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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230704
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-04
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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laufen, ist auch noch gar nichts pasiiert, nicht wahr? Ja. Passieren wird erst was, wenn eine ortsgcmeind- liche Spürnase des lieben Gottes freie Natur nur.zu dem Zwecke durchstreift, um zu behördlicher Anzeige zu bringen, was ebenfalls zu des lieben Gottes freier Natur gehört. Dann kann nämlich passieren, daß Pan eines Tages ganz überraschend aus dem dichten Wach- holdergebüsch tritt und den erschreckten Wald-Nackt- wart in einen alten Ziegenbock verwandelt, daß er nur so davonsagt in seinen heimischen Stall . . . Während Pan selber sich die süßeste aller Quellen nymphen greift und mit ihr im Dunkel der Wälder verschwindet. Tanzabend Galpern-Lhmelowa. (Aus dem Pro grammzettel steht: Tanzabend Chmelowa-Galpern.) Er, L. Galpern, „Choreographischer Regisseur der Moskauer Staatstheater", wie sein Titel lautet, ist der spirjtu« rector der Tanzschöpfungen; sie, N. Ehmelowa, „Solotänzerin der Moskauer Staats theater", nur — Begleiterin, seine Schülerin. Mit dem russischen Ballett, das wir des öfteren hier ge sehen haben, hat dieses Tanzduo kaum etwas ge mein; ähnelt eher dem Ballett Sterna-Matray. Kühn in der Auslegung der Musik, oft gewagt in Bildern und Gruppierungen (Erotische Tänze), bleibt es doch stet» vornehm, durchaus stilvoll, zu dem originell in Idee und Gestaltung, stellt kein Tanz Klischee dar. Man spürt starke Individualität, schöpferische Kunst. Meist wird das Groteske ge pflogen. Mehr al« das: Die Tragödie des Grotesk- Komischen. Am deutlichsten im Hebräer-Tanz, der von dem größten Teil der Zuschauer unverstanden blieb. < R. S-. Ludwig« „Entlassung" tu Wie». Die Wiener Erst- Aufführung von Emil Ludwigs Drama „Die Ent lassung" fand im Karltheater, da« damit die Sommerspielzeit eröffnete, in Gegenwart von sehr viel Polizei statt, da man Demonstrationen für mog- lich hielt; es ereignete sich jedoch nicht der geringste Zwischenfall. Die Aufführung entsprach der «er- liner? und Direktor Robert P rk (früher Ober- spielleiter de* Kleinen Theater- in Leipzig) konnte für den abwesenden Autor danken. Siu weibliche- U»iv«rfität«profcßor. Die Privat- tozentin für klassisch« Archäologie an der Universität Gießen Fräulein Dr. Margarete B " r iftzutn außerordentlichen Professor ebenda ernanm Worten. Frl. Prof. Bieber veröffentlichte eine Reihe von Arbeiten, besonders über griechische Kunstgeschichte, griechische Kleidung und antikes Theater. Tagung der Freien Deutscheu Akademie des Städte- baues. In Leipzig hat die Hauptversammlung der Freien Deutschen Akademie des Städtebaues ge tagt. Eine Anzahl der hervorragendsten deutschen Städteoaukünstler und -techniker war dazu erschienen. Den Vorsitz führte Geh. Rat Cornelius Gur litt. Aus dem Geschäftsbericht sei hervorgehoben, daß bis- her örtliche Arbeitsgemeinschaften in Berlin, Dres den (für Sachsen unter dem Vorsitz des Dresdner Stadtbaurate» Paul Wolf) und München gebildet worden sind; weitere Arbeitsgemeinschaften in den anderen deutschen Landesteilen sollen folgen. Eine große Liebermann-Ausstellung in Zürich. Im Züricher Kunsthaus ist eine große Ausstellung von Werken Mai; Liebermanns eröffnet worden. Sie enthält etwa 100 Gemälde aus allen Schaffenszeiten des Künstlers, von 1872 bis heute. Liebermann hat die Ausstellung durch Herleihung seiner Familien- bildnisie wie desjenigen seiner Eltenr von 1891 unterstützt. Seine Zeichnungen und Graphik schließen sich an. , Die Trunkenheit in vier Graden Line kuriose Mahnung zum weisen Moßhalten im Weingenuß sprach sich in der Champagne und Burgund in einem durch die Ueberlieferung geheiligten Brauch aus, dem erst die französische Revolution ein Ende be reitete. So oft eine hervorragende Persönlichkeit, «in Marschall von Frankreich, ein Fürst oder ein hoher geistlicher Würdenträger eine Stadt der Champagne oder Burgund» besuchte, gingen ihm die Stadtbehörden in feierlichem Zug «utgegen und überreichten ihm zum Willkommen viev silberne Po kale, die vier verschiedene Weine des Landes ent hielten. Auf dem ersten Pokal las man: „Affen wein", auf dem zweiten „Löwenwein", auf dem dritten „Schafwcin" und auf dem vierten „Schwein wein". Diese vier Inschriften sollten dem Gast die vier Grade der Trunkenheit in Erinnerung bringen: Der erste Grad ist der des „Affen", der heiter stimmt, der zweite der, der den Trinker erregt, der dritte, der ihn verdummt und der vierte, der ihn zum Vieh degradiert. Macht der Gewohnheit. Don einer Telephon- beamtin, die den Sonntagsqottesdienst besuchte, er- zählt «in englisches Blatt folgende Geschichte: Die nrnge Dante, von der Arbeit der Boche ermüdet, schlief «ährend der Predigt ein. Am Sckluß sagte Vkr Piestmk: „Und nun wollen wir da» Lied singen l-ejpLigeruvü HrurrlelsLelluag LLMxvock, den 4. Vas Zechenbachurteil vor dem Nekchstag Berlin, 2. Juli. (E i g. Tel.) Die erste Reich»- tagsfitzung nach der vierzehntägigen Pause war der seit Dtonaten ausgesetzten Verhandlung über da» Urteil de» Münchener Dolksgericht» gegen Fechenbach gewidmet. Für die Sozialdemokraten begründete Abg. Dittmann die Interpellation mit einer scharfen Kritik an dem Fechenbach-Urtetl und an der Institution der bayrischen Volk»- g «richte überhaupt. Nach der Logik des Urteil», das die Mitteilung von Putschplänen als Hochverrat brandmarkt, müßte, so meint Dittmann, auch Ludendorff vor ein Gericht gestellt werden, weil er kommunistisch« Putschpläne in deutschfeind lichen Zeitungen veröffentlicht habe. Zur Beantwortung der Interpellation erklärte zu- nächst der bayrische Gesandte Dr. von Preger: Für die Stellung der bayrischen Staats regierung zu dem Urteil gegen Fechenbach sind nicht politische, sondern ausschließlich tatsächliche und recht liche Gesichtspunkte maßgebend. Bereits ISIS hat die bayrische Regierung zugesagt, daß alle Einwendungen gegen falsche Urteile geprüft werden sollen. Wenn Fechenbach ein Begnadigungsgesuch Linr eicht — ein solches liegt zurzeit noch nicht vor —, wird entsprechend dieser Zu- sicherung verfahren werden. Hierbei wird Gelegenheit sein, die gesamten Rechtsgrundlagen des Urteils und damit auch alle rechtlichen Einwen dungen des Abg. Dittmann eingehend nachzuprKfen. Reichsjustizminister Dr. Heinze: Es ist außer ordentlich schwierig, im Parlament zu einem Gerichts urteil Stellung zu nehmen. Ich gebe zu, daß da» Urteil, da« außerordentlich umfänglich ist, zu zahl reichen Zweifeln Anlaß gibt, aber so einfach liegen die Dinge doch nicht, wie sie Abg. Dittmann dar gestellt hat. Der von der bayrischen Regierung vor geschlagene Weg scheint mir der zweckmäßigste zu sein. Durch Parlamenkbeschluß kann man unmöglich ein Urteil aufheben. Die Frage, ob die Veröffentlichung des Ritter-Telegramms Deutschland geschadet har, braucht man nicht unbedingt zu verneinen. Fechen bach selbst hat ISIS bei seinem ersten Prozeß die Ver öffentlichung entschieden abgeleugnet. Er hielt sie offenbar nicht für unbedenklich. Fest steht für das Reichstustizministerium nach eingehender Prüfung, daß nach Artikel 178 Abs. 3 der Reich». Verfassung die bayrischen Volks gerichte zu Recht bestehen. Ueber die Frage, ob nach 8 22 de» Preßgesetzes da» Delikt ver jährt gewesen sei, gehen die Meinungen in Juristen kreisen auseinander. Die große Mehrheit der Juristen ist der Meinung, daß Verjährung vorlag. Ich selbst neige nach reiflicher Prüfung dahin, die Verjährung anzunehmen. In der Aussprache führte Abg. Emminger (Bayr. Dpt.) au«, der Reichstag könne sich unmöglich als Berufungsinstanz gegen ein d.erichtlrche» Urteil betätigen. Der Einwand der Verjährung könnte nur erhoben werden, wenn der Inhalt der Veröffent lichungen strafbar gewesen wäre. Hier handelt es sich aber um Strafbarkeit der Art der Veröffent lichung. Die Waiterberatung wurde schließlich auf Diens tag vertagt. Der Ehrhardt - Prozeh Der Termin für den Ehrhardt-Prozeß ist nun endgültig festgesetzt. Die Verhandlung beginnt Montag, den 23. Juli um S Uhr früh, vor dem Staategerichtshof zum Schutze der Republik. Reichstagsabg. Dr. Most (Dt. Dpt.), der al« Syndikus der niederrheinischen Handelskammer in Duisburg seinen Wohnsitz hat, ist al« Geisel wegen der Explosion auf der Duis burger Rheinbrücke verhaftet worden. Vie Stadt der Nichtraucher Der Traum der Nikotingegner ist über Nacht in Erfüllung gegangen. In Leipzig wird nicht mehr geraucht. Wenigstens offiziell nicht, denn die Kleinverkäufer von Tabaken haben ihre Ge schäfte geschlossen und wollen sie nicht eher öffnen, bis — nur dis die dreitäge Frist abgelaufen ist, die für den Protestschritt vorgesehen wurde. Einen anderen Erfolg wird der neuartige Abwehrkampf gegen die Banderole kaum haben. Wohlgemerkt, wir sind nicht etwa gegen die Forderungen der Zigarren- und Zigarettenhändler. Wir gönnen ihnen von ganzem Herzen, daß ihrem Gewerbe ein Steuer system beschteden wird, das nicht geschäftSerschwe- rend wirkt und das in seinen finanziellen Aus wirkungen erträglich ist. Wir fürchten nur, daß die Leipziger Aktion als Tetlstreik keinen großen Eindruck machen wird. Der Reichssinanzmintster ist ein harter Mann. Bon Amtswegen. Er nimmt von Lebenden und Toten, was er für den Staatssäckel nur immer kriegen lann und wird hellhörig, wenn es sich um die Entdeckung einer neuen Steuerquelle handelt. Aber darum geht es bei den Tabak händlern garnicht, sondern vielmehr um die äußere Form der Steuererhebung. Aus diese legt der Minister jedoch Wert. Trotz Eingaben und mündlicher Proteste. Und nun soll aus einmal sein Sinn sich wandeln, weil 168 Kilo meter von der Reichshauptstadt entfernt offiziell drei Tage lang nicht geraucht wird und keine Tabake verkauft werden? Mr glauben'- nicht, denn unsere Erfahrungen mit der Berliner Regierung berechtigen nicht zum Optimismus. — In Wirklichkeit ist es ja auch nicht so schlimm mit dem nichtrauchenden Leipzig. Kluge Leute — und das sind die passionierten Raucher samt und sonders — haben sich am Montag eingedeckt, schöpfen jetzt aus dem Vollen und freuen sich höchstens, daß sie drei Tage lang vor Preis erhöhungen sicher sind. Was dann allerdings kommt, wagen sie noch nicht laut auszusprechen, denn es kann doch sein, daß man sich irrt und genau dieselben Preise am Donnerstag noch Geltung haben wie zu Beginn der Woche. In der möglichen Veränderung der KleiverkaufSpreise liegt eine gewisse Ge fahr des Streiks. Ist der Uebergang zu neuen, der Geldentwertung angepaßten Preisen zu stark, dann wird auch der leidenschaftlichste Raucher seinen Bedarf wohl oder übel ein schränken müssen. Nicht wenige werden auf den Tabak verzichten. Auf den Proteststreik mit der freiwilligen Verkaufssperre folgt dann eine unge wollte Schmälerung des Absatzes, die im Interesse der Kleingewerbler sehr zu bedauern wäre. Wir wollen nicht hoffen, daß der Schritt der Leipziger Tabakhändler mit diesem Ergebnis abschltetzt. Bis Donnerstag aber rationieren wir unseren Vorrat an Stäbchen und erklären uns mit den Tabakleuten solidarisch. Rss. R. * Vom Reichsgericht. Der al« Hilfsarbeiter bei der Reichsanwaltschaft tätig gewesene Staatsanwalt Dr. Richter ist, infolge seiner Ernennung zum Oberstaatsanwalt in Plauen, hier ausgeschieden. — Der Reichsgerichtsoberwachtmeister August Strube ist am 1. Juli d. I. in den Ruhestand versetzt worden. * Iulandspostverkehr für da» Memelgebiet. Nach dem Memelgebiet, das in den zum 1. Juli in Kraft tretenden Uebersichten der neuen Postgebühren nicht aufgeführt ist, gelten für Briefsendungen weiterhin die deutschen Inlandsgebühren. Dasselbe gilt für Telegramme nach dem Memelgebiet. k. Ausdehnung der Schülerkarten. Am 1. Juli, tritt eine wesentliche Erweiterung in der Au».- gäbe der Schülermonats-, Schülerrückfahr- und Schülerferienkarten ein. Besucher von Fachschulen, die bisher keine Schülerkarten erhalten konnten, wenn sie durch eine volle Lehrzeit für einen Beruf praktisch ausgebildet waren, erhalten Schülerkarten künftig dann, wenn sie während der Zeit des Schul besuch» weder ihren Beruf ausüben noch Einkünfte au» ihm beziehen, die ihre Lebenshaltung gewähr- leisten. Weiter erhalten auch solche Schüler Fahr preisermäßigung, die nur an einzelnen Tagen der Woche die Schule besuchen oder Einzelunterricht nehmen und infolgedessen bei Lösung von Schüler- Monatskarten keinen Preisvorteil haben. Diese Schüler erhalten künftig Schüler-Rückfahrkarten, die nunmehr an jedem Tage gelöst werden können und vier Tage gelten. Personen über 18 Jahre haben den Antrag auf Ausgabe der Schüler-Rück fahrkarten 8 Tage vor der ersten Benutzung lei der Fahrkartenausgabe einzureichen. Schluß mit den Spielbanken in Oesterreich Angesichts der Errichtung von Spielbanken in Innsbruck, Igls, Pertisou, Hofgastein und Sem mering wird aus Wien offiziös mitgeteilt, daß dir Frage der Spielbanken von'der Regierung lediglich nach dem Gesichtspunkte der bestehenden Gesetze br- urteilt werde. Wenn die Spielbankgründer mit der Anstellung von „Abgebauten" als Croupiers. Betei ligung der Gemeinden am Reingewinn, Ausschluß der heimischen Bevölkerung von der Beteiligung am Spiel operieren, so ändert dies an dem Standpunkte der Regierung nichts. Die Regierung ist entschlossen, unter keinen Umständen eine Gesetzesüber tretung zuzulasscn. (Eine Reihe von Spielbanken ist seit einigen Wochen schon im Betrieb.) Die Propo nenten der Spielbanken, die mit einer Demonstration von 15 000 abgebauten Bundesbeamten drohen, tue bei den Spielbanken Anstellung erhalten sollen, mögen sich, so erklärt die österreichische Regierung, gesagt sein lassen, daß ihnen Hunüerttausende erwerbende Mit glieder der österreichischen Bevölkerung gegenüber stehen, die es verabscheuen, daß durch fragwürdige ausländische Elemente Geld ins Land hercingebracht wird. Eine internationale Gesellschaft bot der tschechi schen Regierung für die Konzessionierung von Spielbanken in mehreren böhmischen Bädern 4 Mil lionen tschechische Kronen. Nach Einvernehmen mit den verschiedenen Fraktionen lehnte die tschechische Regierung den Vorschlag ab. Der Fünfhunderttausender ausgabe bereit. Die Reichsdruckerci liefert die ersten 500 000-Mark- Scheine an die Reichsbank am Freitag ab. Diese Sendung wird jedoch nicht in Berlin zur Ausgabe gelangen, da die Scheine in anderen Gebieten des Reiches dringender benötigt werden. Der Efperautokougreß in Nürnberg. Dom 2. bis 8. August findet in Nürnberg der 15. Inter nationale Csperautokongreß unter dem Ehrenprotel- torat des Reichspräsidenten statt. Der Reichs minister de« Innern hat am 16. llllai ein Rund schreiben erlaßen, in dem alle Reichsbebörden auf gefordert werden, dem Kongreß jedmögliche Unter stützung zuteil werden zu laßen. Zu dem Kongreß haben sich etwa 4000 Teilnehmer au» 41 Staaten angekündigt, darunter aus China, Japan. Mexiko, Kanada usw. Außer zahlreichen sachlichen Veran staltungen wird u. a. auch eine Aufführung von Les sings „Nathan der Weise" in Esxerantosprache ge boten. Bo« Prpzeß gegen die Dänische Landmauvsbauk. Der frühere Direktor der verkrachten Dänischen Land mannsbank, Staatsrat Emil Glückstadt, der als Hauptangekloater im Landmannsbankprozeß in Un tersuchungshaft saß, ist plötzlich gestorben. Sein Tod trat nach einer Operation ein, die wegen einer plötz lich eingetretencn Unterleibskrankhert erforderlich war. Die eigene Strrbeurkunüe ausgefüllt. In Ohorn starb der Gemeindevorstand Schäfer, der 14 Jahre lang der Gemeinde gedient hat. Seine letzte Amts- Handlung war die Ausfüllung seiner eigenen Sterbe urkunde, bei der nur noch die Stunde des Todes fehlte. Der lvald-Nacktwart Don Frnnft Aus Schwaben kommt die Nachricht, daß einige Gemeinde» daran gehen, in ihren schonen Wäldern einen Mann anzustellen, der den Titel „Wälderwart" oder „Waldwart" führen soll. Die Anstellung eines also benannten Mannes habe sich wegen der zunehmenden „Nacktkultur" al- notwendig erwiesen. Anhänger dieser Kulturrich- tung suchten bei warmer Witterung versteckte, sonnen beschienene Stellen der Wälder auf, um sich in ihnen in womöglich unbekleidetem Zustande zu ergehen. Dies« Unternehmungen, welche von den Betei ligten sehr harmlos aber unzutreffend al» „Luft bäder" bezeichnet würden, seien geeignet, die öffent liche Sittlichkeit zu gefährden, da sie — wie oben be merkt — versteckte Stellen und schwer auffindbare Waldplätze aufsuchten. Die neuen Wälderwarte sollen nun die Wklder im Sommer durchstreifen, auf luftbodende Personen in unbekleidetem Zustande fahnden und selbige wo möglich sofort zur behördlichen Anzeige bringen. Es ist mir nicht ganz klar, wieso die öffentliche Sittlichkeit untergraben wird, wenn Personen stille Daldwinkel aufsuchen, um sich dort die liebe Sonn» auf den Leib brennen zu laßen. Fall» dies auf dem Schloßplatze in Stuttgart geschähe, dürfte sich ein polizeiliches Eingreifen al» notwendig Herausstellen; aber die Sittlichkeit der Reh«, Hasen, und Piepvögel wird kaum darunter leiden, daß Personen beiderlei Geschlecht» usw. Und dann ist da» in Schwaben so: E» gibt wenig Wasser in diesem Lande. Die Flüße bieten nicht viel Badegelegenheit. Aber die tiefen, duftenden Walder sind wie kühle Meere, in die der nackte Fuß mit Be hagen steigt. Man kann nicht in Seen baden, also badet man in der Luft de» Walde». Ab« wenn nun — entsetzlicher Gedanke! — ein- mal da» „Boden" Nebensache würde? Venn die» zwischen einem gekauten oder gar nicht gekauten Paare geschähe, müßte nicht der Wald auf der Stelle verdorren und alle» Getier tot zur Erde fallen? Za, da» müßt«, do» würde auch geschehen. Sehen Sie, und weil es bisher no<b nicht ge- schehea ist, sondern immer noch die lieben Wälder Oechns» rord di» Reh« und di« Hase« dorin her«. Ar. 166 Seite S Steuerfreiheit bei der Lohnsteuer Die kleineren Einkommen aus Lohn- und Ge» kalt»be-ügen unterliegen nicht der Lohnsteuer. So fällt bei Lehrlingen und anderen gering bezahlten Arebitvkräften der Lohnabzug fort. Häufig sind auch für Hausangestellte keine Steuermarken zu kleben. Diese Steuerfreiheit ergibt sich dadurch, daß bei niedrigen Lohnsätzen der Steuerabzug von 10 v. H. nicht so hoch ist, daß nach Kürzung der vor- geschriebenen Ermäßigungen noch ein Steuerabzug übrig bleibt. Die Berechnung der steuerfreien Grenze ist also nur auf einem Umweg möglich. Sie kom pliziert sich noch dann, wenn neben dem Darlohn j Naturalbezüge, wie Kost und Logis, gewährt werden. I So ist also besonders auch die Feststellung, ob für > eine Hausangestellte Steuermarken zu kleben sind und gegebenenfalls wieviel, eine ewige Sorge. Wie stellt sich die Steuerfreiheit nach den neuesten Sätzen, die nach dem 1. Juli anzuwenden sind, Für Lehrlinge und andere Personen, denen aus der Stcuerkarte keine weiteren Familienangehörigen bescheinigt sind, für die noch eine Ermäßigung in Frage käme, sind beim Lohnabzug zwei Ermäßigun gen zu berücksichtigen: die für ide Person und die für Werbungskosten. Das sind wöchentlich 1440 und 12 000 Mark, zusammen 13 440 Mark. Die Abrun dung erfolgt auf volle zehn Mark nach unten. Also beginnt die Lohnsteuer bei einem Wochenlohn von 134 500 Mark. End noch Familienangehörige vor handen, für die Ermäßigungen mitberechnet werden, so ist der steuerfreie Betrag natürlich noch höher. Für einen alleinstehenden Arbeitnehmer (ohne Ehefrau) der ein Kind oder einen mittellosen Angehörigen auf dem Steuerbuch bescheinigt erhalten hat, beginnt die Steuerpflicht erst mit 230 500 Mark in der Woche. Oder bei zwei Kindern bei 326 500 Mark. Ein Arbeitnehmer, bei dem eine Ermäßigung für die Ehefrau vorgesehen ist, ist steuerfrei bis 148 900 Mark wöchentlich. Kommt noch ein Kind hinzu (oder eine mittellose Angehörige), so beginnt die Steuer pflicht mit einem Wochenlohn von 234 900 Mark. Bei diesen Grenzlöhnen sind immer als niedrigster Satz 10 Mark Steuern abzuführen. Sind zwei Kinder zu berücksichtigen, so beginnt die Stcuerpflicht mit 330 900 Mark, bei drei Kindern mit 426 900 Mark, bei vier Kindern mit 522 900 Mark usw. Wieviel Kinder oder mittellose Angehörige zu berücksichtigen sind, das ergibt sich stets aus den Eintragungen in dem Steuerbuch (Vorderseite). Eine Abweichung von diesen amtlichen Eintragungen ist nicht gestattet. Fühlt sich der Arbeitnehmer durch eine unrichtige Eintragung beschwert, so muß er die Aendcrung der selben beantragen und bescheinigen lassen Bei Hausangesteten sind die steuerfreien Beträge dieselben, also gewöhnlich diejenigen für allein- stehende Personen. Aber es ist nun festzustellen, mit welcher Summe die freie Station in Anrechnung zu bringen ist. Ab 1. März war ein Barlohn bis zu 18 000 Mark im Monat steuerfrei. Dom 1. März ab sind die Bewertungssätze für freie Station zum ersten Ma4e einheitlich für das Reich festgesetzt. Dom 1. Juni ab änderte sich der steuerfreie Betrag auf 52 000 Mark Geldlohn im Monat. Wenn nun im Juli nicht die Bewertung fütz die Sachbezüge noch hinaufgesetzt wird, so bleibt durch die neue Festsetzung der Er mäßigungen ein Betrag von einer halben Million Mark in bar steuerfrei. Steuersyndlkus vn F. ck. Voxt (Apolda) Tödlicher Unfall eine» Lokomotivführer». Der Lokomotivführer Zunk des Stuttgart—Berliner Schnellzuges I) 37 wollte bei der Durchfahrt der Station Lauffen nach einem Defekt seines Ten ders sehen und beugte sich zur Lokomotive hinaus. Dabei wurde ihm von einem Mast die Schädeldecke weggerissen und er fiel aus dem mit größter Ge schwindigkeit fahrenden Auge. Der Zug wurde so fort angehalten und nach Heilbronn gebracht. Beim Blumenpflücken abgestürzt. Don dem steilen Hang des Iochberges in der Nähe der Hefen- bergstraße stürzte ein etwa 20 Jahre alter unbe kannter Mann, der sich beim Blumenpflücken an eine gefährliche Stelle gewagt hatte, über eine Wand ab und war sofort tot. Nummer 341 — 3—4—1." Beim Hören der Nummer wachte die Telephonistin auf und sägte laut: „3—4—1 ist beseht." Kleine Theaternotiz. Hans Henny Jahn, dessen Drama „Richard sll." im Leipziger Schauspielhaus zur Uraufführung kam, vollendet« soeben ein neue« Drama, betitelt „Der gestohlene Gott". Das Werk wird in Kürze der Oeffentlichkeit übergeben werden. . Vas Leipziger Konservatorium in Not Von der Vereinigung der Freunde und För derer des Leipziger Konservatoriums werden wir um die Aufnahme des folgenden Aufrufs gebeten: Die wirtschaftliche Mißgunst unserer Zeit, die der Kunst bereits manch schweres Opfer auferlegt Hot, bedrängt ernstlich das altbcrühmtc Konservatorium der Musik zu Leipzig. Wenngleich bereits wesentliche Anstrengungen gemacht worden sind, die drohenden Gefahren fern- zuhaltcn, fehlt es doch an Mitteln, um der Anstalt die ihrer Bedeutung entsprechenden wertvollen Lehr kräfte zu erhalten, neue heranzuzichen und sie aus reichend zu entschädigen, die Kosten der laufenden Reparaturen von Instrumenten sowie der ver schiedentlich dringend nötigen Anschaffung von In strumenten und Noten aufzubringcn und die großen teils sehr bedrängten Studierenden zu unterstützen. Um diese allgemeine Not zu lindern, hat die „Vereinigung der Freunde und För derer des Konservatorium» der Musik zu Leipzig" anläßlich des in diesem Jahre zum 80. Male wiederkehrenden Gründungstage« des In stitutes eine Sammlung ins Leben geruen. Es ist aufrichtigst zu wünschen, daß deren Erfolg ein recht gesegneter sein möge. Bei dem hohen Ansehen, das dos Leipziger Kon- servatorium genießt, dürfen wir wohl erwarten, daß die Oeffentlichkeit an der Not dieser altehrwürdigen Musikkunststätte tätigen Anteil nimmt. Darum bitten wir alle herzlichst, nach bestem Können finan zielle Hilfe leisten zu wollen, sowohl durch einmalige Spende als auch durch Beitritt mit einem zeit gemäßen laufenden Jahresbeiträge al» Mitglied der „Vereinigung der Freunde und Förderer des Kon servatorium» der Musik zu Leipzig" (Leipzig, Grassi- straße 8, Postscheckkonto Leipzig Nr. 362 de» Bank hauses Meyer L Co., Leipzig, Thomaekixchhof).
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