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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230705
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-05
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Pono Erschetvt täglich moraens. außer Montag«. Höher« Gewalt lchltetzi Srsügung au«. Schrtttlett. SeschäktSst., DruSeret Leipzig. Johanutsaalse 8 (8«ruwrecher Ortsgespräche Dammrl-Rr.: 7-811. »terngesprach«'l70«v-17asr); edenda u. tn allen Filialen Anzeigen- u. Adonnement.Annahme; auch nimmt tedes Postamt Bestellungen an. »n»eig«vr«i.: ausw.J»A«Nl.«.U00. Esuderpreis«: Yami««»»»». ». Wriv- mm Aelle N2V), «elegenll<ttsanj (piw.llra!ur)u. Vtellenaugev . ww- Leil« M^OV. «tellenges. «w Zeil« M. SM.amtl. Berauntm. Doppel- nun IiMn.140V.s.ausW.M LKONeN 72mn»br..n>o>-Al.M.<OO0.s.ausw M.6»X> «uSland«an>.m.valNtaauttcvI. Bei wieder».Nachlaß. Platz- «.La«en»o,sch.»nv«r»»n»lÄri»L.Or1L«tp,tg.Poftsch«i«?Lctp,.zo04 Da» L»iv«i«rr rasablatt entdLlt amtliche vekanntmachunaen »a» Matz«» »ar Gtadt Letvsi». da» ValiseivrSkldiums Letvsi», da» Ma»t»«ertcht« Mala»la. »aeschladeaae aaderee »a»»r»a« «r 1S7 eiNLSlNUMMSr 1000 vooaer»1«g, üea 5. JuU 192S ^»rn-^U»S«dS 117. ),drg. WIWMsNMIMIMUMWWMMMWMMMWMWWMWMWMWMMM^WW, Mittel und Mittelchen In. Leipzig, 4. Zull Schritt für Schritt geht die Regierung vor. Erst eine Notverordnung, die eine einheitliche Festsetzung der Devisenkurse und eine Zentrali- sterung des Devisenverkehrs in Berlin erzwang, jetzt das Verbot des Terminhandels. Man kann nicht sagen, daß diese Maßnahmen so ganz qhne Erfolg seien, aber man hat bei alledem nicht das Empfinden, daß der Regierung ein groß, zügiger Plan vorschwebte. Jede ihrer Maßnahmen ist ein Hilfsmittel lediglich für den Augenblick, für das es genügt, daß es für diesen Augenblick einen kleinen Erfolg hat, ein Pflaster, auf das man ein anderes pickt, wenn es nicht ausreicht, und darauf schließlich noch ein drittes und viertes usw. Man wird sich nicht wundern, wenn alle diese kleinen Pflästerchen sich eines Tages deshalb als wirkungslos Herausstellen sollten, weil man kein neues Pflaster mehr zu finden Miß, das man darauf picken kann. Auch ist man sich wohl klar darüber, daß diese Aus- hilsmittel lediglich dazu dienen, die Wunde im deutschen Wirtschaftsleben zu verdecken, höchstens ihre Fortenwicklung ein wenig zu verzögern. Wenn die Privatwirtschaft verkündet, das Problem der Gesundung der deutschen Wirtschaft liege darin, daß der außenpolitische Druck be seitigt wird, der Versailler Vertrag eine ertrag- liche Aenderung erfährt und für die Repara- tionen an Stelle der kautschukartigen Begriffe eine rechnerisch festgelegte Belastung tritt (Be richt der persönlich haftenden Gesellschafter der Darmstädter und Rationalbank), so wird man dies gewiß voll unterstützen können. Es ist das Kiel, dem wir zustreben müssen. Aber wir stre ben ihm schon vier Jahre zu. Und wenn wir ihm auch nHer gekommen sind, so können doch Möglicherweise noch Jahre »ergehen, bi» wir es erreicht haben. Und wenn gewiß auch die Er- reichung dieses Zieles allein die Heilung bringen kann, so dürfen wir doch die Mittel nicht unbeachte Nassen, die die Krankheit, an der die private Wirtschaft lei- d et, erleichter n. Das ist es, was man bis- her in Deutschland noch nicht so recht einsehen wollte. Das ist es, worum bisher in Deutsch land der Kampf ging und worum er heute geht. Die Forderung wertbeständiger Löhne ist ebenso ein Ausdruck dieses Kampfes wie die bis jetzt noch platonische Forderung nach wertbeständigen Steuern. Daß man sich nicht immer klar darüber wird, worum es eigentlich geht,'' entspricht ganz der Verworrenheit der ganzen heutigen Wirt schaftsentwicklung. Würde man sich klar darüber sein, daß es die Frage der krankheitserleichternden Mittel ist, die der WiOschaftsentwicklung Deutschlands in der Nachkriegszeit ihren Stempel aufdrückt, man hätte längst eine Form gefunden, die Reichs- Verkehrsbetriebe aus ihyxr trostlosen Defizitwirtschaft herauszuheben. Die bureau- kratische Verwaltung dieser Betriebe mag noch so sehr von der Finanzwissenschaft (der Vor- kriegszeit) als allein richtig angepriesen werden; angesichts der Tatsache ist sie heute unpraktisch. Es darf für uns in unserer jetzigen Lage keine Ueberlieferung geben, die so heilig wäre, daß sie nicht der Not der Gegenwart geopfert werden dürste. Im übrigen wäre die Ueberführung der Reichsverkehrsbetriebe in eine Gesellschafts- form, die einen kleinen Reingewinn verbürgt, bei der heutigen Durchbildung des Wirtschasts- lebens wahrscheinlich gar nicht so schwierig. Wir dürfet» ruhig glauben, daß die Deutschen Werke, wenn sie noch nach dem alten System geleitet würden, heute ebenso stillos passiv wären, wie es die Reichsverkehrsbetriebe sind. Und es wird niemand behaupten wollen, daß sich das Reich seines Eigentums an den Substanz- werten, wie sie in den Deutschen Werken ver- einigt sind, begeben hätte. So sind wir nach den Erfahrungen der Nach kriegszeit heute gew.ß auch in der Lage, unser Steuersystem so auszugestalten, daß das Loch im Staatssäckel nicht unbeträchtlich verkleinert wer den kann, wenn man sich entschlossen auf den Standpunkt stellt, die Papiermark fallen und ver fallen zu lassen. Man erinnert sich, daß früher von verschiedenen, ernst zu Nehmenden Stellen solche Fragen, wie -. D. die Goldmarkrechnung, verneint wurden mit der Begründung, daß dann die Reichsmark als Währung entthront würde. Der Standpunkt war damals falsch, weil er sich gegen die Entwicklung stellte; er ist heute ver altet. -Die Erkenntnis, daß Gründ« des Prestiges bei uns keine Rolle mehr spielen dürfen, sollte wenigstens in diesem Punkte heute allgemein sein. Gegenwärtig aber kommt auch unseres Erachtens nicht mehr in Frage als jene kleinen Pflaster und Pflästerchen, und höchstens diese. Mit dem Moment, wo die Ruhrstage einiger maßen gelöst ist. sollte man mit voller Energie daran gehen, zunächst einmal Innerhalb Deutsch, lands die Frage der krankheitserleichternden Mittel zu lösen. Eine erträgliche Festsetzung der - Reparattonslasten zu erlangen, braucht dabei als I Ziel gewiß nicht aus den Augen verloren zu werten. > Französisch - englische Geheimdiplomatie London» 4. Juli. (Etg. Tel.) Gestern nach mittag hat erst der belgische Botschafter und in später Abendstunde auch der französische Botschafter dem Außenminister Lord Lurzon durch lange mündliche Ausführungen die Antwort ihrer Re gierungen auf den englischen Fragebogen über die Reparationspolitik und den Ruhrkonflikt über- mittelt. Ob die Ausführungender beiden Diplo maten, die insgesamt mehrere Stunden in Anspruch nehmen, noch in schriftlicher Ausfertigung der eng lischen Regierung für die heutige wichtige Beratung de« englischen Kabinett» übermittelt werden wird, steht noch nicht fest. Da die englischen amtlichen Stellen jede Aus kunft über Verlauf und Inhalt der Unterredungen verweigert haben, so sind die heutigen Londoner Morgenblätter, die ausnahmslos auf jeden politischen Kommentar verzichten, darauf angewiesen, sich aus einigen reichlich ungenauen Andeutungen von hiesiger französischer und belgischer Seite einen Bericht über die Unterredung zusammenzustellen. Man wird gut daran tun, in Deutschland allendiesen Darlegungen mit größtem Mißtrauen zu begegnen und keinerlei politische Schlußfolgerungen danck» zu -iehen, da sie vielfach von der »»Misch«« und persönlichen Stellungnahme ihrer Verfasser beeinflußt find. Der Daily Telegraph erzählt, daß Poincarä bezüglich de» Abbaues de» passiven Widerstandes zwei Forderungen gestellt habe: Zurücknahme aller einschlägigen Verfügungen de» Reiche» und An- Weisung an die Behörden im Ruhrrevier, mit den Besatzungsbehörden zusammenzuwtrken. Poincarä soll ferner zu erkennen gegeben haben, daß Frankreich entschlossen sei, im Ruhrgebiet zu bleiben, bis seine gesamten Reparationsforderun- gen in Höh« von 26 Milliarden Goldmark erfüllt seien. Ueber die Ünsichtbarmachung der Besetzung und über di« Frist der Räumung sollen die französischen Aus- führungen keine exickten Angaben enthalten haben. Bezüglich eines Reparationsabkommen» soll Poincare darauf verwiesen haben, daß Frankreich immer noch an seinen Vorschlägen von der Pariser Konferenz festhalte, d. h., 26 Milliarden Goldmark aus den Serien und R und den Beträgen aus der Reihe <7, die erforderlich seien, um etwaige Forde rungen zu decken, di« Amerika und England bezüglich der interalliierten Schulden an Frankreich stellen würden. Die belgische Antwort erstreckte sich nach demselben Blatt auf die Frage der passiven Resistenz und den Abbau der Besetzung. Der belgische Botschafter hat aber, wi« die Morning Post ergänzend erfahren haben will, einen Versuch zweck» Formulierung angeregt, der geeignet sein könne, di« englisch-französischen Meinungsverschiedenheiten auszugleichen. E» verdient ferner Beachtung, daß alle Blätter Len überausfreundlichen Ton de» gestrigen Meinungsaustausches betonten und die Fort setzung des Austausches als Tatsache hin- stellen. Parlr beurteilt die Lage ernst Pari», 4. Juli. Eig. Tel.) An den amtlichen Stellen wird zu dem gestrigen Schritt der Botschafter in Pari« erklärt, die Regierungen in London und Pari» wünschten vorläufig keinerlei Angaben dar über in die Oeffentlichkeit gelangen zu lassen. Die Preffenachrichten über di« Verhandlungen müßten daher mit Vorbehalt ausgenommen werden. Au» den Berichten der französischen Presse ist heute wieder der Leitartikel der Tournee Industrielle hervorzuheben, in dem e« heißt. Trotz der Londoner B«ruhigung»dep,sch« bleibt.die Lage ernst Da» Londoner Dementi gilt nur für die Gegenwart, aber nicht für die Zukunft. Di« Haltung Englands wird nicht durch die Laune diese» oder jenen Polt- tiker» bestimmt, sie wird diktiert durch neue wirt schaftliche Schwierigkeiten und erneute« Anwachsen der Arbeitslosigkeit in England. Eine schwere Wirt schaftskrise schafft in England allgemeine Unbehagen. Die Engländer erklären diese Kris« durch die Wir kung der Ruhraktion. Man darf die Tatsache nicht übergehen, daß die meisten ausländischen Wirtschafts sachverständigen dies« Ansicht teilen. Da» Blatt schließt, Frankreich geh« nicht auf einen Beuch mit England au». E» müsse sich deshalb bemühen, die Gefühle und Sorgen England« zu verstehen. Der Hungerkampf im Ruhrgebiet Llnlerbin-un- -es Leberrsmittelverle-r« — Reue Zwischenfälle Esse», 4. Juli. (Eig. Tel.) Die Bersor- gung des Ruhvgeibiete», vor allem aber Essen» und der übrigen Orte in zentraler Lag« de» Ruhr gebietes, hat sich durch di« Derdehr»sperre und di« Besetzung der Bahnhöfe Nierenhof und Dorsten weiter verschlechtert. Heute konnte nur ein Drittel der früheren Mengen an Lebensmitteln in« Ruhrgebiet hereinkommen. Ueber die weiteren Aussichten läßt sich nur sagen, daß die Lage von Tag zu Tag kritischer wird. Die Möglichkeit, auf anderen Wegen — etwa durch Ver mittelung de» deutschen oder de» internationalen Roten Kreuze» — Lebensmittel hereinzubekommen, ist gering. Die Gemeinden haben für den Leben«- mitteltvansport Auto» de» Roten Kreuzes zu einem regelmäßigen Verkehr organisiert, doch können sie nur unvollkommen di« bisherigen Eisenbahntrans porte ersetz«». Auch di« Hoffnungen, die auf ein Eingreifen des Auslandes gesetzt werden, können nur sehr schwach sein. Die Essener verantwortlichen Stellen mußten di« betrübliche Tatsache feststellen, daß ausländische Persönlichkeiten, die sich für die Lebensmittelversorgung de» Ruhrgebiete» interessie ren, über entscheidende Punkt« ahnungslo» waren. Da» machte sich vor allem bei dem Besuch der beiden amerikanischen Professoren bemerkbar, die kürzlich beim Essener Leben»mitteldez«rnenten, Beigeord- neten Krolik, vorsprachen. Die beiden Herren richteten an den Beigeordneten die naive Frage, ob von den Franzosen denn ein mörderlicher Druck auf die Deutschen au«geübt würde und ob nicht die Lebensmittel in französischen Zügen befördert wer den können? Dagegen war der Besuch der beiden englischen Offiziere ein wirklicher Lichtblick. Beide Herren, dir in hohe, amtlicher Misst«» erschienen waren, zeigten da« größt, Verständnis für die wirk lich« Lage und «erden da» Ihrig, dazu beigetragen haben, um bei den Londoner Stellen die erforder liche Aufklärung zu schaffen. - Die Gefahren, dje der Lebensmittelversorgung de« RuhvHebiete» drohen, gehen neben den Gewalt maßnahmen der Franzosen auch von irrigen Sabotageakten aus, die al» willkommener An laß dienen, der Bevölkerung den Brotkorb höher zu hängen. Wer die Bevölkerung bei ihrem Abwehr- kampf unterstützen will, der tue alle«, um die irre geführten Menschen, die sich zu Sabotageakten und Attentaten hergeben, an ihrem Vorhaben zu hindern. vegoutte über die Duisburger Explosion Essen, 4. Juli. (Eig. T e l.) Gestern abend kam e» in Essen-West zu einer Schlägerei zwischen französischen Zivilpersonen. Deutsche Arbeiter versuchten die Streitenden zu trennen. Die Franzosen woten sich aber diese Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten nicht gefallen lassen und machten schließlich gemeinsame Sache gegen die Deutschen, wobei es zu weiteren Tätlichkeiten kam. Ernsthafte Verletzungen scheinen aber die Beteiligten nach dem, was bi» jetzt darüber vorltegt, nicht davon getragen zu habn. In Essen kursierten heute Morgen die wirrsten Gerüchte, die von der Erschießung eines belgischen Eisenbahner» und der Verhängung de» ver- schärfsten Belagerungszustand«« wissen wollten. Der eben erwähnte Vorfall scheint der Anlaß zu diesem Gerede gewesen zu sein. Zur Explosion auf der Dui»burger Rheinbrücke hat General Degoutte den deutschen Zeitungen eine Note zugehen lassen, in der zunächst behauptet wird, die deutsche Press« verberge ihre Freude über den Unfall nicht. Eine Explosion eine» Gasbehälter» könne nicht in Frage kommen, da die Photographie de» Wagen» die beiden Behälter völlig unversehrt zeige. Wahrheit sei folgende»: Eine Bomb« mit Zeitzünder sei in einem Wagen de» Zuge» ex plodiert. Ein Wagen wurde völlig zertrümmert, ein anderer stark beschädigt. Zehn belgisch« Sol- baten wurden getötet, dreißig verwundet, ebenso etwa zehn deutsche Zivilisten. Da» Attentat mit Zeitbomben sei die Fortsetzung der unter den gleichen Umständen am 26. Juni auf dem Wiesbadener Hauptbahnhof und am 2ö. Juni in dem Auge auf der Linie Mainz—Worms vorgenommenen Spreigungs- versuche. Di« Hauptstelle der beiden Regieleitungen sei fest entschlossen, mit der größten Energie «inzu greifen, um solchen Verbrechen ein Ende zu machen. Der kommadierende General de» Brückenköpfe« Dui»burg hat zu den bsiherigen Verkehr»- ' beschränkungen noch da« Verbot de» gesa». 1 ten Personenverkehr» auf dem Wasser weg, innerhalb de» Brückenkopfes Duisburg htn- zugefügt. Die Schisse dürfe« kein« Fahpgäst« - an Bord nehmen. Die Sperrbrstimmungen für die i Düi»burger Hotel» und Restaurationen find insofern I gemelidert worden, al» e» gestattet ist, von 11)4 bi» 1 2 Uhr mittag» und abend« von 6 bi» 8 Uhr an die Gäste Mahlzeiten zu verabfolgen, jedoch düxfen an Personen, di« keine Mahlzeiten einnehmen, Ge- tränk« nicht verabfolgt werden. Die Franzosen und Belgier sind damit beschäftigt, durch Drahtverhaue di, Grenze obzusper- ren. Die scharf die Kontrolle an der Grenze ist, und wie genau die Ein- und Ausreisebewilligungen ge prüft werden, beweist die Tatsache, daß am Montag in Dortmund von 660 vovgelegten Gesuchen nur zwei von den Franzosen berücksichtigt worden find. - Zn dem einen Falle handelt e« sich um einen Arzt, der zur Bekämpfung einer Typhusepidemie nach Schwerte fahren mußte, im anderen Falle durften zwei Brü der zur Einäscherung ihres Vater» reisen. SO Milliarden Gelvbutze für vulrburg Part», 4. Juli. Haoa» meldet au» Aachen, in der Nacht zum S. Juli Hobe eine au» zwei Mann bestehend« belgisch« Patrouille die Eisrnbahnstrecke zwischen Grevenbroich und Eapellen abgeschritten, al» einer der beiden Soldaten in der Dunkelheit «inen Schatten bemerkte, und nach dem üblichen An ruf auf einen anderen belgischen Sol daten schoß, der eine halbe Stunde später starb. Wegen der Duisburger Explosion wurde im Ein- vetnehmen mit dem belgischen Kriegeminister die Stadt Duisburg mit einer Geldbuße von 80 Milliarden Mark belegt. Attentat oder Unglückisfall Esse», 4. Juli. (Eig. Tel.) Auf der Landstraße Sterkrqde—Dorsten soll «in belgische» Automobil durch Auffahren auf einen etwa fünf Zentner schweren Stein verunglückt sein. Der Kommandant von Dorsten hat folgende Straf- m » ßn » h «rn üßtt ßü Stadt vttyfiNgi: Schließung sämtlicher öffentlichen Lokale, Kafftehäuser und Kino» süt 4 Wochen, Stillegung de» Straßenbahnverkehr» für 14 Tage, Verbot jeglichen Verkehr» von abends sO. Uhr bi, morgen» 8 Uhr, ausgenommen nur für Bergleute. wiederaufdaudebatte in der französischen Namm er P«ri», 4. Juli. (Eig. Tel.) Auf der gestrigen Tagesordnung der Kammerdebatte stand di« Be ratung de» Budget» der Ausgaben für den Wiederaufbau. Der Berichterstatter Pmond kündigte an, daß dieses Budget sich in jedem Jahre auf 13 316 824 493 Franken belaufe. Frankreich habe bi» jetzt rund 100 und Belgien 80 Millionen für da» Konto Deutschland vorgeschoffen. Beide Rationen hätten noch die Hälfte ihre» Schaden» zu reparieren. Die letzten deutschen Vorschläge seien «ine Enttäuschung für alle Alliierten gewesen. Der Berichterstatter sprach dann von der Entwertung dec Mark und der fortgesetzten Bereicherung der deut schen Großindustriellen, deren Reichtum in den: Maße stiege, in dem die Finanznot de» Deutschen Reiche» sich vergrößere. Deutschland habe nicht nur keine Bemühungen unternommen, nm sein Budget au»zugleich«n, sondern durch eine Inflationspolitik, dir alle« übersteige, wo» man nach dieser Hinsicht je gehört habe, den Zusammenbruch der Mark herbei geführt. E» tue nicht einmal da» Erforder liche, um die Steuern einzuziehen. Auch hier werde der Versekiller Vertrag schänd lich verletzt, da die französischen Steuer zahler weit stärker belastet seien al« die deutschen. In der Debatte erklärte Abg. Marcel Hubert, es sei selbstverständlich, daß Frankreich eine weiten Herabsetzung de» in London genannten Zahlungs pläne» nicht »ehr zugestehen könnt«, und daß e» sich weil der Versailler Vertrag angetastet werden sol^ nur darum handeln könnte, von Deutschland alle» zu verlangen, was e» schulde, d. h. weit «ehr, al« i» Londoner Zahlungs plan vorgesehen sei. In seinen weiteren Aus führungen gab der Abgeordnete zu erkennen, daß er mit der Streichung der Reparation durch eine inter nationale Anleihe rechnet. Zur Frage der Sachliefe rungen bracht« er die Möglichkeit von Eisenbahn- bauten in den sranzöstschen Kolonien durch deutsche Firmen in Vorschlag. Der Minister sÜr die befreiten Gebiet« erklärt» daraufhin, daß er in der Zett, tn der er den Kolonial- Minister vertreten habe, die Vorarbeiten für «inen derartigen Plan erledigt Hahr; Deutschland Wnntt wenigsten, Weichen usur. liefern. Er halte e»,ams für »öglich, dadurch zu den deutschen Zahlungen z> gelangen, daß man di« Bezahlung der Au»fuhr zu, HSsfte in einer Goldwertspezialwährung festsetzt. MerUttutixder ti«Äd»«rllk
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