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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230619
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-19
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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Di« finkende Mark, die steigenden Preise, jeden Tag Reue» und nicht» Gute» von Rhein und Ruhr, dazu noch Kälte und fortwährender Regen: da behalte seinen guten Mut, wer e» vermag. Man könnte wirklich ans Petrus und alle Welt räsonnieren. Sin schwacher Trost ist e» dabei, wenn der Meteo« rologe kommt und sagt: Beruhige dich, e« hat schon Iunimonate gegeben, die noch kälter waren. Und nun packt er seine Gelehrsamkeit au» und ver weist auf den Juni de» Jahre» 1871. Da fiel am 3. Juni da» Thermometer bis auf 2 Grad Lelsiu» herunter, d. h. man hatte den schönsten Nachtfrost gehabt. Und der ganze Juni blieb 3 Grad unter der Normaltemperatur, die ISA Grad sein soll. Da ich diesen Juni miterlebt habe, so kann ich mich dessen sehr gut erinnern, daß man damals die Winterüberzieher wieder hervorsuchte, denn ander« konnte man sich vor der Kälte nicht schützen. Und geheizt hat man in der ganzen ersten Hälfte de» Monats, da es sonst in den Wohnungen nicht aus zuhalten war. Da» tat man mit grimmigem Humor, denn das Heizen war ein billiges Vergnügen. Aber heute? Bei den Preisen spart man jedes Brikett und hält lieber in der kalten Stube aus. Lin kalter Juni war auch der des Jahres 1S18, wo das Thermometer etwa bis auf 4 Grad fiel, und in der zweiten Hälfte de» Monats eine solche Kälte cintrat, daß am Morgen de« 26. Juni nur SA Grad Wärme* zu verzeichnen waren. Fast ebenso kalt war der Iunei 1921. Doch lasten wir den Meteorologen mit seinem .Trostbeispielen*. Uebermorgen ist Sommer« Anfang. Vielleicht bringt er wärmere» Wetter. Ls ist besonder» den Sommerfrischlern zu wünschen, die sibher nur die Krisch«, aber keinen Sommer hatten. Wettersturz im Schwarzwald. Im Schwarzwald ist ein in Anbetracht der Jahreszeit enormer Wetter sturz eingetreten. Auf den Bergen ist Neuschnee gefallen, im Tal herrscht Hochwasser. Die Zwickauer Bergschule, künftig die einzige Dergschule Sachsen«, wird am 1. Oktober völlig um- grstaltet und für die Ausbildung von Braun- kohlenbeamten erweitert. In Dorna wird eine Bergvorschul« eingerichtet. Deutsche Studenten i» «»»laude. Da» Aus land samt der Deutschen Studentenschaft teilt uns mit: Auf Einladung weiter finnischer Kreise be finden sich auch in diesem Jahre viele deutsche Stu« deuten zur Erholung in Finnland. Der Transport nach Finnland ist durch da» Auslandsamt der Deutschen Studentenschaft organisiert worden. — Jur Zeit weilen sechs deutsche Studenten für sechs Wochen ab» Gaste englischer Studenten in Ox ford. Sie wurden überall mit dem größt« Ent gegenkommen ausgenommen. Oxforder Studenten werden den Besuch im August erwidert». Festgeuommea« Grabschäader. Kriminalbeamte in Berlin nahmen zwei Mitglieder einer Friedhofo- räuberbande fest, die lange Zeit aus den Köpenick« Kirchhöfen Metallplatten üsw. von den Gräbern ge stohlen hatte. Die Diebe wurden ertappt, al« sie mit ihrer in kleine Stücke zerschlagen« Metallbeute ans dem Wege nach Adlershof waren. Sie gestand« die Grabschändungen ein. Heuschreckenplage i» Ungar». In verschied«« Gegenden Ungarns tritt seit einer Woche die marok kanische -«schrecke in ungeheuren Massen auf. Ganze Ortschaften an der Theiß sind von den Heuschrecken überflutet. Man befürchtet di« Vernichtung der Ernte auf weite Strecken. Ein Ehedrama in Drbreezin. Au« Budapest wird berichtet: Ein auflehenerregende» Liebesdrama ereignete sich in Debreezin (Ungarn). Der Husaren rittmeister a. D. Georg von Hamza erschoß seinen Freund, den Artilleriehauptmann Geza von Horvath. Rittmeister Hamza hatte sich nach mittag» »1t der Angabe von sein« Frau verab schiedet, er reise auf kurz« Zeit ab. Er kehrte jedoch im Laufe der Rächt in feine Wohnung zurück, wo er im Schlafzimmer Horvath vorfand. Er zoa seinen Revolver und feuerte zweimal gegen Horvath. Don beiden Kugeln getroffen, brach Horvath leblo» zu« samm«. Frau Hamza sprang durch» Fenster auf di« Gasse und lie davon. Rittmeister Hamza stellte sich selbst der Polizei, die ihn der Staatsanwaltschaft übergab. Frau Hamza ist die Tochter eine» General». Funkstation« deutsch« Ursprung» ft» Mittel amerika. Die mexikanisch« Regierung hat in Deutsch land die Einrichtung von vier Funkstationen in Auf trag gegeben, die den Republiken von Guatemala, Costa Rica, San Salvador und Nicaragua -um Ge schenk gemacht werd« sollen. Vie penstonKpreise in den vüdern Der Ausschuß für Bäder und Kurorte de» Reichsverbandes der deutschen Hotel» gibt wöchentlich einen Preismultiplikator bekannt, nach dem die Pensionspreise in den Bädern und Kurorten berechnet werden. Die Höhe de» Pensionspreise» erhält man, wenn man den Grundpreis (Friedenspreis) mit dem Multiplikator multipliziert. Dieser Preismultiplikator basiert auf der Retchsindexziffer für die allgemeine Lebenshai. tung und ist ab 16. Juni auf 6600 erhöht worden. Auch der Allgemeine Deutsche Däderverband, der Verband der Fremdenheime und der Verband ärzt licher Heilanstaltsbesitzer haben sich dieser Berechnung der Pensionspreise angeschlossen. Neuer Nurbruch bes Netna Zwei Ortschaften bedroht Nach heftigen Erderschütterungen ist der Aetna neuerdings ausgebrochen. E» bildeten sich fünf Kra« ter, au» denen sich gewaltige Lavamassen ergießen. Unaufhörlicher Donner erschüttert den Berg. Die bisher ausgeschüttete Lavamasse ist größer al» di« de» Jahre» ISIS. Der mächtigste Krater hat sich zwischen der Montana Rossa und der Montana Dria- noa gebildet. Der Lavastrom, der sich rasch vorwärts- bewegt, hat drei Richtungen eingeschlagen, gegen Lingualossa, gegen die Sedlungen von Dasto tessiana und zur Lavaablagerung des Jahres 1911. Der Lava strom, der in der Richtung Llnguaglofla vorwärts- schreitet, hat eine Breite von 300 Meter. Die Wälder von Linguaalossa sind bereit» ein Opfer des Zer- störungswerkes geworden, die Ortschaft mit ihren 22 000 Einwohnern ist fast vollständig umzingelt. Es spielen sich herzzerreißende Szenen ab. Die Ort- schäft Catania ist unmittelbar bedroht. Die Be- wohner diese» Orte» find mitten in der Nacht alar- miert worden. Der Feuerschein der ausströmenden Lavamassen spiegelt sich auf oer breiten Wasserfläche de» Golfe» von Catania wider und die hell aufleuch tend« Feuerzungen lassen die Szenerie noch schauri- ger erscheinen. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine ungeheure Aufregung. Der Präfekt von Catania hat Anordnungen getroffen, damit der fliehenden Bevöl- kerung Hilfe gebracht wird. In allen Städten Sizi liens sind Hilfszüae organisiert worden. Man be fürchtet, daß in dem Lavastrom, der Bäum« und Häuser verschüttet hat, auch Mensch« um» Leb« ge- romm« sind. Die einander wioerspr«cyeuLsten Ge rückt«, die von Mund zn Mund gehen und von vielen Opfern berichten, steige« immer mehr die Aufregung der flüchtenden Bevölkerung. Di« Verwundeten, die von dem stiebenden Menschenstrom zertreten wurden, wurd« in die Spitäler der umliegenden Städte ge- bracht. Der bereits angerichtete Schaden ist unge- Heuer groß. Auch die Ortschaften Mensa und Pressa sind von dem Lavastrom unmittelbar bedroht. Die Station Caffiglione ist vollkommen zerstört. Die Verbindungen mit Messina find unterbrochen. * Im Palazzo Originale trat« die Unterstaatssekre- täre Finzi und Aeerbo zusammen und gaben Anord- nungen, um der verzweifelten Bevölkerung de» Aetna- gebiete» Hilfe zu bringen. Mussolini, der sich in Piacenza und Cremona aufhält, ist sofort von dem Unglück benachrichtigt worden. Wettervoraussage: Rach vortttbeigepenber «usväruna erneute Bewölkungszunahme «nd wahrscheinlich auch Niederschläge, vemperatur etwas höher. Immer noch zu kühl. Schwache westliche Witwe. MiMaröenkosten der Theater Bet dem heuOg« geringen Geldwert ist r« selbst- verständlich, daß auch der Theaterbetrieb Milliarden erfordert. Daher ist e« nicht weiter verwunderlich, wenn im Leipziger Haushaltplan die Ausgaben für die Theater mit 3A Milliarden eingestellt sind. Bei einem Vergleich mit dem Vorjahre zeigt sich, daß der Aufwand sich auf das 14öfache erhöht hat! Da« Hütte man vor Jahresfrist kaum denkbar gehalten. Dabei ist in Betracht zu ziehen, daß bei den inzwischen schon erfolgten Nachbewilligungen für Gehälter usw. die 8A Milliarden wahrscheinlich nicht entfernt ausreichen werden, »m den wirk lichen Bedarf zu decken. Unter diesem Gesicht»- punkt müssen auch die folgenden Angaben betrachtet werden. Von dem veranschlagten Gesamtaufwand entfallen auf Gagen des Künstlerpersonals 975 Mil- lionen, auf Besoldungen von Beamten und Ange stellten 1994 Millionen, Löhne de« Arbeiterperso- nal« 426 Millionen, Logenschließer und Garderobe frauen 46 Millionen, auf da» Orchester («inschl. Ruhegehälter) 560 Millionen, dazu das Ersatz orchester mit 60 Millionen Mark usw. Heizung und Beleuchtung verschlingen ebenfalls den ansehnlichen Betrag von 422 Millionen Mark. Die Einnahmen der Theater entspringen in der Hauptsache au» den Eintrittskarten. Sie sind veranschlagt auf 2,4 Milliarden Mark, nämlich 1242 Millionen vom Neuen Theater (einschließlich 522 Millionen Mark Anrecht»gelder), 378 Millionen vom Alten Theater und 780 Millionen vom Ope- rettentheater. Demgegenüber wäre es interessant zu erfahren, welches der drei Theater den Verhältnis- mäßig größt« Zuschuß erfordert. Da» ließe sich sicher annähernd feststellen, doch gibt der Haushalt- plan darüber keine Aufklärung. Von »Kleiyigkeiten* sei erwähnt, daß die An- schlagzettsl mit 30 Millionen und die Herstel lung der Eintrittskarten mit 20 Millionen gebucht find. Noch vor zwei Jahren betrug der Aufwand für die Theater insgesamt 22Millionen Mark — jetzt kosten nur die Eintrittskarten fast ebensoviel. Da» beleuchtet die heutigen Verhältnisse in drastischer Weise. Daß man aber auch in Kleinigkeiten sparen kann, zeigt der Haushaltplan an einer anderen Stelle. Für Zeitungsanzeigen waren in» vergangenen Jahre 300 000 Mark ausgeworfen, in diesem Jahre nur 180 000 Mark. Auf welcher Grund-' läge dieser Anschlag beruht, ist nicht ersichtlich. Vergleicht man nun unseren Theaterbetrieb mit denen anderer Großstädte, so muß man sagen, daß bei uns immer noch billig gewirtschastet wird. Namentlich bei den Staatstheatern scheint man gewöhnt zu sein, tief in den Deutel (des Lan des) zu greifen. So kommt aus Wien die Nach- richt, daß di« Ausgaben für di« beiden Staats- theater (Oper und Schauspiel) 57 Milliarden Kronen betragen, den« 31 Milliarden an Einnahmen gegen- überstehen, so daß «in Zuschuß von 26 Milliarden Kronen zu leisten ist, 16 Milliarden bei der Oper, 10 Milliarden beim Schauspiel (Purqtheater). Die Gagen, die gezahlt werden, gehen aller- ding« ins ungeheuerliche. So erhält — monatlich! — Richard Strauß (als Direktor und Kapellmeister) 20 Millionen Kronen, Kapellmeister Schalk 7H Mil lionen, Direktor Paulsen vom Burgtheater 13H Millionen (außerdem wird ihm ein Wagen ge- halten), der Oberregiffeur bezieht 5 Millionen, ein Regisseur 2>L Millionen usw. Der Gastspiel etat verschlingt ebenfalls viel« Millionen. Für be rühmte Gäste werden pro Abend 2)4 bt» 3 Millionen gezahlt, in einem Falle sogar fürein Auftreten 5 Million« Kronen. Diese Verhältnisse find jedoch mit den uasrigen nicht vergleichbar. Heute erschein« dies« Gagen hoch, weil die Krone hoch steht — vor einem Jahre, al» die Krone kaum 5 Pfennige galt, waren sie niedrig. Zudem ist der Lebensunterhalt in Wien viel kostspieliger al» bei un». ver Lumberlanösche Silberschatz vor dem verkauf Die berühmte Silberkammer von Cumber land, di« wohl den bedeutendsten Silberschatz der Welt oarstellt, soll verkauft werden. Die Silber- kammer enthält das kostbarste Geschmeide, Kunstwerke au» der Hand erster Meister von England, Frank- reich, Augsburg, Hannover und Osnabrück au» der Zeit von 1560 bi» 1850. Der Schatz hat ein Gewicht von 8000 Pfund. Der Verkauf soll von Gmunden au» eingeleitet werden. Don Kennern wird der Wert de« Schatzes auf annähernd 1 Billion österreichischer Kronen geschätzt. In östercichischen Tageszeitungen wird die österreichische Regierung aufgefordert, dafür zu sorgen, daß der Schatz nicht an da» Ausland ver- kauft wird. Andere Zeitungen fordern da« Haus Cumberland auf, sich zu dem Plan des Verkaufs zu äußern. Lokomotivführer al« KosferrSuber. In Frank furt a. M. sind vier Lokomotivführer verhaftet worden, die seit Monaten Eisenbahnberaubungen in großem Umfange ausgefllhrt haben. Sic raubten, indem sie mit Nachschlüsseln die Koffer in den Gepäckwagen öffneten, da« Gepäck der Reisenden. Bei Haussuchungen sind goldene Uhren gefunden worden, die einen Wert von beinahe Milliarde Mark darstellen. Eine größere Summe baren Geldes wurde außerdem vorgefunden. Weiter wurde als Hehler der frühere Eisenbahnsekretär Voigt ver haftet, der seit einiger Zeit ein Aufkaufsgeschäft für Edelmetalle in Frankfurt a. M. betreibt. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Kriminalbeamte al» Beschützer von Hehler». Das Frankfurter Polizeipräsidium hat den Kriminal- vetriebsassistenten Franz Kappe und eine Reihe anderer Polizeibeamten aus verschiedenen Revieren der Stadt Frankfurt a. M. verhaften lassen. Kappe hatte, wenn Anzeigen gegen Hehler, die gestohlene Sacken aufgekauft hatten, eingelaufen waren, diesen Personen Gelegenheit gegeben, das gestohlene Gut rechtzeitig beiseite zu schaffen. Er und seine Familie lebten auf großem Fuße. Die übrigen verhafteten Deamtcn sollen im Helfersdienste geleistet haben. Dl« Rache der Biene». Einem Landwirte in Dankersen (Westfalen) wollten zwei Diebe nachts den Honig aus den Bienenkörben stehlen. Die Bienen bearbeiteten jedoch die Langfinger derartig, daß sie bewußtlos liegen blieben. Am Auf- kommen der beiden Diebe wird gezweifelt. Hinrichtung. In Saarbrücken wurde der zum Tode verurteilte Raubmörder Weigel, der den Händler Neumann, dessen Frau und zwei Kinder er mordet hatte, im Hofe des dortigen Gefängnisses hingerichtet. Da» Dilemma de» Ertrinkend«. An der Ca- privi-Brücke in Charlottenburg befinden sich zu bei den Seiten Schilder, auf denen geschrieben iLcht, daß e» Rettungsringe gibt, die im Falle des Er trinken» in Anspruch genommen werden dürfen. Der für di« Ostseite der Brücke zuständige Ring wird laut Inschrift in einem Restaurant am Char lottenburger Ufer aufbewahrt, während sich die westlich der Brücke Ertrinkenden an ein Restaurant am Tegeler Weg wenden müssen, wenn ste gerettet werden wollen. Sollte ein Ertrinkender unter der Brücke durchgetrieben werden, so kann durch An rufung de» für den Bezirk zuständigen Schiede- manne» leicht festgestellt werden, welcher Ring in Anspruch genommen werden darf. Für Todesfälle, die durch eine Einhaltung dieses Instanzenweges vielleicht herbeigeführt werden könnten, haftet St. Dureaukratius vermutlich nicht. Der Korrekt- heit halber sei hinzugefügt, daß nach der Polizei- stunde das Ertrinken selbstverständlich verboten ist. ver Spiegel Don St«k»n Srpftalv Die Fee erschien dem Junggesellen im Traume, verneigte sich, grüßte und sprach: „Du bist von jeher ein tadelloser, braver Jung- geselle gewesen, hast die Gesetze der Schicklichkeit und der Moral eingehalt«, darum bin ich gekommen, um dich zu belohnen. Nimm diesen Spiegel hier. Er ist klein, wie du siehst; du kannst ihn also in der Westentasche tragen.* „Wirklich,* sagt« der Junggeselle, der von ahn- lichen Dingen schon gelesen hatte, „und wenn ich etwas brauche, dann muß ich da wohl hineinblasen?* „Nein,* erwiderte die Fee, „der Spiegel dient dazu, daß man in ih» hineinfieht. Und die» ist ein Zauberspiegel: wenn du mit einem unschuldigen Mädchen sprichst, dann beginnt der Spiegel zu strahlen und zu glitzern. Wenn jedoch da» Mädchen schon Frau ist, dann läuft der Spiegel an. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen, du wirst ihn anzu- wenden wissen.* Sprach es und verschwand. Als der Iuuggeselle erwachte, glitzert« in sein« Hand der Spiegel. „Merkwürdig,* sagte er, „sehr merkwürdig sogar. Ich dachte, ich hätte nur geträumt.* Er stand cutt, wusch sich, zog sich an und drückte auf die Klingel. Da» Stubenmädche» brachte das Frühstück und wünschte ihm guten Morgen. „Gut« Morgen!* sagte der Junggeselle und nahm den Spiegel au» der Tasche, der unklar und fleckig aussah. „Ach,* dacht« er, „da» Hütt« ich mir ja selb« sagen wnnen.' Befriedigt steckt« « d« Spiegel wieder «in uud ver-ehrte wohlgemut sei» Frühstück, denn « fühlte, daß « «ftw» «nbezahltbarr» Schatz besaß. Und ebenso wohlgelaunt »rächte u sich auf den Weg, seine weidlich« Bekannt« zu besuche», um zu erfahren, was sich sonst auf so leichte Art »icht «- fahren ließ. Er besucht« sie alle, zog den Spiegel vor, sah hinein, und der Spiegel war grau, gzanglo» und fleckig. , -» - , Und es schien als wolle er niemals wieder glänzen. Denn Monate und Jahre vergingen und kein Mädchen kam dem Junggesellen in den Weg, da» den Schleier von dem Spiegel gezaubert hätte. „Ich habe mich in den Frauen nicht getäuscht,* dachte der Junggeselle bet sich (denn « war ja Junggeselle), und imm« müder griff seine Hand nach dem Spiegel, der ihm keine Ueberraschung bringen konnte. Schließlich war er alt geworden, ohne das Mäd chen gefunden zu haben, vor dem der Spiegel seinen Glanz und seine Schönheit wiederbekommen hatte. In dieser Zeit lebte er in Pari» und verirrre sich in ein kleines Nachtlokal am Montmartre. Der niedrige, drückende Raum war von Weindunst und Tabakrauch erfüllt; es dauerte minutenlang, ehe er sehen konnte. Da erblickte er auf dem Podium eine junge Tänzerin, deren geschmeidiger, schlanker Körper sich in herrlichem Rhythmus mit der Musik vermählte. Sonderbar, wie diese» wundervolle Mädchen in eine so schmierige Vorstadtkneip« geraten sein mochte! „Es lmt doch keinen Zweck,* dachte schläfrig der Junggeselle während er den Spiegel au» d« Tasche zog. Der Spiegel war aber blank und strahlend, genau, wie zuerst, als di« Fee ihn gebracht hatte. Der Junggeselle sprang empor. „Ist es möglich?* dachte er. Er strich sich mit den Fingern über Stirn und Augen. „Ich wache,* sagte « und blickte wieder in den Spiegel, der nicht» von seinem Glanz «ingebüßt hatte. Da begann « zu rennen — über Stühle, Tische und Gäste hin»»«-, — stürzte in di« Garderobe, dte durch ein« Bretterwand vom Auschauerraum ge trennt «ar, und blieb vor dem Mädchen steh«. ^Madame . . . Mademoiselle . 4 .* stotterte er, „Sie find die Erste . . ., di« Einziae . . . Sie find da» Mädchen, da» ich seit laug« Jahren vergeblich suche... Sie find dir...* Da« Mädchen legte ihre wundervollen blonden Flechten ab und sprach in tiefem, zornigem Tone: „Schaf»köpf! Sehen Sie nicht, daß ich Damm- imitator bin?* Der Junggeselle fchlu, den Spiegel zu Bode», -daß er mit dumpfem Klirren in «stücke sprang. Vortrag üb« Sowjrtr»ßla»d. Im Akademisch sozialen Verein wird am Freitag, 22. Juni, der bisherige deutsche Gesandte in Moskau, Geheimrat Wiedenfeld, einen Vortrag über Sowjet rußland halten; 8 Uhr abend» im Hörsaal 16 der Universität. Gäste sind Willkomm«. Vie deutsch« Hyaieue Professore» aege» di» Zu- »ahme de« Alkohollsmn». Die Fachgenossenschaft deutscher Hygiene-Professoren veröffentlicht eine Denk schrift über die dem deutschen Volke durch übermäßige Zunahme des Alkoholaenusses drohenden Gefahren. Die Fachleute belegen darin zahlenmäßig, wie durch die Alkoholerzeugung dem deutschen Volke wertvolle Nahrungsmittel in großen Mengen entzogen werden und wi- die Unterernährung im Verein mit der schäd- lichen Alkoholwirkung zu einer schweren Gefährdung der Volksgesundheit führen muß. Theatrrwettb«werb für Dessau. Zu einem engeren Wettbewerb um Entwürfe für einen Theater-Neubau in Dessau an Stelle des Friedrich-Theaters, da» im Januar 1922 durch Feuer vernichtet wurde, find jetzt vier deutsche Architekten aufgefordert worden: Martin Dülfer in Dresden, Max Littmann in München, Albin Müller in Darmstadt und Bernhard Sehrinq in Berlin. D« Bewerbern find zwei Plätze zur Verfügung gestellt worden: der Platz des alten Hauses in der Kavalier-Straße und ein Gelände am Kaiser-Platz. raus«»» Dollar für bas Wiesbadener rHeater. Wie aus Wiesbaden gemeldet wird, hat der Deutschamerikaner William Neuberg aus New Kork für den Wiederaufbau de- abgebrannten Staats- theater- tausend Dollar der Stadt Wiesbaden überreichen lassen. Er hatte der „Rienzi"-Vor- stellung beigewohnt, nach der der Brand ausbrach. Au- Deutschland sind bisher 38 Millionen Mark zum Wiederaufbau gespendet worden. Müßt»« Wissenschaft- In England find jetzt wissenschaftliche Untersuchungen über das Küssen gemacht worden. Zunächst einmal wird mit jedem Kuß ein Druck auSaeübt Der Druck aber ist «ine Grüße, die sich messen läßt So wurde denn ein Instrument gebaut, das eine solch« Messung er- müglicht. E» besteht aus «in« kleinen Trommel von der ungefähren Grüße einer Taschenuhr. Die Trommel ist mit Wasser gefüllt und steht durch einen gleichfalls mit Wasser gefüllten Schlauch mit einem Manometer in Verbindung. Der Zeiger des Manometers spielt auf einer Skala. Dadurch, daß auf die eine oder daß von zwei Versuchs personen gleichzeitig auf beide Setten der Trommel geküßt wird, läßt sich nun die Größe de» beim Küssen ausgeübten Druckes messen. Aber — man küßt die Geliebte anders als dte Schwiegermutter und so wird man deshalb hier auch niemals gleichmäßige Werte erhalten. Immerhin ergaben sich bei den Versuchen Aufschlüsse über die Empfind lichkeit verschiedener Teile des Körper» gegenüber dem Kuß. Um dar gleiche Gefühl zu erregen, wie bet dem Kuß auf dre Lippen, ist beim Kuß auf dte Stirn ein Druck von zwei Milligramm auf den Quadratzentimeter nötig, während die innere Handfläche für dte gleiche GefühlSerregung einen Druck von drei Milligramm erfordert. WeitereUnter- suchungen bezogen fick auf die Veränderungen des Blutdruckes beim Küssen. Hier wurde zur Messung der bekannte Blutdruckmesser, der sogenannte Sphhgmograph verwendet, der am Handgelenk des Küssenden befestigt wurde und die Aende- rungen des Blutdrucke» auszeichnete. Der Blut druck schwankt im weiblichen Körper zwischen 85 und 155 Millimeter, im männlichen zwischen 90 und 175 Millimeter. Dte Durchschnittswerte liegen beim Weibe zwischen 105 und 119 Millimeter, beim Mann zwischen 117 und 135 Millimeter. Während des Küssens stieg der Blutdruck bet einem Mann, bei dem er vorher 130 Millimeter betragen hatte, auf 160 Millimeter, bet einem weiblichen Wesen von 100 auf 122 Millimeter. Dte Dame scheint also der Sache beträchtlich kalt blütiger gegenüber gestanden zu haben, als der Herr . . . Die Versuche sollen fortgesetzt und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit auf du: verschiedenen Lebensalter ausgedehnt werden. den Hochschule». Wi« die Hochschulkorre- spond^z «fährt, ist der durch da« Ableben de» Geh. Rat« Carl Bezold erledigte Lehrstuhl der semi tischen Philologie an der Heidelberger Univer sität dem ord. Prof. Dr. Gotthelf Bergsträsser inBre»lau angeboten worden. — Zum Nachfolger de» verstorbenen Geh. Rats H. Ruben» auf dem Lehrstuhl der experimentellen Physik an der Univer sum Berlin ist der Geh. Hofrat Prof. Dr. Max Wien in Jena in Auvflcht genommen.
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