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ww Ädönnemrnt-Annähme: auch nimmt tcdeS Postamt Besle^llunaen'am ü.Datenvörsch.unvcrbindl.irna^-O^Lesp^ Post. Da» L«i»»ia«r Laaeblatt eatbSlt amtlich, Uekaaatmachaaa«« da» -lat»- dar Stadt Seivzi«. d»S iSalirriprikSdi««» Leivat«, d«s dl«1Oa<richiü Leivziq, so«i« »«rfchirdm,«: »»derer vehSrden rlr. 147 einrslnummsr soo ^/Isrk SovvLdevck, Äev 23. Iuvl 1923 fsrn-/4usssds 117.lLlrrg. Vezugsprels. und vesieAevUhren: Ausland M^ISMO^ntt M M auSw.Jn^en^r. 6Ü0. SonderpAtse: Kamiltenanz. v. Pttv. Vorlo täglich morgens, autzer Montag«. Höhere (Äewatl ^^W W U U U W MW^D M W W W MW W W ium-Zei>cM.12'>,0>elegcnvcUsan,.<prtv.NamrUi.TieUenangev,wll^ «chltebt ErsUllung aus. Schritiletk.. GeschältSsl., Druckerei. Leipzig, M. W > M. M M M MM, MM M M MM Zeile M.15O. Ltcüenges umi Zeile M. NO. amil. Belannim. Doppel- Zohanut-aassr 8 (Fernsprecher Ortsgespräche <2ammel-Nr.: 70811, ww-ZetleM.700.s.auSw.M.13lH. Rekl 72lnwbr.min-Zl.M.2O0O. s.anSw. Ferngespräche 17089-171)92), ebenda u. in allen Filialen Anzeige».«. M.3dM.«u»>and«anz.m.valutaau»schl. Bei Wieder». Nachlab. Platz- — "— ? » u.Datenvorsch.unverblndl.Srstill .OrtLeipztg. PostschecN.Letp;LvO4. ver Nampf um die VSHrung Leipzig, 22. Juni. Die katastrophale Entwertung der Reichsmark in der letzten Zeit hat breite Schichten auf den Plan gerufen, und das Theater auf der Wirt schaftspolitischen Schaubühne Deutschlands ist plötzlich nervös geworden. Seit Monaten hat man dort beraten und beraten, und wenn der Vorhang sich einmal etwas für die Öffentlichkeit lüftete, dann konnte man zwar viele Wenn und Aber hören, aber nichts mehr. Die fast sprichwörtlich gewordene Sachverstän digenweisheit, deren Lebenszweck darin besteht, die Bedenken, die einer beabsichtigten Maßregel entgegenstehen, möglichst hell zu beleuchten, und die deshalb immer wieder zu dem Schluß kommt, daß diese oder jene beabsichtigte Maßregel nicht durchgeführt werden könne, die aber nie zu sagen weiß, was denn nun eigentlich zu geschehen habe, feierte auf jener Bühne scheinbar nicht mehr nur Triumphe, sondern Orgien. Da treten die Massen auf den Plan. Sie fordern nicht, an den Devisengewinnen teilzunehmen, aber sie ver- langen eine Entlohnung, die sich der sinkenden Kaufkraft der Mark automatisch anpaßt. Sie wollen nicht mehr die sein, die vorzugsweise die Last des Entwertungsprozesses zu tragen haben. Und sie fordern darüber hinaus, daß auch einmal etwas geschehe, um einen Entwicklungsprozeß, den die Regierung selber als wirtschaftlich und politisch unberechtigt bezeichnete, wenigstens so weit Einhalt zu bieten, als er dieser Berechtigung ermangelt. Vor der Masse fällt der Vorhang, und was das Auge erblickt, ist beschämend. Die Akteure stürzen durcheinander, es müsse etwas geschehen, aber was denn schnell. Monatelang hat man be- raten, monatelang ist man vor lauter Wenn und Aber zu keinem Ergebnis gekommen, und jetzt soll plötzlich ein Ergebnis verkündet werden, möglichst sofort. Noch wirken die Wenn und Aber, keiner weiß, was er will. Nur die harrenve Menge weiß, was sie jetzt will: Abhilfe. Kein Wunder, wenn man vom Sachlichen zum Persönlichen abzuschwenken versucht. Wie es heißt, gewinnt in politischen Kreisen — nicht nur in sozialdemokratischen — die Ansicht immer mehr Anhänger, daß ein Wechsel im Reichsbank, direktorium der notwendigen schnellen Durch- siihrung der neuen Maßnahmen gegen einen weiteren Sturz der Reichsmark vielleicht dienlich sein könnte. Bezeichnend ist, daß sich Ravenstein zurzeit auf Urlaub befindet, zu einer Zeit, wo die Reichsbank ihres Leiters sicher am aller wenigsten sollte entbehren können. Seit min destens einem Jahre haben wir die Währungs politik der Reichsbankleitung bekämpft. Heute muß man ftr vollem Ernst die Frage stellen, ob die Reichsbank noch zu retten sei. Ein Institut, das so belastet ist und heute so wenig Ansehen besitzt, wird nicht leicht den Uebermenschen als Leiter finden, den es zu seiner Reorganisation unbedingt braucht. Zu dem, was sachlich zu geschehen habe, ist wenig zu sagen. An eine Devisenzentrale will man auch heute nicht so recht heran, und wir holten selbst auch den Augenblick für ihre Errich tung nicht für den denkbar geeignetsten, trotzdem wir seit langem schon darauf hingewiesen haben, daß eine solche Zentralisierung in der Entwick- lung der deutschen Währungswirtschaft liege. Man soll ihre Einrichtung gründlich so weit vor bereiten, daß sie zur gebotenen Zeit über Nacht in Wirksamkeit gesetzt werden kann. Die drän gende Frage ist trotz aller Nervosität heute nicht die Währungsfrage, sondern die, wie das Ruhr- abenteuer zu liquidieren sei. Alle Kraft hat sich dieser Aufgabe zuzuwenden. Sieht man hier eine Lösung, dann mag der Augenblick für eine Devisenzentrale gekommen sein. Bis dahin lasse man die Währungsfrage offen, dann aber müßte alles mit einem Schlag geschehen. Eine Nervosi tät, die nur dadurch hervorgerufen wird, daß das Interesse an der Lösung der Wührungsfrage in die breitesten Schichten gedrungen ist, ist jeden- falls das traurigste Schauspiel, daß unsere Akteure auf dem währungspoltischen Theater geben können. Was heute, nebenbei noch er- wähnt, eine Dollaranleihe soll, die nicht mit Zeichnungszwang ausgesiattet wird und auch gegen Mark erworben werden kann, ist schlechthin unerfindlich, man müßte denn annehmen, daß tatsächlich alles den Kopf verloren hat. Englische Anfrage in Berlin Llm -en passiven Wi-erßan- Berlin, 22. Auni. (Eig. Tel.) Die e«g».,-,e Regierung hat, wie wir hören, in Berlin anfragen lassen, wie sich die deutsche Regierung nunmehr zu der ^rage des passiven Widerstandes, also ,«nächst seines teilweisen Ab baues, stellen würde und ob sie geneigt wäre, die seit der Ruhrbesehung unter brochenen Kohlenlieferungen an Frankreich und Belgien wieder aufzunehmen. Eine Antwort auf diese «frage ist bis jetzt noch nicht erfolgt. Pari«, 22. Juni. (Eig. Tel.) In Londoner Meldungen wird unter Berufung auf englische Pressenachrichten behauptet, Deutschland habe Frankreich auf indirektem Wege gewisse Vor schläge zur Erzielung des Waffen still- standes im Ruhrgebiet gemacht. Don französischer Seite liegt keinerlei Bestätigung für dieses Gerücht vor, im Gegenteil, man scheint noch stark zu bezweifeln, daß eine Verständigung mit dem Kabinett Cuno überhaupt möglich ist. Im übrigen ist ja dir Auffassung Frankreichs bekannt: sobald die Reichs regierung sich bereit zeige, durch Zurückziehung der Aufforderungen zum Widerstand der gegenwärtigen Spannung im Ruhrgebiet ein Ende zu machen, würde Frankreich seine Aktion auf den anfangs ge- planten Umfang einer einfachen Kontrolloperation zurückführen und vor allem die Besetzung wieder un sichtbar machen. Man betont aber zugleick». daß die Wider st andsfrage nur untergeordnete Bedeutung habe, da eine Verständigung vor allem von einer für Frankreich annehmbaren Rege lung der Reparationsfrage abhnnge. Fortsetzung -es Meinungsaustausches Pari«, 22. Juni. (Eig. Te l.) Meldungen aus Brüssel und London künden an, daß die Repara tionsverhandlungen nach dem durch die belgische Ministrrkrise veranlaßten Stillstand nun mehr wieder in Fluß kymwen. Aus Brüssel wird den Pariser Blättern überein- stimmend gedrahtet, daß die Aussichten für die Bil dung eines Kabinetts Theunis sich über raschend gebessert haben. Der frühere Mnister de Brocqueville, der gestern abend nur wegen .strik ter persönlicher Angelegenheiten" in Paris weilte, hat geäußert, Theunis werde aller Voraussicht nach bis Sonnabend sein Kabinett zustande bringen, andernfalls die Auflösung des Parlaments unver meidlich sei. Line Zusammenkunft zwischen poinearL und Baldwin? Paris, 22. Juni. Der Petit Parisien spricht von der Möglichkeit einer demnach st igen Zusam menkunft zwischen Baldwin und Poineare. Auf englischer Seite scheine man anzunehmen, daß eine Unterredung nicht opportun sei, bevor nicht Frankreich und Belgien auf den englischen Frage bogen über die französisch-belgische Politik im Ruhr gebiet geantwortet hätten. Zweifellos sei PoincarL selbst vollkommen geneigt, sich mit dem englisA-,r Mi nisterpräsidenten zu treffen. Poincarö könne jedoch, solange das Parlament tage, Paris nicht länger als ein oder zwei Tage verlassen. Die Zusammenkunft würde, falls sie in den Tagen nach der französisch belgischen Antwort erfolgen würde, ohne Zweifel in Paris selbst stattfinden, wenn Baldwin sich dorthin begeben könne. Sonst wäre es auch möglich, die Be gegnung auf dem halben Wege zwischen Paris und London stattfinden zu lassen. Der Versailler Vertrag als Hindernis Karlsruhe, 22. Juni. (Eig. Tel.) Die Ab rüstung Deutschland am Rhein, die von den Fran zosen mit großer Sorgfalt überwacht worden ist, scheint einzelnen französischen Kommandanten doch zu weit gegangen zu sein. Der französische Kom mandant von Offenburg hat von der Stadtverwal tung jetzt verlangt, daß die Schi eß stände, die nach den Vorschriften des Versailler Vertrages zerstört worden sind, für die französischen Trup pen wiederhergestellt würden. Der Stadt rat hat diese Forderung natürlich abgelehnt, da ihre Ausführung einen Verstoß gegen den Versailler Ver trag mit sich bringen würde. Gelsenkirchen erhält wieder Polizei Gelsenkirchen, 22. Juni. (Eig. Te l.) Im Einver ständnis mit der zuständigen Regierungsstelle wird für Gelsenkirchen eine blaue Polizei organi- fiert, die den jetzigen Sicherheitsdienst der Gewerk schaften ablösen soll. An der Spitze der neuen Polizei, deren Stärke noch nicht feststeht, soll der Oberbürger, meister stellen, dem vom preußischen Innenmini ster die Befugnis des früheren Präsidenten der staat lichen Polizei zugestanden worden ist. Die neue Polizei wird mit Schuß- und Hiebwaffen ausgerüstet werden. An der Lippebrücke bei Marl, nördlich von Recklinghausen, die im Norden des Einbruchsgebiet» den Uebergang zum unbesetzten Deutschland bildet, sind am Donnerstag von unbekannten Tätern zwei belgische Wachtposten »pschosfe» «rd rin belgischer Posten durch Schüsse schwer verletzt worden. Der Gewerkschaftsverein Christlicher Berg arbeiter hat in allen Orten des Ruhrgcbietes Versammlungen abgehalten, in denen der Entschei dungskampf um Rhein und Ruhr erörtert nnrrde. Zn allen Versammlungen kam der einmütige Wille zum Ausdruck, den passiven Widerstand unter allen Umständen fort zu setzen. Der aus dem Ruhrgebiet ausgcwiesene Regie rungspräsident GrLtzner beabsichtigt, bei der eng lischen Regierung einen Schritt zu unter nehmen, um die englische Unterstützung für eine B e- gnadigungsaktion für Görges zu er- langen. wieder ein Todesopfer Recklinghausen, 22. Juni. (Eig. Tel.) In der verflossenen Nacht, kurz vor 12 Uhr, wurde der 24 Jahre alte Sohn des Konditors Feldhoff aus Recklinghausen an einer Straßenbahnhaltestelle von einem französischen Posten erschossen. Die Kugel drang in den Rücken ein und trat an der Brust wieder heraus. Zu dem Vorfall wird ge meldet: Zwischen zwei Straßenbahnfahrgästen war ein Streit entstanden, in dessen Verlauf einer der beiden in französischer Sprache um Hilfe rief. Dar auf veranlaßte ein in unmittelbarer Nölle stehender französischer Offizier einen französischen Posten zum Eingreifen. Der Posten schoß sofort auf die an der Haltestelle sich aufhaltenden Männer und traf -abtzi den Feldhoff, der binnen wenigen Minuten starb. Feldhoff war an dem Strei nicht im geringsten beteiligt. Unangenehme Aufnahmen Esse», 22. Juni. (Eig. Tel.) Am Mittwocn stand vor dem Werdener Kriegsgericht der Berliner Photograph Rauch der Zeitschrift Sport im Bild. Dieser war Ende Januar nach Essen gekommen, um Sportaufnahmen zu machen. Er geriet in einen Auslauf hinein, der gelegentlich einer Haus suchung entstand rind wurde verhaftet, weil die Franzosen vermuteten, er wolle die französischen Truppen, die diese Haussuchung vornahmen, photo graphieren. Die Verteidigung wies darauf hin, daß das Photographieren von französischen Truppen überhaupt nicht verboten sei, und daß anfangs der Besetzung zahlreiche Aufnahmen von Deutschen und Ausländern gemacht worden seien. Rauch wurde zu 10 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt, nach dem er mehrere Monate die Folgen der Unter suchungshaft getragen hatte. * Aus eigenartigem Anlaß wurde der Bürgermeister von Ebersweiler verhaftet. In der Nähe des Ortes soll ein Eisenbahnattentat verübt worden sein. Die Franzosen behaupten, daß die Attentäter durch den Ort Ebersweiler gekommen seien. Gleich zeitig mit der Verhaftung wurde der Stadt Ebers weiler eine Geldbuße auferlegt. Lebensmittelzüge dürfen passieren Dortmund, 22. Juni. (Lig. Tel.) De» Bahn- Hof Dortmund-Süd und der Güterbahnhof Kronau- Endschede find von den Franzosen wieder frei- gegeben worden, nachdem sie alles rollende Mate- rial fortgcschaffi haben. Die deutschen Eisenbahner können daher die Arbeit auf den Bahnhöfen noch nicht wieder aufnehmen. Eine Verbindung mit Kassel, von wo aus die Möglichkeit besteht, Anschluß an das unbesetzte Gebiet zu erreichen, war bis gestern abend noch nicht herzustellen. Es wird aber möglich sein, vom Bahnhof Dortmund-Süd aus in den nächsten Tagen einen Vorortverkehr aus zunehmen. Der Bahnhof Eving wurde von den Franzosen ebenfalls geräumt. Auch auf diesem Bahnhof wird die Arbeit wieder ausgenommen. Er kommt hauptsächlich für die Lebensmittelversorgung in Frage. Die Reichseisenbahndirektion Essen ist benachrichtigt worden, daß Lebensmittelzüge gegen Bezahlung der Fracht an die französische Regie bis zmn Hauptbahnhos Dortmund fahren dürfen. Wie der amtliche preußische Pressedienst mit teilt, ist das Uebereinkommen zwischen dem Deut schen Reiche und Italien wegen wechsel seitiger Unterstützung Hiljsbedürftiger vom 8. August 1873 unter Beschränkung auf Ar tikel 1 bis 4 wieder in Kraft gesetzt worden. * Die Tagung de» Böl kerbundsrat« s ist auf Wunsch SataiKirae auf den 2. Juli ver- schoben worden. Vie Marksturz-Vesprechmrg-n abgeschlossen Berlin, 22. Juni. (Eig. Tel.) Bei den Der- Handlungen der Reichsregierung mit den Vertre tern der Banken und der Parteien handelt es sich im wesentlichen bisher um die Herbeiführung gut achtlicher Aeußerungen zu den verschiedenen Vor schlägen gegen die Auswüchse der Valutaspekula tion. Diese Besprechungen sind nunmehr ab geschlossen- Die erzielten Ergebnisse auf eine brauchbare juristische Formel zu bringen, wird mindestens noch einige Tage dauern, auch die Stellungnahme der Parteien wird endgültig erst herbeigefiihrt werden, nachdem die Formulierung vorliegt. * Art den im Reichstagsausschuß zur Untersuchung des Marksturzes erwähnten Devisenkäusen der Stadt Köln teilt die Kölner Stadtverwaltung mit: Die Stadt hat sich, wie-die anderen Großstädte, wiederholt in den letzten Jahren Devisen zum Kaufe von Lebensmitteln und Kohle aus dem Auslande beschaffen müssen. Zur Aufrechterhaltung des Betriebes der Gaswerke hat sie im vergangenen Winter englische Kohle kaufen und sie natürlich mit Pfund bezahlen müssen. Die Pfund sind übrigens vor Einleitung der Mark stützungsaktion im Februar beschafft worden. Roch in den allerletzten Tagen aber hat die Stadt z. B. holländische Gulden kaufen müssen, um dafür hollän dische Kartoffeln beschaffen zu können, weil in Köln großer Kartoffelmangel herrscht und wegen der Ver» kehrsschwierigkeitcn Kartoffeln aus dem besetzten Deutschland nicht herangebracht werden können. Stinnes vor Sem Markfturz- Untersuchungsausfchutz Berlin, 22. Juni. (Eig. Tel.) Der Unter suchungsausschuß des Reichstages in der Angelegen heit de rMarkstützungsaktion wird heute Nachmittag eine Sensation haben. Der Ausschuß hat sich entschlossen, nachdem von industrieller Seite wieder holt verlangt wurde, daß auch Vertreter H-» Stinne»- konzerns gehört werden sollen, den Generaldirektor Minaux und den älteren Sohn von Hugo Stinnes, der die Leitung des Hamburger Hauses inne hat, zu hören. Wie aus parlamentarischen Krei sen verlautet, hat die Firma Stinnes im Monat April der Reichsregierung den Betrag von 500 000 Pfund Sterling zur Abdeckung von englischen Kohlenlieferungen für die Reichsbahnen und für die deutsche Marine vorgeschossen gehabt, und bei den vielbesprochenen Pfundkäufen der Firma im April handelt es sich um die Deckung dieses gesamten, an das Reich oorgeschosscnen Bettages. Diese Ent hüllungen dürften natürlich das größte Interesse er regen angesichts der Angriffe, die in einem Teile der Presse gegen Stinnes und andere rheinische In dustrielle gebracht worden sind. Stinnes in Oesterreich Wien, 22. Juni. Im Nationalrat wandte sich bei der Fortsetzung der zweiten Lesung des Budgets der Sozialdemokrat Allina gegen die jüngste vom Finanzministerium bewilligte Kapitalserhöhung der Alpinen Montan-Gesellschaft. Hierdurch flössen dem Syndikat im Verein mit Stinnes ein Agiogewinn von 300 Milliarden Kronen in die Tasche. Der Redner meinte auch bei Besprechung der Völker- bundsanlcihe, daß der Begebungskurs günstiger hätte sein können. Der Finanzminister Kienböck ent gegnete, die Entscheidung über die Kapitalserhöhung der Alpinen Montan-Gesellschaft sei, wie immer in solchen Fällen, nach volkswirtschaftlichen Gesichts- punkten erfolgt. Jedenfalls sei es der Gesellschaft gelungen, jetzt im Besitz einer Koksbasis zu sein. Die Behauptung, daß der Ring, von dem die neuen Aktien übernommen wurden, Stinnes gehöre, sei un richtig. Die Alpine Montan-Gesellschaft sei jetzt in der Lage, entscheidenden Einfluß auf zwei wichtige Werke — Dismarckhütte und Kattowitzer Werke — auszuübcn. Der Minister glaubt, die Entscheidung werde sich in Zukunft bewähren. Er wendet sich dann gegen die sozialdemokratische Argumentation bezüglich der Regelung der Völkerbundsanleihe. Sie bedeute einen Erfolg, der in viel höherem Maße er zielt worden sei, als allgemein angenommen worden wäre. Don historischer Bedeutung nicht nur für Oesterreich, sondern für Europa sei die Tatsache, daß trotzdcr entsetzlichen Dinge, die in Europa vor sich gingen, amerikanisches Kapital gewonnen worden sei. Die Tatsache, daß die Anleihe in England ein Agio habe, beweise nur, daß das Vertrauen des breiten Publikums sich in England, Amerika, Hol land und Schweden größer zeigte als selbst das der jenigen Bankhäuser, die sich für die Anleihe ein setzten. Dieser große Erfolg müßte «in Ansporn sein, mit um so größerer Kraft am Reformwerk weiter zuarbeiten. Die Berliner Ortsgruppe der Deutschen Demo- lratischen Jugend veranstaltete am Donnerstag abend eine Feier zum Gedächtnis an den vor einem Jahre ermordeten Reichsminister Walter Rathenau. Reichstagsabgeordneter Dr. Haas hielt die Gedenkrede. Die Feier schloß mit der An nahme einer Entschließung für die Ruhrkämpser und di« Aufrechterhaltung de« passiven Widerstande«.