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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230708
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230708
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-08
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Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Oeuffche Kaufleute als Auswanderer Schon in Friedenszeiten stand Deutschland mit , tzt hat sie eine Höhe erreicht,"die Besorgnis nß, da die meisten der Auswandernden in '''' . Man hört sprechen, daß beispielsweise in Sud- für den Eisenbahndau oder die Landwirt- werden. Werden diese ' 's immer worden, französischen deutsche Arbeiter für gewinnen wollen. Als wurden der Zahl seiner Auswanderungslustigen an erster Stelle. Jetzt hat sie eine Höhe erreicht, die Besorgnis erregen m»5, -- " 71 " der Fremde bitter enttäuscht werden, oft davon amertkaf schäft Arbeiter gesucht Meldungen nachgeprüft, ergibt sich fast ihre völlige Haltlosigkeit. Es ist festgestellt daß die Locknachrichten oft von frai Bureau» stammen, die die Fremdenlegion Ausgangspunkt derartiger Meldungen Frankfurt a. M., Mainz, Köln issw. ermittelt, also Städte, di« den französischen Werbern al» Auf enthaltsort dienen. Bemerkenswert ist, daß gerade in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten versucht wird, bewährte Facharbeiter au» gewissen Spezial industrien für da» Ausland zu gewinnen. So inter essieren sich beispielsweise spanische Firmen für die Leivziger Rauchwarenindustrie und machen große Anstrengungen, leitende Kräfte aus den Leipziger Häusern hinüberzuziehen. Durch die Abwanderung gut eingearbeiteter Fachleute erleidet naturgemäß dir heimische Industrie starke Verluste. Für kaufmännische Angestellte, die vor dem Kriege in vielen Ländern der Welt die besten Aussichten auf Anstellung hatten, bestehen gegenwärtig recht geringe Möglichkeiten. Abgesehen davon, daß da» Angebot an Arbeitskräften den tatsächlichen Bedarf um ein vielfache» übersteigt, berücksichtigen die ausländischen Handelsfirmen vorzugsweise Angestellte der ihnen nahestehenden deutschen Hauser. Dor einer Aus wanderung aus -gut Glück' muß dringend gewarnt werden. Ls können oft Monate vergehen, ek« sich in der Fremde eine Beschäftigungsmöglichkeit bietet. Um einmal anzudeuten, wie die Aussichten kaufmännischer Angestellter im Auslande sind, sei erwähnt, daß in Argentinien z. B. deshalb geringe Anstellungsmöglichkelten bestehen, da im Lande selbst ein großes Angebot an tüchtigen Kräften vorhanden ist. Die deutschen Firmen in Argentinien stellen mit Vorlieb« die drüben geborenen Söhne deutscher Eltern als Lehrlinge ein, um sie sich heran- zubilden. Für den unmittelbaren Verkehr mit der Kundschaft und den Behörden werden heimische Kräfte angestellt, di« durch deutsche nur schwer erseht werden können. Beherrschung der spanischen Sprache und Kenntnisse im Englischen und Italienischen sind Vorbedingung. In Brasilien hingegen sind die Ansichten für selbständige Kaufleute, die genügend Kapital mitbringen, günstig, besonders dann, wenn sie gute Handelsbeziehungen mit Deutsch land haben. Die Aussichten für Angestellte aber sind ungünstig, da sich schon seit mehreren Jahren ein Ueberfluß an Angeboten bemerkbar macht. Zudem ist heute noch die Wirkung der sogenannten »Schwär- zen Listen' fühlbar. Dem auswanderungslustigen deutschen Kaufmann kann also nicht dringend genug empfohlen werden, sich keinen allzu großen Hoffnun gen hinzugeben. Vorsicht ist bei allen Angeboten am Platze; nicht allein, um Betrügereien aus dem Wege zu gehen, sondern auch, um im Falle einer An stellung «in gute» Auskommen stcherzustellen. Was die Kosten für die Ueb erfahrt an belangt, so kann ja ein jeder sich ausmalen, welch enormer Betrag dazu notwendig ist. Die Fahr- karten, die Paßgebühren usw. müssen in ausländischer Währung bezahlt werden. So kostet die Ueberfayrt nach Nordamerika 145 Dollar (das sind mehr als 28 Millionen Mark!), nach Mexiko 25 englische Pfund, nach Ostasien (Schanghai) 75 englische Pfund und nach Südafrika (Kapstadt) 25 englische Pfund. Die Annahme, die Anstellungsfirma zahle ohne weiteres alle diese Kosten, trifft nur in ganz seltenen Fällen zu. Immerhin soll der Auswanderer versuchen, die Bezahluiw der Uebrrsahrt oder wenigsten» der Teil spesen ersetzt zu erhalten. Au» alledem aeyt hervor, wie unumgänglich not wendig für den Answanderer genaue Informationen über di« fremden Verhältnisse sind. Das Reichswanderungsamt in Berlin — in Leipzig befindet sich eine Zweigstelle — sieht seine Aufgabe darin, den Auswanderer auf gute Beschäftigungs möglichkeiten in fremden Ländern hinzuweiscn, ihn über politische und wirtschaftliche Fragen zu in- formieren und im übrigen die Interessen der Aus wanderer wahrzunehmen. So verfolgt es, Hand in Hand mit Kriminalbehörden, Betrügereien, die gerade im Auswanderungswesen in hohem Maße zutage treten. Alle mit Auswanderern geschlossenen Anstellungsverträge werden nachgeprüft; wissenschaft lich Gebildete, die auszuwandern beabsichtigen, werden nach Möglichkeit in besonders geeigneten Posten untergebracht. Das Bestreben, die Auswanderungslustigcn über die Verhältnisse bestimmter Länder auszuklären, wird durch die in Leipzig vorhandenen Bücher- und Bildersammlungen wesentlich gefördert. Diese Lamm- lungen entstammen der Sondcrausstellung Bugra „Deutsche Geisteskultur und Deutschtum im Ausland" und gingen an das Institut für Auslandkunde und Auslandoeutschtum zu Leipzig, das dem Auswandc- rungsamt untersteht, über. Private Etiftnngcn er möglichten einen weiteren Ausbau der Sammlungen. Eie bieten heute eine vollkommene Zusammenstellung hochwichtigen Materials, das eine treffliche Ver anschaulichung der Bedeutung geistiger, politischer und wirtschaftlicher Werte deutscher Auslandsarbeir gibt und zugleich ein wertvolles Studienmaterial liefert. V/. Li. Lin Verband der Verdrängten. In Marburg an der Lahn findet ein Kongreß von Vertretern der durch die Okkupationsmächte aus der Heimat ver triebenen Rheinländer und Westfalen statt, mit dem Zweck, einen gentralverband der Verdrängten zu gründen. Die Flüchtlinge wollen sich im ganzen Reich zu Interessenvertretungen zusammenschlicßen. So soll auch in Berlin im Laufe der nächsten Woche eine Vereinigung gegründet werden. Eine tatkräftige Mutter. Kürzlich gab cs auf dem Stephansplatz in Wien große Aufregung. Die Iuweliersgattin Rosa Schwarz geriet vor ihrem Geschäftslokal mit ihrer Kindcrpslegerin, der neun zehnjährigen Luise Kubicek, in «inen Streit, in dessen Verlauf die Frau das Kinderfräulein mir Fäusten und Füßen mißhandelte, so daß es bewußt los liegen blieb und von der Rettungsgelellschaft in die Wohnung seiner Eltern gebracht werden mußte. Veranlaßt wurde die Attacke dadurch, daß eine fremde Frau der Iuweliersgattin erzählt hatte, die Pflegerin habe das Kind mißhandelt. Das Vor gehen der Frau Schwarz rief bei den Passanten, die sich immer zahlreicher vor dem Geschäftslokal zu sammeln begannen, große Erregung hervor, und schließlich konnte sich Frau Schwarz nur durch Herablassen des Rollbalkens im Geschäftslokal vor tätlichen Angriffen schützen. Während de« Streiter war der Kinderwagen mit dem II Monate alten Kinde umgeworfen worden, ohne daß das Kind ver- letzt worden wäre. Erst nach einer Stunde konnte die aufgeregte Menge von der Wache zerstreut wer' den. Die Amtshandlung wurde eingelcitet. Die Geliebte erschossen. In Nehbruch (Neu- mark) erschoß der Besitzerssohn Nims ans Franzthai seine Geliebte, die Tochter des Besitzers Zucknick. Aus Verzweiflung über den Tod seiner Schwester ließ sich der Sohn des Besitzers bei Franzthal von einem V-Zug überfahren. Das Liebesdrama ist aus die Gegnerschaft der Familie Zucknick gegen das Liebes- Verhältnis zurllckzufiihrcn. Schlangenfütterung Die Riesenschlangen sind doch recht harmlose Tiere. Und eine Schlangenflltterung ist nicht mehr und nicht weniger aufregend, al« die Teilnahme an der Borstandssitzung eine» Hausväterverein». Da wird ein kleines schokoladenbraunes Kanin- ch cn in den Käfig gesetzt. Drollig und dumm hüpft cs herum. Von der Natur mit einer gesegneten Portion Unverstand bedacht, führt es seine unge- lenken Kapriolen dicht vor der spielenden Gabel zunge der Riesenschlange aus. Bis die zufährt, ihr Opfer umschlingt und es erstickt. Noch zuckt da» Häslein in ein paar kraftlosen reflektorischen Be wegungen, dann aber fällt cs plump und steif aus der eisernen Umschlingung. Worauf die Python genießerhast die Beute umzüngelt und sie «in- speichelt. Präzis sorgfältig wie ein Feinschmecker sein Rumsteak mit Zitrone beträufelt. Das Riesen tier klappt seinen Rachen auf, und Ober- und Unter kiefer schieben sich abwechselnd langsam und ruckig über den Kaninchenbalg. Der Kopf und die Schulterknochen des Fricaflees machen dem Schläng- lein einige Schwierigkeiten. Die Hinterläufe jedoch sind ihm eitel Schlagsahne, bald ist das Langohr völlig im Magenschlauch seiner Feindin ver schwunden. Mahlzeit. In vierzig Minuten war die ganze Geschichte vorüber. Nichts von dem, was man sich von der unerhörten Grausamkeit der Schlangen hatte schau dernd erzählen lassen. Der furchtbare Basiliskenblick, mit dem die Riesenschlange, eins, zwei, drei, ihr arme» Opfer erstarren läßt — man lächelt, wenn man an die runden kuppLnklasaugen der Python denkt: Nicht die Schlange hypnotisiert das Kanin chen, sondern umgekehrt! Solange der Hase unbeweg- lich dasttzt, ist er vor dem Riesenwurm völlig sicher. Der kaum vermöge seiner merkwürdigen Augenkon stellation nur dann seine Beute mit Sicherheit er haschen, wenn sie in Bewegung ist. Auch fährt die Schlange mit dem Kaninchen nicht „Karussell', sie denkt gar nicht daran, es zu Hetzen und sich an seiner Todesangst zu weiden. Das Draungeschcckte hat ja keine blaße Ahnung, mit wem cs die Ehre seiner letzten Bekanntschaft hat. nUd die Schlange ist so lie benswürdig, ihre Maske bis zum letzten Augenblick nicht zu lüften. Ist cs doch schon vorgekommen, daß ein Kaninchen, auf der freßunlustigen Schlange sitzend, eingeschlafen ist. Ich wiederhole: Die Riesenschlangen sind harm lose Tiere. Gewiß, ihr Benehmen bei Tisch ist shocknig. Willard das Bild des „reichsten Mannes der Aber ist das so schlimm in einer Zeit, in der man auch im feinsten Hotel Leute mit dem Messer essen sicht? Auf jedem Fall verfährt die Riesenschlange mit ihrem Kaninchen säuberlicher und anständiger als manche Menschen mit ihren Mitbrüdern. Nur gut, daß derartige „Schlangensütterungen' n'cht auch vor geladenem Publikum stattfinden , Da- S. Tagebl. aufbewahreu! Altpapier, für das bisher kaum Pfennige gegeben wurden, ist heute Tausende Mark wert. Darum sollte jedermann Aeitungspapier aufbewahren und am Ende oes Monats verkaufen. So verbilligt sich der Abonne mentspreis unserer Zeitung um ein gute« Drittel.— Wkr verweisen unsere Leser auf das Inserat in der heutigen Ausgabe unseres Blattes, in dem die Leip ziger Rohproduktenhändler ankündigen, daß sie ge lesene Zeitungen unseres Verlag» zu höchsten Tagespreisen aufkaufen. Aenderung der Post-Gebühren. Der deutsche Ge- genwert de» Goldfranken bei der Gebührenerhebung im Auslands-Paket-, Zeitung»-, Telegramm- und Fernsprechverkehkr ist mit Wirkung vom S. Juli an auf 38 00V Mark festgesetzt worden. Diese» Umrech- nunqsverhältnis ist auch bei der Wertangabe auf Paketen und Briefen sowie auf Kästchen mit Wert angabe nach dem Ausland anzuwenden» Vie vame mit dem weißen Zacher Live Liebesgeschichte au- dem Chinesischen Von frnnr Im Verlag von Paul Stegemann (Hannover) hat Fran» Blei ein graziöses Bändchen orientalischer Liebesgeschicht- chen erscheinen lassen. Wir entnehmen den Nachdichtungen die folgende Probe Tschuang-Tsen aus dem Lande Sung war ein Ge lehrter, der die Weisheit so weit trieb, daß er allen vergänglichen Dingen entsagte; und da er als from mer Chinese nicht an die ewigen Dinge glaubte, so blieb ihm zur Zufriedenheit seiner Seele nichts sonst als das Bewußtsein, den gemeinen Irrungen der Menschen nachzugehen, die da tätig sind, um Reichtümer zu gewinnen oder leere Ehren. Aber es niuß diese Befrredigung eine sehr fiese gewesen sein, denn Tschuang-Tsen wurde nach seinem Ableben selig gepriesen und de« Neides würdig befunden. Nun hatte Tschuang-Tsen wahrend seiner irdischen Tage die Gewohnheit angenommen, träumerisch durch das Land zu wandeln. Als er eines Morgens so da hinschritt, fand er sich auf einmal mitten auf einem Friedhof, wo die Toten nach Landesbrauch unter einem kleinen Hügel au« Backsteinen ruhen. Während er nun durch die Gräberreihen wan delte, begegnete er plötzlich einer in Trauer geklei- deten jungen Dame. Sie saß an einem Grabe und bewegte ihren Fächer über der noch frischen Erde de» Hügels. Neugierig, was solche» bedeuten möge, grüßte Tschuang-Tsen die junge Dame höflich und sagte: „Erlaubt, junge Frau, die Frage, wer unter diesem Hügel ruht und weshalb Ihr Euch so viel Mühe gebt, die Erde de« Grabes zu fächeln? Ich bin ein Philosoph und suche die Gründe, und der Grund für Euer Tun entgeht mir.' Die junge Frau Härte zu fächeln nicht auf. Sie errötete, senkte da» Laupt und flüsterte einige», was der Weise nicht verstand. Tschuang-Tsen entfernte sich mit Bedauern. Die kleine Frau am Grabe erregte seine lebhafte Neu- gier. Er ging weiter, nicht ohne sich wiederholt um zusehen und immer den lebhaft bewegten Fächer zu gewahren, der wie ein Schmetterling tat. Da y>achte ihm eine alte Frau, di« er vvryer nicht ge sehen hatte, rin Zeichen, ihr zu folgen. Er trat zu St« Iuliu-turmrLuber «l» Schautensterektbrecher. Ein Iuliu»turmrauber wurde in der vergangenen Nacht bei einem Schau senstereinbruch ertappt, auf der Flucht angeschoffen und verhaftet. Sr wurde al« Polizeigefangener in di« Lharitä ringeliefert. Der Verhaftete wurde festgestellt al« ein früherer Kaufmann Heinrich Teschke au« der Berlichingen- straß«. Teschke war im Jahre ISIS an dem auflehen erregenden Raub im Iuliusturm beteiliat. Wie wir seinerzeit berichteten, hatten ein gewisser Kühn« und Genossen, darunter auch Teschke, die während der Kriegszeit in der Zitadelle in Spandau be schäftigt gewesen waren, sich Zutritt zu dem Julius- türm verschafft, wo 60 Millionen rumänisch, Lei auf bewahrt wuden, die sie unbemerkt sortschafften. Lin großer Teil der Beute wurde damal« bei Teschke ge funden. Er wurde verhaftet und verurteilt und be fand sich jetzt wieder nach feiner Strafverbüßung auf freiem Fuße. Vier Jahre Gefängnis für Röhn Im Köhn-Prozeß wurde Freitag de« Urteil ge sprochen. Die Beratung des Gerichtshöfe« hatte mehrere Stunden in Anspruch genommen. Dann verkündete der Vorsitzende, Landgerichtsdirekior Siegelt, folgendes Urteil: „Das Gericht hat sämtliche Angeklagten schuldig befunden. Der Angeklagte Köhn wird wegen fort gesetzten Betruges im Rückfälle, wegen gewerbs mäßigen Glücksspiel» und Konkursvergehen» unter Zubilligung mildernder Umstande zu einer Gesamt- strafe von vier Jahren Gefängnis, fünf Jahren Ehr- Verlust und 100 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Auf die Untersuchungshaft werden ein Jahr und zehn Monate der Strafe angerechnet. Die übrigen An geklagten sind der Beihilfe zum Betrüge und zum Glücksspiel schuldig. Da» Gericht hat ihnen aber eine Bewährungsfrist von drei Jahren zugebilltgt. Es werden verurteilt: der Angeklagte Keufen zu vier Monaten Gefängnis oder Zahlung einer Buße von drei Millionen Mark, Friedrich Bielas zu einem Jahr Gefängnis oder zehn Millionen Mark Buße, Funke zu sechs Monaten Gefängnis oder sechs Millionen Mark Buße. Köhn erklärte, daß er gegen das Urteil Re« Vision einlegen werde. Die gesiihrlich« Zugspitze. Auf der Zugspitze hat sich wieder ein tödlicher Unfall ereignet. Von einer dreiköpfigen Touristengruppe, die in der Nacht in der Höllenthalhütte rasteten und am Morgen weiter zum Gipfel wollte, stürzte der zuletzt Gehende, ein Berliner Echlossermeister, ab und erlag bald darauf seinen Verletzungen. Lustmord an einer Siebenjährige». Zn Potsdam wurde in der Nähe de« Observatorium« auf dem Brauhausberge in einer Erdhöhle die Leiche «ine« fürchterlich zugerichteten stebenjähriaen Mädchens, der kleinen Gertrud Brandis, geftrn- den. Das Kind war seit zwei Togen nicht zu seinen Eltern zurückgekehrt, und die Ermittlungen der Polizei führten zur Verhaftung des Täter« in der Person de« 36 Jahre alten, in Potsdam ansässigen Kutscher« Wilhelm Mesenberg. E» stellte sich heraus, daß Mesenberg, der geständig ist, da» auf der Straße spielende Mädchen nach dem Brau- Hausberg gelockt, es dort vergewaltigt und getötet hatte. Ltebe-tragödi« im Havellaud. Eine furchtbare Liebestragödie spielte sich in Beetz im Havellande ab. Die 17 Jahre alt« Madeleine D. aus der Pallas straße 7, die mit dem Kaufmann Han» B. verlobt war, nahm sich mit ihrem Bräutigam da» Leben. Hinter einer Gartenmauer fand man die beiden tot auf. Das junge Mädchen hatte sich mit einem Rasier messer die Pulsadern ausgeschnitten. Da diese Ver letzungen aber noch nicht den Tod herbeiführten, hatte sie noch ein tödliches Gift zu sich genommen. Den Bräutigam fand man an einem danebenstehen den Baume erhängt vor. Der Grund zu der Tat ist die verweigerte Heiratserlaubni» der Eltern, die von dem Vorleben und den Gewohnheiten des jungen Mannes, der Kokainist ist, Kenntnis hatten. ihr in den Schatten eine« Grabhügels, und sie sagt« zu ihm: „Ich hörte, wie Ihr meiner Herrin eine Frage stelltet, die sie nicht beantwortete. Ich will Euch Antwort geben au» Höflichkeit und für ein wenige», damit ich mir vom Priester Gebetsreifen -um Verbrennen kauft» kann, aus daß ich lange lebe.' Tschuang-Tsen zog seine Börse und gab der Alten ein Geldstück. „Die Dame dort am Grabe ist Frau Lu, die Witwe eine» Gelehrten namens To, der vor einer Woche an einer langen Krankheit gestorben ist. Sie kniet an ihres Gatten Grab. Sie liebten einander sehr zärtlich. Selbst auf dem Sterbebett konnte sich Herr To nicht entschließen, sein Weib zu verlassen; denn es war ihm unerträglich, daß sein Weib in der Blüte ihrer Jahre auf der Welt bleiben sollte. Aber da er sanften Wesens war, so fand er sich endlich damit ab und unterwarf seine Seele der Notwendig- keit. An seinem Lager saß während der langen Krankheit Frau Lu und versicherte ihm unter Tränen, daß sie ihn nicht überleben und seinen Sarg teilen werde, wie sie sein Bett geteilt habe. Aber da sagte Herr To: „Verschwöre das nicht, lizbr Frau.' „Nun denn, wenn ich dich schon überleben muß,' sagte die Frau, „wenn ich von den Geistern schon verurteilt bin, da» Licht des Tage» zu sehen, da ich dich nicht sehe, so wisse, daß ich nie die Krau eine« anderen werden werde, und daß ich nur einen Gatten hatte, wie ich nur eine Seele habe.' Aber Herr To sagte: „Schwöre da» nicht, liebe Frau.' „Dann, lieber Mann, lass' es mich für fünf Jahre beschwören.' „Schwöre da» nicht, Frau Lu. Und schwöre nur diese«, daß du meinem Andenken so lange treu sein wirst, al» die Erde auf meinem Grabe noch nicht trocken.' Frau Lu tat «inen großen Schwur, und der gute Herr To schloß für immer die Augen. Die Berzweif- lung von Madame kannte keine Grenzen. Tränen verzehrten ihre Augen. Mit den Nägeln zerriß sie sich iyre zarten Wangen. Aber alles hat ein Ende. Drei Tage nach Herrn To» Tode wurde der Schmer van Frau Lu menschlicher. Ein junger Schüler de» Herrn To drückte da» Verlangen au«, die trauernd« Witwe in ihrem Leid »u trösten. Und sie schloß mit Recht, daß sie diesen Besuch nicht abschlagen könne. Sie empfing ihn seufzend. Der junge Mann war sehr vornehm und hübsch; er sagte ihr, daß sie rei zend sei, und wie er fühle, daß er sie liebe. Sie ließ es ihm sagen. Er versprach wiedrrzukommen. Und in Erwartung seine» Besuche» sitzt Frau Lu am Grabhügel ihres Mannes, wie Sie gesehen haben, und bringt den ganzen Tag damit zu, die Erde de» Grabes mit ihrem Fächer zu trocknen.' Als die Alte ihren Bericht geendet hatte, dachte Tschuang-Tsen: „Die Jugend währt kurze Zeit. Der junge Adler der Begierde leiht den jungen Frauen und Männern seine Flügel. Schließlich ist Frau Lu eine anstän dige Frau, die ihren Mann nicht betrügen will ...' Wa- kostet ei» Bild? Die neueste Nummer von Kunst und Wirtschaft, dem offiziellen Organ der wirt schaftlichen Künstlerverband«, enthält die „Mind « st- faße' für Werke der bildenden Kunst, die ein Aus schuß in mühevoller Arbeit errechnet hat. Das Prinzip war: zu berücksichtigen, was ein Künstler unbedingt zu seiner Existenz benötigt, und was er erfahrungsgemäß auch erreichenkann. Gs wurde eine Grundzahl aufgestellt, die mit dem jeweiligen Index zu multiplizieren ist; allmonatlich soll der Reichs- indcx in dem Verbandsoraan veröffentlicht werden. Für ein Portr 8 t in Große von 54 : 65 Zentimeter ist die Grundzahl 130. Da nun der Index der letzten Iuniwoche aus 11785 gestiegen ist, so ergibt sich durch» ein einfaches Multiplikattonsexempel die Summ« von rund 1532 000 Mark. Für einBild - ni« in der Größe von 130 : 97 Zentimeter beträgt die Grundzahl 280; für eine Landschaft (50:65 Zentimeter) 100; für ein Stilleben (73:100 Zenti- Meter) 170. Für Architektur und Tiermalern gilt bei gleichem Format 50 v. H. Aufschlag; bei Interieur« 25 v. H. Aufschlag. Handzeichnungen nicht unter 15 — da» bedeutet also nicht unter 177 775 Paptermark. Mit großer Sorgsamkeit ist da» Schema durch alle Gattungen künstlerischer Arbeit durchgesührt. Porträtplakette 80, Porträt relief 150, Porträtbüste lebensgroß, aber nur Kopf und Hal» 500, Figuren, lebensgroß (Grabmal-, Garten- und Brunnenfiguren) 1700. Auch für Illustrationen, für Werke der Graphik ist alle« genau berechnet, nicht minder sind die Reproduktionen in den Tarif «inbezogen. Mit Recht betont der Reichs- wirtschaftoverband, daß die Grundzahlen erheblich unter den Friedenspreisen vor 1914 stehen. Man kann sogen, daß sie im ganzen ungefähr ein Drittel der damals üblichen Mindestsätze dorstellen. (Es war bi« höchste Zeit, daß für die Werk« der bildenden Kunst feste Mindestsätze errechnet wurden, da der bildende Künstler der Willkür iner unerhörten Unter wertung seiner Arbeiten ausgesetzt war. Wann end- lich wird der Schriftsteller und die anderen freien Beruf»gruppen an dir Reihe kommen? Die Red.) Fritzi Maffary als Cleopatra. Die Hauptrolle in der neuen Operette^ von Oscar Strauss, „Die Perlen der Cleopatra', wird von Frisst Maffary. in Wien und Berlin kreiert werden. Verhaftung de- Krefelder Theaterintcndantcn. Wie aus Krefeld gemeldet wird, wurden der Inten dant des Krefelder Stadttheatcrs Maurcnbrcchcr und der Vorsitzende des Betriebsrates von der Be satzungsbehörde zur Vernehmung geladen, für ver haftet erklärt und ins Gefängnis abtransportiert. Die Eterwährung. Aus dem Hessischen wird uns geschrieben: Seit einiger Zeit wandert ein Uhr macher aus Gießen von Ort zu Ort und bietet sich zur Instandsetzung der Uhren an. So kam er au.g nach der Gemeinde Wohra im Kreise Kirchhain und nahm dort den Auftrag entgegen, die verstaubte Kirchuhr wieder schlagfertig zu machen. Seine Forde rung lautete: von jedem Wohnhaus der Gemeinde drei Lier! Die Gemeinde sagte zu, die Uhr wurde instand gesetzt, und dann ging der Ortsdiencr mit der Schelle um, der Gemeinde verkündigend, daß der Uhrmacher seinen Lohn abholen werde. Mit einem großen Korbe ging nun dieser um, und da Wohra 118 Häuser aufweist, erhielt er 354 Eier. Bei einem ländlichen Kleinhandelspreis von damals 800 für ein Ei nahm der Uhrendoktor für die gar nicht große Arbeit 283 200 -Ä ein! Au« den TlmtterbureauS. (Städtische Bühnen, Die erfolgreiche Operette .Madame Po-mpodour" gclan.u am Donnerstag, 12. Juli, zum letzten Male im Operetten tdeater al» Sftenttichr Vorstellung zur Aufsührung. Donnabend, 14. Juli, linder als erste Ncnvorllellnna ui dieser Spielzeit die Erstausführung .Natta , die Tu I'- zer i n" Operette in S Akten von Leopold Jacobson uns Rudolf Oesterrctcher, Musik von Jean Gilbert, sta.r. T e Hauptrollen sind besetzt mit Margarete Rögner <TUe! rolle), Lydia Petry, Karl Lipperv-^chroth. Rudi Glatter Hugo Meinherr, der zugleich di« Regie führt, Paul Hcei. und Hans Hoss. Musikalische Leitung Otto Flndnsen. Ansang der Vorstellung 7!4 Ubr. SS wird bcsond.ro daraus hinqewlcscn. das; in dieser Spielzeit aus,er Vcr- einsvorttellungen mir d i e Operette gegeben wird, die zu letzt al« Reuhei» herauökam: infolgedessen b.hcr .-r „Katja, die Tänzerin" den Spielplcm bis zur nächsten Ern- aufsiihrnng. — Armin WeUner verabschiedet sich am Montag, 9. Juli, al- RenS in Verdis .Maskenball" vom hikfiaen Publikum. — Wegen verschiedener Erfrnnkungcn im Solopcrsonal, mutz am Dienstag. 10. Juli, di« Por- siellung stir den GewerkschaftSbund der Angestellten. .Don Giovanni", abgrsetz« werden. Dallir wird .Zar und Zimmermann" gegeben. — (Kleines Theater. Montag nnd Freitag finden die letzten Anssiihruu de» Schwanke- .Der Mustergatte" statt Da nur dieser Woche die Wiuterspielzeit abläufl. wird omu PeyrrlcinL „Zapfenstreich" Donnerstag zmi letzten Male gegeben Sonnabend, den 14. Juli, ttrginnt die Vomrnersptettctt mtr „Dte Kleine v » m Bartet 6", Schwant in drei Akten vön Alfred Möller.
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