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Das Veivöiaer raaeblatt enthält amtliche «ekanntmachnnaen des Rates der Stadt Leipzia, des Poli-eivrälidinmS Leivzia, des Amtsgerichts Leipzig, sowie verschiedener anderer Behörden Xr. 149 Linrelnummer SV0 IVIsrk V1ell8tsg, öea 26. jual 1923 ^ern-^u8§abe 117. Isdrg. Redner und Schweiger Lr. Leipzig, 25. Juni. Die Männer, die heute das deutsche Volk re gieren, scheinen den Lockungen der öfter zu hörenden Redensart von der angeblich von selbst für uns arbeitenden Zeit nicht durchaus zu widerstehen. Man wartete und wartet heute auch noch darauf, daß die Politik der stummen Geste, die das Kabinett Cuno bisher führte, end lich zu einer Politik der nüchternen und klaren Tat werde. Um so mehr ist infolgedessen der Wert der Rede zu veranschlagen, die der Reichskanzler gestern, anläßlich der land wirtschaftlichen ^Ausstellung in Königsberg ge halten hat. Der Kanzler sagte in seiner Rede, daß keine Regierung in Deutschland den passiven Wider stand, der aus dem Willen der Bevölkerung ge wachsen sei durch ihre Befehle beenden könne. Keine Regierung könne auch diesen Widerstand zu beenden wünschen, solange sie nicht den Weg zu einer Lösung der Gerechtigkeit, als Ergebnis dieses Widerstandes zeigen könne. Herr Cuno scheint den Weg andeuten zu wollen, wenn er in seiner Rede weiter sagt, nur solange solle das deutsche „Nein" gelten, als es i m I n t e r e s s e freier Wirtschaftsentwicklung und im Interesse der Unabhängigkeit und Souveränität Deutschlands erforder lich sei. Diesen nüchternen und klugen Worten in der Rede des Kanzlers möchte man wünschen, daß sie mehr wären, als nur ein kurzer Sonnen blick in langer Regenperiode. Man möchte wün schen, daß sie den Beginn einer neuen politischen Aeca innerhalb der Regierung Cuno anzeigen. Der unversöhnliche Poinearä läßt sich nicht durch die Unversönhlichkeit Cunos überwinden son dern nur durch unaufhörliches Streben nach einer Lösung an der Seite aller an der Wiederherstel- lung des Weltfriedens Interessierten. Die neue französische Verordnung, kraft der an der Grenze des besetzten Ruhrgebieies ein 25pro- zentiger Einfuhrzoll erhoben werden wird, bedeutet nichts anderes, als den mit radi kalsten Mitteln unternommenen Versuch der vollständigen wirtsckMftlichen Abschnürung des Ruhrreviers vom unbesetzten Deutschland. Dieser neu« Gewaltakt stellt daher der Negierung mit neuer Dringlichkeit die Aufgcche einer aktiven Politik, die nichts unversucht lassen darf, um die Leiden des Nuhrgebietes abzukürzen und der geradezu katastrophalen Möglichkeit vorzutcugen, daß der passive Widerstand unter den immer neuen Streichen der französisä)«n Gewaltherr schaft zusammenbreckzen könnte, bevor es gelun gen ist, zu Verhandlungen zu kommen. * Während Herr Cuno zu sprechen beginnt, schweigt Herr von Rosenberg, und gerade er hätte am Sonntag eine so ausgezeichnete Ge legenheit gehabt, sein übervolles Herz etwas zu erleichtern, als im Auswärtigen Amt in Gegen wart des Reichspräsidenten des Mannes feier lich gedacht wurde, dem Herr von Rosenberg im Amt gefolgt ist: Walther Rathenaus. Wäre Herr von Rosenberg in seiner Amtsperiode ein klein wenig von dem großen und klaren Geiste Rathc- naus berührt worden, er hätte diese Gelegenheit nicht verpaßt. Er hätte sich sicherlich daran er innert, daß der Tote, den man förmlich in das Amt gezwungen hatte, den Mut zur Rede ge habt hat, als^alle mutlos waren; daß dieser Mann nach Cannes ging, um zu sprechen, und daß er das Gehör fand, trotz aller Widerstände. Es hätte am Sonntag für Herrn von Rosenberg gar nicht dieses Mutes bedurft, denn er stand ja nicht vor dem Forum der Entente, sondern unter anderem vor dem jungen Nachwuchs der deutschen Diplomatie: und auch hier mit einigen Worten an die politische Bedeutung des toten Kollegen zu erinnern, der seinem Vaterlande mit unendlicher Hingebung und Liebe gedient hat, wäre nicht nur ein notwendiges und lehr- reiches Kolleg für die jungen deutschen Diplo maten gewesen, sondern auch so etwas, wie eine Ehrenpflicht gegenüber dem von Mörderhand gefallenen Vorgänger im Amt. * Jeder Mensch, dessen geistiger Horizont über die Formen eines Hakenkreuzes hinausgeht, wird sich der Bedeutung Rathenaus und seiner Er mordung bewußt sein. Sollte eben aus diesem Grunde die bayrische Regierung der Münchner Rathenaufeier fern geblieben sein, und dem Dichter Mann, einem der größten und feinsten Denker Deu^-'lands, die Vertretung des deutschen Volkes bei dieser Ge 2S Prozent Einfuhrzoll ins Ruhrgebiet Ludwigshafen, 25. Juni. lEia Tel.) Die neue französische Zollbcstim- mung, Vie auch Vie Einfuhr vom unbesehten Deutschkanv ins befehle lScbiet zoll pflichtig macht und 25 Prozen 1 § oll für die eingcführten Waren vorsieht, ist heute Nacht in Kraft getreten. Infolgedessen entwickelte sich gestern noch ein auszcrgewöhnlich lebhafter EÜagcnverkchr von Mannheim über die Rhein brücke nach Ludwigshafen. Da der Lastkraftwagenverkchr über die Rheinbrttcke von den Franzosen seit dem 1ü. Juni verboten ist, muhte der Warenlransport mit Fuhrwerken durchgeftthrt werden. In langen Reihen passierten sie den ganzen Sonntag über die Rheinbrücke, zum grüsztcn Teil mit Kohlen beladen. Die folgen der neuen französischen Hollmahnahmen für das befehle Gebiet und vor allem für die Pfalz lassen sich zurzeit in ihrer ganzen Auswirkung noch nicht übersehen. legenheit überlassen haben? Damit könnte man sich ziemlich einverstanden erklären, denn ohne Zweifel ist Thomas Mann Vertreter deutschen Geistes eine gewichtiaere Persönlichkeit als das gesamte Personal des Ministeriums Knillinq. * Wer Rathenau kannte, weiß, daß es für ihn nichts in der Welt gab, was er nicht zu verstehen und zu erklären suchte. Selvn für die unfläti- gen Schmähbriefe, die er täglich in Mengen er hielt, hatte er erklärende und verzeihende Worte und er hielt sie geheim vor seiner Mutter, weil er sie nicht erschrecken und betrüben wollte, vor seinen politischen Freunden, weil er wußte, daß es nach Staatsmnwülzungen von jeher das Schicksal der neuen Führer gewesen ist, vor den geschädigten Nutznießern des alten Regimes ver leumdet zu werden. Deshalb darf es auch nicht ohne Einwendung hingenommen werden, wenn der hochverdiente Demotrat Preuß bei der Ge dächtnisfeier im Reichstag meinte, daß es „bei keinem anderen Volke möaucy gewesen wäre, daß die Staatsform, die Deutschland vor dem Zerfall und Europa vor der Ueberflutung durch russischen Nihilismus bewahrte, von vermeint lichen Patrioten geschmäht werde". Die Ge schichte lehrt vielmehr, daß in allen Ländern, in denen sich der Uebergana von der Monarchie zur demokratischen Republik vollzog, der neue Staat von den Interessenten des alten verun glimpft wurde. In WahrlM war bei uns der Üebergang von der Monarchie zur Republik nicht schwieriger, als es die drangvollen Zeit umstände bedingten. Gerade aus der Betrach tung der Vergangenheit, die uns ganz ähnliche Fülle wie den unsrigen zeigt, schöpfen wir die Gewißheit, daß auch wir die Kinderkrankheiten der republikanischen Staatsform, überstehen werden. Ergänzung der Devisenverordnung Berlin, 25. Juni. (Eig. Te l.) Als notwendige Ergänzung der letzten Devisenverordnung sind, wie wir hören, folgende Maßnahmen geplant: 1. Ein schränkung der Handelskammerbescheinigungen, die für den Deoisenhandel bisher noch nicht mit hin reichender Strenge geprüft und der Summe nach nicht längst beschränkt erteilt worden sind. 2. Ver bot des Handels mit fremden Bank noten. 3. Verbot des Einkaufes ausländischer Währung (Aktien und Anleihen) im Auslande. Handhaben nach dieser Richtung bin bietet auch schon die bisherige Devisenverordnung. Ebenso ge stattet sic die Bekämpfung anderer Mißbräuche, wie z. B. der in verschiedensten Zeitungen auch am Sonn- abend noch erschienenen Anzeigen, in denen mit harmloser Offenherzigkeit zur Aufgabe von Devisen spekulationsaufträgen aufgefordert wird, die in London ausgeführt werden sollen. Denn nach der Devisenordnung wird auch bestraft, wer zu ihrer Uebertretung anreizt. Köln protestiert gegen die Devisenverordnung Berlin, 25. Juni. (Eig. Tel.) Wie wir hören, ist bei der Reichsregierung ein scharfer Protest der Kölner Handelskammer gegen die neue Devisen verordnung eingelaufen, die den Kölner Devisen- markt aufs schwerste schädige, ja ihn überhaupt zu vernichten drohe. Es verlautet weiter, daß der Köl ner Protest bereits Gegenstand von neuen Bespre chungen in der Reichskanzlei sein soll. Der Reparationsplan Litwins Paris, 25. Juni. (Eig. Tel.) In einem Leit artikel beschäftigt sich heute das Journal mit dem Reparationsplan des Berliner Industriellen Litwin. Der Artikelschreiber glaubt zu wissen, daß der Plan Litwins der Prüfung maßgebender französischer Sachverständiger unter zogen worden ist, und daß diese im Prinzip ihm zugestimmt hätten. Die französischen Sachver ständigen zweifelten nicht daran, daß eine Anleihe, die durch die Gesamtheit des deutschen Privatver mögens sichergestellt werde, Erfolg finden könne. Das Blatt weist dann auf andere Lösungen dieser Art hin, die ausgearbeitet worden sind, insbesondere auf den Vorschlag des Dr. Hans Hey mann zur Schaffung eines Aufbauinstituts, sowie aus den Vorschlag Hachenburgs, der eine Kreditgemein schaft schaffen wolle. Die deutsche Regierung, so heißt es in dem Artikel weiter, tut so, als ob sie diese Absichten und Projekte nicht kennt. Es wäre vielleicht nützlich, wenn sie ihr ins Gedächtnis zurück gerufen würden. Der Bund der öffentlichen Angestellten Oester reichs veranstaltet am 2. und 3. Juli in Wien einen internationalen Beamtenkorgreß, der die Schaffung einer Beamteninternationale zur Auf gabe hat. Nach den bisher vorliegenden Anmeldungen werden Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Bel- aien, Holland und der Tschecho-Slowakei an der Kon- seruzz teilnehmea. Ferner hat der Oberkommandierende der Be setzungstruppen eine neue Verordnung erlassen, nach der alle Kohlenlager im besetzten Gebiete, deren Ausbeutung die französisch-belgische Kontroll kommission für notwendig erachtet, beschlag nahmt werden. Den Direktoren von Fabriken und Bergwerken wird nicht mehr gestattet, ihren Kohlen vorräten irgend etwas zu entnehmen. Ausnahmen können nur mit besonderer Genehmigung gestattet werden. Bei Zuwiderhandlung gegen die Verord nung sowie für den Fall, daß den französisch-belgi schen Feststellungs- oder lleberwachungsorganen Hindernisse in den Weg gelegt werden, soll eine Geldstrafe von mindestens 100 Mil lionen Mark, sowie eine Gefängnisstrafe bis zu fünf Jahren oder eine dieser beiden Strafen ver hängt werden. Auch die Angehörigen eines Unter- H^chmens, die es an Ucberwachung haben fehlen lassen, soll die gleiche Strafe treffen. wieder zwei Lisenbahn- klttentate Frankfurt, 25. Juni. (Eig. Tel.) In den letzten Tagen sind wiederum zwei Bombcnattentatc auf die von der französischen Eisenbahnrcgic be triebenen Bahnlinien in der bayrischen Pfalz verübt worden. Besondere Erregung in der Bevölkerung verursacht der Anschlag gegen einen Arbeiterzug bei Landstnhl in der Wcstpfalz. Es handelt sich dabei um einen der Züge auf der Strecke Kaiserslautern—Homburg—Saarbrücken, die im Eaargebiet beschäftigte pfälzische Arbeiter an ihre Arbeitsstätten bringen und die seit einiger Zeit unter ausdrücklicher Zustimmung der in Frage kommenden deutschen Stellen, insbesondere des Reichsverkehrs- ministcriums, von deutschen Eisenbahnern aus dem Saargebiet gefahren werden. Wie verlautet, ist ein Bahnbcamter verletzt worden. Wenn der Anschlag kein größeres Unheil anrichtetc und die Strecke innerhalb einiger Stunden wieder freigemacht werden konnte, so liegt darin kein Verdienst der Urheber des Attentats. Der zweite Anschlag erfolgte bei Germers heim auf der von Speyer den Rhein entlang ins Elsaß führenden Nebenlinie. Hier wurde ein mit Koks beladener Güterzug vollständig zur Entgleisung gebracht. Sechs Güterwagen wurden aus dem Gleise geworfen und der Eisenbahnkörper auf eine größere Strecke hin beschädigt. Ein Bremser wurde schwer, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt. Der Zug war erst seit wenigen Tagen cingcschoben, und die Be völkerung nimmt an, daß der Anschlag eigentlich den etwas später fahrenden Frühpersonenzug treffen sollte. Die beiden hier in Betracht kommenden kleinen Dorfgemeinden haben eine Belohnung von drei Mil lionen Mark für die Ergreifung der Täter ausgesetzt, die Gemeinde Landstuhl für den gleichen Zweck 15 Millionen Mark. Schon aus diesen Summen geht hervor, daß es der Bevölkerung mit ihrer Abwehr der Sabotagemethode wirklich ernst ist. In allen Kreisen der Pfalz herrscht, wie in dem Bericht der Frankfurter Zeitung ausdrücklich festgestellt wird, Helle Empörung über die Urheber dieser Attentate. Vie Bevölkerung muh darunter leiden Frankfurt a. M., 25. Juni. (Eig. Tel.)-Wegen der beiden Anschläge bei Landstuhl und Germers heim hat die französische Besatzungsbchörde außer- ordentlich scharfe Sanktionsmaßnah. men gegen die Bevölkerung der Gemeinden und Bezirke, in denen die Anschläge verübt wurden, an gedroht und teilweise durchgcführt. Die Rhein- brücken bei Germersheim und Maximiliansau wur den für jeden Verkehr gesperrt. Außerdem wurde über die betreffenden Gemeinden die Verkehrs sperre verhängt und angedroht, daß aus Ger mersheim und Landstuhl je 15 angesehene Bürger zur Vergeltung dieser Anschläge aus bewiesen werden sollen. Als weitere Sanktions- Maßnahme erhalten die Bewohner der betreffenden Gemeinden und Bezirke keine Paßvisa für den Verkehr mit ^zm rechtsrheinischen Gebiet. Anläßlich dieser neuen Anschläge in der Pfalz hat die pfälzische Kreisregierung eine erneute dringende Warnung an die Bevölkerung ge richtet, derartioe Störungen, die unabsehbares Un- heil für Unbeteiligte zur Folge haben, zu unter lassen. Unterbrechung -es Strahenbahnverkehrs Düsseldorf, 25. Juni. (Eig. Tel.) Von heute ab unterliegen die Straßenbahnen bedeutenden Einschränkungen. Auf Befehl der belgischen Besatzungsbchörde werden bei sämtlichen Straßen bahnen im Kreise Moers die Fahrten verringert. Auf den Stehplätzen darf nur die vorgeschriebene Zahl von Fahrgästen Aufenthalt nehmen, und im Innern der Wagen darf niemand stehen. Auch auf der Linie Moers—Tremport, die zurzeit wegen Unterbrechung der Straßenbahn Düsseldorf—Duis burg über Moers viel benutzt wird, darf nur ein Motorwagen mit einem Anhängewagcn unter den erwähnten Platzvorschriften jede Stunde verkehren. Aehnlich sind die Einschränkungen auch für die anderen Hauptlinicn. Lin weiterer Ort bei Karlsruhe besetzt Karlsruhe, 25. Juni. (E i g. Tel.) Gestern ist der etwa 20 Kilometer nördlich von Karlsruhe an der Eiscnbahnstrecke Karlsruhe—Graben—Neugart ge legene Ort Leopoldshafen von den Franzosen mit 2 Offizieren, 4 Unteroffizieren und 00 Mann be legt worden. Der Zweck dieser überraschenden Be setzung ist vorläufig noch nicht klar, da der bei Leo poldshafen befindliche kleine Hafen für den großen Schaffahrtsverkehr schon lange nicht mehr benutzt wird. Denunziert Frankfurt, 25. Juni. (Eig. Tel.) Das fran zösische Schwurgericht in Mainz verurteilte di« Eisenbahner Barth und Zimmermann aue Wiesbaden zu je 3 Jahren Gefängnis wegen Spionage. Die Anklage konstruierte aus Sei Aufstellung von Streikposten auf dem Bahnhof uni Bahnkörpern in Wiesbaden die Tatsache — obwohl es die vier vereidigten Zeugen in Abrede stellten — daß die Posten Auftrag von den Angeklagten er- halten hätten, über französische Truppenbewegungen zu berichten. Nur ein einziger, in französische Dienst« übergetretener Eisenbahner hat dies unter Eid be hauptet. In Bottrop wurde der aufsichtführend« Richter beim Amtsgericht Kropf, Gerichtsassessor Dr. Weinberg, ohne Angabe des Grundes ver haftet. In Dnisburg sind die Beigeordneten Dr Weitz und Weinbrenner festgenommen und ins bel gische Gefängnis gebracht worden. Außer dem Bürgermeister befinden sich jetzt fünf Beigeordnete der Stadt in Haft. Bayerische Sonderwünsche München, 25. Juni. (Eig. Te l.) Der Regens- burger Anzeiger verzwickt in einem Artikel, der sich mit dem Kampf um den bayrischen Staatsgedanken beschäftigt, die Frage der Schaffung des Staatspräsi dentenposten mit der in der letzten Zelt von der Bayrischen Volkspartei betriebenen Forderung nach Rückgabe der Verkehrshoheit an das Land und Wiedcraufrichtung einer eigenen bayerischenFinanzverwaltung. Die von Bayern aufgeworfenen Verkehrsfragen werden ass „vorausschauucnde deutsche Reichspolitik" bezeichnet. Es ist anzunehmen, daß diese Auslassung des Organs des Fraktionsporsitzendeu der Bayerischen Vvlkspartei den Nied-rschlag der Grundsätze ent- halten, die Ministerpräsident von Knilling morgen in seiner Etatsrcde im Bayerischen Landtag zu geben gedenkt. Der Versuch, so einschneidende Acndernngen im bayerischen Gefüge des Reiches und der Weimarer Verfassung durchzusctzen, macht cs verständlich, wenn das Stuttgarter Neue Tagblatt, gegen das der Regensburger Anzeiger in seinem Artikel heftige Fehde führt, von einem von Bayern her und über dem Reich sich zusammenballenden Wetter spricht.