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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230704
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-04
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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ZMkF - 85; «.«. . . LMM« MaüMt «s «Nnoch. a«s « 1-a Landestagung dev füchfischen Grtskrankenkaffen (Eigener Bericht.) 5. Bautzen, 2. Juli. Der Landesverband der Ortskrankenkassen im Freistaat Sachsen hielt seine diesjährige Hauptver sammlung in Bautzen ab. Di« Verhandlungen be- gannen bereits am Sonntag mit einer Besprechung der Geschäftsführer, in der Verwaltungsdirektor Liebau-Leipzig einen instruktiven Vortrag über die neuen Bestimmungen der Äeichsversicherungsordnung hielt. Nach icner Vorversammlung für di« Landesversammlung fand ein Nundaang durch die Stadt und ein Be grüßungsabend statt. Die vom Landesvcrbandsvorsitzenden Stadtrat Kirchhof- Dresden geleitete Landesoer sammlung am Montag vormittag war besucht von etwa 000 Delegierten aus allen Teilen Sachsens, so- rgje von Vertretern der Ministerien, des Landesver sicherungsamtes, des Landesgesundheitsamtes, der Kreis, wie Amtshauptmannschaft Bautzen, des Ober versicherungsamtes Bautzen, der Stadt Bautzen usw. Nach den offiziellen Begrüßungen erstattete Geschäfts, führcr H i ck m a n n-Dresden den Bericht des Landesverbandsvorstandes, aus dem er sichtlich war, daß die Zahl der Mitgliedskassen im Berichtsjahre von 305 mit 1315 095 Versicherten auf 'Ü3 mit 1451 355 Versicherten gestiegen ist. Als Ziele stellte er hin Errichtung eines Volkskurheims in Bad Elster, Unterstützung der Schulzahnpflege, Auto- Mobilisierung des Krankentransportwesen» u. a. m. Hi einer einstimmung angenommenen Ent schließung widersprach die Landesvcrsammlung energisch der im sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages vertretenen Auffassung, den gewerb- lich en Ersatzkassen dieselben Vorrechte zu ge wahren wie den kaufmännischen Ersatzkassen und far- dcrre, da auch die Privilegien der letzteren beseitigt werden, und daß Neugründungcn von Ersatzkassen irgendwelcher Art von Gesetzes wegen überhaupt «er- hindert werden müssen, um einer we.teren Zersplitte rung in der Krankenversicherung endlich Einhalt zu tun. Beschlossen wurde eine quartalsweise Fest- setz un g der Verba ndsbeiträge. Diese wurden für das 3. Vierteljahr auf 15 Mark festgesetzt. Mit der weiteren Ausschreibung wurde der Vorstand ermächtigt. Heber die Arztfrage sprach der Vorsitzende imd stellte in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen die Frage, wie die Aerzteschast besser als bisher zur Mitarbeit im Dienste der sozialen Fürsorge her- angezogen, ideell mehr in den Dienst des sozialen Ge dankens gestellt werden könne. Die Kassen wollten nicht knickrig sein, könnten aber nur bi» an die Grenze des Möglichen gehen und den Aerzte» durch aus nicht alle Nöte und Lasten abnehmcn, die heute agf weiten Schichten der Bevölkerung ruhen. Die vollbeschäftigten Aerzte müßten ihre Ansprüche zu- rülkschraubcn. Die große Zahl der unbeschäftigten Aerzte mitznerhaltcn, sei unmöglich. Die zentralen Abmachungen waren nicht immer beliebt, bei der straffen Zusammenfassung der Kräfte auf der Gegen seite blieben sie jedoch das gegebene. Mit der seit Februar b. I. bestehenden Herrschaft der Gebühren- otdnungen, die an die Stelle zentraler Vereinbar«», gen getreten sind, könne man sich nur darum ab- ftnden, daß sie gewisse Schutzbestimmungen für die Kassen enthielten. Die Aerzte wollten die Schutz- blrstimmungen a b b a u e n, statt dessen verlangen dir Kassen, daß sie erweitert werden. Die ärztlichen Honorare dürsten nicht mehr gesteigert werden als me Gehälter der akademisch gebildeten Beamten. Die preußischen Sätze seien auch auf Sachsen übernommen worden und stellten sich ab 15. Juni auf 3600 Mark für eine Konsultation und auf 7200 Mark für einen Hausbesuch. Im übrigen pries Redner Mißtrauen gegenüber ärztlichen Wünschen und Vorschlägen als eine Tugend. Er streifte weiter die Frage des Wie derauflebens des Berliner Abkommens, appellierte an das Colidaritütsgefühl der Versicherten und be tonte zum Schluß, daß die Kassen sich Bundesgenossen suchen müßten in den Versicherten und in der Oeffent- lichkeit. (Die Verhandlungen werden fortgesetzt.) sperrst untt Pnrnen Deutsche Marathonlüufer für GSteborg Reben dem vom Südostdeutschen Leichtathletik- Verband auf eigen« Kosten nach Göteborg entsank- ten Marathonläufer Scholz hat nun auch oer Berliner Albrecht am Dienstag die Reise nach der Iubiläumsstadt angetreten, um am 8. Juli an der großen Dauerkonkurrenz teilzunehmen. Seine Entsendung geschieht auf Kosten einiger großer Berliner Vereine. Der Japaner Miura, Mit glied des ECE., bestreitet gleichfalls den schwedi schen Marathonlauf. Die deutschen und österreichischen Schwimprer für Göteborg haben am Montag früh Deutschland verlassen. verliner LenniskSmpfe Das Turnier des Berliner Schlittschuh- El ubs ist bis auf einige Vorgabe- und offene Konkurrenzen zu Ende geführt worden. Dao Herren- cinzelspiel um den Silberschild gewann La^rd- mann in hervorragendem Stile gegen den eben falls glänzend spielenden Demasius in vier Sätzen 3:6, 6:1, 6.2, 6:3. Im Herrendoppelspiel konnte sich die gut eingespielte Kombination Kupsch' Heidenreich gegen Landmann-Moldenhauer 2. Wegmann 550 Meter, 3. Schröter 2200 Meter, 4. Feja 3000 Meter, 5. Brummer. — Großer Preis, 60 Kilometer, in der 49. Runde wegen Regen ab- gebrochen. Stand bei 10 Kilometer: 1. Weamann 9:08,4, 2. Feja 60 Meter, 3. Kuschkow 350 Meter, 4. Schröter, 5. Brummer. Schweiger Radsport. Bei den Dauerrennen in Zürich am Sonntag, die den Kölner Rosel len mit Paul Suter, Parisot und Bordoni am Start vereinten, konnte Rosellen hinter Parisot nur den zweiten Platz besetzen. Die Nord west schweizerische Rundfahrt über 253 Kilo- meter gewann der Schweizer Meister Heinrich Suter in 7 Std. 38 Min. 31,4 Sek. Handball Leute 7 Uhr stehen in der Kaserne 106 Sport vereinigung Landespolizei und Viktoria I in stärkster Aufstellung gegenüber. Viktoria stellt Zrmisch, Noack, Parche, R. Wagner, Bergmann, Drucke, W. Seidel, Dudcrstedt, H. Wagner, Munzert, K. Seidel. Internntlonale« Schachturnier in Mührisch»Gstrau Innerhalb Jahresfrist findet zur Zeit in der Tschechoslowakei das vierte internationale Turnier statt. Nach Pistyan, Teplitz und Karlsbad sieht jetzt Mährisch-Ostrau die ersten Meister bei sich. Eine besondere Sensation ist es, daß der Gxweltmeister Dr. Em. Lasker, der zuletzt 1914 in Petersburg mit gespielt hat, den Kampfplan wieder betritt. Leider fehlt Aljechin, den südamerikanische Schachfreunbe zu sich eing-laden haben. In der ersten Runde gewann Tartakower gegen Rubinstein, Euve gegen Hromadka, Bo- goljubow gegen Walter und Spiel mann gegen Pokorny-, unentschieden spielten Tarrasch gegen Rett und Grünfeld gegen Lasker, während die Partie Wolf-Salesniew in günstigerer' Stellung für den Russen abgebrochen wurde. Unsere voraursagen «traußbers: 1. R.: Leist — Alabaster — Kern. 2. R.t Sultan — Morgenstunde — Lrdros«. 3. R.: Fanal — Lindenblüte — Aranyesö. 4. R.: Perstcu« — LhrysolNh — «Orkan S. R.: Leuchtfeuer — Ellen --- Kreuzdombe. 6. Falter — Olav» — Mäuseturm. 7. R.: Ilberstedt — Trompeter — Wetterscheide. Le Lremblay: 1. R.: Gweetlanae — tzernando — Medlar. 2. R: (Samara) — La «Lauche — Aauetta. 3. R.: Raglan — Ouernly — La Sirani. 4. R.: Quette- vllle — L« Grand Ble — Mareuil. S. R.: Pretrxt« — Lclita — Fenylice. k. R.: (Samara) — La Folie — La Bougeotte. 6:2, 7:5, 6:3 behaupten, während Frau Kaeber im Endkampf des Damenspiels gegen die Spanierin Frl. d'Alvärez eine Niederlage von 0:6, 1:6 einstecken mußte. Auch das gemischte Doppelspiel verlor Frau Kaeber mit Landmann gegen Frl. d'Alvlirez-Demasius 2:6, 4:6. — Die Lübecker Jugend-Städtemannschaft, die in Ber- lin gegen den Sportverein Zehlendorf und den Friedenaller Tennis- und Hockey-Elub zwei Tennis kämpfe absolvierte hatte recht gute Erfolge. Gegen die spielstarke Zehlendorfer Mannschaft konnten die Lübecker Jungen nur ein knappes Ergebnis von 8:7 Wettspielen erreichen, wobei die Zehlendorfer gleiche Satzzahl mit 18 und in den Einzelspielen sogar ein Plus von vier Spielen (170:166) zu verzeichnen hatten. Die Friedenauer Mannschaft hatte gegen Lübeck gar keine Chance und unterlag mit 8:0- Wettspielen zu zwei Sätzen und 104:46 Spielen. I». Deutsche Zaltbootreeatta Am 21. und 22. Juli kommt auf der Isar bei Bad Tölz zum dritten Male die Deutsche Faltboot-Re gatta zum Aststrag, die diesmal ein großer Erfolg zu werden verspricht. Es wird mit einer Beteiligung von 200 Booten gerechnet. Der Verband deutscher Faltbootfahrer, der Deutsche Kanuverband und oer Ocsterreichische Kajakverband hab.en sich zusammen- getan, um eiye Donaufährt von Ingolstadt bi» Wien zu vcranftyltzn, deren würdiger Auftakt die Dritte deutsche Faltboot-Regatta darstellen wird. Die Meisterschaft von Deutschland über 100 Kilo- Meter hinter Motorschrittmachern soll in den am 5. August in Düsseldorf und Essen statt findenden Dorläufen insgesamt 10 Dauerfahrer in Wettbewerb sehen. Neben Rosellen, Bauer, Lewanow, Wittig,« Sawall, Weiß und Stellbrink, zu denen im Endlauf der deutsche Meister Thomas kommt, find als weitere Kandidaten Wuschkow, Iunghan«, Eh. Müller, Feja, Ebert und Stur« aufgestellt worden. Zwei der letztgenannten Fahrer werden auf Grund der bi« zum 17. Juli gezeigten Leistungen noch bestimmt. * Die Radrennen in Breslau wiesen sehr guten Besuch auf, mußten aber wegen R«»eu abgebrochen werben. Die Ergebnisse: Großer Fliegerpreis von Schlesien: 1. Rütt, 2. Ostermeier Länge, 3. Peter, 4. Kirbach. — Punktefahren: 1. Stolz 18 Punkte, 2. Rütt 15 Pkt., 3. Ostcnneier 13 Pkt., 4. Lenry Meyer 12 Pkt. — Amateur-Kreismeister- schaft, 1 Kilometer: 1. Heidenrcich, 2. Nickel. — Dauerrennen, 30 Kilometer: 1. Kuschkow 26:24,1, Houben fiegt in Göteborg Glänzendrr Sieg des deutschen Kurzfireckenmeisters - Deutschlands 4mal IVO«Meter«Staffel erzielt in de» Vorläufen die beste Jett - plaherfolge deutscher Leichtathleten in anderen Konkurrenzen Den außergewöhnlichen Siegen im Göteborger Hallen-Tenni» reihten am vergangenen Montag- Deutschlands Leichtathleten einen neuen großen Triumph an. Im Endlauf über 100 Meter blieb der Krefelder Houben nach ungemein hartem Kampfe einwandfreier Sieger. Sein Bezwinger Earr-Austra- lien, der im Zwischenlauf ein phänomentale» Rennen in 10,7 Sek. gelaufen war, wurde ebenso sicher ge schlagen wie der Ungar Gero, der dem Deutschen bereit» vor kurzer Zett unterlegen war. Auch Im- bach'Schweiz, Friedrich-Leipzig und Broos-Hollanv endeten im geschlagenen Felde. Verwundern muß nur, daß der hochtalcntierte Leipziger lediglich den fünften Platz belegen konnte, nachdem er durch seinen Göteborg, 2. Juli. Die von gutem Wetter begleiteten Kämpfe ves Montag» brachten den deutschen Vertretern namenr- lich in den kurzen Strecken, außerordentlich« Erfolg«. Houben-Krefeld triumphierte im Entscheidungs lauf über 100 Meter nach glänzendem Renne» Über Earr-Australien, Derö-Budapest, Teubach-Schweiz, Friedrich. Leipzig und Broos-Holland. Der erste Barkauf der viermal.100-Meter- Staffel war eine sichere Beute der Deut schen, die in 42H Sek. vor Oesterreich und Austra lien als Sieger durchs Ziel kamen. Den -weiten Lauf gewann Finnland in <t2H Sek. Reuell uns Neumann qualifizierten sich für den Endlauf über 400 Meter, der außer den beiden Deutschen Engdhal- Schweden, Paulen-Holland und Wilen-Finnlanü am Start vereint. Ueber 10-000 Meter belegten di« Finnen Rata» ufld Syvil« vor Backmann^chweden und Bedarfs- Deutschland die beiden ersten Plätze. Wenninger-Deutschland landete im Kugelstoßen mit 13F4 Meter ebenfalls einen vierten Platz. Zanffon-Schweden blieb mit 13LS Meter Sieger. Zweiter wurde der Schwede Rilsson, Dritter Tarmanar-Finnland mit 1S-SS Meter. Im Hochsprung, der von Deutschland nicht beschickt worden war, siegte Gaspar-Ungarn mit IBS Meter. Berliner Steg über den Ungarn bewiesen hat, welch großes Können in ihm steckt. Sicher aber sind ihm . auch diesmal, wie so oft schon in entscheidenden Konkurrenzen, die Nerven durchgegangen. Die für Houbens Sieg gestoppte Zeit von 11 Sekunden dürst« dem unheimlichen Tempo kaum gerecht geworden sein und einer Korrektur unterzogen werden müssen. Auf jeden Fall aber hat Houben sein beste» Rennen geliefert und in seinem kraftvoll unwiderstehlichen Stile Deutschland zu einem seiner größten Erfolge geführt. Zu großen Hoffnungen auf einen weiteren Sieg Deutschlands berechtigt ferner das vorzügliche Laufen der 4 mal 100-Meter-Staffrl in ihrer ersten Begeg nung mit internattonaler Konkurrenz. In der glänzenden Zeit von 42F Sek., die eine Verbesserung des schwedischen Rekords um eine Zehntel-Sekunde darstellt, waren die Deutschen von Oesterreich und Australien nicht zu schlagen. Deutschland» schwerste Gegner im Endlauf werden die Finnen sein, die in alter schwedischer Rekordzeit ihren Dorlauf gleich falls siegreich beendeten. Alle Achtung vor Renell und Reumann, die sich in den 400 Metern bi» zum Endlauf durch- gekämpft haben! Ihr bravouröse» Laufen verdient darum besondere Bewunderung, weil gerade in diesem Wettbewerbe den deutschen Vertretern von der auswärtigen und heimischen Presse nicht die ge ringste Ehance eingeräumt worden war. Der End lauf mit den internationalen berühmten 400-Meter- Matadoren Engdahl'Schweden, Paulsen-Holland und Wilen-Finnlano verspricht ein Rennen von über- ragender Klaffe zu werden. Auch Bedarfs- Frankfurt und Wenninger« Pirmasens haben Deutschlands Farben ehrenvoll vertreten. In den Spezialdisziplinen der Nord länder, im Langstreckenlauf und Kugelstoßen sicher- ten sie sich beide den vierten Platz. Wenninger er- zielte dabei mit 13,64 Metern im Kugelstoßen eins Leistung, die eine wesentliche Verbesserung des bis her auf 13,49 Metern stehenden deutschen Re- kord» darstellt. Der Witwer 34j Roman von frlstt«! IR»ru«nleN .Nachdruck verboten.) In einer der ersten ParkettreShen aber saß Hannelore mit zusammengekrampften Händen, und immer wieder mußte sie nach der Loge sehen, wo wie ein Heiligenschein die Rcihersedern aus dein Dunkel schimmerten. Dort saß Peter Strom- berg neben der Sommerfrau aus Wildbad. Und wie sie ihn angesehen hatte! Ach, dies lockende Augenspiel und ihr Lächeln. Lieber Gott, der Peter Stromberg und diese Frau! Ihr war zu- mute, wie damals, als der Brief von Ella ge kommen war; jetzt schwebte ihr Freund in einer weit größeren Gefahr als damals. Ach, wie kam Peter Stromberg, dieser reine stolze Mensch, der solche Frauen verachten mußte, zu diesem Weibe? Hier mußte etwas geschehen, sofort, gewarnt mußte er werden. Aber wie? Nichts sah und hörte Hannelore, was auf dec Biihne vorging. Ihr brauste der Kopf vor Ratlosigkeit. Jetzt war die Stunde da, wo sic ihre Liebe beweisen konnte. Was galt da ihr Stolz? Vielleicht deutete er ihre Eiumischuug falsch. Eifersucht. Das Blut schoß Hannelore ins Gesicht. Was kam es darauf an, wie er über sie dachte? Als die erste kleine Pause »rar, verließ Hannelore den Zuschauer raunr. Sie wartete den Beginn des zweiten Aktes ab, und als cs leer auf den Gängen und Treppen «ar, ging sie zum Logenschließer. Sie sprach ruhig mit dem Manne, drückte ihm einen Schein in die Hand, bat ihn, ihr einen Umschlag zu be sorgen nnd schrieb, während der solche Aufträge gewöhn le Mann das Gewünschte holte, auf ihre Visitenkarte: „Lieber alter Freund! Nur heute will ich noch einmal von meinem Recht als Kameradin Gebrauch machen. Ich bin überzeugt. Sie wissen nicht, mit wem Sie hier sitzen. Aber glauben Sie mir. diese Frau ist Ihrer unwürdig. Ich bitte Sie: bleiben Sie sich treu. Hannelore." Und dann verließ Hannelore das Tjheater. Wie gut sich das traf, daß Frau von Truschwende an diesem Abend bei alten Freunden war, so konnte sie sich sammeln und die Erregung Uber dies unvermutete Wiedersehen abebben lassen. „Wie sehr muß Peter Stromberg unter der Ein samkeit leiden, daß er sich solche Auswege sucht," dachte Hannelore. In schweren sorgenden Ge danken ging sie durch die Straßen. Heute hatte es der Zufall gefügt, daß sie ihn warnen konnte, er würde auf sie hören, davon war sie überzeugt, wenn es noch nicht zu spät war. Herrgott, es durfte noch nicht zu spät sein, das wäre Ver nichtung für sein Wesen. Er war ein ungewöhn- lichcr Mensch und sollte in der plumpen Falle einer solchen Frau hängen bleiben? Wenn er zur Besinnung kam, würde die Scham ihn zer brechen. Und Hannelore machte sich Vorwürfe. Warum hatte sie ihr bißchen Frauenstolz so hoch gewertet? Warum hatte sie nicht ein klärendes Wort von ihm gefordert? Ach, über hie törichte Selbstverherrlichung! Immer baute man sich einen Thron, ängstlich bedacht, daß keiner auch nur mit einein Verdacht an der Würde herum- taste, und vor lauter Eigenliebe ließ man einen Menschen, der tausendmal wertvoller war als man selbst, zugrunde gehen. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie nicht geschwie- gen hätte. Und Hannelore sing an, über ihr Wesen nachzudenken, und es wollte ihr scheinen, als ob da viel Unkraut auszurotten sei. Das waren so die alten Regeln, die wurzelten tief im Frauenherzen: stolz muß ein Mädchen sein! Stolz sein ans Kosten eines anderen, war das nicht ein Verbrechen? Ach diese unseligen Lügen, die zügellose Selbstoerliebtheit, diese träge Gedanken, losigkeit, mit der man überlieferten Grundsätzen nachlebte, ganz gleichgültig, ob sie in das eigene Leben paßten oder nicht. Es mußte schon etwas Großes kommen, wenn man dann an den alten Wurzeln riß, um sich zu befreien. Während Hannelore so große Abrechnung mit sich hielt, fl-ß Stromberg in einer durch nickfts zu hemmenden Erregung in der Loge. Zwei Briefe hatte ihm der Lsgensckfließer zuaesteckt. Der eine war von Utthof, der heckte auf den Theaterzettel geschrieben: „Lieber Strömbery« Gs*1st'schon so, die Lore ist die reinste Wolfsgrube, alle fallen in sie hin- ' " - ein. Daß Dir aber das schöne Weib über den Weg gestolpert ist, betrachte ich als eine furchtbare Dcksheit des Schicksals. Du hast etwas Besseres verdient. Du, Stromberg, lass' sie abfahren, sie ist schon durch zu viel Hände gegangen. Wir nennen sie nur das: Massengrab." Furchtbar übertölpelt kam Stromberg sich vor. Wahrhaftig, diese Beschämung hätte er sich er- sparen können. So dumm-gläubig hatte er die Lcbensgeschichte dieser Frau angehört. Nun saß da irgendwo Utthof mit Hilpert. Er hatte sich vor Lächerlichkeit gefürchtet. Nun war sie da, und er war ihr in anderer Weise und unange nehmer verfallen, wie er gedacht hatte; und die zwei schüttelten Uber deg weltfremden Berliner die Köpfe. Und hier dieser andere Brief? Viel leicht eine ungeschminkte Grobheit, die ihm ein eifersüchtiger Nebenbuhler an den Kopf warf. Es war wirklich sehr gleichgültig, was da in dem Brief stand. Langsam riß Stromberg den Um- schlag auf. Die Fremde achtete nicht auf Strom- berg, sie hatte so viel mit sich zu tun, der neue Freund blieb ihr ja für die nächsten Stunden. Als Stromberg die wenigen Worte gelesen hatte, die Hannelore ihm schrieb, durchströmte ihn ein geradezu beklemmendes Glücksgefühl. Zunächst mar es gleichgültig, was sie ihm schrieb, aber daß sie überhaupt auf ihre Kameradschaft hinwies, oaß sie ihn Freund nannte. Aus den wenigen Zeilen drang eine ganze Welt sorgender Liebe auf ihn ein. Er konnte es nicht hindern, daß ihm plötzlich das Wasser in die Augen schoß. Wo war sie. wo war Hannelore? Er beugte sich über die Brüstung; suchte mit seinen scharfen Augen die Reihen ab. Jetzt war es ihm gleichgültig, daß man auch ihn unter dir Operngläser nahm. Mochten sie gaffen. Drüben tauchte ein schmales Gesicht auf. Hannelore? Angestrengt blickte er noch dem jungen Mädchen. Enttäuscht wandte er sich ab. Nirgend war Hannelore. Und dann fiel ihn wie ein tückisches Raubtier der Gedanke an Hilpert an. Sie saß irgendwo mit Hilpert. Hier im selben Raum. Ein kurzes, nervöses Zittern überschreckte seine Glieder, unerträglich stickig schien ihm die Luft. Sin paar Worte warf er der Fremden zu, sie hörte kaum hin, nickt» nur leicht mit dem Kopf. Er fühlte sich elend, mußte ins Freie. Ach, sie kannte das. Sr war nicht der erste, dem die Erwartung Schwindel verursachte. Stromberg aber stürmte dchin, so ganz, so vollständig aus dem Gleichgewicht gebracht wie nie zuvor in seinem Leben. Ach, dieser Wirbel von Empfindungen, durch die ihn aber auch der heutige Tag gezerrt hatte. Es war kein Wunder, daß er wie ein Verfolgter durch die Straßen rannte. Nur daß die Gedanken mitliefen und ihn hetzten und höhnten. In dieser Nacht warf Stromberg eine schllt- telnde Aufregung von einer Seite auf die andere. Er fieberte, er fühlte eine seltsame Schwäche, als er sich am nächsten Moraen ankleidete. Sein Kopf brannte, aber er fuhr doch zum Bahnhof, alles drängte ihn fort aus München. Auf dem Bahn steig traf er Utthof, der sah ihr: erschrocken an. Verfällen sah Stromberg aus, die Augen glänz ten fieberhaft. Doch Stromberg wollte es nicht wcHrhaben, als Utthof ihm sagte, daß er krank sei nnd ihm riet, noch ein paar Tage in München zu bleiben. Er schützte eine wichtige Arbeit vor. Als Stromberg schon in seinem Abteil am Fenste stand, und der Zug sich in Bewegung setzte, rief ihm Utthof noch ein schnelles Wort zu: „Du, der Hilpert, der hat aber eine verflucht hübsche Braut. Ich roMte gar nicht, daß er verlobt ist." In» Rattern des rollenden Zuges verlor sich noch irgendein Zusatz. Schwerfällig war Stromberg auf seinen Sitz gesunken. Also nun war Hanne- lore öffentlich verlobt. Aus dem Räderrollen glaubte Strombcra immer wieder die gleichen Worte zu hören: „Dreflucht hübsche Braut. . ." (Fortsetzung folgt.) Verantwortlich ko« den redaktionellen Lett: Lhefredak- teur S. Mold Nein: für Rn,r»aen: Oswald Müller, detd« tn SeipUa — Berliner Dienst: Berlin. Nor»- Nraste 22. Fernsprecher 3600-3663. Dresdner DterN: «xtnrlch Aerkaulen, Dresden GadelSberqerktraßr 24. Fernsprecher 3< 7?3. — Druck nnd Berkaq: »el»»t»er Berlna^druckere». G. m ». d. Leivtta. JadanntSgasse 8. Unverlangte VettrSg« ohne Rückporto werden nicht eurllck- arkandt. Dt« vorliegende Ausgabe umfaht LL Set^n 1922 r Die ! Vergleich und für Optimet« Hebel, G verursach Grundsa. das Oku Instrunn Meßschei der Prüj im Bilt einem ft zeigen si 1 MM 1/1000 3 geschützt grenze d« führuna» Für» mechanisö nung der Seifenblc werden t de» Auß< der einze stören si< Farbener Stärke d Diese Veichung« Höhenuni dem Prl
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