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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230703
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-03
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Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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'kLgesberiiLrt Schlaraffenland .Sag, Mutter,* frug das kleine Mädchen, „warst du schon im Schlaraffenland?* — „Ja, mein Kind,' sagte die kluge Mutter, „aber ichwußtee« nicht.* E» ist in Wahrheit eine mißliche Sache im Leben der Menschen und Völker, daß sie es gemeiniglich nicht merken, wenn sie im Schlaraffenland sind. Hinterher, ja, pflegt ihnen ein Licht aufzuaehen. Aber als sie mitten drin in dem erquicklichen Lande waren, über was alle» hatten sie nicht zu brummen und die Köpfe zu schütteln! Jeden Augenblick fanden sie einen Anlaß de» Mißvergnügen», über ieden — mit Verlaub zu saaen — Dreck mußte da» De- schwerdebuch aufgeschlagen werden. Ob man zu Hause blieb oder auf Wanderschaft ging, nicht« als Unannehmlichkeiten, Aergernisse, Scherereien. Zum Beispiel, wenn man sich häuslich ntederließ, welche Pein, zwischen ein paar Dutzend Wohnungen, oder wenn man in Urlaub ging, zwischen «in paar hundert Sommerfrischen, alles gleich bequem und preiswert, wählen zu muffen! Und was wir sonst noch an Martyrien zu erdulden hatten, lediglich weil es uns zu wohl war und wir nicht wußten, daß wir im schönen Schlaraffenland lebten! Weil wir nicht wußten, daß wir im Schlaraffen land waren, haben wir auch nicht daran gedacht, den Führern so scharf auf die Finger zu sehen, wie es nötig gewesen wäre. Und so ließen wir uns jeden Tag ein Stückchen aus dem Schlaraffenland hinaus gängeln, bis wir glücklich im Land des bitteren Heute angelanat waren. Der Umzug vollzog sich sozusagen im Parademarsch, und es dauerte eine ganze Weile, ehe uns unter einem wahren Wcltuntergangslärm zum Bewußtsein kam, daß wir im Schlaraffenland gewesen imd es verloren hatten. «Es gibt kein herbere» Lead, als im Unglück sich der glücklichen Zeit zu erinnern*, saat Dante. Ja, aber Keffer als je wissen wir, daß Glück und Unglück nur relative Begriffe sind. Manches bitter« Heute kann ein süßes Ehemals werden, und fast täglich er leben wir, daß vermeintliche Superlative des Uebels doch noch übertrumpft werden. Es empfiehlt sich daher, den Danteschen Spruch mit Vorbehalt zu ge nießen und nicht zu sehr über die Gegenwart zu greinen, denn wer weiß, vielleicht werden auch über die heutige Zeit einmal die Mütter zu den Kindern sagen: „Ich war im Schlaraffenland und wußte es nicht.* Vikur * Aenderung der Gebühren lm Paket, usw. Ver kehr nach dem Auslande. Der deutsche Gegenwert des Gold franken bei der Gebührenerhebung im Auslands-, Paket-, Zeitung»-, Telegramm- und Fernsprechverkehr ist mit Wirkung vom 2. Juli an. auf 32 000 festgesetzt worden. Dieses Umrcch- nungsverhältnis ist auch bei der Wertangabe auf Paketen und Briefen sowie auf Kästchen mit Wert- angabe nach dem Ausland« anzuwenden. Nähere Auskünfte erteilen die Post- und Telegraphen- anstalteu. Das Porto der Wissenschaft. Die Berliner Aka demie der Wissenschaften weist in einer Denkschrift an den Kultusminister auf die schweren Schäden hin, die dem wissenschaftlichen Leben durch die neuen Portosteigerungen drohen. Gegenwärtig, wo dis Möglichkeit der wissenschaftlichen Reisen für die meisten deutschen Gelehrten aufgehört hat, ist die briefliche Einholung von Auskünften, der schriftliche Meinungsaustausch, die Versendung von Hand schriften, Büchern, Archivalien um so dringender notwendig. Werden auch diese Mittel wechselseitiger Verständigung und regelmäßigen Austausches durch die unerschwinglichen Portosätze abgeschnitten, so wird der Wissenschaft damit geradezu ein Lebens nerv unterbunden. Die Akademie hat daher den Minister ersucht, bei der Reichepostocrwaltung vor- stellig zu werden, daß für wissenschaftliche Bücher- und Handschriftcnsendungen, Korrekturen, Drucksätze 'md womöglich auch für die wissenschaftliche Korre spondenz die Portosätze mindestens um die Hälfte ermäßigt werden. Beerdigung der verunglückten Iunkersflieger. Die in Brasilien verunglückten deutschen Flieger sind Guido Thielscher im Schauspielhaus Eröffnung der Sommerspielzeit Aus Dankgewinnen sich ein nettes rundes Bäuch lein zuzulegen, ist nicht schwer. Umgekehrt, durch ein nettes rundes Bäuchlein zu Bankguthaben zu kommen, ist schon schwieriger. Wir haben momentan in Deutschland eine ganze Serie Herren, die eine halbjährige Zwangskur in Karlsbad um Haus und Hof bringen würde. Unter ihnen Herr Guido Thielscher. der nun für unseren guten Anton Frank über die Bühne der Sophienstraße rollt und hüpft. Dazu gibt ihm ein Schwank, „Der kühne Schwimmer*, von Franz Arnold und Ernst Bach allerlei Gelegenheiten. Merkwürdigerweise macht der Berliner Gast ziemlich diskreten Gebrauch von den zahlreichen Heiterkeitsmöglichkeiten, die im Stück und in der Litfaßrundlichkeit seiner Gestalt liegen. (Er ist sozusagen ab und zu ein-Litfaßsäulen- heiliger.) Trotzdem, trotzdem: wenn Thielscher al« Otto Häberlein angesäbelt kommt, das Rosenbukett wie einen Feuerwehrschlauch unter den Arm klemmt, anstatt seiner Tochter dem Lohndiener Krähahn einen Ab- schicdskuß aufknallt, und dann wie ein liebestoller Kickerickicki entwetzt, um diepBraut abzoholen, oder wenn er sich vor dem biederen Aelpler, der ihm so treu herzig einen Hunderttausender nach dem anderen er pressen kann, windet, — drei Stunden lang ist man quietschvergnügt und noch lange danach heiter aufzehellt bi« in die sorgendunkelsten Ecken des Herzens. Don den übrigen Darstellern ist der Taver Kraxentrager (R. Balque) ein« erwähnenswerte Leistung. Fräulein Laurin, die un« erstmalig präsenttert wurde, ist eine sehr niedliche, blonde junge Dame. Mehr läßt sich noch nicht sagen. Da» Publikum wieherte fröhlich. Lrn»1 ckOftn Der welfrnfchatz Der größt« Silberschatz der Welt Au» Wien schreibt man un»: Richt zu verwech seln mit dem sogenannten „Welfenfonds*, der seiner zeit in dem Kampfe zwischen den Dynastien Hohen- zollern und Hannover eine politisch« Rolle gespielt hat, ist der .Silberschatz der Welfen*, welcher augrndltcklich in den Mittelpunkt einer Affäre gr- unter größter Anteilnahme der Bevölkerung in der Stadt Acaraeu beigesetzt worden. Zur Errich tung eine» Gedenksteines ist sofort ein' Sammlung eingeleitet worden. Au» Rio d« Janeiro wurden bei den Iunkerswerken telegraphisch zwei weitere Flug- zeuge bestellt, deren Ausrüstung in die Weg« geltttct worden ist. Der Einbruch in» Sterbezimmer Wilhelm« I. Die Nachforschungen der Berliner Kriminalpolizei in der Angelegenheit de« Einbruchs in das Sterbe zimmer Kaiser Wilhelms l. haben ergeben, daß die Tat seit langer Zeit vorbereitet war, und daß der Täter über die Lage und die Einrichtung des Sterbe- zimmers und der anstoßenden Gemächer genau unter richtet war. Außer einem mit Perlen besetzten Griff sind noch aus einem kleinen Roum, der sog. Kapelle, mehrere Altargeröte gestohlen worden, die bei der Reichunq der Sterbesakramente von Kaiser Wil helm I. benutzt worden waren. Außerdem fehlen drei Spazierstöcke und ein Bild der Kaiserin Elisa beth von Oesterreich, das im Bibliothekzimmrr ge hangen hatte. Heuer im Kölner Museum In dem in der Nähe der Martinskirche gelegenen einstigen Großfischkaufhause der Stadt Köln, dem historischen städtischen Stapelhause, in dessen oberen Räumen das Museum für Naturkunde untergekracht ist, brach aus unbekannter Ursache Großfeuer au«. Der größte Teil des Museums ist vernichtet. Der Schaden ist außerordentlich groß. 14 Schüler verletzt. Bei einem Experimentalvor- trag in dem Lehrsaal einer Dresdener Schule kam es zu einer heftigen Explosion, durch die 14 Schüler, zum Glück nicht lebensgefährlich, verletzt wurden. Wie dis Untersuchung ergab, war der Dorttagende mit der Spiritusflamme einer Aetherflasche zu nahe gekommen. Die Schüler erlitten größtenteils Glasspliiterverlctzungen im Gesicht und an der Hand. Auch der Vortragende wurde verletzt. Die Naturgewalte» in Italien. In Imola und Modena ist plötzlich ein starkes Erdbeben verspürt worden. Die Bevölkerung flüchtet erschreckt ins Freie. In den Schulen und Gefängnissen entstand Panik. Schaden ist indessen nicht entstanden. Wie der Eorriers della Sera meldet, ist der Hauptkrater des Aetna immer noch in lebhafter Tätigkeit. Die französische Arme« lernt Deutsch. In der France militaire berichtet General Fonville über das Studium der Fremdsprachen in der Armee. An ersterStell« steht das Deutsche. „Wir stehen für lange Zeit im Rheinland und an der Saar und für wie lange an der Ruhr? Wir müssen in zahl reichen Ländern Militärmissionen unterhalten.* Nach verschiedenen Versuchen Hal der Kriegsminister neuer dings ein Rundschreiben über die fremdsprachliche Ausbildung der Offiziere und Unteroffiziere erlassen, das mit folgendem Satz beginnt: „Die Stellung, die unser Land in der Welt einnimmt mrü die der Krieg so glänzend gefestigt Hot, die Belehrung, die zahlreiche ausländische Militärpersonen bei uns suchen, der Ruf nach militärischen Instrukteuren, den die fremden Heere an di« französische Regierung richten, machen es notwendig, daß die Kenntnis fremder Sprachen unter den Berufsoffizieren großzügig gefördert wird.* Drei Mann in einem Boot. Der willige See- kreuzer „So wills Gott* hat den Hamburger Hasen verlassen, um nach New York zu fahren. Das 14 m lang« Boot hat nur drei Personen an Bord. Ss soll seinen Weg über Towes und die Kanarischen Inseln nehmen. Der Führer, Kapitän Einsle, hofft, sein Ziel in 40 bis 50 Tagen zu erreichen. Wettervorhersage für Dienstag» de» S. Juli Nach Aufklären erneute starke Bewölkung und Regensälle, mäßige.Temperatur, schwache bis mäßige westliche Winde. rückt ist. Als der Sohn des letzten Königs von Hannover, des am 12. Juni 1878 im Pariser Exil verstorbenen Könige Georg, der Herzog von Tum- berland, in. seinem Wiener Palais in der Penzinger Straße residierte, befanden sich daselbst als wel» fischer Familienbesitz zwei Sammlungen von un- crmeßlichcm Werte: Erstens: der unter dem Namen „W e l fe n s ch a tz" bekannte Reliquienschatz des Hauses Braunschweig- Lüneburg, der im Jahre 1So6 aus dem Oestrr- rcichischcn Museum in das Tumberlandschc Schloß nach Penzing übertragen worden war. Es ist eine der bedeutendsten Kollektionen des deutschen Kunstgewerbe» vom zwölften bis zum fünfzehnten Jahrhundert, mit Emzelstückcn von Weltruf. Zweitens: die berühmte Lumberlandsche Silber kammer, die als der bedeutendste Silberfchatz der Welt gilt, mit Kunstarbeiten der ersten Meister England«, Frankreichs, der deutschen Silberschmiede der Renaissanrezeit in Nürnberg, Augsburg, Hannover und Osnabrück aus der Zeit 1560—1850. Die vielumsttittenen Reichtümer, die wie der Welfenfonds ihre interessante Geschichte haben, sollten in einem eigenen Museum Aufstellung fin den. Aber noch vor dem Kriege wurden sie in das Lumberlandsche Schloß nach Gmunden übergeführt und befinden sich dort seither in Panzertresor» in Verwahrung. Nun hört man au« Gmunden, wo der jetzt fast 78jährige Herzog von Tumberland mit seiner Fa milie und kleinem Hofstaat residiert, daß die Cum- berlandsch« Silberkammer verkauft wer den soll. Auf dies« Nachricht hin hat die Landes regierung von Oberösterreich, der die Stadt Gmunden untersteht, auf Antrag de» Bundesdenkmalamte» die Tumberlandschc Silberkammer unter Aufsicht stellen und inventarisieren kaffen. E« geschah die« auf Grund de« Gesetze» über die Ausfuhr von Kunst- werken, durch welche« die Fortschasfung von kunst historisch bedeutungsvollen Gegenständen, auch wenn sie im Privatbesitz stehen, über die österreichischen Grenzen an di« Bewilligung de» Dundesdenkmal- amte« gebunden ist. Don fachmännischer Seite wird angenommen, daß der Herzog von Tumberland nicht an den Verkauf der eigentlichen Kunstgegenständ«, sondern nur einer Anzahl der Gebrauchgegenstand, au» der Silber- Im Herzen de« Rechte un- Pflichten -er Bis an die Wende des achtzehnten Jahr- l hundert, da die größeren Städte sich räumlich und wirtschaftlich ausdehnten, sorgte die Leip ziger Kramerinnung als Vertreter des Einzel- und Kleinhandels für Recht und Ord nung innerhalb des Kramergewerbes und für die Wahrung und Förderung ihrer Privilegien gegen über anderen Gewerben und Ständen. Aber schon in den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts, da der Zuzug vom Lande und das Wachsen der Bevölkerung ein stetig steigendes Bedürfnis nach Vermehrung der Betriebe in Handel und Gewerbe erzeugten und mit Hilfe derv erbesserten Transport-und Verkehrsmittel die Ueberwindung großer Entfernungen immer leichter und leichterwurde, erscholl der Ruf nach Gewerbe- fretheit. Die Bewegung wurde immer mach tiger. Und als in den vierziger Jahren des neun zehnten Jahrhunderts die Völker Deutschlands das veraltete Shstem der Staatenverwaltung be stürmten, da kam auch das Verlangen nach wirt schaftlicher Freiheit gebieterisch zur Gel tung. In Sachsen waren diese Forderungen von Erfolg. Es wurden Kommissionen ge gründet, in welchen Männer aus der Verwaltung, aus Handel, Industrie und Gewerbe, die Mängel der Erwerbszweige erörteten. Diesen Erörterungen folgten Verhandlungen im Landtag. So kam es schließlich zur Vorlage des Entwurfes eines Ge werbegesetzes für Sachsen. Mit der Gewerbefrei heit allein war es nicht getan. ES fehlte noch ein Bindeglied zwischen Regierung auf der einen und Handel, Industrie und Gewerbe auf der anderen Seite, es fehlte noch ein Gesetz zum Schutze und zur Förderung der Gewerbefrciheit und der Gewerbetreibenden. So beschloß die Ge werbeordnung für Sachsen vom 15. Oktober 1801 die Gründung von Handels- und Ge - werbekammcrn. „Die Handelskammern sollten fortan dem Ministerium des Innern und der Regierungs behörde ihres Bezirkes als sachverständige Organe in Fragen dienen, welche Handel, Industrie und Gewerbe des ganzen Landes oder des Bezirkes angehen. Eine jede sollte in ihrem Bereiche die Vertreterin der gemeinschaftlichen Interessen des Handels, der Industrie und des Gewerbes sein und als solche besonders sich die Wahrung der Rechte und Pflichten, die in Gesetzen und Ver ordnungen den Organen des Handels- und Ge werbestandes übertragen sind, angelegen sein lassen. Sie sollten befugt sein, selbständige An träge und Wünsche an das Ministerium des In nern oder an die Regierungsbehörde des Bezirkes zu richten." Die Leipziger Handels- und Gewerbekammer wurde im Jahre 1862 gegründet. Dom Jahre 1868 an arbeiteten Handels- und Gewerbekammer getrennt von einander: jede hatte ihre eigene Verwaltung. Leipzig war damals noch nicht die drittgrößte Stadt. Wenig Personal und kleine Geschäftsräume genügten den Aufgaben, die man der Handels- und der Gcwerbekammer stellte. 186S wurde in dem am Neumarkt gelegenen Ge bäude „Hirsch" ein ganzes Stockwerk für die Handelskammer gemietet. Das überraschende Wachsen der Stadt, das Aufblühen des Handels, der Industrie und des Gewerbes brachten eine kaum geahnte Erwei terung derTätigkeit für die Handelskammer. Die Beamtenzahl mußte erhöht werden. Die Räume wurden zu eng. So kam cs zur Erbau ung des schönen Gebäudes am Promenadenring, das neben der Handelskammer auch noch den Zusammenkünften der Börse dienen sollte. 1886 erfolgte die Einweihung. Ein Vierteljahrhundert später erforderte neuer Raummangel die Er höhung des Gebäudes um ein Stockwerk, wobei auch die Sitzungsräume umgestaltet wurden. Am neunten Januar 1912 ging dann die Einweihung des mächtigen Hauses in der heute bestehenden Form vor sick. Ein Rundgang durch die zahlreichen Gänge, ein Blick auf das mächtige Stiegenhaus und in die nicht nur zweckmäßig, sondern auch künstlerisch Handelsverkehrs Leipziger Han-elslammer eingerichteten Räume, eine kaum erschöpfend« Uebersicht über die Pflichten und Rechte der Han- delskammer, der eine Zweigstelle des auswärtigen Amtes für Außenhandel angegliedert ist, lassen dewganzen komplizierten Apparat erkennen. Hier, im Herzen des Handelsverkehre-, wo un zählige Auskünfte eingeholt und Gutachten abge geben werden in den verschiedensten Fragen, Vie vor allen Dingen das Zoll- und Verkehrswesen angehen, gewinnt man erst den richtigen Einblick in das Geschäftsleben einer Großstadt. Eine kurze Darstellung, die bei dem großen Um fang der hier geleisteten Arbeit nur wenige Punkte berühren kann, erkläre die Rechten und Pflichten. Die Handelskammer ist eine Art Zwische», instanz: sie vermittelt private und staatswirt schaftliche Interessen. In ihrem Wirkungskreis sind alle Wirtschaftsgebiete vertreten, die Sorgen von Handel, Industrie, Bergbau und Schiffahrt sind hier zentralisert. Die Handelskammer hat wohl zahlreiche behördliche Funktionen, ist aber doch nur halbamtlich Keineswegs ist st» — wie es noch immer in zahlreichen Geschäfts kreisen angenommen wird — eine Art Der« tretung des MinisterumS. Sie ist die amt liche Vertretung eines bestimmten lokalen Ge bietes, der sich bei uns mit dem Wirkungskreise der Amtshauptmannschaft deckt Während die Berufs- verbände stets nur privatwirtschaftliche Interessen vertreten, arbeitet die Handelskammer auf Volks- wirtschaftlicher Basis, steht also immer und überall über der Situation. Sie hat auVzugletchen bei AteinungSverschiedenheiten zwischen Handel und Industrie, sie lehnt des öfteren private Anträge ab, weil sie diese — vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus — nicht zu unterstützen vermag; Vorwürfe, die ihr aus diesem Grunde gemacht werden, verraten die Unkenntnis über die Auf gaben des Gebäudes am Promenadenring. Ver langt der Staat Gutachten, dann wendet sich die Kammer an die einzelnen Berufsverbände. In derselben Art wird die Kammer auch von den Gerichten in Anspruch genommen. Recht interessant ist die innere Organ!« sa tio n- Alle ins Handelsregister eingetragenen Firmen sind wahlberechtigt und die Handels kammer ist ihr Parlament. Die Wahl der 24 Obmänner erfolgt in geheimer indirekter Wahl. Diese 24 Vertreter der Handelskammer wähttn einen Präsidenten und einen Stellvertreter. Sie bilden das eigentliche Parlament. Die über große Anzahl von Fragen machen aber noch Ausschüsse notwendig, so gibt es einen Finanz, einen Zoll-, einen gesetzgebenden- und einen Messe-Ausschuß. Die Vorarbeit wird in dyr für die einzelnen Gebiete spezialisierten Sekre tariaten geleistet. Neben den zahlreichen Pflichten, unter denen — wie schon erwähnt — das Zoll- und Verkehrs wesen den Hauptplatz einnimmt, neben den Be glaubigungen, Vereidigungen u. s. f. übt die Handelskammer auch die Bürfenkonkroll'» aus. Der Börsenvorstand und die Bösengebühren werden von hier aus bestimmt. Aber auch in anderer Beziehung ruhen nicht geringe Lasten auf der Handelskammer: sie trägt ein Drittel des Etats der Handelshochschule, unter stützt die öffentliche Lehranstalt, die über 35 aka demische Lehrer beschäftigt, leiht seinen Beistand dem Textilforschungsinstitut, dem ReichSwirt- schaftSmusenm u. s. s. Bis zur Gründung des MeßamtS leitete sie auch die Leipziger Messe. Die Leipziger Handelskammer ist immer bestrebt, jenseits partikularistischer Grenzen zu stehen- Die schönen Räume des Gebäudes, der künst lerisch ausgestattete Sitzungssaal, in dem die Bild nisse der Kramermeister vom Jahre 1630 an ge meinsam mit den Abbildungen in inodernem Ge wände herniederschauen, die vielen kleineren Sitzungsräume und die Bibliothek, die mit ihren 150000 Bänden volkswirtschaftlichen Inhaltes alle Bibliotheken Sachsens übertrifft, vervollstän digen den Eindruck: der mitteldeutsche Handel hat hier seinen würdigsten Stützpunkt. Seft—r. kammer, deren Wert auf zwei Billionen ö.sterreichisrher Kronen, in Zahlen 2 000 000 00c) 000 veranschlagt wird, also der Be flecke, einfacheren Services usw. denkt. Ueberaus groß ist die Reihe der Prunkpokale. Dann befindet sich in dem Silberfchatz als besonders pompöses Ob jett ein vergoldeter Tafelaufsatz mit den vier Ele menten, Spiegelrahmcn mit Wappen und getrie benen Tieren, zwei weißsrlbexne Tische, der eine mit Phaethon und Wappen, der andere mit einer Dar stellung des Atlas, ferner Fauteuils, deren ganzes Gestell aus Silber ist, patinierte Dosen und zahl reiche andere bemerkenswerte Stücke. — Man darf auf den Ausgang des Kampfes um den silbernen „Wclfcnschotz" gespannt sein. Or. Die Bestattung Karl Scheidewcuricls. Aus Dresden drahtet unser Vertreter: Die sterblichen Reste eines Meistersängers sind den Flammen über- geben worden. Es war eine letzt« ergreifende Huldigung für den toten Meister. Die ehemaligen Hoftrompeter leiteten die Feier mit einem Posaunen chor ein. Eine Abordnung des Nanonaltheaters in Weimar legte herrliche Kranzspenden nieder. Der Generalintendant der sächsischen Staatstheater Dr. Reucker und Schauspieldirektor Wiecke sprachen letzte Grüße. Unter den Trauergästen sah man den ehemaligen Dresdner Intendanten Grafen Seebnch und viele Mitglieder des Dresdner Hot- rheaters. Pfarrer Wasmuth von der Thristuskirche sprach den Trost der Kirche, von Scheidemantels Wirken an der Dresdner Hofopcr bis zu seinen Triumphen in Bayreuth zeichnete er des toten Meisters Lebensbild. Was die Bulkaue auswerfe». Don den Stoffen, die bei der Ausbruchstätigkeit der Vulkane zutage gefördert werden, sind die Aschenteile diejenigen, die auf die weitesten Entferungen hin zerstreut werden. Wurde doch beim jüngsten Ausbruch die Asche de» Aetna bi» nach Konstantinopel und an die afrikanisch« Küste getrieben. Die sogenannten Lapillen, die steinigen Bruchstücke der Lava, fallen in viel ge ringerer Entfernung zur Erde. Die Lava, deren Temperatur 1000 Grad erreicht, wird häufig in riesigen Mengen herausgeschleudert. So förderte der Aetna im Jahre 1069 700000 Kubikmeter an die Oberfläche. Die gasigen Stoffe und die Asche werden in beträchtliche Höhen hinaafgottieb«. Urberschritt doch bei den großen Ausbrüchen des Vesuvs die Aschen- und Dampfsäulc eine Höhe von 8000 Meter. Die Zucht farbiger Baumwolle. In Zukunft wird man sich der Mühe übcrhobcn sehen, die Baumwolle zu färben; man wird sie vielmehr von der Natur in jeder gewünschtes Farbe fertig geliefert erholten. Schon heute wachsen in verschiedenen Teilen der Welt verschiedene Arten farbiger Baumwolle. Man braucht sic nur zusammenzustcllcn, um eine vollständig ge schlossene Farbcukarte zu erhalten. Und zwar hängt die Färbung nicht etwas vom Boden oder von ande ren Verhältnissen des Milieus ab, sie wird ausschließ lich durch die Art des Samens bestimmt. Dos ist durch wiederholte Versuche in letzter Zeit einwand frei fcstgestellt. Die Vorteile, die sich aus dieser naturfarbenen Baumwolle ergeben, liegen aus der Hand. Vor allem ersparen sie die Arbeit und Kosten des Färbens. Es werden weiterhin dadurch die Gefahr des Ausgehens der Farbe und gleichzeitig die Nachteile des Färbcprozcffes vermieden, der nicht sehr widerstandsfähige Faser mehr oder weniger stark angreist. Was die einzelnen Farben anbetrifft, so findet maic in den Bereinigten Staaten die weiße Baumwolle, Peru besitzt eine rote Art und hier wie auch in Aegypten und auf den Hawaii-Inseln wächst eine kastanienbraune Varietät. In China findet man eine gelbe, in Indien eine graue, in Süd-Tarolina erzeugt man eine grüne und in Mexiko endlich eine schwarze Baumwolle. Es scheint erwiesen, daß man durch entsprechende Kreuzung und Züchtung von Samen alle dazwischen liegenden Farbstufen erzeugen kann. So würde beispielsweise eine Mischung von weißer und roter Baumwolle einen neuen Rosa-Typ ergeben, und auf diesem Wege könnte man auch die anderen Zwischenfarben züchten. Bon de» Hochschule«. Wenige Tage vor Doll endung seines 48. Lebensjahres ist der hervorragende Vertreter des Strafrechts, des Sttafprozeßrecht» und der Rechtsphilosophie an der Universität Frankfurt a. M. Professor Dr. jur. ex. Max Ernst Mayer gestorben. Mayer hatte bis zu seiner im Jahre ISIS erfolgten Berufung nach Frankfurt in Straßburg gewirkt. — Dem Studienrat am Gymna- sium in Töthen Dr. Franz Specht ist de» Lehr- stuhl für vergleichend« Sprachwissenschaften an der Universität Halle, der durch den Rücktritt des Professor» Bechtel freigeworden ist, anaebottn worden. ,f..* . t-,',-.
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