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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230705
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-05
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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8«i— « «r. 1S7 Milchfälschungen Die Milchpantschcreien und Milchfälschungen nehmen in Sachsen einen immer größeren Umfang an. Lin ganz besonders krasser Fall beschäftigte jetzt in der Berufungsinstanz das Oberlandesgericht Dresden. Der Milchhändlcr Kümmel in Leip, zig und sein bei ihm angestellter Sohn Max Kumpel hatten gemeinschaftlich von Anfang 1922 bi» Mai 1923 fortgesetzt die ärgsten Milchner- fälschungen verübt, indem sie die an* den Molke reien auf dem Bahnhof Leipzig-Plagwitz ankom mende Bollmilch durch Zusatz von Mager milch verfälschten. Ost hatte die ankommende Milch auch schon einen „Stich", d. h. sie war an- scsäuert, also verdorben und schwer verkäuflich. Zn )iesen Fällen halfen sich die Angeklagten dadurch, ^aß sie die ungesäuerte Milch mit entsprechenden vlengen guter Milch vermischten, um den Säure» zeruch und Säuregeschmack zu verdecken. Auf diese Weise erweckten sie bei ihren Kunden den Anschein, als ob es sich durchweg um einwandfreie, auch für Säuglinge geeignete Frischmilch handele. Die Angeklagten, die sich damit verteidigten, das» das von ihnen angewcndete Verfahren allgemein handelsüblich sei und in den Produzenten- und Händlerkrcisen nicht al» Milchverfälschung gelte, sanden in der ersten Instanz sehr milde Richter: je 20 000 -<t Geldstrafe. Die Berufungsinstanz er- höhte die Strafe auf je 100 000 -st. Die hiergegen eingelegte Revision wurde vom Oberlandesgertcht Dresden kostenpflichtig verworfen. Einen besonderen Trick der Milchverwässerung har der Rahrungsmittelchcmiker der städtischen Nahrungsmittelkontrollc zu Plauen i. D., Pro fessor Ricchclmann, an die Oeffentlichkeit gebracht. Er stellte fest, daß in einem größeren Stalle, besten Milch amtlich beanstandet werden mußte, der Milchkühler ein Loch hatte, au» dem — mit Wissen des Schweizer»! — ununterbrochen Master in die Milch floß, und dadurch die von den Kühen gewonnene Milch um etwa 10 Prozent ver mehrte. Wegen Milchfälschung wurde die Gutsbesitzers ehefrau Hilma Bcckcrt aus Sora vom Land gericht Freiberg im Pcrufungsverfahren zu zwei Wochen Gefängnis und 100 000 Geldstrafe ver urteilt. Die verfälschte Milch enthielt 30 Prozent Waffer. — Wegen grober Milchverfalschung ver urteilte da» Dresdner Schöffengericht die in Weißig bei Dresden beim Gutsbesitzer Hause in Stellung befindliche Wirtschafterin Agnes Zehler zu 1 Monat Gefängnis und 10 000 -A Geldstrafe. Nach dem Er gebnis der Beweisaufnahme steht fest, daß die Ver urteilte bei drei Milchkontrollen zweimal je zehn, das anderem«! sogar mindestens vierzig Teile Wasser der Milch zugesetzt hatte. Die Handlungs- weise der Angeklagten wurde vom Gericht al» ganz gemeingefährlich bezeichnet. Die Gutsbesitzersehöfrau Kaden in Blume n- a u bei Olbernhau im Erzgebirge hat den ganzen Sommer 1922 hindurch — von etwa Anfang Riat bis Anfang August — fortgeset laufend di« Milch ihrer Kühe durch Entrahmung oder durch Zusatz von Magermilch verfälscht und st« dann als B-ll milch verkauft. Die so verwässerte Milch hatte nur noch einen Fettgehalt von 1,7 v. H., wäh- rend Vollmilch einen solchen von mindesten» 2^ v. H. besitzen muß. Au» dem Gute gingen täglich 60 Liter Milch hinaus. Das Landgericht Ehemnitz hat die raffinierte Milchpantscherin »u 2 Wochen Gefängnis und 75 000 Geldstrafe verurteilt. Ihre Revision wurde vom Oberlandesgericht Dres den kostenpflichtig verworfen. — Eine exemplarische Strafe auferlegte do» Schöffengericht Freiberg der Gutsbesitzersehefrau Elsa Johanna Boeltzig au» Großschirma wegen Milchverfalschung (Ent rahmung und Zusatz von Master), nämlich 1 Woche Gefängnis und 100 000 -st Geldstrafe. * Abänderung d«, G« werdesteuergesetze». Dem Landtage ist der Entwurf eine» Abänderungsgesetze* zum Gewerbesteuergesetz zugegangen. Der Entwurf sieht in erster Linie eine der Geldentwrtung Rchnung tragende Erhöhung der Sätze vor. Ferner haben die Vorschriften über die Ermittelung de» Werte» de» gewerblichen Anlage- und Betriebskapital» eine Aendcrung erfahren. Eine dritte sachlich« Neuerung Dem braven Mnd« Don Ich sah sie täglich, wenn ich morgen» in» Bureau ging. Sie trug ein rote» Kleidchen au» billigem StSff. Der kurze Rock schlug bei jedem Schritt an die gut- geformten, kräftigen Waden. In der Linken trug sie ihre Schultasche — ein plumpe» Ungetüm mit ge waltig großen, gestickten Buchstaben «Dem bra ven Kinde". Offenbar ein Familienstück. So wa» macht man heut« nicht mehr. Wenn ich da« rote Fähnlein an der Straßenecke aufleuchten sah, war e» dreiviertel auf acht. Und genau fünf Minuten später kreuzten wir un» auf der Drücke, die von der Altstadt in di« Neustadt führte. Diese Brücke trennte die zwei Welten, an» denen di« Fabrikstadt bestand. In der Neustadt gab e« schöne, von blühenden Gärten umschlungene Häuser mit breiten Ballonen, große saubere Plätze, Luxusarttkel hinter blitzblan ken Spiegelscheiben, feine Damen nnd Herren, ge putzt« Kinder, Schulen, ein Theater. Aber die Wurzeln, au» denen die Neustadt ihre Kraft sog, die lagen drüben in der schmutzigen Alt stadt. Dort sank au« Fen qualmenden Faörikschorn- steinen unaufhörlich der Rauch in di« Ties« und er füllt« die engen, finsteren Gaffen. Au« der Altstadt bezogen di« feinen Herren Arbeiter für ihre Fabri ken, Ammen und Dienstleute für ihre Kinder, junge Weiber für ihr» Lüste. Träge und gleichgültig floß der Mühlbach zwi- schen den beiden Stadtteilen dahin. Droben del Korngut L Bruder war sein Master wie Tinte; di« fabrizierten schwarz« Seid?. Dicht bei der Brücke floß ein breiter Bach schwefelgelben Abfall «oster» hinein; dort war Horn L Komp., Färberei und Ap pretur. Und »etter unten «ar da» Gewässer blau- «au — da lagen die Lederfabriken von Loui» Schröder. An all diesen Herrlichkeiten schritt da» Nein» Madel mit der großen Schultasche Üiglich vorbei. Und »tr grüßten un» mit eine» leisen Ricken, wir sahen eine» nach de« anderen an«, »bgleich wir nie ein Wort miteinander wechselten. Der Frühling kam, der Sommer ging vorbei, der Herbst stieg in» Land hinab. Und ich sah, wie sie größer und stärker wurde, wie sich die zarten Formen rundeten unter dem wollenen Kleid. An einem klaren Winterabend begegnete ich ihr auf der Promenade in der eleganten Neustadt: Sie trug ein schwarzes Seidenkleid, einen Silberbrokat hut, einen Pelz und ein elegante» Ledertäschchrn statt der schrecklichen Schultasche. ... Und neben ihr war Korngut sen. und redete ihr eifrig in die kleinen Ohren und stieß dabei mit der Zunge an. Jetzt wußte ich, woher da» schwarze Seidenkleid stammte. Und der Mühlbach mit seinem Tintenwaffer fiel mir ein. Einmal saß ich im Theater und sah mir einen Gast an, der au» der Hauptstadt kam und gewaltig beklatscht wurde. Und droben, im Hintergründe einer Loge saß da» kleine Mädel -wischen Korngut L Bruder. Ich erkannte sie sofort mit meinem guten Glas. Sie hatte schon gelernt, rot aufzulegen und den Glanz der Augen zu heben. Hinter ihr stand der junge Horn L Komp., Färberei und Appretur. Der mit dem schwefelgelben Abfallwasser. „Sie wird zugrunde gehen", dacht« ich. -Jetzt ein Jahr lang in den Händen von Korngut L Bruder, dann kommt Horn, dann Loui» Schröder — dann geht'» senkrecht abwärt». Schade um da« kleftrr Mädel!" Aber sie ging nicht zugrunde. Eine« Tage« trieb ich mich in der A.tstadt umher. Ein Mann ging an ihrer Seite — ich kannte ihn zufällig — der Werkführer von Loui» Schröder, Leder- sabrikant. Ein tüchtiger Mensch? Sein braune», ehrliche» Gesicht war wie au» Bronze gegossen. Mit einem Gemisch von Bewunderung und Zärtlichkeit sah er zu ihr auf. Man sah es: sie war bemii'ft, ihn zu fesseln. Und er machte es ihr wahrlich leicht. In auffallend kurzer Zeit glänzte ein Ehering au ihrem schlanken Goldfinger. Und nun sah ich die zwei immer zusammen gehen — monatelang — dann verschwanden beide, tauchten unter in dem grau«n Meer von Dunst und Qualm der schmutzigen Altstadt. Ich bin so langsam ein .Mann in den besten Jahren" aeworden. Und wißt ihr, wen ich heute au ft»e» Wege in« Bureau traf? Ein kleine» l, da» hatte bre Augen — aber ein fremder gn- »ar in dem blaffen Gesicht. Vielleicht von Korn- gut L Bruder oder von Horn L Komp — oder von Loui» Schröder.... Die Kleine schleppte die ungeheure Schultasche. Da standen die Worte gestickt: „Dem braven Kinde." Et« Sammlung für Balkamedizt». Line sehr interessante Sammlung wird, wie die Deutsche Medizinische Wochenschrift «itteilt, von der Zentral- stelle zur Förderung der Dolkobildung und Jugend- pflege in Hessen angelegt. Die Stelle fordert die Bevölkerung, besonder» Aerzt«, Schwestern, Heb ammen, Pfarrer und Lehrer auf, ihr alle Beobach tungen mitzuteilen, die sich aus Volksmedizin be- ziehen. E» handelt sich in erster Linie um volks tümlich« Bezeichnungen einzelner Krankheiten, Volks- Heilmittel, abergläubische Dorstelluimen von Krank- heilen, von ihrer Entstehung, Verhütung, Behänd- lung usw. Rückzug der tschechischen Theater-Annexionisten. Au» Prag wird un» gedrahtet: Eine Abordnung de» Direktorenverbande» der deutschen Theaterunter, nehmer mit Direktor Kramer vom Neuen Deutschen Theater in Prag macht« d«m Innenminister Malypetr in der Angelegenheit de» Karlsbader Stadttheater» darauf aufmerksam, daß bei einer 14» tägigen Ileberlassung de» Theater» an di« Tschechen während der Hochsaison sowohl der deutsche Direktor, al» auch seine Schauspieler schwer geschädigt würden. Di« Dorsprache war insofern teilweise von Erfolg begleitet, al» mit dem Olmützer tschechischen Theater ein Uebereinkommen getroffen wurde, demzufolge diese« in Karl»bad statt der ursprünglich verlangten 14 Tage nur ä Tage spielen wird und daß die deutsch« Direktion für die Ueberlaffung de» Theater» eine Entschädigung erhält. In ähnlicher Weise wie in Karl»bad beanspruchte der tschechische Direktor im Mährisch-Ostrauer Stadttheater da» Marien- bader Theater während der Hochsaison auf 14 Tage für tschechische Dorstellunaen. Der Morienbader Direktor wie» auf die großen Verlust« hin, die do« Theater dadurch erleid«, worauf der tschechisch« Direktor erklärte, sich mit fünf Tagen statt der ver langten 14 Tage begnügen zu wollen. Die -drahtlose" Wetterverschlechterung. Wieder- holt ist die seltsame Behauptung aufgetaucht, daß di« elektrischen Vellen der drahtlosen Telegravhie und Telephonir an de« schlechten Detter schuld seien, bedeutet die Aendcrung der Form der Beteiligung der Gemeinden an der Gewerbesteuer. Gleichzeitig ist das bisherige Verbot der Erhebung eigener Steuern vom stehenden Gewerbebetriebe für die Ge- mcindcn und BezirksverbänHe weggefallen. " Abermalige Erhöhung der Pensionspreise. In folge der weiteren Steigerung der Preise für Lebensmittel und Inlandswaren ist der Preismulti- plikator sür Bäder und Kurorte, der vom Reichs verband der deutschen Hotel», dem Allgemeinen deut schen Bäderverband, dem Verband deutscher Fremden- Heime und dem Verband ärztlicher Heilanstalt»- besitze«: festgesetzt wird, ab 30. Juni auf 11000 er- höht worden. Die jetzigen Pensionspreise betragen also da» 11 OOOfache des Friedenspreise». " Kohleukredlte sür Beamte. Wie im Vorjahre plant auch jetzt das Reich, seinen Beamten wiederum Vorschüsse zur Beschaffung von Kohlcnvorräten zu geben. Der Landesverband Sachsen des Deutschen Dcamtenbundes hat sich an das Gesamtministerium gewendet, die gleiche Hilfsaktion auch für die sächsi- schen Beamten und Lehrer einschließlich der Ge- mcindeboamtcn in die Wege zu leiten. Di« Reichsausstellung sür Nahrung», und Genuß- mittel vom 4. bis 10. August in Leipzig wird sich zu einer Veranstaltung großen Stils gestalten. Ste wird zeigen, daß unsere Lebens- und Gcnußmittel- Industrie auch in der Zeit schwerster wirtschaftlicher Not in der Lage ist, die Bevölkerung mit guten und dennoch billigen Waren zu versorgen. Don den größten bekannten Firmen bis zu den kleinen ört- lichen Fabriken aller Branchen liegen bereits so viel Anmeldungen vor, daß die große Kuppelhalle der Technischen Messe Leipzig kaum reichen dürste, um die angemeldeten Ausstellungsstände unterzubringen. Da die Vorbereitungen für die Reichsausstcllung vom Meßamt Leipzig getroffen werden, ist Gewähr sür großzügige und sachgemäße Aufmachung gegeben. Träger der Reichsausstellung ist der Rcichsoerband Deutscher Kolonialwaren- und Lebensmittelhändler e. D. Sitz Berlin, mit seinen angeschlossenen Landes- und Provinzialverbänden. Bolschewistische Luftrüstuns Im Moskauer Aerodom fand in Anwesenheit zahl reicher Arbeiter eine feierliche Sitzung des Moskauer Sowjets statt. Im Verlauf derselben übergab Käme- new Trotzki zur Verfügung der Militärorganisation des Sowjctbundes ein von Moskauer Arbeitern er bautes Luftschiff, das von den Geldmitteln erbaut wurde, die von der Moskauer Organisation der rus sischen kommunistischen Partei gesammelt worden waren. Das Luftschiff trägt den Namen „Moskauer Bolschewik." Steklow übergab ein aus den Geld mitteln der Iswestija gestiftete» Luftschiff mit dem Namen „Iswestija". Nach Uebernahme der Luft schiffe sprach Trotzki der Moskauer Bevölkerung seinen Dank au», weil sie durch ihre Opferwilligkeit be wiesen hätte, daß sie die Luftschiffahrt als eine der wichtigsten Lebensfragen des Bundes betrachtet. Trotzki erklärte, daß jeder Versuch, Rußland anzu greifen, mit dem Bau eine« Luftschiffes beantwortet werden würde. Zur Erinnerung an das englische Ultimatum ist ein militärisches Flugzeuggeschwader mit dem Namen „Ultimatum" gebildet worden. wnzng einer Ne» flsrker Sroßvauk. Ein seltenes Schauspiel in den Straßen der Großstadt bot kürzlich der Umzug der „Botverh Saving Bank" nach ihrem neuen Heim. Die Barbestände der Bank im Betrage von über 200 Millionen Dollar wurden in 14 Panzerautos verladen, deren jede» mit einem Maschinengewehr ausge rüstet war. Außerdem folgte jedem Wagen ein mit Polizisten besetztes Auto, die mit schuß- bereitem Revolver einem allfälligen Ueberfall zu begegnen hatten: doch verlief die Uebersiedlung ohne jeden Zwischenfall. Verunglückt« Touristen. Beim Abstieg von der Zugspitze zur Wien-Neustädter Hütte sind nach einer Blättermeldung au» München vier Touristen ab gestürzt. Drei der Verunglückten waren sofort tot. Der vierte verschied kurz nach seiner Einlieferung in Ehrwald. " Reffe» nach Polen. Dir polnischen Konsulate in Deutschland erteilten seit mehreren Wochen Sicht« vermerk« für Reisen nach Polen nur gegen Hinter- leaung einer Kaution von einer Million polnischer Mart. Diese Maßregel ist mit Wirkung vom 1. Juli d. I. auf Grund einer Verständigung mit der deutschen Regierung aufgehoben worden. Da gegen ist eine neue Erschwerung de» Reiseverkehrs mit Polen dadurch eingetreten, daß die polnische Sichtvcrmerkvgebühr seit einigen Tagen nicht mehr 32, sondern 100 französische Franken beträgt. vterle Iu<erua«ton«lc Reiche nvergrr Meise LaS Mcsseam, ist gegenwSritg mft der Einteilung der an- acmeldeicn Ausstellcrstrmen besaht. Di« verschiedene» Branchen wurden auf die ,ur Verfügung stehenden Messehäuser in der Weise ausgeteilt, daß der rertilindustrte der bekannte, bereit» in den Variablen lnnegedabt« Häuserkompler »»gewiesen wurde. Reben (lins stattlichen Tertil-Messegebauden wurden die Mellehallen bei Berück- stchtiguna des Umstandes, das, die Kasernenpavillone in diesem Jahre der Messe nicht überlassen wurden, auch von den im variable in diesen Gebäuden untergebrachte« Warengruppen aesüllt. Die StaatSgewerbescknUe wurde von einem Komite, das sich au« Architekten, MSbelsabrt- kanten nnd Vertretern der Messeleitung »nusammensetzt, zum Hause sür Dohnungäeinrichtung und Jnncirdekvra- tion ausersehen und bereit« cingetrill. Die Glas-, Par- zellan- und Gablonzer Bijouterie-Branchen werden im Staaisgymnastalgedckud« wie in den Vorjahren aus gestellt. Dem Messegeschäfte werden nach Ansicht ernster Geschäftsleute die besten Aussichten prophezeit. Der Juwelendieb Da- geheimnisvolle Verschwinden kostbarer Juwele.-, hat in letzter Zeit vielfach die Oeffentlichkeit beschäftigt, und die Vorgänge der Wirklichkeit sind manchmal so unwahrscheinlich, daß sie die Phan tasie der Romanschrciber weit in den Schatten stellen. Da verlor kürzlich eine reiche Amerikanerin, Mr». Torrey, ein 100 000 - Dollar - Perlenhalsband-, sie glaubte bestimmt, es in ihrer Handtasche aus eine Reise von Paris noch London mitgenommen zu haben und entdeckte den Verlust erst auf englischem Boden. Man stellte dann nach vier Tagen fest, daß ein paar der Perlen de« Kolliers in ihrem Tuto in Paris ge- snndcn worden waren. Wie sie dahin kamen, wo die übrigen blieben, das ist ein Rätsel, um dessen Auf klärung sich jetzt ein ganzer Stab von Detektivs be müht Bei dieser mysteriösen Angelegenheit scheint nur das eine sicher, daß Mr«. Eorrey mit dem kost baren Schatz, den sie mit sich führte, nicht gerade sehr sorgsam umgegongcn ist. wenn sie sein Fehlen erst nach längerer Zeit entdeckte, und Nachlässigkeit dürste überhaupt in vielen Fällen die Ursache für da» Ge- lingen non Iuwelendiebstählcn sein. Edelsteine, die konzentrierteste Form des Reichtum«, sind sehr leicht zu verlieren und sehr leicht zu ent- wenden. Iuwelendiebe treten fast immer so elegant und vornehm auf, daß man von ihrer Anwesenheit keine Ahnung hat, und der Besitzer oder die Besitzerin dieser Schätze kommt überhaupt nicht auf den Ge danken, daß all die Liebenswürdigkeit, die der vor- nehme Bekannte entfaltet, nicht der eigenen Person, sondern dem wohlgefüllten Schmuckkasten gilt. Nenn man Iuwelendiebe zwingen könnte, ein sichtbares Erkennungszeichen ihres Berufes zu tragen, dann würde den reichen Leuten sehr viel Anqst und Verlust erspart sein. Da aber eine solche Maßnahme sich schwerlich durchführen lassen wird, so bleibt die schwierige Frage: „Wie schützt man sich vor Iuvelendieben?" Der englische Kriminalist G. T. Trook erzählt, daß ihm von Damen öfter diese Frage vorgelegt worden sei. Er antworte darauf gewöhnlich, daß, wenn er Juwelen für eine Million Dollar besäße, kein Dieb der Welt sie ihm stehlen könne, und er erläutert diese kühne Behauptung mit den Worten: „Ich würde sie sofort verkaufen." Damit ist aber den reichen Frauen, di« diesen funkelnden Schmuck zur Hebung ihrer Schönheit und ihre» Ansehens brauchen, nicht gedient. Man kann ihnen daher nur den allgemeinen Ratschlag erteilen, daß der beste Schutz qegen Diebstahl größte Dor- sicht und verständige Aufbewahrung der Kostbarkeiten ist. Wenn man, wie dies elegante Damen so oft tun, seine Juwelen un bewacht Herumsiegen läßt, wenn man ste schlecht be festigt oder nicht aus sie achtet, muß man.sich damit abfinden, daß jemand diese verführerischen Köstlich, leiten fortnimmt. Ein berühmter Iuwelendieb, namens Nicholson, pflegte zu sagen, die vielen Verführungen, denen er nicht habe widerstehen können, hätten ihn auf den Weg de« Verbrechens gebracht. Stet« wälzte er die Schuld von sich auf die Damen ab, die ihm ihre Schmucksachen so greifbar in die Nähe gebracht hätten daß er zupacken mußt«. Tl« er da» letztemal vor Gericht stand, wurde er zu zehn Jahren Zucht hau» verurteilt! „Ich bin ein alter Mann," sagt« er zu dem Richter, „und ich fürchte, ich werde die Strafe nicht absitzcn können." — „Wie alt sind Sie?" fragte der Richter. — „lieber 70," lautete die Antwort. „Nun, Nicholson," schloß der Richter, „tun Eie Ihr Bestes!" Und wirklich verbrachte der alte Juwelen dieb noch sechs Jahre im Gefängnis, bevor er starb. Landesverb andrtag der sächsischen Ortskrankenkassen (2. Tag) , ö Bautzen, 3. Juli. Am zweiten Versammlungs tage sprach Geschäftsführer Hick man »-Dresden über das Linziehungsverfahrea der Invalidenversicherung, da» heute infolge seiner Umständlichkeit und der dadurch bedingten Arbeit erhebliche Summen erfordert, die dem Ver sicherten verlorengehen. E« mühte überhaupt die Frage geklärt werden, ob e» zulässig lei, dies« für die Versicherten bestimmten Gelder stir Derwal- tungszwecke zu verwenden. Eine in Bad Nauheim stattgefundene Konferenz für das ganze Reichsgebiet habe erklärt, daß die Beibehaltung des jetzigen Ein ziehungsverfahrens nicht mehr zu verantworten sei. Der deutsche Ortskrankenkaflentag in Würzburg werd«. sich wegen einer Aendcrung des Verfahrens schlüssig werden müssen. Ein Antrag Grimma ersuchte die Landesversammlung, den Landesvor stand mit der Einleitung von Verhandlungen mit dem Ziele einer zeitentsprechenden Vergütung zu beauftragen. Geh. Rat Besser von der Landes versicherungsanstalt erklärte, das Landesversiche- rungeamt erkenne durchaus an, daß die finanzielle Belastung hoch sei und wies darauf hin, daß die Zahl der Lohnklassen von 12 auf 23 erhöht und daß den Verhältnissen entsprechend auch die Beitrags sätze erhöht werden sollten. Ob auch eine cntspre- chende Erhöhung der Rentenbezüge eintreten werde, stehe noch dahin, doch dürfe man wohl damit rech nen. Nach einem Schlußwort des Referenten, der darauf hinwies, daß die nach einer Aufrechnung des Arbeitsministeriums an die Krankenkassen zu zah- lenden Vergütungen jetzt 2^5 Milliarden Mark jähr lich betragen, welche den Versicherten vollständig verlorengehen, wurde der Antrag de» Vor standes angenommen, nach welchem der Besei tigung des Einziehungsverfahrens kein Widerstand mehr entgegengesetzt werden soll. Vorsitzender Kirchhof-Dresden skizzierte das Programm des 27. Ortskrankenkassentage» in Würzburg, zu welchem die Versammlung Stel lung nahm. Angenommen wurde ein Antrag Chemnitz dahingehend, daß bei künftigen Aen- derungen der Rcichsversicherungsordnung die Orts- krankenkassen gegenüber den Betriebs- und Znnungs- krankenkassen nicht mit zweierlei Maß gemessen wer den wie beim Gesetz vom 27. März 1923; es dürfe nicht eintrcten, daß Ortskrankenkassen wegen ihrer geringen Mitgliederzahl geschloffen werden, während die übrigen Kassenarten weiterbestehen; den Ersatz- kaffen dürfe ein Weiterbestehen zur Unmöglichkeit gemacht werden. Genehmigung fand die Jahres rechnung des Verbandes der Kranken kassen. Bei Beratung über die Tarifgemcin- schaft zwischen dem Verband der Orts krankenkassen und dem gentralver- band der Angestellten wurde ein Antrag angenommen, wonach die Tarifgemeinschaft grund sätzlich beibehalten werden soll, was besonders die Würzburger Tagung beschließen soll. Bei der vor genommenen Nachwahl des Vorstandes trat Wittig-Leipzig neu in den Vorstand ein. Ein- stimmig angenommen wurde ein Antrag Leis nig: Der Vorstand soll beim Reichsarbeits ministerium dahin vorstellig werden, nicht unter stützten Kurzarbeitern die gleiche Vergünstigung wie den unterstützten Kurzarbeitern bei Entrichtung der Versicherungsbeiträge zu gewähren. Al» Ort füt den nächstjährigen Derbandstag wurde Plauen i. V. gewählt. Damit fand die Landes versammlung ihren Abschluß. Ihre Stuhlverftopfrma müssen Ste beseitigen. Wir raten Ihnen SO, Herbex-Aern« zu lausen, wovon Ste nach Bedarf 1-2 Drück nehmen. Sicher erhältlich: KSnig» Salomo-Apotheke, Srimmaische Straße 17, Engel-Apotheke, Markt 12. unter dem wir alle seufzen. Besonder» in Frankreich scheinen diese Beschuldigungen großes Aufsehen her vorgerufen zu haben, und verschiedene Landleute haben an die Zeitungen empört geschrieben, indem sie sich über die „neumodischen Einrichtungen" be schweren, die ihnen die Ernte ruinieren. Eine Zu schrift an da« Echo de Pari» verlangt z. B. kategorisch die Abschaffung der drahtlosen Telegraphie und Tele- phonie, weil sie nicht „absolut nötig" seien und „so viel Unheil anrichteten'. Die Meteorologen haben sich nun Mit Lieser „drahtlosen Wetterverschlechte- rung" eingehend beschäftigt und die erzürnten Guts besitzer nach Möglichkeit beruhigt. E« wird au», geführt, daß gar keine Rede davon sein könne, daß die elektrischen Wellen die Witterung irgendwie beein flussen, denn die natürlichen atmosphärischen Strö mungen sind in viel höherem Grade mit Elektrizität geladen al« di« drahtlosen Wellen. Außerdem haben Versuch« gezeigt, daß die Einwirkung der Elektrizität au fda« Wachstum der Pflanzen ganz im Gegenteil sehr günstig ist und man durch elektrische Bestrahlung den Lrntsertrag sogar -um 20 bis 30 Prozent ge steigert hat. Et» Kantuche» al« Kicke» urutter. Ein merk würdige» Schauspiel, bei dem ein junge» Kaninchen al» Kückenmutter oder, da es männlich ist, besser al» Kückenvater austrat, wird in der Leipziger Illustrier ten Zeitung geschildert. Die Sach« wird durch d« männliche Geschlecht de» Tire» noch kurioser, da be- kanntlich der Kauskaninchenrammler nicht einmal seinen eigenen Iugen ein guter Pater zu sein pflegt. Diese» Kantnchenoriginal, da» im Kaninchenzüchter land« Sachsen, in der Umgegend von Zwickau, heran wuchs, zeigte aber eine ganz abweichende Ver anlagung. Der fraglich« Rammler wurde warm ge setzt, weil er nicht ganz auf dem Posten war, und man brachte einige Awerghühnerkücken zu ihm in den- selben Raum, die ebenfalls Wärm« nötig hatten. Die benützten ihn nun ohne weitere« al» Extra-Wärm- flasche, indem sie sich an seinen Vauch herankuschelten oder auf seinem Rücken niederließen. Da» ließ er sich ruhig gefallen, und di« Folge davon war, baß ste ihm später auch im Freien nochliefen, ganz wie einer Glucke. Bedenkt man, daß Kaninchen sonst gegen fremde Berührung sehr empfindlich sind und daß be sonder» di« Rammler ein böchst kriegerische» und un duldsame» Wesen zeigen, so liegt hier wahrlich et» sehr bemerkenswerter Ausnahmefall vor.
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