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La» Leipziger Lagedlatt «etbSlt amtliche Ueraanlmachaase« de» Nate» der Stadt Leipzig. de» VolizeivrLiidiu«» Leipzig, de» A«t»sertcht» Leipzig. sowie verschiedener anderer «edSrden^ tlr. ISS einrslnummsr 1000 iVISfic vleostsg, 6ev 3. IllU 1923 fSI^N-^ULAadS 117.)adrg. Das Duisburger Unglück j I-. s. Leipzig, 2. Juni Die Ursache der Explosion auf der Hoch» felderEisenbashnbrücke ist noch nicht im geringsten aufgeklärt, es ist demnach noch keinerlei Anlaß gegeben, eher ein Attentat als ein Unglück oder einen Fehlgriff eines unerfahrenen Be» amten anzunehmen, und schon sind die Fran zosen mit fieberhafter Geschäftigkeit am Werk, alle nur denkbaren Möglichkeiten auszubeuten, die der bedauernswerte Vorfall als Anlaß zu neuer Drangsalierung der gepeinigten Ein» wohnerschaft, zur Verstärkung des auf das Ruhr gebiet gelegten Druckes, zur weiteren Abschnü- rung des besetzten vom unbesetzten Lande bieten kann. Solche Eile ist verdächtig. Wenn man jenem lateinischen Spruch glauben wollte, der in dergleichen Fällen den Nutznießer als den Urheber denunziert, so wäre man nicht weit entfernt, die Hand der Franzosen selber in einer Katastrophe zu vermuten, die ihnen außerordentlich gelegen kommt und so prompt und planvoll ausgenützt wird, als geschehe es nach einem im voraus aus gearbeiteten Schema. Tie unanständige Depesche, in der PoincarS der belgischen Regierung sein Beileid ausgedriickt hat und in der die Leichen der verunglückten Soldaten sogleich zu politischen Zwecken miß-- braucht werden, verrät bereits die auf das kllnf- tige Verhalten Belgiens bezüglichen Lrwartun» gen, die man in Paris an das Duisburger Un» glück knüpft. Offenbar glaubt man dort darauf rechnen zu können, daß die Begebenheit, von vornherein zum „abscheulichen Attentat ver brecherischer Deutscher" gestempelt und mit allen Künsten der Hetzpropaganda ausgetrommelt, die Stimmen zum Schweigen bringen werde, die in Belgien für eine rein wirtschaftliche Lösung des Reparationsprcblems eintreten und gegen die Verquickung mit politischen Planen von der Art, wie sie eben erst wieder aus den Enthüllungen des Observer zu ersehen waren, Einspruch er- heben. Jetzt-, so kalkuliert man ohne Zweifel in Paris, wird auch in Brüssel der Schrei nach „Sanktionen" für das angebliche deutsche Atten» tat d e Oberhand über die Wirtschaftsvernunft gewinnen und damit die von der französischen Diplomatie namentlich auch zum Ausgleich eng lischer Gegenwirkungen angestrebtc Einheits front Frankreich-Belgien wicderhrrgestellt sein. Es ist ja ein merkwürdiger Zufall, daß jene Explosion just im rechten Augenblick erfolgte, um in die Wiederaufnahme des Frage- und Antwort- spieles hineinzuklingen, das zwischen Frankreich und England eröffnet worden ist. Auch im Zwie gespräch mit dem ihr ohnehin an Regsamkeit und Gewandtheit kaum gewachsenen britischen Partner wird sich die französische Diplomatie das Unglück auf der Rsjeinbrückc zunutze machen, um das Zeugnis, das Lord Curzon in der denkwürdigen Rede vom 20. April für den passiven WVerstand ablsgte, zu entkräften und die Berechtigung - immer neuer Sanktionen, überhaupt der Gewalt- anmendung gegenüber den Deutschen zu erweisen. Denkt man daneben noch an alle die Maß nahmen, zu denen die Duisburger Begebenheit Len Franzosen unmittelbar den Vorwand ge liefert hat und noch liefern wird, die Terrorisic- rung der Bevölkerung durch die Aushebung von Ee sein und andere Brutalitäten, die Drosselung des Verkehrs nach dem freien Gebiet, die Be setzung der Kruppwerte in Essen usw. usw., so mrß man es als unmöglich bezeichnen, daß irgendwelche deutsche Hände bei dem Unglücksfall im Spiele gewesen wären, von dem ein Kind voraussehen kannte, daß er den Franzosen nach allen Seiten hin dienlich sein würde. Nein, cs ist undenkbar, daß — ein paar Tage nach der erneuten Ermahnung des Reichskanzlers zum besonnenen Ausharren im passiven Widerstand — in einem deutschen Gehirn eine Tot entstanden sein sollte, deren Schädlichkeit für die deutsche Sache im gegenwärtigen Stand der weltpolitischen Beziehungen auch dem geringsten Maß von Ueberlegung einleuchten muß. Man kann schlechterdings nicht annehmen, daß Deutsche die Urheber einer Tat sein könnten, die ganz und gar auf den französischen Plan zugcschnitten ist. Poincars muß gelogen haben, als er das Gegen teil behauptet^ , " " Französischer Raubzug bei Krupp Ein Teil -es Werkes von neuem besetzt Essen, 2. Juli. (Erg. Tel.) Die Kruppschen Werke sind gestern nachmit tag von den Franzosen teilweise besetzt worden. Bei dem grossen Umfang der An lagen fehlen noch genauere Angaben. Wie bis jetzt feststeht, sind von der Besetzung die Giessereien, die Kesselanlagen, die elektrischen Anlagen, sowie die Lokomotiv- und Wagenbauabteiluug betroffen worden. Ob es sich um eine vorübergehende Massnahme zum Zwecke von Requisitionen oder um eine dauernde Besetzung han delt, steht noch dahin. Ein grosser Teil der Arbeiter konnte heute morgen wegen der Besetzung nicht mehr zu den Arbeitsstätten gelangen. Ueber den Verlauf der Besetzung berichtet eine weitere Meldung: Am Sonntag vormittag zwischen 8 und 9 Uhr erschien auf den Anlagen zunächst eins Anzahl von Zivilisten, die als französische Inge» nicurr sich auswiesen. Kurz darauf rückten zwei Bataillone Alpenjäger heran. Sie besetzten mehrere Anlagen und sperrten sie sofort durch starke Draht verhaue ab. In dem von den Truppen besetzten Teil der Anlagen liegen hoch aufgestapclte Kohlen- und Kokshalden, die die für den Betrieb der Firma Krupp notwendigen Bestände darstellen. Ferner be findet sich in dem besetzten Teile eine größere Eisen- bohnwerkstätte. Die Ingenieure waren, als sie auf den Kruppschen Anlagen erschienen, mit genauen Plänen ausgestattet, auf denen die einzelnen An- lagen eingezeichnet waren. Was den Zweck der Be- setzung anbetrifft, so glaubt man, daß es den Fran- zosen zunächst auf die außerordentlich großen Be- stände an Kohle und Koks ankommt. Bon dem Offi- zier der Alpenjäger wurde nach einem Direktor der Kruppschen Werke gefragt. Wie es heißt, soll in einer Sitzung zwischen dem Betriebsrat, Vertretern der Firma und dem Kommandeur der Truppen die Lage besprochen werden. Wenn es sich bei der Besetzung auch nur um einen Teil der Werke der Firma Krupp handelt, so würde doch die Produktion durch eine Wegnahme der Kohlen- und Kotsbestände aufs schwerste beeinträch tigt «erden. - ->. 4 . Oie Grenzsperre vollständig Streik der Essener Transportarbeiter Essen, 2. Juli. (Eig. Tel.) Die außerordent lich scharfen Maßnahmen, zu denen dis Franzosen und Belgier wegen der Explosion auf der Hochfelder Nheinbrücke ge schritten sind, lassen sich in ihrem Umfange erst nach der Veröffentlichung aller Verordnungen des Gene rals Degoutte und der verschiedenen Divisionskom mandeure übersehen. Die Verkehrsspcrre bezieht sich nicht nur auf die Stillegung der Eisen- und Straßen- bahnen zwischen dein besetzten und unbesetzten Ge biet, sondern auch der Personen-Grenzver- kehr wird völlig unmöglich gemacht. Geleitschcine oder Reiseerlaubnisscheine für Personen im unbesetzten Gebiet haben ab 1. Juli nachts ihre Gültigkeit verloren. Aus nahmen sollen nur für Reisen gelten, die für die Lebensmittelversorgung und für dringende Familien» angelegenheiten, wie schwere Krankheit und Todes- fälle, wichtig sind. Jeder einzelne Fall wird von den Behörden geprüft werden. Neue Geleitscheinr werden ab 13. Juli ausgestellt, sind aber erst ab 15. Juli um Mitternacht gültig. Die Bestimmungen über den Durchgangsverkehr werden von dieser Verordnung nicht getroffen. Das Dcrkehrsvsrbot für Straßenbahnen, Auto mobile und Motorräder in Duisburg ist auch auf Mühlheim, Oberhausen und Hamborn ausgedehnt worden. Nur Lebensmittelautomobile dürfen verkehren. Wie verlautet, sollen Maßnahmen getroffen worden sein, um den Postverkehr zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet ausrcchl zu er halten. O Di: hiesigen Transportarbeiter sind heute morgen wegen Lohnstrcitigkcitcn in den Aus- stand getreten. Gruppen von Streikenden zwangen heute vormittag gewaltsam Fuhrleute und Lastautomobile, ihr: Transporte einzustellsn. Gegen den Terror der Streikenden gibt es kein Mittel, weil Essen noch immer ohne jedv'eden polizeilichen Schutz ist. * Nach einer Havasmeldung aus Düsseldorf soll di: Untersuchung de» Eisenbahnunglücks bei Duisburg ergeben haben, daß die Bombe im Abort eine« Wagen« 3. Klasse vor der Abfahrt des Zuges unter einen Koffer gelegt worden sei. Die Tatsache, so heißt cs weiter in dem Bericht, daß man in den letzten Tagen eine Bande von deutschen Verbrechern festgenommen hat, die sich al» belgische Sol daten verkleidet hatten, läßt die Vermutung zu, daß auch diesmal der oder di« Urheber stch al- belgische Soldaten angezogen haben, um sich, ohne auszufallen, im Zuge aufhalten zu können. Ein der Teilnahme an dem Attentat Verdächtiger sei in Duis- bürg verhaftet worden. Auch die englische Sone gesperrt Köln, 2. Juli. (Eig. Tel.) Der Beschluß der Interalliierten Rheiitlandkommission, die Grenze zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet für 14 Tage zu sperren, ist heute auch für die eng- lische Jone dadurch wirksam' geworden, daß die Franzosen in Hengstey die Weiterreise aller Reisenden verhindern. Die Reisenden müssen die Züge verlassen. Im Vohwinkel ist der Verkehr vor läufig noch nickt gestört. Englische Befürchtungen London, 2. Juli. Eig. Tel.) Hier hat dis Noch- richt aus Duisburg über das Bombenattentat auf den belgischen Transportzug sehr erschreckt. Man betrachtet dieses Ereignis als besonders gefähr» lich wegen der Wechselwirkung von deutschen Atten- taten und französischen Todesurteilen, und weil es eine verhängnisvolle Umstimmung der öffentlichen Meinung Belgiens hervor- rufen werde. Während man in den letzten Wochen in England mit Genugtuung verfolgte, wie maßgebende Wirtschaftskreise Belgiens in der Lags seien, einen starken Einfluß auf die Rcgicrungspolitik im Sinne einer baldigen Liquidation der Ruhrbesctzung und auszuüben, hat das Attentat in Duisburg die bei- gische Repärationspolitik wenigstens bis auf weiteres wieder völlig in die Hand bel- gischen Militärs gelegt. Unter dem Eindruck der Bluttat von Duisburg dürfte, so fürchtet man, auch die heutige Fortsetzung der englisch-französischen Besprechungen über Lord Curzons Fragebogen nicht glatt von statten gehen. Neue Opfer in Vuer Buer, 2. Juli. (Eig. Te l.) Am Sonntag abend hat die nach dem Marler Vorgang über das Stadt gebiet verhängte Verkrhrssperre neue Opfer ge fordert. Kurz nach 8 Uhr abends wurde der schwer- hörige Arbeiter Lorenz Bast eck, ein 45jähriger Pole, auf dem Wege zu seiner Wohnung von einem belgischen Posten erschossen. Er soll angeblich auf den Anruf des Postens nicht stehcngebliebcn sein. Zur selben Zeit wurde der Bergmann Freund lieb das Opfer der belgischen Verfolgung. Der Bergmann wollte kurz nach 8 Uhr in ein Nachbar- Haus, um seinen dort untergebrachten Hund zu holen. Als ein belgischer Posten ihn anrief, lief er in ein Haus. Der Posten verfolgte den Bergmann, der die Treppen hinauflief und in seiner Verwirrung und Angst auf das Dach kletterte. Von dort stürzte er in den Hof, wo er mit gebrochenem Genick liegen blieb. Außerdem wurden am gleichen Avend in der inneren Stadt Buer zwei Bergarbeiter von belgischen Poften angeschossen und schwer ver wundet. Im Lause des Abends wurden in Buer vier Personen, denen es bei den schwierigen Per- kehrsverhältnissen nicht gelungen war, rechtzeitig in die Stadt zurückzukehren, von den Belgiern vec- haftet. Sie mußten mit erhobenen Händen vor Panzerwagen vorausgchen und die Nacht ohne Per pflegung im Gefängnis verbringen, wo sie mit den niedrigsten Arbeiten beschäftigt wurden. Verkehrsverbot auch bei Tag Duer, 2. Juli. (Eig. Tc l.) Der belgische kam- mandicrcnde General hat für das ganze Gebier seines Befehlsbereiches von Montag mittag 12 Uhr au den gesamten Verkehr bei Tag und Nacht verboten. Dieser Befehl erstreckt sich auch aus den Verkehr der Straßenbahnen und Fahr zeuge allrr Art. Außerdem ist die Schließung sämtlicher Berkaufsläden verfügt worden. In der Verordnung wurde betont, daß sie mit aller Strenge durchgeführt werden soll. Nach Dorsten haben die Belgier heute morgen keinerlei Züge mehr dvrchgelasscn. Diese Maßnahme scheint , mit der völligen Absperrung des besetzten Gebietes in Zusammenhang zu stehen. Die tschechoslowakische Regierung Hot genehmigt, daß abermals 4500 unrerernährre reichsdrutsche Kinder in deutschen Orten der Tschechoslo wakei zur Erholung auf - Wochen untrrgebracht werden kbnnr». .. Englisch - französischer Meinungsaustausch Pariser Hoffnungen und Befürchtungen Parts, 2. Juli. (Eig. Tel.) In der Angelegen heit des englischen Fragebogens wird heute nachmittag der französische Botschafter in Lon- don im Forcign Office vorsprcchen. Indessen ist es noch nicht gewiß, ob er Gelegenheit erhalten wird, seinen Instruktionen entsprechend die französische Antwort zu übermitteln oder ob die englisch: Re gierung auf eine sofortige schriftliche Antwort be- stehen wird, wie der Observer gestern früh be- hauptet Hot. Poincarö legt großen Wert auf eine mündliche Darlegung der französischen Ansicht, da ihm daran gelegen ist, die endgültige Regelung mög lichst hinauszuschieben. Der mündliche Meinung»- austausch ist trotz der belgischen Krise in London fort- gesetzt worden, wobei Frankreich betonte, daß es bindende Erklärungen erst nach Lösung der Brüsseler Krise machen könne. Dieser Augenblick ist in- zwischen eingetreten, und so wurde denn der Auf trag an dcn Botschafter in London erteilt. Poincarö hoffe, im Laufe der Unterhandlungen noch Konzes sionen erhalten zu können, die durch eine vorherige schriftliche Festlegung erschwert würden. Die heutigen Morgenblättcr machen darauf auf- merksam, daß gleichzeitig mit den Ruhrfragcn an dere große Probleme zwischen Frankreich und England schweben. Sie bedauern, daß Frank reich sich darauf eingelassen habe, gerade in dies:m Augenblick die Tangerfrage zu erörtern, weil England sich dieser Frage bedienen könnte, um einen Druck auf Frankreich auszuüben. Die Blätter machen ferner darauf aufmerksam, Laß Frankreich ein entschiedenes Vorgehen in Lau- sänne angeregt habe, daß aber die englische Dele gation immer noch auf entsprechende Informationen warte. Nebenbei wird auch die Aufrollnng der Saar frage im Völkerbund erwartet. Allerdings mit dem Zusatz, daß diese Angelegenheit wohl sicher behoben werden wird. Die Ausführungen der französischen Presse gipfeln in der Versicherung, daß durch Drohungen noch niemals etwas von Frank reich zu erlangen war, und daß auch England 'jetzt damit nichts erreichen wcrde^ - Eine ernste Woche London, 2. Juli. Der Pariser Korrespondent der Times schreibt: Wir haben den schwierigsten Augenblick in den französisch-eng lischen Beziehungen erreicht. Davon, was diese Woche geschieht, kann die künftige Freundschaft zwischen beiden Ländern abhängen. Es ist zwecklos und gefährlich, sich in Prophezeiungen zu ergehen, welche Wege Frankreich und Großbritannien in dem einen oder anderem Falle cinschlagen werden. Frankreich ist der Auffassung, daß es seine Haltung nicht vollständig ändern kann, ohne sich zu de» mütigen. Die Daily Mail ermahnt in einem Leitartikel Frankreich und England dringend, einen Bruch zu vermeiden. Man stehe vielleicht an einem Wende- punkt in der Geschichte Großbritan- niens. Wenn Frankreich und England in Streit miteinander kämen, wenn sich auch nur eine ernste Differenz zwischen ihnen ergäbe, dann würde ein neuer Rüstungswettbcwerb einsetzen, und England und Frankreich würden, wenn sie sich veruneinigt hätten, beide einem Angriff seitens Deutschlands ausgesetzt sein. Das Blatt verlangt, daß Baldwin und Poincarö zu einer persönlichen Aussprache zu» sammcntreffcn. Eine Propagandarede Loucheurs Paris, 2. Juli. (Eig. Te l.) Loucheur hielt am Sonntag in Lille in der Vereinigung der Republi kanischen Liga eine Rede, in der er erklärte, die Lage Frankreichs sei gut. wenn man sie mit der der Nachbarländer vergleiche. England sei an Arbeits- losen überlastet, und Deutschland habe fick, anstatt seine Niederlage onzucrkcnncn, in stupider Weise, selbst ruiniert. Aber es bewahre noch immer seine Hütten, seine Felder und seine Produktionsmittel. Deutschland könne viel mehr gcb:n, als es kürzlich angebotcu hat, cs könne seinen Verpflichtungen für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete in Nord- frankreich nachkommen. Dcshnlbc müsse das sranzö- fische Volk die Ruhraktion auch weiter pflichtgetreu unterstützen. In Poris ist das Gerücht verbreitet, durch Amnestie würden demnächst alle Meuterer der Schwarzmccr-Flotte, darunter der bekannte Marty sowie alle jüngst verurteilten Royalisten und Kom- munisttn begnadigt werden, und die Anklage würde gegen die smlen gelassen, gegen die noch das Per- fahren schwebt. LmeMiwkcker Kewmarni * 8o»6erLsI>eI «les I. r N«rlin l»«,Unn k»«rl« VorkSr»« ' ?»rNLi Vorige»'» parULi