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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230613
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-13
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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Ltttvo«L, Seo IS. /«al d nur Hajen wegen iS- en? Sie. i a«s vor- «ach- »eue« Ä». unv »kow »er- von ievo- NM terd« -sli» cuug nckrei- elrecht ehmen »walt jedes uuißte darf siegte- ierung g, die urück- ! sein, rund ¬ wird auf lisch an oyal >r en. m er- ugang vämit irf er «den ktr sflfchv Mi-Ht is ruf. Bei» »pw> 8» mgen einer listan Äsch erten regen »m.a da« «erde, immt Ab- hney ^s^eüderickt Raffe und Nation Dor Leipziger Lehrern sprach am Montagabend im Auftrage des Zentralverein« deutscher Staats bürger jüdischen Glauben» Professor Goldstein- Darmstadt über „Raffe und Ration*. In längeren Ausführungen wurden zunächst die wesent lichen Argumente völkischer und verwandter „Raffe theorien* erörtert und sodann über die Entwicklung und den Stand der wissenschaftlichen Ras- senfvrschung und Anthropologie bis zur jüngsten Gegenwart berichtet. Der Begriff der Raffe ist heute noch nicht ein wandfrei definiert; feststehend ist vor allem, daß Rasse und Nation durchaus nicht iden- tisch sind. Rasse kann man allenfalls bestimmen als eine größere Menschetzgrupp« mit relativ kon stanten, auf Abstammung beruhenden Eigenschaften. Für Nation gibt es keine Definition, die für all« nützlichen Fälle zulässig wäre; man kann vielleicht sagen: Ration ist eine politische Schicksolsgemein- schaft. Wesentlich für die Zugehörigkeit zur Nation 'ist die Bindung an eine gemeinsame Kultur und die gemeinsame historische Entwicklung. Nationen, welche sich von dem Irrtum freigehalten haben, daß Raffe und Nation identisch seien, haben selbst bei stärkster Rassenmischung ein einheitliches Nationalbewußt- sein, z. B. Frankreich und England. Das Hauptargumcnt im Kampfe gegen die Juden in Deutschland, daß die Richtzuqehörigkeit zur ein- heitlichen deutschen Raffe (die es nicht gibt) den Ausschluß vom nationalen Leben erfordere, wird von anderen Nationen (Polen, Esten, Franzosen) zur planmäßigen Unterdrückung Deutscher in der Dia- spora angewandt; und wäre nicht das Gefühl für die kultürliche Bindung an Deutschland stärker ge- wesen als unsinnige Raffenargumente, so wäre der Kampf um Oberschlesien für uns ungleich ungün stiger verlaufen. Es ist höchste Naivität, zu glauben, daß für die politische Entwicklung Europa« heute noch Rassen irgendwie bestimmend oder bedeu tungsvoll seien. Eine rege Aussprache, die stellenweise allerdings von der Höhe des Portrags herabsank, schloß sich -ni Im Schlußworte des mit berechtigtem Beifall aufgenommenen Portrags erwähnt« der Referent nochmals angesichts des Ernstes der politischen Lage (Ruhrkampf), die Kräfte nicht für nebensächliche poli tische Probleme zu zersplittern. I.—I». Postaufträge und Nachnahmen bi» zu 1 Millian. Im Postverkohr find folgende Aenderungen sofort iu Kraft getreten: Der Meistbetrag für Postaus- u:äge, Postproteftäufträge und Nachnahmesendungen wird auf 1 Million Mark, für Postkreditbrirfe auf 2 Millionen Mark erhöht. Der PaftkrediLbrief er leichtert bei Reifen den Zahlungsverkehr ganz er heblich, weil er dem Inhaber die Möglichkeit gibt, seinen Geldvorrat bei jeder Postanstalt zu ergänzen, und ihr« der Rotwendigbeit enthebt, Barmittel in größeren Mengen mit auf die dioife zu nehmen. Be- stellungcn auf Postkreditbrief« nehmen sämtliche Postanstalten entgegen. Lin deutsche» Tapetenoms«mn. Ende Juni wird in dem ehemaligen Residem-palai» zu Kassel ein Tapetenmusoum eröffnet. Da« Institut verfolgt einen ähnlichen Zweck wie die staatliche Gewebe sammlung zu Krefeld; wie dort sind im Tapeden- museum di« Stücke nicht nur aus Deutschland, son dern aus allen Kulturstvaten zusammengetragen worden, die kunstgewerblichen Wert in bezug auf Vergangenheit und Gegenwart haben. Da« Museum wurde lediglich mit vrivaten Mitteln zusammen gebracht und eingenu,tet. Es will eine Uebersicht über die Entstehung der Papiertapete bi« zur heu tigen Entwicklung geben. Milliardenoerschiebuuge» an Ostpreußen, Grenze. In Eydtkuhnen sind Zollhinterziehungen dor tiger Spediteure aufgedeckt worden, die immer grö ßere Kreise ziehen. Bis jetzt sind insgesamt neun Personen in da» Stallupöner Amtsgerichtsgefänanis eingeliefert worden. Es wird ihnen zur Last gelegt, Waren ins Ausland verschoben und da« Zollgeld dafür in ihre eigene Tasche gesteckt zu haben. Dem l-espriger?»gedl»tt Ueber die Vorbereitungen zu ttmundsens Nordpolflug erfährt da- Norwegische Telegramm- Büro au» der Adventsbah auf Spitzbergen: Der Kohlendampfer Flint mit der Unter» stützungSerpedition für Amundsen« Nordpolflug und das Marinefahrzeug Farm sind am 9. Juni in Adventsbah eingetroffen. Die Flugzeuge liegen jetzt längsseits der Flint, und e- werden die Vor bereitungen zum Fluge gegen Norden getroffen. Der Dampfer wird die Flugzeuge nötigenfall- nach King-bay bringen und von dort möglicher, weife nach der Dänen »Insel, wo eine Basis ein gerichtet werden soll. Staat find so Milliardensummen entgangen. Di« Haussuchungen wurden von zwanzig Berliner Kri- minalbeamten guch-«füh»t Aeuergeftcht nett Wilderer«. In Wehnde bei Worbi« in Sachsen hätte der Zaadpächter der Ge- meindewaldunaen einen blutigen Zusammenstoß mit Wilderern. Dabei wurdcein Wilderer schwer ver- wundet. Der Pächter holt« au» der Gendarmerie Hilfe; al« aber dir Beamten auf dem Kampfplatz er schienen, ergab sich, daß auch die Wilderer Verstär kung erhalten hatten. Es folgte nun ein Feuer kampf, in dessen Verlauf es den Wilderern gelang, zu flüchten und ihren verwundeten Genossen mitzu- nehmen. Der Verwundetet wurde später im Kran- kenhaus zu Duderstadt festgestellt Amundsen» Nordpolffug Hamburger Hilfrexpedttiou adgegauge« Die für den Nordpolflug Amundsen- in Deutschland ausgerüstete HtlfSexpedition ist jetzt auf dem norwegischen Dampfer „Mercur" au- dem Hamburger Hafen abgegangen. An Bord befanden sich ein Flugzeug für Amundsen sowie zwei erfahrene Piloten der IunkerSwerke, die, falls er nicht bi» Dritzbergen innerhalb der ge planten Zeit mit seinem eigenen kleinen Flug zeug kommt, ihn mit dem Hilfszeug aussuchen und Hilfe bringen sollen. Amundsen wird zu seinem Flug von der amerikanischen Arktis aus starten. Das Hilfsflugzeug, eine überaus starke Stahlmaschine pon 185 ?. 8., ist ebenso wie Amundsen- Flugapparat selber mit Funktele- gräphie versehen Am Sonnabend morgen wurde da- Flugzeug von dem Piloten Neumann, einem Hamburger Flieger, von Passau nach Hamhurg aeflogen, überkreuzte bei seiner Ankunft auf der Elbe den Dampfer „Eap Volonio", da- größte Schiff der deutschen Handelsflotte, und wurde dann mittel» Kran- an Bord de» „Mercur" gehoben. ES wurde dort auf dem Vorschiff befestigt; feine seefeste Verankerung machte nicht geringe Schwierigkeiten. ES ist ein Wasserflugzeug mit EiSkusen. Al- meteorologischer Beobachter schiffte sich ferner Prof. Wegener mit ein. Amundsen wird seinen Nordpolflug voraussichtlich am 20. Jnni antreten. Zapsabschueider uud Säurespritzer. In den letzten Tagen sind d«r Berliner Kriminalpolizei zahlreiche Fälle zur Anzeige gebracht worden, in denen Zopf abschneider und Säurespritzer sowie Kleiderausschlitzer einer Anzahl Personen auf der Straße oder in über füllten Wagen der Verkehrsanstalten empfindlichen Schaden zugefügt haben. Die Kriminalpolizei hat an die Berliner Bevölkerung di« Bitte gerichtet, sie bei der Nachforschung nach den Attentätern zu unterstützen. Ein Fuder Heu ein« Million Mark. Aus Heer wird gemeldet: Die in den letzten Tagen abgehal tenen Großverkäufe brachten ganz außergewöhnlich hohe Preise. Rach den heutigen Preisen stellt sich ein Fuder Heu auf rund eine Million Mark. Dabei müssen die Käufer des Grases von Außendeichslände- reien auch noch damit rechnen, daß ihnen die Flut das Gras wegschwemmen kann. Läweutrauapart durch die Luft. Der Besitzer einer Menagerie in Pari« hatte in Rotterdam drei Löwen gekauft, konnte sie ober wegen de« belgischen Eisenbahnerstreiks nicht verfrachten. In seiner Not kam er auf.die Idee, die Tiere auf dem Luftwege zu befördern. Eure Flugmaschrn« wurde besonder» da für eingerichtet und der Transport ging ohne Zwischenfall vonstatten. Mixt Lchtte A Leipzig in Wort «nd Bit- Ein Buch, dem do» Interesse der Einwohner und Freunde Leipzig« von vornherein sicher ist, wird, wenn die Arbeiten so rüstig wie bisher fortschreiten, zur kommenden Herdstmeffe erscheinen. E» wird im Auftrage der Stadt Leipzig herau«gegebrn und stellt ein reichillustrierte» Werk über die Stadt Leipzig dar. Al» solche« wird e» sich der von dem Deutschen Architektur- und Industrieverlag Dari heran,- gegebenen, unter Leitung von Geh. Vaurat Knoch - Hannover zusammengestellteu Büchcrsammlung „Deutschlande Städtebau* einreihen. Das Werk wird di« historisch«, baulich« und indnstrirll« Ent wicklung von Leipzig schildern, und somit ein Doku ment der allgemeinen wirtschaftlichen Lag« unserer Stadt und ihrer einzelnen Unternehmungen wcrdcn. Der Umfang des Buche» wird 240—26 r Druckseiten umfassen. Daß sein Inhalt Lberau» vielgestaltig und reichhaltig werden wird, erhellt ohne weiteres, wenn man einen Blick auf die Aufsätze und Ver fasser wirft. Ueber „Leipzig, Geschicht'* wird Professor Dr. Kroker, der Leipziger Overö'.bliothekar und Archivdirektor, somit ein berufener Leipziger Hifto- riker, berichten. Die „altere Baukunst* findet in Dr. F. Schulze einen ausgezeichneten Referenten. Dr. Zeitler wird die „neuere Baukunst* be- handeln. Gtodtbaurat Dr.-Ing. Bührtng, dem gleichzeitig die Hauptschriftlsitung des ganzen Wer- kes obliegt, kommt in den beiden Kapiteln „Dau- Projekte und Kleinwohnungen* jpwie „Siedlung«, wesen* zu Wort. Ueber „Malerei und Plastik* be richtet Professor Dr. Bogel, über „Kunstgewerbe* Professor Dr. Graul, während die Beiträge zur „Völker- und Länderkunde* von den Professoren Dr. Weule uud Dr. Bergt geschrieben werden. Was über „Leipzig al« Schul- und Universitätsstadt* zu sagen ist, wird von Oberstudienrar Dr. Müller und Professor Dr. Kötschke beigetragen werden. Der wichtige Abschnitt „Theaterwesen* mit den Unterabteilungen „Geschichtlicher Teil* und „Neue Zeit* wird wiederum von Dr. F. Schulze be handelt. Das Kapitel „Leipzig als Mufikstadt* ist Dr. Blume übertragen worden: für „Leipzig als Meßstadt* ist Dr. K ö h l e r, als Leiter des Leipziger Meßamtcs die berufenste Feder, gewonnen worden. Auch ein Kapitel „Umgebung nnd Ausflüge* fehlt nicht. Dr. Schultze wird sich über dieses Thema verbreiten. Professor Dr. Hermann Kuhr, der Universitäts- und Oberturnlehrer, zeichnet für da« Kapitel „Sport* verantwortlich. ^Handel und In dustrie Leipzigs* werden von Justiziar Dr. W e u d t- land, dem Syndikus der Leipziger Handelskammer, und Dr. Höh» sachkundig behandelt. Daß dem „Leipziger Buchhandel* und dem „Buchgewerbe* be sondere Kapitel eingeraum t werden, die Hofrat Dr. Arthur Meiner und Dr. Zeitler behandeln, versteht sich von selbst. Das .Reichswirtschafts, museum* und das „Kulrurmuseum* werden von Di rektor Dr. Hadler und Professor Dr. Schramm ausführlich gewürdigt. Man kann zusammenfassend seststellen, daß in dem im Werden begriffenen Werke ein großstädtisches Kulturbild entrollt wird, in dem die Gegenwart in ihrer wissenschaftlichen, künstlerischen, kommerziellen und industriellen Bedeutung, mit ihren Lebens verhaltnissen, ihren musikalischen, theatralischen und sportlichen Interessen und künstlerischen Samm- lungswerte» eingehend behandelt wird. Da gute bildlich« Wiedergaben und Pläne, die großenteils da« Hochbouamt Mr Verfügung gestellt hat, die in den einzelnen Kapiteln behandelten Schönheiten und Eigenheiten der Stadt illustrieren, wird das Werk zu einem vollendeten Führer in Wort und Bild durch das Leipzig von heute werden. Man darf indes bei diesem Buche au« verschie denen Gründen auch nicht an dem, dem Umfange nach die zweite Hälfte ausmachenden, Anzeigen- teil achtlos vorbeigehen. Professor Steiner- Prag hat die Leitung der buchkünstlerischen Aus stattung übernommen und wird den Anzeigenteil im Sinne neuzeitlicher Werbekunst organisch so durch bilden, daß auch durch den Reklameteil dem Werke jener einwandfreie buchkünstlerische Charakter ge sichert wird, den es schon im Hinblick auf die Be deutung Leipzig» al« führender Stadt de» Buch gewerbe» habe,: muß. Man darf von vornherein sicher fein, daß ungeeignete und den einheitlichen Charakter de« Buche« gefährdende Anzeigen keine Aufnahme finden werden. Der Propaganduteil soll aber nicht nur schön und zweckmäßig sein, sondern auch noch die sehr wichtige Funktion erfüllen, die ge samten H«rftellunq,kosten de« Werkes aufzubringen, so daß dem Rote der Stadt Leipzig und der Schrift, lettung keinerlei Ausgaben erwachsen. All« Kosten für Beschaffung von Photographien, Bildern, Zeich nungen, die nicht da« Hochbauamt liefert, und die sonstigen notwendigen Aufwendungen trägt der Verlag. Besondere» Interesse dürfte der Umstand erwecken, daß da» große Derk, obwohl eine Berliner Verlags- anstatt dl« Herau«gabe besorgt, in einer Leipziger Derlagsanstalt, und zwar in dem bekannten Berlage von Spamer, hergestellt wird. Angesicht« der geschilderten günstigen Vorau«- setzungen ist es nicht schwer, zu prophezeien, daß da« Dach eia Standvrtwerk aus dem Gebiete der Lite ratur der Stiidtebaukunst darstellen wird, dem mit großen Erwartungen entgeqenqesehen werden darf. vr N Dar Hamburger Volk in Singapore Wie eine Londoner Meldung besagt, soll das ehe mals der Werst von Blohm u. Boß in Hamburg gehörige Dock, bekanntlich das größte Schwimm dock der Welt, da« dem Versailler Vertrag zu folge an England abgeliefert werden mußte, nach Singapore transportiert werden. Seit mehreren Monaten sind 800 Arbeiter damit beschäftigt, diese« Dock, das teilweise unbenutzbar war, in der Werst von Ehatam in England zu reparieren. England schickt sich an, den Hafen von Singapore, dem asia tischen Gibraltar an der Straße von Malakka, zu seiner stärksten Seebasis auszubauen; ein Bewei» dafür, daß das britische Reich nach der Beseitigung der es angeblich bedrohende» deutschen Flotte den Schwerpunkt seiner maritimen Politik nicht mehr in den enropäischen Gewässern siebt. Der Spielttub der Erwerd»los«u. In einem Frank- furter Beleuchtungsactikelgeschäft hatte sich em Spielklub der Erwerbslosen niederge lassen, der die ganze Nacht hindurch bis morgens früh Bac spielen ließ. Die Umsätze waren außer- ordentlich hoch. Jetzt wurde die ganze Gesellschaft von der Polizei überrascht. Es hatte sich in der Kaffe allein aus der letzten halben Spielstunde «ne halbe Million befunden. Der Ladcninhaber erhielr für jede Stunde, in der er sein Geschäft zur Per- fügung stellte, 10 000 Mark. „ Eine verhängnisvolle Krieg««rinneruug. Ein englischer Schuljunge fühlte sich veranlaßt, im An- schließ an Versuche, die in der Schule mit Gas an gestellt worden waren, zu Hause die Experimente fortzusetzen. Er nahm einen Augenblick wahr, in dem seine Eltern das Hans verlassen hatten »end bemächtigte sich einer alten Gasmaske, di« sein Vater aus dem Kriege zurückqebracht hatte. Er setzte sich di« Maske auf und begab sich in di« Küche, um dort mit dem Gas weitere Versuche anzustellen. Als seine Eltern zurückkehrtcn, fanden sie das Kind tot in der Küche vor und alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. 25 GehSfte niedergebrauut. In der Ortschaft Schindlou (Oesterreich) brach ein Feuer aus, dem neun große Bauernhöfe und zwei kleinere Anwesen — im ganzen 25 Gebäude — nebst großen Getreids vorräten und vielen landwirtschaftlichen Maschinen ziem Opfer fielen. Bahuelektrifiernvg in Japan. Das japanische Eisenbahndepartemcnt hat beschlossen, im laufenden Jahre mit der Elektrisierung der Tokaido-Bahnlinie zu beginne«. Man hofft die Arbeiten 1928—29 zu beenden. Die Elektrisierung der Linie Tokio—Oda- wara soll im Frühjahr 1924 -urchgeführt sein, die der Verbindung nach Numadzu der „E. T. Z.* zu- folge 192S27. stsche Ein rung . die i am hat, man seine mög- nickt über wer- :gen, wir be- ngen dür- ein- 1 tzeh.- ! di« »pest > er- Zum lver- im te» de» ttig« te« asut der al» sich reise !o«. »- ge. Dresden Bon chrno Volgi Dresden hat auch schon manche Bewegungen ge sehen, aber cs bleibt zuletzt immer heiter. Am Fuß der hochgiebligen Mietskasernen waren 1848 Barri kaden errichtet — sie verschwanden, und wa» blieb, waren Hofkirche und Zwinger. Fünf Tage nach den Unruhen zeigt es sich wieder, daß Dresden« Be völkerung „ein ewig spazierengehend«» Völkchen* ist, über dessen politische Gemütlichkeit Heinrich von Treitschke so wetterte. Sie gehen spazieren, da» ist die hauptsächlichste Bewegung der Dresdner. Da zwischen drohen sie einmal einem Prinzen mit der Laterne und werfen einen Krieqsminister von der Augustusbrücke in die Elb«; aber es kommt immer alles wieder auf den Sonntag, zurück, auf Sonne, Lachen und Bewegung. Du versinkst in den Anblick der Hofkirche, und plötzlich bewegen sich all die alten Heiligen, Päpste, Pilger und Könige, die von den beiden Dächern in den blauen Himmel stoßen. Der eine predigt, der zweite ist verzückt, der dritte segnet, wieder einer scheint zu fliegen, «ine Dam« legt die Hand auf ihr Herz und ein lustiger Mönch, der un mittelbar daneben steht, führt di« Hand an die Nase, al« ob er eine Prise nehmen wolle. Ein lustige» Volk, diese Herrschaften, trotz aller Majestät, Würde, Gottseligkeit und Leiden. Di« Kirchenvater, die im Parterre stehen, ahnen nichts davon, daß es ein mal Konfistorialräte geben würde mit Titeln und Gehaltsklassen. Ei« blinzeln mit de» Lächeln alter Rotweintrinker auf die kleinen nackten Putten her- nieder, die sie am Purpur zupsen und sich bei jedem neuen Taubenklecks vor Lacken nicht halten kön nen, während die Alten da« Unangenehme solchen Zwischenfalls zwar spüren, e» aber hinnehmen in dcm Glauben an die Güte Gottes, dessen Geschöpf« di« Tauben ebu^o sind wie die Heiligen. Dresden» Bewegung ist da» Rokoko. Darum ist di« Stadt ewig in Heiterkeit gebannt und eine wirklich« Residenz, di« sich von selbst vor d«r Mühe nnd Schalheit de» Alltag» heraushcbt. Freilich — an politischer Kraft ist da« alle» zurückgeblieben. In der Galerie hängt ein Bild, da» August de« Starken in feierlicher Freundschaft mit dem Sol ¬ datenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preußen dar stellt. Die Majestät von Polen (und Sachsen) strahlt in Zinnober. Gold, Spitzen und Allonge- perücke. Preußens Landesvater — es ist eigentlich nicht mehr schön! — mit seinem simplen Blaurock, seinem kurzer» Haar und dem niedrigen Kragen steht daneben wie nun, wie ein stiller, ker ¬ niger, zielbewußter Anfänger neben einem Mann mit großem Namen, dem er aber nicht einen Taler darleihen möchte, wenn er ihm nicht Sicher- heften Der Polenkönig aber hat seine „Sicherheiten* investiert in den lachenden Figuren des Zwingers. Diese Residenz der Doppelmajestät von Sachlen und Polen, der Prunkbau des absolutistischste» aller Despoten — der Zwinger — wird jetzt wieder hergerichtet, weil die sozialistische Republik auch ihre Freude daran Haden will. Die musku lösen Mäneregestalten, die die Quader der Balkone tragen, und unter aller Last lochen, können aller dings auch einer schweren Zeit al« Vorbild dienen. So mußten wohl di« Kurfürsten au» de« Hause Wettin sündigen, damit da», wa» sie für ihr« Be lustigung schufen, den sächsischen Republikanern zur Erheiterung diene. Im Großen Garten stehen — versteckt und sehr diskret — heut« noch die Tempel- chen der Lust, in denen qalante Damen den Wet tinern zur Begründung von Nebenlinien behilflich waren. In dem Lustschloß, da» dort zwischen Beeten prangt, trafen August der Stark« und di« Gräfin v. Königsmark die Vorbereitungen für dir Geburt de, Marschall» Moritz von Sachsen — * In der Gemäldegalerie hat man die alten Bilder umgehangt, so baß kein Mensch sich mehr zu- rechtfindet und, wenn auch nicht da» gesuchte Bild, so doch in jedem Saal große Flecke antrifft, die dar- auf kindeuten. daß vielleickt gerade hier da» Ersehnte die Tapete geschont Hot. Mag sein, daß die echte Ma jestät nicht de» hervorgehobenen Orte« bedarf. Tt- -tan»8in«grosch«n hängt jetzt in einer kleinen Koje unter Bildern, die ihm gegenüber natürlich min- deren Range» sein müssen. Aker wie verschwindet die Welt vor diesem Bild, da» eine Welt aufbaut! Christus, blaß und ruhig beugt den Kopf ein wenig zu dem Menschen, der ihn versucht und den er durch schaute, noch eh« er sich ihm nahte. So -roß ist er, daß er der Versuchung entgegenkommen kann. Den Blick voller Erkenntnis und Mitleid mit dem Men schentum, das angreifen und andere herniederziehen muß, wenn e« sich erhöhen will, läßt er seine Hand sprechen, diese feine, weiße, schier durchsichtige Hand, in der er dem Versucher die Klarheit und Durchsich- tigkeit des Göttlichen hinhält. Den» das Letzte und Höchste ist auch das Allereinfältigste, so unverwirrt, daß der Witz, der sich auf viel kläglichere Wege ein- gestellt hatte, in sich selbstzurückkriechen muß. Es ist keine Ueberleqenheit in dieser Christurgestalt; das wäre ja ein soziale« Maß. Der hier versucht wird, ist rein in sich und au« einfacher Sittlichkeit: ein höchst tröstliche» Bild für den Einzelmenschen, der sich so gern zurechtfinden möchte in dem Wust durch- einandergehender Ideen, Richtungen und charlatani- scher Versuchungen. Die Sonne lacht ssbpr die Hofkirche in die kleine Koje herein. Und es ist, als ob sie olle mitlachen, die steftrernen Propheten, Märtyrer, Kirchenväter und Könige, froh in dem Triumph, daß der Versucher sich zurücNrümmen mrrß vor dem Herrn; vor ihrem Herrn, zu dessen Ehren sie nun schon da, zweite Jahrhundert auf diesen ernst-heiteren Dom Posten stehen. Dl« Natheuau-Billa al« Musem». Da« Reich beabsichtigt, eine besondere Erinnerungsstätte an Walther Rathenau zu schaffen. Au« diesem Grund« fand vor einigen Tagen eine Unterredung -wischen der Mutter Rathenau» und dem Kunstwart Dr. Red«lob statt, in der über die Einrichtung eine« Walther-Rathenau-Museum« gesprochen wurde. Fra« Geheimrat Emil Rathenau hat im Prinzip ihre Zu- stimmung dazu gegeben, daß die Villa in der König«- alle« 55 in Grünewald, in der der ermordete Minister gewohnt hat und die von Frau Rathenau dem Reich al» Geschenk überwiesen worden ist, auch dem Publikum al« Gedenkstätte für Rathenau zugänglich gemacht werden soll. Sollten die Verhandlungen, die zurzeit noch schweben, zum Abschluß kommen, so soll da« Rathenau-Museum in Grünewald schon am 24. Juni, dem Todestage des Minister», feierlich eingeweiht «erden. — Di« Villa Walther Rathena«, von Gabriel van Seidl erbaut, aber völlig nach den Entwürfen, io nach den in öt« Einzelheiten gehen- den zeichnerischen Angaben de» Bauherrn, stellt ein» wahre Schatzkammer von bedeutenden Stücken und kostbaren Kleinwerken der Kunst de» 18. und be- ginenden 19. Jahrhunderte dar. Seine ganz« Liebe gehörte der älteren Berliner Kunst und Kultur, in der er eine feine und charaktervolle Geschlossenheit erkannte. Heidelberger Studenten für Leuard. Der Heidel- berger Universitätsprofeffor Lenard, gegen deu wegen seines Verhaltens am Tage der Rathenau- Demonstration «in Disziplinarverfahren eingeleitrt worden ist, hat, wie berichtet, seine Entlassung ein gereicht. Die Heidelberger Studentenschaft hat nun ein Schreiben an das Kultusministerium und den Senat gerichtet mit gesammelten Unterschriften, in dem ersucht wird, das Abschiedsgesuch nicht zu ge nehmigen und das Verfahren niederzuschlagen. Die reichsten Männer der Welt. Die New York Times hat die zehn reichsten Männer der Welt er mittelt und zählt sie nebst ihrem Vermögen auf wie folgt: Leury Ford, der „Autokönig*, 550 Mil lionen Dollar, Hohn D. Rockefeller 500, der Herzog von Westminster 150, Sir Basil Za Ha ra ff, Hugo Stinne», Perry Rockefeller, Baron H. Misui, Baron K Iwasaki. I. B. Duke und George F. Daker je 100 Millionen, der Gaekwar von Varodi 125 und T. D. Walker „100 bi« 300 Millionen*. Daß John D. Rockefeller an -weiter Stelle kommt, ist eine Ueberraschung, denn bisher hat man immer geglaubt, er habe ein größere» Vermögen al» die drei oder vier größten Millionäre zusammengenommen, und sein Vermögen ist bi« auf 5000 Millionen Dollar geschätzt worden. Haseueleuer tu Ungar». Da» neue, in Deutsch, land noch nicht gespielte Drama Walter Lasenclever« „Die Menschen*, ein expressionistische« Drama, dessen Dialog au» Dortfetzen besteht, ist in Ungarn erfolgreich ausgeführt worden. Die Vorstellung hat in der Budapester „Kultura* stattgesunden. SHü-rige» DaktorjubULu». Geheimrat Professor Dr. Johanne» Rehmk«, der langjährige - Ordi- nariu» fiir Philosophie an der Universität Greifs wald »ad Begründer einer neuen Philosophie, feiert in Marburg, wo er im Ruhestand lebt, am 20. Juni sein «Ofikhmge» Doktorsubilawm.
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