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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230703
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-03
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Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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Eröffnung der völkerbrmdrats^ Tagung Genf, 2. Zuli. (Eig. Tel.) Die Tagung des Döikerbundrates begann gestern vormittag unter Vorsitz ocn Salandra mit einer Geheimsttzung, in der zunächst die Tagesordnung zu den Verhand lungen festgestellt und beschlossen wurde, die Saar frage am Montag nachmittag zu beraten. Die Er- örterung über die Frage der Oefientlichkeit dieser Verhandlungen nahm längere Zeit in Anspruch. Lord Robert Cecil setzte sich energisch dafür ein, daß möglichst all« Verhandlungen de» Rates, be- sonders aber diejenigen über die Saarfrage, die in Europa und Amerika mit größtem Interesse verfolgt würden, öffentlich geführt werden sollen. Als Hanoteaux namens Frankreich» dem wider sprach, weil cs sich um eine sehr delikate po litische F r aqe handele, verlangte'Lord Cecil, daß mindestens seine Erklärung zu dem englischen An träge veröffentlicht werden solle. Aber Hanoteaux widersetzte sich auch diesem Anträge aus formalen und technischen Gründen. Formal sei ein solches Vorgehen unzulässig, und praktisch sei es unmöglich, eine immerhin einseitige Erklärung zu veröffent lichen, »hne auch die Gegenerklärung der Oefsent- lichkeit zu übergeben, wodurch dann aber eine öffent liche Verhandlung herauskäme. Präsident Salandra vertagte nach längerer Aussprache, in der u. a. auch geltend gemacht wurde, daß sich die Mitglieder des Rates in geheimer Der- Handlung mit größerer Freiheit aussprechen könnten, die weitere Debatte über die Frage der Öffentlich keit. Cs ist aber mit ziemlicher Sicherheit an- -unehmen, daß die Verhandlungen über die Saar frage nichtöffentlich geführt werden. Auf der Tagesordnung steht u. a. auch die Frage der Auslegung de» Artikels 4, des Minder heit en sch u tz v e r t r a g e s, der für die deutschen Minderheiten in Polen von ungeheurer Bedeutung ist. Der genannte Artikel bestimmt die Staats- ongehörigkeit der Minderheiten, und es hat sich ge zeigt, daß Polen das Bestreben hat, allen Deutschen die polnische Staatsangehörigkeit nicht zu gewähren, die zwar von Eltern geboren sind, die in den ab getretenen Gebieten wohnhaft waren, di« aber zur Zeit des Inkrafttretens des Friedensvertrages <10. Januar 1920) bereits gestorben waren. Dadurch würde es der polnischen Regierung möglich, diese Deutschen, die nach dem Sinne des Minderheiten schutzvertrages zweifellos Polen werden müßten, ihre» Besitze« zu berauben und sic von Haus und Hof zu verjagen. Deshalb haben die deutschen Minder heiten in Polen gefordert, daß die Auslegung des Artikel 4 dem Ständigen Internatio nalen Gerichtshof im Haag übertragen werde. Die polnische Regierung hat den Antrag ge stellt, die ganzes Frage von der Tagesordnung de» Rate» abzusctzen, aber es ist nicht anzunehmen, daß sie damit durchdringt, denn sic würde ihr die Freiheit lassen, inzwischen durch praktische Maßnahmen eine spätere Auslegung zwecklos zu machen. Die Danziger Frage wird wahrst"'' -an Mitt- woch oder Donnerstag zur Verhandlung kommen. , . Voqdeu zurückgetreten Parts, 2. Juli. (Lig. Tel.) Wie dos Radio bureau aus offiziöser Quelle erfährt, hat der ameri kanische Vertreter in der Neparationskommission Doyden aus strengpcrsönlichcn Gründen in Washington seine Demission eingereicht. Die amerikanische Regierung soll das Rüütrittsgesuch an genommen haben. Selbstverständlich, so heißt es in der Meldung weiter, bedeutet der Rücktritt Boydens nicht etwa, daß die Vereinigten Staaten sich an den Arbeiten der Reparationskommission nicht weiter be teiligen wollen. Vielmehr soll bereits in Washington ins Auge gefaßt worden sein, einen der Pariser Mit arbeiter Boydens zu seinem Nachfolger zu ernennen. Kronprinz Gustav Adolf von Schweden hat sich in London mit Louise Mountbatten verlobt, einer Tochter des Prinzen Ludwig von Battenberg von Hessen. Der Kronprinz war in Erster Ehe mit einer Prinzessin von Connaught vermShlt, die 1-S0 oor» starken ist. Die Verlobung wir- in London als em Zeichen der zun«H«enden politischen Annäherung SchwÄen» und Englands angesehen. Angriffe auf die Reichsregierun- Breslau, 2. Juli. (Eig. Tel.) Sine Bezirk»- konferenz der mittelschlestschen Sozialdemokratie nahm nach einem Referat des Landtagsabgeordneten Scholich eine Entschließung an, di« sich scharf gegen die Reichsregterung wendet und außer den bekannten sozialdemokratischen For derungen zur gegenwärtigen Wirtschaftspolitik und Außenpolitik auch die Entfernung des Reichsbankpräsidenten enthält. Dies« Forderungen seien, so heißt es, mit der Regierung Cuno nicht durchzusetzen, und es sei daher notwendig, um die Machtverhältniffe zu klaren, der Regierung Cuno schärfste Opposition zu machen und dem Bürger- block allein die Verantwortung für die heutige Lage zu überlassen. Der wirtschaftliche Druck macht sich nicht nur in dieser Verschärfung de» Tones der sozialdemo kratischen Agitation bemerkbar, sondern wirkt sich ähnlich auch in der Politik des Zentrums aus. In der Schlesischen Volkszeitung erklärt der General direktor der schlesischen Zentrumspartei Dr. Wolf, daß die Maßnahmen des Rcichswirtschaftsministers Dr. Becker gegen die Spekulation in keiner Weise ausreichen. Er wendet sich besonders scharf gegen den Mißbrauch der deutschen Abwehrfrontstimmung durch die deutschnationale Agitation, die neuerdings in Schlesien, besonders in den katholischen Kreisen, an Ausbreitung gewinne. Thüringer Vemokraten-Tagung Jena, 2. Juli. (Lig. Tel.) Der Parteitag de» Landesverbandes Thüringen der Deutschen Demo kratischen Partei, der gestern in Weimar abgehalten wurde, nahm Referate der Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Rosenthal, Frl. Dr. Schulz und Prof. Dr. Krüger über die politische Lage, die thüringische Schulfrage und die Finanzlage Thüringen» entgegen. Im Anschluß an eine allgemeine Aussprache wurde der demokratischen Landtagsfraktion für ihre folge richtige und zielbewußte Haltung Dank und Anerken- nung ausgesprochen. Linigungsverhanülurrgen in -er Metallindustrie Berlin, 2. Juli. (Eig. Tel.) Im Reichs arbeitsministerium begannen heute vormittag dir Verhandlungen zwischen dem Verband der Berliner Mctallindustriellen und dem Mctallarbeiterverband. Don dem Ergebnis dieser Verhandlungen wird es abhangen, ob der Streik in der Berliner Metall- industrie, der von der Funktionärversammlung auf Grund des Ilrabstimmungsergebnifles für heute be schlossen worden war, zur Durchführung gelangt. Zu Beginn der heutigen Verhandlung teilte der Vorsitzende des Deutschen Metallarbeiterverbandes Uhrig mit. daß die Arbeitnehmer von ihrer bis herigen Forderung von 10 00V -4t Stundengeld für die letzte Iuniwoche auf 8600 -4t herabgegangen seien. Diese Summe ist immer noch 2000 -4t höher als die vom Schiedsgericht zuerkannten MOV <4». Ferner erklärte er, daß die Arbeitnehmer künftig auf einer zweimaligenLohnauszahlungin der Woche bestehen müßten, und zwar sollte die eine Hälfte des Wochenlohnes am Montag, dis andere Hälfte am Donnerstag ausgezahlt werden. Nach diesen Erklärungen zogen sich die beiden Par- teien zu gesonderten Beratungen zurück, die vermut lich lange dauern dürften, so daß vor heute nacht ein Ergebnis kaum zu erwarten ist. * Der Beginn des Streiks in der Berliner Metallindustrie ist auf Grund der vom Reichsarbeitsministerium eingeleiteten Vermittlung hinausgeschoben worden. Es wurde eine er weiterte Streikleitung gebildet, die über den Beginn des Streiks und darüber entscheiden soll, welche Be triebe zuerst in den Kampf gezogen werden sollen. Lin unsterblicher Journalist Zum 100. Geburtstag Ferdinand Kürn- bergers am 3. Juli. Don vr. Nslnrlest Tuuestnar Wenn je an einem Literaten, so hat sich an Kürn- berger der Fluch des Tagesschriftstellcrs erfüllt, nach dem all sein Schaffen mit dem Tage untergeht. Fer dinand Kürnberger war aber in Wahrheit ja un endlich viel mehr al» ein Taqesschreiber. Er war Journalist — Journalist im besten Sinne —, er war ein kritischer Geist von ganz ungewöhnlicher Schärfe des Urteils und er war schließlich ein Dichter — nehmt alles nur in allem. Und da Ferdinand Kürn berger ein Dichter war, so geschah das Wunder, daß 30 Jahre nach seinem Tode mit dem Dichter der Kritiker und der Journalist wieder auferstand, daß man begann, seine Werke gesammelt heraus- zugebcn, ja noch mehr: daß man sie las und fast er- schreckt war von dieser Farbigkeit der Schil- derung, von seiner üppigen Phantasie, die einem scharf und unerbittlich konstruierenden Intellekt ent sprang. Freilich blieb die Lesergemeinde, die still genießend den verbittert gestorbenen Wiener Jung- gesellen verehrte, auf eine nicht gerade respektable Zahl literarischer Feinschmecker beschränkt. Denn literarisch — da» ist Kürnberger zeitlebens ge wesen und geblieben: auch al» Tagesschriftsteller schuf er nicht für die breite Menge, und lcichtverdauliches Lescfutter bat er nie von sich gegeben, so gut er die Gulden und Kreuzer des Honorars hätte brauchen können. Von seinem Wert war Kürnberger mehr als überzeugt: es gibt genug Anekdoten über ihn, die sich über seinen Größenwahn lustig machen. Da mals, zu seinen Lebzeiten, klang da» alles ein wenig komisch, und man ging über seine Schwächen mit ver- stehendem Lächeln hinweg. Heute weiß man, daß er genau wußte, was er wert war und daß er von aller Welt unterschätzt wurde. Seine äußeren Lebensumständ« trugen nicht zum wenigsten daran die Schuld. Wer nicht» au« sich macht, ist nicht« und gilt nicht«, wenigsten« nicht bei denen, die nur nach Acußerlichkeiten urteilen. Und do» haben halt immer die meisten getan. Al« arm«r Leut« K*nd war Ferdinand Kürnberger am 8. Juli 1823 in Vien -«Horen. Al» armer Student der Philosophie schlug er sich durch, bis er bei einer Zeitung kärgliches Brot fand. Kärglich und bescheiden blieb sein Leben 56 Jahre hindurch; er starb am 14. Oktober 1879 in einem Münchener Krankenhaus. Er war ein Weltverächter, äußerlich ein Griesgram, ein dürrer, ewig altfränkisch und abgeschabt aus sehender Hagestolz. Solche Menschen stoßen unwill- kürlich alle ab, die mit ihnen in Berührung kommen, und Fortuna, was man landläufig so nennt, macht um sie herum stets einen weiten Bogen. Aber Kürn berger trug sein Glück und sein Schicksal in sich; je älter er wurde, um so mehr zog er sich von aller Welt zurück. So suchte er kaum eine andere Gesellschaft als die eigene, und was in ihm nach Form und Aus druck drängte, das fand Gestaltung in seinen Ro manen, in kleinen Novellen, vor allem aber in einer Fülle kurzer, pointierter Essays, in denen er Meister war und vorbildlich gewesen ist. „Siegelringe* nannte er die Sammlung dieser vorwiegend politisch gefärbten Feuilleton«, die zumeist in der Neuen Freien Presse, im Neuen Wiener Tagblatt und in der Berliner Börsen-Zeitung erschienen sind. Diesen etwas seltsamen Titel hat er begründen zu müssen geglaubt und er sagt davon: „Gtringen Umfang, niedlich und handsam in der Form, der räumlichen Ausdehnung nach vielleicht die kleinsten unter den Kunstwerken in Prosa, drücken sie der entfliehenden Erscheinung des Augenblicks ein scharfgeschnfttenes Gepräge auft so daß jedermann sagt: das ist das Siegel dieses Manne« und keine« anderen Mannes.* Kürnberger wurde in Deutschland vor einem halben Jahrhundert sogar bekannter, al« er in seiner österreichischen Heimat war, und -war durch seine enthusiastische Biemarckverehrung. Preußen — da» er aus eigener Anschauung ebensowenig kannte wie Amerika, wo er seinen metstgelesenen Roman spielen läßt —, Preußen war für ihn in einer gewissen, durch die Ferne bedingten Verklarung da» Muster eines Staatswesens der Energie und des Fortschritt» im Gegensatz zum altersschwachen, klerikal be- herrschten Oesterreich. Da« haßte er mit der gleichen Inbrunst, wie er Preußen liebte. Da» Preußen, unter dessen Führung 1870 die deutsch« Einheit »usammengelchweißt wurde, da« Preußen, in dem da« einige dentsche Volk erstanden wvr. Au» der Nähe betrachtet, batte sein demokratisch gerichteter Sinn sicherlich nicht wenig an seinem Idol au»- '»setzen gehabt, aber »va« er sah, da» war nur der österreichische politisch« Marasmus, und man begreift, wie wohl ihm die klare, frische Luft tun michte, di« damals von Norden he» weht«. . Grabskis erfolglose Finanzpolitik Watsch«,' . Juli. (Lig. Tel.) Ueber die uu- mittelbaren Gründe für da»' Abschiedsgesuch de» polnischen Finanzministers Grabski hört uns« Korrespondent: Die Devisenjagd Grabski» verfolgtr den Zweck, eine gewisse Unterlage für eine auswärtige Anleihe zu schassen, mit der der trostlos« Fehlbetrag ors Staatshaushalte» für 1923 notdürftig ausgeglichen werden sollte. Wie e» scheint, hatte Grabski nach »wei Seiten hin bindende Versprechungen gegeben: seiner Regierung, daß er eine größere Auslandanleihe zustande bringen weide, und einer französisch«'n Gruppe (unter Einverständnis und mittiitigrr Hilfe der französischen Regierung), daß er durch «ine energische Steuerreform die Staatskasse füllen und durch eine scharfe Devisenpolitik die weitere Inflation aufhaltcn werde. Nun sieht der Minister ein, daß er keines dieser Versprechen halten kann. Seine Steuer politik findet nicht einmal bei seinen eigenen Partei genossen von der Rechten Unterstützung, und die Mark-Sanierung ist vollständig in die Brüche ge gangen. Der künstlich gehaltene Kurs bröckelt trotz schärfster Maßnahmen täglich wieder ab. Die Lodzer Industrie hat es rundweg abgelchnt, ihre Ausfuhr devisen der Staatsdarlehnskasse auszuliefern, und die oberschlesische Industrie dürfte ihr auf diesem Wege folgen. Daß sich sowohl die französische Regierung wie die französische Finanzwelt die Taschen zuhält, ist begreiflich, und so blieb Grabski nichts anderes übritz, als zu gehen. Der Satz in seinem Abschieds gesuch, -aß er auch politisch mit dem jetzigen Kabinett nicht genügend zusammenarbeiten könne, läßt einen tiefklasfenden Riß in der neuen nationalistischen Re gierung vermuten. Man muß sich demnach auf wei- ter: Ueberraschungen im gegenwärtigen Kabinett gefaßt machen. Scharfe Opposition Warschau, 2. Zuli. (Lig. Tel.) Der Generalrat der polnischen sozialistischen Partei hat den Beschluß gefaßt, den Kampf gegen die Regierung mit größter Energie fortzusetzen. Eine Entschließung wirft der Regierung die Schuld an der unaufhaltsam steigenden Teuerung, an der katastrophalen Lage für Staat, Handel und Volkswirtschaft vor. Eine weitere Entschließung betont, dem polnischen Staate drohe Gefahr von den reaktionären Geheimverbänden und fordert zum rücksichtslosen Widerstand gegen etwaige Putschversuche auf. Polen und die Meine Entente Warschau, 2. Juli. (Lig. Tel.) Auf der Kon- ferenz der Kleinen Entente in Sinaja, die angeblich den Beitritt Polens zur Kleinen En tente beraten soll, wird sich Polen nicht, wie ur sprünglich beabsichtigt, durch den Minister de« Aeußeren, sondern durch seinen Bukarester Gesandten vertreten lassen. Daraus kann man wohl schließen, daß in Sinaja keinerlei bindende Be- sHlüsse über den Beitritt Polen» gefaßt werden dürften. Nach der jüngsten tschcchisch-polnischcn Pressekampagne erscheint das recht begreiflich. Meine politische Nachrichten Da» Amtsgericht in Großenhain hat den Buch' Händler Heinzmann in Dresden auf Grund des Gesetzes zum Schutze der Republik wegen Ein berufung einer verbotenen nationalisti schen Versammlung in Großenhain zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. HL In Reval geführte Verhandlungen deutscher Vertreter mit der estländischen Regierung über die Regelung der aus der Kriegezeit stammenden Streitfragen und über den Abschluß eines vor läufigen Wirtschaftsabkommen«, höben zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Die Vertrage sind am 27. Juni unterzeichnet worden. Die kommunistische Fraktion des Dan ziger Parlaments hat sich aufgelöst und ist zur sozialdemokratischen Fraktion übergetreten. Durch diesen Zuspruch von 7 Abgeordneten erhöht sich die Zahl der sozialdemokratischen Fraktion auf 37 und vssrH ssassurch zur stärksten Fraktion der Danzig« Volksvertretung. - - * Al» Vergeltungsmaßnahme für die Erstürmung der Gutenbergdruckerei in Koblenz beschlagnahmten die Franzosen bet der Trabentrarbacher Reichsbank nebenstelle 270 Millionen Mark, weil die Stadt Koblenz sich geweigert hatte, eine größer« Geld- summe zu bezahlen. - * 1 Nach einer Meldung der Frankfurter Zeitung qpH New Jork ist dort als neuester französischer Propa gandist General Gourand plötzlich eingetrofsen. Darauf hat , da» Journal os Commerc« begonnen, täglich einen gegen Frankreich gerichteten Leitartikel zu veröffentlichen. Ebenso bringt jetzt die World vorwiegend für Deutschland günstige Artikel des früheren Rheinlandkommissars Noye», in denen dargelegt wird, daß Deutschland an Reparationen höchstens 15 Milliarden Dollar zahlen könnte. Der Vizepräsident von Venezuela, Juan Gom e z, ist in feinem Bett ermordet augefunden worden. Die Gründe sind unbekannt. Der Ermordete war der Bruder des Präsidenten Gomez und übte in dessen Namen eine diktatorische Regierung au». Angora soll selbst entscheiden Lausanne, 2. Zuli. (Lig. Tel.) Da» Ein treffen der Instruktionen der alliierten Regierungen für die Regelung -er schwebenden Fragen der Orientkonfcrenz wird für heute bestimmt erwartet. Ls heißt, die Alliierten hätten sich darauf geeinigt, der türkischen Delegation keine bestimmte Lösungsart vorzuschlagen, sondern ihr die Auswahl zwischen den Lösungen zu überlassen, die in Paris und London ausgearbeitet worden sind. Es handelt sich um folgende Pläne: 1. völlige Aus schaltung der wirtschaftlichen und finanziellen Be stimmungen aus dem Vertrage und gleichzeitige Verlängerung der Okkupation Konstantinopels bis zur Regelung der Coupon- und. der Konzessions frage innerhalb einer bestimmten Frist oder 2. An erkennung einer Form für die Lösung der Coupon- frage ähnlich der kürzlich mitgeteilten, aber kaum mit ihr identisch, da jene Formel die Zustimmung der Pariser Regierung wahrscheinlich nicht gefunden hat. In der Frage der Dorkriegskonzes- stonen käme in letzterem Falle, wenn die bereits in Angora eingeleiteten Verhandlungen nicht inner halb einer bestimmten Frist zu einer Einigung füh ren, eine schiedsgerichtliche Erledigung in Betracht. Da das Schwergewicht der Entscheidung in Paris liegt, ist das Mitglied der türkischen Dele- gation Dr. Reschid Bei mit besonderen Auf trägen Ismet Paschas nach Paris abgereist. Die türkische Delegation ist beiden Ententevorschlägen abgeneigt, da eine Verlängerung der Besetzung Konstantinopels unter keinen Umständen in Frage kommen kann und anderseits eine vorbehaltlose An- erkennung des Dekrets Muharrems, wie sie von französischer Seite gefordert wird, für die Türkei folgenschwer sein würde. Ein vombenattentat in Budapest Budapest, 2. Juli. (Eig. Tel.) In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag warfen bisher noch unbekannte Täter eine Handgranate in da» Kaffeehaus Club, die jedoch nicht explodierte. Einig« junge Leute wurden unter dem Verdacht der Täter schaft verhaftet. Gegen das Kaffeehaus wurden, wie erinnerlich, von den „Erwachenden Magyaren" bereits zwei Attentate verübt. Zweifellos steht das Attentat in Verbindung mit den Brüdern Kovarcz, über deren Untaten noch die Untersuchung schwebt. - x Völlig unerwartet ist in Budapest am Sonnabend der Honvedminister Bclitska zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger ist Graf Siegmund Csaky ausersehen. Ueber die Ursache des Rücktrittes ver lautet nichts Bestimmtes, doch scheinen politische Gründe maßgebend gewesen zu sein. Diel gelesen war einst der Roman „Der Amerika-Müde", die Schilderung des Schicksals eines gebildeten Deutschen, der von der Neuen Welt schwer enttäuscht in die Heimat zurückkehrt. Lenaus amerikanische Episode hat ihn sicherlich zu diesem Buch anaereyt, und er hat sich von den Erlebnissen des unglücklichen Poeten inspirieren lassen. Aber was in diesem Roman weit mehr fesselt als die Fabel, das ist die geistesscharfe Reflexion, die Durch- drinaung des Stoffes mit dem Gedanklichen. Künstlerisch viel höher steht das dritte seiner großen epischen Werke „Das Schloß der Frevel". Als der Roman, an dem Kiirnberger immer wieder gearbeitet, geändert und gefeilt hatte, schließlich in der Wiener Deutschen Zeitung zu erscheinen begann, da wurde das Blatt um des Romans willen so oft konfisziert, daß der Verleger wohl oder übel den Abdruck einstellen mußte. In seinen phantastisch-barocken Novellen kommt nicht minder der feinsinnige Dichter zu Worte; in den „Literarischen Herzenssachen", die gesammelt* erst kurz vor seinem Tode erschienen, spiegelt sich das künstlerische Bekenntnis eines steif- nackigen, aufrechten Kritikers wider, der nach dem Vorbild Tiecks stet« gern die Gelegenheit zu ästheti schen Abschweifungen ergreift. Darin ist Kürnberger der Stammvater der ruhmreichen Wiener Kritik, der Vorgänger eines Speidel und eines Hanslick gewesen. Aber wie man den Romandichlcr Kürnberger lesen sollte, so sollten auch alle diejenigen, denen heute das kritische Richtschwert «»vertrant ist, sich in seine „Siegelringe", in seine „Literarischen Herzenssachen" vertiefen. »Her» und Leauder" al» Oper. Die vieraktiae Oper „Hero und Leander" von Paul Kick- Schmidt mit dem Grillparzerschen Text (zusammengestellt von Kurt Sternsdorff) fand bet der Uraufführung im Nürnberger Stadttheater un gewöhnlich begeisterte Aufnahme. L« handelt sich um ein ganz vorzügliche» Werk, di« «rste Oper de« Komponisten, der birher nur al« Sinfoniker an die Öffentlichkeit getreten ist. Seine Musik, die an Ideen reich ist und in der feinsten Weise auf alle Stimmungen der Verse eingeht, zeichnet sich auch durch spielende Beherrschung der Harmonik und der Orchcstrierung au». DI« «mi-e Burgtheaterkris«. Aua Wien wird un» gedrahtet: Ein« -dr letzten Größen des alten DupGdßvtcr» ü» wie» (»«?) hat durch Brief seine» Kollegen und Direktor Paulsen mitgeteilt, daß er eine Vertragserneuerung nicht eingehek könne und heute zum letzten Male in der Burg austrete, weil er sich infolge der ungewöhnlichen Zustände genötigt sehe, seine weitere Mitwirkung dem Staatstheater zu versagen. Damit erhält Direktor Paulsen tine sehr wesentliche Unterstützung gegen die erneut ver suchte Bureaukratisierung der staatlichen Bühnen. Unterrichtsminister Dr. Schneider hat die Absicht- für den Fall, daß sich Direktor Paulsen weigern sollte, die Regie, die er vorgestern niedergelegt hatte, weiterzuführen, ihn kontraktbrüchig zu er klären und ihn im Disziplinarwege seines Posten » zu entheben. Paulsen nimmt dagegen den Standpunkt ein, daß sein Vertrag ihn ausdrücklich nur als Direktor und nicht al« Regisseur dem Burgtheater verpflichtet. Eine endgültige Ent scheidung in der Direktionskrise dürfte in Kürze er" folgen. Ein wiedergrfundene» Werk von Ludwig Richter. Ein Gemälde Meister Ludwig Richter«, das bereits als verschollen beklagt wurde- ist nach einem Bericht des Kunstwanderers kürzlich aufgefunden und von der Dresdner Gemäldegalerie erworben worden. Es handelt sich um ein großes Oelbild, da» au» dem Jahre 1826 stammt und also von dem Künstler mit 23 Jahren geschaffen wurde. Da» Bild, das die Ebene und im Hintergrund da» Gebirge von Palä stina darstellt, zeigt stark leuchtende kräftige Farben, die den italienischen Einstuß verraten. E» war 1829 in Hamburg ausgestellt und seitdem ver schollen. Die nächste Souuensinfterni» uod die Etusteinsch« Relativitätstheorie. Professor Ludendorff, der Di rektor des Astrophysikalischen Observatoriums in Potsdam (ein Bruder de» General«), hat von der mexikanischen Regierung die Einladung erhalten, an den dortigen Beobachtungen der am 10. September diese» Jahres bevorstehenden Sonnenfinsternis teil zunehmen. Ludendorff wird, nachdem die von seinem Observatorium mit unternommenen Beobachtungen auf der Weihnachtsinsel im vorigen Jahre unter Leitung von Professor Freundlich infolge der Un gunst -er Witterung nicht zustande kamen, die Go» legenheit benutzen, um die zur Ueberprüfung vc^ Einstein« Relativitätstheorie - notroendigen F^tz, stellungen zu machen. . . ,
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