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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-12
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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vollnerstsg, üev 12. /uU hrichten der von «ipziger er auch in Ber- »ermann »t lhändige von der !r Tage- r einige Mg der aßerdem ich auf )ne daß des Be- md dem m« ge- zugefugt )en wir nächsten hten an tern zu vefälsch- leipziger H. Juli rite er« Waffen, »lehnen ichieds« Repa« »n unk» oon an- schen, ja t wor- felben Zettel: leuesten son be- d. phil. eine Artikel rn muß. ei dem Wiehe, hauptet, Reuen l .Bei arbeitet etpziger ind die eigenen ans des l Diehe oon der leipziger ellungen :d. phil. Eine liebenswürdige Gattin München, 11. Juli. (Eig. Tel.) Am Neujahrs tage starb der pensionierte Generaloberarzt Dr. Otto Bauchdrexl. Es ergaben sich bald Anhaltspunkte dafür, daß Bauchdrexl der Unterernährung, Ver wahrlosung und den Mißhandlungen, die er von seiner eigenen Frau zu erleiden hatte, erlegen ist. Jetzt stand dir Witwe unter der Anklage der Körper verletzung mit tödlichem Ausgang vor dem Münchner Landgericht. Das Verhör und Zeugenaussagen er gaben, daß Bauchdrexl bei schlechtester Ernährung von seiner Frau zu den gewöhnlichsten Hausarbeiten herangezogen, ständig beschimpft, körperlich miß handelt und geschlagen worden war. Seine Pension ZeUuug kteur irguth. Filiale »and« Wiehe >aß sich sledig. ieAus- m hat. Filiale schäfts. oerden. daß er :lcht Mittag :breitct, iöser teilung »päisch« nder ß aber ng der eigenen eichung en die Haltung ekannt verholt bereit, prüfen, in hin« »ermann ing de» t". r» ' il. Her« r Tage ns mit ic Faches daß er Herrn lich am meinem Zeitung a wor- rnerfah- rgenheit rulari» ,g des erricht, t Don de. Sechsstündiges Gewitter und Mord London, 11. Juli. (Eig. Tel.) Ein sechs- stündiges Gewitter, das über London niedrrging, h»t>4 außerordentlich großen Schaden angerichtet. 14 Häuser wurden durch Blitzschlag zerstört, 3 0 0D Anschlüsse der Telephonzentrale sind außerDetrieb gesetzt worden. Während des Höhepunktes des Gewitters hat im Savoyhotel die ägyptische Prinzessin Fahmy, eine geborene Französin, ihren Gatten erschossen. ... iih Am vergangenen Sonntag war ich in . . . titz. Das ist ein Städtchen vnn 5000 Einwohnern, ein Städtchen ganz unter dem Horizont dec Ereignisse, ganz mattlebendige „Iugendcrinnernngrn eines alten Mannes." Es war alle» da, was zum Inventar einer Klein stadt gehört. Das Rathaus. Holperige Frührenaissance. Im Schlußstein des Portals ein halbverwischtes „^. v. 648" und daneben eine bunte Bierreklame des Rats- »cllerwirts. Der war seh'- dick und sehr vornehm Hausdiener bei jedem Zug an der Bahn). Rechts vom Rathaus die Apotheke. Im Schau- 'cnster die bekannten Glasröhren voll gcheimnis- i-lauer Flüssigkeit. Im Hintergrund, ganz diskret und schämig: „Hier werden auch Hühneraugen ge schnitten." Schräg gegenüber das große Schokoladcngeschäft. Filiale eine'.' Dresdner Firma. Erinnern Sie sich noch: dort, nur dort holten wir als Kinder unseren Waftelbruch. Denn da gab's für'n Groschen viel, viel mehr als nebenan beim Tütchenkrämer. » Ach ja, der Tütchenkrämer. Da drüben: „Wieder anders Nachf. Pan- und Kortoffelvcrkauf." Der Schaukasten des Photographen. Brautpaar. Großaufnahme. Er: Wenn ich nur erst wieder raus wäre aus den: blöden Affensrack. Sie (Halbprofil): Männe!! Der Kommis von der Eisenwarenhandlung ,e.t ein dickes Buch (Gartenlaube 1004—1967) aul dem Schoß. Beim Photographen enthüllt sich Letztes. Modewaren Max Schuricht. Ganze Pyramiden Gnmmilragen. Von Nr. 42 an. Außerdem bunte Iorhemdchen. lila und gelb sind Trumpf. „Vernier <ri!" Ein Oberhemd mit festqenähten Manschetten. Die Welt wird alle Tage verrückter. 12 Uhr. Mittagläutcn. Dann neun einzelne Glockenschläge, das Vaterunser. Der Marktplatz liegt in heißer Stumpfheit da. Selbst das halbe Dutzend Köter hat sich in den Schotten des Kirchhofes ver krochen. Dort duftet es selig nach Rosen und Lack. Blaß blaue Klematis verhängt die Mauern des Todes und liebesrote Tulpen schaukeln auf den Gräben. Um drei Uhr beginnts Kino, um vier der Tanz im ..Braunen Roß", um fünf der Skat. Nur Groß mutter bleibt daheim, setzt sich vor's Haus und strickt Strümpfe. Und unterhält sich mit Großmutter vom Nachbarhaus über das Wetter im Hochsommer 1857. Dann aber schlürft sie in die Küche und kocht die Abendsuope. Und der Rauch aus den niedrigen Essen schlägt sich in die engen Gaffen, in denen noch die Glut des Tages schwimmt .... titz ist mit jeder beliebigen Sonntaqsfahr- larte zu erreichen. ^okm. Wetzlar Don Hrno Volzt Mit fertigen Anschauungen betrittst du eine Stadt, und auf einmal schaut sie dich an. Wie ist da alle» verändert! Wenn du durch die Straßen gehst, die du dir so still gedacht hattest, dann muß Energie helfen, dir Las Bild deiner früheren Phantasie zu- rückznrufen. Aber es nützt nichts, die Wirklichkeit stellt sich vor dich hin, und nach den Eindrücken, die sie dir nun einmal aufnötigt, mußt du deine Ge dankenwelt umbilden. Das ist wohl der Sinn des alten Wortes: Reisen bildet, daß der Mensch bei jedem neuen Anblick etwas Neues in sich gestaltet »:nd ein Neuer wird. Recht sentimcntalisch wolltest du durch die Stadt Goethes und Lottens wandeln — aber da du ankommst, empfängt dich das vicltausend- fältige Hämmern der Puderus-Eisenwerke. Was du suchst, liegt genau 150 Jahre zurück. Denn im Jahre 1773 kam er nach hier, der Dollar jnris Goethe, und weil er das Leben als Höchstes anerkannte, zog er auch diese Stadt in sein Leben hinein. Dor nichts verkroch sich sein Gemüt, alles riß cs an sich und bildete es zu seinen Zwecken um, bis es Teil seines Lebens wurde. Lauschen wir unserer deutschen Sprache ihre Geheimnisse ab, so gibt sie uns Im Wort den großen Mut: der Mensch kann er-leben; nicht tatenloses Hinnehmen liegt in diesem Wort, sondern fröhlichste Aktivität-, Fernes in das eigene Leben hineinbeztehen, als Lebenstcil zu sich nehmen und dadurch größer im Leben werden, weiter und mehrlebig. Goethes Leben war groß, weil er sein Leben mit Mühen und Schmerzen nach vielem aus- spannte, weil er viel erlebte. Darum ist es wohl nicht ganz richtig, Goethe immer nur historisch oder sentimentalisch aufzufaffen, Er war Sucher nach Lebensquellen und somit stets ein moderner Mensch. Sein gewaltiges Menschtum schlägt dir entgegen aus den kleinen Stichen, wo er Lotte erlebe, wo er sie und mit ihr liebte, wo er durch tausend Schmerzen ging und endlich sich hin ausfand zu weiterem Leben. „Ich bin in der Welt ein bißchen auf- und abgefahren," steht in einem der hier unter Glas ruhenden Briefe, die er nach seiner Flucht an Hans Duff, „den Rechtsgelehrten" schrieb. „Adieu. Was hören Sie von Lotte?" setzt dann die I„e!prlger^sged1»tt urrck ttLlläelsrettuog Px. 1KS Gefahren der Sommerhitze Von vr. m««l. Rodsrt »luvdnum (Leipzig) mußte auf das Konto der Frau überwiesen werden, die nebenbei noch Aktien und ein große» Lebens- mittellagcr besessen hat. Bewohner des Hauses de- künden die rohe Behandlung. Eine Frau sah den Mann einmal die Treppe hinaufkriechcn, eine andere berichtet von schweren Verletzungen an Händen und Kopf. Ein Oberst bemerkte einmal, wie die Frau ihrem bettlermäßig gekleideten Mann einen Fuß tritt versetzte. Die Sachverständigen erklärten, daß die Todesursache Erschöpfung, wahrscheinlich ln" schlcunigt durch die Behandlung gewesen sei. Die Angeklagte wurde zu einem Jahr sechs Mo naten Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt, sowie wegen Fluchtgefahr sofort ver haftet. Segen die Milchhöchstpreise Dresden, 11. Juli. (Eig. Tel.) In der letzten Sitzung des Landcskulturrates bedauerte Direktor Dr. Schön, daß Sachsen als einziges Land noch an dem Höchstpreis für Milch- und Molkerciproduktr festhalte. Es sei deshalb zu befürchten, daß die Milchcrträgniffc immer mehr zurückgingcn. In der Aussprache wurden auch die Strcikabsichten der Land arbeiter zur Sprache gebracht, worauf Geheimrot Dr. Sala vom Wirtschaftsministerium warnte, früh zeitig das Ministerium zu alarmieren. Gegen die Milchhöchstpreise wurden lebhafte Einwendungen er- hoben. Die Produktionskosten für Molkcrciprodukte seien so groß, daß sie die Landwirtschaft dazu zwänge, die Milchkühe abzuschassen. Geheimrat Dr. Sala erklärte hierzu, daß das Wirtschaftsministerium sich zur Zeit zu einer Aufhebung der Milchhöchstpreise nicht verstehen könne. Der Vorsitzende antwortete, daß der Landcskulturrat von dieser Mitteilung der Regierung nur mit Bedauern Kenntnis nehmen könne, zumal gesagt worden sei, daß kste Milchhöchst preise nur nach Einführung wertbeständiger Löhne aufgehoben würden. Die gestohlene Monstranz. Der aufsehenerregende Diebstahl im Dom zu Münster, aus dem, wie wir berichtet haben, eine Monstranz von unschätz barem Werte auf rätselhafte Weise verschwunden ist. beschäftigt auch die Berliner Kriminalpolizei. Auf Ersuchen der dortigen Polizeibehörden ist Kriminal- kommiffac Trcttin mit mehreren Beamten nach Münster entsandt worden, um die Untersuchungen zu unterstützen. Unter dem dringenden Verdacht war be reits der zweite Domküster Gräßler verhaftet worden. Diese Verhaftung ist auch nach der Untersuchung durch den Berliner Kriminalkommissar aufrecht erhalten worden. Die Monstranz stand in einem diebes- sicheren Tresor, der kunstvolle Schlösser hat. Diese -eigen keine Spur von Gewaltanwendung. Die Be lohnung, die auf die Wiederbeschaffung des wert vollen Domschatzcs ausgesetzt ist, ist auf 50 Millionen Mark erhöht worden. Ein ameritanischcr Friedenspreis. Der bekannte amerikanische Schriftsteller Edward W. Bok hat einen Preis von 100 000 Dollar ausgesetzt, der dem jenigen Amerikaner zufallen soll, der „den prak tischsten Plan für die Zusammenarbeit der Ber einigten Staaten mit anderen Völkern für di« Herstellung und Erhaltung des Weltfriedens" aus arbeitet. Dieser „amerikanische Friedenspreis", wie er genannt wird, soll in zwei gleiche Teile geteilt werden; der erste ist für die beste Idee bestimmt, der zweite für die praktische Durchführung dieser Idee, entweder durch seine Aufnahme von dem Senat der Vereinigten Staten oder durch die ge nügende Unterstützung, die er bei der öffentlichen Meinung findet. Die genauen Bedingungen des Preisausschreibens sollen von einer Jury bestimmt werden, die aus hervorragenden Amerikanern be stehen wird. Bok erklärt in seiner Ankündigung, er wolle dem amerikanischen Volk in seiner Gesamtheit Gelegenheit geben, „sich über ein Problem aus- zusprechen, für das wir bisher keine Antwort finden konnten." „Millionen von Amerikanern," fahrt er fort, „die die kaleidoskopischen Veränderungen im heutigen Europa mit Unruhe beobachten, beginnen zu erkennen, daß eine fundamentale Veränderung Europas zugleich «sine Veränderung Amerikas be deutet und daß der Weltfrieden jetzt unsere Auf- gäbe ist." Nach kalten, frostigen und unfreundlichen Tagen der Frühsommers ist eine Hitzewelle ins Lend ge- kommen, die wir von Herzen bearüßen müßten, wenn sie nicht Gefahren im Gefolge hätte, o-c uns Anlaß geben, zu warnen und gute Ratschläge zu erteilen. Gewiß begrüßen wir den Sommer als heilbringend und gesundheitsfördernd; denn unter der Einwir- kung der Sonnenstrahlen gehen viele Schädlinge, die das menschliche Leben bedrohen, aber in ihrer Klein hit unserem Auge verborgen bleiben, zugrunde Insbesondere sind es die Erreger vieler ansteckenden Krankheiten, die in den Sonnenstrahlen ihren Tod feind sehen müssen, z. B. der Erreger der Tuber kulose, der Erreger der Cholera und viele andere mehr, die in den langen Wintermonaten üppig haben wuchern können. Sonnenstrahlen sind Heil- strahlen auch für den Körper, den sie anregcn und beleben. Starke Bestrahlung des Körpers an heißen Tagen aber schadet ihm nicht selten. Heilstrahlen werden somit zu Schädlingen, die unseren Körper krank und siech machen können. Geringe Bestrahlung macht den gewöhnlichen Sonnenbrand, der in besonderen Fällen schon recht unangenehm werden kann. Anfangs stellt sich eine Rötung ein, an die sich nicht selten eine Ent zündung der Haut anschließt, die reckt 'chmerz- yaft sein kann, zumal wenn sie bis zur Dlasenbil- düng gesteigert worden ist. Ein Körper, der wetter hart ist, wird gegen entzündliche Erscheinungen ge schützt sein, »in verweichlichter Körper aber ist Schä digungen besonders ausgesetzt. Darum lallten Leute, die sich stärkerer Sonnenbestrahlu: g aussetzen müssen, ihre Haut leicht einfetten oder einölen, und wenn sie aus dem Wasser kommen, nicht sofort den Körper trocken reiben, da sonst die Sonnenstrahlen um so intensiver einwirken. Natürlich wirken die Sonnenstrahlen nicht gleichmäßig in allen Gegenden auf die Haut ein. Wir wissen vielmehr, daß die Be strahlungander See und im Gebirge ge rade überaus kräftig ist. Im Gebirge insbe sondere beruht dies auf der niederen Schicht der Atmosphäre, der großen Armut an Wasserdampf, so- wie auf der Klarheit und Staubfreihcit oer Luft, besonders auf Gletschern. Die meisten Menschen nehmen einen kleinen Sonnenbrand ohne Murren in Kauf, da die Be schwerden zum Glück geringfügig sind und auch nur kurze Zeit anhalten. Diel schwerer ist der Hitz- schlagzu bewerten und am meisten der Sonne n- ft i ch zu fürchten. An heißen, windstillen Tagen, bei dünner, schwüler Luft und klarem blauen Himmel, wenn starke Feuchtigkeit in der Luft lagert und Ge- witterstimmung herrscht, dann besteht für den arbei- tenden, ungeschützten Körper die Gefahr eines Hitz- schlags, insbesondere bei Leuten, die in größter Hitze schwere körperliche Arbeit verrichten muffen, z. B. ffeldarbeiter. Das gleiche gilt für Tunnel- arbeiter, die ja in abgeschlossenen Räumen sich befinden, wo cs an heißen Tagen zu hochgradiger Wärmestauung kommen muß, für Soldaten in Marschkolonnen, wo die Luftzirkulation gehemmt ist, und überall da, wo besondere Kraftleistungen an solchen Tagen verlangt werden. Dann kommt es zur Wärmestauung im Körper; die Eigenwärme, die be kanntlich zwischen 36 und 37 Grad liegt, steigt bis zu 39 und 40 und höher an. Natürlich werden die Menschen von solch hohen Temperaturen ganz ver schieden heimgesucht. Die einen empfinden schon ge ringe Temperatursteigerungen als unerträglich, wäh rend andere kaum in ihrem Befinden gestört werden. Am bedrohlichsten erscheint uns aber der in unseren Breitengraden diese schwere Erkrankung. Anfänglich hört man nur Klagen über Kopfschmerzen, in unserem Breitegrad diese schwere Erkrankung. An- fänglich hört man nur Klagen über Kopfschmerzen, Augenflimmern und Schwindel. Es folgen Ucbelkeit und Ohnmacht. Eine Schwäche befällt den Körper, die recht bedrohlich werden kann. Die Stimme wird heiser, der Hals trocken. Die Augen glänzen und das Gesicht ist hochrot. Die Glieder zittern, es setzen Krämpfe ein und schließlich erfolgt unter schwersten Herzbeklemmungen der Tod. In solchen schweren Fällen tut schnelle Hilfe doppelt not. Der Kranke ist zunächst der strahlenden Wärme zu entziehen und in den Schatten zu führen. Auf Kopf und Nacken sind kühle Kompressen zu legen, nachdem man an dem schattigen, kühlen Ort insbr- sonoere auch seine Kleider gelockert hat. Kühles Wasser, erfrischende Getränke sind sehr am Platze. Sache des Arztes ist es, eventuell am Kopf und Nacken Blut zu entziehen, die Atmung und die Herz tätigkeit wieder in Gang zu bringen. Er muß zu- weilen so lange die künstliche Atmung durchführen, bis natürliche Atmungsbcwegungen wieder erfolgen. Auch ist die Brust immer wieder mit Wasser zu oc- .gießen, überhaupt sind Kältcreize jeglicher Form angezeigt. Die Herzschwäche wird der Arzt mit Herz mitteln oder wenn solche nicht zur Hand sind, mit Herzmassage bekämpfen. Auch ein Aderlaß kann lebensrettend wirken. Sind auch Krämpfe ringe- treten, ist es nur Sache des Arztes, diese mit Arznei mittel zu behandeln. Meist aber treten diese schweren Erscheinungen gar nicht auf, da der Kranke gewöhn- lich frühzeitig entdeckt wird, andererseits gehen die Erscheinungen des Hitzschlages und des Sonnenstiches so ineinander über, daß man anfangs die Erkran kung verkennt. Doch bleibt die Behandlung die gleiche. Es ist vernunftgemäß, vorbeugende Maknakmen zu treffen. Insbesondere ist gute Körperpflege zu treiben, die Haut also abzuhärten und zu kräftigen. Die Kleidung sei leicht und locker ansitzend, insbe- sondere am Halse frei. Kopf und Nacken seien ge schützt. Dies gilt vor allem für körperlich schwer arbeitende Personen. Die Luft soll zwischen Klcioung und Körper zirkulieren können. Man sei mäßig in der Nahrungsaufnahme und reguliere auch weise die Zufuhr der Getränke. Dann brauchen wir von Ge- fahren der heißen Sommerszeit nicht mehr zu sprechen. Dann können uns die Sonncnstrahlen nur nützen! Arbeiter gegen Frontkämpfer Im Wiener Bezirk Brigittenau kam es zu einer Schlacht zwischen Frontkämpfern, Wache und Arbeitern, als 150 Frontkämpfer, die an einer Glockenweihe teilgenommen hatten, auf dem Rück märsche mit Steinen beworfen wurden. Die Wache, die sich rasch zwischen die Angreifer und die Front kämpfer warf, wurde in die Rauferei eingezogen, und so kam es, daß es 21 verletzte Polizeiorgane, darunter auch manche mit erheblichen Verletzungen, und nur verhältnismäßig weniger Verletzte aus de:: L g"c der Demonstranten, gab. Fünfundzwanzig Jahre lang Taschendieb. In Berlin wurde ein der Polizei seit langen: bekannter internationaler Taschendieb in dem Augenblick ver haftet, als er versuchte, einem Herrn die goldene Uhr zu stehlen. Es handelt sich um den „Maler" Fritz Zeder, der zuletzt in vielen deutschen Städten, be sonders auch inLcipzig , mit Erfolg gearbeitet Kat. Zeder, der jetzt 36 Jahre alt ist, hat schon wiederholt mit der Polizei zu tun gehabt. Er erlernte den Taschendieb st ahl unter Anleitung seiner Mutter im Kaufhaus Israel, als er elf Iahre alt war. Er war noch nicht vierzehn Jahre alt, als er nach Amerika durchbrannte. Ans dem Dampfer fand man damals bei ihm in die Weste eingenäht viele Tausendmarkscheine. Er ist erst vor kurzem wieder nach Deutschland zurückgekchrt und hat hier seine Tätigkeit als Taschendieb wieder ausgenommen. Die 10 000-Mark-Marke kommt! Sowohl die Post als auch die Zehntausendcrmarke sind — im Druckl Das Rcichspostministerium hat die neue Marke der Reichsdruckerei übergeben und damit einen Welt rekord geschaffen, lieber die Zeichnung verlautet noch nichts Näheres. Hoffen wir, daß das neue Stück recht bald zur philatelistischen Seltenheit werde! Liebe hinzu. Aber er kehrt nicht zurück, weil die stärke Welle seines Lebens stets weiter treibt. Wohl hat er sich heimlich ein Erinnerungszeichen an die Unvergeßliche schicken lassen. „Ich danke für die Läppchen; daß mir niemand Lotten davon schreibt!" Sein Leben aber hat sein eigenes Gesetz, und das vollendet er in der Arbeit, die über jeden Schmerz hilft. Es ist eine gute deutsche Arbeit daraus geworden. In einem Zimmer de» Lotte-Hauses liegen in Glas- kästen di- fremdsprachigen Uebersetzungen von Wcrthers Leiden. Welche Sprache fehlt? Alle Na tionen haben den Schmerzen des deutschen Dichter» gelauscht. Unzählig sind ^'e englischen, die fran zösischen Uebersetzungen. Wetzlar liegt ganz nah am besetzten Gebiet. Jeden Tag kann es geschehen, daß die Franzosen einmal eine Streife machen, eine Expe dition, um Wetzlarer Bürger und Kasten festzu nehmen. Keine Macht gibt es, die ihnen das ver bieten könnte. Und wenn dann die Geiseln festgesetzt sind und die Milliarden eingesackt, dann schlendert ein Herr Capitaine oder Colonele, die Reitpeitsche wippend, vielleicht auch einmal die stillen Gasten nach dem Dom hinauf und verirrt sich in den alten Hof, wo Lottes Geburtshaus steht. Er sei gewarnt Denn Schamröte steht der xrancke Nation nicht. Müßte er dock) aus den Sammlungen ersehen, wie sein Vaterland einmal eine Zeit gekannt hat, da es ganz andere Güter aus Deutschland an sich riß al« Geld und Gut. V7ertk«ri<> entidrement rovue — VVsrtbe.r lrr<1uit pur Ooorze 8anck — IVer'nsr Iroisidms Klition so hat sich Frankreich an der deutschen Seele gelabt. Al» Napoleon nach Aegypten zog, trug er den Werther mit sich, zum deutlichen Zeichen, daß keine noch so rücksichtslos« Macht je den deutschen Geist vernichten könne. Denn wie könnte einer einen Geist umbringen, der ihn bet sich führen muß, um selber aus ihm Kraft zu schöpfen? Vor 150 Jahren saß der junge Doktor Goethe hier neben Lotte. Welch« Wandlungen hat seitdem die Geschichte der Macht durchgemacht! ISIS kämpften sie anders als 1773; 1870 ganz ander» al« 1813; und der Weltkrieg zeigte keine Spur von den Methoden der Einheitskriege. Aber immer gleich stark pulst das Leben der deutschen Seele, und Goethe in Wetzlar ist deutscher Reichtum, auch w»nn die quecksilbrigen Veränderungen der Pachtverhältnisse uns ohnmächtig erscheinen lassen. Wie winzig ist das Lottehaus. Aber es war groß genug, um der deutschen Seele für Jahrhunderte Erlebnis zu wer den. Und dabei blieb es sich immer gleich. Die Macht aber braucht täglich ein neues Gewand, weil sie innerlich so klein ist, daß ihre fatale Figur sofort in Erscheinung tritt, wenn nicht äußerer Pomp das Auge fesselt. Jeden Tag schmettert Paris in die Welt hinaus, wie es auf Ehre, Gerechtigkeit und Menschenwürde bedacht ist. Und selbst ein Frank- reich und seine Führer mußten sich neigen vor dem deutschen Geist, der eine ganze, große Menschlichkeit fühlte und dafür keine anderen Worte brauchte als: „Dank für die Läppchen." Siegfried Wagner, amerikanisch« Konzertreise. Aus München wird uns gedrahtet: Siegfried Wagner hat sich entschlossen, einer Einladung nach Amerika Folge zu leisten und wird zu Anfang nächsten Jahres in allen Städten der Vereinigten Staaten, die über ein ständiges Sinfonieorchester verfügen, Konzerte dirigieren, deren Reinertrag zugunsten der Bavreuther Festspiele dem Bayreuther Festspielfonds »»fließen soll. Die Chemie, wie sie am einträglichsten ist. Dieser Tage ist in Cambridge im hohen Alter von achtzig Jahren der Professor der Chemie an der dortigen Universität, Sir James Dewar, mit Hinterlaflung eines Vermögens gestorben, das aus die Kleinigkeit von 1 Million Pfund Sterling ge schätzt wird. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß beispielsweise der Landsmann Dewar», der Physiker Branly- der im Jahre 1890 da» als Kohärer be- kannte Instrument zum Nachweis elektrischer Wellen «r'and, au» Geldmangel davon absehen mußt«, seine wissenschaftlichen Untersuchungen weiter zuführen, so fragt man sich staunend, wie es seinem Kollegen von d«r chemischen Fakultät möglich ge- wesen ist, «in so riesiges Vermögen zusammen zubringen. Die Antwort auf die Frage ist gegeben, wenn man darauf hinweist, daß Prgseffor James Dewar einer der Erfinder des Cordit» war, des englischen rauchlosen Pulver». Sein Fall bildet ein Seitenstück zu dem de, Stifter« des Nobelpreise», dessen Vermögen der Erfindung und Fabrikation de» Dynamit» entstammte. Der Fall Dewar« bietet damit einen neuen Bewei« für di« unrühmliche Tatsache, daß die Erfinder eines zu verlässigen Ierstörungsmittcls ungleich Aussicht l)aben' reich zu werden, als die Erfinder eines dem Aufbau und der allgemeinen Wohlfahrt dienenden Mittels. Ter Kieler Intcndantenposten. Aue Berlin wird uns gedrahtet: Wie wir hören, ist Hans Brock mann, Mitglied des Deutsck)en Theaters, von der Thcaterkommission und dem Magistrat der Stadt Kiel zum Intendanten der Vereinigten städtischen Bühnen gewählt worden. Vor kurzem ist die Er nennung Waldemar Stegemanns gemeldet worden. Diese Nachricht beruhte auf Wahrheit, da in der zunächst entscheidenden Sitzung das Los auf Stegemnnn gefallen war. Die Kieler Theater- kommisfion hat sich jedoch bereits mit Stimmen mehrheit für Brockn-ann erklärt. Deshalb lehnte Stegemann d>n Ruf ab. Sine Schatzsucher-Expedition nach der Lusttavia. Die Gold- und Silberbarren im Werte von 15 Mil lionen Dollar, die sich an Bord der versenkten Lusi- tania befanden, haben den Wunsch rege gemacht, diese Schätze sowie manche anderen Kostbarkeiten, die unter der Ladung waren, zu heben. Nach vielen Dorberei- tungen ist nunmehr eine Expedition von Dover aus- gefahren, um die Bergungsarbeiten an der Südküste von Irland, wo die Lusitania auf dem Meeresgrund ruht, vorzunehmen. Der Leiter ist ein bekannter Fachmann Graf Canardi Landi, und das Bergung»- schiff ist eine Schaluppe der britischen Admiralität, die zu dem größten und besten Bergungsdampfer. in der Welt ausgebaut worden ist. Da die Küste von Old Krnsale, wo die Arbeiten stattfinden, sehr zerklüftet ist und die Verhältnisse sehr schwierig liegen, so wird das Gelingen zum großen Teil von günstiger Witte rung abhängen. Es werden verschiedene ganz neu- artige elektrische Maschinen bei der Arbeit unter Wasser verwendet werden. Eine Geschichte d«r Träume. Ein geschichtliches Werk, das in großer Reichhaltigkeit alles sammelt, was man in den verschiedensten Zeitaltern über Träume gedacht hat, bietet der Engländer A. I. Ra t» cliffin seiner „Geschichte der Träume". In unserer Zeit, wo man den Träumen eine so hohe psyche logische Bedeutung beilegt und durch diese Pforte in da« Reich des Unbewußten einzudringen sucht, ist es sehr interessant, zu sehen, wie lebhaft der Traum stets den Menschen beschäftigt hat.
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