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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230718
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-18
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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^»eitE 2 ISS SelLLLttULg l-elprlj^r -» 177.-? V-ch»», 1«. Juli. Mi g. T*l.) Oester^Gach- Tedl gEtzl ' mittag fand in W»4tG»i», «»«Wch«k franHWsihertz 7 Pchtztse eichu rk der Be bekämpfen. An die .Divisionsstab liegt, in einem Au satztMOstruppen eine schwere Cxp^osson statt. Der Autmnobilpark liegt an einer Ausflügler» viel benus dann gl mpf um tes« Ide« mußt« poinearLs Denkmal»-Re-e London ist verstimmt London, 17. Juli. (Li-. Tel.) Die der Daily Telegraph offiziös mittrilt, hat Lord Curzon der französischen Regierung durch ihren Botschafter in London die Ueberraschung de» englischen Kabinett» über die Rede des franzö sischen Ministerpräsidenten in Senli» zum Ausdruck gebracht. In einer ausführliche« Besprechung der neuesten Rede Poinoarü» setzt die Times auseinander, daß die englisch-französische Streitfrage nur noch in der Stellungnahme der beiden Länder zur sogenannten allgemeinen deutschen Krage besteh«. England wolle di« deutsche Demokratie vor der Anarchie und der Reaktion retten. Ls sei überzeugt, daß Deutschland militärisch unschädlich gemacht sei, und daß man daher militärisch von ihm nicht» mehr zu befürchten habe. Frankreich vertrete dagegen die Auffassung, daß gegenüber Deutschland di« Politik der Gewalt auch über den Frieden »vertrag hinaus angewsndrt werden müsse und daß mit Gewalt diejenigen Ziele noch erreicht »««den müßten, die Frankreich im Friedensvertrag versagt geblieben seien. Der Daily Telegraph schreibt, der tschecho slowakisch« Außenminister Dr. Benesch habe in London und Pari» vorgeschlagen, daß die Schwierig keiten, die di« Ruhrbesetzung und Frankreich» Forderung nach produktiven Pfändern der Lösung der Reparationefrag« noch bereiten, beseitigt werden könnten, wenn die Alliierten überein kämen, über die Reparationsfrage zu verhandeln, und daraufhin geschloffene Reparationsabkqmmen, »te auch den Sicherheitrpcckt zugunsten Frankreichs nicht von Deutschland» westlichen Rachbarn, sondern vom Völkerbünde, in den Deutschland auf- zunehmen sei, abgesirht und überreicht werben würden. Neine vorzeitige VeSanntgaVe -er englischen Antwortnote Pari», 17. Juli. (Ltg. Tel.) Die Londoner Nachricht, daß die englische Regierung den Wortlaut für den Antwort-Entwurf auf di« deutschen Vor schläge geheimhalten wolle, wird in Paris mit großer Befriedigung ausgenommen. Man de- trachtet diesen Beschluß al» einen Beweis dafür, daß England um jeden Preis einen offenen Bruch mit Frankreich verhüten möchte und daß die Entwicklung den von Poincarö gewünschten langsamen Verlauf nehmen werde. Weniger Beifall findet dagegen der Beschluß des englischen Kabinetts, den Antwort- Entwurf auch d«r amerikanischen Regierung zu unterbreiten. Ein« V««influffung der Haltung Frankreichs durch Amerika wird allerdings nicht b«- fürchtet. Das einzige Ereignis, das in diesem Augenblick di« Politik Poincart» ernstlich zu erschüttern ver möchte, wäre nach Ansicht der Kreise, di« die Ver schleppungstaktik nicht billigen, da» offen« Ab rücke» B«loi«n» von Frankreich. Indessen glaubt Man aber nicht an eine solch, Möglichkeit. Auch Belgien holte, s» wird hier Versichert, davon fest, daß di« Einstellung des passt«» Widerstande» al» Vorbedingung für jede Art von Verhandlung«, mit Deutschland gelt«» müsse und daß nur die staffel weis« Räumung d« Ruhrgebiet«» »ach Maß- gab« des deutschen Rachgeben» i» Frag« kommen kann. Im übrigen hab« Belgien in beb letzten 8«it mV Befriedigung sestgeftÜÜ, dass l ReparationSorsaraMm < Frankreich io, Grunde genommen ebenso wenig i ständige» wie wir. Trotzdem sei e» aber falsch, diese Gegensätze Hoffnnngen für Deutschland knüpfen, denn da» de, "" Wermuchbecher bi» zur schließlich »erde Frankrei wieder »u Fall komm«, wandte sich Erk«!»«» i Rach einer Meldung au» Moskau ist al. Rach- felg er Norowffi« zum russische» Vertreter i» Rom I»rbansk1 ernannt «eben. nahmen dl« Franzos«, . , r* Verhaftungen vor, obwohl N»ch kttvesOeg» fesistehi, baß «in Atten tat vorliegt. Vielmehr ist es wahrscheinlich, daß ein« Selbstentzündung infolge der ungeheuren Hitze die Ursache der Explosion ist oder daß sie auf bas Ge witter zu rückgeführt werden muß, durch da» ckuf de» von den Belgiern, besetzten Bahnhof Bottrop auch zwei Denzolwagen durch Blitzschlag in Brand gesetzt wurden. Im Anschluß an di» Explosion haben die Fran- zosen ungeheuer schwer« Zwangsmaß nahmen ergriffen. Ueber Bochum und Weitmar wurde der verschärfte Belagerung»- zustand verhängt; von abend« 8 Uhr bis morgens 6 Uhr ist jeder Verkehr verboten. Den Straßenbahn, verkehr legten di« Franzosen dadurch völlig still, daß sie di« elektrtscheLeitung durchschnitten. Auch in Essen ist die über die westlichen Stadtteil« wegen eine» angeblichen Sabotageaktes verhängt« Sperre verschärft und bis zum 1. August verlängert worden. Ebenso sind die vertehrsbeschränkungen in Hattingen derart verschärft worden, daß jegliche Fahrgelegenheit nach Hattingen stillgelegt ist. Trotz dem die Stadt von den Franzosen besetzt ist, lassen di« Posten au» dem besetzten Gebiete kommende Pas santen nur dann über die Ruhrbrücke, wenn sie einen besonderen Ausweis haben. Ueber Remscheid wurde eine Verkehrssperr« al» Sanktion für eine Schießerei verhängt, zu der es in der Nähe von Remscheid zwischen Franzosen und Schmugglern kam, die die Grenz« überschreiten wollten. Der mit IS Zivilpersonen verhaftete Ober bürgermeister Dr. Hartmann ist nach einigen Stunden wieder freigelaffen worden. Zn Lastrop verweigerten gestern mehrere Sol daten die Zahlung eine» Fahrscheine» auf der Straßenbahn, indem sie einen Schein mit der Auf schrift vorwiesen: .Wer den Inhaber diese» Scheine» von der Fahrt zurückhält, wird vor ein Kriegsgericht gestellt/ SeparatiftenkomS-ie in Koblenz Frankfurt, 17. Juli. (Gig. Tel.) Unter der Ueberschrift: .Eine separatistische Affenkomödie" wird der Frankfurter Zeitung aus Koblenz ge- meldet: Seit einigen Tagen beunruhigt da« Ge rücht, daß am Nationalfeiertage der Franzosen, am 14. Juli, die Rheinische Republik ausgerufen wer- den sollte, die Bevölkerung. Der Oberbürgermeister wurde am Freitag abend von dem Kreisdelegierten sehr energisch ersucht, eine Bekanntmachung zu ver öffentlichen, i» der die Gerüchte als unbegründet und jeder Grundlage entbehrend bezeichnet wurden. Um so mehr überraschte es, al« am Sonnabend vormittag ein etwa SO Personen starker Zug deutscher Zivilisten mit franzö- sischen Fahnen, sowie mit Plakaten »Dive la France" durch die Straßen zog, allerdings von einer großen Menge Neugieriger, die die Judasse — zum größten Teil in die Dienste der französischen Eisen- bahnregie übergetretener Arbeiter — mit Johlen und Pfeifen begleitete. Die von den Franzosen be- setzte» Gebäude, die Kasernen usw. prangten in reichem Flaggenschmuck. Besonder» bemerkenswert ist aber die Tatsache, daß fast ausschließlich fran zösische und belgische Fahnen verwendet wurden; nur hier und da im Hintergrund« sah man ver einzelt die italienische, während die englische gänz- lich fehlte. Zu Zwischenfällen ist es zum Bedauern d«r Franzosen nicht gekommen. Der Separatisten- zug löste sich auf, nachdem er zur Erkenntnis ge» kommen war, daß er der Lächerlichkeit preis gefallen ist. Die Herren von Krönender- Kroxubeeg, 17. Juli. Der Stadt ist wegen an geblicher Schießerei auf einen französischen Poften «in« Geldstrafe von SS Millionen Mark auferlegt worden. Der Bürgermeister und der Kommandant der Schutzpolizei sind zu je zwei Monate» Gefängnis verurteilt worden. Weiter wurden sechs Zivilisten und zwei Sicherheit»poltzisten von den Franzosen verhaftet, weil am Sonn abend der Kommandant von Vohwinkel auf der Straße »«»-«pfiffen worden sein soll. Der am Sonn abend abg«laufene Belagerungszustand wurde um weiter« sechs Lag« verlängert. Ehrhardt in Norddeutschland? BerN», IS. Juki. (E i g. Te l?) Wie eine Berliner Privatkorrespondenz meldet, deuten verschiedene An zeichen darauf hin, daß Ehrhardt sich nicht wieder nach Süddeutschland zurückgewandt, sondern von Leipzig au» den Weg nach Norddeutschland eingeschlagen hat, wo er namentlich in Mecklenburg und Pommern viel Anhänger besitzt. Daß diese An nahme zum mindesten nicht unwahrscheinlich ist, geht auch au« Meldungen hervor, wonach der vermutlich zur Flucht benutzte Kraftwagen ursprünglich die Nummernbezeichnung II -t 8347 getragen hat, und erst unmittelbar vor dem Fluchtunternehmen mit einer neuen Nummer 1145988 versehen worden ist. Die Bezeichnung II deutet darauf hin, daß da« Auto von Bayern, und zwar von München au» nach Leipzig geschafft worden ist, denn diese Bezeichnung ist für München zuständig. Die Markierung l öl da gegen wäre eine preußische, und -war die der Pro vinz Sachsen, woraus man schließen kann, daß Ehr hardt» Helfershelfer diese Nummernbezeichnunq mit der Absicht gewählt haben, weil sie von Leipzig au» zunächst da» Gebiet der Provinz Sachsen erreichen wollten, und weil naturgemäß ein mit der Provinz numerierung ausgerüsteter Kraftwagen am aller wenigsten auffallen würde. Man kann aber weiter damit rechnen, daß an einer genügend weiten Ent fernung von Leipzig noch ein zweites Auto zur Ablösung bereit stand, mit dem Ehrhardt dann seinen vorläufigen Unterschlupf erreicht haben wird. Daß Ehrhardt unentdeckt über die Leipzig nächstgelegene tschechoslowakische Grenze entkommen ist, scheint un wahrscheinlich. Selbst bei schnellster Fahrt würde er zur Erreichung der tscheoslowakischen Grenze vier bi» fünf Stunden benötigt haben, ein Zeitraum, in dem die Grenzbehörden über sein Entkommen aus dem Gefängni« bereits unterrichtet waren. effLorhLurzon? - Vstse, „GtttWsiMtse*" Hari», 17. Itlli. (Eig. Tel.) Der Matin be- hauptet, daß bet der Festsetzung der englischen Regie rungserklärung Sir Robert L « etl im Laufe eine» bewegten Mtnisterrate» -egen Lord Curzon aufgetreten sei und dessen Wortlaut für di« Regie- runßserklLrung scharf kritisiert habe. Er sei hierbei von Baldwins unterstützt worden. Lord Robert Cecil sek so weit gegangen, daß er di« Frage aufgeworfen h«b«> »b mau nstwendigenfall« bereit sei, gegen Frankreich mit bewaffneter Macht vorzugehen, um die französische Regierung fo zu zwingen, den englischen Standpunkt zu teilen. Man habe hierauf einstimmig mit Nein geantwortet. Daraufhin habe Cecil Lord Curzon gesagt, ob er denn gftuch«, durch eine Tren nung von Frankreich di« Lage günstig beeinflussen und die französische Aktion ioi Ruhrgebiet beeinträch tigen zu können. Im Verlaus der Diskussion sei der Mintsterrat jedoch zu der Uederzeugung gelangt, daß der einzige praktische Crsolg eines Bruche» zwischen London und Pari» die Vernichtung Deurschland« sein würde. Lord Curzon habe infolgedessen den Text ab geändert, und da» Kabinett sei zu dem Entschluß ge- langt, die Entente zwischen Frankreich und Groß britannien aufrecht zu erhalten und seinen Einfluß geltend zu machen, um den französischen Druck auf Deutschland zu mildern. Aehnltche Erwägungen sollen denn auch, wie da» Blatt weiter meldet, bei der Ab fassung de» englischen Entwurfes für eine Antwort an Deutschland zur Geltung kommen. Da« Petit Journal behauptet zu wissen, daß ein englisch.amerikanisch es Einverständ- ni» über da» Antwortprojekt an Deutschland vor- liegt, obwohl Baldwin im Unterhaus erklärt hat, daß zwischen London und Washington keinerlei Vorver handlungen in diesem Sinne stattgefunden hätten. Wie dem Petit Parifien au« Brüssel gemeldet wird, verbergen die belgischen maßgebenden Kreise nicht, daß st« es vvrgezogen hätten, wenck die diplomatische Initiativ« bei Frankreich und Belgien geblieben wäre, und sie bedauern, daß man bisher den französisch-belgischen Reparationsplan noch nicht fertiggcstellt und veröffentlicht habe. Belgien wünsche nicht, daß die Neutralen die Zahlungsfähigkeit Deutschland« abschätzen, würde jedoch nicht» dagegen einzuwenden haben, daß die Reparattonskommiffton hierzu einen Rat von Sachverständigen ernennen würde. Man könne ja in neuer Form da» Ko mitee von Bankleuten wieder zusammentreten lassen, dessen Aweeinandergehen Belgien im vergan genen Jahr nur mit Bedauern gesehen habe. Gegen -ie Demobilmachung»« veror-nung In einer eingehend begründeten Eingabe an das Reichsarbettsministertum hat die Handels kammer zu Berlin den Antrag gestellt, die Geltungsdauer der Demobilmachungsver ordnung, di« nach dem Gesetz am 31. Oktober d.I. abläuft, nicht zu verlängern, da sich bisher infolge der zahlreichen Verbindlichkeits erklärungen von Schiedssprüchen schwere Uruuträg- lichekiten ergeben hätten. Bei der fortschreitenden Festigung der Organisationen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sei ein Schutzmittel gegen die Vergewaltigung einer schwächeren durch die stärkere Partei nicht mehr erforderlich; beide Körperschaften seien auf Geund der bisherigen Erfahrungen al» gleichstarke Verhaudlungoparteien anzusehen, die ihr« . Streitigkeiten auf dem Wege freier Verhandlungen zu schlichten vermögen. Für bestimmte Fälle sei gründsatzlich die Möglichkeit einer Verbindlich- kettserklärung beizubehalten; als zuständig müßten hierfür die in der Schlichtungsordnung vor gesehenen Einspruchskammern der Landesschlichtungs- ämter oder die Einspruchssenat« de» Reichsschlich- tungsarntes eingesetzt werden. Spaltung -er Popolari-Partei Frankfurt ». M^ 17. Juli. (Eig. Tel.) Die der Frankfurter Zeitung au» Rom gedrahtet wird, hat die Kammerfvaktto» der Popslari die acht Abgeordneten, die für Annah«« d«s Wahlreform- aesetzes gestimmt haben, ausgeschlossen, darun ter zwei ehemalige Mitglieder des Kabinett» Musso lini, nämlich den Arbeitsminister Cavazzoni und den Unterstaotssrkretär de« Aeußern Vaskallo, sowie Motteo-Centtlt, de» Direktor de» Corrier« d'Italta. Damit hat als» di« tun«« Krise der Partei zu einer offene« Spaltung geführt. Kur -er Münchner (vrdnungrzelle München, 17. Juli. Die zweit« Hitler-Dersamm. lung am Montag vormittag im Zirkus Krone wax verbot« worben. Trotzdem hatten sich viele Ratioinalfogtzwltston und» auswärtige Turner angesammelt- die, nachdem sie lange vergeblich auf gewartet hatten, einen Zug formierten und -ti->ch«Se< Bovaatragen der alten Reichsfahne durch die Stadt zogen. Jod «r Schellingstraß« stieß der Zug auf di« Polizei, die de» Zog aufzulösen versuchte. Inzwischen war auf dem Platz« Hitler erschienen, dessen Zureden « gelang, die Leute zum Ausein andergehen zu bewegen. Am Abend veranstalteten die Nationalsozialisten zwei Verstümmlungen im Salvatorkeller und im Malteserbräu. Während die erstere ungestört verlief, kam es im Malteserbräu zu Zusammenstößen zwilchen den National sozialisten und andersgesinnten auowarttgen Gästen. Bon der blauen Polizei wurde die Ord nung im Saale wiederhergesiellt. Auf der Straße sammelten sich unterdessen große Massen beider Parteien an, die versuchten, gewaltsam in da» Malteserbräu eingudringe«. Hundertschaften der Landespoltzei säuberten schließlich die Straßen, worauf sich die Menge zerstreute. Die Polizei gibt amtlich bekannt, daß die Ver antwortung für den Zusammenstoß der Natio nalsozialisten mit der Polizei bei dem Abmarsch der Hitlerleute vom Zirkus Krone jene Männer trifft, di« ihre Parteiangehörigen zu Ungehorsam gegen die Gesetze verau- laßt haben. Die Demonstranten hätten Hakenkruez- fahnen getragen. Hitler hat übrigen» nach seinem Rückzug vor der Polizei noch eine verbotene Ver sammlung abgehalteu, indem er in den Saal de» Nlalteserbräu» eindrang, wo ein Konzert stattfand, und dort eine längere Ansprache hielt. Auch dort kam e» zu Zusammenstößen zwischen Freunden und Gegnern seiner Partei, bis die Polizei eingriff. Auf Vurg Lauenstein Die sogenannte Demokratische Sommer- schule, über deren Nutzen man verschiedener Meinung sein kann, hatte dicsmal etwa 80 Teil nehmer nach Burg Lauenstoin in Oberfranken ge führt. Fräulein Dr. Gertrud Bäumer leitete die Reihe der Dorträge mit einem Referat über „Selbstbehauptung und Pazifismus" ein. Dann sprach Graf Bernstorff über „Grund- sätzliche» zur Außenpolitik", wobei er au» seinen Erfahrungen al« Diplomat schöpfte und auf die Wichtigkeit Amerika» bet der Lösung d«r ver- wickelten europäischen Fragen hinwie». In der Aus sprache trat die Ansicht in den Vordergrund, daß Deutschland den nun einmal beschrittenen Weg konsequent verfolgen müsse mit dem Ziele, den Rheiu deutsch zu erhalten. Dow Referat über „Ostfragen" hielt Dr. Eckardt, während Professor Götz-Leipzig über „Westfragen" sprach. Götz schilderte das unermüdliche Bestreben der Franzose», Deutschland -u zerstückel», getreu der Parole: Deutschland muß schwach sein, wenn Frankreich stark sein soll. Eng land müsse danach »achten, die Vorherrschaft aus dem Meere zu deyalten, um sich so den Weg noch Indien nicht versperr«, M t»ss«n. E» kön«« sich mit Frankreich i» Grunde genommen ebenso wenA ver- an den lssoen müssen. Da» neu« Dekret zur Ueberwachung der Press« ist vom König unt«rzoich»tt worden noch dem Mussolini seine Einwendungen angesichts dcr allgemeinen Opposition gegen den Eingriff der Der- waltung tn die Pressefreiheit vorläufig noch zurück gestellt yat. Du» Gesetz soll erst veröffentlicht wer den, »e» die Bekmmtgab« ein« zwingend« Rot- .»»chk«k«jt Mrd. Gegen die Republik Während die Dcmckkraten mck der Burg Lacken ,n Mondschein schwärmen, stchlen sich di« Ge, ^er Republik durch di« Schmach« und Uatätü üer Republikaner zu immer größerer Keckheit er- mutigt. Maa sendet un» eine ausführliche Schilde rung der Vorgänge, die sich am vergangenen Sonntag in Erlangen abspielten und die sich al» -ege»' revolutionäre Kundgebung von ungemeiner Frech heit darstellen. Nach der un» vorliegenden Schilderung besteht kein Zweifel darüber, daß die Zusammenrottung ver- saffungsfeindlicher Elemente in böswillig provokato rischer Absicht auf den Tag anberaumt war, an de« der Erlanger Arbeitertur.iverein sein 28. Stiftungs fest beging. Daß die Hakcnkreuzler dabei zum großen Teil in Uniform, Stahlhelm und sonstigem mitt- torischen Gepränge aufzogen, ist nur eine neue Kund gebung jenes gänzlichen Mangels an überlegter Vaterlandsliebe, die heute jedem Deutschen sagen müßte, daß für unsere Stellung in der Welt nichts so schädlich ist als die Schaustellung eiver Eisen fresserei, die zwar in Ansehung ihrer Kampfmittel vollkommen lächerlich, aber zum Vorwand der französischen Behauptung von dem noch immer fort lebenden deutschen Militarismus völlig ausreichend ist. Die Parade der mit Knütteln aufmarschjerenden Hundertschaften de» Hakenkreuze» kann gegenüber den mit allem modernsten Kriegswerkzeug aus gestatteten Hunderttausendschaften Poinearv» nur al» komisch bezeichnet werden, doch sind sie durchaus genügend, um vor der Welt die Tatsache zu ver schleiern, daß der Militarismus, der einst preußisch genannt werden konnte, jetzt französisch geworden ist. Indessen, wenn das Recht auf politischen Unver stand dem Bürger nicht bestritten werden kann und bei der ganzen Hakenkreuzlerei mit ihren Abzeichen, Fähnchen und Uniformen ein guter Teil kindischen Spieltrieb» mit unterlaufen mag, so hat doch das ge' meingefährlichc Treiben keinen Anspruch auf Unter stützung durch republikanische Amtsstellen. Rur mit der Zustimmung von solchen aber konnte es ge schehen, wenn, wie unser Gewährsmann berichtet, „eine Reichswehrkapelle mit Tambour und allem Zubehör" im Zuge der Hakcnkreuzler und Nationalsozialisten marschierte. An Herrn Geßler, den demokratischen Reichswehrminister, ist die Frage zu richten, ob dergleichen mit seinem Gut heißen geschieht. Wenn aber nicht, so ist hier wieder eines der immer zahlreicheren Beispiele des uner träglichen Zustandes fcstzustellen, der dadurch gekenn- zeichnet ist, daß gewisse demokratische Persönlich- feiten, wenn auch durchaus gegen ihren Willen, durch ihre Gegenwart an der Spitze wichtigster Reichs- ämter nicht sowohl zu deren Durchdringung mit re publikanischem Geiste dienen, al» vielmehr dazu, die Wachsamkeit der Republikaner von den Gefahren der Republik obzulenken. Mussottnl an -ie italienische Arbeiterschaft Mussolinis wird i» ihrem offiziellen Text bekannt- geyeben. Danach hat Mussvlittt anvke Arbeiter stllgcnde Worte gerichtet: »Ihr wißt, daß ich gl»uk- lich wäre, wen« ich morgen di« direkten Dorirciec der organisierten Arbeiterklasse in der Regierung hätte, ich möchte sie auf meiner Seite haben, ich möchte ihnen auch ein verantwortungsvolle» Ressort geben, damit st« sich überzeugen können, daß di« Ver waltung des Staate« außerordentlich schwierig und verwickelt ist. Man kann nicht, wie es bei anderen Revolutionen der Fall gewesen ist, alle» Hinweg fegen, wenn man nachher wieder aufbauen muß. Man kann nicht einen Diviflonskoch au» Petersburg heranziehcn und aus ihm einen General machen, weil dann eia Brussilow zurückgerufen werden müßt«. Solang« «» Gegner gibt, die sich in die voll- endeteix Tatsachen nicht hineinfinden können und die immer noch an einen Aufstand denken, können auch wir nicht entwaffnen. Ich müßte Euch überzeugen, wen» in Euer» Adern aoch ein wenig von marxisti scher Doktrin ist, daß sich eine Situation heraus- gebildet hat, der Ihr Euch geistig anpaffen müßt. Aus allen Gegenden Italien» treffen Nachrichten ein, die von Gewalttätigkeiten gegen die katholische Organisation berichten. Dar- aus kann man schließen, was geschehen wäre, wenn die Abstimmung für Mussolini ungünstig ausgefallen wäre. Mussolini sandte dem Vorstand der Populari- Partei in Florenz folgende» Telegramm: „Können nicht Faschisten gewesen sein, sondern nur zweideutige Individuen de» alten Anttklerika- li»mus, di« die katholischen Verein-lokale zerstört haben. Ich hab« ihre Ermittlung und sofortige Der- Haftung angeordnet. Der Faschismus hat oft de- wie en, daß er für den Katholizismus eine »u tiefe Ach una hat, um ihn mit solchen Taten beschmutzen zu dürfen." Im Vatikan betrachtet man die Entwicklung der Ding« von einem sehr realffr Standpunkte aus, da man voraussteht, daß, wenn auch di« Reihen der Populari einerseits stark erschüttert wurden, ander- leit» doch das Land den inneren Frieden wieder ge funden hat, so daß di« Freiheit de» Kultus gesichert ist und daß ein Italien, da» nicht von inneren Wirren helmgesvcht ist, mit groß« Autorität und Energie seine Aufgaben auf internattonalem Gebiet wird erfüllen können.
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