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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230617
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-17
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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s-«« « ». «» Leipzigs Milliarden- haushalt Der Haushaltplan der Stadt Leipzig aus da» Rechnungsjahr 1923.24 geht in seinem Zisfernwec! so hoch in die Milliarden lsincili, daß es nur noch al» eine Frage der Zeit erscheint, bis die Billiän erreicht sein wird. Insgesamt beziffern sich die eingestellten Aus gaben auf rund 182 Milliarden, denen etwa» über U>9 Milliarden an Einnahmen gegenüber stctz^n, so daß sich der Gesanufehlbetrag ans annähernd !3 Mil liarden Mark belauft. Wie allerdings die wirkliche Abrechnung am Schlüsse des Hnushaltplanjahres einmal ausi.'hrn wird, das weiß kein Mensch. Die im Haushultplan gemachten Angaben, namentlich über Besoldungen Löhne, Preise usw., sind längst überholt, und zwar gerade dirsesnral. bei dem ungeheuren Marksturz, in einer Weise, daß nicht die geringste Grundlage für irgendeine Abwägung künftiger Aahlengcstaltnng vorhanden ist. Der Ertrag der Stenern soll sich im ganzen aut reichlich 16 Milliarden Mark belaufen, das ist mehr als das Fünfzigfachc dessen, war im vorjährigen Haus- Haltplan eingesetzt mar. Erwähnt sei schließlich, daß die Straßenbahn im Haushalt mit 1821 Mil liarden in Einnahme und Ausgabe abschließt, alsa ohne Defizit betrieben werden soll. Ob da» in Wirk lichkeit der Fall sein wird, ist allerdings sehr fraglich. Der ReiHssinanzminister gegen die Stadt Leipzig Eine ausfallend scharfe Stellung hat deri Nlichvfiuanzminister gegen die Stadt Leipzig ein genommen, weil diese im Februar auf Beschluß der Stadtverordneten den Erwerbslosen eine be sondere Unterstützung, d. h. die Differenz zwischen Erwerbslosen- und Arbeitslosenunterstützung, hat auszahien lassen. Der Rcichsarbeitsminister hat jetzt ourch den sächsischen Arbeitsminister dem Rate eine Persiigung zugeken lasten, wonach der Reichafinanz- minister wegen dieser Ucbcrschreitung der Erwcrbs- losensürsorge ernstlich erwogen hat, der Stadt Leipzig die Neichshilfe zu entziehen. Der Leipziger Fall sei nicht entschuldbar und habe ein außerordentlich bedauerliches Beispiel für andere Städte gegeben. Lediglich mit Rücksicht auf die schwierige Gesamtlage der Stadt Leipzig wolle man Nachsicht üben. In Zukunft müsse die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften unbedinat gefordert werden. Nach dieser Verfügung ist die Stadt also nicht mehr in der Lage, au» ihren Mitteln irgendwelche Zuschüsse an Erwerbslose zu gewähren. In der Stadtverordnetenversammlung am Mitt» worb fand diese Stellungnahme des Reichsfinanz ministers lebhaften Widerspruch, und es wurde ver langt, daß die Stadt hiergegen Protest erhebt. Ohne sachlich wesentliche Aussprache wurde in derselben Sitzung der Straßenbahnfahr» precs ab 18. Juni auf 700 Mark erhöht. Einstimmige Verurteilung in der Mitte und auf der linken Seite de» Hauses fand ein Plakat der M a r k t h a l l e n st a n d i n h a b e r, in dem die Erhöhung der Gebühren in der Hauptsache für die Steigerung dw Warenpreise verantwortlich gemacht wird. Das Plakat wurde glattweg als Irre führung des Publikum» bezeichnet, wogegen der Rat ganz energisch cinscbrciten müsse. Die Ge- bührenerhöhnng habe nachweislich den aller geringsten Einfluß auf die Verteuerung der Preise. Der Kampf mäste gegen die wahren Prcistreiber ge- führt werden, und die seien in der Landwirtschaft oder in gewissen Händlerkreisen zu suchen. ' 3 Millionen Mark Belohnung! In der Nacht zum Mittwoch sind Einbrecher in ein hiesiges Ge schäftslokal eingedrnngen und haben daraus eine große Anzahl Füllfederhalter der Marken Novo, Nico, Amiens, Eljn, Elmo, Omega, Kaweco, Mont blanc, mit silbernem Ueberzug versehene Halter, Favorithaltcr sowie eine Anzahl Füllbleistifte, Marke Diktator, gestohlen. Angaben hierzu erbittet die Kriminalpolizei. Es sind 3 Millionen Mark Be lohnung Mkgcsctzt worden. Absturz eine» Segelflieger» auf dem Tempelhofer Felde. Der Flugzeugführer Barth stürzte auf dem Dempelhofcr Felde mit einem Segelflugzeug ab. Der Pilot erlitt schwere Verletzungen. Das Flug zeug ist zertrümmert. Der Pilot, ein etwa 22jcihriger junger Mann, wollte zum ersten Male mit seinem Flugzeug ausstcigen. Da« Flugzeug ist ein Apparat, der mit Hilfe eines vorgespannten Kraftwagens sich von ebener Erde au» in die Lust erhebt. Bei dem ersten Aufstieg war die Kuppelung zwischen Kraft wagen und Flugzeug noch nicht gelöst', das Segel flugzeug geriet etwa in Haushohe in eine Böe, die der Führer nicht zu parieren vermochte. Al» nun der Kraftwagen weiter in Fahrt blieb, wurde der Apparat voy der Derbindungstroste heruntergeriflen. Narr oder Betrüger? Die Stunde erhält aus München folgende Nachricht: Im vorigen Jahre trat in München ein Manu auf, der sich Karl Rudolf nannte und sich für einen unehelichen Sohn des ver storbenen Kronprinzen Rudolf von Oesterreich aus gab. Dem Manne, der um sich eine geheimnisvolle Atmosphäre verbreitete, gelang es bald, einen weiten Kreis für seine Person und seine Plan« zu in- teressieren, und er hatte, wie e» scheint, große Pläne. E» kam ein Karl-Rudolf-Bund zustande, der sich zum Ziele setzte, den Ansprüchen Karl Rudolfs zum Durch- druch zu verhelfen. Welcher Art diese Ansprüche sind, darüber wird vorläufig den Uneingeweihten aegenüder Stillschweigen beobachtet, aber das Ge- heimni» ist doch durchgesickert. Ls handelt sich für die fantastischen leichtgläubigen Leute, die den Karl- Rudolf-Bund bilden, um nicht» Geringeres als darum, Karl Rudolf auf den Thron eines geeinigten Deutschland zu erheben. Die Vertreter der im Exil lebenden Habsburger erklären Karl Rudolf für einen Narren oder für einen Betrüger. Er selbst aber will am 30. Jänner 1024 mit interessanten Dokumenten hervortreten, die seine Abstammung und noch mehr beweisen sollen. Nöhns Truftgsdanke Ablehnung ei«» Sachverständigen Im Prozeß Köhn wurde am Mittwoch die Der- nehmung des Hauptangeklagten zu Ende geführt. Köhn scheint dem Vorsitzenden, .Landgerichtsdirektor Siegelt, Vertrauen entgegenzubringen und bat in der Verhandlung einmal, den Vorsitzenden unter vier Arrgen sprechen zu dürfen. Al» der Vor sitzende sich daraufhin mit Köhn zurückziehen wollte, schien dieser sich plötzlich eines anderen zu besinnen und bat nun den Vorsitzenden um eine Unter redung in besten Amtszimmer vor Beginn der näch sten Sitzung am Freitag. Die Verhandlung wurde mit lebhaften Au»- einandersetzungen zwischen der Verteidigung, dem Konkursverwalter Schubert und dem Diichersach- verständigen KahLn eingel-itet. Die beiden Sach verständigen wurden von der Verteidigung für be- sangen erklärt. Kah6n soll einen Brief an Schubert geschrieben haben, den die Verteidigung al» Beweis dafür erachtet, daß Kahän nicht unparteiisch sei. Das Gericht erklärte in einem von ihm gefaßten Beschlüsse bei dem Konkursverwalter Schubert die Besorgnis der Befangenheit für be gründet und gab dem Ablehnungsantrage der Verteidigung statt, so daß Schubert als Sachver ständiger ausschied. Aus der weiteren Vernehmung Köhn» ist noch zu erwähnen, daß dieser nach seiner eigenen Angabe dar Prinzip hatte, andere Wettkonzerne, di« auf schwachen Füßen standen, zu stützen. Aus diesem Grunde erließ er ein Rundschreiben an sämtliche Konzerne, um mit ihnen einen Trust zu gründen. Mehrere kleine Konzerne wandten sich infolgedessen an Köhn und nützten dessen Hilfs bereitschaft aus. Dem ebenfalls verkrachten Müller- Konzern ließ Köhn noch kurz vor dem Zusammen, bruch mehrere Millionen zufließen, ebenso dem Union-Konzern in Hamburg. Der Vorsitzende be- merkt dazu, -aß dieses Verhalten auf große Leicht- fertigkeit im Umgang mit dem Gelbe der Einzahler schließen laste. Am 1. August 1922, den der Vor sitzende als den schwärzesten Tag im Leben Köhn» bezeichnet, fehlten zur Auszahlung der Dividende 10 Millionen Mark. Köhn gibt zu, damals seinen Vertretern gesagt zu hoben: .Wenn nicht genügend Geld aus den Wetten einkommt, dann nehmt es von den Einzahlungen.* Im übrigen behauptet Köhn, und darin gleicht er Klante, daß durch das Ein- greifen der Finanzämter, des Staatsanwalts und der Bücherrevisoren der Zusammenbruch seines Unternehmen» verschuldet sei. kückerscksu war Jesus Jude? l). Dr. Johannes Leipoldt kommt in seiner Schrift .War Jesu» Jude?" (A. Dcichertsche Verlags- buchhandlung Dr. Werner Scholl, Edanym) immer wieder dem Ergebnis nahe, daß Jesus rein jüdischen Volkstum entstamme und stark semitische Züge aufzuwciscn habe — in Wort, Werk und Wesen —, er scheut aber die logische Folgerung: Jesus war ein Iudel Diese Scheu bringt es mit sich, daß Leipoldt» Gedankengänge vielfach erzwungen und jäh abgebrochen erscheinen. Die Tendenz der Schrift tritt klarer hervor, Jesus weder au» art- schem noch aus jüdischem Geschlecht hervorgehen zu lasten. Schließlich versteht es L., durch eigenartige und sprunghafte Verschiebung des Problem» »War Jesus Jude* von dem Kriterium der Davidsohn» schäft Jesu abzurückcn und es als unbedeutsam bin- zustellen, um den Schwerpunkt des Problems auf do» Verhältnis Jesu zu Gott zu verlegen. — Der Verfasser sieht in der dialektischen, zurückhaltenden Redeweise Jesu eine überkommene morgenländische Gepflogenheit, wonach die Diskutierenden durch ihre auf Rätselstcllung hinausführenden Gespräche einander auf die Probe zu stellen sinnen. Wiederum bofriedigt die Schlußfolgerung des Verfassers keineswegs, denn er kommt auf diesem Wege auch nur zur Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit der Annahme einer Davidsohnschaft Jesu. — Bedauer licherweise verschweigt L. mancherlei bisherige Ergebnisse der Iesusforschung. — Wohl hatte das inachchristliche Galiläa eine gemischte Bevölkerung aufzuweisen, indessen dürfte dem Verfasser bekannt fein, daß vor und zur Zeit Jesu Galiläa als .Hei de na au* verachtet wardl —Zur Predigtweise Jesu sei gesagt: Ob man mit grammatischer Unter suchung der Worte Jesu etwas erreichen kann? Mag man noch so sehr Abhängigkeit von Rabbinern und überhaupt das Judentum nachweisen —, was der Christus Iestw nach seiner Taufe redete, handelte, war etwas von Grund auf Neues, weder rabbinisch noch arisch, ja überhaupt nicht menschlich, sondern das, was ihn vom Vater zuflvß —, gottinnig, gott voll. (S. Iohs.-Lvgl.) Darum ist die Frage nach der physischen Abstammung des Jesus sekundär. Jesu« starb und wurde begraben. Dor Chri stus ist auferstanden und ist göttlicher Herkunft — weder Arier noch Jude. Der gegenwartsnotwen dige Christus müßte auch Theologen zu groß und machtvoll fein als daß er in die Zwangsjacke wissen- schriftlicher Beweisführung und kirchlich-theologi- scher Dogmattsierung gezwängt werden könnte und dürft«. ». R. Franz Grillparzer: »Studien zur Literatur*. Verlag C. Stcphcnson, Wien. Als ersten Band einer Bücherreihe, die den Titel „Bücher der Literatur* tragen soll, erscheinen in dem Verlag C. Stephenson in Wien, von Dr. Fritz Stein herausgegeben, theo- retische Schriften Grillparzers unter dem Titel „Studien zur Literatur". Es ist immer mit einiger Vorsicht auszunehmen, wenn ein Dichter, ein großer und anerkannter Dichter zumal, sich kritisch zur Literatur äußert. Gute Kritikfähigkeit und gutes Schaffen schließen sich für gewöhnlich aus und selten genug taucht in der Literatur ein Kopf auf, der beides kann: dichten und kritisieren. Auch bei den theoretisch-kritischen Aufsätzen Grillparzers, die so- wghl allgemeine Gebiete wie Dramaturgie, den Schicksalebegriff, die Sprache, die Poesie theoretisch erörtern als auch Gestalten der Weltliteratur aller Zeiten beleuchten, wird man das Gefühl nicht los, daß hier ein Dichter in Zeiten eigener Unproduktivi- tät und seelischer Niedergeschlagenheit seine Zu flucht nimmt zur Theorie. Vielleicht daß diese Stu- dien zur Literatur den Menschen vor hundert Jah ren eine Offenbarung bedeuteten, — für unser heu tige» Empfinden enthalten sie allzuviel längst Ge sagtes und Erlebtes und sind nur mehr interessant als literarhistorisches Dokument. Ganz anders steht es mit dem letzten Teil des Buches, und dieser allein würde die mühevolle Arbeit des Heraus gebers rechtfertigen, dem Abschnitt: .Grillparzer und sei« eigene» Schaffen*. Hier enthüllt sich uns abermals in kurzen und darum erschütternden Bil dern das Ringen einer ewig suchenden, niemals satten, niemals zufriedenen Künstlerseele. Da eigene Schaffen wird beständig, vom 17. bis zum letzten Lebensjahr immer neu und quälend analy siert, mit unbarmherziger Offenheit erkennt der Dichter die Grenzen seiner Begabung und leidet unter dieser Erkenntnis. Nie wird er die Angst los, Der Bronnen seines Schaffen» möchte vorzeitig versiegen und damit da» Ende da sein, der geistige Tod. Nur wer diese Tagebuchblätter liest, wird dem Menschen Grillparzer und von da aus dem Dichter nahekommen. Rrlvk» Karl Blanck: „Der blaue Student oder Ordnung muß seiu*. Eine harmlose Geschichte. Verlag E. R. Wunderlich, Leipzig 1923. Dieses kleine Buch von 40 Seiten gibt zum Nachdenken Anlaß. Es darf nicht vom künstlerischen Standpunkt gewertet werden, und der Verfasser wird dies auch nicht erwarten. Denn das Buch ist ohne viel Kunst geschrieben. Was die Schrift ober, die den Couleurstudenten und den Straßenbohnschaffner, den Pourgois und den Proletarier einander gegenüberstellt, über das Niveau des Pamphlets durchaus erhebt, ist die Unparteilichkeit bei der Durchführung des Gedan- kens, der dem Ganzen zugrundcliegt. Weder der Student noch der Proletarier, weder der 0.-6.» Mann noch der Kommunist trägt den Sieg seiner Gedanken davon, keiner ist dem andern moralisch überlegen. Das Buch vertritt weder den soziali stischen noch den kapitalistischen, sondern den menscl)- lichen Standpunkt. Beide Typen stehen einander in Friedens-, Kriegs- und Putschtagen gegenüber, zu- nächst als Herr und Knecht, dann als Leutnant und Mann, endlich unter der weißen und der roten Fahne. Nie können sie ganz die Kluft der Kaste überbrücken, aus der sie stammen, immer, auch im Schützengraben, bleibt ein Rest von Haß und Miß trauen, der im Straßenkampf den Gipfel erreicht. Endlich aber finden sie sich. Bei roten Lampen in einem Tingeltangel niedrigster Sorte angesichts einer Sennerin mit schwellendem Gebirgsbusen ver sinkt aller Haß, verschwindet die Kluft der Kaste, dio beide trennt, — der Schaffner und der Student leeren ihr Glas auf ihr Wohl im beglückenden Gefühl: .Du bist der Unsere*. Die Menschen dieses Buches sind ohne Liebe gezeichnet, deren es gerade dort bedarf, wo man geißeln will. Aber der Ge danke, daß die beiden niedrigen und häßlichen Seelen, die in zwei so verschiedenen Körpern wohnen und sich doch so ähnlich sind, in gemeinsamer Der- ehrung des Gemeinen und Lüsternen sich finden, ist groß und wartet eines Dichters, der ihn ge staltet. L—r. Meister der Farbe. — Die Galerien- Europas. Die beiden Zeitschriften dos Verlages L. A. Seemann (Leipzig) erscheinen in diesem Jahr wieder neu. Jedes Unternehmen umfaßt k Hefte jährlich mit je ü farbentreuen Gemäldewiedergaben und einer Text beilage. Die „Galerien Europas* bringen Werke alter Meister, die „Meister der Farbe* enthalten Ge mälde des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart. Das Einzelheft ist neuerdings mit seiner achtseitigen Textbcilage im Zusammenhang mit den Wiedergaben jeweils unter em bestimmtes Thema gestellt. Die Farbentafeln werden von den Künstlern selbst, deren. Bilder in die „Meister der Farbe* ausgenommen wur den, als geradezu glänzende Erzeugnisse der heute hochentwickelten chemigraphischen Wiedergabetechnik beurteilt. Jedes Heft ist ein in sich abgeschlossene» Ganzes. Heft 1 des Jahrgangs 1923 von „Meister der Farbe" Enthält fünf farbige Tafeln, und zwar: Gustave Courleet „Steinklopfer*, Eduard Manet „Das Frühstück", Lovis Corinth „Kreuzabnahme", Vincent von Gogh „Blumen* und Christian Rohlfs „Patrokliturm in Soest". Den leitenden Aufsatz „Etappen der modernen Malerei* schrieb Dr. Otto Holtze. — Don Dr. Hans Vollmer mit einem Aufsatz über die „Gemäldegalerie zu Dresden und ihre Geschichte* eingeleitet, erscheint Heft 1 der „Galerien Europas" mit fünf farbigen Abbildungen berühmter Gemälde der Dresdner Staatsgalerie. v»r rolivrsnös Sürollruestsr I»t stsnsturronrio» SSvarö Äeme-vcy- z.»lpris, orlmmsinest» S«r.L4 Musik Lcituna: Nmvcrfilätämustkdir.Pros. Fried r. Brandes Tonkünstlerfest in Tasfel n. Die Berichterstatter reiben sich vergnügt di« Hände: Sie können ihre Arbeit Heuer in aller Ge mächlichkeit erledigen. Au« Mangel an geeignetem Vorsührungsmatcrial — und dabei sollen etwa 700 Werke zur Einsicht eingegangen sein — war statt der üblichen zwei Kammermusiken nur eine vorgesehen; eine neue Oper überhaupt nicht. (Wofür die Staats- theaterintendanz zu einer Aufführung des Schreker- scben Schatzgräbers cinlud, deren Besprechung wir uns hier wohl ersparen dürfen.) Da» Kammer konzert, das auch im Etadttheater stattfand, brachte zwei Streichquartette in Urauffüh rung: Eins in D-Moll vpn Hermann Kundi- graber (Aschaffenburg), das sich in der Erfindung etwas schmächtig gibt und diesen Mangel durch un- Üet flackernde Harmonik zu verschleiern sucht. Am besten steht diese kapriziöse Art dem übermütigen, teilweise grotesken Schlußsätze. Wenn da» Derk auch durchaus quartettmäßig gesetzt ist, so war doch drm an den Schluß gestellten Streichquartett Op. 28 von E r n st Toch (Mannheim) die größere Klangfeinheit nachzurühmen, was um so mehr bedeuten will, al« der Tonsetzcr die Scbrulle hatte, alle vier Sätze aus den vier Buchstaben des Wortes „Baß* aufzubaurn, was die Erfindung nicht wenig gelähmt haben mag. Sie sind im übrigen von typisch modernem Zuschnitt. Dem Sanc-Lange-Ouartett (Frankfurt a. M.) ver dankte man- die trefiliche Wiedergabe. Zwischen beiden Quartetten spielte Paul Hindemith mit Emma Lübbecke-Job (Frankfurt a. M.) zwei eigene Sonaten: eine für Viola d'amore (Op. 28 II) und eine für Bratsche (Op. 2K IV): Gebilde moderner und doch plastischer Art mit rhythmisch exotischem Einschlag vornehmlich in den Schlußsätzen. Lin zweites Orchesterkonzert vermit telte die Kenntnis eine» Concerto grosso für Doppelorchestcr und Klavier von Heinrich Ka minski, da» an die alte Jnstrumentalform an knüpft, aber sie, von der aszetisch-modernen Harmo nik abgesehen, zu erneuern sucht, indem es — nach Kaminskis eigenen Worten — jedes Instrument seine eigene Sprache reden und sogar das Fugen- thema des letzten Teiles von jedem Tonwerkzeug in seiner klanglichen Bedeutung abwandeln läßt. Lin ernste», groß gedachte» Werk. Wie Kaminsti dieses, so brachte auch Emil Dohnke sein Violin konzert Opus 11 — unter wertvoller solistischer Unterstützung von Georg Kulenkampf-Post (Berlin) — al« Dirigent selbst zur Geltung. Ls ist ein wirkungsvolle» Stück freudigen Bekenntnisse» zur Melodie, ebenso klangretch für die Sologeiye 'als auch für das Orchester geschrieben. Als allergrößter Kön ner trat Bernhard Sekte» in seinen „Gesichte* betitelten phantastischen Miniaturen auf den Plan, orchestrale Kleinkunst, die durch charakteristisch« Er findung uyd rhythmisch« Feinheiten wie glanzvolle und doch durchsichtigste Instrumentierung blendet. Da» einzige umstrittene Werk de» Abends (wie des ganzen Feste«): Ernst Krenek» zweite Sin- fonie, Opu» 12, ist spintisierende Eigenbrötelei, die jedoch gegen früher schon gemausert erscheint. Gewißlich di« Arbeit eine» Kopfe» — aber eine» Querkopfe«. Don einer tüchtig gearbeiteten Passacaglia und Doppelfug« über ein eigenes Thema für Orgel von August Scharrer abgesehen — H. Ntöllcr vermittelt« sie virtuos —, war der letzte Abend dem modernen Ehorschaffe« gewidmet: Aus Mangel an geeigneten neuen Werken hatte man sich hier auf schon mehr oder weniger bekannt« beschränkt. In der Hauptversammlung de« Allg. Deutschen Musikverein«, de» Veranstalters der Tonkünstlerfeste, ging e» — wie überhaupt in den letzten Jahren — -um Teil wieder heiß her. Da» wenigste davon ist für die Oeffentlichkeit von Belang. Von einem Wechsel in der Beisitzerschaft abgesehen, blieb die Zusammensetzung de» Dorstan- de« die frühere. Professor Dr. A. Seidl erstattete Bericht über da» Vereinsarchiv, das sich in Dessau befindet; Dr. Raabe (Aachen) über den — äußerst langsamen — Fortgang der großen Liszt-Ausgabe. Bewerbungen um die Abhaltung de» nächsten Ton künstlerfestes ergingen von Kiel, Schwerin, Frank furt a. M., Graz und Elberfeld. Er» Beschluß konnte darüber noch nicht gefaßt werden, doch scheint am ehesten Frankfurt in Frage zu kommen. vr Kl U. Kus -en ttonzertfSlLN Zu Beginn de» Aufführungsabend« im Konservatorium spielte Herr Woschnitzka den zweiten und dritten Satz aus Spohrs F-moll-Klari- ncttenkonzert. Wohl zeigte sich dabei, daß er schon viel gelernt hat, doch auch, daß die tiefen Töne etwas unrein geblasen wurden, und die Technik noch der Vervollkommnung bedarf. Beim Vortrag dreier Lieder von Kopp durch Fräulein Jacoby kam man infolge mancherlei auftretender Mängel zu keinem rechten Genuß. Die Höhe wurde nur mühsam er reicht, der Text recht undeutlich behandelt, der Ton zu flackernd gestaltet. Um so mehr Freude bereitete das ausgezeichnete Violoncellospiel von Fräulein Essex, einer musikalisch empfindenden Schülerin Prof. Klengels. Spielte sie doch Goltermann» A-moll-Konzcrt mit gewandter Technik, kräftig-ge sundem Ton und schöner ausdrucksvoller Kantilene. Mit einer noch zu ungleichwcrtigen Leistung wartete sodann Fräulein Reiß auf. Brahm» Händelvaria- tionen zeigte sie sich geistig noch nicht ganz gewachsen. Einige Variationen glückten hinsichtlich ihrer Au»- legung recht gut, andere aber wurden zu söhr auf Kosten der Klarheit überhastet oder ließen inner« Größe und Energie vermissen. — Die besten Ein- drücke hinterließ das für die studentische Fürsorge her Universität von Frau Ge heimrat Förster veranstaltet« erfreulicherweise sehr zahlreich besuchte Konzert im städtischen Kaufhau». Wieder stellte Frau Tilla Schmidt-Ziegler ihre Kunst in den Dienst werktätiger Liebe. Ihr schlicht-natür lich empfundener Vortrag war sechs Liedern von Schulz, zwei alten von Singer für Gesang, Violine und Klavier bearbeiteten Liedern, sowie drei Kinder liedern mit gleicher Begleitung von Reineck« auf» beste angcvaßt. Mit herzlichem Dank ausgenommen wurde auch Herrn Konzertmeister Hon« Bassermann« durch klangschönen weichen Ton -«»gezeichnete», technisch sicheres Piolinspiel, in dem inniges Emp finden zum Ausdruck kam. Hohe künstlerische Ver dienste erwgrb sich auch Herr Univerfitatsmusik- direktor Prof. Friedrich Brande«, unter dessen um sichtiger, ruhig vornehmer Leitung von der Uni- versitäts-Sängerschaft zu St. Pauli neben einigen Männerchören und John Hemmeters schwungvoller „Hymne an Hygica* (zur Vorfeier des 70. Geburts tages von Geheimrot Adolf von Strümpell), Schu berts selten zu hörendes Ständchen (mit Altsolo) auf sehr geschmackvolle Weise zu wirkungsvoller Dar stellung gebracht wurde. Am Flügel waltete Herr stud. med. mus. et phil. Charlier erfolgreich seine« Amtes als Begleiter. R. Melos-Kammermusikveraustaltung Berlin-Leipzig. Unter der musikalischen Führung von Fritz Windisch fanden während des Winters 1922/23 in Leipzig 7, in Berlin 9 Meloo-Kammermusikveranstalt«ng«n statt. Zur Ur- und Erstaufführung gelangten Werke von Hauer, Ludwig Weber, Arthur Schnabel, Schönberg, Ornstein, Schulhofs, Hindemith, Poulenc, Lourie, Bartok, Berner», Jarnach, Casella, Mali- piero, Castelnuovo-Tedesco, Pizzetti. Als Ausfüh rende wirkten mit: Havemann-Quartett, Amar- Quartett, Bläservereinigung de« Leipziger Gewand- hausorchesters, Casella, Ghita Lenart, Hauer, Lin- schütz, Bartok, Wilhelm Guttmann, Anna El-Tur, Nora Pisling-Boas, Schulhofs, Jarnach, Lichtenstein. Rex« von Strauß. Bei Adolph Fürstner (Berlin) wird ein neue» Werk von Richard Strauß, betitelt: Tanzsuite, au« Klavierstücken von ^raqcoir Couperin zusammengestellt und für kleines Orchester bearbeitet, erscheinen. Da» Werk gelangte bereits im Rrdoutensaalthcater der Hofburg in Wien im Rahmen einer Ballettsoiree zur Aufführung. Die Choreographie und Einstudierung der „Gesellschasts- und Theatertänze im Stile Ludwig» XV.*, au» denen sich die Suite zusammensetzt, wurde von Hein- rich Kroeller besorgt. In Zukunft soll die Tanzsuite auch im Konzertsaal benutzt werden. Gegenwärtig arbeitet Richard Strauß an feiner neuesten Oper „Intermezzo*, deren Komposition er noch »» Laufe diese» Jahre« zu vollend« gedenkt,
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