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Schaden Hat wird, lele-t -u >» gegen- cig« und ren reak- für null den R». s unter loderst ernannt. voaoerrlLg, 6 en 19. JuU «r. 169 S »«iselektür« Die Fottenzüge find überfüllt. Di« Son« knallt fulminant auf den Sand von Pommern. Du fitzest im Eisenbahnabteil und bemerkst mit Entsetzen, wie Langeweile dein Her- beschleicht, und du beschließt, auf der nächsten Station dich mit Lektüre zu versehen, und zwar mit Reiselektüre. Eine Definition für diesen Begriff? Beginnen wir damit, zu enthüllen, was keine Reiselektüre ist. Wenn einer in der Eisenbahn Dostojewflij Flaubert oder den Wilhelm Meister liest, so ist er damit am unrechten Ort. Denn man kann diese Dinge nicht zwischen Pasewalk und Stettin, Reisekorb und Th er- niosflafche lesen. Wer sie aber trotzdem liest, der schmökert sie höchstens, aber er liest sie nicht. Roch unpassender nehmen sich im Ferienzuge Hölderlin, R'lke oder Werfel au». (Don jungen Damen al« Reiselektüre gern benutzt, um Eindruck zu machen) Aüch Poe ist nicht das richtige, auch Balzac nicht, mögen sie noch so spannend und unterhaltend sein sie stellen, seien wir ehrlich, zu groß« Anforderungen an eine« Leser, der Bureau und Stadtbetrieb hinter sich ließ, »un in di« Freiheit und in» Seebad zu fahren- Was also ist gute Reiselektüre. Beispielsweise: sämtliche lustigen Detektivromane von Sven Elve- stad (verlegt bei Georg Müller in München). Sie sind leicht, amüsant, spannend. Selbst ein verwöhn ter Geist wird sich von ihrem Raffinement etnfangen lasten. Ferner: R. L. Stevenson, besten .Mann mit den zwei Gesichtern" (bei Paul Steegemann, Hannover) eine Kriminalgeschichte von so glanzender Technik iss daß (im Gegensatz zu den meisten ander-«) nicht einmal die Auflösung all der unheimlichen Dinge, die darin geschehen, enttäuscht. .Der Klub der Selbstmörder" (erschienen ebenda) dürfte eben- fall» manche Stunde Eisenbahnfahrt im Flug« ver gehen lass«. Schließlich aber, da man auf Reisen leicht A«rger hat, tut man gut, sich an die Humoristen zu halten. Ich empfehle aus eigenen, besten Er fahrungen warm Hermann Harry Schmitz, dessen Bücher .Der Saugling"und .Das Buch der Katastrophen" (bei Kurt Wolff, München) schon ganze Eisenbahn-üge mit wieherndem Gelachter er füllt haben. Ich empfehle wärmstens den nicht minder lustigen Hass« getterstrvm. Dieser alt« Schwede ist den Lesern de« Leipziger Tageblattes be- reit» aus allerhand tollkühnen Historien bekannt. Seine Bücher, welche die vielversprechenden Titel .Der Dynamithund", .Meine merkwürdigste Nacht", .Lütiti" und .Kapridolen" (nicht Kapriolen, obwohl es welche find . - .) haben, erschienen im Verlag von Dr. Eysler L Lo., ^Berlin, getterströen tischt ein Schock drastische, groteske, trockene und so entsetzlich komische Geschichten auf, Geschichten ganz alltäglichen Inhalt», aber er erzählt sie so, daß jeder Satz ein Witz iss Die besten seiner Geschichten rollen wie ein Lhaplin^ilm ab. Man kommt aus dem Lachen nicht heraus. Wer aber das Risiko, das ein einzelnes Buch stets bietet, vermeiden will, greife zur» ,Lebon", Leipziger Derlagsdvuckerei), dessen Fülle nie enttäuscht. Denn man hat in dem soeben er- schienen«» 2. Heft dieser Zeitschrift die Möglichkeit, zwischen der Fortsetzung der spannenden Novelle Georg Frösche!«: Tod« auf Urlaub (Peter Vandrey» zweiter Fall) und einem Dutzend anderer Geschichten (darunter solche von Georg Engel, Robert Misch, Haff« Zetterström) zu wählen. P. Verhaftung jugendlicher Millionenräuber. In Dresden wurden der 1966 in St. Egidten geborene Arbeiter Han» Lindner und der 1964 in Bärhaus geborene Arbeiter Georg Hadamla verhaftet. Die beiden waren seit dem 21. Juni flüchtig, sie hatten in Großkayna bei Halle rund 48 Millionen Mark Lohngelder geraubt. Bei der Festnahme hatten die jugendlichen Räuber nur noch SO 000 Mark bet sich. Das andere Geld haben sie in der leichtfinnigsten Weise verjubelt. Immer neu« Foxtrott». Der deutsche Tanzlehrer- tag führte auf seiner Tagung in Erfurt eine neue Art des Bostons und des Foxtrotts sowie einen Tango in Quadrillefornr vor, die nächsten Winter die Modo- tünze unserer Ballst!l« bilden »erden. Der Vor- sitzend« teilt mit, daß dte Bestrebungen auf staatlich« Prüfung für Tanslebrer nunmehr bei der Regierung Aussicht auf Erfolg hätten. Dl« Löh« tu de, Thüringer Metallindustrie. In der Thüringer Metallindustrie ist durch Schiedsspruch de» Schlichtungsausschusses der Spitzenlohn für die Zeit vom 16. bi» 22. d. M. auf 18 000 Mark festge- setzt worden. Var vergessene vermögen Nader eine Halde MilUarde in der Straßenbahn perl» re«. Ein Kaufmann au» Berlin, der mit seiner Fa milie «ine Reise unternommen hat und sich am 16. Juli in Leipzig aufhielt, hatte der Sicherheit wegen sein Bargeld sowie sämtliche Schmucksachen und Spar bücher auf den Namen Rötzscher mit auf di« Reise genommen. Geld und Schmucksachen waren in einem Blechkasten verwahrt, der wiederum in einer braunen Rindlederhandtasche untergebracht war. Diese Tasche hatte die Ehefrau de» Kaufmann» im Straßen bahn w a g e n L i n i e 10, den sie etwa gegen 7 Uhr abend» am Hauptbahnhofe bestiegen hatte, unter ihren Sitz gestellt. An der Haltestelle Katser- Friedrich-Straße in Leipzig-Gohli» verließ sie den Wagen mit ihren Kindern, ließ aber au» Ver sehen ihr« Reisetasche mit dem wertvollen In halt im Wagen zurück. Al» dann der Ehemann, der sie dort erwartete, nach der Tasche fragte, war der Wagen bereit» davongefahren. Er fuhr mit der nächsten Straßenbahn hinterher, konnte aber nur fest stellen, daß sich die Tasche nicht mehr im Wa- gen befand. Die Frau glaubt, daß zwei Männer die Tasche an sich genommen haben, die sie ihrem Dialekt nach für Ausländer hält. Einer ist etwa SO Jahre alt, 1F5 Meter groß, kräftig und korpulent mit vollem, dickem Gesicht, starkem Racken; auf der Mitte der Nackenflalt« ein« geschwulstartig« Erhöhung. Lr hatte dunkle» Haar und seinen Schnurrbart kur verschnitten. Der andere war etwa 28—28 Jahr« alt, ebenso groß wi« sein Begleiter, mittelstarke Figur mit fleischigem Gesicht. Er hat, wir e» der Derlustträgerin schien, einen Augenfehler, schwarze» Haar und trug den Schnurrbart auch kurz ver schnitten. Beide waren mit dunkelgrauen Jackett- anzüge« bekleidet und ohne Kopfbedeckung. Die Schnruckfachen bestanden au» einem Paar Brillantohrringen in Tropfenform, einem Brillanr- kollier in Halbmondform mit Brillantanhänger tn Tropfenform, mit Platinkettchen, im Halbmond S Steine, einer goldenen Herrenuhr mit dem Mono- gram« D. L., einer goldenen Panzeruhrkette, einer silbernen Handtasche, einem Gliederarmband mit 3 Opalen und einem roten Stein auf einer Herz- förmigen Verzierung. Ferner befanden sich in der Reisetasche, dte «in Messingschild u»it dem Mono gramm I. B. trägt, und 80X20X30 Zentimeter groß ist. einige« Gold- und Silbergeld, mehrer« Millionen Papiergeld, darunter 80 alte Eintausend, markfcheine, ferner ei» Vmrkbuch der Deutschen Bank, FMal« Berlin-Mlmersdorf, und ein Scheck -er Firma Ost-Verbandsstoff-Fabrik, Berlin, über 3 000 000 Mark. Der Gesamtschaden be» trägt 861000000 Mark- Dar Geschädigt« hat 8 Prozent, rund 2ö Willt»nen Mark, al» Belohnung ausgefetzt. Verdächtige Wahr- nchmungen teile man sofort der Kriminalpolizei oder dem nächsten Polizeäbvamt«» mit. * Die Bierprtt»«rhöh«»g i» Bag«». Die Baye- rische Landespreissteüe tritt mit: Der bäuerisch« Brauerbund hat mit Wirkung vom 14. d. Mts. ab di« Bi«rpr«ise nahezu verdreifacht, «» aber unterlassen, vorher di« Landespreisstelle zu vrrftän- digen. Dies« «ar daher nicht in d«r Lag«, die An- Gemessenheit der Preiserhöhung nachzuprüfen. Si« hat aber sofort die KaNulationsunterlaaen einge fordert. Es bleibt abzuwarten, ob sich bei d« Nach prüfung die Preiserhöhung al» in vollem Umfang« erforderlich erweist. Leipzigs Siedlungen Meder tutet da» Auto durch Hinterhausviertel... Gohli». Und dort, wo e« wieder grün wird, au der Ecke der Roon- und der Lothringer Straße, erscheint die nächste Siedlung: Gohli»-Nord. Zwei Bauh«rr der Leipziger Siedlungen mit ihren etwa 8S0 Wohnungen ist fast ausschließlich die Stadt Leipzig. Und da» ausfllhrende Organ ist die Städtische Baugesellschaft m. b. H. Draußen am Auostellungsgeländ«, an der Reitzen- Hainer Straße, liegen die Lager und Werkstätten dieser Städtischen Ballgesellschaft. Ein weitläufige» Areal wird von den Betrieben der Maurer, Zimmerer, Schlosser, Dachdecker, Tischler, Klempner, Maler, Töpfer und der elektrischen Installation ver schluckt. Haushoch türmen sich die harzduftenden Bretterstapel. Aechzende Lokomotiven schleppen auf Gleisanschlüssen Wagen voller Türen und Dachziegel und Fenster. In großen Hallen werden alle erdenk lichen Hausbestandteile vorgearbeitet: Pom Fenster- riegel bis zur Dachrinne. Dom Treppengeländer bis zur Deckenbeleuchtung. Dann wird's an die ein zelnen Baustellen gefahren und eingebaut. Sogar die Gipsdielen, die als schmale Decken und Zimmer, wände «ingezogen werden, fabriziert die Baugesell- schäft selbst. In ihrem eignen Gipswerk Drohndorf bet Aschersleben. Hier hat sie ihr« Gipsgruben, ihr« Drahtseilbahn, ihr« Verladestation. Also, wohin man schaut: Selbstversorgung! Ohn« jeden Zwischenhändler und ohne jeden Ketten- verdienst entsteht die Siedlung bi» in ihre kleinsten Erfordernisse hinein au« dem Material und durch di« Arbeiterschaft der Städtischen Baugesellschaft. Großstädte wirken wie in heillose Verwirrung geratene Steinbaukästen. Lau» an Hau», eng und grau. Hof an Hof, eng und grau. Gaffe an Sasse, eng und arau . . . Und erst draußen, wo die letzten Steinhaufen und Häuserblöcke zerstreut und verloren liegen, wird die Welt wieder grün und lustig. Hier gibt es auch andre Vögel al» Sperlinge und Kanarienhähne. Und die lieben Kinder können hier draußen sogar eine Ente von einer Dans unter scheiden. Während die Zehnjährigen drinnen in den Hinterhäusern der Anschauung huldigen, der Waaen fti ein integrierender Bestand- und Körperteil de» Pferde» . . . Dort draußen also, wo die Welt wie- der frei und hell und grün wird, endet di« Stadt. Und dort fangen die Siedlungen cm. Der Chauffeur wirst den Wagen au . . . Es geht über Brücken. An Bahndämmen vorbei. An Fabriken. Di« Sommerluft greift in» Haar . . . Durch graue, apathisch« Borstadtstraß«» . . . Plötz- lich wirst sich da» Auto in spitzem Winkel herum. Auf einen Weg, der durch Wiesen schlendert: Sied» lung Mockaul Mattrote niedrige Häuser. (Kalkbewurf ist zu teuer geworben —.) Kieswege. Saubere Dor- gärten. — Eine Filiale de» Konsumverein» . . . Spielend« Kinder. Zwischen den einzelnen Haus- gruppen umzäunte, wohltuend grün« Wiefenpläne: D« , Weidenhof" beißt der ein«, weil er von vier filberblättrigen Weiden eingegrenzt ist; „Pappelhof" der ander«, weil in seinen vier Ecken «in dürftige» Baumstämmchen zittert, das in späten Jahren ein mal eine Pappel werden möchte . .. Dte letzte Lausreihe liegt an einer endlo» grünen Fläch«, durch sie ein Dach zappelt. Dahinter Baum- Wipfel, Hügel . . . Und in der Ferne: Schloß Abtnaundorf. . . Auf d»r Wiese sitzen kleine Jungen und Mädchen. Mit kleinen weißfelligen Aieaen. Enten wackeln heimwärts. Blausamtene Kaninchen springen im Gatten; hinter Drahtgegitter. Hi« in Mockau, dem Lieblings Projekt de» Stadt- baurate» Bühring, wohnen Arbeit«. Jeder hat fein Häustt und seinen Gatten. Abend» fitzen sie zwischen Stiefmütterchen, Blumenkohl und Stachelbeeren . . . Die Idylle der kleinen Leute! Ob fie manchmal an ihr« Hinderhausexistenzen -urückdenken mögen? lieber 200 Wohnungen gibt es hi«. Im nächsten Monat ««den die letzten zwei -Sus« fertig. Dann ist da» kleine Arbeit«-Garten darf komplett. Hauser zellen. Dazwischen große breite Gatten. — Diese» Gohlis-Nord blickt heiter, jr fast ein wenig stech in die Gegend: Die Fassaden in lichtem Ocker; grüne Fensterländen; beizbraunr Balkon» und Haus türen; weißleuchtende Fensterrahmen. Und hinter den ockergelben flachen Giebelpaaren, droben auf den ziegelroten Dächern, stehen di« Schornsteine auf marschiert wie die Stadtsoldaten. (Urheber dieser lachenden Häuschen ist der Leiter der Ballgesellschaft, Regierungsbaumeister Schramm.) In dieser heimlich kichernden Buntheit zu wohnen — ei, wie gemütlich! Gewiß, wer kier drei Zimmer und Küche bewohnt, wandelt nicht ourch Hallen und Säle. — Und wir verstehen, baß der Herr Doktor, der hier einzog, seinen heroisch großen Bücherschrank nicht über die Holztreppe hochbrachte ... Er hat seinen Bücherschrank im Kell« aufstellen müssen. Und wenn er jetzt arbeiten will, muß « zuvor in den Keller stapfen, um sich seine Lektüre yeraufzuschleppen. Der Aermste . . . Auf der Rückfahrt, durch eine kerzengerade Straße; link» und recht» flankieren üppige Häuser- blöcke; und weit hinten blitzt di« lachend« kleine Siedlung; in lustigstem Bunt sich gegen bi« wuchtigen grauweißen Hausriesen wehren... Beinahe wider- borstig . . . Und mit ihren bunten Wimpeln winkt sie so einladend. — Verschwunden . . . Kurzer Aufenchalt and« Siedlung Decker, st raße. Da» allzu gestrenge Gesicht d«r Hausfront wird leise bewegt und abgemildert durch den Wechsel von zwei- und dreistöckigen Gebäuden. Di« Rück wand der Häuser taucht in Gärten ein. Und eine ausgedehnte wildwachsend« Fläche strahlt von hier au». Und hi« plante man ttne umfongrttche Straßensiedlung. Aber da« Geld . . . Uebrigens: Die Bewohn« der Beckerstracke genießen da» Glück, in jedem Hause ein bequeme» Babezimmer zu besitzen. Auf dem Weg« nach der Gattenkolonie Morien- brunn fegen wir an mehreren andern Siedlungen vorüb«. Zunächst das mächtig« Straßenvierrck Saatfelder und Lützner Straße; ein Komplex, noch nicht zur Halste fertig; vierstöckige Fronten mit breiten Flanken und fünfstöckigen Turm. Häusern an den Eckpunkten de» Gevierts. Auch die kleinste Wohnung hat eine Loggia; um im späten Abend zu sitzen, müd und froh. Dann die Siedlung Elisabeth-Alle«: Zwei Häuserzeilen, nebeneinander gelegen; nach der Gattensette zu leicht geschwungene, rosafarbene Loggten, grüne Blumenkästen und brennrote Geranien. Ein klein« Tümpel soll für die großen und die kleinen .Siedler" zur Badeanstalt ausgebaut werden. Und dann, im Villenviertel, am Rande des Schotbenholze», wächst eben di« Siedlung der Reichsgerichtsräte au» dem Boden. Ls wird ein vierstöckiger Dau, bewohnbar von vier mal vier (ist sechzehn) Retchsgerichtvraten. O du konzentrierte Gerechtigkeit! — Di« Umgebung ist wunderherrlich: Patt, Kieswege, Rennbahn, die Pleiße . . . Richt weit davon, immerhin ab« in geziemendem Abstande, die Siedlung für Reichsgerichts- beamt«. Steinstraße. gw«i Häuser. Auch sthr schön . . , Und dann geht es in voller Karriere nach Marienbrunn hinaus. Einige neu« Häuser. Da« übrige beinahe zehn Jahre alt. Alle» hat sich tief in die Romantik hin»ingewachftn: Klematis, Sauerkirschen, Jelängerjelieber und japanische Kletterrosen. Die Dächer gucken heraus in nach- gedunkeltem fleckigen Braunrot. Wir sitzen im Garten de» Gasthof« und schauen irr» Frei«. Pappelalleen spazieren tn den Horizont hinaus; da« Völkerschlacht denkmal wuchtet hoch, sanft und nachdenklich erstreikt sich da» Krematorium. Kein« hundert Meter davon: Siedlung Labaksmühle. Drei hufeisenförmig« Haus- «uppen, niedlich weiß und rot. Inmitten von Gärten. Noch ein paar Jahre hin; und hi« draußen Garmisch-Partenkirchen Don Krno Volgst Sonne, Farbe und der Geschäftsmann. Aber das Bejahende, Schöne überwiegt. Wer zornig sein will, hat hier genug Ursache dazu. Wie aber kann man an den Kern einer Sache herankommen, wenn man sich an da» Sekundäre hält? Die Milliardenverdienste, die oll diesen fröhlichen, zierlichen Leuten erlauben, im Luxusauto hier Herunterzmahren, müssen zurück treten hinter den ewigen Bergen, die wie Urväter auf da» bunte Gewimmel niederschauen. Aber da sie schon Jahrtausende sahen und ihren Wechsel, ist ihr Blick nicht ohne Freundlichkeit. Diel anders waren die Menschen wohl nie al» die Sommerfrischler von 1923, die au» der wilden Börse hierher kommen, um ihre» Reichtum» höchsten Gipfel im Ersteben einer blauen Leinwandjacke zu genießen; die au» der souveränen Studierstub« auszogen, um den Bergen ihre kindliche Freude zuzulächeln, wenn fie endlich einmal die Wolken zurückhalten und einen einzigen goldenen Sonnenstrahl durchlaffen. Sonne, endlich Sonne, da lacht der Gebirgsbub und der Geheime Kommerzienrat, di« krummbuckelige Bäuerin, di« nur noch «inen Zahn hat, und die herrliche Filmdiva. Sie haben allen Luxus mit hergebracht au» den stark lebigen Städten, und nun strahlen fie, daß fie tn Kniehosen gehen dürft» und einmal di« Sonne scheint. Da» ist wohl ein Zehntel vom Tausend, da» hi« Lust tn seine Lungen pump«n darf. Also ein soziale» Problem! Wie — di« Lust? Di« Diesen? Die Berg«? Denen ist da» ja alle» so gleich. Et« find da und erfrischend. Garmisch, vor allem der Markt platz, gleicht einem Ausstellungspark: Licht und Farbe. Aber alle« strebt -um Einfachen. Bauern kunst ist in den Laden zu haben. Da mag gewiß ein gut L«il Blasiertheit dabei sein. Und doch kommt keiner, weder der Dörsenmana noch der Gelehrt«, auch die Filmdiva nicht, daran vorbei. All« ent äußern sie sich ihrer Gewohnheiten, ihre» ursprüng lichen Ich», und wa» bleibt, steht der blauen Lust näher, den Wiesen, den Bergen. ^..vor allem keinen Menschen kassenl", diese« Wort de» alten Gyethe prägt sich dir hier immer wieder ein, wo du an die Millionen armer deutsch« Aandsleute denkst, dte nicht wissen, wovon fie morgen leben sollen, und dabei die Sommerfrischler von Garmisch-Partenkirchen stehst. Bitterkeit möchte hoch- steigen beim Anblick dieser Wohlbehütetheit, di« der Reichtum verstattet. Aber hat er nicht auch seine statten positiven Seiten? Einen Augenblick einmal vergessen, daß alle» den anderen im Ringkampf de» Leben» abgetrotzt ist... di« Welt bietet Unendliche, an Schönheit und Farben. Der gepflegt« Mensch, der in Kleidung und Schmuck -eigt, wie Geist und Geschmack aus,»wählen, -usammenzustellen, zu steigern verstehen, ein Scherbengericht könnt« ihm erst dann bereitet werden, wenn der Drang nach Kultur in der Menschheit «loschen wäre. L» ist nun einmal nicht nur Luxus, wa» du hier siehst. Dies« duftigen Schaumkleider, au» deren Schneeweiß geschmeidige Gazellennacken empor steigen, jede Muskel eine gefällige Linie, dte von einer anderen wird« heiter ausgenommen und wettergesühtt wird — diese gebräunten Schultern, über deren volle Reff« sich goldene Ketten ziehen. Smaragden und Rubin« haltend —, all da» darf man erst wegwünschen, wenn die Menschheit vor ihrem letzten Tage angekommea ist. Solang« sie aber hofft und strebt, muß es unveräußerlich« Teil von ihr sein, well e« Erfüllung de» Willen» nach Form und Schönheit ist. Einen Augenblick, einen einzigen Augenblick einmal da» soziale Elend ver- aeffen, nur «in einzige» Mal diese schönen Er- scheinungen al» da» wahrn«hmen, wa» fie sein wollen: al» Erhöhung be» Leben», al» Freud« an der Farbe... und du wirst gewahr, daß alle» Kämpfen, dem solche» al» Sftgesprei» winkt, so begreiflich ist und «st vergeben kann, wenn aus der Menschheit der Durst nach d« Schönheit geschwunden ist. Schönheit und Farbe, auch di« Einheimischen leben in eine« ewigen Haschen danach. Leute wird «ine Primi, gefeiert. Ein junger Partenkirchener ist -um Priester geweiht worden und hat seine erste Predigt gehalten. Diese fromm« Gelegenheit gibt ein herrliche» v»lk»ftst. Bereit» gestern hat «an den ganzen Tag an der Ausschmückung der Häuser gearbeitet. Tannenkränz« wurden üb« Fenstern und Türen aufgehängt, Girlanden gezogen, rote Teppich« au» den ffensterbrüstungen gebreitet. Die Straßen bekamen Triumphbogen; pünktlich um sech» Uhr abend» «schollen von den Höhen Böllerschüsse, die sich alle Stunden wieder- holten, bi» in die Nacht hinein. Und selbst zur spätesten Stunde wird noch gearbeitet. Auf den Platzen fitzen um spärliche Lampen helldunkle Grup- pen, die unter Singen und Kichern immer mehr Girlanden winden, und an den Häuserwänden stehen Leitern, auf denen Lederhosen-Burschen bi» an di« Giebel klettern, um das Laubwerk hochzu- hängen, kreuzweise über die Straßen und Plätze zu ziehen, auf daß der Primi-iant morgen auf seinem hochwichtigen ersten Gang zur Predigt sein Baldachin über sich habe. Die ersten Sonnenstrahlen dringen über die Gletscher, da «tönen auch schon die Böllerschüsse, die den großen Tag einletten. Bon überall au» -er Umgegend ziehen die Vereine her, und um acht Uhr begibt sich d« neue Diener de» Wortes Gotte» unter rauschender Festmustk, Glockengeläut und mächtigem Salutschießen nach der Wiese de» Schulhofs, wo er unter freiem Himmel auf einer tannengeschmückten Kanzel seine erste Predigt hält. Die alten Truhen haben die schweren ffesttagskleider -ergeben müssen; tn grellbunten Röcken, lustig roten Schürzen, kost- baren Schultertüchern stehen die Frauen da, auf den glänzenden Flechten grüne Lodenhüte oder teller artige schwarz« Deckel, die reich mit seidenen Ban- dern verziert stad. Die ganz alten tragen riesige Pelzmützen wie napoleonisch« Grenadiere. Malerisch ist der ernst« Zug der Männer, die im Schritt, wie wenn sie neben einem Ochsengespann hergehen, dem — nunmehr hochwürdigen — jugendlichen Land», man« die Ehr«n-E»korte bereiten. Den alten Loden schief über da» swarzaelockt« Haar, di« Knie bloß, das Hemd an der Brust weit offen, so stellen fi« mit wuchtiger Bewußtheit ein Dein vor'» andere, es bei jedem Schritt in den Knien «in w«nig wipp« las- send wie «in Mann der beim Auftreten be» Boden -u prüfen g«wöhat ist. Gan- Partenkirchen wogt in Fahnen und Krün- -en. der Musik und de» Glackwllüuten» ist kein Lud«. Den ganzen Nachmittag ziehen dte Vereine durch di« Straßen, mit ihren Riesenbombardon» und in jauchzend«, Freud«. Primiz — da» bedeutet für den jungen Priester die erst« Predigt, für die frommen Zuhörer ab« nickt den ersten Rausch. Aber alle» da» gut. weil « echt ist. Auch schwarzrotgolden« Fahnen wogen mit in den Zügen. Da« Ehristentum fand in Deutschland Auf- nähme, al» «» die geistigen und seelischen Boraur ¬ setzungen der Deutschen annahm. Die Republik kann in Bayern nie ander» gedeihen als mit Fah nen, Böllerschüssen, der bekränzten Jungfrau Maria und andächtiger Messe. Im Lafd Stefanie zu Mün chen hatte der Bremer Erich Mühsam für Bagern ein« andere Konstruktton erdacht, ohne Musik, ohne Böller, ohne Farben. Er mußte in» Gefängni«, weil er so Humor- los war. Da» Goethehau» i» Frankfurt noch immer ge fährdet. Die im vorigen Jahre eingeletteten Samm lungen für da» Goethehau» in Frankfurt a. M. haben durchaus unbefriedigende Ergebnisse gezeitigt. In Frankfurt a. M. selbst wurden nur 2 Millionen Mark gesammelt, im ganzen Deutschen Reich« nur 40 MiU. Mark. ist beschämend für Deutschlands daß das Ausland, namentlich Deutsch-Böhmen, großer« Be träge aufbrachte. Die gesammelten Beträge setzen die Verwaltung nicht in die Lage, da« Goethehau», «inen Kulturbefitz von höchster Bedeutung, vor dem all- mähliche» verfall -u retten. Man erwartet in Frankfurt, daß angeficht» d«« Fehlschlag» d«r Eamm- langen der Staat und di« Stadt Frankfurt dem Goethehau» einen dauernden und in» Gewicht fak- lend«, Beitrag zuwenden werden. Les«» mit ultraviolette» Strahlen. Die preu- ßtsche Staatsbibliothek hat, wie di« Autographen- Rundschau berichtet, ihr« photographischen Werk- statt, die mit d-r Handschriften-Abteilung ver bunden ist, ein« neu« Einrichtung angegliodett. Ls wird nämlich hier da» von Prof. Kögel erfunden« Verjähren durchgeführt werden, ausradtette Schrif ten mit ultravioletten Strahl« d«» Spektrums wieder sichtbar zu mache» und auf photographischem Doge ftstzuhalten. Da» verfuhren ist von beson derem Wert für da» Lesen d« sogenannten Palim- psest«, bei denen ttae ursprüngliche Handschrift zer stört worden ist, m» etwa» arwere» auf da» Material zu schreiben. E» kann über auch wesentliche Dienste leisten für die Feststellung, ob an Urkunden und Dokumenten radiert wovd«n ist. Lt»e Mazatt-Festwoch« t» wie». Im kommen- den Herbst wird tn Wien eine Mozart-Festwoche veranstaltet werben. Eine Reih« hervorragender österreichischer Künstler wurde für die Mitwirkung gewonnen.