit. Er ist nun SO Jahre alt. Ungeschwächt ist sein« Kraft, ungetrübt sein« Fähigkeit, zu genießen und zu gestalten. Sein letzt« Essayband (Die Sendung de« Künstler«, Inselverlag 1923) zeigt ihn mied« al» einen der feinfinnigsten Essayisten uns«« Zeit. AmrrSauttch« Vp«vtz« für die Notgemeinschaft der deutsche» Wissenschaft. Die General Electric Company in Ne» Park hat unter Beteiligung der Allgemeinen Elekttizitättgesellschaft und de» Siemens- Konzern» der Rotgemeinschaft der deutschen Wissen- schäft in Berlin IS 000 Dollar zur Verfügung gestellt mit dem Ziel, durch einen von der Notgemeinschast zu begründenden besvnd«« Ausschuß die Wissenschaft- liche Forschung «uf dem Gebiete tue Glrktro- Physik zu fördern. Der Ausschuß tritt erstmalig am N. Juli d. I. zusammen. Aufgabe» de» Lchulmuftuum. Während der Lohr- mittelwoche de» Zentraltastitute» für Erziehung und Unterricht, di« in Berli» tagte, trat»» auch die dabet anwesenden Vorstände deutscher Schul mus e e n zu einer Besprechung zusammen. Die An wesenden waren grundsätzlich darüb« einig, daß Schulmuseen nicht antiquarisch-historisch zu leiten seien, sondern di« unmittelbar« Beziehung zum Lebe» und Mr Schul, M pflegen Haien. Eie sollen sowohl da» Lehrmittel, da» den Anforderungen der Zeit ent spricht, durch geeignet« Ausstellung und Erklärung zeigen, al» auch praktisch mit Rat und Tat der Schul« in Srhrmtttelfragen helfen. Hierbei wird e» sich besonder» um Nachwei», Vermittlung, Instand- i Haltung und Anfertigung von Lehrmitteln handeln. Bei Durchführung dieser Aufgabe find die örtlichen Verhältnisse stet» zu berücksichtigen. Zum Zwecke der Förderung der Schulmuseen wurd« die Schaffung eine» Nachrichtendienste» über ihre Arbeiten al» wünschenswert anerkannt- Die Mitteilungen der einzelnen Schulmuseen sollen zu Arbeit»- und Aus kunftszwecken beim Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht gesammelt und, soweit sie von allgemeinen, Interesse find, in dem „Pädagogischen Aenttalblatt" veröffentlicht werden. Der Komet darrest kommt. Zu den meist kleinen periodischen Kometen mit kurzer Umlaufzeit gehört auch der Komet d'Arrest, den der deutsche Astro nom Heinrich Loui» d'Arrest al» Observator der Leipziger Sternwarte am 27. Juni 1851 entdeckt hat. Der Komet d'Arrest hat eine Umlaufzeit von S—7 Jahren und wurde 1210 zum letztenmal be- ebachtet. Bei seinem letzten Perihel ist er nicht ge funden worden; in diesem Sommer wird er jedoch wiederum in die Nähe der Sonne und Erde gelangen, und die Asttonomen harren bereit» mit gespannter Aufsi.erksamkeit. Rach den Dttechnungen muß er sich vor drei Jahren in der Nähe de» Jupiter befunden haben, wodurch seine Bahn infolge der starken Attrak- tion»«irkung de» großen Planeten beeinflußt worden ist. Augenblicklich ist der Komet d'Arrest in Annöhe- runo In die Erde begriffen, der « End« Juli am nächste» kommen wird, wogegen er Mitte September der Son»e am nächsten ist. Seine größte Helliakeit dürft« «r demgemäß gegen End« August entwickeln, freilich am ) dann noch teleskopisch sein. 290 Gramm Radium in der Welt. 200 Gramm Radium stn, bi» jetzt in der ganzen Welt gewonnen worden. Dach einer Berechnung de» Stttistischen R«ich»amt» haben wieder, wir m so vielen andern w«r1voü«n Dinaen, die Vereinigten Staaten den Löwenanteil mit ISO Gramm erlangt. Selbst Böh am», wo man ^en Stoff zuerst fand, förderte nur Ai Gramm. A» dritter Stelle kommt Portugal mft 19 Gramm, dann England mit S Gramm, Madagaskar und Tonkin mit 1 Gram» und gan» Australien mit 9^6 Gramm. Ja jeoem Jahre werben jetzt etwa SO—40 Gramm Radium gewonnen, 1922 in den Vereinigten Staaten sogar 48^ Gram«. I» Joachim»thal in Deutschböhmen gibt es jährlich 1—> Gram« Radium. E» sind dort fett 1909 nicht ganz Granu» Ra diumpräparat« «zeugt wvädW»,
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