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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230718
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-18
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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»nd die n werde. >on? attn be- n Regie- ife eine« urzon « Regie- i hierbei ert Leetl zeworsen i, gegen , um die nglischen nstimmig eil Lord ae Tren- influflen reinträch- » sei der -ngt, daß -wischen »nd» sein Text ab- chluß ge- d Groß- Einfluß )ruck auf ;en sollen der Ab- Antwort daß ein :stän d- md vor hat, daß Dorver- hätten. gemeldet gebenden wenck hie Belgien m bisher roch nicht t wünsche sfähigkeit » dagegen Immission ernennen >a« Ko- inentreten » vergan- e. lsch» ! bekannt- tbeit er ich glrut- Doctrerer Regierung haben, ich es Restart h die Ver- nerig und ii anderen hinwcg- uen muß. Seterrburg l machen, g werden n die voll- n und die nnen auch berzeugen, i Marxist!- n heraua- l müßt. Nachrichten gen die -en. Dar- äre, wenn lusgefallen Populari- r, sondern lnttklerika- le zerstört artige Der- lt ost de- re ru tiefe beschmutzen cklung der !e aus, da leihen der en, ander- wieder Ac re aefichert n inneren irität und em Gebiet riet el.) Die htet wird, i die acht lahlreform- -n, darnn- tt» Musso- ii und den llo, sowie e d'Italta. ei zu einer »ng der eben noch -«sicht» der f der Ber och zurück tllcht wer- ende Rot- «tsi» M. Soll > — > > -<->-> > , > ß 'kLÜerbvrickt Var Lnd« der Vrotkavle In der öffenlliche» Brvtoersorgung wird, «i, wir an dieser Stelle berichtet haben, »1t de» IS. Sep tember d. Z. eine grundlegende und äußerst wichtige Aenderung eintret«»: die öffentliche Brot versorgung fällt fort, die besitzenden Klaffe» haben, um dem bedürftigen Teil der Bevölkerung den Bezug von Brot zu ermöglichen, die sogenannte Brotverf»rgung»abgab« zu entrichten, die je nach Höh« de» vermögen» unaufgefordert, und zwar zu eine« Teil schon bi» -um 1. August, beiA Finanzamt zu zahlen ist. Di« näheren Bestimmungen darüber sind leider »och nicht bekannt geworden, was in Anbetracht der Dichtigkeit der Sach« und der kurzen Frist bi» zym ersten Abgabetermin bedauert werden muß. j Mit diesem Gesetz schließt ein wichtiger Abschnitt in der deutschen Wirtschaftsgeschichte: die am 25. Januar ISIS eingeführte Brotkarte wird hin fällig. Fast acht Jahre erfreute sich die Bevölkerung, zuletzt nur noch die minderbemittelte, sofern da» steuerbare Einkommen eine gewiss« Grenz« nicht überschritt, de» Bezug» von Brot durch die Brot- karte. Heute, da die Verhältnisse sich grundlegend geändert haben, wird man sich der Notwendig keit der Brotkarte erinnern. Je länger Deutschland mit Kriegsdauer rechnen mußte, um so gewissenhafter mußten auch seine Vorräte für den Lebensbedarf, zu denen hauptsächlich Brot und Mehl zählt«, auf lange Zeit rationiert werde». Da» unerfreulichste eines Kriege» ist immer di« unzulängliche Er nährung; mit Schrecken erinnert man sich noch an den deutschen Kohlrübenwinter, ein« der abscheu lichsten Erscheinungen des letzten Krieges. Acht Jahre nach Kriegsende wird also mit einem der letzten Reste der Lebensmittelkarten, jener Kriegseinrichtung, aufgeräumt. Außer dem Zucker und der Milch gibt e» nach dem lö. Oktober keine Lebensmittel auf Karten mehr. Daß acht Jahre lang dem deutschen Volke da» wichtigste Nahrungsmittel, das Brot, rationiert werden mußte, hätten sich die Begeisterten noch bei Einführung der Brotkarte im Jahre 1S18 nicht träumen lasten. Aber die Ver hältnisse waren eben starker als jene Menschen, die mit ein paar Phrasen Darbende über di« schwere Zeit des Entbehren» hinwegbringen wollten. Trotz der Brotkarte war nicht zu verhindern, daß die Preise für da» Brot immer mehr in die Höhe schnellten. Kostete beispiel»weise im September 1S22 ein Pfund Markenbrot S,2S Mark, so heute, im Juli 2923, eia Pfund 1IS0 Mark. Di« gewaltige Preis- , , xrhöhung steht natürlich nicht immer i» Einklang mit den Elnkommensverhältnisten weiter Schichten de» ^'-^deutschen Volke». Um so aufreizender muß derBro t- wucher wirken. Di« Reichsregierung wird ein große» Maß Verantwortung auf sich nehmen müssen, falls im Oktober die Brotversorgung bei den Armen und Minderbemittelten «ine Stockung erfahren sollte. Dis jetzt herrscht noch keine Klarheit bei den Behörden, wie nach dem IS. Oktober, wenn e» keine Brotkarten mehr gibt, die Brotverteilung vor sich gehen soll. Vorläufig sind die Brotkarten „gestreckt', nicht bildlich, wie einst das Brot selbst mit Kar- toffeln oder Kohlrüben, sondern die ursprüngliche Gültigkeit der Brotkarten ist verlängert worden, ein Wochenabschnttt gilt für zwei Wochen. Die Rationierungskarte tut es freilich nicht; da* haben diejenigen mit Bitterkeit empfunden, die viel- fach trotz ihrer Karten weder Fleisch noch Brot kaufe» konnten, weil die Preise für sie eben unerschwinglich wäre». Insdferu »t» aks» dps End« de« ganzen Ration ierUagssysiem» nicht zu bedauern, »««» nicht befürchtet »erde» Wüßte, daß »ach Be seitigung diese» letzten, wenn auch spärlichen Dalle» gegen die Hunger»not ein« Preiswelle über die un- bemittelten Schichten gehen würde, die schlimmste er- nährungswirtschastlich« und soziale Auswirkungea haben müßte. Deshalb wird man nach dem I. August an dir Reichsregierung die Frage zu richten haben, ob die Vortoersvrgungoabgabe s» reichlich geflossen ist, daß alle Befürchtungen für ein Mißlingen der Brotversorgung nach Aufhebung der Brotkarte hin- söllig sind. L. v. * Bäderstldex LS OVO. Der Preismultiplikator für Bäder und Kurorte de» Reichsverbande» der deutschen Hotels, de» Allgemeinen deutschen Bäder» verbände», de» Verbände» deutscher Fremdenheime und de» Verbandes ärztlicher Heilanstaltsbefitzer ist am 14. Juli auf 23 600 erhöht worden. Die zur zeit geltenden Pensionspreise berechnen sich au» Friedenspreis »al Multiplikator. Eigenartig«» Straße »babuuaalück. Am Hohneck bet Kolmar (Elsaß) traf die Straßenbahn, die den Verkehr von Retournemer nach Hobneck versieht, voll von Reisenden am Endpunkte ein. Obwohl die Brem sen angezogen waren, setzte sie sich plötzlich au» unbe kannter Uwache in Bewegung und fuhr den Abhang hinunter. Im gleichen Augenblick fuhr von der ande ren Seite ein Straßenbahnwagen herauf. Als der Führer derselben den ersten Wagen wieder herunter kommen fak, hielt er seinen Wagen an und forderte di« Reisenden auf au»zust«igen, während er selbst auf seinem Posten blieb. Sodann setzte er keinen Wagen rückwärts in Bewegung, um wenn möglich einen Zu sammenstoß zu vermeiden. Die Schnelligkeit de» hinab fahrenden Wagen» nahm jedoch mehr und mehr zu, so daß schließlich die beiden Wagen zusammenstießen. Man zog au» den Trümmern fünf Tote und etwa fünfzig Verwundete, die in da» Spital Lbergeführt wurden. Di« Feier de» «ersaffungrtage» 1» Thüringen. Da» Thüringische Sdaatsministevtum erläßt unter Bezugnahme auf die von der Reichsregierung für den II. August angeordneten Feiern einen Aufruf in dem es heißt: „Wir halten es zur Vertiefung der Wertgeltung der Verfassung de« Reiche, für ge boten, daß auch innerhalb de» Lande, Thüringen zum II. August entsprechende behördliche Feiern ver- anstaltet werden, und zwar in möglichst zahlreichen Gemeinden. Zm Mittelpunkt dieser Feiern soll die Weimarer Verfassung und da» allgemeine Bekenntnis der Liebe zur Heimat, zum Vaterland rmd zu» Staatsgedanken stehen, womit naturgemäß ein Be kenntnis zu unfern bedrängten Brüdern an Rhein und Ruhr verbunden fein wird.' Bei allen Be hörden und Gerichten d«» Lande» hat der Dienst wie an Sonntagen zu ruhen. Die Dienstgebäude sind zu beflaggen. Di« Bevölkerung de» Landes wird ersucht, zu ihrem Teil zum Gelingen -er Feiern bet-utragen und sich recht zahlreich an ihnen zu beteiligen. Sin Jugendgefängni» 1» Thüringen. Am I. Juli ist in Eisenach da» Jugendgefängni» eröffnet worden. Nach einer Verfügung de» Thüringischen Justizministerium» sind künftig von männlichen Jugendlichen (Paragraphen I, IS -es Jugendgerichts gesetze«) alle Gefängnisstrafen von mehr als I Monat bi« zu 1 Jahr in dem Jugendgefängni» in Eisenach zu verbüßen. Der Raubmord tu Schöneberg. Die bisherigen Ermittelungen der Mordkommission zur Aufklärung de» Verbrechens an dem Börsenmakler Han» Gerhard Friedmann, der in seiner Wohnung, Vorbergstraße L, in Schöneberg erwürgt aufgefunden wurde, lassen mit Sicherheit darauf schließen, daß der Ermordete in Sportkreisen, besonder» der Boxer, Ringer und Athleten, eine bekannte Persönlichkeit war. Er hat alle Vorstellungen derartiger Vereine besucht und dort Bekanntschaften gemacht. Friedmann war ein sehr vertrauensseliger Mensch, und es ist an- zunehmen, daß gewissenlose Personen seine Ver trauensseligkeit dazu benutzt haben, sich ihm zu nähern. Der Wert der Beute de» Mörder« geht in viele Millionen. Grundlegende Baufragea Regie nmack-arrrat ReMlf GWßRWma Regierungvbaurat Rudolf Stegemann, Dresden, schreibt in der Sächsischen Gemeindezeitung: Di« Bauperiod« 1923 hat mit der üblich gewor denen Verzöaerung begonnen und bracht« gleichzetttg da» Bewußtsein, daß unser Bauwesen wohl noch nie vor so schwierigen und fast unüberwindlichen Hinder- niffen gestanden hat, wi« jetzt. Auch dies«» Jahr zeigt sich da» alt« Spiel, daß di« zuständigen Stellen in Berlin sich nicht schlüssig darüber werden können, ob und unter welchen Porau»setzungrn und vor allem in welch«! Hohe die erforderlichen staatlichen Bei hilfen zum Bau von Wohnungen aufgebracht wer den. Da» Kabinett Wirth war, so lauteten die Nach richten, zur Erhebung einer Wohnung»bauabgab« in Höhe von SOO Prozent der Friedensmiete bereit, da» Kaotnett Tuns „sollte' sich auf 1800 Prozent fest- gelegt haben, und al» man sich schließlich mit Hangen und Bangen zu 3000 Prozent der Friedensmiete ent schlossen hatte, machte der Dollar ein Salto-Mortale nach oben — — und die ganze Rechnung stimmt eigentlich schon nicht mehr. Es sind zwar alles Zahlen, die den durch alle möglichen Steuerschrauben erfaßten Bürger zunächst erschrecken und vielleicht deshalb doppelt erschrecken müssen, weil «r durch dre falsche Mietenpolitik der Regierung in den letzten Jahren sich noch nicht zu der Eekenntni» durch gerungen hat, daß die von ihm selbst heute noch ge zahlte Miete in keiner Weifle den Zeitver- hältntssrn entspricht. Aber wenn diese hier genannten Steuersätze auch Milliardensummen er geben, so stehen dem doch Preise im Bauwesen gegen über, di« jede derartige Aktion beinahe zu einer schönen Geste werden lassen. Mit der Erkenntnis dieser Lage sehen wir uns aber nun mehr al» je wieder vor die alte Aufgabe gestellt, daß wir im Bauwesen den Gedanken de» Sparens an die Spitze aller unsrer Tätig keit stellen müssen. Kohle, Zeit und Arbeit sind die drei Faktoren, die immer mehr im Werte gestiegen sind und mit denen wir so wirtschaftlich wie möglich umgehen müssen. Und damit sind wir wieder mitten drin in d«r alten Kampffrage: Rückkehr zu Nat'urbauweisen, Verwendung zeit- und materialersparender Ersatzbaustoffe oder bessere Aus nutzung de» altbewährten Ziegel». Ich möchte heute nicht den alten Streit um den Lehmbau wieder aufwärmen. Heute, wo wir nur in Lehm bauen können, und ebenso find un« nicht nur die technischen Grenzen, sondern auch die für die Ausführung der Bauten erforderlichen Gesetze wie- der vertraut. Wesentlich schwieriger scheint aber die Frage der Verwendung von Ersatzbauweisen, die für di« Er stellung der Bausteine in der Hauptsache auf Zement aufbauen. Wir sind für den Flachbau sehr wohl in der Lage, rein technisch genommen, neue Wege zu suchen. Wir haben im Bauwesen immer noch an den alten Gesetzen und Richtlinien sestgehalten, di« in konstruktiver Hinsicht auf den Voraussetzungen des Großhausbaue» aufbauen. Wir haben un» auch nicht oder nur sehr zögernd zu der Erkenntnis be quemt, daß viele» im Bauvorgang sicher vereinfacht werden kann. Baumethoden wie die Iurkobauweise mit ihren großen und in fast primitiven Verband versetzbaren Platten, oder wie die als Gußbauweise auf den Markt gebrachte Zollbauweise, zeigen ent schieden neue Wege. Der Arbeitsvorgang al» solcher wird vereinfacht. Bei den Hohlbauweisen im Sinne von Iurko und Ambi werden Baustoffe gespart und doch genügen auch diese vereinfachten Konstruktionen vollständig den Anforderungen de» Flachbaue». Bau- systeme, wie die eben erwähnte Iurkobauweise, ver-^ dienten wirklich noch mehr Beachtung im Kreise der Daufachleute. Namhafte Fachleute Deutschland« haben es sich dann auch zur Aufgabe gemacht, gerade auf diesem Gebiete bahnbrechend und fördernd zu wirken. Aber diese Erkenntni» und da» innerlich durchaus berechtigte Streben nach neuen Wegen darf nicht dazu ausarten, daß man die vor allem heute alle dem noch entaeaenstehenden Schwierigkeiten übersteht oder gar beflissentlich verschweigt. Nur durch eine -ielbewußte, aber selbstverständlich sach ¬ liche Kritik wird «s möglich fein, -«ob« bisse Schwierigkeiten zu überwinde». Im Zusammenhänge damit ist alsich »och «in anderer Gedanke >u erwähnen. Während der Ziegel im Mord heraestellt wird und sein Preis bereits bei Baubeginn festgelegt ist, wird jetzt bet fast filmt- liche» Sparbauweilen die Herstellung der Steine selbst auf die Baustelle verleat. Hiermit treten aber zwei recht bedenkliche Schwierigkeiten auf. Die Herstellung wird nämlich auf Grund de: allgemeinen Bestimmungen zumeist nicht mehr im Akkord, sondern im Tagelohn vorgenommen und da mit schwindet von vornherein die Möglichkeit einer festen Kalkulation für den Baustein selbst. Der Unternehmer ist völlig abhängig von der größeren oder geringeren Arbeitsleistung der Kolonne. Er weiß also -nicht mehr mit absoluter Sicherheit, »rann seine Bausteine fertig find, und weiß ebensowenig, wieviel sie ihn wirklich kosten werden. Darin liegt eine der Hauptschwiertgkeiten in der Einführung neuer Bauweisen und es würde durchaus unsachlich und ungerecht sein, wenn mcm da» au« diesen De- danken heraus entspringende Widerstreben der Bau- Unternehmer nicht begreifen wollte. Wollen wir also die verschiedenen al» gut er kannten neuen Bauweisen al» wirtschaftlich gleich- berechtigt neben den Ziegelbau stellen, so wird es darauf ankommen, gerade hier zuzufaffen und auf dieser Grundlage die Herstellung aufzubauen. Also fort mit der Herstellung der neuen Baukörper — so weit e» sich um Einzelsteine handelt — von der Bau stell« und mehr fabrikmäßige Herstellung im fabrikähnlichen Großbetrieb auf dem Werkplatze im Akkord. Mit dieser Verlegung de« Arebitsvorgange» bei der Herstellung der Steine wird es Überhaupt mög lich sein, einen großen Teil der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden. Die wenigsten Unternehmen haben heute di« für die Er- stellung der Steine erforderlichen Maschinen »ur Verfügung. Dor allem der kleine Baumeister scheidet überhaupt von vornherein aus. Zudem sind die ört lichen Bauvorhaben al» Ganze» genommen, durch gängig auf eine solch« Mindestzahl von Wohnungen zusammengeschrumpft, daß man nur noch mit den verhältnismäßig einfachsten Mitteln in der Lag« ist, zu arbeiten. Man muß also bei der Entscheidung über die zu wählende Bauweise sich immer die Frage vorlegen, welcher Stein mit den technisch einsamsten Mitteln herzustellen ist. Hierdurch scheidet von vorn- herein zumeist der größte Teil der im Wettbewerb stehenden Sparbauweisen aus wirtschaftlichen Grün den au». Im Zusammenhangs damit ist noch mit einige» Worten die Guß- und Schüttbauweise zu streifen. Daß der Gedanke der massiven, ein feste» Gefüge darstellenden Schlackenwände konstruktiv wie wärme technisch aut ist, bedarf heute kaum einer Begrün- düng mehr. Wesentlich schwieriger liegt aber die Frage — abgesehen von der ledigen Zementbeschaf fung — hinsichtlich der Verwendbarkeit und Wirt schaftlichkeit der Schalung. Gut ist di« GußbttUiveise für große zusammengefatzte Siedlungen mit einheit lichen Typen; große Schwierigkeiten sind aber unter den heutigen meist üblichen Verbält« Nissen bet ihrer Verwendung zu überwinden. Unter Berücksichtigung aller der hier dargelegten Erwägungen wird sich immer wieder der Gedanke aufdrangen, ob es nicht möglich ist, auch den alt bewährten Ziegelbau den heutigen Verhältnisse» anzupassen. Es wurde schon darauf hinyewiesen. daß beim Ziegelbau bisher wie für den Flachbau die selben Voraussetzungen und baulichen Regel» ge golten haben, die sich au» dem Mehrgeschoßhausbcm entwickeln. E» bedarf also nur einer verhältnis mäßig einfachen Umstellung, um zu dem Entschluß zu kommen, den Zieglbau den vereinfachten Anforde rungen de» Flachbaues anzupaffen. Wir haben schon in der Vorkriegszeit verschiedentlich ein Kastelmauer werk angewandt, daß bei einer äußeren und inneren Schale von je 13 Zentimeter Stärke Hohlräume an-, ordnete, die wärmetechnisch große Vorzüge hatte» Aber die hier üblichen Systeme brachten bei ein» vazar in Tunis Bon Lm» ».«EnkiM Ein weiße» Tor, ein maurische», trennt die feste, banale Kolonie der Europäer von dem strömende» Dunst der alten, ring» ummauerten Äraberstadt. Innere Feindschaft wird gleichnishaft klar. Hier und beinah nur hier in Tuni» find diese beiden ewig fremden Elemente buchstäblich zwei; nur »uweilen schmücke» di« junaen Elegant» unter den Araber» mit ihrem herrlichen Dang di« Straßen der so- genannten Intelligenz. Ich trete durch« Tor: jetzt bin ich im Moraenlande. An weiße», fasf fensterlosen Häusern kleben oben die vergitterten Käfig« der Frauen mit ihren Sklavenlüsten. Selten steht em« der schön be schlagene» Türen offen und gibt den kleinen grünen Palmengarten dem Blicke frei. Dann kommen die Shuk», di« Bazare. Sie find gedeckt, auch enger al« in Stambul, dumpfer, schwerer, verrammelter. Mit ihren Götter schritten, immer nur di« Sohlen tretend, obwohl sie Hackenpantosseln trage», kommen zwei jung« Leute im Shuk der Schneider auf eine Koje zu, da lassen sie sich di« neuesten Gandoren vorlegen. Schweig sam. beschaulich wähle», probieren sie, auch der Der- käufer spricht wenig, kaum preist er etwa» an, immer verschwindet «r t» sei»«r Bud«, um immer wieder neue Farbenwunder auszubreit«»: maisgelb un grau, hellrot «rd aistgrün, dazu die passende» Seidenstrümpfe. Ob sie kaufen werdens Zn Muscheln li«-«n in der Nebenstraße, w» «in« Meng« von Buden sich dränge», di« zierlich ungefaß ten Edelstein« der Juweliere. Zeiat man darauf, ko nimmt er rin paar Hera»», legt si« auf di« ge bräunt« Hand, dann hebt « «tu«» zwischen zwei Finger der anderen und läßt ihn funkeln. E« wird wenig gesprochen. Doch beklemmend sind di« Eflenzenhänbler. Götzenhaft still wie in halber Rarkos«, und do« ist es aucb. sitzt der sckmalgllebri«, gelb bändige Maan mit gekreuzte« Beinen auf feine« erhöht«» Diva» hinter de« brettartge» Tisch«, nt«mal» scheint er aus»»siehen. Mit MNrde. di« de» Stolz nur halb verschleiert, weise» stdw Blick« avf di« beiden niedrigen kleine« Divan« »acht» und link», di« in di« Mauern ringelasse« find: so läßt «r sich vom Käufer wie ein Buddha anbeten. Es find nur drei winzige Wände mit Borden, di« bilden sein Reich, aber jede von den Phiolen kann er mit den Armen erreichen, wie ein stummer Zauberer. Gr langt nach hinten, ohne sich umzusehen, tastend findet er sein Fläschchen, den langen Glasstöpsel zieht er heraus, der in da« Oel hinunterreicht, dann nimmt er leise über den Tisch weg meine Hand, reibt den Stöpsel sacht auf der Innenfläche, hebt meine Hand zart gegen da» Gesicht, damit ich rieche: Ia»min. Alle« wortlo», nur wenn ich Beifall nicke, lächelt er mit der fernen Weisheit eines Greise«. Nun eine andere hergeholt mit denselben Be wegung«», jetzt ist da» Oel goldgelb: Rosenambra. Nun hält er, ein grüne«: Lypre. Nu» wieder ein weiß«: Plang-Vlang. Oder Narzissen, Flieder, Nelken. Dann nimmt er rin kleine», runde», ein gelegte« Schächtelchen hervor, au» dem er trockene Pulver zwischen die Fingerspitzen hebt: Moschu», Opoponax. Dann Kristalle: Ambra, Äivrrhen, Weih rauch; di« verbrennt er an kleinen Räucherkerzchen, di« «r umständlich aufgestellt und entzündet hat, und nun läßi er sie brennen, al» wollt« er die Dämmerung bezwingen, die noch zu ihm und seinen Tränen paßt. Schon bin ick berauscht und weiß nicht mehr, w-» wählen. I-'h-r könnte mir Geld oder Ding» weg nehmen, jede Summe würde ich zahlen, jedem Führer folgen. Der Gelbfingriae weiß es, er nutzt es auch au»; doch jetzt zeigt, jetzt lächelt er nicht »ehr. Au» erlesenen Fläschchen gießt er Tropfen in winzige, geschliffen« Röhren, die siegelt er mit Wach». Erst al» er st« mir reicht, begreif« ich: da» ist da» Vorfilm, bei dem ich nickte. Nicht siebe», w find hindert Wohlgerüch«, bi« Arabien brreitrt, all« be täubend, weil sie dicht wie unser« westlich«» Par füm» verdünnt sind, sondern reine, schwerflüssige E^Ästbenebettwn Kvpft schleiche ich durch den Shuk der Parsümhändler zurück. E» ist leer geworden im Bazar, m» grüßen Tor drängen sich di« letzt«» Käufer, »an drückt sich hinaus. Rtnter un» schließt der mächtige alte Tvrwart mit seinem -ronen Ieremia»- kopf di« schwer« Tür z»: ich höre »och, wi« er zur Nackt den rostigen Riegel stoßweise vorschiebt. Dann bleibt da» Morgenland für fick allein, und wenn sie drin»«» zusamm«nsitz«n und sprech«» von da» weißs» Herr« drauße», so ist «» an ihnen. ,» lächeln. Sie haben alte Seelen, wir hab«» höchsten» junge» Geist. . ' Sine Donatello-Plakett« iw Berliner Mus««». Im Florentiner Kunsthandel konnte Wilhelm von Bode vor einiger Zeit ein kleine« Relief — ein Bildnis de« Dogen Francesco — um eine Kleinigkeit erwerben. Denn da» Stück war bisher stet» al« modern« Fälschung abgelehnt wor den, weil es ,zu gut sei, um echt lein za können; so ein ausgezeichnete» Stück käme jetzt nicht mehr in den Handel.' In Wirklichkeit ist schon nach der Patina die Plakette unzweifelhaft au» dem lö. Jahrhundert. Bode aber unternimmt im neuen „Jahrbuch der neuen preußischen Kunstsamm- lungen' einen weiteren Nachweis: er erkennt darin ein Werk de» großen Donatello au» dessen Zeit in Padua, wofür eine Reih« innerer und äußerer Be ziehungen sprechen. E» ist da» einzige Werk dieser Art, da» wir von Donatello besitzen, und eine Mei sterleistung. Neu« Wuuder von Pompeji. In drei Monaten wird König Viktor Emanuel in der zu Füßen de» Vesuv« hingebreiteten Stadt, die vor fast zwei tausend Jahren von den Lavamaflen verschüttet wor den ist, einen Blick in die Zeit der Talaren tun können. E» ist nicht die geschickte Nachbildung einer Stadt au« der Glanzzeit de» kaiserlichen Rom, so»- der» di« Stadt selbst in lebendigster Ursprünglichkeit mit allen Attributen unmittelbarsten Leben» bis zu Kundmachungen und Wahlaufrufen an den Wänden. Kürzlich besucht« «in Berichterstatter der Daily Mail da» durch neu« Ausgrabungen wieder in d«n Mittel- winkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückte Pompeji. »Ich sah dort gester» Häuser,' erzählte er, „von denen man nicht überrascht gewesen wäre, wenn plötzlich der römische Hausherr, in sein« weiße Toga gehüllt, über bi« Schwell« getreten und dem Gast «ine» Trunk falernischen Werne» in «ine« Marmor krug« kredenzt hätte. Er hätte diesenfeurigen italie nische» Wein in der au« dem Marmorbrunnen rieselnd«» Quell« kühlen k-nn«n, bereu Wasser in zierlichem Spiel au» denselben Röhren gleitet wie vor zw«ttaus«nd Jahren. Man sieht nicht nur Fisch« t» uralte» römischen Marmordecken schwimmen, son dern die Gäulen der Villen sind mit wildem Wein und Rosen umrankt wie vor jenem Unglückslag«, d«m die Däderstadt zum Opfer gefallen ist. Denn num Hot Pflanzen und Blumen der gleichen Art, wie si« domol» die Häufer und Gärten schmückten, wieder gepflanzt, und die »eua»«gegrabene Villa, di« ich besuchte, ist ebenso bewohnbar und atmet den selben gastlichen Zauber wie in jener Zeit, al» Iuliu» Täsar in England landete und London nichts war al» ein sumpfiger Wald. Die ganz« Hauseinrichtung zeigt bis zu den kleinsten Einzelhetten eine staunens- werte Vollständigkeit. Unheimlich wirkt es, mit welchem täuschenden Schein von Leben die Leichen der Bewohner erhalten sind: mumifiziert und in der Verzerrung de» Todeskampfe», wie sie von den er- stickenden Dünsten der giftigen Eruptionsmaffen er faßt worden sind. Eine alte und eine jm^e Frau liegen «inander in den Armen, die jüngere birgt ihren Kopf an der Schulter der älteren, als wollt« ihr entsetzter Blick den Anblick de« unentrinnbaren Tode» vermeiden. Ein kleiner Junge liegt mit dem Gesicht auf dem Boden, und es ist rührend, daß man noch deutlich den Knoten sehen kann, mit dem er die Riemen seiner Sandalen geknüpft hat. Ein Monn liegt auf dem Rücken, seine Gliedmaßen find ge spreizt »Ud seine elfenbeinernen Zähne schimmern au» dem halbgeöffneten Munde. Die Ausgrabungen de» berühmten Archäoloaen Professor Spmazzcla be deuten ein ungemein wichtige» Ereiarn« in der Ge schichte der Altertumsforschung und sie sind eine Krönung zwölfjähriger unablassiaer Bemühungen, die mittel» durchaus neuer und subnler, in dieser Weise noch nie zur Anwendung gelangten Methoden schließlich zum Erfolge führten. Während früher di« Ausgrabungen mit Schaufel und Spaten vorgenom. men wurden, könnte man diesmal sagen, daß sie mittel» eine» Teelöffel» und einer Zuckerzange vor sich gegangen sind. So fein und zierlich find di« Werkzeuge, mit denen man di« verschüttete Billa freizulegen versuchte, immer ängstlich bemüht, auch nur die geringste Beschädigung der antiken Kunst- werke zu vermeiden.' Prwesssr Jerusalem tz. In Dien ist der bekannt« Untverfitatsprofess»«, Philosoph und Philologe Dr. Wilhelm Zerusal«« im Alter von Sb Jahren infolge eines Herzschlages plötzlich gestorben. Pro- kessor Jerusalem la» im Jahre 1SV1 als Privat dozent an di« Wiener Universität, wo er sich al» Professor habilitierte. Er hatte bedeutend« Erfolge auf beiden Gebieten seiner wissenschaftlichen Bete tigung. Sines seiner bedeutendsten Werk« ist d" Buch „Siuckeitung 1» die Pbilosophi«', das fast i' alle Sprachen Survpas übersetzt wurde «d t» der ganze« W«t -roßen Anklang fand,
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