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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-14
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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Srite 4 Ur. 139 I-elpriger ?LgedIst1 uoä Uunäessrettung inhaber bzw. der -um Gebrauch unmittelbar Berech tigte Abgabeschuldner. Bet Wohnungen und Geoäuden, die Arbvitgeter ihren Angestellten und Arbeitern als Teil des v» - tragsmäßigen Gehalts oder Lohnes zur Benutzung übergeben l>aben, ist di« auf den Angestellten und Arbeiter entfallene Abgabe vom Arbeitgeber zu en'.- richten. Nähere Ausführungsbestimmungen werden von den einzelnen Ländern erlassen. Der gesamte Ertrag der Steuer soll ausschließlich der Förderung der Wohnungsbeschaffung und der Siedlung dienen. Die auf Grund dieses Gesetzes aufgebrachten Mittel sind im Falle der Errichtung von Neubauten in erster Li nie dem Kleinhausdau mit Gärten in Stadt und Land und dem Bau von Siedlerstellen zuzuführen. Zur Ausfüllung von Baulücken dürfen die Mittel verwendet werden, sofern in den Baulücken hngienisch einwandfreie Wohnungen in Häusern mit in dec Regel nicht mehr als drei Stockwerken errichtet wer den können. Einzelne Gemeinden können übergroße Woh nungen zu einer besonderen Gemeindesteuer heran- ziehen. Diese „Wohnung»luxusstouer" bedarf dann der Genehmigung der obersten Landesb-Hörde. Vie Londoner vriefmarkenausftellung Zum erstenmal seit dem Kriege hat eine inter nationale Briefmarkenausstcllunq den Sammlern und den sonstigen Freunden der Philatelie wieder die Möglichkeit geboten, eine Uedersicht über das in den letzten Jahren außerordentlich schnell angewach- sene Material zu gewinnen, das dem Sport der Sammler und der Forschungstätigkeil dient. Die Londoner Ausstellung, die vermutlich eine der größ ten war, die bisher überhaupt zustandegetommeu sind, hat sich aber keineswegs auf die Neuausgaven des letzten Jahrzehnts beschränkt, mit denen man freilich schon eine große Halle anfüllcn könnte. Ihre Veranstalter setzten sich das höhere ZielKeine Ge samtübersicht zu bieten. Sic teilten die Amsstellung in Sektionen, von denen die eine die Marken des britischen Reichs, die zweite diejenigen des europä ischen Kontinents und die dritte die der übrigen Welt umfassen sollten. Die Organisation war in jeder Beziehung mustergültig, so daß die größten Sammler aller Länder ihre Schätze bereitwillig nach London gesandt haben und eine Ausstellung dar- geboten werden konnte, die auch den Laien inter essieren dürste. Leider verhinderte die Einordnung zahlreicher Sammlungen in gebundene Alben ihre Ausstellung, denn der Eindruck je einer offenen Seite ermöglicht natürlich gar kein Urteil über den Ge samtinhalt. So mußte man z. B. darauf verzichten, eine von Paul E. Schweizer in Klaffe I (Jugend liche Sammler) gezeigte Sammlung aller schweize rischen Postwertzeichen seit 1882, die als vortrefflich bezeichnet wird, zu besichtigen. Dafür prangte unter den Glaskästen der arob<m Ansstellnnaakalle die Sammlung Alfred Lichtensteins, die mit Ausnahme der alten Zurcher Marken sämtliche Kantonalmar ken in Paaren oder halben Bogen aufwcist und eine alle Nuancen und Abweichungen erschöpfende Fülle der alten eidgenössischen Marken umfaßt. Die Re- gierung von Lettland und die Postverwaltung der amerikanischen Union beteiligten sich mit umfang reichen Darbietungen offiziell an der Ausstellung, ebenso die englische Regierung, welche die Original stempel aller enalischen Briekmarken r>a,-s''brte Firma De La Rue, die einige der schönsten Brief marken übcrscczlcher Länder druckt, zeigte in der Ausstellung den Verlauf des Driefmarkcndrucks, wofür leider eine zwar von philatelistischen Sach- verständigen preisgekrönte, aber ästhetisch höchst un erfreuliche Phantaficmarke gewählt worden war, mit der man der Postverwaltung eine Anregung für die Schaffung eigener Wertzeichen für die Flug- post bieten wollte. Eine Spezialausstellung von Flugpoftmarken, die aus dem Bestände der ganzen Ausstellung leicht hätte zusammengestellt werden können, wäre dafür sicherlich nützlicher gewesen. Gtu« elektrische Fall« für ei» Medium. Ganz New York amüsiert sich über die Ergebnisse einer j Prüfung die von der führenden amerikanischen Zeit- fchrift Scientific American an einigen aufschen- erregenden .physischen Phänomenen" vorgenommen wurde. Die Zeitschrift hatte bei der letzten spiritisti- scheu Tour, die Sir Arthur Coman Doyle unter- uommen. Preise von 5000 Dollar ausgesetzt für ein Medium, das imstande sei, gewisse Prüfungen zu bestehen. Ein solches fand sich aber nicht, und so handelte man auf eigene Faust. Das bekannteste Medium, mit dem Conan Doyle verschiedentlich .psychische Lichter" hcrvorgerufen hatte, ist ein ge wisser George Valentine, der aber nur bei so großer Dunkelheit arbeitet, daß es sogar unmöglich war, seine eigenen Hände zu sehen. Bei einer der letzten Sitzungen hatte man nun ohne Wissen Valentine» den Stuhl, auf der er saß, mit einer elektrischen Ein- richtung in Verbindung gebracht, durch die eine Flamme in einem anderen Raume aufleuchtet, wenn er den Stuhl verließ. Mit Hilke eines Diktaphons und einer Stoppuhr war ein Beobachter imstande, genau die Zeit anzugeben, während deren Valentine den Stuhl verließ, und den Text jeder Aeußerung der Deister zu hören, mit denen das Medium in Ver bindung trat. Aus dem Bericht geht hervor, daß Valentine, verborgen in der Dunkelheit, den Stuhl fünfzehnmal im Laufe der Sitzung verließ, und zwar war der Sitz immer leer, wenn die „psychischen Lichter" erschienen, wenn Stimmen an verschiedenen Stellen des dunklen Raumes gehört wurden und wenn die Anwesenden auf ihren Gesichtern und Köpfen die unheimliche Berührung der Geisterhände verspürten. Line Milliarde Schmuggelstrase Lin besonders guter Fang glückte der sächsischen Zollwache auf dem Tetschener Bahnhof, der bekannten böhmischen Grenzstation. Mit dem Schnell- zug aus Berlin traf eine Dame ein, die sich als die Frau eines Wiener Konfektionärs herausstellte, die nicht weniger als 27 Damcnröcke, 23 Damenmäntel- tleider, 5 Seidenmäntel, lj Seidentrikotkleider, 5 schwarze Seidenkleider, 10 Meter schwarze Seide und verschiedenes Hausgerät zu schmuggeln versuchte. Die Dame hatte alte Damenleibchen in die Kleider genäht, um dadurch den Eindruck zu erwecken, es handele sich um getragene Kleider. Die unverarbeitete Seide hatte sie in zwei alte Kleider eingenäht. Die Zollbeamten, angesichts der Masse der Kleider davon überzeugt, daß es sich um eine gefährliche Schmugglerin handelte, hatten bald ein offenes Ge ständnis erreicht. Die Sachen sollten nach Prag ge- liefert werden. Aus den Papieren ging hervor, daß die Schmugglerin schon häufig solche Geschäftsreisen unternommen hat, denn man fand bei ihr eine Quit tung einer Prager Firma über Empfang von 20 Wall- und Seidenkleidern zum Kommissions verkauf. Die Schmugglerin wurde ins Gefängnis gebracht, die Sachen im Werte von mindestens 35 Millionen für verfallen erklärt. Die Zollstrafe dürfte nach einer Meldung aus Tetschen etwa 1 Milliarde be tragen. Für 70 Million«« Wuchergut beschlagnahmt. Die Wucherabteilung des Berliner Polizeipräsidiums hat im Mai eine ebenso eifrige wie erfolgreiche Tätigkeit entfaltet. Es sind in diesem Monat insgesamt 1768 Strafsachen wegen Vergehens gegen notwirtschaftliche Bestimmungen zur Bearbeitung gekommen. Den Marktgcrichten wurden 411 Personen vorgeführt. Geldstrafen verhängten die Marktgerichte im Gesamt beträge von 20 533 000 Mark. Beschlagnahmt wur den Lebensmittel und Bedarfsgegenstände im Werte von über 70 Millionen Mark. An, de» Geheimnissen eine» Papierkorbe». Einen unerwarteten Perlauf nahm eine Perhandlung gegen den Kanzleidicner Max B. vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte. Der Präsident des Reichspensions- amtes von Jakobi hatte die Erhebung der Klage an geblich wegen Diebstahls veranlaßt. Es stellte sich beim Gericht bald heraus, daß dieser „Diebstahl" darin bestand, daß B. den weggcworsenen Durch- schlag eines Rundschreibens aus einem Papierkorbc ausgenommen hatte. Aus formalen Gründen mußte leider der Kanzleidiener zu einer geringen Geld strafe verurteilt werden. Mit diesem Durchschlag aber hatte es eine ganz eigene Bewandtnis. Er stammte nämlich aus dem Papierkorb des Referen- Der Russe redet : Aus einem Band« „Der Russe redet", der so- eben im Rahmen der Russischen Bibliothek des Drei-MaSken-BertageS. München, erschein« und > Aussprüche russischer Soldaten enchütt, die eine Krankenschwester während des Kriege« aus gezeichnet da». Diese Auszeichnungen zeigen, wie- viel grobe schipserischc Kindheit noch im russischen Bolle lebt Da» Mitleid drückt mir zuweilen das Herz wie mit einer Hand zusammen. Alles auf der Welt tut mir so leid, daß ich weinen könnte. Alles liebe ich, jede» Ding ist mir wie mein eigen Kind. Dann gibt e» für mich weder einen Deutschen noch einen Tataren. Ob Käfer oder Katz«, ob Mensch oder Stein, alles ist schön, alles ist mir lieb, alles tut mir leid. Wegen dieser zärtlichen Gefühle lieble ich ja Schnaps zu trinken. . . . * Da» Schönste in der Welt ist — den Sonnen- ausgang über einem Flusse zu sehe». Wenn sie herausschaut, erhebt sich ein Rebel. Die feurige Änne aber steigt schnell wie der Dampf in die Höhe. Die Vögel ergießen ihr« Lieder, allerlei Kreatur zirpt unter den Halmen, und da» Wasser plätschert vor dem vielen Leben. E» ist einem zumute, als wäre er bei der Weltschöpfung dabei. Man ist wirk lich berett, vor Gottvater zu erschrecken. * Ist denn der Mörder irgendein besonderer Mensch? Es ckst gar nicht schwer, einer zu werden. Du kommst heim, es ist Mangel an allem. Die Kinder sind vor Hunger räudig, die Alte ist ausgetrocknet und frißt dich wegen jeden Schaden» bissenweise auf. Der Magen brummt vor Hunger den ganzen Tag. Da versucht ein nächtlicher Dieb dir die letzte Kuh zu stehlen. Denn du da» begriffen hast, so host du im Kopf keinen andern Gedanke«, al» wie du den Schädling au» der Welt räum«, könntest, und so wirst du ein Mörder. .. . * Ich hab e« nicht verstanden, mein Leben gut ein- »urichten. Und die Wahrheit zu sogen: Ich dacht« an nicht andere», al» wie mir den meisten Genuß zu »erschaffen. Recht viel essen und trinken, doch wenn »an satt ist, ist es auch langweilig. Ab« wie man , seine Seele und seinen Leib zugleich speise» kann, das wußte ich nicht, das hatte ich nicht gekernt. * Ich meine, das einfache Volk ist darum so dumm, weil es keine Zeit zum Nqchdenken hat. Wenn es nur eine Stunde nachdächte, würde es alle» nicht schlechter als die Herren verstehen. Der einfache Mensch hat eine Helle Seele und frisches Blut. Diel- leicht würde er alles viel besser al» die Herren er- klären können, wenn er nur ein Stündchen Zeit hätte. . . . Ein «euer Typ: Halb Buch, halb Zeitschrift Eine neue Monatsschrift Das Leben (Leipziger Verlagsdruckerei, Leipzig) liegt vor uns. Man setze sich in einen recht bequemen Stuhl und be ginne aus Herzenslust zu lesen. Oder: man trete extra zu diesem Zwecke eine totlangweilige, zehn: stündige Etsenbahnfahrt an —: und aus Stunden werden Minuten. Diese Zeitschrift reizt geradezu, sie in einem Zug — im V-Zug oder daheim im Klubsessel — auszulesen. E« herrscht in ihr ein gewisses Raffinement, da» den Leseappettt von Seite zu Seite immer neu anregt. Die Kunst, eine Zeitschrift von der ersten bis zur letzten Er zählung amüsant zusammenzustellen, wird in der neuen Zeitschrift bewußt gepflegt. Und siehe da, man erkennt, daß dieser Typus von Monats schrift bisher in Deutschland so gut wie ge fehlt hat. England und Amerika hat diese Art von Monatsschriften — dwgarinvs — längst zum Siege geführt. Dem gebildeten Publt- kum durch wertvolle, anregend« Unterhaltung einen bunten Abglanz de« vielfältigen, ewig wechselnden modernen Leben- zu geben, da« ist die Aufgabe der neuen Zeitschrift. Die erste Nummer enthält auf ungefähr 100 Textsetten spannend« und amüsante Geschichten unserer besten Unterhaltungsschriftsteller (Tovote, Strobl, Fröschl, Krank usw), Witze, Aphorismen und andere Kleinigkeiten, alle« flott und künstlerisch illustriert; besonder« zeigen Lutz Ehrenberger, Max Zschoch und Kurt Heiligenstadt neue Möglichkeiten ele ganter Zeichnungen. Da der Prei« der ersten Nummer, die ein Preisausschreiben von 2 Mil- Nonen enthält, mit 2500 Mark erstaunlich niedrig angesetzt ist, wird wohl Da« Leben bald überall zu sehen sein. teu im Reichvpensionsamt von Hollwedel. Der genannte Herr hatte da» Rundschreiben zum Teil in seinen Dicnststundcn Herstellen lassen, es an einen geheimnisvoll im Dunklen verbliebenen „Bund" ge richtet, und es sind darin nach Aussagen Reichs regierung und Verfassung der Republik verächtlich gemacht worden. Au» diesem Grunde glaubte der Kanzleidiener das Recht zu haben, den Durchschlag, der an und für sich weggeworfen war und noch dazu keine amtliche Angelegenheit betraf, an sich nehmen zu dürfen. Das Gericht erkannte in der Handlung des D. ideale Beweggründe durchaus an. Aeußerst befremdend muß es deshalb wirken, wenn Herr von Hollwcdcl, Referent in einem repu- blikanischen Neichsamt, sich berechtigt glaubt, Rund- schreiben des oben gekennzeichneten Inhalts zu er lassen, und wenn dann Herr von Jakobi merkwür digerweise den Kanzleidiener D-, der doch die Re- publik nicht beleidigt hat, sondern sie im Gegenteil hat schützen wollen, in den Anklagestand versetzen läßt. Hoffentlich wird die Ocsfcntlichkeit nun auch erfahren, was Herr von Jakobi mit dsm netten Herrn von Hollwedel macht. Großer Zchmucksachen-Viebstahl in ttök In Köln sind vor einiger Zeit mehrere Perlen schnuren, darunter eine mit 142 Perlen, eine mit Platinschloß und eins mit Platinschloß und Brillan- ten, zwei ungefaßte Smaragd«, stumpf viereckig, 7L0 und 7,80 Karat, ein hellgeäderter, ungefaßter Smaragd, Quadrat, 8^0 Karat, ein mit kleinen Brillanten umgebener Amethyst-Ring, 1 goldplat- tiertes Armband mit 1 Brillant in der Mitte, ein in Gold und Platin gefaßtes Kollier mit Brillanten und Diamanten, eine lose ungebohrte Perle, etwa 10 Grain, sowie einige kleinere Smaragde im Ge - samtwert von etwa 400 Millionen Mark unterschlagen bzw. gestohlen worden. Die Täter, der am 20. 6. 1806 in Köln geborene Gold ankäufer Johann Klein, dessen Braut Elise Warkentin, geb. 14. 8. 1890 in Hamburg, sowie Wilhelm Odening, geb. 19. 8. 1900 in Hannover, sind flüchtig. Die Täter werden beschrieben: Klein: IM Meter groß, schlank, dunkles Haar, glatt rasiert, bekleidet vermutlich mit dunklem Anzug mit Hellen Streifen, grauem Hut und Hellem Covercoat. D. Warkentin: 1,70 Meter groß, blond, wahrscheinlich dunkles Kleid mit bunter Stickerei auf einem Dreieck im Röck. Odening: 1,68 Meter groß, schmal, blond, jugendliches Aussehen. Es sind 3 0 Millionen Mark Belohnung ausgesetzt. Bei Angebot der Schmucksachen oder bei sonstigem Verdacht bsnach- richtige man sofort die Polizei. Ausdau der Oelftuerung im amerikanijchen Schiff- fahrtskvefen. Der Dampfer Homeric, der dritte der großen Dampfer der White Star Line, wird im Herbst in Belfast für Oelfeuerung umgebaut. Damit wird der gesamte Dienst der White Star Line zwi- schen Eouthhampton und New Pork nur mit Schiffen mit Oelfeuerung betrieben. Rußland kauft Katzen. Die russische Handels- delegation in Polen hat einen eigenartigen Kauf auftrag erteilt: Sie wünscht 10 000 Katzen, um die Mäuseplage im Dongebiet zu bekämpfen. Seit Er- teilung der Katzenorder wird die Handelsdelegation mit Angeboten überhäuft, die teilweise gleich von Mustersendungen begleitet sind. Wenn das Geschäft in Katzen sich weiter so entwickelt, wie es nach dem Eingang der Offerten den Anschein hat, wird die Eowjetregiernng bald den, Auftrag erteilen müssen, ihr irgendwelche Tiere zu liefern, mit denen sie die als Folge der Mäuseplage aufgetretene Kätzenplage bekämpfen kann. Gestörter Rau-iiberfall auf ein Schloß. Das zurzeir von einer Gräfin Bismarck bewohnte Schloß in Stegen bei Kirchzarten wurde von einer Räuberbande heimgesucht. Die Räuber, die Gesichts- masken trugen, überraschten einen Diener im Schlafe, knebelten ihn und überfielen hierauf die Gräfin im Schlafzimmer. Sie zwangen sie unter Bedrohungen, ihre Schmucksachen herauszugeben. Als sie eben im Begriff waren, an die Oeffnung des Geldschrankes zu gehen, wurden sie durch Hilferufe eines nach Hause kommenden Mitbewohners des Schlosses erschreckt und flohen. Ehrendoktoren t» Lambridge. Au« London wird un« gedrahtet: In Cambridge wurden Grey und Baldwin zu Ehrendoktoren der Rechten ernannt. Baldwin hat im Hinblick aus die schwierige außenpolitische Lage die üblich« große Dankrede nicht gehalten. Zu Ehrendoktoren der Naturwissenschaft sind Lorenz in Lehden und der Nobelpreisträger Bohr in Konstantinopel ernannt worden. Heftiger Galllaei, HUf! Un« wird geschrieben: Beim Gastspiel einer bekannten Berliner Schau spielerin hatte ich im Parkett des Kleinen Theaters das zweifelhafte Vergnügen, einen Akt lang den Streit anhören zu müssen, den in ungenierter Weise hinter mir zwei Herren darüber führten, ob der Ausspruch „Und sie bewegt sich doch" von Uriel Akosta oder Ben Akiba herrührte. Ich erlaube mir, auf diesem Wege den möglicherweise heute noch währenden Streit zu schlichten und erkläre meinen beiden weiland Hintersassen feierlich: al« der Philosoph und Astronom Gali la ei (1564—1642) vor der Inquisition seine Lehre, daß die Erde sich um die Sonne bewege, als Ketzerei abschwören mußte und zu bekennen gezwungen wurde, die Erde stehe fest, murmelte er leise, nachdem er den Schwur getan: „Und sie bewegt sich doch." Was alsdann zum ge- flügelten Worte ward. Später führte übrigens eine der ersten Lokomotiven der Strecke Leipzig—Dresden den Namen Galilaei, was ein witziger Kopf gleich falls mit dem Worte „Und sic bewegt sich doch" in Zusammenhang bringen wollte. Zn jeder Weise ober bleibt unklar, wie die beiden Herren dazu gekommen sind, sich einen Akt lang über selbigen Ausspruch zu unterhalten, da die gastierende Schauspielerin weder von einer solchen Korpulenz noch in so hohem Alter war, als daß besagte» Wort Geltung für sie gehabt hätte. Et» Bildnis Larl Geffner», de» geschätzten Leip- -iger Künstler», in Originalholzschnitt au«geführt von Han» D'omtzlaff, dem gleichfall» hier lebenden bekannten Maler, ist jetzt von den Leo- niden, der hiesigen Gesellschaft von Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern und Kunstfreunden, dem Stadtgeschichtlichen Museum wie auch dem Museum der bildenden Künste gestiftet worden. Au» veU Ttzrairrburrau» (Alte« Ltzeate'r.) Art» Reif» tri« vor feinem «uS4»rtd«u «u» de» Verband« de» fttzditscbr» «wausptrl» am «onnadeud, den 16. Auni, ,«m letzten ME auf. «r fviett di« »tlelrolle i» Otto Ernst» Luskrpiel .Macprmann al» Er,«eher". voonerstsg, 14. Ivo! t Eine Lrchesterschule der sächsische» Llaat«- kapelle wird in Dre«den -um 1. Oktober eröffnet. Die Notwendigkeit dieser Gründung ergab sich au» der Sorge nach dem Mu s tker Nachwuchs. Die Schule wird vorerst von dem Idealismus der Kapellmttglieder getragen, die von sich aus zunächst einen Grundstock von 8 Millionen Mark aufgeboten und sich zu einem monatlichen Zuschuß von 200 000 Mark berett erklärt haben. Die Orchesterschule ist ein gemeinnützige« Unternehmen ohne jeden Erwerb«zweck Musik Leitung: UmversitülSmustkdir. Pro». Fried r. Brande» Meister Guido*) Komische Oper von Hermann Nötzek Erstausführung in der Leipziger Oper Ein Stück au« der Zeit der Hochrenaissance. Aber kein Renaissancestück. Es könnte ebensogut dreihundert Jahre sptzter spielen, auch die >a- mosen Tumultchöre de» ersten und dritten Aktes. Ter Dichterkomponist nennt e» eine komische Oper. Aber es würde besser Spieloper heißen. Da» Komische darin ist beinahe Tragikomödie (eine Hypertrophie des Liebesverlangens). Wenn diese gestrichen wird (die Nebenfigur der Gentucca), ist das Spiel auch auf das rechte Längenmaß gebracht und eine Oper gewonnen, die sich im Repertoire halten wird. Bringen wir diese Ueberflüssigkeiten in Abzug, so erscheint ein Meisterwerk musikdramatischer Kunst, ein vorzüglich gezimmerter Text und eine Musik, die in Erfindung und Gestaltung den Komponisten hohen Ranges verrät. Die Handlung ist nicht ohne philosophischen Anstrich. Aber die Philosophie überwuchert nicht. Vor allein wird von ihr nicht geredet. Man siehr und hört, wie der freie, in seinem Uebermut be zaubernde Mensch (der Künstler) sich spielend sein Glück erobert. Ganz einfach durch die Art seines Daseins. Eine höchst klare und überzeugende Philosophie. Also: der Meister Guido ist ein Maler in Rom zu jener Zeit, die man (je nach Temperament und Geschmack) toll bis zur Verrücktheit und Verruchtheit oder herrlich in ihrem Ausleben freiesten Men schentums nennen kann. Er ist verliebt in die kalte stumme Schönheit der Tochter (Griselda) eines alten Narren (Donatj), der jeden Künstler für einen Lumpen hält, ausgerechnet dreihundert Jahre vor Mar Stirner: einen, der nichts hat. Und Guido will ihm -eigen, daß es nicht aufs Haben, sondern anfS Sein ankommt. Ein Schopen- hauerianer, aber beileibe kein Weiberfeind. Wäh rend er die Rache an dem schafsköpfigen Alten in Szene setzt, überkommt ihn die wahre Liebe: er findet sein Eigene« als Mensch und Künstler. Dazu verhelfen ihm ein liebendes Weib und ein versiebender gütiger Mann: das Beglückendste und Tiefste, was dem Künstler und Menschen Überhaupt geschehen kann. Praktische Philosophie. Die Musik von Hermann Nötzel, um end lich auf den Namen des bis 1918 (Uraufführung des „Meister Guido" in Karlsruhe) unbekannten Dichterkomponisten zu kommen, schießt zuweilen mit Kanonen nach Spatzen. Aber das ist ihre einzige Schwäche, entschuldbar in einer Zeit des ungeheuersteu Lärm«, begreiflich nach den Lpern- Antezedentien der letzten Jahrzehnte. Nicht nur begreiflich, sondern -um Teil gerechtfertigt durch die Anlage dieser Oper mit ihren außerordent lich charakteristischen Ensembles, den großen kom plizierten Chören, die eine ganz bestimmte Stimmung ergeben und festhalten. Ja so gar gemildert und psychologisch vertieft durch den Gegensatz einer Streichquartett szene, die rein innerlich die Lösung des Ge schehens herbeiführen hilft. Bei diesem szenischen und musikalischen Aufbau, dem Wechsel der Aus druckmittel zwischen den Außenakten mit ihren tumultuarischen, aber festgegliederten Stimmungs bildern und dem Mittelstück mit seiner psycho logischen Differenzierung ist man erstaunt, einen Opernerstlingzusehen. Aber nicht nur die Anlage (abgesehen von der retardierenden Zofe Gentucca, die aber dem Publikum sehr zusagte), nicht nur der Aufbau, sondern auch die motivische Arbeit und die Behandlung von Orchester und Singstimmen ist in genannter Hinsicht bewundernswert. Hier ist ein Künstler am Werk, der die beste Schule durchgemacht hat und sich unzweideutig zur Oper (keineswegs -um Musikdrama neueren Datums) bekennt, der modern aber nicht tief sinnig sein will. Die literarischen und musik impressionistischen Ambitionen der nachwagneri schen Zelt haben ihn berührt und bereichert, aber nicht unterjocht. ES gibt kaum noch aus der Gegenwart eine deutsche Partitur, die so ausgeglichen schön und verständlich klingt und dennoch dem Gegenständlichen des Dramas (oder, wenn man „moderner" denkt, den Zufälligkeiten des Theater«) durchaus entspricht. Nach alledem ist der durchschlagende Erfolg de« „Meister Guido" auch bei uns nicht zu verwundern. Die Leipziger Oper hat alles darangesetzt, ihn glänzend heranzubringen. HofmüllerS Inszenierung und Szendrei« musi kalische Leitung sind bei den Schwierigkeiten, zu mal der Massenensembles im ersten und dritten Finale, in hohem Grade bewundernswert. Der Ehorklang wetteiferte erfolgreich mit dem des ausgezeichnet besetzten Orchesters. Herrn Jäger al« Guitzo mag der Zauber de« Persönlichen, der Uebermut und die Leichtigkeit de« Auftretens abgesehen, stimmlich und musikalisch war er durchaus am rechten Platze. Neben ihm traten von den zahlreichen Solisten die Damen Lind al« Amata, Schulz-Dornburg al« bestgelaunte Fiametta, Bergau al« überaus charakteristische Gentucca, die Herren Bockelmann al« Graf, Soomer als Donati und Voigt al« MoSka beson ders hervor. Ueber den Erfolg, an dem außer diesen auch der Dichterkomponist teilnahm, wurde schon gestern berichtet. v. *) Klavi:rau»zug und Textbuch in der Uni versa l-Edttton (Wien und Leipzig). Vllrockruekvr Ist SchrarS Ser»--«/'- vo Wötebo »ationo Iollenv und ein Der den Re düngen Lüd« Vierer «er! Dem lungen, ringen, bereits die Au nieren. nannt : Meister! diesjähr Die den ersi kreuzen. Achterm gatta g sich bei legenhei unterlii werden. Im auch üb Aufklär! mann nommen In diest RC. Sp RG. 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