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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230711
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-11
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Tilleflen auf seinen Schwager in Zwickau aufmerk sam gemacht, der «inen Wagen besitze. Damit ist die Beweisaufnahme geschlossen. Oas Urteil Nach einstündiger Beratung fällte das Gericht nachstehenden Spruch: Lillessen wegen versuchter Gesänge- nenbesreiung einMonatGesLngnIS. WegeIin an Stelle einer verwirkten GesSngniSstrase von zwei Wochen 300 000 Mark Geldstrafe. Kreb- und Tessner werden unter Ilebernahrne der anteiligen Kosten aus die Staatskasse sreigesprochen. * Karten für den Ehrhardt-Prozeß. Eintritts- karten für den am 23. Juli früh 9 Uhr beginnenden Ehrhardt-Prozeß können ab 16. dieses Monats beim Pförtner des Reichsgerichts behoben werden. Tabaksteuerhinterziehungrn in Frankfurt a. M. Die eingesessenen Frankfurter Zigarettensirmen hat- ten eine Schutzstelle zur Bekämpfung der Steuer hinterziehungen gebildet, deren sich eine große Anzahl von kleinen Zigarettenfabriken haben zuschulden kommen lasten. Sie arbeiten Hand in Hand mit der Handleskammer und dem Finanzamt. Es hat sich nun herausgestellt, daß die Steuerhinterziehungen dieser kleinen Zigarettenfabriken in den letzten Mo naten ost bis zu 40 und 60 Prozent der Steuer be trugen. Der Staat wurde dadurch täglich um viele Millionen geschädigt. Man ist auf diese Dinge durch die Grenzzollbehörden aufmerksam geworden, denen es auffiel, daß viele Lastautos mit Zigaretten nach dem besetzten Gebiet gingen, und zwar entdeckte man nachträglich, daß es sich dabei um Ware handelte, die bedeutend geringere Wertungsbanderolen trug als dem tatsächlichen Werte entsprach. Plötzliche Haus suchungen und Bücherrevisionen haben den Verdacht bestätigt. Schwere Auto-UufSlle bei Wien. In der Nähe von Baden bei Wien ereigneten sich auf der großen Automobilstraße nach dem Semmering zwei schwere Unglücksfälle, bei denen es zwei Tote und drei Verletzte gab. Beim ersten Unglück wurde ein Rad- fahrer von einem Automobil niedergestoßen und ge tötet, während der Chauffeur nur geringe Ver letzungen erlitt. Da» andere Auto fuhr gegen einen Meilenstein und überschlug sich, so daß sämtliche Insassen aus dem Wagen geschleudert wurden. Der Chauffeur wurde getötet, die anderen Insassen wurden schwer verletzt. * Sin Kinderheim für den Mittelstand. Fünf- zehn Minuten von Schwelm (Westfalen) entfernt, 70 Meter über der Stadt und 350 Meter über N. N. erhebt sich das vom Dolksheilstättenverein Schwelm Zell «laubs ss sstrt, e cksü liio sog. sell) »Nötigen VVssckmittel ckis IVLscke renniirden, ckssdeüb reinige icb nur noci» mit cksm »»usrrtokkreien Lviksopulvsr LolrnselröniZ. Sodvsrr, braun, gsid unci voiü. im Jahre 1913 erbaute stattliche Kinderheim „Harr- Eck". Dieses Haus ist jetzt von den Ferienheimen für Hande! und Industrie (Deutsche Gesellschaft für Kauimanns-Erholungsheime), Wiesbaden, erworben worden, die sich entschlossen haben, e» als Erholungs heim für die Kinder des Mittelstandes weiter- zuführen. Die Neueröffnung wird Anfang August erfolgen. Aufnahmeberechtigt sind erholungs bedürftige — nicht aber kranke — Kinder von Mit- gliedern der Gesellschaft oder Beamten der ihr an- aeschlostcnen Firmen, soweit sie im schulpflichtigen Älter stehen. Der Tod in der Luit. In England sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach einer amt lichen Zusammenstellung des englischen Luftfahrts- Ministeriums 90 Flugzeugabstürze mit 106 Toten und 69 Verwundeten zu verzeichnen. Urteil im dänischen Sank-Prozeß Kopenhagen, 10. Juli. Im Strafprozeß wegen des Zusammenbruchs der dänischen Landmannsbank wurde heute das Urteil gefällt. Drei Angeklagte wur- den zu geringfügigen Geldbußen verurteilt, und zwar die Direktoren Riis und Hansen zu je 2000 Kronen, Direktor Frits zu 500 Kronen und Direktor Prior zu 300 Kronen. Alle anderen Angeklagten wurden frei- gesprochen. Da» Urteil erweckt in der Bevölkerung lebhaften Widerspruch und wird als eine Kränkung des öffentlichen Rechtsbewußtseins empfunden. Vor aussichtlich wird der Staatsankläger gegen dieses Urteil beim Obersten Gerichtshof Revision einlegrn. Wohnungsvermietung während der Leipziger Messe Das Vermietungsgeschäft für die diesjährige Herbstmesse beginnt heute Mittwoch, und zwar zum ersten Male, nicht wie bisher im Meßamt, sondern in den Räumen de» Verkehrs-Drreins am Naschmarkt (neben dem Burgkeller). Die schwierige Frage der Festsetzung des Miet preises zur diesjährigen Messe wurde vom Leipziger Hausfrauenverein, vom Verkehrs-Verein und dem Wohnungsausschuß des Meßamts in mehreren Sitzungen ausführlich beraten. Man kam zu der Ueberzeugung, daß die während der letzten Messen erprobte Einteilung aller Zimmer in vier Stufen beibehalten werden sollte, deren Vermietpreis endgültig naturgemäß erst kurz vor der Messe — wie im Frühjahr — festgestellt werden kann. Um aber den Vermieterinnnen von Meß wohnungen jetzt schon eine Möglichkeit zu geben, den Mietpreis richtig zu beurteilen, wurde eine Staf felung festgelegt, der ein Durchschnitts- friedenspreis zugrunde gelegt ist. Die Er- rcchnung des endgültigen Mietpreises erfolgt sodann auf Grund der Leip ziger Lebenshaltungs-Teuerungs- zahl. Welche Zahlen sich auf diese Weise ergeben, zeigt folgende» Beispiel. Die Meß miete würde in der ersten Iuliwoche in den vier Preisstufen be tragen: 12 000 Mark, 24 000 Mark, 36 000 Mark, 48 000 Mark. Durch Verquickung der Leipziger Teuerungszahl mit der Friedenomiete wird einerseits den gerechten Ansprüchen der Leipziger Hausfrauen vollauf Ge- nüge getan, während anderseits die von auswärts oft böswillig verbreitete Ansicht, die Leipziger Miet preise entsprächen nicht den Leipziger Lebensverhält- nisscn, ein für allemal widerlegt wird. Die Preis- regelung ist zweifellos ein sehr glücklicher Entschluß der beteiligten Interessenten, und es ist zu erwarten, daß die Anmeldungen von Meßwohnungen dem gemäß ohne jeden Verzug vor sich gehen werden. Es sei darauf hingewiesen, daß erfahrungsaemäß um die Mittagszeit und gegen Abend ein starker Andrang herrscht, weswegen es sich empfiehlt, schon im Vormittag bzw. in den ersten Nachmittags stunden zur Anmeldung zu kommen; auch ist der Andrang Anfang der Woche gewöhnlich stärker. Die Geschäftsstunden des Wohnungsnachweises sind von ^8—7 Uhr ununterbrochen. Zport unck turnen 13. Deutsches Turnfest llr. München, 9. Juli. Der heutige Montag brachte am Nachmittag turnerische Vorführungen der weiblichen höheren Lehranstalten und der oberen Klassen der Münchener Volksschulen. Die Jugend turnte eine schwieriar folge von Freiübungen. Sorgsam ausgewählt, anden sie sowohl auf optischem wie auch auf akustt- chen Befehl musterhafte Darstellung. Die Zuschauer waren von dieser überwältigenden Massenarbeit ge packt. Speziell ein entzückend durchgeführter Reinen wurde stürmisch applaudiert. Nach Schluß der Ver anstaltung zogen die Knaben und Mädchen unter Absingung des Liedes „Ich hab' mich ergeben" im Stechschritt und, vor den Tribünen paradierend, unter dem tosenden Jubel der gewaltigen Zuschauer menge ab. Abend» fand in der Festhalle ein Variete- Abend, ausgeführt vom Turn- und Sport verein München 1860, statt, der hochinter essante Einzelleistungen bot. Gesänge wechselten mit Freiübungen, plastischen Stellungen, Reifenrollen, exzentrischen Darstellungen usw. ab. Auserlesene Musikvorträge umrahmten den schön verlaufenen Abend. Turn- und Sportfach-Kusstellung in München Im Rahmen des 13. Deutschen Turnfestes in München wurde am Montag nachmittag die Turn- und Sportfach-Ausstellung eröffnet. Der erste Bürgermeister Schmidt hielt dabei eine Rede, in der er auf den Zweck der Ausstellung und des ganzen 13. Turnfestes überhaupt hinwie». Körperliche Er- tüchtigung, vor allem unserer Jugend, sei eine n a - tionale Notwendigkeit. Die Ausstellung, die von 120 Firmen aus dem ganzen Reiche beschickt ist, führt das Beste vor, was Industrie und Gewerbe in der Konstruktion von Turn- und Sportgeräten zu leisten vermögen. Sie ist um so höher einzuschätzen, als durch sie zum Aus druck kommt, was ohne das Ausland in der Heimat hero/stellt werden kann. prenzel in Leipzig Am kommenden Sonntag finden auf dem Leip ziger Sportplatz (Radrennbahn) vom Kampf-Verlag veranstaltete Boxkämpfe statt, die folgende Paarung aufweisen: Kurt Prenzel — Erich Milenz Morgens-Chemnitz — Schmidt-Bremen Hörügel-Leipzig — Eckert-Bremen Richter-Dresden — Hemauer-München. Mit welcher Spannung man in Sportskreisen dem Abschneiden des deutschen Meisters Prenzel gegen den erstklassigen Mittelgewichtler Milanz ent- aegensieht, beweisen die Kartenvorbestellungen von über 150 Interessenten aus Berlin und Hamburg. Da von Prenzel» Leipziger Kampf in der Reicks hauptstadt noch wenig bekannt ist, dürfte sich die Zahl wohl noch wesentlich erhöhen. Milenz ist neben Adolf Wiegert der schärfste Gegner Prenrels und man ^ibt in Fachkreisen Milenz dieselben Chancen wie Wiegert, der in seinem letzten Kampfe mit Pren zel dem Meister fast um ein Haar die Siegespalme entrissen hätte. In unserer Filiale Brühl findet der Vorverkauf für diese bedeutende Veranstaltung statt. Lewanow schwer gestürzt Berlin, 10. Juli. (E i g. T e l.) Nach einer Draht meldung, die gestern bei Lewanows Manager Rettig eintraf ist Lewanow bei den Rennen auf der Dahn im Haag schwer gestürzt. Ueber die Verletzungen, die Lewanow erlitten hat, waren die verschiedensten Gerüchte verbreitet. Nack einer Version sollte nur ein Schlüsselbeinbruch, nach einer anderen ein doppel ter Schädelbruch vorliegen, ja sogar vom Tod de» Verletzten wurde gesprochen. Da drahtliche Störun- gen im Verkehr mit dem Westen Vorlagen, war eine sofortige Gewißheit über den Zustand des Verletzten nicht zu erlangen. Heute uns zugehenbe Nachrichten lassen er freulicherweise den Unglücksfall in milde- rem Lichte erscheinen. Danach ist Lewanow im Rennen mit dem Holländer Storm zu sammengestoßen und dadurch zu Fall gekommen. Lewanow überschlug sich mehrere Male und mußte von der Bahn getragen und nach dem Krankenhaus gebracht werden. Der Fall sah recht schlimm aus, doch sind die Verletzungen Lewanows erfreulicher weise weniger schwer als e» anfangs schien. Nach einer Auskunft des Krankenhauses besteht keine Lebensgefahr. Man darf sonach hoffen, daß der allgemein beliebte Fahrer wieder hergestellt werden wird. Kaufmann Gran- Prix-Zieger Der schweizerische Meisterfahrer Ernst Kauf- mann feierte am Sonntag den größten Sieg seines Lebens, indem er auf der Pariser Prinzenpark bahn den Großen Preis von Pari», von jeher das bedeutendste und höchstdotiertc Flieger rennen der Welt, gewann. Der Große Preis für Amateure fiel an den Franzosen Cugnot. Internationales Schachturnier in Mahrisch-Gstrau Die Hängepartie Dr. Lasker —Pogol- jubow, die am Sonnabend zu Ende gespielt werden sollte, wurde von Bogoljubow ohne weiteren Kampf aufgegeben. Die Partie Spiel mann—Walter wurde von Spielmann in sehr feiner Weise zum Siege geführt. In der 6. Runde gewann Euwe gegen Salesniew, Reti gegen Walter, die Partie Dr. Lasttr — Spielmann endete remis, Rubinstein gewann gegen Pokorny, die Partie Wolf—Bogoljubow wurde in besserer Stellung für Wolf unterbrochen. Dr. Tartakower gewann gegen Hromadka, die Partie Grünfeld—Tarrasch endete remis. Stand nach der 6. Runde: Reti 5)4, Dr. Lasker 4)4, Spielmann, Tartakower 4, Rubinstein, Sales niew, Grünfeld 3)4, Bogoljubow 2)4 (1), Tarrasch2, Wolf 1)4 (1), Hromadka 1)4, Pokorny 1, Walter 1 Punkt. Unsere Voraussagen Hoppegar,en. 1. R.: Cicero u —Morgane —Fuchs- masor. 2. R.: Dtall Weinberg —Roslva — Fonlansora. 3. R.: Graf Ferry — Etgitbert — Hcunpeiinanu. 4. R.: (Famulus) — Alamund — Mellarosa. S. R.: Denkstein — Kardinal — Ananas. 6. R.: Lcniulus — Ordensjäger — (FamuluS). 7. R.: Otavi—Maifrivdorf—Jser. Le Tremblay. 1. R.: The Pilgrim—Le Cbe.ili- Morena. 2. R.: Hector II —Abgar —Yucca. 3. N: Oribu—Litz-Astern. 4. R.: Hamac—Jncroyabie -Lonme. S. R.: Bellac—Metro—Santa Cruz. 6. R.: Peregrinar»— La Lesse—Flag. Natürliche volle Dörmen und jugendfrtsches Aussehen sind der Wunsch vieler grauen. Wir raten Ihnen, 30 Gramm echte Avora- Kerne zu kaufen, die erprobte, völlig unschädliche Stoffe von ansatzfördernder Wirkung enthalten. Davon nehmen Sie 3mal täglich 2—4 Stück. Sicher erhältlich: König Salomo-Apotheke, Grimmaische Straße 17; Engel-Apotheke, Markt 12. Verantwortlich fiir den redaMonellen Teil: Chefredak- teur L. Wölbstein; für Anzeigen: Oswald Müller, beide in Leipzig. — Berliner Dienst: Berlin, Koch strabe 22. Fernsprecher 3600-3663. Dresdner Dienst: Heinrich Zerkauten, Dresden Gabelsbergerstrabe 21. Fernsprecher 34 7S3. — Druck und Verlag: Leipziger verlagSdruckerei, G. m. b. H.. Leipzig, JohanniSgassr ß. Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurück- gesandt. Die vorliegende Ausgabe umfaß! 12 Seiten Mml klMlI?r«I klMki klMtzl klMli plMli?IMSl Primi krmsl DWWWWWWWWM Tyeatersommer in Dresden Dresden, Anfang Juli. Die Staatsoper ist zurzeit mit ihren ersten Leuten und Dekorationen in Zurick, wo man einer valutastarken Schweiz das künstlerische Ereignis der verflossenen Spielzeit glanzvoll unter Generalmusik direktor Fritz Busil» eigener Leitung zeigt, näm lich des Russen Mussoraskis genialen „Boris Go- dnnow"; seit der Uraufführung des „Rosenkavalicrs" und von Kluck die künstlerische Tat Dresdens, wie man sagt. Im übrigen versuchte man in den letzten Wochen mit zahllosen vergeblichen Gastspielen die Lücke der vier scheidenden ersten Tenöre neu zu be setzen und entfaltete in einer Neuinszenierung der „Aida" unter Kutzschbachs Leitung unerhörten Prunk. Darüber hinaus aber gab es künstlerisch eine so dramatische Steigerung der Handlung hierbei, daß man die „Oper" vergaß und vom Menschlichen ge packt war. Bei einem Verdi wahrlich kein geringes Lob. Plaschke, Hirzel und vor allem die Tervani mußten unzählige Male vor den Vor hang. Da» Staatliche Schauspielhaus spielt jetzt durch, um den sommerlichen Gästen der sächsischen Hauptstadt wenigstens einen kleinen Er satz zu bieten. Denn außer gutem Niveau nimmt man hier keinen anderen Eindruck mit. Ausgenom men vielleicht Georg Kiesaus Inszenierung der „Maria Stuart', markant im Bildmäßigen, streng und edel wie eine Kopie au» der benachbarten Staatsgalerie. Dafür hielt die letzten vierzehn Tage Hermine Körner mit ihrer Kunst und einem allzu viel seitigen Repertoire das Interesse um so mehr ge weckt. Sie kommt alljährlich hierher in das Neu- städter Schauspielhau», dem Ausgangs- punkt ihres Ruhme». Kommt hierher zu vielen alten Freunden ihrer immer noch großen Kunst, um sich von den Mühen ihrer Münchner Direktionstätiokeit zu erholen. Um ihr Können wieder spielen zu lassen, e» wieder zu erproben, wie ein Meister sein geliebte» Instrument. Und spielt alle Kadenzen und über nimmt sich dann auch Wohl etwa» km Rausch der wieder entfachten Spiellust. In Grillparzer» „Medea' ist die Körner ein Repräsentant deutscher Schau spielkunst, in Strindbergs „Königin Christine' das seelische Pastcllbild eines Weibes, das nicht weiß, wie ganz anders man mit Zepter als mit Puppen zu spielen hat. Das war eitle und große Kunst und Gemachtes wurde gedeckt vom Gekonnten, vom Erlebten. Aber dann schlug Hermine Körner einen Salto mortale und bewies mit dem Operettenschau spiel „Die Zarin' und mit Schnitzler» zerbrechlich durchsichtigem „Anatol', daß Gemachtes noch lange nicht gedeckt wird vom Gewollten. (Denn die Medea-Körner hat schon ein Herz, auch wenn die Mizzi-Körner es scheinbar in der Schmirttdose liegen ließ.) Und das war peinlich für die Freunde ihrer dramatischen Kunst und der Anlaß zu gesteigertem Beifall für die bedingungslos Bewundernden. Ihre Hande Was fällt einem Mann zuerst auf, wenn er eine Frau zum erstenmal sieht? Diese Frage hat ein eng lisches Blatt an die Herrenwelt gestellt. Bon zwölf Einsendern erklärte einer: „Ihre Knö chel', ein anderer: „Ihre Augen', ein dritter: „Ihre Kleider'. Neun aber sagten übereinstimmend: „Ihrr Hände'. Man sieht daraus, wie wichtig die Hänll einer Frau für den Eindruck sind, den sie auf de: Mann macht, und das wurde auch in den Antworte erläutert. „Ich verliebte mich in die Hände meine Frau, bevor ich noch ihr Gesicht gesehen hatte', kn kannte einer. „Sie spielte Klavier, und die Art, w ihre zarten Finger über die Tasten glitten, fessel mich magisch. Ich fühlte, daß eine Frau mit solche Händen alle» könnte, und ich hatte recht.' „D: Hände einer Frau bieten den stärksten Ausdruck ihre Persönlichkeit,' sagte ein anderer. „Eine Frau mi fetten, formlosen Händen mißfällt mir sofort, und ge wöhnlich ist sie dumm und faul. Aber ebensoweni gefällt mir da» Mädchen mit den „lilienweißen" Händen. Sie ist ein Luxusgeschöpf, nur imstande, an ihren Ringen zu drehen und Pralines aus einem Kästchen zu naschen." „Ich liebe die Frau,' sagte »in dritter, „deren Hände mir sagen, daß sie kochen und nähen kann, mit dem Tennisschläger gut umzu gehen weiß und ebensogut Klavier spielen kann, daß sie imstande ist, di« Feder zu führen und Blumen zu pflücken. Die fchönste aller Frauenhünde ist die, die kräftig ist und doch weich genug, um von einer schmer zenden Stirn die Sorge zu vertreiben, zart genug, um sie zu küssen." Kraft und Zartheit also soll in den Händen der Frau ausgedrückt sein, und eine gut- aepflegte Hand, die nicht eine übertriebene Maniküre hat, wird als Zeichen eines gepflegten Geistes auf gefaßt. Musik Leitung: UniverstkLtSmustkdir. Prof. Friedr.Brandes Abschlednehmen in de« Oper. In Lortzings „Waffenschmied" ging cs überaus frisch und fröhlich auf der Bühne zu. Im Mittelpunkte der vergnüglichen Aufführung standen Herrn Müllers treuherziger „Waffenschmied" und „Der Ritter aus Schwabenland', den der in bestem Andenken ge bliebene Herr Marion (als Aushilfe) mit ergötz lichstem Humor belebte. Auch Frau Nickel- Schläger hatte als Irmentraut die Lacher auf ihrer Seite. Sie spielte diese alte Jungfer zum letzten Male, in dieser Aufführung Abschied nehmend von mserem Theater, dem sie eine Mandel Jahre treu edient hat. Dafür gebührt ihr Dank. Für ihre oben aber, die sie vorwiegend auf dem Gebiete der mischen Alten reichlich und in guter Qualität ge endet hat, aufrichtige Anerkennung. Herrn Bockel- anns Graf Liebenau ist eine neue Probe eines ürnts, da» sich erfreulich entwickelt. — Weiterhin hm in Verdi» „Maskenball' Herr Weltner bschied von den Leipzigern. Etwa ein Jahr lang t er hier mit wechselndem Glücke tätig gewesen, timmlich für unser Hau» nicht ausreichend, hat er ihmenswertes Streben gezeigt und in einigen lollen, besonders al» Rigoletto, schöne Erfolge gr abt. Die Qualität seine« Gesanges dürfte in klei- irren Häusern, wo er nicht zu forcieren braucht, «nehmen. Schauspielerisch« Anlagen kommen ihm lekr zu statten, wie auch sein Renato diese» Abends wieder bewies. Der Beifall begann schon sehr stark nach seiner großen Szene tm zweiten Akte, um am Schlüsse der Vorstellung, nach der üblichen An sprache und sogar nach dem Fallen de» Eisernen in Begleitung von außergewöhnlich vielen Blumen ¬ spenden riesig anzuschwellen. Um die Aufführung machten sich neben den einheimischen Kräften die aushelfenden Damen Küster (Wahrsagerin Ulrike) und Zuska (Amelia) verdient. 8. Göttinger Händel-Festspiele. Es ist das vierte Mal, daß die Stadt Göttingen Händel-Festspiele veranstaltet. Hatten manche anläßlich der ersten Göttinger Händel-Festspiele befürchtet, daß diese Festspiele bald im Sande verlaufen würden, da unsere materialistische Zeit für die nach innen ge- kehrt«, schlichte Händel-Oper nichts übrig habe, so sehen sie sich jetzt angenehm enttäuscht. Der dies- jährige Zyklus umfaßt drei Händelopern. Er muß hintereinander viermal veranstaltet werden; Venn die Gäste aus allen Teilen des Deutschen Reiches und aus dem Ausland« sind so zahlreich gekommen, daß kaum 12 volle Häuser genügen, um allen Ein laß zu gewähren. Die Leitung lag wieder in den Händen von Dr. Oskar Hagen, dem diese Handel- Renaissance zu verdanken ist. Er ist der Vater der Idee, er hat di« Händelopern redigiert und sie dem Zeitgeschmack angepaßt, er hat die Organisation für die Händel-Festspiele in die Wege geleitet. Man gab dieses Jahr, in der Reihenfolge der Entstehung, Vie Opern „Otto und Theophano' „Iu- lius Cäsar" und „Rodolinde". Di« Auf- führungen verbessern sich zusehends. Man sieht, wie die Künstler mehr und mehr in den Stil und in das Wollen Händels eindringen. Als Chor leiter leistete Universitätsmusikdirektor K. Hoarebe vortrefflich« Arbeit. Die von Professor Paul Thiersch-Halle entworfenen Bühnenbilder sind rein expressionistisch, zeigen aber deutlich, daß zwischen der Musik Händel» und dem Expressionismus seyr wohl eine Brücke geschlagen werden kann. Neu sind die ringefügten Tänze unter der Leitung von Harald Kreuzberg-Hannover und den Damen der Wigmannschule. Man ist auf dem Wege, auch tm Tanz dem Stil der Händeloper nahezukommen. Daß die Festspiel« an Beliebtheit -unehmen, sah man nicht nur an dem erstaunlich großen Zustrom von cmswärt», sondern auch an der Begeisterung, mit der die Festvorsttllungen ausgenommen wurden. Und daß zahlreiche Opernbühnen die Werke Handel» in ihrem Spielplan aufnehmen, darf auch auf das Konto der Händel-Festspiel« in Göttingen gesetzt werden. Rr»
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