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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307156
- PURL
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- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230715
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-15
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Goldrechnnng Der Neich»wirts«baft«eat hat stch mit ber Frag« der Goldwährung beschäftigt. Da» Referat hatte Dr. Hilferdi na gehalten, der bekanntlich unoefähr die gegenteilige Wahrung»p»litik vertritt »t» du Rcichebankprästdent Havenstein, und den man, ebenso wie Georg Bernhard, zu einer Richtung zählen könnte, di« wir bisher al» Aktivisten bezeichnet haben. Diese Richtung ist von der Reichsbaak und besonder» von der Privatwirtschaft in Acht und Bann belegt. Bon der Privatwirtschaft ist die» verständlich. Zwar geht ein Teil derselben nach dem anderen zur Goldrechnung über, aber selbst wenn die gesäurte Privatwirtschaft nur mehr Goldmark rechnet und kal kuliert, so bleibt doch noch die Papiermarkrechnung des Staates, der gegenüber das freie Spiel der Kräfte in der Privatwirtschaft im Bortetl ist. Don der Reichsbank ist und bleibt da» Festhalten am Papiermarkstandpunkt unverständlich, wenigsten» für den, der glaubt, der Blick der Reichrbanklettung mache nicht an den Umfassungsmauern de« Reich-bank- gebäuües halt, sondern sei auf die große Grenz« der deutschen Volkswirtschaft gerichtet. Aber Volkswirt, schaftliche Erwägungen scheinen im Kreis« der Reich», bankleitung nicht beliebt zu sein. Sollte e» trotzdem einmal Vorkommen, daß da» Reichsbankdirektorium volkswirtschaftliche Seitensprünge zu machen verfrüht, so kommt der Zentralausschuß mit derart schwer- wiegenden Bedenken, daß di« geplante Maßregel unterbleibt. Gin solche» Schauspiel haben wir erst vor wenigen Tagen anläßlich der vom Reichsbank, direktorium für notwendig gehaltenen, dann aber wegen der jedenfall» „gewichtigen^ Bedenken des Zen- tralausschusse» fallen gelassenen Diskonterhöhung erlebt. Vielleicht ist an solchen Zuständen nicht ganz un schuldig, daß die zünftige deutsche Volk»' Wirtschaftslehre gegenwärtig so unfruchtbar ist. Wenn wir eine wissenschaftliche Betrachtung der großen Fragen, die uns heute alle beherrschen, Repa- rationen, Währung usw., haben wollen, so müssen wir sie vom Ausland« importieren. Allein di« Tat- fache, da» Namen wie Cassel und Keynes heut« in Deutschland allbekannt find, «ährend selbst den intel lektuellen Schichten kaum Namen von lebenden deut- schen Volkswirtschaftlern geläufig sind, spricht Bände. Aber selbst der Mangel einer einhekmischen theo retischen Behandlung der Währungsfrage darf kein Grund dafür sein, daß auch die Praxi» voll versagt. In die Leitung der Reichsbank gehören die besten volkswirtschastlrchen Köpfe, über die Deutschland gegenwärtig oersügt. Der wollte behaupten, daß diese Forderung schon erfüllt sei? Der Reichstag ist vor kurzem auf Urlaub ge gangen und hat die Steuerfraaebt» zum Herbst vertagt. Wir haben das -tätige schon darüber ge sagt, wollten jedoch auf den Standpunkt Helf- ferich» und der Deutschnationalen »och zurückkommen. Helffertch hat einmal ein aus gezeichnetes Buch über das Geld geschrieben. Das war der Theoretiker Helsfericb. Der Praktiker Helf- ferich ist nur Demagoge, der di« Dinge so dreht, wie er und seine Parteigenossen sie brauchen. Nach Helf- ferich gibt es gar keine Steuerftage, sondern nur eine Frage der Wirtschaftsbilanz. Dir konsumieren mehr, al» wr produzieren, wir leben von der Sub stanz! Die Folgerung zu ziehen überläßt man de« Hörer, dem Leser. Sie ist höchst einfach: Dir müssen zum zehn-, zwölf- oder noch-mehr-stündigem Arbeit»' tag zunlckkehren. Ls ist leicht begreiflich, warum die jenigen, die da» Schlagwort Wirtschaftsbilanz popu- lr zu machen suchen, es anderen überlassen, die Folgerungen daraus zu ziehen. Im Jahre 1914 begann der Krieg. Pi» 1918 wurden di« inländischen Vorräte nahezu voll aufgebraucht. Als Gegenwert für die aufgebrauchtcn Vorräte wurde Papiergeld und Kriegsanleihen (von Helfferich, der ein Buch über das Geld geschrieben hat) geschaffen. Auf Grund de» Versailler Vertrages mußten ungeheure Sachgüter von Deutschland abgeliefert werden, so die ganze Flotte. Auch dafür schuf man Papiergeld, da» man al» Gegenwert den Geschädigten über eignete. Seitdem sind die Läger wieder gefüllt worden, da» Inland hat ausländische Zahlungsmittel gehamstert und so dem Auslande ein zinslose, Dar lehen von beachtenswerter Höh« gewährt. Neun Jahre sind seit Kriegsausbrch vergangen und neun Jahre lang haben wir von der Substanz gelebt. Und erst jetzt merkt man das. Es wird doch wohl mit der Wirtschastsbtlanz nicht so ganz stimmen. Während die Reichebank versagt und der Reichs tag aus Urlaub geht, beschäftigt sich der Reichswirt- schastervt mit der Goldrechnung. Die Meinungs verschiedenheiten waren nicht unerheblich. Aber angesichts der Wichtigkeit und Dring lichkeit der Frag« kommt im Reichs- Wirtschaftsrat ein einstimmiger Be schluß zustande. Freilich — der Reichswirt schaftsrat hat keine Exekutive und er kann nur eine Entschließung der Regierung vorlegen. Hoffentlich wird sie von dieser angesichts der Dichtigkeit und Dringlichkeit nicht einstimmig »ck »cts gelegt. Be- fürchten muß man es nach den bisherigen Erfahrun gen immerhin. Man kann über Einzelheiten tatsächlich noch streiten. Da« Gerüst als solches aber steht fest: volle Anpassung der Steuern an die Doldcntwer- tung, Velarisierung der Steuerrückstände. Finan zierung de» Ruhrkampfe« durch Zuschläge zu den bestehenden Steuern, Uebergang der Reichsbank zur Goldmarkrechnung, wertbeständige Löhne und Anrfenming de» Vttderbeschasjfungppreist« in» Groß- und Kleinhandel. Auch der, der mit den Forderungen des Reich«virtsthaft»vatech deren Ueberschristen wir hier nochmal» kurz wieder gegeben haben, nicht voll übereinstimmt, wird sie gerne unterschreiben Das Ziel ist richtig gesehen: Herstellung de« Gleichgewichte» im Etat. Auch der Wog ist im großen und ganzen richtig. Ueber Einzelheiten kann man sich bei gutem Willen im mer einigen. Lt<?ne Abfindung der Wettiner? Dre»de», 14. Juli. (Lig. Tel.) Die im Januar diese» Jahre» dem sächsischen Landtag unterbreitete Vorlage über die Auseinandersetzung mit dem früheren Königshaus« wurde in der Togungsdauer des setzt in die Sommerferien gegange nen sächsisch«» Landtage» usch nicht beraten. Kür nach Einbringung diese» Gesetzentwurfs» wurde da- mal« Li« gemäßigt« Regierung Huck gestürzt, und das Kabinett Zeigner trat an sein« Stelle. Obwohl ein bereit» unterschriebener Vertrag zwischen den Vertretern de» Staate» und dem Haus« Wettin vorliegt — während Preuße» bekanntlich »sch nicht zu einem Vertragsabschluß mit de» ehemaligen Königshsuse gekommen ist — wurde die Vorlage nicht weiter bannten. Nun fordert di« konununtsttsche Presse die Negierung auf, die Vorlage -urückzu-ieheu, wa» bisher formell noch nicht geschehe« war. Die Vorlage fei mit der Regierung Buck-Lipinski gefallen. Bayerische Sonderwünsche Di« bayrisch« Landeobauerakammer hat einstim mig eine Entschließung angenommen, di« die Wie derher stellt, ng der Verkehre-und Ta rifhoheit für da» bayrische Eisenbahn netz fordert. Dieser Beschluß stützt sich auf «ine Schrift de» bayerischen Landtagsabaeordneten Roth- meyer „die Bilanz der Derreichlichung der bayri schen Berkehrspolittt* «ad auf eine Denkschrift de, Wirtschaftsbeirats der Bayrischen Dolk»partet über , „die kommenden Dinge in der Reichsctsenbahnver- wiltung." In beiden Schriften wird die Lostrennung der im Lande Bayern gelegenen Eisenbahnen von der Reichsbahn und ihre Rückgabe an Bayern verlangt, d. h. die Rückkehr zur bayrischen Landeseisenbahn, wie sie vor dem Uebergang an da» Reich bestand. Um die Vereinigung der Landeseisenbahnen in her Reichsverwnltung war seinerzeit ein heftiger Kampf geführt worden, wobei dos Für und da» Wider genau geprüft wurde. Gewiß hatte namentlich Bayern gegen die Ucbertragung eine» Teile» seiner Sonderrechte an da» Reich größte Bedenken und stimmte erst al« letzte» der Länder dem Abkommen zu. Schließlich hat es doch zugestimmt und sich so den Wünschen de» gesamten Reiche» gefügt. E» ist daher zu de- dauern, daß di« bayerischen Eigenbrötler, die bald hier, bald da mit Eonderwünschen in di« Oeffentlich- kett treten, noch knapp zwei Jahren nun auch die De zentralisation der Reichsbahn fordern, wohl in der Hoffnung, im Hinblick auf di« finanziellen Schwierig- keilen der Reichsbahnverwaltung leichtere» Spiel zu haben. Indessen ist da» in den genanntenSchriften bei gebracht« Material kaum geeignet, die bayerischen Sonderwünsche ernstlich zu begründen. Da» Reichs- verkshrsministerium hat die Schriften überprüft un» bezeichnet sie nur als Tendenzschristen, di« einerseits unrichtige Zahlen und Angaben enthalten, anderer seits aber au» richtigen Zahlen falsche, tendenziös gefärbte Schlüffe riehen. Der Versuch, mit solchen Mitteln den Uebergang der vormaligen bayerischen Staatsbahn an da» Reich al« Schädigung der bayeri schen Wirtschaft zu kennzeichnen, ist um so weniger be rechtigt, als dl« Verbindung mit den Dahnen anderer Länder, di« sich bester al» die bayrisch«, rentieren, für Baern sowohl verkehr»- und tarifpolitisch pfie auch finanziell vorteilhaft ist- Völkerbund und Reparation Bamberg, 14. Juli. (Lig. Tel) Auf einem Vortragsabend des Iungdemokratischen Verbandes Bayern sprach der demokratische Reich»tag»abgeord- nete Gras Bernstorff über Völkerbund und Reparation. Hierbei führte er aus, da» erste und das letzte Ziel der deutschen Außenpolitik wüste sei«, Rhefn und Ruhr frei zu machen. Die Frage der Reparationen könne veshalb nicht ändert heißen, al« di« Frag« der Festsetzung des Lösung»- gelbe» fite diese Befreiung. Line radikale Er füll an g »po li t i k sei deshalb die allein patrio tische Politik Deutschland». Da» Reich müsse hierbei jede Gelegenheit nützen, jede ihm günstige Willens äußerung des Ausland«» beachten. Wenn England, das gegenwärtig in schweren Konflikten mit Frank reich steke, den Wunsch habe, die gesamte Frage der Reparation an den Völker bund zu überweisen, hab« Deutschland allen Anlaß, diesem Wunsch« entgegenzukommen, um nicht durch anderes Verhalten Frank- reich in die Hände zu arbeit en. Bernstorfs ist dabei der Ansicht, daß alle bisherigen für unseren Eintritt in den Völkerbund vorhandenen Schwierigkeiten tm wesentlichen beseitigt seien. D'utschland könnt'setzt mt gleichberechtigtem Sitz und Stimme in den Völkerbund kommen, ohne daß man von ihm ein neue« Dekenntni» zur Kriegsschuld, da moralisch für Deutschland eine Unmöglichkeit dar stellen würde, dabei verlangen werde. Lr glaube, daß gerade in einem Kreis wie in Genf,, die gauzen außenpolitischen Schwierigkeiten'noch am vcrhlii'nis- mäig leichtesten zu lösen seien. Pstnearä wird am Sonntag in S«nlts an läßlich der Einweihung eines Kriegerdenkmals «in« Rede halten, in der er den französischen Standpunkt über die Reparation »frag« al» Ant wort auf die Erklä r.n ng - n -ntwick-ln wird. kleine politische Nachrichten Die der Vorwärts mitteilt, beginnen am kommenden Montag im Reichllbrbeit-ministertum Verhandlungen zur Schaffung wertbeständiger Löhne im Bergbau. Bet diesen Verhandlungen wird man sich im wesentlichen auf die Wertbeständig- keit»vereinbarungen über die Löhne der Berliner Metallarbeiter stützen. * In den nächsten Tagen wird durch eine Ver- ordnung de« Reichswirtschaftsministerium« mit Wir- kung vom 1k. Juli 1923 ab der Höchstprei» für Zrrtunosdruckpapier festgesetzt werden, der für 196 Kg. Nollenpupier 760 000 Mark, für 100 Kg. Formatpapier 780 280 Mark frei Station de» Empfänger» beträgt. E« ist vorgesehen, diesen Preis i« Juli nur bei weiter eintretenden Kohlenpreis-, Fracht- oder Lohnerhöhungen hinaufzusetzen. Der österreichische Nationalrat in Wien hat den Handelsvertrag mit Frankreich an genommen. d Wie verlautet, wird der Präsident der Tschecho slowakischen Republik Masaryl ein« umfangreiche Biographie seiner verstorbenen Gattin herau»geb«n, um st« allen Frauen und Müttern de» Lande« al» Beispiel hinzustellen. Der in Budapest »egen de» Verbote» hx» sozialdemokratischen Organ» ausgebrochene Poli tische Konflikt ist beigelegt worden, nach dem di« sozialdemokratische Partei erklärte, daß ße sich mit den Kommunisten nicht identifiziere und daß sie die ohne Dissen det Parteileitung erschienene Erklärung de» früheren Volkskommissar» Böhm« miß- biliar. Darauf wie» Ministerpräsident Bethlen den Minister de» Innern an, da» gettungmmrbot sofort zutückzuziehen. Englands Antwort London, 14. Juli? In amtliche» britischen Kreisen wird über die Natur der britischen Antwort auf da» deutsche Memorandum, bereu Fertigstellung bi» -um 1V. Juli zu erwarte» ist, weiter voll ständige Zurückhaltung geübt. Der diplo matisch« Berichterstatter des Daily Telegraph macht jedoch folgende ausführliche Mitteilungen: In Vor bereitung des Entwurf» der Antwort auf da» deutsch« Memorandum und de» Maptelbriefes da-u hat das britische Vorgehen sein zweite» Stadium er reicht. 1l« eventuellen juristischen Anwendungen -u begegnen, wird vorgescblaaen, daß die Sach verständigen-Kommission zur Festsetzung der deutschen Zahlungsfähigkeit innerhalb de* Rahmen» des Versailler Vertrages arbeiten soll, in dem sie al» Ausschuß der Reparations kommission gebildet wird. Natürlich wird es von alle« Alliierten begrüßt werden, wenn ein . Amerikaner den Dorfitz der Kommission übernimmt. ' Die drei Arten von Garantien, die von Deutsch- land angeboten worden sind, sind nicht notwendiger weise dir besten, hatten aber große Ähnlichkeit mit den kürzlich von belgischen Sachverständigen vor geschlagenen. Dagegen wird e» schwierig sein, die belgische Regierung zu der britischen Auffassung zu bekehren bezüglich einer gemeinsamen Repa- rations-Konferenz zwischen Deutschland und den Alliierten.' Der sranzäsisch-belaische Grundsatz geht dahin, daß erst der deutsche passive Widerstand bedingungslos eingestellt werden muß, bevor Der- Handlungen zwischen Deutschland und den Alliierten zugestimmt werden könnte. Da diese Frage im deutschen Memorandum nicht erwähnt ist, wird sie wohl auck» nicht in dem Entwurf der Antwortnote, vielmehr in dem Mantelbrief dazu erörtert werden. Der Berichterstatter fährt fort, es sei über- raschend, daß di« französische öffentliche Meinung geneigt sei, die Stelle der ministeriellen Erklärung, in der Ruhraktion aemißbilligt werde, Übelzunehmen. Die Mißbilligung sei auf wirtschaftliche Gründe und die poltische Zweckmäßigkeit gestützt worden, wie auch aus die Unruhen und die andern beklagenswerten Ereignisse, zu denen di« Besetzung geführt habe, und nicht zuletzt auf die zweifelhafte Legalität der Be setzung. Di« offizielle und inoffizielle juristische Mei- nung in Amerika dürfe man sicher so auslegen, daß die Erörterung der alliierten Schulden auf der Bast» einer internationalen Konferenz erfolge, an der Amerika sich eventuell beteiligen sollte. Die Time» schreibt in einem Leitartikel, es sei notwendig, daß die Völker de» Kontinent» begriffen, daß die von der englischen Regierung abgegebene Erklärung die Ansicht de» englischen Volke» al» ganze» wtedergebe. England könne nicht länger «iner Lage zustimmen, in der seine eigenen Ansich ten, Interessen und Wünsche unberücksichtigt gelassen würden. England hoffe, daß seine eigene Freund schaft zu Frankreich von diesem so weit erwidert werde, daß es imstande sei,, die britische Auffassung freimütig zu erwägen. wettere Verschleppung , Pgri* 1K. Juli, (Eig. Tel.) Wie di« Morgen blätter mitteilen, hatte der gestrige Mlnifierrat unter Millerand« Vorsitz die Frage zu ent scheiden, ob Frankreich die in der englische» Erklä rung ausgedrllckte Auffassung unverzüglich zurück- weisen und dadurch weiter« Verhandlungen unmög lich machen solle oder ob es richtiger sei, zunächst den englischen Antworientwurf abzuwarten und in Verhandlungen über eine gemeinsame Not« einzu treten. Die Regierung soll sich für di« Der- Handlungstaktik entschlossen haben, was durchaus wahrscheinlich ist, da die Verhandlungs taktik in jedem Falle gleichbedeutend mit Verschleppungstaktik zu wckrten ist und da kein Zweifel darüber bestehen kann- daß Poincarä jede Entscheidung, wenn irgend möglich, bi» zu« vorherigen Verzicht Deutschland» auf den passiven Widerstand hinausschieben will. Der Beschluß de» Ministerrats wird von allen Blättern verschiedener Richtung in gleicher Weise begrüßt. . . . Die Lre Nouvelle, di- bisher für eine inter nationale Lösung der Reparattonensfraq« eingetreten ist, und Poincarös Ruhrpolitik scharf bekämpfte, er hofft eine Evolution der französischen Politik im Sinne der Ueberweisung deck Problems an den Völkerbund. Da» Blatt glaubt, daß England die Betrauung de» Völkerbundes mit der Reparationssrage erstrebt, und gibt der französischen Regierung den Rat, der Londoner Regierung zu- vorzukommcn, damit die Betrauung de» Völker bundes mit dieser Frage nicht durch Baldwin- Willen, sondern durch den Willen Frank reichs erfolge. Da« Journal lobt dagegen den Be schluß des gestrigen Ministerrate», weil die Abwehr des englischen Manöver» leichter wäre, wenn man seine vollständige Entscheidung abwarte. Frankreich und Belgien könnten im Besitze ihrer Ruhrpfändcr ruhig zusehen, wie England seine Sondermethoden erprobt. An«dr< Morgenbläer geben der Meinung Ausdruck, daß ein« Verständigung über «ine gc- meinsime Antwort schwerlich zu er- warten ist, da Frankreich auf der vorherigen Ein stellung des deutschen Widerstandes besteht und die Prüfung der deutschen Leistunaefähigkeit durch einen internationalen Sochverständigenausschuß ablehnt. Die Blätter heben hervor, daß im englischen Kabinett große Meinungsverschiedenheiten bestehen und die Abfassung eines Antwortentwurf» daher nichj so schnell erfolgen könne, wie man anfangs annahm. Schwedische Kritik an val-win Frankfurt a. R., 14. Juli. (E i g. Te I.) Nach einer Stockholmer Meldung der Frankfurter Zeitung findet die Rede Baldwin» in Schweden geteilte, überwiegend aller schlecht« Aufnahme. Die großen konservativen Blätter äußern sich durch- au» pessimistisch. Sven»ka Dagbladet meint spöttisch, e» fei eigentlich «in Witz, daß Baldwin nach vier < Jahren endlich die Wiederherstellung der Ruhe ist Europa al» England» Aufgabe bezeichnet. Die» märe die notwendige Mindestleistung, wenn nicht der Glaub« aufkommen solle, England Verzicht« ganz und -ar auf s«ln« Stell««- In Europa. Der Kampf gegen di« Drachensaot Lloyd George»« und gegen Aoicnart könne aber nicht mit Sloten geführt werden. Nya Dagligt Allehanda er- klärt, Valdwin hab« eigentlich nur versprochen, de« Entwurf zu «iner gemeinschaftlichen Note an Deutsch land au»zuarbeiten. Am schwersten falle dabot ins Gewicht, daß Frankreich ein« neu« Frist für sein« d'k"»-'k^- V-littt r-h-ifi. D», l-t.tg'n---t- Blatt i bezweifelt löbhaft die Furcht vor der -«fällig«, mili- I »irisch«, Ueberlegenhett Frankreichs. Di« Wirkliche Ursache d«» Verhalten» der engttfchcu Noglerung sei: es fehle leider pm gut«« Wille« zu einer Läuterung Europa». Heerschau im Ruhrgebiet Gffeu, 14. Juli. (Eig. Tel.) Heut« fanden in den meisten Städten de» Ruhrbezirk» anläßlich de» französischen Nationalfeiertags Paraden der französischen Truppen statt. Schon in den frühen Morgenstunden marschierten die Truppen in do» Straßen auf und begaben sich auf di« Haup:- plätzc. wo die Paraden von den Kommandeuren ab gehalten wurden. Außer Infanterie mit Fahnen und Musikchören, beteiligten sich auch Maschinengewehr- und Minettwerferabteilungen an der Truppenschau. Dichrend der Veranstaltungen war der Fahr- und Straßeichahnrerkehe in den Straßen stillgelegt. Die vercmstaltungen, die einige Stunden dauerten, ver- liefen überall ohne Zwischenfälle. Di« aus dem Ruhrgebiet zur Parade nach Longchamp» vor eint- gen Lagen abtransportierten französischen Truppen werden in den nächsten Tagen wieder ins Ruyr- -ebttt -urückkvhren. Vie, Grenzsperre wird eingehalten Frankfurt a. M., 14. Juli (L ig. Te l.) Wie der Frankfurter Zeitung aus Höchst a. M. berich- tet wird, verlautet von einer der zuständigen Stellen nichtamtlich, daß die Dauer der in der Nacht vom 1. zum 2. d. Mts. verhängten Grenzsperre zwischen dem besetzten und un- besetzten Gebiet genau in dem ursprünglich vor gesehenen Ausmaße von zwei Wochen werde «Ingehalten werden. Im Höchster Bezirk hegt man die Befürch tung, daß die Franzosen die Drohung wahr machen und alle bisher bewilligten Auswe s- stempel für ungültig erklären und nur solchen Personen neue Stempel erteilen, die außerhalb in Arbeit stehen. , Drei Soldaten de« französischen 28. Infanterie regiments in Nancy überfielen in einem Zug der Strecke Nancy—Paris einen Artillerieoffizier und ermordeten ihn. Sie wurden vom Kriegsgericht Nancy zum Tode verurteilt. Line Kbfuhr der rheinischen Separatisten Wiesbaden, 14. Juli. (Lig. Tel.) Rhei nischen Separatisten sind an die hiesigen Gewerk- schäften herangetreten mit der Frage, ob die So zialdemokraten, falls es zu einer Ausrufung der Rheinischen Republik käme, einige Portefeuilles in der Regierung übernehmen würden. Die Gewerkschaften haben das Angebot sofort abgelehnt und der Reichsregierung Mitteilung gemacht. Bei den Kommunisten Haden sich die RheitLUndler die. gleiche Abfuhr geholt. Diel bemerkt wird apch die Tatsache, daß die französischen Behörden-in den Geschäften jetzt mit Franken bezahlen, während bisher die Forderung nach rFanken- bezahlung verboten und sogar mit Geldstrafen ZtaNen und dl« Tangersrags Ns«, 14. Juli. (Eig. Tel.) Rach der Agentur Volta ist es nicht ausgeschlossen, daß, fall» eine dtplo- matffche Konferenz für die endgültige Regelung der Tangerfrage einberufen werden sollte, Italien auf seinen Anspruch auf Teilnahme verzichten wird, weil mit der Lösung dieser Frage die Lage im Mittelmeer im Zusammenhang stehe und alle an diesem Meere wohnenden Völker in gleichem Maße interessiert seien. Obwohl Italien bisher an den Vereinbarungen der Sachverständigen nicht teil genommen habe, so könne man doch feststellen, daß die italienische Anschauung sich mit der spanisch englischen decke, d. h. Italien fordere, daß Tanger auch weiterhin unter dem geltenden inter nationalen Regime verbleibe, da» allerdings eine endgültig» Form annehmen müsse. Um die faschistische Wahlvorlage Fraskstrt a. 14. Juli. (Eig. Tel.) Nach Drahtmeldungen des römischen Korrespondenten der Frankfurter Zeitung hat die faschistisch« Wahlreform vorlag« in Rom eine politische Hochspan nung erzeugt. Die Regierung ist erstaunt, weil die varalamentarische Opposition die Vorlage bereits durch vier Redner — Gronchi von den Populari, den unabhängigen Sozialisten La Brlola, dem Demokraten Alessia und dem Nirfi-Anbänger Amendola — hat bekämpfen lassen. Lin Versuch Meda», de» Führer« de» rechten Flügel» der Populari, die Partei zum Einschwenkcn in die Regiernngsfront zu bringen, hat mit einem Rückzug des Genannten und einer Be kräftigung der Parteidifziplin geendet. Die faschi stische Popolo d'Ztnlia erklärt« in einem scharfen Artikel, gegebenenfalls werde dl« Regierung da« Paralment für da» Scheitern der Frage in der sachlich gebotenen Weise verantwortlich machen. Die saschisttsche Revolution sei allzu rücksichtsvoll gewesen: eigentlich hätten Ritti, Treves, Turati, Modogliani und Albertini vor ein Gericht gestellt werden müssen, nunmehr aber müsse die „große Kloacke vom Monte Eltorio» verschlossen werden. Rmsslsch-bulgartsth« Spannung Msska«, 14. Juli. Amtlich wird mttgrteilt: Wegen der von den Wrangetteuten an den russi schen Heimkehrern in Bulgarien unter Teilnahme der neuen bulgarischen Behörden verübten Gewalt- taten. in«besond«re wegen der Ermordung de» Bevollmiichtqttn für die Rückwanderung, Sch la- pugi« in Plewna. ist dt« R»ckwaab«ru»g«k»m- «isfion de» russischen Roten Kreuze» aus Bulgarien obberuf«, ward«». Die russische Regierung hat Reusen «sucht, di« Fürsorge Nir die Heimkehrer zu Übernehmen und der bulgarische« Regierung »U- zuteilen, daß sie für Gewalttat«, uns das weitere Schicksal der Heimkehrer oerentMert ich 5 wacsit w-rd-n wird.
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