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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230624
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-24
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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8ette 4 I». MO ^"17-71-. I-Eip-1yEr 1'vgEdlLtt a«I ««rü^lsurrttuag 8<raotLg, 6« 24. Ma! Leipziger MSmrerchor auf Reif«» (Bon unßevvm So »derberichterstat-t^r.) IH. Man stelle das römische Pantheon mit seinem ernsten grauen Läulenrund und seiner streng ge gliederten Kassettenkuppel auf «inen Sockel von pompejanisch-rot drapierten Mauerringen, die sich nach der Tiefe des Innern zu immer mehr verjüngen, — so hat man den Gigantenbau der Hannoverschen Stadthalle. Wahrlich, ein Baumonument von antiker Größe, gebietend wuchfig, voller Tempelwürde, einzig erhellt durch das aus höchster Höhe des Riesen- gcwölbco niedcrricselnde Licht von vierzig elektrischen Sternen, die einen funkelnden Reif bilden. Hier, in diesen, Raume, der 5000 Hörern bequemen Platz bietet, in einer Umwelt, die die rechte Stimmung für ein musikalisches Fest gibt, konnten die Leipziger Sänger den Reichtum ihrer Kunst entfalten. Wir beneiden die Hannoveraner um solch ein Kolossal- gcbäude, das in die Waldespracht der Eilenriede sich schmiegt. Staunend schweifte der Blick über die tcrrassierten Ränge und Lauben. Wenn auch die einzelnen Menschen in der Fülle der Gesichter ver schwinden, so erkannte man doch manchen interessanten Kopf; übrigens hatte sich auch der Oberpräsident der Provinz eingefunden. Wie gewann hier der Hymnus an die Sonne von Peter Faßbänder hinreißende Wirkung, namentlich jene Stelle „Mit heil'gem Glanz umschwebst du den Altar,' die in wunderbarer Verklärung wie ein Chorus von Geisterstimmen sich auflöste und sphärisch verschwcbte! Markig kamen die Kompositionen des Hannoverschen Tonsetzers Heinrichs heraus. Doll epischer Kraft erstand Hegars „Graf Werdenberg', der den Schatten jenes kühnen Helden aus dem Gallischen Rheintale beschwört, der im Appenzeller Befreiungskämpfe den Hirten das Därenbanner vor antrug, seine eigenen Feinde, die Tyrannen von Montfort, nicderschlug, um dann in den dunklen See der Sage zu versinken. Man muß diesen balladesken Chor unter der gelassenen, überlegen ruhevollen Leitung von Wohlgemuth und in seiner Auffassung hören, um die niiancereichc Schönheit des Hegarschen Meisterwerkes voll zu genießen. Welche Malerei, welches wogende Tongewebe, welches Auf- und Ab schwellen, welche Tempo-Modifikation und welcher geschlossene kristallklare Lhorklang! — Auch die Solistin, die diesmal u. a. mit einer Arie an» Händel» „Acts und Dalathea' glücklich gewählt hatte, erntete druckbare Zustimmung der durch das Konzert offenbar begeiferten Tausend«. Ohne Frage bedeutete die Veranstaltung einen Gipfel im künstlerischen Derlaufe der Sängerreise. Noch lange blieben Gebende und Empfangende in den von alt- goldenen Lichte erfüllten Nebcnsäle» zusammen. Der nächste Morgen brachte ein Ständchen vor der draußen im Grün einer stillen Gartenstraßc vcr- steckten Billa Hindenburg». Der Feldmarschall be- grüßte die Sänger und nahm die Ehren mit- gliedschaft de» Verein» an.» Bei klarem Himmel, erfrischt und fröhlich, ver ließen wir da« heitere Hannover! Rock) ein letzter Blick auf das prunkvolle Rathaus, dessen goldblitzeudz Turmhaude auf Parkidyllcn nicderschaut. Wie kon trastiert sie stille Weiherlanoschaft mit dem fluten- den Verkehr der Boulevard», mit dem bunten Leben in den altertümlichen Straßen. Lebe wohl, kleines Hölty-Haus, lebe wohl, stolze Fassade vom Palaste de» Großen Leibniz, leb wohl, gastliches „Haus der Väter.' Rach Hameln, der Rattenfängerstadt steht unser Sinn. Und siehe da, schon blauen die Weserberge uns entgegen, schon dämmern die Türme der alleeumgür- teten Stadt in der Ferne auf. Bald sind wir am Ziele und stehen am umbüschten Wald-Ufer des wel lenglitzernden Stroms. Schiffe schaukeln nach dufti- gen Weiten, und Fischcrnetz« mahnen an die goldenen Zeiten der reichen Lachsfängc. Dort drüben breiten sich die Auen au», wo Schweden und Kaiserliche 1633 sich die Köpfe blutig schlugen. Abet welche ro mantische Gestalt wäre inniger mit Hameln vcrbun- ken, als der Rattenfäng * r der vielgesnn.zene? Heisa, ist e» nicht seine diabolische Fiedel, die dort aus dem steinernen Giebelhause lockt. Richtig, da haben wir ja die Inschrift: da» Rattenfängerhaus. Schön fügt e» sich in seiner nordischen Renaissance in die Reihe der alten Bürgerhäuser, die mit Erker, Figurkonsolen, Beischlag und Wetterfähnlein Kunde bewahren an die Tage der Hansa! Drinnen herrscht in Versen und Bildschmuck der Poetengeist von Ju lius Dolfs, und wir Leipziger erinnern uns de« Mannes, der den Rattenfänger in Opernform kom ponierte. Lange ist er der Unsrige gewesen, der gute Neßler! Als Thordirektor der Leipziger Oper war er Vorgänger Nikischs. Wie dort die Vogel schwärme am Münsterturm im Azur sich wiegen, so schwirren und kreisen Gedanken, halb freundlich halb u-chmütig. p«Ul Berichtigung zu« Postgebühren-Tartf. Durch eine irrtümliche Mitteilung der Post ist in unserem am 22. Juni abgedruckten Posttarif das Porto für P ä ck- chen falsch angegeben. Es beträgt nicht 400 sondern 800 Mark. Da« grösste Sägewerk vernichtet. Da» größte Sägewerk der Welt, Kastet in der Nähe von Gefle (Schweden) ist von einem Großfeuer vernichtet wor den. Der Schaden wird auf drei Millionen Kronen geschätzt Kostet aehövte der Korsaes-A.-G. Ein kostspieliger Umzug- Der Käser Uetz au» Balgenhofen, der nach der Schweiz übersiedeln wollte, hatte seinem Umzugsgut eine Anzahl neuer Sachen beigepackt, für die er keine Ausfuhrerlaub nis nachgesucht hatte. Wegen versuchter uner- laubter Ausfuhr war er zu 23 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt worden. Sein Einspruch hier gegen hatte aber den Erfolg, daß die Strafe auf 40 Millionen Mark und einen Monat Gefängnis erhöht wurde. Siu neuer Anwärter «us de« Iarruthrou. Au» Konstantinopel wird gemeldet: Die russischen Mo narchisten hielten unter Vorsitz des Generals Kute pow eine neuerliche Sitzung ab, an der auch die Vertreter der russischen emigrierten Offiziere teil- nahmen. General Kutepow berichtete, daß mit Unterstützung der Großmächte demnächst der Angriff gegen Sowjetrußland beginnen wird. Die Truppen werde Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch anführen. An den Kämpfen werde auch der Großfürst Tyrill Wladimirowitsch teilnehmen, der als Anwärter für den Zarcnthron gilt. Nach der Rede des Generals legten die Offiziere den Eid auf den neuen Zar- anwärter ab und schworen, an den Kämpfen teil- zu nehmen. 25 000 Zeugen? Ein Antrag im Köhn-Prozeß Im Laufe der weiteren Verhandlung gegen den Wettkonzerninhaber Köhn erklärt der Angeklagte bei Erörterung über den Begriff de« Nettoge winnes, daß er mit 500 000 Mark Wettcinlagen einen Nettogewinn von 47 Millionen Mark erzielt habe. Bors.: Ich finde diese Aeußerungen von Ihnen so kindisch, daß darüber kein Wort zu ver lieren ist. Angell.: Rein, es ist ganz klar und logisch wie alles, was ich sage. Das sind alles Rechenkünste von den Sachverständigen. (Heiterkeit.) Der nächste Zeuge ist der städtische Beamte Ber- klotz aus Dresden, der im Juli 1021 bei Köhn Geld eingezohlt hat. Er sei, wie er sagt, der Meinung gewesen, daß Köhn als Rennfachmann in der Lage gewesen sei, große Gewinne zu machen. Bors.: Haben Sie sich nicht gesagt, daß man auch bei Wetten am Toto verlieren könne? Zeuge: Das wohl, aber nach dem Prospekt hielt ich meine Einlagen immer für gesichert, wenn auch kein Gewinn erfolgen könne. Köhns Vertreter Bielas sagte mir, das Geld würde nicht nur in Wetten, son dern auch in Werten angelegt. Infolgedessen hielt ich den Konzern für ein kaufmännisches Unter nehmen. Als dann eine weitere Zeugin aus der Grupp« der geschädigten Einzahler aufgerufen wird, erhebt sich R.-A. Dr. Pindar, um den Antrag zu stellen, e» möge auf sämtliche von der Staatsanwaltschaft als Belastungszeugen geladenen Personen, deren Zahl etwa 60 betrage, im Interesse der Beschleunigung der Verhandlung verzichtet werden. Staatsan- waltschaftsrat Dr. Horn glaubt nicht auf seine Zeu gen verzichten zu können. R.-A. Bahn stellt nun den Eventual-Antrag, sämtliche Einzahler Köhns, deren Zahl etwa 35000 beträgt, als Zeugen zu vernehmen, und zwar darüber, daß sie ge- wußt haben, daß die Einzahlungen zu Wetten ein große» Risiko darstellten und sie nicht mit Sicherheit auf die Rückgabe der Einzahlungen rechnen konnten. Das Gericht zog sich darauf zu einer Beratung zurück, die nahezu anderthalb Stunden dauerte. Wäh rend dieser Zeit wandte sich Köhn in einem nicht zu hemmenden Redeschwall an die etwa 20 Dresdener Zeugen und hielt ihnen über eine Stunde lang einen Vortrag, in welchem er hervorhob, daß er schuld los an ihren Verlusten sei. Landgerichtsdirektor Dr. Siegert verkündet dar- auf folgenden Gerichtsbeschluß: Dem Angeklagten und der Verteidigung wird eröffnet, daß »hnen Ge- legenhett gegeben wird, Zeugen namhaft zu machen, die sich nicht getäuscht und geschä digt fühlen durch ihre Einzahlungen bei dem Köhn- schen Unternehmen. Me Verhandlung wird am Mon- tag fortgesetzt. 5lus -en Lichtspielhäusern «ftoria. „Die Kette klirrt.' Unter diesem Titel vervtrar sich eine nicht unintereffant« Schichte aus der Gesellschaft. Di« Handlung schildert di« Schicksale «in« Ingenieur». der stch siir sein« Geliebte aufopfcrt, sogar einen Mord, den sie begeht, ans sich nimmt. WLd- rend « seine Strass vervützi, verheiratet sie sich, und alS er »urückkehrt,^tötzt ste ihn von sich. Ja. sie macht ihm sogar sein Wetterkommen unmöglich. Schitetzlich erhält Tilly aber doch die gerechte Strasse für ihr skrupel loses Vorgehen. In den Hauptrollen des Filmes sind Frieda Richard, Alpbons Frvland uitd Ressel Otta ver treten. — Der Lotte-Neiunann-Film „Romeo und Julia km Schnee' ist eine lustig« Angelegenh.-it, so recht geeignet, gute Laune zu machen. U.-L.-Lichtspiele. .Zwei gegen eine».' Sin außer gewöhnlich starker SensationSstlm. geradezu rassi- ntert bearbeitet, trefflich inszeniert und mit all den Vor zügen ausgestattet, die der amerikanische Film nun ein mal braucht, um zu wirken. Auch eine Rauferei, das selbstverständliche Requnsit amerikanischer FtlmschSpsun- gen, fehlt nicht. Alle Geschehnisse muten aber glaubyast an und lenken das Augenmett des Beschauers aus die geschickt komponierte Bildersolge. — Der zweite Film de» Spielplanes „Die Drei von der Straße' hält zwar «inen Vergleich mit dem ersten nicht aus, ist aber trotzdem interessant genug, den Beifall des Publi- kumS zu Puden. kvelttheater. „Dar LiebeSlede» Lud wigs II.« Sin dramaturgisch und regtetechnisch vor bildlicher Film, für dessen künstlerische Leitung Rolf Rass« verantwortlich zeichnet. Dieser Spielleiter hat uns schon öfters mit ähnlichen Schöpsungen überrascht, aber eine so sauber« und ausgeglichene Arbeit sahen wrr vou ch« selten, verschiedene sensationell« Essrkte beetwrsschngen »i« auSgezeichneie Wirkung der Bilder nicht. Dar stellung läßt deine Wünsche os,en. — Außerordeulttch span nend ist auch der zweite Film des SptelplaneS »D i e Sekt miezc', der den zweiten Teil des KiimzykluS .Rajsinierte grauen' darjteüt. Seine Handlung ist logisch und »ictoet erfreulicherweise die Geschtnacklostgkeitcn. die inan heute noch in der Mehrzahl ähnlicher Werk« sindet. Apollo-Lheater. „Boccaccios Deeameron'. Acngsttichrn Ge-r itcrn sei von ^rrthemir verraten, daß ne irgendwelche Fr voiiiäten nicht zu drsürchteu Haden. Dr. Reinhold Bruck, der Verfasser uiu> Regisseur, hat dem Ganzen einen ungemein wirkungsvollen Rahmen gegeben und dabei dem di« Klippen des Anstößigen ge- uhtcki zu umschtssen gewußt. In den Hauptrollen des Werkes find zwe, dem Leipziger Publikum sogar der- sönlicv bekannte Fiimgröjzen, Carl dc Vogt und seine Gattin Elärt Lotto, vertreten. Die dilddeckmische Aus führung läßt keine Wünsch« offen. Der Film scheint dank seiner mannigjacycn Vorzüge geeignet, das Publikum restlos zu interessieren. — Freunde des Sensalionssilmes läßt das Beiprogramm-Werk .Die Gräfin unh ihr Diener' aus ihre Kosten kommen. Es gewinnt nicht zuletzt durch o>e Mitwlttung Louis Ralphs. «lberthalle. .Unter Bestien.' DaS ist fo der Sensationsfilm, wie er sein soll, mit dem man stch ein verstanden erklären kann. Freilich, er ist nicht immer logisw, hier und da sogar ziemlich groborähtig. Aber all« diese Bedenken swalten aus, müssen ausschalten. Denn das Werk aime» in jeder Phase Spannung und entlockt mehr als einmal dem Beschauer den Ausruf .Fabelhaft!' Trägt dieser Film ein« gewisse ernste Rote, so ist im Beiprogramm auch für den Humor ge sorgt. Und zwar in reichem Matze! .L t s s yS D r a nt- nacht« bctlteil sich der eine dreiatttge Schlager, der — natürlich! — mit den üblichen Verlobungen endet. Wahre Bttlllorkanc entfesselt die Fatth-GroicSke „Fatth im Mädchcupenstouat'. «Suigs-Pavillo». .Der Eid de« Stephan Hüller.' Felir Hollanders Roman gehör» zu denen, die ein jeder kennt und die schon aus dresam Grunde prädestiniert find, für den Film bearbeitet zu werden. Schon vor etwa zehn Jahreu hatte man Gelegenheit, stch mit einer rech« wirknngSvolleu Inszenierung de» Wette« bekannt zu machen, die heute freilich durch die technischen Fortschritte längst überholt ist. Um fo mehr ist die Dar» stellung der neuen Fassung zu begrützen. Dt« ist in jeder Hinsicht vorbildlich, besonders in der Darstellung, hi« von «mer Reihe der besten Kilnttünstler getragen wird. Carl de Vogt und Lläri Lotto seien davon nur genannt. Beide Teile des Wettes lausen in einem SpiSlplan. «astno Lichtspiele. .Die wcitze« Rose» von Ravensberg.' Trotz der statten SentimemS, die dieser nach dem Roman der AdlerSfeld-BaLestreni be arbeitete Film aufweist, scheint er geeignet, den Beifall aller Besucher zu finden. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Sage, daß die weißen Rosen den Lugehörtgen des Hauses Ravensberg den Lod künden. Es ist Witt lich recht gut gelungen, die Handlungsfäden zu führen. Der Beschauer >oird so vom Anfang bis zum Ende ge fesselt. Auch hier find in den führenden Rollen Dar steller von Rang verttcten. Wir erwähnen nur RUS Chrrfander, Uschi Elleot und Robert Scholz. Sine Fatty-GroteSte vervollkommnet den Spielplan. Universum. Der neue Wochenspielplan bietet zwei Ftlmwette, die geeignet scheinen, das Publikum restlos zu befriedigen. .Der Galeerensträfling', der mustergültige Wegeittr-FUm, stellt in der künstlerischen Entwicklung des deutschen Lichtspieles eine bedeutsame Etappe dar. Das Wett bedeutet eine Tal, vor allem deshalb, wetl stch hier der erfreuliche Mm zu exoeriwen- tieren zeigt. Paul Wegener spielt die Haupttolle des Filmes eindrucksvoll. Er ist einer der wenigen Darsteller des FNmS, die schon immer ihre eigenen Wege gingen und nach wie vor ihren Filmen Niveau zu geben bemüht sind. Im Beiprogramm rollt ein lustiger Henny-Porten- Film .Ihr Sport«, der uns Deutschlands beliebicste Filmkünstlerin in einer Reihe amüsanter Situationen zeigt. Lowssem«. .Aschermittwoch.« Seue Ued«r- tragung von Schillers .Kabale und Liebe« ins Modern«, gut bearbettet, geschickt inszemett. Einige sentimentale Stellen mindern den vollko untren en Eindruck der Bilder keinesfalls. Sie find im übrigen auch -» archttektonischtt' Hinsicht vollkommen. Die Hauptrolle,, werden von Hell» 'a Moja, die hier eine recht interessant« Leistung gibt, Magnus Stifter und Paul Octo verkörpert. Der ;wette Film de« SptelplaneS .Der Kamps um dt« Dia mantenfelder« erweist stch al» «tn« überass span nende Angelcgcnhett, der da« Publikum mit großem Interesse folgen wird. Das Werk sefsett durch Wittlich starke Bilder. Die Handlung ist nach einem Abenteuer des berühmten Afrikasorschers Hans Schomburgk be- arbeitet. — «ildsros uuck versilbsrts — erste Hukttitstsu, neue öluslvr suvcii-r LkdlL'r 'füLusc«, LstersstrsLs 7. UeLkuus Kali oval. Der Witwer 2Sj Roman von »Nachdruck verboten.) „Dos arme Ding,' dachte Magdalena, »sie tragt schwer an der Enttäuschung. Was mag üeuu bloß dem Stromberg eingefallen sein, daß er sich nicht mehr um das Mädel kümmert? Die Ella, die hat wohl den ganzen Unfug verschuldet. Wenn mau nur klar sehen könnte!' Die Kurkapelle schloß eben mit ein paar rau schenden Klängen einen Walzer von Johann Strauß. Die meisten Badegäste verließen nun die Wandelhalle, gaben ihre leeren Brunnen- glüser den bedienenden Mädchen zurück und strebten den Kuranlagen zu, wo die doppelte Hainbuchcnallee gegen die Sonnenstrahlen ihr schützendes Blätterdach breitete. „Ich freue mich für meine Kollegen, daß die Musik zu Ende ist. Müssen die armen Bläser bei der Hitze einen Durst gekriegt haben, und Herr Frantz hat vorhin mit einer Leidenschaft diri giert, daß mein mitsühlenders Herz nur noch an seinen Kragen denken konnte." Frau vonTrusch- wende stand auf und beugte sich über die Balkon- brüstung. Plötzlich stieß sie einen überraschten Nus aus. „Da geht doch wahrhaftig mein alter Freund Eambenhausen.' Auch Hannelore hatte uch erhoben und folgte nun der Richtung wei senden Hand. Sie schrak ein bisschen zusammen, da unten gingen zwei Herren und der jüngere nlch Stromberg. Schlank, groß und derselbe liihue Gesichtsschnitt. In ihrer impulsiven Art sagte Magdalena: Icti laufe rasch runter und hole mir die beiden her,' schon wandte sie sich der Tür zu, da hielt Hannelore sie zurück: „Du kannst doch nicht im Kimono auf die Promenade, Tante Magdalena, nnd wenn du noch so fürstlich in der schweren lila Seide aussiehst." „Ja. so. Ach, ist das dumm. Kindchen, .Hannelore, geh. dann sei mal nett, du holst die Herren ein, Cawbenkausen mit seinem lahmen Bein geht, doch wie eine Schnecke, grüß ihn von mir und bring die Herren mit. Er wird ßch freuen, der andere Herr, das ist Ulrich, sein Sohn." Sie drängte Hannelore, der solche Ueberrumpelungen nicht lagen, zur Tür hinaus. Sie traf die Herren in den Arkaden vor der Verkaufsbude des Buchhändlers. Der alte Herr v. Eambenhausen hatte an beiden Seiten, von den Ohren bis ans ausrasierte Kinn reichend, schneeweiße Bartstreifen, das sah aus, als ob er vergessen habe, den Schaum der Rasierseife ab zuwaschen. Sein Sohn stand über die Bücher gebeugt, so daß Hannelore nur seinen Rücken sah. Das war ihr lieb, denn die Erinnerung an Stromberg hatte sie heftig erregt, und sie fürch- tete sich vor dem Manne, der dem Freunde so auffallend glich. Mit einem leichten Neigen des Kopfes sprach Hannelore den alten Herrn an. Der blickte erstaunt, unsicher auf das wunder- hübsche Mädchen, Teufel auch, so etwas vergaß man doch nicht, wenn man es einmal gesehen hatte! Jetzt nannte Hannelore den Namen Frau von Truschwendes. Wie befreit atmete Herr von Eambenhausen auf, ein höfliches Lächeln lag um den schmalen Mund. „Aber das ist ja schar mant, daß meine verehrte Freundin auch hier ist." Zögernd, tastend sagte er es, sein alter feiner Kopf bewegte sich ein wenig weiter vor, als wolle er eine Ähnlichkeit herausftnden: „Und Sie, mein gnädiges Fräulein, eine Tochter ist mir nicht erinnerlich." Vielleicht hatte Magdalena noch einmal geheiratet, aber das hätte er doch erfahren. Au» seiner Verlegenheit befreite ihn rasch Hannelores Antwort. „Nein, nein, Herr von Eambenhausen, ich heiße Witte und habe Tante Magdalena nur be- gleitet." „Jawohl —" er verbeugte sich und nickte, als sei er nun ganz im Bilde. Dann klopfte er sei- nem Sohn, der immer noch die Titel der Bücher la», mit dem Stockgriff leicht auf die Schulder. „Ulrich!" Der Angerufene drehte sich mit einem Ruck um und sah Hannelore aus fröhlichen Augen an. „Gottlob," dachte Hannelore, „die Augen sind ganz anders als die von Stromberg." Da« gab ihr gleich ihre sichere Haltung wieder, und nun wanderten ste selbdritt nach dem „Quel lenhof". Frau von Truschwende stand auf dem Balkon und winkte grüßend mit der Hand. Es war eine Freude, zu beobachten, wie Mag- dalena und Herr von Eambenhausen sich die Hände schüttelten. Magdalena wirkte ordentlich jugendlich, als sie sich nun mit dem alten Freund unterhielt. So viele gemeinsame Erinnerungen hatten die beiden, denn Eambenhausen war der Duzfreund von Magdalenas Gatten gewesen. Nach den ersten stürmischen Fragen und Ant worten, die samt und sonders nichts mit Kon- zerten zu tun hatten, schaute sich der alte Herr in dem geräumigen Empiresalon um und machte Magdalena das ritterlicke Kompliment, sie ge- höre geradezu in diesen Raum. „Das finde ich auch," entgegnete Magdalena lustig, „im Jahre 1913 hat die Königin Emma von Holland dieselben Zimmer bewohnt." Sie reckte sich und streckte die Hand aus, als ob sie ein Zepter hielte. Ueber dem Plaudern war die Zeit rasch vergangen, und das Zeichen zum Mit tagessen wurde gegeben. „Lieber Eambenhausen, machen Sie mir die Freude und seien Sie und Ulrich meine Gäste. Wir telephonieren nach Ihrem Fremdenheim, daß Sie nicht zu Tisch kommen. Es wäre schade, jetzt unser Wieder sehen abzubrechen, bloß weil es ein Uhr ist." Lebhaft stimmte Ulrich Frau v. Truschwende bei. „Tante Magdalena, das ist ein glänzender Einfall. Ich bin gerade dabei, mit Fräulein Witte einen Forellentag zu verabreden, das darf nicht so roh unterbrochen werden." Sehr rasch zog Frau v. Truschwende sich um, ober es war doch gut. daß Hannelore noch einmal zu ihr ging, bevor sic ihr Schlafzimmer verließ, denn sie hatte in der Eile anstatt der goldenen Tasche ihren Schwammbeutel in die Hand ge- nommen. Im Speisesaal, der mit seinen Riesenfenstrrn, an denen lila Vorhänge mit weißen Falbeln hingen, einen festlichen Eindruck machte, waren die kleinen b'umengeschmückten Tische bereits sämtlich besetzt, dis auf den Fensterplatz Frau v. Truschwendes Einige Köpfe haben sich, als die vier eintxatrs- Mgn tuschelte. Hannelore erregte wie gewöhnlich Aufsehen, trotzdem sie nur ein schlichtes blauweiß gestreiftes Kittelkleid an hatte. Darüber freute sich Magdalena immer sehr, sie war stolz auf „ihr" Kind. Und heute sah Hannelore an der Seite ihres Begleiters vielleicht noch besser aus, die beiden prachtvollen Figuren hoben sich gegenseitig. „Jetzt hält wich jeder für Ihren heimlichen Verlobten, gnädiges Fräulein," flüsterte Ulrich v. Eambenhausen Hannelore zu. Beide lachten unbefangen; sie hatten gleich, vom ersten Augen- blick an, ein Zusammengehörigkeitsgefühl emp. funden. „Es ist vielleicht ganz gut, daß ich nun einen Kameraden habe, die einsamen Spazier- gänge verführen doch zum Grübeln," sagte sich Hannelore und ging auf Ulrichs netten, un- gezwungenen Ton ein. Am andern Tag, zu nachtschlafener Zeit, wie Ulrich meinte, nämlich gleich nach Tisch, holte er Hannelore ab. In der Hand trug er eine Flug, gerte, auf dem Rücken einen Rucksack. Sein erster Blick ging zu Hannelores Füßen. Lobend nickte er ihr zu. „Gott sei Dank, Sie find ein ver nünftiges Menschenkind, feste Stiefel, ich glaube sogar benagelt, wie?" Sie streckte den Fuß aus. „Selbstverständlich. Hatten Sie etwas anderes erwartet?" „Nö, eigentlich nicht, aber nun freut'» mich doppelt, daß ich Sie richtig einqetaxt habe." (Fortsetzung folgt.) verantwcrtticb für den redaktionelle» Teil: Chefredak teur L. «»ldftttn: Mr Anzeige«: vswnl» MAU«, beide i» Leipzig. — Berliner Dienst: BerU«. Sock»- straße 22. Fernsprecher 3600-3663 Dresdner Dienst: Heinrich Arrkaulcn, Dresden Gavelsveogerfttatze 24. Fernsprecher 84 703. — Druck und Verlag: Leipziger Berl»««dr»ckerei, «. m d. H.. Leipzig. JodanuiSqass« 8. Unverlangte Beittag« ohne Rückporto werde» nicht »urstck- gesandt. Dt« vorliegende Ausgabe umfaßt IS Setten Niemals vergesse« darf die praktische Hausfrau, da« e« zum Förden von Kleidern. Blusen, Gardinen uiw. nicht- Bessere» gidt. al» die weltderühmten ..Britin ««»« Färb««" Matte „Fnch»f»»f tn» Ctrrn*
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