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»»»»V —-»ka» kitt die ««samt- lLiadi-u Post-i ««». Bezugspreis:?„".'W'-LÄW?MW -»-»a» ö'"«°°m"7.L!"-VL Porw Erscheint.agltchm°?g-ösa^ ^H>U U HU UZ UM m° Z^L.1^,G..csende,.Sanz ,pr,v ^ia.ur^ iwlickit Erfüllung au». Schriillei,.. GeschältSsr., Druckerei: Leipzig, NU MUR U R_ W17 M >»< E M N> MU A U UR B«"« ^lL?--S>ellcnacI mm^c^c Ml 10. o.i»n. Dek-iniilm. Toppe,. JohanniSgaff« 8 (Aernfprecder Ort»gesprSche Äammet-Nr.: 70811, U > <OO.i^an«mM^IE eki,2 mmbr. wm - Zl.R..<>OOi autw Ferngespräche 17089 17092): ebenda u. in allen Ftlialen Anzeigen- u. M.3000 Av»land«an,.m.Valutaau«'ü>l. Bei Sptederb Siachian. Vlad- Abonnemcnt-Anna-me; auch nimmt iedeS Postamt Bestellungen an. u Datcnvorich.unvrr bu>dl.Erfttll.>ÖrtLeipzig. PostschrcN.Lcip;.3OO1 Der» Laaeblatt rntbält amiliche U«ka»r»t»»ach»«»ae» »«< Mala» dar Stadt S»ip»i«. da» »«ItreisritNLi«»» Le»»»»«. deS Amtdaericht» Seid»»«. f»«ie verschiedener anderer Bckvrden Kr. 1S3 einrslnummsr soo Loansdenä, üen so. /uni 192S ^SfN-/^USSQdS 117.)sdrg. Kanzler und Papst . I. s Leipzig, 29. Juni. Während der offizielle Leiter der deutschen Außenpolitik sich eines ausdauernden Schwei gens befleißigt, von dem die Öffentlichkeit mehr und mehr annehmen muß, daß es das genaue Maß seines Könnens ausdriicke, hat sich dem Reichskanzler die Zunge gelöst. Das ist sehr erfreulich. Denn wenn es auch richtig ist, daß die Außenpolitik, wie Herr Tuno in seiner Barmer Rede bemerkte, nicht „auf der Straße" gemacht werden kann, so ist es doch heute ebenso richtig, daß sie nicht ohne die „Straße", nämlich o')ne ein gutes Teil öffentlicher Anteilnahme zu machen ist. Sie kann deren weder daheim, noch draußen entbehren. Um nicht in der töd lichen Atmosphäre der Referate und Dezernate zu ersticken, in der das verflossene Kaiserreich in den Krieg mit der ganzen Wrlt getaumelt ist, bedarf die diplomatische Führung unter allen Um- ständen der Zustimmung und lebendigen Mit wirkung des eigenen Volkes. Und gar erst, wenn sie mit einem so sehr auf Volkstümlichkeit an gewiesenen Mittel arbeitet, wie es der passive , Widerstand ist! Ebensowenig kann eine zeit- gemäße deutsche Außenpolitik die Mühe scheuen, auf dem Wege einer unablässig nach außen wir kenden öffentlichen Betätigung den in der zivi lisierten Menschheit doch wohl nicht ganz erlosche nen Geist des Widerspruchs gegen Gewalttat und Nechtsbruch immer von neuem anzufachen, zumal unsere bösartigsten Gegner unermüdlich am Werke find, die Meinung der Welt im gegenteili gen Sinne zu beeinflussen. D-e Gemütsruhe, mit der Europa das tob- süchtige, obwohl durchaus planvolle Treiben der Franzosen im Ruhrgebiet betrachtet, zeigt deut, lich genug, wie bitter nötig wir der Propaganda bedürfen, die erfahrungsgemäß am wirksamsten durch die überall beachteten Kundgebungen der leitenden Staatsmänner bettieben werden kann. Vielleicht darf man in diesem Zusammenhang eine Anekdote aus den spanischen Karlistenkriegen erwähnen, die von der Abstumpfung zeugt, die im menschlichen Gemüt selbst gegenüber Unerhörte- stem eintteten kann. Im Laufe der auf beiden Seiten mit wilder Grausamkeit geführten Kämpfe, mit denen die Königin Christine ihren Thron gegen die Karlisten verteidigte, kam es zuweilen vor, daß die „Cristinos" ein Blutbad unter den Mitgliedern karlistischer Mönchsorden anrichteten. Bei einer solchen Gelegenheit begab es sich, daß ein argloser Provinzgouverneur an die Regie- rung berichtete: „8izue I» Mgtanrs. cle ttsile» sin novcck»ä", auf deutsch: Das Mönchemorden geht ohne Zwischenfall weiter. Das Wort ist in Spanien, dessen vielbewegte Geschichte heim- gesuchten Völkern manche Lehre und Tröstung zu bieten vermag, noch heute sprichwörtlich für Zeit- lauste, in denen das Außerordentliche so alltäg- lich wird, daß es sozusagen nichts Ungemeines, keinen „Zwischenfall" mehr gibt. Daß unser Land am Rhein und an der Ruhr immer mehr zu einem Gebiete werde, auf dem das Skandalöseste „ohne Zwischenfall" geschehen kann, dies ist die Gefahr, die unsere Staatsmänner durch häufige Appelle an d'e weiteste Öffentlichkeit zu be schwören berufen sind. Immerhin Ihat sich in der letzten Zeit eine Macht gefunden, die es ablehnt, die Ausschreitun gen der Gewalt ohne ein Wort der Kritik mit anzusehen, wie es bisher alle Grckß- »md Klein staaten getan haben. Und es ist gewiß kein Zu- fall, daß es gerade diejen ige Macht ist, die nian als die „höchste sittliche Persönlichkeit der Welt" bezeichnet hat. Denn es kann kein Zweifel dar über bestehen, daß wertvollste moralische Güter gefährdet, wichtigste Grundlagen der bürgerlichen Ordnung erschüttert werden, wenn ein mit allen Merkmalen des Banditentums ausgestattetes Vorgehen, wie es das Tun der Franzosen im Ruhr- und Rheinland ist, mitten in Europa ge duldet werden kann. Von dem Schweigen der weltlichen Mächte, die sich der sittlichen Pflicht des Protestes gegen die französischen Schändlichkeiten cntschlagen haben, hebt sich das Wort des Papstes, was im übrigen auch sein Ergebnis fein mag, um so eindrucksvoller, um so verdienstlicher ab. Hoffen wir, daß die Reichsregierung sich fähig er- weist, den päpstlichen Schritt in vollem Maße und auf die wirksamste Art zu unterstützen und der durch ihn geschaffenen neuen Lage nach allen Seiten hin gerecht zu werden. Verbot der Ruhrzollzahlung ASl«, 29. Auui. (Ei«. Tel.) Amtlich wird mitgeteilt: Die Anteralliierte Nsseinlanvkomrnission hat unter dem 12. Juni 1923 eine Derorvnuna Rr. 183 er lasse», durch die »»»mehr auch der Warenversand vom unbesetzten Deutsch land nach dem besetzten Gebiet, der bisher im allgemeinen noch ungehin dert vor sich gehen konnte, grundsiitzlich der Genehmigung der Interalli ierten Rheinkandkommission und der von ihr dazu bestimmten Unter organe unterworfen wird. Die Einfuhr aus dem unbesetzten Deutschland in das besetzte Gebiet wird von der vorherigen Einholung einer fl .azössschen Bewilligung, der sogenannten Zulauföbewilli-gung, und der Entrichtung einer vor läufig festgesetzte» Zollgebühr in Höhe von 25 Prozent der im interalliierten Zolltarif vorgesehenen Abgaben abhängig gemacht. Dieser sogenannte interalliierte Zolltarif ist in seinen Grundziigen auf dem deutschen Zolltarif aufgebaut, wobei die nach dem 25. April 1923 erfolgten Abänderungen dieses Tarife- keine Berück sichtigung finden, aber auch sonst einige Abweichungen zu verzeichnen sind. Einfuhr- und zollfrei bleibe» nach Artikel der Verordnung nur die nach Massgabe des inter alliierten Zolltarifs bestimmten Ware» und Grubenhölzer. Die Reichsregierung hat auch diese Verordnung der Interalliierten Rheinland kommission für rechtswidrig und rechtsungültig erklärt und es auf Grund der Notverordnung vom 6. an; ? zy?« v'erboten, die Zulaufsbewilligung der Ve- satzungsbehörde einzuholen und den Zoll an die fremden Kassen zu bezahlen. Das Kriedensprogramm -es Papstes Erläuterung -er Vatitan-Preffe Rom, 2S. Juni. Der Osservatore Romano schreibt in einer Betrachtung über den Brief des Dapstes: „Die geistliche Vaterschaft des Papstes, die sich über alle Völker erstreckt, gestattet ihm nicht, angesichts der Uebel der Gegenwart und der noch größeren Gefahren in der Zukunft gleichgültig zu bleiben, und drangt ihn dazu, jede Gelegenheit zu ergreifen, um an der ersehnten Befriedung und Wiederaufrichtung der Völker und der Einzelnen in Christo mitzuarbeiten. Im Hinblick auf die schwere Verantwortung, die in diesem Augenblick auf ihm und auf denen ruht, in deren Händen das Schicksal der Völker liegt, beschwört sie der Papst, nochmals die verschiedenen Fragen, namentlich die derRepa - rationen, in christlicher Ge'sinnung zu prüfen, die die Gründe der Gerechtigkeit nicht von denen der Barmherzigkeit trennt. Deutschland erkennt die Pflicht an, in den Grenzen des Mög lichen die den Völkern und Ländern zugefügten Schäden wieder gutzumachen. Die Gläubiger haben das Recht, die Wiedergutmachung der Schäden zu verlangen, aber nicht über die Zahlungsfähigkeit des Schuldners hinaus, d. h. sie können nicht fordern, daß Deutschland gebe, was es nicht zahlen kann, ohne vollständig seine eigenen Hilfsquellen und seine Leistungsfähigkeit zu erschöpfen. Das würde nicht nur gegen die Gerechtig. keit, gegen die Barmherzigkeit und gegen das In- tercfle des Schuldners, sondern auch gegen das der Gläubiger verstoßen und die Gefahr schwerer sozialer Unruhen sowie feindselige Empfindungen wecken. In Wirklichkeit leugnen die Gläubiger die Aufrichtigkeit Deutschlands und meinen, daß die jetzt geforderten Reparationen, nachdem mehrmals Herabsetzungen vorgcnommen worden sind, nicht die Zahlungsfähig, keit Deutschlands überschreiten. Dies sind Tatsachen fragen, die bei den bevorstehenden diplomatischen Besprechungen geprüft werden müssen. Der Heilige Stuhl kann und will sich nicht in diese Fragen einmischen: ihm genügt cs, an die Grundsätze der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit erinnert zu haben, zu deren Hüter ihn Gott berufen hat. Ls ist zu hoffen, daß die Mächte auf freundschaft liche Weise oder mittels der von Deutschland selbst geforderten Kontrolle festsctzen können, wieviel Deutschland an Reparationen zahlen kann und soll. Dies wird ihnen gelingen, wenn sie sich von dem Gedanken an Frieden und nicht an das zugefügts Leid leit-n lasten. Der Brief des Papstes berührt aber auch noch einen anderen, sehr bedeutsamen Punkt: Der Papst erkennt an, daß die Gläubiger das Recht auf Pfänder haben, die im Verhältnis zu dem stehen, was ihnen geschuldet wird. Aber er legt den Gläu bigern nahe, zu erwägen, ob cs unbedingt notwendig ist, alle Gcbietsbesetzungen aufrecht zu erhalten, die von den besetzten Gebieten und den Dssctzungsinachten schwere Opfer erheischen, und ob es nicht besser sein würde, sie in fortschreitendem Maße durch andere, nicht minder wirksame, gewiß aber weniger peinliche Pfänder zu ersetzen. Wenn die Mächte auf die Anregung des Heiligen Paters cingehen würden, dann würden die Besetzungen weniger hart sein, d. h. sie würden von den Bevölkerungen leichter ertragen und stufenweise bis zum vollständigen Auf hören verringert werden. Dann, aber auch nur dann würde man zu jener wirklichen Befriedung der für alle Nationen, für Sieger wie für Desieate, so wertvolle Güter, daß kein Opfer zu groß erscheinen dürfe, um sie zu erlangen. Dies ist das Programm des Frieden», das der Papst im Namen Gottes ausgesprochen hat. Wolle Gott, Laß alle auf seine Stimme hören und seinen Anregungen folgen." „Ueberflüssig" Verstimmung in Pari- Paris, 2d. Juni. (Eig. Tel.) Die Auffassung der amtlichen Kreise, daß der päpstliche Brief durch die verschiedenen Erklärungen des Kardinals Gasparri den Charakter einer Kundgebung gegen Frankreich verloren habe, wird von der Pariser Presse nicht geteilt. Nur die ausgesprochen katholi schen Organe sind bemüht, die Ausführungen des Papstes zu verteidigen. Die meisten französischen Blätter geben ihrer Verstimmung über die päpstliche Kundgebung rückhaltlos Ausdruck. Der Petit Parisien veröffentlicht an leitender Stelle einen offenbar inspirierten Artikel, in dem ausgeführt wird, der Brief des Papstes sei nach An- sicht der Franzosen mindestens überflüssig. Er würde Deutschland in seinem Widerstande gegen die Ausführung des Versailler Vertrages bestärken. Heros bedauert den Papstbrief in einem Leitartikel der Victoire als einen Irrtum. Es habe für ihn keinen Zweck zu leugnen, daß der Papst für Deutsch land Partei nimmt. Heros bezeichnet es als naiv und als schlechten Dank für die Beihilfe Millerands und Poincarss um die Wieder herstellung der französischen Botschaft beim Vatikan. Tardieu versucht den Papstbrief im Echo Nationale gegen die Regierung auszubeuteu. Er führt aus, es sei das Recht des Papstes, offen zu sagen, was er denke. Die französische Kammer habe sich damit nicht zu beschäftigen. Sie müsse aber feststellen, wie es möglich sei, daß der Vatikan trotz der Wieder herstellung der französischen Botschaft so schlecht über die französische Politik unter richtet sei. Tardieu konstatiert, daß der Bot schafter Ionnart monatelang von Rom abwesend sei, und daß der Botschaftsrat seit Wochen wegen- Familiensragen verreist ist. Er macht Poincars Vorwürfe, daß er einen derartigen Zustand dulde. Auch die rechtsrepublikanische Republique Fran^aise äußert die Vermutung, daß Ionnart seine Aufgabe in Rom nicht ausreichend erfüllt habe. Das Echo de Paris fragt gleichfalls, was denn eigentlich der französische Botschafter beim Vatikan tue. Das Blatt befürchtet nicht, daß die französischen Katholiken sich durch den Papstbrief beirren lasten, hält aber eine starke Wirkung in Berlin und in Italien für möglich. Die Blätter der antiklerikalen Linken sind natürlich bemüht, die Kundgebung des Papstes für ihre Parteizwecke auszubeuten und mit dem Hinweis auf die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Frankreich und dem Vatikan zu bekämpfen. Man erörtert mit einer gewissen Spannung die bevorstehende Debatte über die päpst- liche Kundgebung. Außer dem radikalen Ab- geordneten Dumesnil hat auch de'' katholische Demo- krat Marc Sangier eine Interpellation angemeldet. Er verlangt vom Ministerpräsidenten Ausschluß über die Rückwirkung der Außenpolitik der Regierung auf die internationale Meinung. Völker gelangen, hje die Vorbedingung für die von allen heiß ersehnte wirtschaftliche Wiederherstellung P. Diese Befriedung, diese Wiederherstellung sind - Genugtuung in Amerika London, 29. Juni. (Eig. Tel.) Der Bericht- erstattcr des Daily Telegraph meldet, daß in eng- lischen und amerikanischen Regierungskreisen her Brief des Papstes über die Reparationsfrage mit lebhafter Genugtuung ausgenommen wurd» als eine wertvolle politische und moralische Unter stützung des Standpunktes der angelsächsischen Lim- dre. Werde es sich als unmöglich Herausstellen, mit Frankreich zu einer Einigung zu gelangen, so wür den wahrscheinlich England, Italien und Amerika gemeinsam Deutschlands Zahlungsfähigkeit durch Sachverständige festsetzen lassen. Dubois' 5lppell an die Entente Pari», 29. Juni. (Eig. Te l.) Bc i einem Früh stück der Bereinigung französischer Kaufleute und Industrieller hielt der ehemalige Vorsitzende der Reparationokommission Lonis Dubois gestern einen Vortrag über dir Rcparationssrage. Hierbei erklärte er, die Durchführung des Fricd'ns- vertragcs und dos Zahlungsmodus sei von Anfang an auf Schwierigkeiten aller Art einerseits von Deutschland, anderseits von den Alliierten gestoßen und stoße heute mehr denn je darauf. Es sei keine Lösung möglich ohne loyale uni- ehrliche Verständigung der Alliierten über die Durchführung des Vertrages, der ihre Unter schrift trage. Wenn einige unter den Alliierten die Deutschland obliegenden Lasten zu schwer fände, so liege das daran, daß sie bei einer Erleichterung dieser Lasten, die eine wahre Revision des Friedens- Vertrages darstelle, auf ihre Kosten zu kommen ge denken. Für Frankreich sei es ausgeschlossen, die Erleichterung zuzugestehen ohne eine Kompensation, z. B. eine Priorität zugunsten der zerstörten Gebiet. Auch in diesem Falle hjitte Frankreich Garantien zu erhalten, durch die ihm auf alle Fälle die festgesetzten Zahlungen gewähr- leistet würden. In den betreffenden Abmachungen müßten auf die interalliierten Schulden berücksich- tigt werden. Dubois schloß mit einem Appell an die Entente. Gewaltpolitik führt nur zum Thaos Londan, 29. Juni. (Eig. Tel.) Das bekannte Unterhausmitglied Sir Godefroy Collin setzt heute in der Westminster Gazette auf Grund seiner Stu- dicnreise durch das Ruhrgebiet auseinander, daß Frankreich mit seiner Besetzungspolitik das Gegen- teil einer Sicherheit erlangt habe. Frank reich sei im Begriff, in seinem Osten genau so wie Deutschland seinerzeit im Elsaß-Lothringen eine Drachensaat des Hasses zu säen. Gegenüber der französischen Gewaltpoltik sei keine deutsche Negie rung in der Lage, den passiven Widerstand aufhören zu lasten. Der Abgeordnete faßt seine Eindrücke dahin zusammen, daß Deutschland nach einem Moratorium in der Lage sei, Reparationen zu leisten. Die deutsche Arbeiterschaft sei gewillt, zur Erfüllung der Liekerungsverpflichtungen ernste An strengungen zu machen. Dagegen werde die fran zösische Gewaltpolitik nur zu einem Chaos führen. Noch eine Minitterrede inVarmen Der Schutz der Wirtschaft Köln, 29. Juni. (Eig. Tel.) Im Anschluß an den Rheinischen Provinziallandtag hielten sich der Reichskanzler Dr. Cuno und der Reichswirijchasts- ministcr Dr. Becker bei Mitgliedern des Eiscn- und Stahlwaren-Industriellenbundes auf, der gerade seine Tagung in Elberfeld hatte. Dr. Decker hielt hierbei eine Rede, in der er u. a. sagte: „Infolge der abenteuerlichen Erhöhung des Dollarkurses muß eine Neuregelung derÄusfuhrabgabe in An griff genommen werden. Die entscheidende Sitzung hierüber findet nächste Woche im Rcichswirtschasts- ministerium statt. Es ist an eine Erhöhung der Aus fuhrabgabe und Beseitigung der Freiliste gedacht. Wenn man davon spricht, daß politische Rücksichten bei der Aufrechterhaltung der Aus- fuhrabgabc mitgesprochen haben, so ist dem zuzu stimmen, aber die Regierung wird nicht über den politischen die wirtschaftlichen Rücksichten vergeßen. Den Zwangsmaßnahmen in der De visenpolitik hat niemand in der Regierung gern zugestimmt, aber wenn unsere Mark so stark fällt, und wenn alle Schichten der Bevölkerung, dar unter auch der Mittelstand, darüber beunruhigt werden,' dann wäre es. ein Verbrechen am Volke gewesen, wenn diese Maßnahmen nicht getroffen worden wären. Jetzt hat man den Versuch gemacht, den schlimmsten Auswüchsen entgegenzu- treten. Naturgemäß werden dadurch für die Wirtschaft schwere Hemmnisse eintretcn, aber die Maßnahmen sind erst in den Beratungen getroffen worden, die man mit Wirtschaftskreisen gehabt hat. Man hat trotz aller Bedenken diesen Schritt unter nommen, weil jeder Versuch, die Mark zu stützen, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, wenn es nicht gelingt, derartige Devisenmaßnahmen durch zuführen. Ich habe die Ucberzeugung, daß es nur eine vorübergehende Maßnahme ist, in die sich alle schicken müssen. Heute vormittag sind Wege gefunden worden, um die schlimmsten Folgen vom besetzten Gebiet abzuwehrrn." Auch Reichskanzler Cuno hielt eine kurze An sprache, in der er auf die Bereitschaft der Wirtschaft hinwies, im Abwehrkamps fest mit der Reichsregie rung zusammcnzustehen. Die Reichsregierung sei be- reit, alles zu tun, um die Röte der schwer betroffenen Eisen- und Stahlwarcnindustrie zu lindern. Hilfe an der Wirtschaft sei Hilfe am Volke. Wie Rhein und Ruhr Deutschland um keinen Preis feil seien, so müsse au chdie dortige Wirtschaft deutsch und frei bleiben. LmerlkiuUriver «eumsru * 8oorlerkode! ries L. ? kerlta I»v1» Utlll»«