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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230617
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-17
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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aaaly- tt der leidet Angst »zeitig geistige wird s dem rdnmrg E. R. ch von » darf oerden, oarten. rieben, n und d den das st die Sedan- :r der 0.-6.- seiner ralisch oziali- rensch- der in r, zu- it und roten Aaste ch im Miß reicht, en in csichts l ver- e, die udent enden dieses isradc - Ge- lichen ihnen Vcr- n, ist ge- r. ?Die nann neu. it je Text- Üerle Ge- vart. iigen oben Die »eren, »ur- »eute tznik rnes kster var: anet nem und der gen S r 8port uncl lurnen Deutsche Sportwoche Programm Anläßlich de» Radsport - Propaganda. Abend» zur Vorbereitung der deutschen Sport woche in Leipzig vom 3. bis zum 12. August diese» Jahres wurde von den Herren Rechtsanwalt Herr mann, Be-irksvorsitzender des Bezirke» Leipzig im Dau XI (Freistaat Sachsen) ADAC und Meister, Gauvorsitzenber des BDR das motor- und radsportliche Programm der deutschen Sport woche entwickelt. Folgende motorsportliche Veranstaltungen sind geplant: Am Sonnabend, den 4. August, endet die Stern fahrt der Kraftwagen und Motorräder in Leipzig. Am Sonntag, den 5. Aug. beteiligen sich die Kraft- wagen und Krafträder an dem großen, sich durch Leipzig» Straßen bewegenden Korso. Mittwoch, den 8. August, findet nachmittags auf dem Sport platz Lindenau Motorrad-Bahnrennen um die Dol- dene Plakette der Meisterschaft von Deutschland statt. Der Sonnabend, der 11. August, bringt einen Geschicklichkeitswettbewerb für Kraftwagen und Krafträder. Auch Fuchsjagden sind vorgesehen. Wesentlich umfangreicher noch ist das rad- sportliche Programm dec Sportwoche, während der ja gleichzeitig auch der 40. Bundestag des BDR gefeiert wird. Am 3. August ist die Be grüßung der Wander, und Dauerfahrer auf dem Augustusplatz vorgesehen. Der Abend bringt einen Begrüßungsabend im Zoologischen Garten. Am Sonnabend, den 4. August, wird die 100-Kiloinetcr- Meisterschaft von Deutschland für Vereins-Mann schaften ausgcfahren. Am Sonnabend sind zwei Veranstaltungen vorgesehen: Ein Saalwettbewcrb m Zoologischen Garten und ein Wanderfahrerfest m Etablissement Sanssouci, Elsterstraße. Sonn tag, der 5. August, bringt das große Straßenrennen Rund um Leipzig, für die deutschen Herrenfahrer über 238 Kilometer. Mit diesem Wettbewerb ver bunden wird die Dcrufs-Straßenmeisterschaft von Deutschland und der große Rotax-Preis aus der Straße. Gleichzeitig findet der große Festkorso durch die Stadt Leipzig statt. Nachmittags wer- den Derufsfahver-DahnmeisterschLsten in Lindenau abgewickelt. Am Montag, den 6 August, soll die Bannerübergabe im Völkerschlacht - Denkmal tattfinden. Darauf ist die Begrüßung im Rathause durch den Oberbürgermeister und den Rat der Stadt Leipzig angesetzt, der ein gemütliches Beisammensein im Ratskeller folgen soll. Abends werden in der Alberthalle die Saalmeisterschasten von Deutschland auf besonders für diesen Zweck gelegtem Parkett be- stritten, -r- Ein großes Sommernachtsfest im Palmen- garten unter Mitwirkung der Leipziger Vereine soll den Clou des 7. August bilden. Am 8. August wer den Wanderfahrten der nach Leipzig gekommenen Radfahrer nach Dresden und der Sächsischen Schweiz angetreten. Der 9. August ist Besichtigungen und einem abendlichen Fest im Lunapark gewidmet. Am Freitag, den 10. August, findet offizielle» Steher- training auf der Radrennbahn statt. Für den Abend ist ein Festbankett im Palmengarten vorgesehen. Am 12. August werden die Dahnmeisterschaften um die Meisterschaft für Deutschland für Berufsfahrer über 100 Kilometer in Lindenau ausgefahren. Am Abend findet die Prcisverteilung im Palmengarten statt. Für Montag, den 13. August, ist ein Ausflug der „Ueberlebenden* nach der Rudelsburg geplant. Es sei darauf hingewiesen, daß auf Anregung des Leipziger Bicycle-Clube, des ältesten Leipziger Radsportvereins, der den Deutschen Rad fahrer-Bund mitgründen half, während der Sport woche im Stadtgeschichtlichen Museum eine historische Ausstellung, die die Entwicklung des Rades und des Radsportes illustriert, stattfindet. Da voraussichtlich außerordentlich viel aus- wärtige Radsportfreunde nach Leipzig strömen wer ¬ den, ist es sehr erwünscht, wenn Anmeldungen von Quartieren für Festtetlnehmer noch möglichst zahl- reich bei der Festleitung zu Händen des Vorsitzenden Meister (Schulstraße 12) einlaufen. Nuslan-r-Nabsport Auf den beiden Pariser Radrennbahnen kamen interessante Radrenen zum Austrag, deren Ergebnisse in Deutschland besonderes Interesse er regen werden, da es zwei alten Bekannten de» deutschen Radsportpublikumo gelang, sich aus- zuzeichnen. Das 80-Kilometer-Rennen in zwei Läufen gewann im Gcsamtresultat der Franzose Paul Guignard vor dem alten holländischen Weltmeister Piet Dickentman. Einen Zweikampf zwischen Moeskops und dem allmählich wieder in ssorm kommenden Australier Spears gewann der Holländer ohne große Ueberlegenheit. Die Steher- rennen hinter Petroleumtandems gewann der Spe zialist dieser Renngattung Marcel Dupuy. Auf der Pariser Prinzenparkbahn mußte der Weltmeister Gabriel Poulain von dem „kommenden Mann* Michard eine knappe Niederlage ein stecken. An 3. Stelle endete Peyrode. In den Steherrennen gelangte über 20 Kilometer S4rös, über 30 Kilometer Gr affin, der Sörds mit 300 Metern schlagen konnte, zu Sicgesehren. — Dar New Parker gweistundenrennen gewann die Mannschaft Mae Beat h—W alker mit 8S Punkten vor Goullct—Willie Spencer 69 Punkte und Grenda—Mac Namara 56 Punkte, 4. Eaton— Horan 53 Punkte. * Auf Lebenszeit disqualifiziert. Der bekannte Herrenfahrer Kurt Lehmann vom Berliner NT. 1889 ist vom Vertreter für Bahnwettfahren im BDR. wegen ungebührlichen Benehmens anläßlich der Preußen-Meisterschaft in Magdeburg und infolge anderer vorangegangcner Vorfälle auf Lebenszeit disqualifiziert worden. Auch der DRC. 1889 hat A. Lehmann aus seiner Mitgliederliste gestrichen. Kutomobil-Nennen im Odenwald Zu den vom Hessischen, Frankfurter, Wiesbadener lind Allgemeinen Deutschen Automobilklub für den 24. Juni ausgeschriebenen Straßenrennen über die Strecke Eberstädt — Bickersbach — Seeheim—Beerbach sind bis jetzt über 60 Meldungen eingegangcn, obwohl der erste Meldeschluß erst am 17. und der Nach meldeschluß am 21. Juni stattfindet. Unsere Voraus sagen Srunewaw. 1. R.: Jnnnelknann — Ilberstedt — Dchnuckt. 2- R.: LcreS — Sommerflo, — Blücher. 3. R.: (Quertreiber) — Phyllts — JoguL. 4. R: Lor- ba» — Magelone — Merich. 5. R.: (Quertreiber) — Machthaber — Willehart. 6. R.: Deist — Nswpser — LandaSfürst. 7. R.: Falada — Denar — Trutz. Hamburg. 1. R.: Crescendo — Oberseldherr — Cicero N. 2. N.: Ganelon — Hampelmann — ManliuS. 3. R-: Stall Lllarek — Mime — Ros«. 4- R.: Auslese — Farn MUS — Hampelmann. S. R.: Stall Lewin — Puppens« — Golm. 6. R.: Rastelbinder — Liebhaber — Halloh. 7. Gestüt Weil — P«argonie — Stassellaus. MaisonS-Lasttie. 1. R.: Clean Dweep — Jnovateur — Dargilan. 2. N.: Bantty Fair — Palreuse — Or- vanne. 3. R.: Reaillien — Saint Granier — La Falle. 4. R-: Stall AmbatietoS — Fanche le Ble — Rdyl. 5. R.: Longwood — Jncrohable — La Bougeottt. k. R-: Pleurs — Best Luck — Duc de Gouvteux. Eintracht-Leipzig in Polen Dir Leipziger Eintracht tritt heute früh 6F0 Uhr die Reise nach Polen an. Am Sonn- abend spielen die Leipziger tn Krakau gegen den polnischen Meister „Cracovia*. Am Sonntab folgt das zweite Spiel gegen Cracovia. Dis Reise geht dann weiter nach Lemberg, dort ist der vorjährige Meister „Pogon* der Gegner. Auf der Rückreise spielen die Leipziger noch in Königshütte (Oberschles.) gegen Sportklub. Folgende Spieler nehmen an der Reise teil: Richter, Horn, Otto, Rost, Reimer, Rölke, Winkler, Beese, Alfred, Spiegler, Schaub, Scharf, Weber, Kuntzsche, Owietzsch. Begleitet wird die Mannschaft vom Vor sitzenden Heidrich und vom Geschäftsführer Hacker. Leipziger Zutzball Heute Freitag finden drei Fußballspiele in Leipzig statt. Um 6 Uhr treffen sich Olympia und Pfeil am Echerbelberg im Derbandsspiel unter Leitung von Hille-DfB. Zur gleichen Stunde trägt TuB. in Kleinzschocher ein Gesellschaftsspiel gegen Corso aus. Schließlich spielt Lipsia im Anschluß an ihr 30jährigcs Jubiläum im Lipsiapark in Eutritzsch um den Lipsta-Pokal gegen Viktoria- Liga um 6M) Uhr. Die Erstklassigen stehen wie folgt: Eckoldt; Diemert, Teubner; Lehmann, Ientzsch, Gün ther; Lorenz, Kautenberger, Gerisch, Schuster, Gumbrecht. Vie Stützen des Meisters In der bekannten Wochenschrift „Fußball* äußert sich ein alter Karlsruher Fußballer, Kurt Gohlke, der jetzt in Berlin wohnt, in interessanter Weise über das Spiel des Hamburger SV. im Schluß kampf der Deutschen Fußballmeisterschaft im Ber liner Stadion am 10. Juni und weiß über Tüll Harder, der einer der besten und populärsten Spieler Deutschlands ist, folgendes zu berichten: Tüll Harder ist zweifellos der deutsche Mittelstürmer. Ich kann mir eigentlich keine deutsche Ländermannschaft den- ken ohne ihn. Dieses Stellungsvermögen, diese Durchschlagskraft, deoses rasante Starten nach dem Ball, dieses Durchreißen mit den Siebenmeilen- stiefeln-Spriingen, diese wunderbare Dallbehand- lung (vollendetes Stoppen mit der Brust), dieser ge- sunde Schuß, all' dies ist unübertrefflich! Weniger gut ist sein Dallverteilen. Dies tritt aber nicht so sehr in Erscheinung, weil das ganze System der Mannschaft dies eigentlich gar nicht erfordert. Der Ball wird rechts oder links vorgebracht und dann zu geeigneter Zeit, meist halbhoch zur Mitte ge- geben. Harders geschilderte treffliche Eigenschaften garantieren eigentlich in jedem Spiele Erfolge. So ist es viel leichter, auch durch eine gute Verteidi- gung durchzukommen, als durch nie von der Norm abweichende kurzmaschige Flachkombinationen. Neben Harder hat der nunmehrige deutsche Meister seinen Sieg vor allem dem schußgewaltigen Schneider, dem schnellen und durchschlagskräftigen Rechts außen Kölzen, ganz besonders aber dem uner müdlichen, glänzend und aufopfernd, nur manchmal zu scharf spielenden Mittelläufer Halvorsen zu verdanken. Die Mannschaft als Ganzes dürfte ihrem neuerworbenen Titel überall Ehre machen; das er reichte Ziel ist ihr, namentlich im Hinblick auf ihr letztfähristes chevalereskes Verzichten auf die ihr vom grünen Tisch aus zrMsprochrne Meisterschaft von Herzen zu gönnen. Deutsche Leichtathletik-Erfolge in Dänemark Einige Mitglieder des SC.-Charlottenburg nah men an den internationalen Leichtathletikkämpfen in Aarhus (Dänemark) teil und errangen zum Teil schöne Erfolg«. So gewann Fritz Presselmeier die 100 Meter vor Zirpel und den Weitsprung mit 6^4 Meter. Franz Presselmeier endete im 400 Meter- Laufen an dritter Stelle und Fritzmann im Hoch- sprung mit der Leistung von 1,75 Meter durch Stechen auf den zweiten Platz. Die 4mal 100-Meter- Staffel sah den SC.-Charlottenburg erwartungsge mäß ebenfalls in Front. Deutsch-Tschechoslowakischer Leichtathletik-Klub- Kautpf. Der SC.-Charlottenburg weilt am Sonn- abend und Sonntag mit Fritzmann, Lehniger, Cohn, Gbr. Presselmeier, Springstubbe, Iunghenn, Adams, Mierdcl, Gellert, Murawski, Kiesewalter und Bün- zel in Prag zum Klubkampf gegen Slavia. In den 14 Wettbewerben stellt jeder Verein zwei Kon kurrenten. * Die deutsche Leichtathletik-Expedition für Göte- borg wird außer den bereits gemeldeten 20 Teil- nehmern noch verstärkt durch K r.e l I e n b e r g- Lübeck im Speerwerfen und Zehnkampf. Generalprobe für die Olympischen Spiele Unter dem Titel „Generalprobe für die Olym pischen Spiele* wurden in Pari« leichtathletische Wettkämpfe abgehalten, die Engländer, Franzosen, Belgier, Schweizer, Ungarn, Tschechoslowaken und Italiener an den Start brachten. Da die dort er zielten Leistungen einen guten Maßstab für unsere nach Göteborg gehende Leichtathletikmannschaft ab- gebcn, lassen wir die Ergebnisse nachstehend folgen: 100 Meter: Drochard-Belgien 10Z; Abrahqms- England Drustbrcite zur.; Gerö-Ungarn Brustbreite zurück. 200 Meter: Brochard-Belgien 22-8; Abrahams- England. 400 Meter: Kurunczy-Ungarn 50 Sek.; Gouillcux- Frankreich; Fixl-Ungarn. 800 Meter: Martin-Schweiz 1:56; Guillon- Frankrcich 3 Meter. 1500 Meter: Macdonald-Englcmd 4:01Z; Wi- riath-Frankrcich 3 Meter; Ferrario-Italien; Neme- thy-Ungarn. 3000 Meter: Duqucsne-Frankrcich 8:42F; Negri- Italien 12 Meter; Nemethy-Ungarn 10 Meter. 5000 Meter: Duquesnc - Frankreich 15 : 07,6; Guillemot-Frankreich 8 Meter. 10 000 Meter: Ambrosini-Italien 32 : 46; Man- HEs-Delgicn 30 Meter. 110 - Meter - Hürden: Dernard-Frankreich 16,4; Dreuin-Frankreich. 400-Meter-Hllrden: Arnaudin-Frankreich 57 Sek.; Somfay-Ungarn Drustbr. zur. 3000-Meter-Hindernislaufen: Ambrosini-Italien 9:36,6; Ward-England. 4mal-100-Meter.Stasfel: Frankreich 44,2; Schweiz 4 Meter zurück. Schwedcnstaffel: Ungarn 2:01,4; Italien 5 Me- ter zurück. Frankreich. Meilenstaffel: Schweiz; England 5 Meter; Frank reich 4 Meter. Weitsprung: Thaite-England 6,87 Meter. Hochsprung: Lewdcn-Frankreich 1,85 Meter. Stabhochsprung: Ivo Milde-Tschechosl. 3M Meter. Kugelstoßen: Narancic-Tschechosl. 13M Meter, Diskuswerfen: Csejthey-Ungarn 40,93 Meter. Speerwerfen: derselbe 57,22 Meter. «p- ier- ,sik- rm- 'ni- gen llee -t-- hu- lo) ar- err res N .26 7, «n cke cl, ac, li- ch- ,r- d- n- «, n. er ß. ks er ts m <- ie » »- de S r Der Witwer 18s Roman von lVlsi'ronlek »Nachdruck verböte«.) Er hat sich neulich wieder so furchtbar aufgeregt. Er kam nämlich an Kranzler vorbei; da saßen wohlgenährte Frauen, valutastarke Ausländer und so weiter, die ohne Punkt und Komma Ku- chen futterten, und auf der Straße standen zwei elende Kinder, die mit hungrigen Augen jeden Bissen verfolgten. Schließlich hat man die Kin der mit schroffen Worten weggewiesen. Da hat Hi.pert getobt und gewettert und auf die ge- wissenlosen Prasser geschimpft. Ich kann mir den Auflauf schon denken, der daraufhin entstanden ist.* „Man erzieht die Menschen ja doch nicht zur Menschenliebe. Warum macht Hilpert solche Sachen?* „Ja, das ist Temperamentssache. Er erzählte mir unlängst, als er seinerzeit aus den Zeitungen erfahren habe,Tolstoi seivon seinen Besitztümern in die Einsamkeit geflüchtet, habe ihn das aufs tiefste bewegt. Aber er hatte Verständnis dafür, wäh rend die Welt den alten Einsiedler für geistes- kcank erklärte. Ich glaube, ähnliche Gedanken von der Verwirklichung des Christentums haben ihn seitdem nie ganz losgelassen. Natürlich kam er auf diesem Wege zum Kommunismus. Hil- pert gibt zu, daß die verderbliche Wirkung solcher Versuche sehr schnell zutage trete, aber er behaup, tet, das spräche nicht gegen den Gedanken, son dern nur gegen die Menschen, die alles ver dürben. Kirche, Mönchtum, selbst Militarismus seien hervorragende Einrichtungen, die nur von den Menschen ihrer Würde entkleidet würden. Er ist dafür, daß -nächst einmal die verderbte Mensch heit zugrunde geht.* „Und er vergißt, daß unsere Laster unsterb lich sind* Hannelore zuckte leicht die Achseln. „Denn »an so will, Pud Tugenden auch unsterblich. Es kommt eben darauf an, den Menschen die Tugend als etwas Selbstverständliches anzuerziehen.* „Glauben Sie denn an die Möglichkeit einer Erziehung?* „Natürlich. Ich glaube sogar, daß Sie sich noch einmal wandeln werden.* Sie waren unter einen breitschattenoen Ka- stanienbaum gekommen, unter dem eine Bank stand. „Wollen wir uns ein bißchen setzen, Hanne- lore?* „Ach ja. Und vergessen wir mal alle Streit fragen. Es wäre ein Jammer, wenn man hier über solche Tinge spräche.* Hannelore ver schränkte die Arme unter dem Köpf und sah in das Blättergewirr des Bauiües. Mit halbgeois- neten Lippen atmete sie und dann sagte sie schel misch: „Wenn Tante Körnchen hier wäre, zöge sie ihre Straminstickerei aus dem Beutel und stickte für den wehrlosen Onkel ein neues Rosen greuel. Selbst Tante Maria hat ihr gehätscheltes Lasterchen.* Sie lachten beide und kamen so all- mahl ch wieder in eine übermütige Stimmung. „Wissen Sie, Hannelore, ich bin Ihnen von Herzen dankbar, twß Sie mit mir gefahren sind. Ach, Sie haben keine rechte Vorstellung von mei- nem Leben. Es ist so viel schief in meinen» All- tag. Wer die Verhältnisse nicht überblickt, denkt: Stromberg hat es doch sehr nett und gemütlich. Na ja,* er zog die Unterlippe zwischen die Zähne. „Meine Schwägerin sorgt für mich, natürlich, ich bin auch nicht undankbar.* Einen Augenblick zögerte er, dann stieß er seinen Stock in die Erde und fuhr wie unter einem Zwange fort: „Man haust in Strindbergschen Stuben. Ein Stuhlrücken kann katastrophal werden. Ich glaube, ich bin mit den Nerven doch sehr herunter. Wir wollen häufiger ins Freie fahren, Hannelore, ja? Ich fühle, das ist die beste Arznei. So — und nun kein Wort mehr darüber. Jetzt gehen wir in den „Einsiedel*, essen zu Mittag und trinken ein Maiböwlchen.* Als Stromberg an diesem Abend nach Hause kam, fühlte er sich frisch und angeregt wie früher, als Inge noch lebte. Ella empfing ihn freundlich, kein auch noch so versteckter Vorwurf wurde laut, sie hörte scheinbar gerne zu, als er ihr von dem Ausflug erzählte. Und Stromberg dämpfte seine Freude nicht. Er unterstrich mit bewußter Ab sicht, daß ihm Hannelore viel gegeben habe, und achtete mißtrauisch nicht nur auf die Entgegnun gen, sondern auch auf den Ton, in dem sie gesagt wurden. Er war stark verwundert, als Ella sich mit ihm zu freuen schien, aber dann erfüllte cs ihn mit herzlicher Befriedigung, daß sie nicht so kleinlich war, wie er gefürchtet hatte. Vielleicht sah sie doch mit der Zeit ein, daß es noch andere Spaziergänge gab als auf den Kirchhof und an- dern Umgang als die Erinnerung an eine Gestor bene. Mit mehr als höflicher Teilnahme fragte er, wie sie selber den Tag verbracht habe. Schlag fertig und munter wie in früheren Zeiten begann Ella zu berichten. Sie war bei Körnchens ge wesen, und es war sehr unterhaltend, wie sie die kleinen Alltagssorgen der Hausfrau gutmütig iro nisierte. „Wenn die Geheimrätin auf die teure Zeit zu reden kommt — und sie redet eigentlich immer davon — hat man jedesmal das Gefühl, als wenn das ansehnliche Haus mitsamt allen Rosenstickereien vor dem Zusammenbruch stünde.* Aber dann wurde Ella ernst. Frau Körnchen habe sich ziemlich offen über Hannelore ausge sprochen. „Sie sorgt sich doch sehr um bas Mädel. Aber Hannelore ist auch wirklich töricht, daß sie dem durch und durch kranken Menschen, dem Hilpert, Hoffnungen macht.* Es klang ganz Harm- los, wie sie das so sagte. Stromberg preßte die schmalen Lippen zusammen. „Tut sie das?* fließ er hervor, und seine Augen blickten scharf. „Aber, Peter, das ist doch weiß Gott keine Neuigkeit. Sie geht fast täglich mit Hilpert aus oder er kommt zu ihr. Hannelore ist ja sehr ver- schlossen und äußert sich nicht, aber Frau Körn chen ist überzeugt, daß sie heimlich mit Hilpert verlobt ist.* „Schon möglich,* es sollte gleichgültig klingen, aber es verschlug ihm fast die Stimme. »Ich muß jetzt noch ein paar Seminararbciten durchsetzen.* Er stand auf. „Ella, du sorgst vielleicht dafür, daß ich nicht gestört werde." „Gewiß, Peter." An der Tür wandte er sich noch einmal um. „Laß mir eine Flasche Wein in mein Zimmer bringen, ja," sagte er beherrscht. „Man denkt dann milder über das schülerhaslr Ungeschick von jungen Leuten." In seinem Blut begehrte etwas auf: Zorn, Enttäuschung und Eifersucht und eine schmerzhafte Sehnsucht. Er mußte all die'e Ge fühle zur Ruhe bringen oder doch betäuben. Ella sah ihm nach und atmete befreit auf. So weit war es also doch schon mit ihm. Oh, sie hatte gefühlt, wie die Nachricht ihn getroffen hatte. Arnie Inge, so rasch vergessen! Nein, sie brauchte sich keine Vorwürfe zu machen, daß sie ihren Bericht zu Inges Gunsten ein bißchen ge färbt hatte. Frau Körnchen hatte doch tatsäch- lich gesagt: „Die Hannelore ist in ihrer Gutmütig keit imstande und heiratet Hilpert, bloß damit er jemand hat, der ihn pflegt." Die Hannelore Peters zweite Frau. Torheit! Mittellos war sie und vom Haushalt ver stand sie nichts. Die beiden würden sicb in ihre kunstgeschichtlichen Studien ver tiefen und die Kinder würden mit Lö chern in den Strümpfen herumlaufcn. Nein, und wenn sie sogar die arme Inge und ihre Rechte ganz ausschaltqte, sie hatte ein gutes Werk getan, als sie ihm von vornherein jede Hoffnung auf Hannelore zerschlug. (Fortsetzung folgt.) Nerantworstich für den redaktionellen Teil: Chefredak teur L. Goldstetn; für Anzeigen: Oswald Müller, beide tn Leipzig. — Berliner Dienst: Chefredakteur »r. Crtch Sven» Berlin, DSnholi 3600-.V.63 Dresd ner Dienst: Heinrich gerkaulen. Dresden, (YabelSberger- ftraste 24. Fernsprecher As 793. — Druck Verlaa: xeip». 0erla,i»dr«ckerrt. 6!. m. b H., Letp;tg. Iodanniüg. 8. Unverlangt« Beitrkin« ohne Rückporto Weeden nicht zurück gesandt. Die vorliegcntste Aotgabe umfahr LL Sette«
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