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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-12
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Sette 4 Xr 1« Leipziger Tageblatt uu6 Neockelsrettimg voaaerstLg, üea 12. füll Reichswirtschaftsmuseum in Gefahr Da» Reichswtrtschaftsmuseum in Leipzig ist, ebenso wie andere kulturelle Einrichtungen, in finan zielle Bedrängnis geraten, da die Personalauegaben und die sonstigen Verauslagungen stärker gestiegen sind als die Einnahmen. Infolgedessen ist ein an- sehnlicher Fehlbetrag entstanden, über dessen Deckung in den letzten Tagen in einer Sitzung de» Vorstandes und des Konsortiums des Museum» be raten wurde. Der sächsische Staat und die Leipziger Handelskammer haben sich be reit erklärt, je ein Drittel de» Fehl betrages zu übernehmen. Die Stadt Leipzig aber, die das übrige Drittel übernehmen sollte, hat sich geweigert und erklärt, sie sei außerstande dazu. S» wurde in der Sitzung beraten, wie da» Geld aufzubringen sei. Verschiedene Vorschläge kamen dabei zur Sprach«, u. a. war auch an den bekannten Dresdner Großindustriellen Generalkonsul Wilhelm Kaufmann herangetreten worden, der sich bereit erklärte, das Weiterbestehen de» Museum» zu gewährleisten, falls das Museum an die Dresd ner Technische Hochschule angegliedert würde, wo es nach Ansicht Kaufmann» größeren Nutzen leisten könne als eben der Leipziger Univer sität und den dortigen Wirtschaftskrisen. Nament lich die Vertreter der Leipziger Handelskammer wandten sich gegen diesen Plan, der von ver- schicdcncn Dozenten der Dresdner Technischen Hoch schule und von Ministerialdirektor Dr. Böhme vom sächsischen Kultusministerium vertreten wurde. Die Leipziger Handelskammer will versuchen, die not- wendigen Gelder in Leipzig aufzubringen. Man hofft um so mehr da» Defizit decken zu können, als das Reick durch das neue Landessteuergesetz ver pflichtet ist, Dreivicrtel der Personalausgabcn der kulturellen Einrichtungen zu übernehmen. Es be steht daher Hoffnung, daß das Museum Leipzig er- halten bleibt. Lin englischer Lheroman In London wurde dieser Tage ein Ehescheidungs prozeß verhandelt, der nicht nur deshalb all gemeines Interesse erregt, weil die beteiligten Per sonen der vornehmen Gesellschaft angehören, sondern auch, weil die geklagte Ehegattin eine romanhafte Erzählung über eine Zwangsehe in Deutschland vorbrachte, die der Richter als glaubwürdig hin nahm. Es handelt sich um den englischen Marine- offizier George Douglas Campbell, der die Scheidung von seiner Frau Marie Alcide, der Tochter eines holländischen Generale begehrte. Dle beiden hatten einander im Jahre 1909 im Haag kennen gelernt und hatten dort geheiratet. Im Jahre 1913 ließ die Frau in Holland die Scheidung der Ehe durchführen, weil sie der Meinung war, daß ihr Mann sie nicht liebe und die Ehe mit einer anderen Frau cingchen wolle. Sie überlegte sich aber die Sache nachher und ließ, wie die eng lischen Blätter berichten, die Scheidung rück- gängig machen. Ein derartiger Vorgang ist natürlich nicht möglich, es kann bloß angenommen werden, daß die Frau die nach dem holländischen Gesetz erforderliche Eintragung des Scheidungs urteils nicht vornehmen ließ, so daß die Scheidung nicht rechtskräftig wurde. Frau Campbell war also noch immer gültig verheiratet. Als Ehefrau des englischen Seeoffiziers begab sic sich 1914-knapp vor dem Ausbruch des Weltkrieges, nach Deutsch land, und nun beginnt der Roman, den sie jetzt dem englischen Richter ausführlich darlegte. In Deutschland machte Frau Campbell die Be- kanntschaft des deutschen Offiziers Hans Kurt Treu sch v. B u t t l o w - D r a n d e n f els, der, Das Porträt Don KoE« KoE» Es vereinigen sich in mir und um mich so viel liebenswerte Züge rind niedliche Umstände. Ich habe einen ungemein warmen Familiensinn. Mir verlieh Gott die Gabe, den Augenblick innig zu verkosten — etwa wie ein Weinkenner sich den Cinundzwanzigcr Nerobcrger auf der Zunge zergehen läßt — und zu jedem Augenblick möchte ich sprechen: Verweile doch — wo ich dich packe, bist du interessant. Ich habe eine Tante, mit Namen Franziska oder Zuckitante, eine gütige, eine holde, süße Person. Endlich habe ich einen Freund, den Maler Andreas Nemes, der sich Nämmäsch ausspricht, weil er Ungar ist. Sehr begabt als Maler und auch menschlich gescheit. Zuckitante wird nicht immer so schön bleiben, wie sie heut ist. Ich (mit meinem warmen Familiensinn) möchte sie mir aber doch in diesem Zustand ihrer vollen Blüte konservieren — was lag näher als: sie von Andor Nemes malen zu lassen? Gut. Nemes stellte eine graue Pappe vor sich auf, drückte bunte Würstchen aus den Tuben, rieb die Pinsel in den Würstchen um und zauberte mir das Tantchen auf die Pappe . . . Doch nein, so geschwind, wie ich da« hier erzähle, ging es nicht. Vielmehr zierte sich Neme« — ein wenig zierte sich auch die Tante. Sie sagte: sie sei es doch nicht wert — und so. . . Er sagte: in Gottes Namen wolle er'« versuchen — doch es dürfe niemand da» Porträt sehen, ehe e» fertig ist — und überhaupt. Zuckitante war sehr leicht umgestimmt — Nemes aber verlangte bindende Versprechungen, die wir alle täglich erneuern mußten. Mittwoch endlich setzte Neme» noch etliche Lichter auf die Tante und sprach: „So, die Porträt i» fertig. „Darf ich e» jetzt . . .??' „Du darfst anschauen. Du — ja. Der Tante diirf noch nicht. Der Tante muß hinaus." Zuckitante ging lächelnd. — Neme» trat stolz von der Staffelet zurück. — Ich kam, und sah und . . . . .. und verfärbte mich. ' - v wie sie beteuerte, ein großer Freund des Alkohol» war. Er verliebte sich in sie und machte ihr wieder holt Heiratsanträge. Sie wollte von ihm nichts wissen, da er häufig betrunken war. Aber sie lehnte die Eheschließung k«in«»weg» mit dem Hinwei, ab, daß sie schon verheiratet sei, wa« sie auf Befragen vor Gericht zugeben mußte. Da brach der Krieg au». Der verliebte deutsche Offizier drohte ihr nun, er werde st«, wenn sie sich weiterhin weigere, seine Gattin zu werden, als Spionin erschießen lassen, weil sie die Frau ein«» englischen Offizier» sei. Sie habe sich in einer fürchterlichen Zwangs- läge befunden, aus der sie keinen anderen Ausweg wußte, al« dem Drängen des unermüdlichen Freier» nachzugeben und diesen in Deutschland zu heiralen. Frau Campbell beteuerte, sie hätten nie wie Mann und Frau miteinander gelebt, und die Scheinehe sei für sie ein Martyrium gewesen, zumal Baron Treusch noch mehr al» früher dem Alkohol zuge- sprachen und ihr oft entsetzliche Szenen gemacht habe, in denen er sie am Leben bedrohte. Später fiel der Baron auf dem Schlachtfeld«. George Douglo» erfuhr von der Heirat seiner Frau in Deutschland nach der Beendigung de» Krieges. Er verlangte aber die Ehescheidung nicht wegen der Tatsache der neuerlichen Vermählung, sondern deswegeu, daß seine Frau ehebrecherisch« Beziehungen unterhalten habe, und -war mit einem Deutschen. Der Richter schenkte der Beklag- ten vollen Glauben. Er erklärte, daß Frau Camp- bell zu der Ehe in Deutschland gezwungen worden fei durch einen Mann, der ein hoffnungs loser Trunkenbold war. Es sei kaum denk bar, daß ein« kultivierte Frau sich aus freien Stücken zu einer solchen Ehe bereit finden würde. Man müsse der Behauptung der Beklagten ohne weiteres glauben, daß da» Zusammenleben mit dem Baron für sie eine Hölle war und sie erniedrigte. Sie habe sich diesem traurigem Lo» nicht entziehen können, weil sie in der Gefahr schwebte, al« Spionin behandelt zu werden. Deshalb treffe Frau Camp- bell kein Verschulden und es sei nicht möglich, dem Ehescheidungvbegehren statkzugeben. So ist George Campbell gezwungen, die Frau, die er im Jahre 1909 heiratete und die jetzt eigentlich eine verwitwete Baronin Treusch ist. als seine Ehefrau zu betrachten, obwohl sie inzwischen mit einem anderen vermählt gewesen war. Da« Frankfurter Marktgericht in Tätigkeit. Zum ersten Male, seit seinem Bestehen erschien jetzt im im Schlachtvichhof das Marktgericht, um wegen Prcisüberschreitungen vorzugehen. Die Fleisch proben veranlaßten in einigen Fällen Beanstan dung. Zn zwei Fällen wurden Strafen wegen Preis steigerung verhängt und sofort bezahlt. In dem einen Fall wurde für einen Bullen zu viel verlangt und dem betreffenden Verkäufer eine Strafe von einer Million Mark auferlegt. Im zweiten Falle war für ein Kalb ein zu hoher Preis verlangt worden. Der Verkäufer mußte eine Strafe von 600 000 Mark entrichten. Dreifacher vrotpreis? Wie au» Berlin gemeldet wird, soll der Brot- prci« in der allernächsten Zeit auf da« Dreifache, später sogar auf da» Vierfache erhöht werden. Zu- nächst wird bei der Erhöhung der Preis«, zu denen die Kommunen da» Mehl an den Bäcker abgeben, mit einem Preis von 10 000 bis 12 000 Mark für das Markenbrot gerechnet. Der große Rordwestdeutsch« H^udwerkertag wird in diesem Jahre am 13., 14., IS. und 16. Juli in Bremen und Verden begangen. Am 14. Juli findet die Hauvtversammlung ,m „Gewerbebaus" in Bremen statt, zu der das gesamte Handwerk von Hannover, Schleswig-Holstein, Oldenburg, Braun schweig, Schaumburg-Lippc, Bremen, Hamburg und Lübeck Delegierte entsendet. Z« Streit erstochen. Bei einem Streit, den in Braunschweig der Buchdrucker Kießling mit seinem Hauswirt, dem Kaufmann Petersen, hatte, kam e« zu einem Handgemenge, wobei Petersen den Buch drucker erstach. ifen ten on Die neue Everest-Expedition. Der au» den Mit gliedern der Royal Geographica! Society in London bestehende Prüfungsausschuß für die Mount Everest- Besteigung hat, wie bekannt, beschlossen, im nächsten Jahr eine neue EMedition zur Eroberung de» Dache» der Welt auf den Weg zu bringen. Sie wird anfang» de« Jahres 1924 ausbrechen, und die Dispositionen sind so getroffen, daß der Aufftiea Anfang Mai in Angriff genommen werden kann, d. h. vor dem Be ginn der Regenzeit, die den Sommermonsum bringt, einen Regen, der auf jenen Höben in Gestalt von Schnee niederfällt und in Begleitung von Orkanen auftritt, die jeder menschlichen Widerstandskraft spotten. Finch und Mallory, die sich bet dem letzten Versuch in hervorragender Weise ausgezeichnet haben, werden auch diesmal die Führung übernehmen. Zur zeit verhandelt die englische Regierung mit dem Dalei Lama über die Festsetzung der Reiseroute, die zu dem eigentlichen Aufstiegzelande führt. Bis zum Vorjahre war man noch im unklaren darüber ge wesen, ob der Mensch überhaupt imstande ist, über 7300 Meter Höhe, die seinerzeit der Herzog der Abruzzen errercht hatte, hinau» vorzudringen. Finch und Mallory gelangten aber im vorigen Jahr auf eine Höhe von 8228 bis 8301 Meter und übertra infolgedessen den von dem Italiener aufgestell Rekord um etwa 800 Meter. Die neue Expeditb wird wie die erste mit Sauerstofflaschen ausgerüstet werden. Der beratende Arzt befürwortet indessen die subkutan« Einspritzung von Sauerstoff, dem 20 Prozent Kohlensäure beigemischt sind, ein Verfahren, da» bei Bergpartien auf den Montblanc bereit» gute Dienste geleistet hat. Zeh» Kinder bei eise« Straße»babuzusamme»- stoß verletzt. Ein ernster Stratzenbahnunfall er- eignete sich in Berlin. Ein Ktndersonderzug der Etraßenbayn, der zwei Anhänger hatte, fuhr, wahr» scheinlich infolge Versagen» der Brems«, in einen haltenden Straßenbahnwagen einer anderen Linie. In dem Sonderzug befanden sich 400 Berliner Ferienkinder, die ^ach einer Spielwiese in der Nahe Berlin» gebracht werden sollten. Bei dem Ausam- menstoß erlitten 10 Kinder sowie ein- Lehrer und eine Lehrerin Verletzungen, die sich zum Glück als nicht sehr erheblicher Natur herausstellten. Schwerer Autouvfall. Zwischen Tambach und Georgstal stürzte ein Auto, in dem der Wirt de» Hotel» zum Lamm in Tambach und ein junger Gothaer Kaufmann saßen, einen Abhang hinab. Die beiden Insassen wurden dabei getötet. Der Fremdenverkehr tu Rußland hat wieder be- gönnen sich zu entwickeln, ist aber immer noch im Verhältnis zur Vorkriegszeit sehr gering. Im Lgufe des Juni sind in Petersburg rund tausend Aus länder eingetroffcn, darunter 270 Deutsche. Vom Hamburger Hafen. Am 21. Juli wird der auf einer Luropareise sich befindende argentinische Kadettendampfer „President Sarmiento" in Ham- bürg eintreffen. Das Schiff wird vom Fregatten kapitän Carlo Abrano geführt und wird sich in Hamburg einige Tage aufhalten. Am 20. Juli wird die in Swinemünde stationierte erste Torpedoboot», flottille in Hamburg erwartet, die, geführt von Kapitänleutnant Mewis, aus den Booten G 7, 8, 11 und S 18 und 23 besteht. An demselben Tage kommt der Kleine Kreuzer „Berlin" ebenfalls in Hamburg an. Naphthabränd« in Baku «ud Gros»« Durch einen heftigen Brand sind in Baku 18 Bohrtürme mit einer täglichen Gesamtproduktion von 36 000 Pud Naphtha zerstört worden. Gleichzeitig brannten Zisternen mit 260 000 Pud Naphtha. Zur selben Zeit sing in Grosny durch Blitzschlag einer der er giebigsten Bohrtürme Feuer; nach völligem Nieder brennen des Turmes gelang es endlich, den Brand zu löschen. Einbrecher al» Akrobaten. Wie au» Budapest berichtet wird, wurden dort zwei Einbrecher au» Deutschland, namens Pieper und Willig, verhaftet. Bei ihrer Vernehmung gaben sie an, drei Komplicen gehabt zu haben, die in den Höfen der Häuser akro- batische Kunststücke zeigten. Unterdessen konnten sie selbst ruhig die verlassenen Wohnungen ausplündern. Abschaffung der Erbschaftssteuer i» Italien. Au» Rom wird gemeldet: Der Mmisterrat hat die Ab schaffung der Erbschaftssteuer beschlossen. Tagung -er sächsischen Saalinhaber (Drahtbericht unsere» Sonderbericht erstatters.) Großenhain, 10. Juli. Die Schwere der Ernstzeit drückt auch auf da« Gastwirtsgewerbe. Manche Här ten konnten vom Gewerbe abgewendet werden, aber um noch einen Rest von Selbständigkeit dem Stande zu erhalten, rüstet er, um noch Schwerere» abzu- wehren, zu Maßnahmen, zu Besprechungen und zu Beschlüssen, die für die nächste gelt der Organisation neue Stoßkraft verleihen sollen. Die» »u erreichen, trat heute in Großenhain der Verband der fach- ischen Saalinhaber zu seiner 20. Tagung zu- ammen. Im romantischen, an der Röder gelegenen fistorischen Tuchmacherstädtchen Großenhain haben ich etwa 800 Delegierte aus allen Teilen Sachsen« zusammengefunden. Zu Ehren seiner Gäste hat da» Städtchen reichen Schmuck anaelegt. Malerisch grüßen die alten Türme und die Häuser. 3« Bergkeller im Vorort gschieschen begann a« Nachmittag die Derbandssitzung. Zu dieser hatten nur die Vorsitzenden der einzelnen Ortsvereine Zu- tritt. Nachdem der Derbandsvorsitzende Baum au» Dresden die Anwesenden im Namen de» Verbandes, Tro bisch au» Großenhain im Namen de» fest- gebenden Verein« die Anwesenden begrüßt hatten, wurde in die Beratung eingetreten. Die vorliegende Satzungsänderung wurde genehmigt. Danach kann der geschäftsführende Vorstand den Beitrag von Monat zu Monat sestsetzen. L» wurde beschlossen, daß die Mitglieder der Großstädte Leipzig, Chemnitz, Dresden, Zwickau und Plauen 80 Prozent Mehr- beitrag al» die übrigen ländlichen Mitglieder, die da» Saalaeschäft zumeist nur nebenberuflich treiben, zahlen sollen. Für den Juli soll der Derbandsbeitrag 6000 M. betragen. Den Schluß der Sitzung bildeten interne Beratun gen über Vorgänge in den einzelnen Bezirksorten. Der Abend wurde mit einem Kommers abgeschlossen. — Am^ Mittwoch früh beginnen die Hauptversamm- lungen der Begrabniskasse und des Landesverbandes, Im Jähzorn de» Sohn erschossen. Zn Widders- Hausen in Thür, erschoß der Schachtarbeiter Schäfer im Jähzorn seinen verheirateten Sohn mit einem Karabiner. Der Sohnesmörder wurde verhaftet. Reichender»«« Messe. Au« dem Auslände langen in letzter Zett immer häufiger Anträgen von Interessenten Mr böhmische Glas- u. Porzellanwaren ein, die ihre Einkäufe aus der kommenden Rcichenberger Mess« zu tätigen beabsichtigen. So hat neuerdings «in polnisches GrotzhandelShauS, welche- mit der Belieferung namhafter Kaiserhäuser und Restaurant- besaht ist, vom Messeamt Prospekte und Offerten von AuSstellrrsirmen der bezüg lichen Branchen verlangt, uni vor Eintreffen auf der Messe kalkulieren und feste Aufträge entgcgennehmen zu können. „Internationale Buchmesse" in Wien. Die Wiener Messe veranstnltet gemeinsam mit dein „Verein der österreichischen Buch-, Kunst» und Musikalienhändler" im Rahmen der Herbstmesse <2. bis 8. September 1923) zum ersten Male eine .Wi«n«r Internationale Buchmesse". Für diele Veranstaltung, die von nnn ab bet sedcr Messe Wiederkehr«» wird, wurden zwei grosse Säle In dem der Bellaria nächslgelegenen Trakte de- McssepalastrS «Par terre) neu gewonnen. Zur Ausstellung gelangen sämtliche Erzeugnisse de» Buch- und MuslkaltenvcrlagcS sowie der graphischen Gewerdr. Die Einladungen zur Beteiligung sind nicht nur an österreichische und deutsche Firmen, sondern auch in großer Zahl nach Ungarn, Böhmen, Jugoslawien, Polen, der Schweiz und nach den Balkan staaten ergangen. Der Messeaurschuft de» Vereine- der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler wird bei der fachmännischen Ausgestaltung der »Buchmesse" dauernd Mitwirken. Bisher haben nabezn sämtliche nam hafte österreichische Verlagsbuchhandlungen und zahlreiche deutsche Verleger ihre Teilnahme an der „Internationalen Buchmesse" »ugesagt. verantwortlich für den redaktionellen Teil: Chefredak teur L. Goldstein: sür Anzeigen: Oswald Müller, beide in Leipzig. — Berliner Dienst: Berlin. Koch« stratze 22. Fernsprecher 3690-3663. Dresdner Dienst: Heinrich Aerkaulrn, Dresden GabclSVergerstratze 24. Fernsprecher 34 793. — Druck und Verlag: Leipziger vrrlag«dru<kerrt, G. m. b. H.. Leipzig, Johanni-gasse 8. Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurück gesandt. Dle vorliegende Ausgabe umfaßt 12 Selten „Höre, Nemes!" hauchte ich. „Das soll . . .? Das soll . . . unsere Tante sein???" „Ja. Wie ich sie sehe," erwiderte er — ein wenig gereizt. Ich drückte ihm fest die Hand, um ihn zu ver- söhnen — ich fühlte, ich sei es seiner Begabung und unsrer Freundschaft schuldig. Dann sprach ich sanft und ohne den geringsten Vorwurf. „Nemes! Hast du ihre Hände kornblumblau ge- sehen?" Er lächelte fein. „Durchaus nicht," meinte er. „Aber betrachte dir das Bild biß'l an: braucht cs dort unten nicht eine kornblumblaue Fleck? Für künstlerische Balance?" „Gewiß," murmelte ich eingeschüchtert. „Gewiß." „Na, also. Und die eine Aug muß schwarz sein, sonst i» ganze linke Hälfte zu matt." „Gewiß. Aber Zuckitante ist so goldig, so brav... die Frau . . . hier aber . . ." „Nein. Zuckitante i» nicht goldig. Sie i» in ihre Innere eine Megäre. Diese geheime Zug in ihre Herzen hat müssen herauskommen in Porträt." „Nemes! Ich wollte die Tante doch gemalt haben, wie ich sie sehe. Wollte sie gemalt haben, wie sie uns erscheint — wollte sie nicht gemalt haben mit dem Futter nach außen. Ein Porträt ist nicht um der Kunst willen da, sondern um eines Gefühl» willen — ein Porträt ist ein Erzeugnis der angewandten Kunst — es ist bestimmt, die Erscheinung eine» lieben Menschen, da» Andenken an ihn auf lange Jahre fest- -»halten. Uebrige»» ist Zuckitante gar keine Megäre, sondern ein herziges Geschöpf . . „Nein, Roda, glaub mir: Ihr kennt sie all« nicht; sie i» Megäre." Ich zuckte die Achseln. Und öffnete die Tür. Tante erschien, blühend, glücklich und lächelnd. Sah dg» Bild. Ließ ihr Lächeln fallen, daß es hörbar zerklirrte. Ihre Augen funkelten — da» link« ward deutlich schwarz. Die Zähne knirschten. Die Brauen flatterten erregt. Die Arme kamen in» Fuchteln. Tante kochte. Plötzlich ergriff sie die Papp«, und mit einem Schwung schmierte sie sie dem Maler an den Kopf. „No," sagte Neme» befriedigt, „wer Hot recht ge- habt? Z» sie herzig?*. Die Philosophie der Gegenwart i» Selbstdarstel- lunge». Der soeben erschienene 3. Band dieses von Dr. Raymund Schmidt, Leipzig, im Verlag von Felix Meiner, Leipzig, herausgegebenen Werk^ ent hält eine bedeutsame Erweiterung des ursprünglichen Plane». Zum erstenmal treten Nichtakademiker in den Kreis der Mitarbeiter; und zwar al» erster der eben verstorbene Fritz Mauthner, dessen Selbst darstellung seines Hauptwerks, der „Kritik der Sprache", wohl eine der letzten Arbeiten de» Denker» ist. Mauthner spricht hier unter anderem von seiner letzten noch nicht veröffentlichten, gleichfalls sprachkrittschen Arbeit „Die drei Bilder der Einen Welt", die sich unter seinem Nachlaß findet. — Um nicht nur da» deutsche Geistesleben, sondern das aller Volker, soweit es stcy im philosophischen Denken spiegelt, darzustellen, plant der Herausgeber, in den folgenden Bänden tte Hauptvertreter der Philosophie der neutralen Länder und der ehemaligen Feindesstaaten zu Worte kommen zu lassen. Der Anfang ist in dem vorliegenden 3. Band gemacht, der den holländischen Philosophen C. Heymanns in die Reihe der velbstdarstellungen (Wilhelm Ferusalem, Götz Martiu», August Messer, Julius Schultz, Ferdinand Tönnies) einbezieht, km Kaiser? — Ei» solcher Leutnant? 3n den Er- innerungen de» Fürsten Eulenburg („Aus fünfzig Jahren," Verlag von Gebrüder Partei in Berlin) kommt ein Mann zu Worte, der viel erlebt und ge sehen hat, der zweiten» gut zu erzählen weiß und dritten» die Dinge nicht durch die konventionelle Brille sieht, sondern sie ohne jede Retouch« gibt. Wie wenig imponierend die Fürsten der Erde, die wir durch das Medium de» Verstandes sehen, gewöhnlich auf Kinder wirken, die die Dinge nehmen, wie sie sich ihnen darstellen, hat wohl jeder schon erfahren. Eulenburg erzählt darüber ein charakteristisches Bet- spiel. 3m 3uni 1887 besuchte ihn Prinz Wilhelm, der nachmalige Kaiser, zur 3«gd in Liebenberg. Beim Abendessen im Familienkreise hatten auch die Kinder seiner Schwester, der Gräfin Kalwein, Ge legenheit den Prinzen zu sehen. Und Eulenburg er zählt nun: „Die Kinder waren in höchster Auf- regung, und Erhard konnte sich nicht darüber be ruhigen, daß der Prinz ein Mensch wie «in anderer w«. „Dos ging« ja nicht, daß er jetzt V, Kaiser roürd«, so «in Leutnant!* - . -> Eulenburg bemerkt dazu sehr nachdenklich: „Es lag etwas Wahres in diesem Kinderausspruch!" Gtinne» veranstalt,k Rordlandreiseu. Deutsches Volk in Not, Arbeitslosigkeit, wachsende Derelen- düng — Stinues nimmt mit luxuriös eingerich teten Dampfern die Nordlandreisen wieder auf! Die erste Reise war schnell ausverkaust, obwohl di« billigste Teilnehmerkarte 8, die teuerste 78 Millionen Mark kostete .... Krisis im Diener Buchhandel. Zu der unter dieser Spitzmarke veröffentlichten Notiz wird uns mitgeteilt, daß der Znterterritoriale Verlag „Renaissance", Wien, an einer etwa etntretenden Vertrustung Wiener Der- lagshciuser in keiner Weise beteiligt ist. Einfälle Don Rfoieksmsr Look« Planimetrie. Gewissen Kreisen sieht man es gleich an, daß sie au« aufgeblasenen Nullen entstan- den sind. * Ein Gebildeter. Denn der Esel 'mal auf einem Konversationslexikon herumtrampelt, dann wird er gleich eingebildeter oder ein „Gebildeter" — aber, versteht sich, mit Gänsefüßen. * Deutschlands Morgenstunde. Be? Sonnenuntergang verblaßt das Gold und in der Früh« steigt empor — der Millionenmarkschein. Morga «stunde hat Papier im Munde! * Neureichsdeutschland. Die Giraffe hatte da» Glück, eine leer« Löwenhöhle zu finden und rich tete sich gleich häuslich drin ein. Um löwenähnlich zu erscheinen und die befleckte Abstammung zu ver- decken, beschmiert« st« sich von oben bi« unten mit brauner Farbe. Al» 'mal ein Löwe vorüberkam und da» sah, lachte er sich tot. Sein letztes Wort war; „Giraffkel* * » Stachliger Humor. Wenn man eine Schweinshaxe in den Rosengarten wirst, so bleibt e» immer ein Rosengarten — wenn sich aber ein Stachelschwein noch so viel Rosen aufspießt, so blekbt da» doch immer «in Stachelschwein»
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