Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-13
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8e!1e 4 Nr. iS« ' Leipziger I'agedlLtt imä ULnäelsreltuag kreltag, üeu /ul! kreita Verbandstag sächsischer Mietervereine Der Landesverband Sachsen im Bunde Deutscher Micterve, eine (Lil; Dresden) hielt in Bautzen seine Hauptversammlung ab. Den Jahresbericht er stattete der Vorsihcnde I. Herrmann (Dresden). Nach dem Bericht besteht der Verband zur Zeit aus 17 Pczirtsvcrbänden und 4S7 Vereinen. Er hat im Berichtsjahre nm 95 Vereine zugenommen. Als Auswirkung des Rcichsmietengesctzes werden dauernd neue Vereine gegründet. Um das Reichs- mietengeset; geht an vielen Orten der Kampf in un verminderter Heftigkeit weiter. Die Mieter müssen die Siechte wahren, die ihnen der Gesetzgeber durch die Mictervcrtre'.ung, Abrechnungs- und Nachweis pflicht der Vermieter gegeben hat. In jedes Hans gehört eine Mictervertretung. Alle Streitigkeiten im Hause müssen, uni jeden Beamten zu ersparen und den Berwuliinigsapparat zu vermindern, zu nächst vor die M'ctervcrtretung gebracht werden, um dort geschlichtet zu werden. Das neue Mictcrschußgesch sei trotz aller ihm anhaftenden Mängel ein bedeutender Fortschritt ans dem Gebiete neuzeitlicher Wohnungeientwicklung. Der Verband hat dabei mit dem Bund Deutscher Mietervercine durch Vorlegung eines besonderen Gesetzentwurfs aiicriannt wertvolle wissenschaftliche Arbeit geleistet. Um den Wohnungslosen zu helfen, sei cs notwendig, Opfer zu bringen. Die jetzige Dol.mungsbauabgabe wirte in ihrer Form roh und als ausgesprochene Mietsteuer. Das gesamte Volk müsse jedoch beitragen- nm die Wohnungsnot zu meistern. Der, im September d. I. in Dresden statt findende Deutsche Mictertaq werde vermutlich hierzu bestimmte und weitgehende Vorschläge zur Mittel- bcschaffnng bringen. Leider versagen offenbar Reichs- und Landesregierungen vollständig bei der Forderung nach Vermeidung spekulativer Aus nutzung in der Baustoffindustrie. Die Ueberfrem- düng deutschen Grund- nnd Hausbesttzrs sei haupt sächlich nur deshalb möglich geworden, «eil die Aus länder damit rechnen, daß nach den Reichslags- beschUissen im Jahre 1926 die Mief"cr-''nd''escn- gebnug aufgehoben wird, und daß sie dann erneut mit einem Verkaufe der auf Spekulation erworbenen Häuser rechnen, an denen sic dann Milliarden zu verdienen gedenken. Die Parteien des Reichstages, weiche die Befristung geschaffen haben, sind des- halb sär diesen Zustand verantwortlicN zu machen. Trotz der politischen Neutralität der Mieterorgani sation müsse diese unverzüglich in geeigneter Weise zur Reichstagswahl 1924 Stellung nehmen. Dem Bericht folgte eine ausführliche Aussprache siber allerlei wohnungspolitischc und Mieterrechts- fragen. Die Wahlen ergaben die Wiederwahl des alten Vorstandes: Oberpostsekrctär Herrmann als 1. Vor sitzender und Rechtsanwalt Groß (Dresden) als 2. Vorsitzender. Als nächster Tagungsort wurde Pirna gewählt. Nachfolgende Entschließung wurde angenommen: »Im Gegensatz zu den auf Lockerung und be schleunigten Abbau des geltenden Mieterschutzes nnd Diedereinführung der freien Wirtsäiaft ge richteten Bestrebungen der Hausbcsitzcrorgant- sationLN und der ihnen nahestehenden Wirtschafts kreise, fordert die Mieterschaft von den Regierungen und Parlamenten der deutschen Länder Aufrecht- crhalssing der bestehenden Wohnungsgesetze, fort- schrittlichcu Ausbau des Rciclssmieten- und Mieter- schußgesctzcs, Verlängerung dieser Gesetze ohne Be fristung ihrer Geltungsdauer, Schaffung eines zeit gemäßen Bodenrcchtes' das jeder Spekulation und jeden Wucher mit deutschem Grund nnd Boden für alle Zciten ausschlicßt, Neuregelung des deutschen Wohnungswesens im Sinne der Gemcinwirtschaft. Die Mieterschaft ist entschlossen, ihre volle Kampf kraft liir die Verwirklichung dieser Ziele rückhaltlos em'ujiPcn.* Das unsichere Berlin. Donnerstag mittag wurde die Frau des Eiscnhändlcrs Rudolf Förster er- mvrdet ausgesunden. In der Wohnung lag das Dienstmädchen mit einer Schnur um den Halo leblos auf dein Boden. Noch den bis- berigcn Feststellungen liegt ein Raubmord vor. Den Räubern, von denen bisher jede Spur fehlt, sollen «i—7 Millionen Mark in die Hände ge fallen sein. Das Dienstmädchen, das inzwischen Die Kommendenklusgaben der Berufsschule Ein neuer B i l d u n g s z e d a n k e Von ttermsnn ks-UilNerlus In Deutschland ist nach dem Kriege neben so vielem Neuen auch eine neue Ordnung des Schul wesens cingetrcten. Gleichsam als wären für die Niederlage Mangel in der Schulbildung des Deut schen verantwortlich zu machen, stürzten sich alle beicil-aicn Kreise aus die Durchführung derjenigen Sci ulreformen, die schon vor dem Kriege gedanklich entwickelt und vielfach erörtert worden waren. Wichtiger vielleicht ist ein neuer Gedanke, der sich in der Erziehung Bahn gebrochen hat und zur Ver wirklichung zu gelangen im Begriff ist. Es ist der Gedanke der Gleichberechtigung der Be rufs- und F a eh s ch u l b i l d u n g mit der h u m a n i st i s ch c n als Bildungsmittcl für dis all gemeine Mcnschenerziehung. Dieser Gedanke ist, wenn er ausgesprochen wird, dein heutigen Durchschnittsmenschen so ungewohnt und neu, daß es nicht leicht fällt, dafür sofort Bcr- stättdnis zu finden. Durch fünf Jahrhunderte hat die europäische Welt daran geglaubt, daß die einzig mögliche, einzig wahre und einzig berechtigte höhere Bildung die aus der Grundlage des klasti schen Altertums sei. Noch heute hört man An sichten, die jenen nicht zu den wahrhaft Gebildeten rechnens der nicht Griechisch und Lateinisch gelernt hat. Diese ganz einseitige Einstellung des Bildungs ideals auf eine einzige der reichlich fließenden Ouestcn, ans denen Geist nnd Gemüt der Menschheit Nahrung empfangen, ist beute nicht länger aufrecht zu erhalten. Ganz neue Geistestätizkeitcn sind für den Gcgenwarts mensch en heraufgekommen, weikausgcdchnG Wissensgebiete erfüllen dessen Inter- essengelnet. Jin besonderen ist die Technik zu einem Hauptarbeitsfelde der heutigen Menschheit ge worden. S>e ist begründet auf Forschungsergebnissen, die ein Triumph des Mcnschrngcistes sind. Die mit der technischen Arbeit zusammenhängenden Verhält nisse haben heute unser gesamtes soziale» Leben nmgcstaltet. Die fast vollständige Ueberführung der G> ü?rerzeugung aus dem Handwerk in die Groß herstellung hat rü»« Umbildung unserer ganz»» wiek»r zu sich gekommen ist, hat den Verdacht aus gesprochen, daß ein früher in der Eisenhandlung angestellter Platzmeister al» Täter in Frage kommt. Sin Schmugglertlluseum ill Pari». Pari» besitzt neuerdings eine eigentümliche Sehenswürdigkeit: em Schmugglermuseum. Die meisten der ausgestellten Gegenstände sind für den Alkoholschmuggel bestimmt. In einer Ecke steht eine unscheinbare, zusammenge- rollte Matte; sie enthält eine Röhr«, die an 3V Liter Flüssigkeit faßt. Sin ausgchöhlter Baumstamm, ein gleichfalls hohles Stück Holz haben in ihrem Innern als treue Begleiter der berufsmäßigen Schmuggler alle möglichen Kostbarkeiten geborgen. Sehr beliebt sind auch große Mantelknöpfe au» Stoff, denn in ihnen lassen sich zwei oder drei Goldstücke oder Bril lanten und andre Juwelen verstecken. Ein Meister- werk ist eine ausschließlich zu betrügerischen Zwecken konstruierte Equipage; der Kutschbock, die Deichsel, das Pferdegeschirr — alle» ist hohl. Weiter finden sich die verschiedensten Musikinstrumente, danebe» eine Handleiter, di« ein als Maurer verkleideter Bursche bei der Grenzüberschreitung stet» mit sich führte. Die weiblich, Kleidung war von jeher und mit Recht ein beliebter Schlupfwinkel für alle mög lichen durchzuschmuqgelnden Gegenstände. Aber auch hier mußt» man sich der Mode anbequemen, kein« Schmugglerin kann sich mehr mit einer Tournüre, dem idealen Versteck vor Jahrzehnten, blicken lasten. Di« moderne, knappe weibliche Kleidung erschwert de» berufsmäßigen Schmuggel in größeren Quanten über- Haupt recht erheblich, so mußte man deshalb etwa» ' tiefer gehen und konstruierte ein Korsett aus Kaut- schul, das zwischen zehn bi» fünfzehn Liter Alkohol bergen kann. Vas erste Duell in ver Roten Rrmee Vor dem Milttärkollegiu» d»» Obersten Gerichts hofes in Moskau gelangte soebe» «in Prozeß zur Ver handlung, der von prinzipiell» Bedeutung für die Lowjctjustiz ist. Es handelt sich um da» erste Duell in der Roten Armee, und zwar zwischen den Hörern der Roten Kriegsakademie Djakanow und Tertow, die beide alte Mitglieder der russischen kom munistischen Partei und Ritter des Ordens der Roten Fahne sind. Den Anlaß zum Duell gab eine Eifersuchtsgcschichte, deren Heldin die 21jährige Nina Mocriavclli ist. Das Duell wurde an einem Juni morgen dieses Jahres in einem Dorstadtparke Moskaus auf Revolver ausgetragen, und zwar im Beisein der Moceiavelli, und endete mit dem sofortigen Tode Djakonows. Das Gericht machte geltend, Tertow habe genau gewußt, daß das Duell ein Ilcberbleibsel der feudalen Gesellschaftsordnung und dem Geiste der proletarischen Gesellschaft und dcr Roten Armee völlig fremd sei. Der ebenfalls an» geklagten Mocciavelli wird insbesondere zur Last ge legt, daß sie nicht nur das um ihretwillen beschlossene Duell nicht verhindert, sondern sogar persönlich dem Duell beigewohnt habe. Sowjetehe und Bigamie Anter der Anklage de» Verbrechens der zwei fachen Ehe hatten sich in Men der Maurergehilse Allersdorfcr und die Bauerstochter Meidlinger vor denc Landcsgericht II zu verantworten. Der Straf antrag legte beiden zur Last, daß sie in der Pfarr kirche zum Heiligen Rudolf in Wien miteinander die Ehe geschlossen, obgleich Allersdorfer bereits im Jahre 1919 während seiner Kriegsgefangenschaft in Samarkand, Gouvernement Kasan, eine Russin ge heiratet hat und diese Ehe weder geschieden noch getrennt worden ist. Johanna Meidlinger habe in Kenntnis dieser ersten Ehe sich befunden. Allersdorfer erklärte, daß er die Sowjetehe auf Dchciß des damaligen Militärkommandanten ab geschlossen habe, wobei ihm ausdrücklich erklärt wurde, daß diese Ehe nur eine einjährige Gültigkeit habe. Damals gab es in Rußland viele überflüssige Frauen, und es ist den Kriegsgefangenen nahegelezt worden, zu heiraten, vorwiegend für die Zeit ihrer Kriegsgefangenschaft. Der Angeklagte fügte hinzu, daß seine erste Gattin ihm im Januar 1921 aus der Gefangenschaft freiwillig in die Heimat folgte, sich aber bald von ihm lossagte und nach Ruy- land zurückkehrte. Damals qab er ihr 8000 ungarische Kronen, damit sie keine Not leide und ihm nichts Ilcblcs nachsagen könne. Nach ihrer Abreise habe er die Meidlinger in Frauenkirchen, wo er ansässig ist, kennen gelernt und sich für berechtigt gehalten, sie zu heiraten. Im Beweievertahren wurde jedoch festgestellt, daß Allersdorfer seinerzeit schon in Frauenkirchen die Eheaufkündigung mit der Meidlinger bewirken ließ. Auch machte er beim Justizministerium Schritte, erhielt jedoch die Verständigung, baß er vor Auflösung dcr russischen Ehe keine andere Eh« eingehen dürfe. Trotzdem hat Allersdorfer in Wien die Ehe mit der Meidlinger abgeschlossen, sich ein falsche» Wohnungszeuzni», worin er als ledig an- geführt war, auch einen Heimatschein mit dieser Klausel geben lasten, so daß er bei dem zuständigen Pfarrer Kopetzky die Vornahme der Trauung durch- setzen konnte. Pfarrer Kopetzky erklärte als Zeuae auf «ine Frage de» Angeklagten, er könne sich nicht erinnern, baß Allersdorfer von seiner Sowjetehe mit ihm gesprochen habe, doch müsse er erklären, daß Allersdorfer vom kirchlichen Standpunkte aus keine Bigamie begangen habe. Auf Grund dieser Beweis ergebnisse erkannte der Richter den Allersdorfer schuldig und verurteilte ihn zu drei Monaten ein fachen Kerkers. Seine zweite Frau Johanna wurde von der Anklage freigesprochen. Boxkampf u»d Bankkrach. Zwei Provinzbanken im Staate Montana haben Konkurs anmelden müssen, weil sie bei dem Boxkampf Dempsey—Did- bons durch leichtfertige Garantiehinterlegung von 40 000 Pfund schwere Verluste erlitten haben. Verurteilung eine» Mufeumdlebe«. Die Straf kammer in Erfurt verurteilte den Museumsdieb Lud wig Helle aus Hannover, der in zahlreichen Muieen Münzen, Taschenuhren u. a. Wertstücke gestohlen hatte, zu drei Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust. Die Zahlungsmittel bei« kleinen Greuzverkehr. Die Lanbesfinanzämter Leipzig und Dresden haben eine Bekanntmachung erlassen, wonach für die per sönliche Mitnahme von Zahlungsmitteln i m kleinen Grenzverkchr beim jedesmaligen Ueberschreiten der Grenze der lOOOfache Betrag der jeweiligen Gebühr für einen Fernbrief bis zu 20 Gramm oder der nach dem Tageskurse zu berech nende Wert dieses Betrages in ausländischer Wäh rung mit der Einschränkung zugelaflen wird, daß innerhalb eines Monats höchstens der 3000fache Be trag der jeweiligen Gebühr für einen Fcrnbrief bis zu 20 Gramm oder der nach dem Tageskurs zu be rechnende Wert dieses Betrages in auslänbischer Währung mitgenommen werden darf. Salvarsanschleber. In Chemnitz wurden ein Hilfs monteur, ein Händler und ein Schlosser festge nommen, die Salvarsan im Werte von etwa 45 Millionen Mark zum Kaufe angeboten hatten. Die BSd«rdtebe in Tätigkeit. Aus der Gepäck- Halle der Staatlichen Kraftverkehrsgesellschaft in Bad Elster stahlen Einbrecher Koffer der Kurgäste, deren Inhalt einen Wert von etwa 30 Millionen Mark darstellt. Flugzeugunglück. In der Nähe von Stignano bei Pola stürzte ein Wasserflugzeug der italienischen Marine ab. Der Pilot und der Sckiffsleutnant waren auf der Stelle tot. Leipziger StaLtverorLnetenjitzurrg - In der Stadtperordnetensitzung am Mittwoch kamen im ganzen 67 Vorlagen zur Sprache. Um diese Fülle von Anträgen und Bewilligungen an einem Abend zu erledigen, fing man mit der Sitzung bereits um 5 Uhr nachmittags an. In zweieinhalb Stunden war denn auch die Mehrzahl der Vorlagen behandelt und bewilligt. Wesentliches enthielt die Tagesordnung nicht. Es handelte sich in der Haupt sache um kleinere Nachbewilligungen, vor allem um Genehmigungen von Grundstücksverkäufen. Einige Schulfragen werden erörtert. Bei Erörterung der Nachbewilligung de» Fehlbetrages des Mutthäi- kinderheims gab es zwischen den Bürgerlichen und der Linken eine Auseinandersetzung, die schließlich damit endete, daß dem Antrag des Stiftungsaus- schufles, diese Rachbewilligung zu verweigern, von feiten der Linken mit einer Stimme Mehrheit ge nehmigt wurde. Ein Antrag der Wirtschaftspartei, der sich mit der Frage de» Mockauer Flughafens befaßte und dem Rate nahelegte, sich um den Ausbau des Flughafens zu bekümmern, wurde fast eiustim- Wirtschaft und damit eine neue gesellschaftliche Schichtung geschaffen. Fragen der Arbeit beherrschen das wirtschaftliche und soziale Leben. Die Mit- bcstimmung der Richtung der Industrie durch die arbeitende Klasse ist die Sorge de» Tages. Technische Schulen, die als völlig unentbehrlich für die Heran bildung jedes in der Technik tätigen Menschen er kannt sind, gewinnen täglich an Bedeutung. Der Untergrund fast aller dieser wirtschaftlichen und ge- scllschaftlichcn Um- und Neubildungen ist die Technik. Liegt es da nicht nahe, einmal den Gedanken zu untersuchen, ob nicht auch aus jenen neuen geistigen Betätigungen etwas von dem zu erlangen ist, was wir Bildung nennen? Es ist richtig, daß die heute vielfach beobachtete mechanisierte Handhabung der Technik, daß eine rein auf das Nützliche gerichtete Anwendung der Mathematik und Naturwissenschaften an sich nicht zur höheren Persönlichkeits erziehung führen kann. Bisher ist aber wenig stens von den Kreisen, die sich infolge ihrer humanisti schen Bildung als die dazu berufenen betrachten, auch noch kaum jemals der Versuch gemacht worden, höhere Menschhritsziele aus den technischen Arbeits gebieten zu entwickeln. Es steigt die Frage auf, ob der Mangel an geistiger und sittlicher Durchdringung dieses ganzen Gebietes weitergesührt werden soll, ob cs nicht vielmehr möglich ist, einen tieferen Sinn in der Arbeit zu erblicken, ihre» sittlichen Wert »u ergründen, im Zusammenhänge damit auch die tech nische Ausbildung zu einem wertvollen Hilfsmittel der Allgemeinbildung zu gestalten und dadurch diese selbst auf eine mit dem wirklichen heutigen Leben zusammenhängend« Grund lage zu stellen. Das Werkzeug, diese neuen Ziele in die Gegenwartsmenschheit zu tragen, sind die ver vollkommneten technisches und Berufsschulen. Diese Schulen boten bisher nur die sachlichen, für den engeren Beruf in Frage kommenden Ilnterricktsfächer. Bei der vorwartsstürmenden Technik war kaum die Zeit übrig, weiter auszuarrifrn. Die Berufs- und die Fachschule der Zukunft hak jedoch weitergesteckte Ziele zu verfolgen. Ohne das rein Sachliche zu ver nachlässigen, lieg« e» ihr ob. den Zusammenhang der Technik und der Berufsarbeit jeder Art mit dem allgemeinen Menschentum zu finden und die Be ziehungen zu pflegen: die sittlichen Grundlagen de» Arbeit in» Licht zu rücken; die höhere Auffassung der Berufsarbeit ^um Allgemeingut zu machen; den Arbeiter al» Mitglied der Desegschaft beruf»f«»dtg' zu stimmen, ihm Standesbewußtsein und Ehrbegriff innerhalb der dem heutigen Wirtschaftszustand ent- sprechenden Gesellschaftsordnung deizubringen. In dcr so empfundenen Arbeit, in der Technik als menschenveredlungsfähigem Tätigkeitsgebiet liegen dann allgemeine Bildunzskeime, die bisher ungenutzt verkümmerten, aber zur ertragreichen Ernte ent wickelt werden können. Es muß versucht werden. Tausende von Vollpcrsönlichkeiten, die ohne Griechisch und Latein allein aus der Technik emporgewacysen sind, beweisen, daß es geht. Eine auf Persönlichkeitsbildung gerichtete Ver tiefung und Vergeistigung des technischen Unterrichts entbehrt aber der Lebensfähigkeit, wenn den Be- suchern solcher veredelter technischer Lehranstalten nicht der Weg bis zur letzten Stelle der geistigen Ausbildung geöffnet wird. Es war bisher der un angefochtene Satz, daß auf den deutschen Hochschulen nur Abiturienten des humanistischen Gymnasiums oder einer der neueren, als gleichwertig anerkannten höheren Schulen zuzulasscn seien. In Deutschland ist es bisher nicht möglich gewesen, den Besuchern der technischen höheren Schulen den Wey zu den Hochschulen zu öffnen. Bei allen Erorte- rungen über diese Fragen war die Unkenntnis der technischen Schulen von feiten derer, die das Gymnasialvorrecht verfochten, geradezu erstaunlich. Mit einer durch Jahrhunderte immer fester geworde nen Zähigkeit verschließen sich diese Kreise jeder, auch der leisesten Antastung ihrer Privilegien. Technische Schulen kennen sie nicht. Was dort ge trieben wird, wissen sie nicht, halten es jedenfalls von vornherein für minderwertig. Diese Zustände traten besonders auf der großen deutschen Retchs- schulkonferenz vor zwei Jahren in der krassesten Form hervor. Es war nicht möglich, in der Eile die manqelhaften Vorstellungen über Technik und technischen Unterricht, di« bei dem großen Heere der Schulmänner angetroffen wurden, zu beseitigen. Di« Vertreter dcr techni chen Schulen b-schlo^n daher, eine befondere Reichsschulkonferenz für tech nischen Unterricht herbeizu ühren. Sie ist aus ver- schiedenen Gründen unt«rb teben, doch hat der Aus- für technisches Schulwesen zusammen mit dem gentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin beschlossen, durch die geeigneten Vertreter und Kenner de» technischen Schulwesen» eine erschöpfende Darstellung de» heutigen Stande» der technischen Schule» i» Ventfchlnud herbri-uführea. Da» ,Ha»d- mig gutgeheißcn. Im Anschluß an die Behandlung der Schulsragen brachte die VSPD. einen Dringlich keitsantrag vor das Kollegium, die Lehr- und Lern mittel für bedürftige S-.,iilcr angemessen erhöhen zu lassen. Auch dieser Antrag fand allgemeine Zu stimmung. — Die offizielle Sitzung dcr Stadtväter schloß damit, um erst wieder am 5. September ab gehalten zu werden. Tagung der sächsischen Laalinhaber Zweiter Lag. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Der Geschäftsbericht des geschäftsführenden Vor standes vom Landesverbandsvorsitzcnden Alfred Baum, Dresden, hob zunächst eingehend die Vorteile hervor, auf die der Landesverband nach einer 20- jährigen Tätigkeit zurückblicken könne. — Der Orga nisation ist es durch Vorstellungen im Ministerium des Innern gelungen, manches Gute für die Organi sation zu erreichen. Die Musikerfrage, die namentlich durch das Spielverbot der ehemaligen Militärmusiker mancherlei Erörterungen brachte, hatte auch für den sächsischen Verband manch Unangenehme» im Gefolge. Glücklicherweise konnte das Uebcrgreifen des Berliner Musikerstrciks auf Sachsen vermieden werden. Fritzsche-Dresden erstattete den Kassenbericht. Dec Beschluß der Delegiertensitzung, den Beitrag auf mo- natlich 6000 Mark zuzüglich 50 Prozent Zuschlag für die Mitglieder in Großstädten, wurde genehmigt. Bon der Vorlegung eines Haushaltsplanes wurde ab gesehen. lieber di« beiden Themen „Sächsische Ausführung^, bestimmungen zum Notgesetz* und „Da» Schank stättengesetz und seine schweren Folgen für das Ge- werbe* referierte der Derbandsvorsitzende. Er führte u. a. aus: Die Konzessionserteilung, die Auslegung des Gesetzes dürfen nicht mehr wie bisher erfolgen. Der Redner unterzieht die einzelnen Paragraphen einer scharfen Kritik, vor allem wendet er sich in längeren Ausführungen der Polizoiverordnung über die Polizeistunde zu und kritisiert da» Verbot des Verkaufes von Alkohol und Tabak an Jugendliche. Don der Regierung sei es unklug gewesen, dar Schankstättengesetz in der vorliegenden Form vor- ßmiigen. Der zweite Vorsitzende des Verbandes, Bernhard Pätzold (Leipzig-Zweinaundorf) sprach danach über den neuen Lustbarkeitssteuerentwurf de» Reichs- finanzministeriums. Er beleuchtete die Gefährlichkeit des Entwurfes für das Saalinl-abergew«rbe. Es be steht die Gefahr, daß noch mehr Säle al» bisher schließen müßten. Eine Gemeinde habe sogar den Anfang gemacht, die Garderobeneinnahmen als Lust barkeit zu besteuern. Der Vortragende empfahl den Wirten, sich mit den Derdandsinstanzen in Ver bindung zu setzen, um Auswüchse de» Entwurfes zn verhindern. lieber die Autoren st euer berichtete gleichfalls -er zweit« Vorsitzende Pätzold. Er empfiehlt seinen Kollegen, den Komponisten, di« genau wie die Er- finder einen Patentschutz zu beanspruchen hätten, der Geldentwertung Rechnung zu tragen. Gegen- wärtig ist der 1600fache Satz der Frredensbeträge^^. erhoben worden. Redner weist noch besonders darauf hin, daß auch in Sachsen mit dem Abschluß eines Vertrages die Stempelsteuer zu zahlen sei. Es folgte die Beratung einer Anzahl Anträge, die fast sämtlich dem Derbandsvorsitzenden al» Akrterial überwiesen wurden. Hervorzuheben ist, daß ein Antrag ange nommen wurde, einen Dispositionsfonds zu schaffen. Er wurde sofort in die Tat umgesetzt und eine vor- läufige Sammlung ergab über 3)4 Millionen Mark. Die Satzungsänderungen wurden genehmigt. Als Tagungsort der nächsten Versammlung wurde Do- beln bestimmt. Der bisherige erste Vorsitzende Baum und sein Stellvertreter Pätzold wurden wieder gewählt und als Kreisvertreter Röske-Leipzig und Pätzold bestätigt. Als Kassierer wurde Fritzsche- Dresden neu gewählt. buch für das Berufs- und Fachschulwesen* im Verlage von Quelle L Meyer in Leipzig liegt heute vor. Es füllt insofern eine Lücke aus, als auf die täglich auftretcn- den Fragen der Nichtwissenden, wo man denn eine Ilebersicht über das technische Schulwesen erlangen könne, bisher keine genügende Antwort gegeben wer den konnte. Das Material war verstreut in einzel nen Veröffentlichungen und Zeitschriften. In dem vorliegenden, durch den Ministerialrat Dr. Kühne im vreußischen Handelsministerium in musterk^'ter Weise herausgegebenen Buche sind die berufensten Vertreter der Pädagogik uns Kenner der einzelnen Schulen zu Worte gekommen, so daß das Werk auf etwa 600 Seiten nun wirklich eine auszczeichnete Ilebersicht über das bereits sehr stark angewachsene Gebiet des bestehenden technischen und Dcrufsunter- richts in Deutschland gibt. Die Behauptung kann nicht aufrechterhalten wer den, daß die Technik die Menschheit notwendigerweise entgeistigt, die Massen verelenden, zum Klassenkamps anreizen und damit zum schließlichen Ruin der Menschheit führen müsse. Wenn bisher anscheinend dieser Lauf begonnen worden ist, so hat es nur an einem Mangel an geistiger Durchdringung, an einer oberflächlichen Auffassung der Technik gelegen. Die neuen Arbeitsverhältnissc können nicht mehr geändert werden. Es bleibt duhcr nur übrig, sie zu veredeln, um das daraus erwachsende Menschenschicksal nach Möglichkeit zum besten zu wenden. Aus den Dlzcilerbureau». (Städtische Dühnen 1 Sonntag. 15. Juli wird atS Schluß der Opcrnimelzci: „Der fliegende Holländer" gegeben. Von Montag, 16., bis Freitag 20. Juli, bleib« das Neue Theater wccun ReinigungSarbciten gc'cblosscn. Ab Sonnabend. 21. Jmi, beginnt da» Gcsamtgvstfpiel des Berliner Resi denz-The licrs mit namhastrn Kstnstlern zunächst mit .Lady Windermeres ff Scher' von Oscar Wilde. Sonnabend, 21.. nnd Sonntag, 22. Jnlt finden die Gastspiele äusser Anrecht statt nnd werden ab Montag, 26 Juli. im Anrecht fortgesetzt. — «Operetten theater.) Henle Donnerstag. 22. Inti, wird im Operettentheater ,um letzten Male die tzfse-Mch« Vor stellung die erfolgreiche «Lpercttenncnhcit .Madame Pom padour' gegeben. — <K le t n rr T h c «r 1 er.) Gaston Demme. der von feinen Erfolgen am Leipziger Stadt- tbccttrr her derannte Komiker wird st» dem Lcipzgicr Publikum in der TommernovitSt des Klcsnen Theaters .Die Klein» vom Var«»«» wieder zeigen. Di? weibliche Hauptrolle spielt An NM liefe WNrtz. Dt« Srstauffiihrung ist Dienstag. l7. Juli. 8 Uhr. Sonn abend finde« dir letzte Aufsäkrvng von -Zapfe*« stretch'. Wonusg Vs« p»ch 8p« Deutsche Die deu anschließeni Nordens, anderer nm tretcrn I t verein Sp< Kopenhagei cs, als Paulen 49P schlu« heim unk Friedri wegen eine der Ilngar Italiener < .n a ch e r - i Schumacher hinter Pet die beide überboten, nicht durch Diskus 4lch schlechten 2 im Ziel no Zeit war großer B Hier starte Larsen, R slowake Bc dem Steiti Ringen z Deutsche u Ferraris Vohralik 4 Nation« Der Df Probstheid Ausschreib! Senioren, 07/08 und Mittwoch, führlich halten voi zlchocher, Dam einzige ' Ran Das ij Görebo wohl jem tanten del ersten Spi Göteborg sogar ein entspräche« Eicher ho Wochentag Reihen da hereiir mi Auch der sport gut: die in ih glanzende vorbei. England s gewöhnen, Schüler ! Profession da er je. Den mililüris Gastoebe stillen ai Fräulen Bühnen! am D)ec Schönhe zcn Glu war sie gorrist - ersten U War Macht i Wunder Soel niedersc Kelch, t Grunde sein Hc Lidcrsej sisberne auf. 6 Au en ter Gas Amelie' Gaß er br;r Bl ck n alle*- T Ein fort . . Er jäh ab Liel 2s
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)