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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-21
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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W-. 1« . ' » """ l^>1ptÜgOE D-AODGW-t WMl Oer Leipziger Münnerchor ans Reisen (von unsere» Sonderberichterstatter.) ll. Offen« Herze«, liebevolle» Verständnis »u find«, da» befeuert den Opferwtllen, die künstlerische Gebe freude unserer Ganger I Di« gegenwärtige .Deutschlandfahrt für Ruhr und Rhein" ist et» wagemutige», auch ein sehr kost spielige» Unternehmen, kostet doch — um auch diesen wirtschaftlichen Punkt »u erwähnen allein der Londerzug mehr al» ein Dutzend Millionen. Aber wie wunderbar und ergreifend sind überall die Empfänge, wie schallen die Iubelgrüße, wie rausche« die Seloenpaniere der ausgehenden Brudrrverein« in den alten prächtige« Stadien! Und «reich« Mlderfülle au» ehrwürdiger Kultur- u,elt bereichern den Deist und den Lrinnerungescbatz der Reisenden! Unter den hohen Steingewölben de» Halberstadter Stephans-Dom» dahinzuschreiten, be strahlt von magischen Strahlenbündeln, die au» fvrbenleuchtrnden gotischen GlasgemLldrn falle», — durch feierlich geheimnisvolle Krypten zu «»Le«, tausend sagenumwittert« Dtuge zu sehen, — wer könnte sich dabet der sittsamen Stimmungogewalt entziehen? Ueberall gibt e» Anklänge an di« Lieder der diesjährigen Programm«! Da hängt ein rostig Schwert an hoher Kirchenmauer, di« Waffe «ine« jähzornigen Mnker», der di« unschuldige Braut am Altar« erstach; aber der Holderstrauch darunter «eit seinen Dlütentellern ist voll« Vogelgezwitscher, d« wie ein« Botschaft der Versöhnung anfpricht. Und die Sänger stimmen da» Lied von Prahm» an: „Gift» und Stahl, sie können vergeh, doch die Liebe «aß ewig bestehn!" Alljärlich stillt et« Tropfen Blut von jenem Schwerte, so fabelt die Sag«, ab« stehe da, e» ist ein Tautropfen auf Rosen, der wie Rubi» schimmert. Doch nun, fahr wohl, Halberstadt, alt« Bischof», restdenz und Stadt der schmackhaften Würstchen. An den tannenverbrämten Harzbergen entlang, di« Au»- miindung de« Ockertales kreuzend, geht die Fahrt nach Goslar. Hei, da steht es im üppigen Laube, da» Breite Tor mit den gewaltigen Turmtrabanten, und dort der .Achtermann", der Mauerkoloß, und dahinter da» rote und moosige Giebelgewirr. Ueber ein Weilchen, und wir sind in Hildesheim, im .nordischen Nürnberg", in der Stadt de« heiligen Bernward! Die Leipziger Sänger hatten den begreiflichen Wunsch, auch den tausendjährig»» Rosen stock am Hildesheimer Dom zu sehen. Ist doch bei seltenen Gelegenheiten irgendein Sproß jene« viel besungenen Rosenbaume« zu einem Taktstock für Dirigenten verwertet worden, die man sinnig ehren wollte. Aber ach, dieser Rosenstock bereitet in Wahr heit bitterste Enttäuschung. Ganz allein der Wurzel schreibt man ein tausendjährige» Alter zu, die sicht- baren Ranken aber sind vor kaum einigen Jahr- zehnten (an Stelle von verwelkten und abgestorbenen) der Erde entsprossen. In wallenden schorlachene» Talaren führten uns die Domschweizer durch Bogen gänge und Kapellen zur Bernwardssiiule, zur Bronzctür, zum tausendjährigen Taufstein, zu dem riesigen Leuchterrcisen, der mit seinen ausgesetzten Türmchen die Mauer Jerusalems samt den Toren der Stadt Davids vorstellen soll. In dem Ritterftift Kombura, der hochthranenden Bergfeste bei Schwä- disch-Hall, hängt ein gleichartiges Seitenstück. Doch genug mit diesen künstbetrachtungen, noch ein Abschiedsblick auf das mit Skulpturen fast über- ladene .Kaiserhaus" benebst de« derben Bildhauer- scherzen, dann heißt es: .E« ist ei» harter Schluß, Weil man au» Hildesheim muß'" Die ein bronzene« Mägdlein auf dem Standbild« beim Bahnhofe dem o«r rollersnris Vvrockruekar l»k ftonfturrnnnlv» Vnrkrnknr: SöllaeS Äenre-vr- Lotprls, Gflmmnlneft« Ttr.LL Lackruft ferner Glocke« laufcht (bi« »Ketzr-wiader- Sage"), so -«nehme» wtr Scheidende schon im Geiste de» Willkomm d« Hannoversch«« Sänger. Und richtig, diese Brom« bieten »n» ein« gr-ä- artigen Gap fang. In «eite» Halbkreise flattern di» Fahnen and Basner der vielen liederfrohen Vereine, und brassend «klingen die Thor«. Tausend« und aber Tausend« von Mensche» füllen den Bahnhof»- vorplatz der einstigen Nelfenresidenz, die sich wirklich glänzend präsentiert. Di« Fontänen rauschen, mäch tiger Verkehr pulst in den Straßen und gastlich stellt sich da» »Hau« der Väter" vor. Da» ist ein steinerner Patri-ier-alast in reichem Renaissancestile, der mit den Vergoldungen vieler Architekturteile an die herr lichen Bauten am Großen Platze zu Brüssel mahnt. Ht«r haben Hannover» Sänger ihr Hei» aufgeschla- g«n. Gin einzigartiger Besitz! Bet Sang »nd Klang verlief der Abend im Geist« nrucnifgefrischter Freund schaft. Am folgenden Morgen aber entbot der DÜr- germeister in der hohen Kuppelhalle d«» Rathauses de« Leipziger Gästen den Gruß der Stadt. Recht»- amoalt Brecht dankte mit beschwingten Worten, und i« schwellenden Akkorden stiea der Sängerspruch nnn Gewölbe auf, infolge der eigenartigen Akustik feierlich bah in ström end, wie da» Brausen eine» volle» Orgelwerke» B»«k Vie Erhöhung der Lisenbahntarifk Dar ständig« RotchavisMbahnrat sprach sicht» seiner Mehtchett stir di» »o» der Verwaltung vorgesehene Grhähung dar Gütertarif« «n AB Prozent au». Die Erhöhung der P»rsone»tarif« zum 1. Juli m» StV Prozent für di« 1. und L u»d um MV Prozent ffir die g. u»d 4. -lasse »nrvde mit be- trächllicher Stimm«,,»ehrhoit «gmwm«««. Di« Ent- i L«r Schutzengel de» Attoholiier». Gin seltsamer Ber kehr «Unfall ereignete sich am Bahnhof Alexander- platz in Berlin. Dort geriet beim Einsteigen in einen fahrenden Stadtbahnzug der in angeheitertem Zustand« befindlich» Kaufmann Max Nißler unter den Wagen. Ast» der Zug üv Meter hinter der Station -um Hatten gebracht wurde, lag der mit- geschleifte Fahrgast eingequetscht zwischen Abteilwand mid Trittbrett. Da» Aufsttegholz mußte erst von Beamte« abgesagt werden, bi» der Kaufmann befreit werden konnte. Gr hatte trotz der ungewöhnlich ge fährlichen Loge nicht die geringsten Verletzungen davongetragen. »Kalt ist e« auch ander»»» —." Sydsvenska Dag- bladet bringt unter de« Titel .Zur Hochsommer», zeit" folgende kleine Nachrichten: Au« Dalbo wird mitgetetlt, daß die Wasserbehälter der ganzen Um- gegend sich während der letzten Nächte mit einer dicken Eisschicht bezogen hcwen In Norbotten fanden heftige Schneestille statt, die da» Land mit einer zwei Zoll starken Schneedecke bedeckten und da» Thermometer wies während der letzten Rächte drei bi» vier Grad Kälte auf. Die Bauern im Kärjetol mußten ihre Feldarbeiten in Pelzen und Winter handschuhen während eines kräftigen Schneesturm» erledigen. Und die Badeanstalten, die erst seit An- fang Juni geöffnet waren, mußten ihre Pforten ou» begreiflichem Mangel an Interesse von Seiten de» Publikum« wieder schließen. An de» Unrechte« gekommen. Bor einigen Tage» schritt ein Herr au« dem Abteil eine» Eisenbahn- zuges in Berlin, al» eine junge Dam« aus ihn zu- hüpfte, ihr« Arme entzückt um seinen Racken schlang, ihn vielmals küßt« und sagte: .Ach, Papa, wie freue ich »ich. daß du gekommen bist!" Der alte Herr umschlang sie mit beiden Armen und hielt sie fest nn seiner Brust. Da» junge Mädchen blickte auf und alsbald malte sich der Ausdruck des Entsetzens in seinem Auge. .Aber Sie sind ja gar nicht mein Papa!" stammelt« e» und suchte sich ou» seiner Um armung -n befreien. .Doch", sagte der altte Herr und hielt sie fest umschlossen. »Ich bin doch dein Papa, du bist mein lang verlorenes Töchterlein und ich laste dich nicht «her los al» bi» ich einen Poli zisten zu sehen bekomme." Al» der Polizist kam, fand er die Diamnntnadel de» alten Herrn in der Hand der jungen Diebin. Unaebeten« Logiergäst«. Ei», arge Enttäuschung erlitt der Bankbeamte Gr » « « ck in Peru», öl» « mit feiner Familie von «tu« mehrwöchigen Ur- laub»r»sse heimkehrte. Diebe Hattw» au» der Woh nungstür eine Türfüllung kunstgerecht au»aeschnit- ten, wieder eingesetzt und ungestört 1» der Wohnung gehaust. Taaelang batten sie i« di«fer zuaebracht, sich an den Eß Vorräten gütlich getan und wvar in den Betten geschlafen. Bevor sie bann die Wohnung verließen, richteten sie dkl» in oandalisther Weis» zu. Au» Schränken und Büfett schlugen sie di« Tür füllungen heraus und beschmutzten di« Teppiche rmd Wäschestücke, soweit sie sie nicht Mitnahmen. Den größten Teil d«r Beute hatte« st« wohl inzwischen schon verkauft. Gt»e St«dt lotter de» Hn«mr. Zn amerika nischen BÜtttern findet ma» die Anzatze, daß dem» nächst «ine Stadt versteigert -weben soll, di« in beu Inseraten ausdrücklich al» .garantiert neu" an gepriesen wird. Sie umfaßt ei» Areal von 1L Hektar Gelände, enthält MV Häuf«, darunter «in« Gasthof mit 1K2 Zimmern Mw «sine öffentliche Autogoragr mit H Dqgen. Die Stadt verfugt über all« moder ne» Bequemlichkeiten: wie Gas, Wasserleitung, Elektrizität, Kanalisation und Asphaltstraßen «tt zementiertem Bürgersteig. Außerdem besitzt jede» Hau» seinen eigenen, kleinen Gemüsegarten. Der sich von der Wahrheit der Tatsache überzeugen will, braucht nur wenig« Kilometer von Rew Park über Land zu fahren, um do» Wunder «tt eigenen Augen zu sehe». Di« in Frage kommende Stadt ist die viert» der Gartenstädte für Arbeit« und Angestellte, die, um dm Wohnungsnot zu steuern, ft» Amerika au- getsgt wurde«. Sie führt de» bescheiden«» Name» .Buickmann»hei«". Diese Siedlungisbädte werde« »och ihrer Fertigstellung Arbeitrrfyudüatru oder Angestslltenvereinigungen überlaste«, die khrerseu» ihre« Mitglieder« die Häuf« oder Momme zum Sekbstkvsteeepvei» vermieten. QericktsrsLl Verzweiflungstat einer unehelichen Mutter ' Vor dem Schwurgericht Leipzig hatte sich die Stütze Anna L. wegen versuchten Totschlag, zu ver antworten. Die Angeklagte ist di« Tochter eine» vor II Jahren verstorbenen Pfarrer». Da die kleine Pension der Mutter nicht ausreichte, die Kinder im Haufe zu behalten, mußten st« sich auf eigene Faust durch» Leben schlagen. Anna L. wurde Kinder fräulein und später Stütze. Eines Tage« lernte sie einen Chauffeur D. kennen, und zwischen beiden ent spann sich allmählich ein Liebesverhältnis, dem ein Knabe entwroß. Als Anna L. sich Mutter fühlt«, offenbarte st« sich dem Geliebten; der aber stellte seine Vaterschaft in Abrede und verschwand. Anna L. ver heimlichte ihren Zustand, so lange sie konnte. Zn der Frauenklinik brachte sie da» Kind »ur Welt. Jetzt erst »sendete sie sich an i^ee Schwester um Hilfe und bat um Wäsche für da» Kind und um Aufnahme. Et« Bot« brachte auch da» Gewünschte, infolge eine« Irrtum» erfolgte aber keine Antwort auf da» Schrecken de, Mädchen». Die junge Mutter fühlt« sich nun völlig verlosten. Wohl faßte sie den Entschluß, die eigen« Mutter aufzusuchen und um Unterkunft für sich und da» Kind zu bitten. Auf dem Wege dahin verließ sie aber der Mut. Don Ver zweiflung gepackt, lief sie in den Wald. Beim An- blick eine» Flußarmes faßte die Umherirrende den Entschluß, sich de» Kinde» zu entledigen. Sie warf den Knaben in die Pleiße. Ein Boynarkeiter, dem das Mädchen ausgefallen war und der ihm gefolgt war, kam gerade zur rechten Zeit, da« Kind dem Wasser zu entreißen. Er brachte die junge Mutter und den gerotteten Knaben zur Polizeiwache. Beide fanden dann liebevolle Ausnahme in der Familie der Schwester. Die Angeklagte war geständig. Der medizinische Sachverständig« erklärte, daß Anna L. stark hysterisch sei und zur Zeit der Tat sich im Zustand verminderter Zurechnungsfähigkeit befunden hab«. Die Geschwore nen verneinten die Gchuldfrage. Da« Mädchen wurde freigesprochen. «etteevarmcssa-e Ntt DmmeWwy, «. ttmtt: Vorwiegend wowg. gerttrge Niederschlage noch mög lich, ciaws wärmer. Musik Erster Erfurter Mufikfest Erfurt, «ach außen faust weniger ft» Da, euch« der Musikfreude denn seiner Blumen, hat ft» vier Tc^en und fünf Konzerten ein erstes modernes Mustkfest gefeiert: Ern Bekenntnis zu Richard Wetz, dem einheimischen Ton- und Kapellmeister, dessen Schaffen man ausschließlich berücksichtigt fand. Drei Orchester- und Thor- konzerte, st eine Kammermusik und Liederabend gaben über sein Gesamtwerk, das bis heute etwa ein halbes Hundert Nummern umfaßt, einen ausreichenden Ueberblick, um eS von seinem wesentlichen Seiten keimen, Neben uxd schütze« zu lerne». Seine EntwicklnnaSltnie wird durch oft beiden Pol« Brahms und Bruckner gekevn- zeichnet. Jener bestimmte sein musikalisches Denke« vornehmlich kn Liede, der Kammermusik, dem Orchester- und Chorschaffen bi- über das 40. Werk hinaus Was Wetz bis dahin schuf, ist an des Vorbildes Strenge gezügelt, strebt aber nicht selten schon eine farbenreichere Harmonik an. die sich — offenbar durch Louis Thuilles Schule beeinflußt — häufig wohlerwogener chro matischer Mittel bedient. Die Kleist-Ouvertüre, die erste Sinfonie (E-Moll, W 40), eine Sonate für Violine allein W. 88, die Romantischen Varia tionen W. 42 für Klavier, Chorwerke (Hhperiou, der 8. Psalm mit Bartton-Solo und Orchester u. a.) sowie ein großer Strauß Gesänge zeigten, wie der bedeutendste «Srätklassiker dem Jüngeren zum innersten Erlebnis geworden war. Mit der Empfindungsweite, der häufigen religiösen Her- zenSeinsalt und der edlen Mustzierfreudigkeit d« zweite« Sinfonie (W. 47 in A-Dur) und der dritten (W. 48 in B-Dur), auch bereits mit de« F-Moll-Gtreichquartett W. 43, erschien der Bogen zu Bruckner hinübergeschlagen. Mit der durch andere Vereine verstärkten Erfurter Singakademie, de« Dr. Engelbrechtschen Madrigalchor und dem Stadttheater-Orchester — sämtlich Körperschaften von großer Tüchtigkeit —war eine Reihe namhafter Solisten am Werke: Cläre von Conta, Else Pfeiffer- Siegel. Anna Erler-Schnaudt, Prof. Ed Erhardt und Br. Laaß als Gesangsinterpreten sowie der Pianist Prof. Hinze - Reinhold und der Geiger Heinrich Schachtebeck mit dem nach ihm benannten Quartett. Als Leiter der ersten beiden Sinfonie konzerte war Dr. Peter Raabe (Aachen), einer unserer geistigsten Dirigentenköpfe von heute, ge wonnen; das letzte leitete Wetz, der auch die Klavierbegleitungen seiner Lieder poesievoll ans- führt«. Dr. MI. U. Krrs den ttonzertleben Lin fast zu umfangreiches Programm hatte Herr Max Ludwrg für das Dl. Anrechtskonzert des Riedelvereins zusammengestellt: Liszts 1856 zur Einweihung der Basilika in Gran erstmalig aufgesührte große Messe mit ihrem musikalisch starr betonten religiös-katholischen Empfindungsgehalt und M. Reger» über den Konfessionen stehenden, doch nicht minder religiös gestimmten 100. Psalm. Herr Ludung erreichte durch die großzügige Auffassung und im- provisationsartiqe Darstellung der Grauer Messe «nd die in gleicher Weise sorgfältig vorbereitete, lebens» volle und ausdrucksreichc Vorführung des Psalms starke künstlerische Wirkungen. Das für diese Auf führung vom Dirigenten besonders zusommengestelltt Orchester zeigte sich seiner Aufgabe durchaus ge wachsen, trug nur hin und wieder etwas zu stark auf. Durch Herrn Hans Fests sicher eingreifende« Orgclspiel fand cs hinsichtlich Klangfarbe und Starke gegebenenfalls die gewünschte Ergänzung. Gleich dem Chor, der mit ganzer Seele bei der Sache war, setzte auch das aus den Damen Pfeifer-Siegel und Iung-Steinbrück und den Herren Emil Graf und Dr. Rosenthal bestehende Quartett seine vollen künstlerischen Kräfte ein. Die Solisten wie alle Mit wirkenden, im besonderen der tüchtige Leiter des Ganzen, haben sich um die ausgezeichnet verlaufen« Aufführung sehr verdient gemacht. bk. Au» der Musikwelt. Konzertmeister Wokb- gandt, dem eine Stellung in Würzburg anaeboten war, bleibt, wie wir hören, dem Leipziger Städti- sehen Orchester erhalten. Graphische Sammlung Wohl als Ergänzung zu der Au»stellung Leipziger Malerinnen im Kunftverein hat da» Graphische Kabinett au» seinen Moppen eine Anzahl Arbeiten neuerer deutscher Künstlerinnen her- vorgesucht und legt sie in dem bekannten Seitensaal de» Museum» au». Wenn dabei Käthe Aollwitz mit Originalgraphik und guten Reproduktionen ihrer Handzeichnungen in den Mittelpunkt gerückt worden ist, so entspricht do« durch««» der überragenden Stellung, di« diese Frau einnimmt: Al» geistige Potenz, wie gl» Meisterin der Ausdrucks mittel, läßt sie die Mitkämpferinnen weit unter sich. Ihre Eigenart ist ja längst bekannt, und e» kommt bei solcher Geleeanhctt nicht darauf an, ihre historische Bedeutung, ihre besondere Mission innerhalb der naturalistischen und sozialethischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu umschreiben. Aber immer wir- der ist man von dem persönlichen Gehalt dieses Werke» ergriffen und von der außerordentlichen 2r- Höhung, die durch ihre Leistung der Begriff Frauen kunst mit einem Mole erfahren hat. Die in ihrem Gesicht — außer dem radierten frühen Selbstbild«»« om Schreibtisch sieht man, al» wertvollstes der Qriginalblätter, den rasch skizzierten Kopf der Alternden, weißlavierte Tuschzeichnung auf schwarze» Grund — wie in diesem Antlitz wohl »in herber Ernst, aber nicht» Mannweibliche» zu lesen ist, so bat sie in ihrem ganzen Schaffen di« von der Natur ihr bestimmten Grenzen innegehalten. Gewiß eine ungewöhnliche Kraft de« durchdringenden Blick» und der schmucklosen Darstellung, aber al» tiefster Grund diese» Wahrheitstnne» ein Mitempfinden, da« ebrns» weit von Derstrmdeskühle wie von schwächlicher Sen timentalität entfernt ist. Wir meinen, daß dieser besondere Ton nur einer Frau vergönnt sein konnte, und daß »vir un« glücklich schätzen müssen, daß er unserer Kunst in Käthe jwllwitz geschenkt wurde. Am unmittelbarsten spricht diese» Empfinden wohl au» den Zeichnungen nach Proletarierfranen und au» den Kinderstudien, au» diesen Köpfen und Figuren, di« mit einer so mütterlichen Behutsamkeit und manchmal mit einer rührenden leis«, Freud« angefaßt find; ober e» lieg» auck i» de« frühen Weberzyfiu» und verwandten Blätter«. Wenn i» de» Bauernkrieg -der^n tu» -«»Pf zwischen Mutter und Tod di« Auffassung sich zu «ine» grandiosen Pathos steigert, so erklärt sich da» ebensosehr au» der Stimmung der Zeit wie au» der anhaltenden Konzentratton, mit der die Künstlerin dem Thema jahrelang nochgegange«. Doch e» zeugt nun auch für da» Frauenhafte und für da» unablässige Wachstum ihrer Natt», daß sie sich nicht krampfhaft auf dieser Höh« gehalten utzd fi« zu einem .Stil" gemacht Kat; vielmehr ist sie zu ein« beruhigteren und schlichteren Menschlichkeit weiter- geschritten. Bewundernswert bleibt di, Vollendung de» Technischen, die bei ihr schlechthin al» gute» Handwerk wirkt, sowohl di« fein« Lockerheit Ihre» Kreidestrich» al» auch die Kraft, mit der sie die Radel führt. An solchem Beispiel gemessen, Kot natürlich all« Kunst einen schweren Stand, und do« um so mehr, wenn sie sich in» Thematischen auf «inen Wettkampf einläßt. So kommen von Martha Schräg, der tüchtigen Chemnitzer Zeichnerin, etwa nur Blätter wie da» Ziegelwerk oder di« Arbeitslosen einiger maßen zur Geltung, während an dem lithographier ten Zyklus .Stürme" da« Aeußrrliche der expressio nistischen Gebärde peinlich auffällt. Szenen au« dem Arlxiterleben behandel» mit wechselndem Glück noch Selo Hass« und Elis« Seybel. Drei beachtens werte Radierungen zeigt Meta Voigt. Einige der Malerinnen, die nebenan kn Kunstverein ausstelle», entfalten ihre Eigenart nicht ohne Gelingen auch in der Graphik, so Elisabeth Voigt und K. E. Neu mann, Grete Kroch und Suse Schmidt- Eschke. Dazu gesellen sich mit Letpziger Motive» »och Bertha Meißner und Alic« Schimz, jene mit «ttertümlichen Stadtansichten, dies« mit flotten Skizzen von der Messe. Di« Farbenholzfchnitte von Margarete Geibel find nicht nur liebenswürdige Erinnerrmgen an da» klassisch« Weimar, sondern auch Interieur» vsn koloristischem Reiz. Blumenstück« von Helen« Lange und Johanna Balbe « eg, «in dekorativ wirksame« Mvhnfeld von Elise Pepp- müller. die miniattrrhast zarten Illustrationen vo» Hedwig Krns« und «ine Anzabl ankere Arbeiten runden das Gesamtbild ab. vr. Nk. Eine vottfch« B«,er-a»P»strir»A»»OeL»«a. Au» Müttchen ftckrd un« geschrieben: Der DeutscheIn- dustriö-Vertzanb Hat ei» neue«, eigenartige« Aus- steüungaunterneHmeu geschaffen, eine Dauer-In dustrie-Auestellung, die de« Zweck hat, die Neu erzeugnisse und Neuerfindungen der deutschen Industrie in einer Dauer-Ausstellung, die keine zeitliche Begrenzung kennt, der Oeffent- lichkeit vor Augen zu führen. Vi«her sind vier zehn Säle eröffnet worden, di« sämtliche In dustriegruppen umfassen. Da nach Vollendung der Baulichkeiten 150000 qm Ausstellung-fläche zur Verfügung stehen wird, so läßt sich ermessen, welchen Umfang diese Dauer-Jndnstrie-AuSstellung erhalten wird. Der »er»»gUickte Hofk»ix. Agne« Sorel, der gefeierte Ster« der französische» Hofbühne, war bei ihrem Gastspiel in Spanien von Pech geradezu verfolgt. In Madrid trat sie in Anwesenheit de« spanischen Königspaare« tn einem Stück auf, in dem sie dem Kaiser Napoleon III. dorgestellt wird, bei welcher Gelegenheit sie ein« tiefe Hof verbeugung zu machen hat, wobei sie notwen digerweise gezwungen war, dem Publikum ihre Rückseite -uzuwenven. Bei dem krampfhaften Bemühen, diese Verbeugung so muSzuführen, daß der Rolle ihr Recht, gleichseitig aber die dem KönigSpaar schuldige Höflichkeit gewahrt wurde, verwickelte sich di« Schauspielerin in ihre Schleppe und fetzte sich nuf ft« weltbedeutenden Bretter, ein Yalch der im Hanfe stürmisch« Heiterkeit er weckte. Verwirrt und beschämt blieb die Künst lerin sitze», und erst bet Darsteller de« Napoleon rettet«.dtt peinliche Situation dadurch, daß er die Künstlerin anfhob und wieder auf die Füße stellt«. Al« sich Fran Sorel während der Paus« in der König«log« melde« ließ, um wegen der ärgerlichen Sache um Entschuldigung zu bitten, bemerkte die Königin »tt hellem Lachen: „Da» ist Mr auch schon einmal passiert." Oft» internationaler Orthopäde» - Kongreß. Einen ersten, wohlgelungenen Versuch, die inter nattonale Wissenschaft wieder in nähere Fühlung zu bringen, unternahm die Niederländisch« Ortho- pädische Vereinigung, indem sie zur Feier ihre« 2S jährigen Bestehen« Vertreter der Orthopädie au« allen Ländern noch Amsterdam lud. Wie Prof. BiesalM, der an dem Kongreß teilnahm, tn der ^Klinischen Wochenschrift" herichtet, wurden am ersten Tage speziellere Fragen behandelt, während der zweite Tag dem Thema Stand der-rüpvelsürf»r-e t» den einzelne« Län dern" gewidmet war. ES berichtete über England Sir Robert Jones, über Deutschland Biesalski, über Wien Spitzh, über Amerika Albec und über die Niederlande van Assen. „Hier interessierte namentlich der hochentwickelte Stand der deut schen Krüppelfürsorge," sagt Biesalski, „und da preußische Kruppelfürsorgc-Gesetz, das sinngemäß nachzuahmen wohl in vielen Ländern das Be streben der Fachleute sein wird. Die Verhand lungen waren eingerahmt von einigen geselligen Veranstaltungen, auf denen die Vertreter der einzelnen Länder auch persönlich miteinander zu Verkehren Gelegenheit hatten. Es scheint also jetzt der Bann gebrochen zu sein, und man wird erwarten dürfen, daß nunmehr in schneller Folge auch andere Länder und auf allen Gebieten dem Dorgehen Hollands folgen werden." Ei, Rosengarten i« Gefängnis. An einer Stätte, an der man es am wenigsten vermuten möchte, nämlich tn dem größten Zuchthaus der Vereinigten Staaten, dem Sing-Stng-Ge- fängnis, wird jetzt ein wundervoller Rosen garten errichtet. Der Grundriß zeigt ein Rechteck von etwas mehr als 20 mal 50 Meter, in dessen Mitte eine Fontäne steht, um die Kieswege herum führen. Der Plan verdankt seine Entstehung und Ausführung einigen Angestellten des Gefängnisses, und die Pflanzung wird unter der Leitung eines bekannten amerikanischen Rosenzüchters auSgeführt. Bet der Auswahl der Rosen wurde man von dem Gedanken geleitet, eine möglichst üppige Blüte während der ganzen Rosenzeit zu erreichen. „Jeder, der auch nur einmal eine große Straf anstalt besucht hat," bemerkt dazu der Heraus geber des Amerikanischen Rosenjahrbuche-, „kann sich eine Vorstellung von dem wirklich ungeheuren Gegensatz machen, der zwischen der landläufige« Gefängnirstimmung und der frohen Botschaft be steht, die dieser Rosenflor den Unglücklichen ver künden wird. Vielleicht werden dann auch andere Gefängnisse einen Rosengarten erhalten." »ie Gesellschaft der deutschen Natursorscher und Nrrztt der,», llllo ovo Mark (aus den UebersEen derga-r- V »nderls «irr usw.) an jüngere Forscher, die an schlecht dotierten Instituten arbeiten. — Begründete Ge suche tn 4 Sremplaren sind ,u richten an die GeichSst«- sü-rung der Gesellschaft, z. Hd. von Prof. Dr. B Rassow, Leipzfg. Aürnl>ergrr Dttatz« 4b. Ich zu bett sagenhe Stahlb« woche ! der Mo distinn« kl-idsav über de Pferder plaren grellfar schmett« Musikpc Di« schichte rva», k weinent keine - solche a hat aus dient dc Und bliedene volke d« die une Sehnig. Damen, elegant. Man Kreisen Am Pinnebe .3ck jelandet, steckt da Wochen-', eine Ha kofferchei Nappa - Leder." Ich s A Das laufen r Nugias (Reiß), 2 lius (Ja (Blume), ras), lFi lein), S! (5SF Kr Gewicht Der Besetzung entlud einen, p sperrten i erste» Pi lassen nv Ein dera Zeiten t innert, is verv'licht aber nirr Wem „Nndnpn rriseko arc velü erl>8( Io allen äj 2Sj 4 Er nc fenheit u gute, all Geduld Etwas H bas zwan legte sie viel nach Und , und Hüh steckten, i silbriger i haben, E beruhigte sahen ihn cd Berta -In l bis dahin „Einst zugeschlac seiner fri Bevor nach Wil Genugtur den, daß r sollte in war zu t nicht ohn zu hamste die imme kannten » im Hof » Hausverrr ihm in Blumen , „Ick bin nischt auf kann mer buckeln."
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