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Sette 4 Nr. 1S1 4 Vie neuen Eisenbahnfahrpreise Am 1. Juli werden die Eisenfahrpretse in-der dritten und vierten Klaffe um 200 Prozent, in der ersten und zweiten Klaffe um 300 Prozent erhöht; au» dieser Erhöhung ergeben sich folgende Ein- heitssätze für das Kilometer: in der ersten Klaffe „ 800 in der zweiten Klaffe 400 «it in der dritten Klasse 180 in der vierten Klaffe 100 »ilt Die Schnellzugszuschläge für die Be- Nutzung von O-Zügen betragen: in der 1. Jone (bis 75 Kilometer) 1. Kl. 16 000^1 in der 1. Hone (bi, 76 Kilometer) 2. Kl. 8000«<t in der I. Zone (bi» 76 Kilometer) 8. Kl. 3 000 -ft in der 2. Zone (bis 150 Kilometer) 1. Kl. 32 000»« in der 2. Zone (bi» 160 Kilometer) 2. Kl. 10 000»« in der 2. Zone (bis 150 Kilometer) 8. Kl. 6000»« in der 8. Zone (über 150 Kilometer) 1.Kl. 48 000 UH in der 8. Zone (über 150 Kilometer) 2. Kl. 24 000 UX < in der 8. Zone (über 150 Kilometer) 8. Kl. 9000»« - ' Die Zuschläge für die neuen I'-V-Züg« (nur > orster und -weiter Klaffe, zunächst nur im Juli und '^".August -wischen Berlin—Hamburg und Berlin— ^ München) außer Fahrpreis und V-Zug-Auschlag: , nach Hamburg: 1. Klaffe 40 000 Ut, 2. Kl. 20 000 »«, - nach München: 1. Klaffe 80000»«, 2. Kl. 40000^1 ' Platzkarten, die in den Zugausgangsstatio- , nen für alle V-Züge von den MER-Bureau» au», gegeben werden oder von außerhalb dort bestellt werde« können, kosten für die erste Klaffe 8000 ult, für die zweite Klaffe 3000 »«, für die dritte Klaffe M00 ««. Eine Bahnsteigkarte kostet 000 ^t, der Gin» , Heilssatz für Gepäck beträgt 24 »« für 10 Kilograuun und einen Kilometer, die Mindestfracht 3000 -4t. Die Preise für Bettkarten für die Inland« strecken der Reichsbahn« und Mitropa-Schlafwagen betragen in der 1. Klaffe (Einzelabteil) 200000 UH, in der 2. Klaffe (2 Personen in einem Abteil) 100 ^t, für Liegewagen 3. Klaffe 40000 »« und eine Dor- merkgcbühr von 10 Prozent, wenn die Bettkarte innerhalb der 14tätigen Bormerkkaufsfrist in den MEN-Bureaus gelöst wurde. An der viertägigen Gültigkeit der u gewöhnlichen Fahrkarten wird nichts ge rändert; Fahrkarten, die am 30. Juni gekauft sind, gelten zur Fahrt noch bis zum 3. Juli um Mitter- ' nacht. Die Gültigkeit der Rundreisehefte . (MLR-Fahrscheine) ist jedoch beschränkt worden; In- S hader von MLR-Fahrscheincn müssen, gleichgültig, ob Vie das Heft bereits im Mai oder im Juni gekauft und die Reise bereit» vor dem 1. Juli angetreten > ' haben, für Reisestrecken, die sie nach dem ü. Juli D, nachts 12 Uhr zurücklegen, den Fabrpreisuntcrschied nachzahlen. Dieser Fahrpreisunterschied ist gründ- Zusätzlich vor Antritt der Reise oder Weiterreise bei k -einer Ausgabe des Mitteleuropäischen Reisrbureaus cdir einer größeren Fahrkartenausgabe nachzuzahlen. K In besonderen Fällen wird die Nachzahlung ans- L n.ach mswcise auch in den Zügel: zugelaffen. ^l(eöcr die Nachzahlung wird ein,Erganzungs- »9 sah'rsichein ausgestellt. . Diebstahl wertvoller Handschriften. Au« der , Bibliothek des Stiftes Heiligenkreuz in Nieder- r österreich wurden zwei wertvolle alte Handschriften gestohlen. Es sind etwa 20 X13 Zentimeter große l/ Bücher, ein Marienbrevier aus dem 15. Jahrhundert und eine Bibel mit auffallend kleinen Lettern auf " Pergament. Diebe in der Bayreuther katholischen Pfarrkirche. Aus der katholischen Pfarrkirche in Bayreuth wurde eine Monstranz gestohlen. Der Rand des Hostien- ! bchälters ist ringsum mit weißen Perlen besetzt. '' Brussilows Tochter htngcrichtet. Die Tochter des enerals Brussilow, des ehemaligen Kommandierenden der Zarenarmee, ist hingerichtet worden, weil sie hej- .. lige Gefäße aufbewahrt und verheimlicht hatte, damit '' sie den Sowjetemiffären nicht in die Hände faen. De- ? neral Brussilow steht jetzt im Dienste der bolschewi- r stisckcn Regierung, der er bereit» gr^ße Dienste er wiesen hat. Man ließ darum Fräulein Brussilow wissen, daß ein Gnadengesuch Berücksichtigung findcy würde. Sie lehnte aber die Einbringung eines Gna Lassalle und die Zrauen Don Konrack «aonlaeft s Konrad Harnisch, der ehemalige preußische KmtuSmtnisler, hat in »er Reihe der p»Huschen PoitraliiS des Verlage« Fvan, Schneider soeden eine sclEne Laffalte-Mangraphi« erscheinen lassen, in der er unter «ertvendung von ragebuchaufjetch. nungcn, Briesen uich zeitgenüsstschen Dokumenten ein lebensvolle- Bild Lassalle», de- Menschen und de» Politiker« zeichnet, Al« Prade -«den Mr ,, daraus ein Dkttrk de» Abschnitte» »her La»satle» LerhLltntS zu den Frauen wieder. Gin paar Worte über Lassalles Verhältnis zu den Frauen, über das alte Tanten beiderlei Geschlechts so oft und mit solcher Ausdauer zu Gericht gesessen sind! Gewiß war dieser schöne Mann mit den zu gleich lcidensäiaftlici)cn und durchgeistigten Zügen, mit dem »stolzen, ins Semitische übersetzten Goethe köpf* (Oncken) Zeit seines Lebens von den Frauen umgirrt und umflattert, und so blieb es nicht aus, daß er, durchwühlt vom starken Sexualismu» seiner Raffe und voll naiver Lust am erotischen Spiel, zu dem wurde, was man gemein hin einen Don Juan nennt; man mag ihn sogar, gröber, einen Lebemann heißen. Und doch: derselbe Lassalle, der -. B. eine sehr nah, Perwandte über die Untreu« ihre» Gatten mit Grün den zu trösten sucht, die — «an kann es wenigsten» so ansehen — von Zynismu» nicht frei find: derselbe Lassalle findet noch al» hoher Dreißiger in feinen Liebesbriefen Wendungen so zart und innig, wie «in zum ersten Male Liebender, wie rin himmelblau schwärmender Jüngling. Für Lassalle ist e» schlechthin selbstverständlich, daß jede Frau, die er begehrt, ihm -ufällt; geschieht es doch einmal nicht, so wird er, nach seinen eigenen Worten, »unartig" und »wie wahnsinnig". Ein ander mal nennt er seine Liebe »ein ver-ehrende« Feuer, in da« die Frauen sich stürzen". Frauen gegenüber, die er liebt, gibt Lassalle sich mit der naiven Offenheit eine« Kinde«. Am rückhalt losesten wohl enthüllt er sich in jenem "Manuskript- brief" an die Russin Sophie Soluzzeff vom Jahre 1800, dessen Echtheit gelegentlich bestritten worden ist; für mich ist die Autorschaft Lassalle» nicht nur au» philologischen, sondern noch mehr au» I-e!pr!ger l'sgedlstt "uuä Hsuckelsrettung Donnerstag, 6ea 28. dengesuche» ab mit den Worten: „Ich will keine Gnad« entgegennehmen aus den blutbefleckten Hän- den der Peiniger de» russischen Volkes." Sie wurde hingerichtet. Wie Frauen einander betrachten. Eine Stock holmerin ging an einer anderen, einer Studentin, vorüber und wußte später auf Befragen folgende genaue Beschreibung zu geben: „Sie hat neue, klein«, spitzzulaufende Schuhe mit hohen Pompa- dourhacken an. Ein klein wenig unmodern, denn halbhohe Hacken sind jetzt die korrektesten. Ihre Deine sind ein wenig zu stark, sie steckten in schwar zen Florstrümpfen. Der Nock war ein wenig zu kurz; dagegen ist aber nichts zu sagen, wenn er sich nicht verlängern läßt. Jedesmal, wenn sie den Fuß auf die Erde setzt, kippt sie ein wenig um. Sie geht unsicher auf ihren Lacken, ohne Elastizität. Ueber dem Rock tvug sie ern Promenadenjackett mit mehreren Reihen Fransen- Aus dem Aermel kam eine weiße Rüsche heraus; vielleicht waren es auch die Handschuhe, di« oben ein, Rüsche haben. Um die Schultern hatte sie «inen Maulwurfskragen, im übrigen war sie sehr tief ausgeschnitten. Da« ganze Mädchen machte einen etwas lästigen Gindruck, nicht ganz schick, ist aber sicher ein liebes Ding. Da» Haar ist gebrannt und bauscht sich um di« Ohren; obendrauf thront ein« Studentenmütze." Der Blick der Frau für Einzelheiten an der Er scheinung ihrer Schwestern zeigt sich hier in seiner ganzen Schärfe. Wäre ein Mann dem Mädchen be gegnet und dann gefragt worden, so hätte er ver mutlich nicht« andere» zu sagen gewußt al» »Eine nette kleine Studentin." Grobfeuer in Cuxhaven Durch Grvßfeuer find die Anlagen der Reederei- und Fischerei-Industrie-Aktiengesellschaft Cuxhaven mit Betriebsmaterial und Vorräten fast vollständig zerstört worden, so daß ein gewaltiger Schaden ent standen ist. Die Entstehungsursache des Feuer» ist noch nicht festgestellt. , 3» Rausche tödlich verunglückt. Der 48 Jahre alte Maler Albert Raßmussen wurde im Flur seines Wohnhauses in Berlin mit einem Schävclbruch tot aufgefunden. Hausbewohner riefen einen Arzt herbei, der feststellte, daß Raßmussen große Mengen von Alkohol zu sich genommen hatte. Er ist, als er in der Nacht nach Hause wollte, von der Treppe gestürzt und dabei tödlich verunglückt. Billtv» oder Trillion? Rach dem letzten Aus weis der Reichsbank betragen unsere Schulden über 10 Billionen. So viele sprechen leichthin das Wort Billion aus, ohne klar zu sein, was es bedeutet. In Deutschland ist unter einer Billion zu verstehen eine Million Millionen, also eine 1 mit 12 Nullen (10,12). Bisher wohl kaum beachtet ist die höchst merk würdige Tatsache, daß in Frankreich das Wort: Billion eine ganz andere Bedeutung hat. Dort ver steht man unter eine Billion nur 1000 Millionen, allo eine 1 mit S Nullen (10,S), was unserer Be zeichnung Milliarde entspricht. Unsere deutsche Billion heißt in Frankreich Trillion. Da man be kanntlich beim französischen Volke eine viel geringere Vertrautheit mit ausländischen Verhältnissen findet, als bei anderen Völkern, so darf al» sicher ange nommen werden, daß dort dieser gewaltige Unter schied noch viel weniger bekannt ist als bei un». Wenn ein Franzose von unseren zehn Billionen Schulden hört, so sind das für ihn erst zehn Mil liarden. Auf dieser falschen Grundlage vergleicht er denn wahrscheinlich den Schul densiand Frank reichs mit dem Deutschlands und ziehr aus dieser unrichtigen Auffassung für uns höchst ungünstige Schlüffe. Der italienische Minister für Lustfchiffahrt abge- stürzt. Aus Lhambery wird gemeldet: Der italie nische Minister für Luftschiffahrt Mereanti, der sich im Flugzeug nach Paris und London ^begab, ist abgestürzt, wobei er sich einige Nippen und die Hand brach. Sin Fund an» de« 30jährigen Krieg«. Ein Schaß au« dem 30jährigen Kriege, Gold- und Silbermünzen von der Wende des 16. zum 17. Jahrhunderts, ist in einem Dorfe zwischen Regensburg und Straubing in mehreren Kupfergefäßen gefunden worden. Ein Streit zwischen dem Finder und dessen Bruder, dem der Acker gehört, soll vor Gericht kommen. Der Schatz wird auf Milliarden bewertet. psychologischen Erwägungen heraus über jeden Zweifel erhaben. Aus diesem Manuscviptbriefe — dieser Name hat sich für den Brief eingebürgert, weil er im Druck reichlich drei Dutzend Seiten umfaßt, also wirklich ein ganz ansehnliches Manuskript dargestcllt haben mutz — spricht zunächst wieder die volle kindliche Selbst- gefälligkeit Lassalle». „Fast die ganze Gesellschaft," so erzählt er der Geliebten, »teilt sich mit Rücksicht auf meine Person in zwei Parteien. Die eine, zu welcher die ganze Aristokratie zählt und ein Teil de- Bourgeoisie, selbst Leute mit einem Anflug von Li- beraltsmus, fürchtet und haßt mich. Die andere Partei, zu welcher der übrig« Teil der Bourgeoisie gehört und das Volk, achtet, liebt und verehrt mich nicht selten sogar. Für die Leute dieser letzteren Partei bin ich ein Mensch von großer Genialität und fast übermenschlichem Lharakter. von dem sie große Taten erwarten." Die» alles ist für die Zeit, da Lassalle diesen Brief schrieb — 1800 — stark übertrieben. Es wurde erst drei, vier Jahre später Wahrheit. Und doch: im Augenblick de» Schreibens hat der Dichter in Lassalle die von ihm erträumte Zukunft ohne allen Zweifel schon al» unmittelbare Gegenwart empfunden; es zeugt also nur von einer sehr primitiven Psychologie, wenn man auf Grund solcher Sätze Lassalle einen „Lügner" genannt hat. warum Einstein au, dem Völkerbund auslrat Professor Einstein hat, wie bekannt, nach seiner Rückkehr au» Japan seinen Austritt au» der Dölker- bundkommission für intellektuelle Zusammenarbeit er klärt. Er schreibt in der Frtevenswarte, die fttzt im Verlag E. A. Echwetschke in Berlin erscheint, übet seinen Austritt: »Ich tat es, weil das bisherige Wirken de« Völkerbundes mich davon überzeugte, daß e« keine noch so brutale Handlung der gegen wärtig mächtigen Staatengruppe zu geben schien, gegen welche der Völkerbund auftreten würde. Ich tat e«, weil der Völkerbund, so wie er heute seine» Amte« waltet, da» Ideal einer internationalen Organisation nicht nur nicht verkörpert, sondern gerade»» diskreditiert. Ich tat es aber mit innerem Widerstreben, weil die Hoffnung in mir doch nicht Den Vater erschlagen Tragischer Abschluß rüttele» Ehe. Vor dem Schwurgerü Verlin stand ein junger Mann unter der ,..cren Anklage, seinen eigenen Vater vorsätzlich getötet zu haben. Der An- geklagte, ein 2ljähriger Arbeiter Hugo Klein, war geständig, und erzählte zu seiner Verteidigung den Geschworenen die Geschichte einer durch Zwietracht im Elternhause unglücklich verlaufenen Jugend. Der Vater Hugo Kleins war zweimal verheiratet. Der Angeklagte stammt aus -werter Ehe. Rach der Darstellung Klein» war der Vater ein Trinker, der im Rausch ost sein« Frau mißhandelte. Der An geklagte behauptete, daß sein Vater di« Kinder au» erster Ehe offensichtlich bevorzugt und die Kinder der zweiten Frau schlechter behandelt habe. Lines nachts sei der Vater angetrunken nach Hause gekommen und habe der Mutter Hugo Klein», wie schon zu Bett lag. nach vorangegangenem Streit mehrfach aus den Kopf geschlagen. Dann habe er die Frau unter wüsten Beschimpfungen zwingen wollen, mit ihrem jüngsten Töchterchen die Wohnung zu verlassen. Die ganzen Verhältnisse, und insbesondere der letzte Auftritt, hätten ihn, den Angeklagten, in eine derartige Er regung versetzt, daß er nicht mehr wußte, was er tat. Hugo Klein hat dann in der Küche ein Beil ergriffen und seinem Vater, der sich inzwischen ebenfalls in» Bett gelegt hatte, mehrer« wuchtige Schläge versetzt, die den Tod des alten Klein zur Folge hatten. Unter den Zeugen befand sich auch die Mutter des Angeklagten, sowie seine Geschwister. Die Mutter bestätigte in weitestem Umfang die Angaben ihre» Sohnes und gab ikrem Manne di« ausschließ liche Schuld an der Zerrüttung der Eh«. Zu einer dramatischen Auseinandersetzung kam es dann, al» die Stiefschwester -e« Angeklagten, eine junge Witwe, deren Ehemann im Kriege ge fallen ist, vernommen wurde. Sie behauptete, daß Frau Klein den Kindern au» erster Ehe eine »wahre Stiefmutter" gewesen sei. Sie selbst, di« Zeugin, habe schon mit zwölf Jahren zum Lebens, unterhalt beitragen müssen. Frau Kleins Wirt- schaftsführung sei so mangelhaft gewesen, daß es ver ständlich war. wenn der Vater sich nicht glücklich fühlte. Den Angeklagten brachte diese Zeugenaussage in starke Aufregung. Er widersprach seiner Stief schwester lebhaft und nahm unter Tränen für seine Mutter energisch Partei. Seine Geschwister aus zweiter Ehe bekundeten, daß Hugo Klein mehrere Mal« epileptische Anfälle gehabt habe; sie standen ebenfalls auf der Seite der Mutter. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten der Körperverletzung mit Todeserfolg unter Zubilligung mildernder Umstände schuldig. Das Urteil lautete ans zwei Jahre Gefängnis. Nimdigung von vetriebsraüSmttgliedern kil. Ein außerordentlich interessante Entscheidung über die' Frage, ob Betriebsratsmitgliedern bei Ent lassungen, von denen die ganze Belegschaft auf Grund der Paragraphen 12 und 13 der Verordnung vom 12. Februar 1920 betroffen wird, eine besonders be vorzugte Stellung eingeräumt werden muß, hat das Gewerbegcricht zu Dresden getroffen. Tatbestand und Gründe dieses bemerkenswerten Urteils sind folgende: Die beklagte Firma hat eine Verkürzung der Ar- beitszeit und, nachdem die Wochenarbeitszeir bis auf 24 Stunden herabgesetzt worden war, Arbeiter- entlaffungen vornehmen müsse«. Hierbei hat die Be- klagte das in 8 13 der Verordnung vom 12. Februar 19Ä) vorgeschriebene Verfahren beobachtet. In Ge- mäßheit dieser gesetzlichen Bestimmungen ist der Kläger am 35. Januar gekündigt und am 8. Fe- bruar entlassen worden. Der Kläger war Mitglied der Betriebsvertretung. Diese hat zur Kündigung des Klägers keine Zustimmung erteilt. Sie ist^ auch von der Beklagten nicht eingeholt worden. — Ueber vorstehendes besteht Einverständnis zwischen den Parteien. Der Kläger erachtet die ohne vor herige Zustimmung der Betriebsvertretung erfolgte Kündigung für rcchtsunwirksam und be ansprucht Fortzahlung seines Lohnes. Der Beklagte erachtet den Ausnahmefall von 8 26, Abs 3, Ziff. 1, BRG. für geqeoen und beantragt Abweisung der Klage. Das Gericht hat dem Anträge der Be- klagten stattgegeben. Au» den Ausnahmebestimmungen von Abs. 2, Ziff. 1, BRG. ergibt sich, daß die in diesem Para graphen ausgesprochene Erschwerung der Kündigung von Betriebsrat»mitglied«rn den Zweck hat, diesen einen verstärkten Schutz gegen Maßregelungen zu- kommen zu lassen. Dagegen soll ihnen bei Ent lassungen, von denen die ganze Belegschaft bettoffen wird, eine besonder« bevorzugte Stellung nicht ein geräumt sein. Der von dem Kläger vertretenen gegenteiligen Ansicht kann da» Gericht nicht zu stimmen. — Im vorliegenden Falle war die Be klagte berechtigt, Arbeiterentlaffungen vorzunehmem Hierbei war sie verpflichtet, da» in tz 18 der Ver ordnung vom 12. Februar 1930 vorgeschriebene Ver fahren zu beobachten. Bei einem Verstoß gegeu diesen Paragraphen hätte die Beklagte Beschwerde beim Schlichtungsausfchuß und Klage auf Schaden ersatz gewärtigen müssen. Da der Kläg« in Ge mäßheit von K 18 der Verordnung vo» 12. Fe bruar 1920 zur Entlassung kommen myßte, be ruhte seine Entlassung auf einer gesetzlichen Ver pflichtung. Der Ausnahmefall Ziffer 2 Abs. 2 8 ÜO des Betriebsrätegesetzes war somit gegeben. Die vor herige Zustimmung der Detriebsverttetung zu der Kündigung de» Klägers war nicht erforderlich. — Hieraus folgt die Abweisung der Klage. Die Kosten- entscheidung beruht auf ß 41 der AioilprrMßord- nung und 8 58 des Gewerbegerichtsgqetze», Wien- -eichen VH! d Reg. Rr. 1A/2.) — Dieses Urteil ist insofern von besonder« Bedeu tung, al» eine Anzahl von Schlichtung»ausschuffen sich bisher auf den Standpunkt stellte«, daß Be- triebrratsmitglieder zuletzt entlasse« werden wüßten bzw. daß sie auch nach de« Demobilmachungsvor schriften den anderen Arbeitern vorzuzichen seien. Uns sind Fälle bekannt, in denen ein jugendliches lediges Betriebsratsmitglied auf Gründ eines Schlichtungsspruche» nicht entlassen werd«! durste, während an seiner Stelle ein alter Familienvater mit einer großen Anzahl von Kindern und hohem Dienstalter bei der Firma mit seinem Einspruch gegen seine Entlassung keinen Erfolg hatte, weil der Schlichtungsausschuß erklärte, es gäbe »jne Mög lichkeit, ein Unternehmen von seinem Betriebsrat zu trennen, es sei denn durch fristlose Entlassung. Polizisten helfen de« Defrandavte« einer Antopanne. Aus Budapest wird berichtet: Des Schwindlers Kopinits, der die Budapester Polizei um 140 Millionen ungarischer Kronen prellte, konnte man bisher nicht habhaft werden. Die Budapester Polizei vermutet, daß es dem Schwindler gelungen ist, endgültig zu entkommen. Nach einem Bericht aus Ezegled hat sich bei der Flucht des Schwindlers eine heitere Episode abgespielt. At» er im Auto nach der rumänischen Grenze fuhr, mußte er über die Stadt Lzegleo fahren, wo gerade ein Auto- mobilrcnnen im Gange war. Sein Auto mußte einen dichten Kordon von Wachleuten und Gen- darmrrie passieren, die anläßlich der österreichisch ungarischen Wertungefahrt dort Aufstellung ge- nommen hatten. Kopinits verlor nicht seine Kalt blütigkeit, passierte ruhig das Spalier und empfing die brausenden „Eljen"-Rufe der Bevölkerung WM Ezegled, die in der Meinung war, daß Kopinits gleichfalls ein Teilnehmer der Wertungsfahrt sei: Auf dem Hauptvlatz mußte er sogar weg«, eines Defektes Haltmachen, und mehrere Polizisten sowie ein Dankdirektor haben ihm bei der Reparatur ge- Holsen. Ungefähr zehn Minuten hielt er sich dabei auf, nachher fuhr er unter neuerlichen „Eljen". Rufen werter. Larusos Goldmünzensammlung. In Neapek kommt demnächst Larusos kostbare Goldmüt.rzenso-nmlung zur Versteigerung. Die Sammlung enthält Hunderte von Goldstücken der römischen Republik, goldene Ge denkmünzen deutscher Prägung vom 10. bis IS. Jahr hundert, französische Goldmedaillen usw. SLrockruekar lat ftonfturronaloft Voriralar: Sriimmakaett« Str. SA wurde, über i verfügt, ein Mann, erkannte Lauterkeit ganz erloschen war, daß in diese Schale doch viel leicht allmählich noch ein besserer Inhalt hinein- wachsen könnte. Jedenfalls tröstet mich der Gedanke, daß an meiner Stelle einer der reinsten und vor trefflichsten Männer in diese Kommission gewählt wurde, über welche dis zeitgenössische Wissenschaft verfügt, ein Mann, der durch seine von allen an erkannte Lauterkeit und Gerechtigkeit «inen überaus heilsamen Einfluß ausüben kann. Damit, daß die Kommission ihn gewählt hat — es ist Professor H.A. Lorentz in Haarlem —. hat sie meine harten Worte in gewissem Sinne widerlegt, worüber nie- mand froher sein kann, al» ich selbst. Möge der Völkerbund in Zukunft auch in tiefer eingreifenden Fragen meine Worte al» falsch erweisen!" Sächsische Akademie der Wissenschaften. Zum ordentlichen Mitglied der Mathematisch-physischen Klaffe ist Professor Dr. med. Wilhelm Ruh land, Direktor des Leipziger Botanischen Instituts und' Garten«, und zum ordentlichen Mitglied« der Philologisch-historischen Klaffe Herr Oberstudien direktor Professor Dr. phil. Johannes Ilberg, Leipzig gewählt worden. Prof. Ilberg, Heraus geber der Neuen Jahrbücher für das klassische Alter tum, wohl der bedeutendsten Zeitschrift auf diesem Gebiete, hat besonder» die griechische Medizin fruchtbringend behandelt. — Die öffentliche Sommer sitzung findet nächsten Sonnabend, den 30. Juni, im Hörsaal de« Augusteum» statt und beginnt pünktlich 6N Uhr. Eröffnet wird sie durch die Ansprache de» vorsitzenden Sekretär«, Herrn Sievers. Den Fest- vortrag hält Professor Köster über »Wand lungen im internationalen Bühnen wesen am Ende de» 16. Jahrhunderts" unter Beibringung besonder» kennzeichnender Nach bildungen au» dem vom Dorttagenden geleiteten Theatergeschichtlichen Institute der hiesigen Univer sität. Den Beschluß bilden die Nachrufe auf W. Pfeffer, L. Knorr-Dresden, Fr. Delitzsch-Berlin und F. W. Roscher-Dresden, gesprochen von den Herren Ruhland, Scholl-Dre»den, Zimmer« und Bethe. von der Leipziger Universität. Dr. ^>il. Lermann Scholl, Professor der angewandten Physik an der Universität Leipzig, ist am Dienstag im Alter von 62 Jahren gestorben. Stella David und da» Leipziger Schauspielhaus. Pom Bureau des Schauspielhauses wird uns mit geteilt: Fritz Biehweg hat mit dem Dresdner Staats- Theater ein Abkommen getroffen, da» Stella David auch im nächsten Jahre die Uebernahme einiger wichtiger Aufgaben im Spielplan de» Schauspiel hauses gestattet. Seraldiue Farrar geschieden. Der oberste Ge richtshof von New York hat die Scheidung der Schauspielerin DevaMne Farrar von ihrem Manne, dem Schauspieler Lou Tellegen, zu ungun- sten des Gatten ausgesprochen. Der Scheidungs- prozeß hat zwei Jahre gedauert. Geraldine Farrar ist die Schauspielerin, die mit dem Namen des früheren Kronprinzen seinerzeit in Verbindung gebracht wurde. D'Anuunzios neueste« Werk. In wenigen Tagen wird Gabriele D'Annunzio ein neues Werk zu Ende geführt haben, das ihn seit Manoten fieberhaft be- schäftigte. Nach italienischen Blättern darf das neue Werk des Dichters besonderes politische» Interesse in Anspruch nehmen. D'Annunzio erfüllt damit ein altes Versprechen. Das Werk wird den bezeichnenden Titel führen: „Der Abenteurer ohne Abenteuer." Teure Toiletttugeheimulff«. Da» menschliche Leben ist an und für fich schon als kostspielia bekannt. Es wird aber, namentlich soweit e» die holde Weib lichkeit betrifft, von Tag zu Tag teurer. Eine Aus- stellung, die zurzeit in London veranstaltet wird, gibt einen Ueberblick darüber, was jetzt alle» „unbedingt" auf den Toilettentisch der Lady gehört. Neben einer Unzahl von Parfüms sieht man Pudersorten aller Art, die für jede Gesichtsfarbe, jede Tageszeit, jede Beleuchtung und jede Laune verschieden gefärbt sind. Ein Puder wird z. B. in dreizehn ver schiedenen Schattierungen ausgestellt. Gan- offenbar sind die Bedürfnisse der englischen Weiblich, keit auf diesem Gebiete nicht gerade al» bescheiden anzusehen. Denn ein Aussteller äußerte sich einem Beschauer gegenüber, daß die englischen Damen jetzt den zehnfachen Betrag dessen für Puder, Gesicht«- ereme, Parfüm« usw. auegeben, was sie vor dem Kriege für die gleichen Zwecke aufwendeten. Klein« ryemersotiz. Dirrklor Rod«« Pirk (»ur- zelt Sester de« «estdenz-L-eater«, Berlin > wurde aus- gefordert Sm'.l Ludwig» „Entlassung" demnächst tu Frankfurt a. Ma n, Wien, Bremen, Kiel und Lüdttk zu instruieren. r