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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230613
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-13
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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Schlageter Das besiegte Deutschland, wirtschaftlich tausendfach beengt und politisch ausgeschaltet, muß darauf de» dacht sein, wie « die ihm verbliebenen Kräfte darauf einstellt, daß e» sich nach und »ach wieder entfaltet- Jede Kraftanstrengung ist aber von vornherein zum Verpuffen verurteilt, die sich nicht dazu entschließen mag, da» Ausmaß ihrer Wirkung an den Wider» ständen abzumesscn. Da» ist eine so banale Wahrheit, daß man sich fast scheut, sic auszusprechen. Aus ihrer Erkenntnis beruht feder Erfolg im Leden de» ein zelnen, wie in der Politik. Die Blüte einer Politik treibt gerade zumeist aus solcher Einsicht, die zum Entsagen und damit sofort zum Nachdenken über die rechte Zielsetzung und den möglichen Weg führt. Unsere Niederlage scheint nun nicht nur in der Ueberlegenheit der feindlichen Waffen zu liegen, wie sie ISIS zum Durchbruch kam-, sie offenbart sich heute noch Tag für Tag in der Gottvcrlassenhcit, in d?r die einzelnen Deutschen sich in ganz unmögliche poli tische Pläne verrennen, die sie mit noch unmöglicheren Mitteln durchzuführcn suchen-, mit keinem anderen Erfolg al» dem, daß sie, Männer und Jünglinge, auf die das Vaterland zu rechnen Anspruch hat, sich für die Lösung wahrhaft vaterländischer Ausgaben selbst unmöglich machen. Unser jugendlicher Landsmann Schlageter, der sich vor den grausamen Eindringlingen in eine Lage verführen ließ, deren Folgen bei dem bereit» von Voltaire geschilderten »barbarischen französischen Charakter* nicht schwer zu berechnen waren, ist da» typische Beispiel für den heutigen Deutschen, der sich lieber in den Tod hineinromantisiert, als daß er sich damit bescheidet, in nüchterner Tagesarbeit, an un auffälliger Stelle sein Teil zum Wiederaufbau Deutschlands mit bcizutragen. Da» isf der Fluch der »heroischen Geschichtsauffassung", daß einer es vor zieht, als ein Theodor Körner, als Schill (nebenbei: beides Nlänncr, von denen die verantwortlichen Staat»lenker Stein, Scharnhorst, Friedrich Wil- Helm III. cbrückten!) im Andenken der Nation fort» zulebcn und sich über diesen Drang nicht entschließen kann, einem entsagungsvollen Tagespensum zu leben, das — millionenfach gehäuft — allein den Bedürf nissen des Vaterlandes dienen kann. Gewiß ist es immerhin eine Leistung, dem Tode entgegenzugehen. Aber größer ist der Mann, der eine ihn ins Unge wisse hinreißende abenteuerliche Lust bezwingt, um sich als dienendes Glied und ohne Anspruch darauf, vom Ruhm beschienen zu werden, in die Reih« der Volksgenossen anstcllt und die Arbeit auf sich nimmt, di« ihm zufällt. Deutschland hat gar nicht» von seinen Söhnen, di« sich für einen romantischen Schim- mer verzetteln und vermeinen, ihr Leben gehöre dem Vaterland, während sie e» letzten Endes doch nur jugendlicher Ruhmsucht opfern. Der arme Schlage ter kam au» dem Kreise jener Unternehmungslustigen, di« den Reiz kriegerischer Unregelmäßigkeit schier nicht zu überwinden wußten, die in Oberschlesien -die deutsche Politik störten, im Baltikum Gott weiß an» errichten* wollten, die sich heute noch jederzeit für »Hundertschaften*, »Saalschutz" usw. bereit halten und sich über alledem nicht entschließen können, «in« Stellung mit regelmäßiger Arbeitszeit anzunehmen, die von, Menschen tagsüber eine gesund« Nüchtern heit verlangt, um ihm dafür am Abend eine beschau liche Klarheit zu schenken. Demagogen, die durch und durch ziellos find, dafür aber persönlich feig zum Gotterbarmen, pflegen in solchen jungen Leuten die Unlust zu bürgerlicher Sauerarbeit und Hetzen sie in den Tod, um dann sogleich an ihrer Bahre in profanste-, marktschreierisches Geschrei gegon die über, wiegende Dolksmehrhcit auszubrcchen und deren nationalen und sittlichen Charakter zu beschmutzen. Der arbeit»scheue Maler Hitler, ein Ausländer, wagt e«, in diesem Zeichen do» ganze deutsche Volk zu beschimpfen, und General Luden- dorff, der nicht» anderem lebt al« dem Bemühen, dieses ruhige Volk von seiner ehrbaren Arbeit wie der in die Hölle de» Krieges zu stoßen, steht pathetisch im Holmschmuck dabei. Solchen Unfug verbieten, hieße nicht» anderes, als daß Deutschland endlich die Fäden zerreißt, die ihm den Atem erschweren, und seine Jugend bewahrt vor Verführern, die die Ver achtung der Volksgemeinschaft frech zur Schau tragen. Dem armen Schlageter können wir nachtrauern, weil er verführt war. Aber fein Tod, den Männer auf ihr Gewissen geladen haben, die noch nie einen Beweis persönlichen Mute» aufbrachten, kann uns nur eine Warnung sein: niemand lege seine Hände in ein Räderwerk, da» zermalmen muß. Nur planvoll« Bedachtsamkeit kann solche» Räderwerk nach und noch zum Stillstand bringen. Da» ist Sach« derer, die da» deutsche Volk sich zur Regierung er wählt hat. Wer hierzu aber nicht gehört, der be- scheide sich und suche seine Bürgerkrone in der schlich ten Tagesarbeit. ch. V. Eine Nuhrkunvgebung in verltn Berlin, 12. Juni. Eine gewaltiqe Kundgebung für Rhein, Ruhr und Saar veranstalteten gestern im Marmorsaal des Zoo der Reicheverband der Rheinländer und Westfalen Groß-Berlin, der Bund Saarverein sowie die Landsmannschaft Gupen-Mal- medy. Unter anderen sprachen Retchsminister Dr. Luther, der ehemalige Oberbürgermeister von Esten, der Reichstagsabgeordnet« Soll mann (Köln), der Bürgermeister von Berlin Ritter und Roichrtagopräsident Loebe. Zum Schluß wurde einstrmmung «ine Entschließung angenommeu, dt« den Volksgenossen an Rhein, Ruhr und Saar n«uer- ding» jede auch zu den größten Opfern bereite Treue gelobt. Die Verhandlung geaen da« Betriebsratsmitalied Müller, da» im Krupp-Prozeß zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden war und dest« Revision Erfolg hatte, ist auf Mittwoch früh S Uhr st» Landgericht zu Düsseldorf angesetzt worden. Grenzsperre im besetzten Gebiet Frankfurt a. M, 1L Juni. (Eig. Tel.) Die französischen Besatzungsbehörden haben «ine Der- fügung erlass«», nach der von heute abend ab jeg licher Verkehr in de» Stund«« von g Uhr abend» bi» S 8he morgen» und von morgen Mittag r» Uhr ob jeglicher Verkehr von Kraftwagen und r^lp-ls«r Mdü SLQckeiUreitzWtz Motorräder» vom «»besetzt« in» Besetzt« Gebiet bi» guf »eiter«» verbot«» ist. Der über di« Gemeinden Grie»hest» (Main) und Ried »er hängte Belagerungszustand tft wieder aufgehoben worden. Ipnerpolische Aussprache im Landtage voende* 1». Juni. (Eig. Tel.) Die heutig« Sitzung des Landtages trug äußerlich da» Gepräge eine» sogenannten Großen Tage». Die Tribünen waren voll besetzt. Auf der Tagesordnung stehen alle Anträge und Anfragen, die fick mit der inner- politischen Lag« befassen. Die Regierungvtische sind ebenfalls gut besetzt. Bor Eintritt in die Tages- ordnung gedenkt der Präsident de» Ableben» de» Deutschen Volksparteiirr» Abg. Dr. Hermann- Werdau. An Stelle de» Verstorbenen ist der Justiz» insprktvr U l l b r i ch - Werdau eingetreten. Dann berichtet Abg. Edel (Soz.) über den An trag betreffend d«n Erlaß «wer Amnestie. Die Angelegenheit hat sich dadurch erledigt, daß die Amncstievorlage in einer der nächsten Sitzungen beratest werden soll. Ein Antrag der Kommunisten, die Technische Nothife zu verbieten, beantragt der Ausschuß abzulehnen. Einen kommunistischen An trag betrefend Verbot jeder monarchistischen Propa ganda bittet die Ausschußmehrheit durch die Gesetze zum Schutze der Republik und über die Pflichten der Beamten al» erledigt zu betrachten. Eioen An- trag betreffend Aufhebung de» Süd deutschen Senats beim Staatsge- richt» yof zum Schutze der Republik beantragt der Ausschuß zuzustiinmen. Ein deutsch nationaler Antrag auf Ausweisung von Franzose« und Belgiern wird vom Ausschuß zur Ablehnung empfohlen und kommunistische Anträge betreffend Achtstundentag und die Linderung der Rot der Erwerbslosen, Sozialrenter usw. haben sich in zwischen erledigt. Zu letzterem Antrag bemerkt Abg. Licberasch (Komm.): Die Erwerbslosen usw. erhielten auch heute noch ganz ungenügend« Unterstützungen. Es folgt di« erste Beratung über verschiedene An träge, zunächst über die Zuwanderung und Einbürgerung von Ostjuden in den fünf Großstädten Sachsens, der vom Abg. Börner (Dntl.) begründet wird. Er bittet die Regierung, mitzuteilen, welche Maßnahmen bisher getroffen worden sind, um der Ueberflutung durch da« Ost judentum Einhalt zu tun. Selbst da» eingesessene Judentum sei gegen diese Zuwanderung. (Abg. Renner: Sie fürchten die Konkurrenz!) Benn di« geltenden Vorschriften nicht ausreichen, dann müßten neue getroffen werden. — Einen Antrag betreffend Forderungen zur Entlast«»- der Minderbemittelte* begründet Abg. Siewert (Komm.). Er fordert u. o. Erfassung der Sachwerte und Berechtigung für die Länder und Gemeinden auf Erhebung progres siv gestaffelter Zuschläge zur Reichsetnkommensteuer, sowie Verpflichtungen von Reich, Ländern und Ge meinden, alle Steuerabgaben, Gebühren, Preise und Beiträge progressiv gestaffelt nach der Hohe de» Ein kommens fcftzusetzen. Weiter richten die Kommu nisten eine Anfrage an die Regierung, was sie W tun gedenke, um ein Blutbad unter der Bevölkerung de» Ruhrgebiete» zu verhindern. (Die Sitzung dauert fort.) ,Vie Blutschuld der Kommunisten^ Die Leipziger Volkszeitung veröffent licht in diesen Tagen ausführliche Zeugenaussagen, die beweisen sollen, daß die Kommunisten die blutigen Zusammenstöße auf dem Lugu, stu» platz am Mittwoch voriger Woche mut willig herbeigeführt haben. Au» der Füll« de» veröffentlichten Materials sind folgende Stellen von besonderem Interesse: .Ein anderer Genosse erklärt, daß die sozial demokratischen Ordner bereit» auf dem Marsche vom Westen her durch Kommunisten fort während angerempelt worden seien. Sie wurden durch unsere Genossen zur Ordnung ermahnt. Ueber diese Vorgänge sagt dann der Zeuge au«: .Sie nahmen davon aber keine Notiz, sondern sanaen Lieder, die in aufreizender Weise wirken nnktztcn. Und zwar kam wiederholt darin vor, daß die grüne Polizei in Grund und Boden geschlagen gehörte. WörUich: Nieder mit der Sipo! Ferner verlangte man von den begleitenden Ord nungsdiensten, daß sie die roten Binden entfernen sollten.* Hier zeigte sich bereit« ans dem Anmarsch«, so führt dos Blatt fort, di« dann später aanz plan mäßig durchgeführi« Parole, den sozialdemokrati schen Ordnungsdienst der Möglichkeit jeder Funktion zu berauben. Dutzende von Zeugen sagen überein stimmend au», daß fast zu gleicher Zeit überall der Ruf erscholl: Rot« Binden runter! Damit begannen die Insultationen unserer Orbnungeleut«, mit dem Zweck, da» EKao» vollständia zu machen. Dir haben eine groß« Anzahl von Kommunisten festgsstellt, deren Namen und Adressen jederzeit zur Verfügung stehen, die sich in diesem Sinne al« Provokateure besonder» betätigten.* Gin andere, Zeugenzitat der Leipziger Volks- zeituna lautet: .AI» der Demonstrationszua de» Nordbezirk» vom Lugustu»platz wieder abmarschierte, drängten sich drei bi» vier kommunistische Führer, welche Fahnen tru gen, in den Zug hinein und erklärten, daß sie unter allen Umständen durch die Grimmaisch« Straß« zögen. Ei« wurden aus ihr unsinnige« Handeln aufmerksam gemocht, beschimpften un» mit den unflätigsten Reden und endeten: .E»kannbieaenoderbr«che'a, wir marschieren durch die Grimmaisch« Straße.* Daraus gebt mit aller Klarheit hervor, so sagt die Leipziger Volkszeitung hierzu, wie die Komm«, nisten bestrebt waren, «inen gewaltsamen Zu sammenstoß zu provozieren. YSll-ln noch nicht freigelasfen Pari», 12. Juni. Der Reich» tag »abgeordnet' Höll« in sollt», wie bereit» gem«ld«t. in Freiheit gesetzt und über dt, Grenz« geschasst werden. Wah rend für di« bisherige Verzögerung dieser Maß nahme allein gerichtliche Formalitäten verantwort- lich gemacht wurden, glaubt der Matin zu wissen, dvß wegon der Vorgänge in Dortwund die Regierung nun die Absicht habe, Höllern bi, auf «oitereo seftzuhalte». Fluf de» Wege zur Vevifenzentrale? Wir find bisher für eine Zentralisierung de» Devisenverkehr» eingetooten. Nicht deshalb, weil wir eine Deoisenzentrale für eine Deale Vberichtung halten. Wir teil«» vielmehr Beucha»» -te Vedenken, die gegen eine derartige Beschränkung der Wirt- schastsfreihcit erhoben werden. Aber wir glauben auch, daß außerordentliche Verhältnisse zu ihrer Lösung außerordentlicher Mittel bedürfen. Wenn in den Verhandlungen über den Mißerfolg der Mark stützungsaktion der Reichsdank die inländischen De visen- und Sortenbestände auf 2 Milliarden Gold mark, der jährliche Devisenbedarf der Industrie aber aus 1«; Milliarde Goldmark geschätzt wurde, so ist damit gesagt, daß ein ungeheurer Kapitalbetrag in Form voü ausländischen Zahlungsmittel» — also ein d«m Auslande gewährte« zinslose» Darlehen — nach im Inland« zinslos doliegt und unter Verzicht auf Zinsen lediglich der wertbeständigen Kapital anlage dient, statt werbend der Volkswirtschaft zur Verfügung gestellt zu werden. Diese Storung im Kreislauf des Kapitals wird durch eine zentrale Devisenbewirtschaftung gewiß nicht behoben. Aber diese Devisenhamsterei heißt gut deutsch auch: da» Staatsschiff mag finken, mein Rettungsgürtel trägt. Und wenn man auch gegen den Rettungsgürtel nichts tun kann, so soll, kann und muß man doch etwa» dagegen tun, daß da» Schiff nicht untergeht. In diesem Sinn« sind wir für eine Zentralisierung des Deoisenocnkehrs eingetreten. Au» der letzten Devisennotverordnung hat der Staat diesen Bedenken noch zu viel Einfluß geschenkt. Dies geht auch daraus hervor, daß man seitdem fast ununterbrochen über eine Reugestaltung de« De visenverkehr« verhandelt. Die un» aus Berlin ge drahtet wird, haben auch am 11. d. M. wieder Be sprechungen stattgefunden. Grundlage der Bespre chungen, die als vertraulich erklärt wurden, soll ge wesen sein, daß nur di« Stempeloereinigungsbanken (abgesehen natürlich von der Reichsbank) zum Dcvt- senhandel berechtigt sein sollen. Der Devisenhandel soll jedoch nur in den Räumen der Relchsbaukk statt- finden können. Man sucht also immer noch wie die Katz« um den heißen Brei herumzugehen. Wir würden «ine der- artige Neuordnung de» Devisenverkehr», die die Devisenhandelsberechtigung an das rein äußerliche Kriterium der Zugehörigkeit zur Stempelvereini gung knüpft, für bedenklicher halten, al» eine ent schlossene Zentralisierung. Aber abgesehen davon, halten wir di« Frage gegenwärtig nicht für akut. Wen» die Zentralisierung im Verfolg der Mark stützungsaktion der Reichsbank gekommen wär«, hätte sie vielleicht manches nützen können. Heute gilt e» vor allem, eine politische Lage zu schaffen, die für eine Währungspolitik wieder Möglichkeiten bietet. Dann vergesse mau dabei die Devisenzentra!« nicht. Lediglich für den Zweck, -en Absturz etwa, zu ver- langsamen, brauch«» wir »In« Devisenzentrale nicht. Sir wird dt« Todesgefahr, in der der Abstürzend« ist, nicht bannen können. Dazu bedarf es politischer Maßnahmen. Ma» treffe diese und lasse di« De visenzentrale für eine Zeit, wo sie nützen kann. * Verschiedene Zndustriefirmen haben, wie die B. A. am Mittag mitteilt, sich in diesen Tagen der Reichs regierung gegenüber erboten, ihr zur Erfüllung der Reparationsverpslichtunge« freiwillig uad bedingungslos ein Viertel ihres Rein gewinnes auf die Dauer von fünf Jahren abzu treten. Schiedsspruch im Bergbau Verll», 12. Juni. Bei d«n Lohnverhand» luugen im Bergbau hat da» Schiedsgericht Ar di« westlichen Kohlenreviere einen Spruch gefallt, wonach die Löhne je Schicht ob IS. Juni ein schließlich der sozialen Zulage«, dt« darin enthalten sind, um durchschnittlich IS 000 Mark er höht werden. Für das. oberschlesische und da» nie- derschlesische Steinkohlenrevier kam eine Einigung der Parteien dahin zustande, daß in Oberchflrsten die Löhne in der vollen Hohe der Sätze de« Ruhrrevier«, in Rtederschlesien durchschnittlich um 13610 Mark je Schicht erhöht wurden. Verschärfung der Streik» in Gberschleften Breslau, 12. Juni. (Eig. Tel.) Die Lage l» Oberschlesien hat sich gestern so veHchärft, daß mm tatsächlich von einem G«a«ral streik gesprochen werden muß. Dis Grubenarbeiter streiken jetzt sämt lich, und auch in den Werken greift die Ausstands bewegung immer weiter um sich. Neu in den Aus- stand getreten sind di« Koksanstalten, die Delbrück- schlichte und die Grube Ludwigsglück; die Donners- marckhüttt soll heute stillgelegt werden. Von der Generalstreikleltung sind Delegierte -u Bespre chungen mit der Regierung nach Berlin geschickt word«n. Die bisher vorgeschlagenen Lohn sätze und Zulagen werden als ungenügend abgelehnt und di« von den Gewerkschaften eingaganaeuen Ab machungen al« nicht verpflichtend erklärt. Rach Pol- nisch-Oberschlesisn hat d«r Streik bisher nicht über gegriffen. Di« dortigen kommunistischen Organisa tionen lehnen in einem Aufruf jeden Anschluß ab, um kein» Handhabe für di« Antikommunisten-Gesetz» -«bung zu bieten. » Vveaum, 12. Juni. (Eig. Tel.) Der Land- arbetterstretk in Schlesien, d«r au»schließlich von frei gewerkschaftlicher Sette getragen wird, hat sich wei- ttrhin verschärft. E» streik«« jetzt über 100000 Ar beiter. Au Verhandlung«« der Gewerkschaften mit den Arbeitgebern ist «« bisher noch nicht gekommen, da di« Arbeitgeber aus Grund trüberer Verträge den Gewerkschaften da« R^t nbsprechen, ander« Forde- rung«n zu stell««. Di« Regierung ist lebhaft um Vermittlung bemüht. Zurzeit finden in, Oberpräst- dtum Verhandlungen mit den Arbeitern er treiern statt. Durch den Landarbeiterstreik ist b«sonder« dt« Heuernte und die Diehversorgung gefährdet, Danzig» Hafanpolizei dteibt -rutsch Danzig, 12- Juni. (Gig. Tel.) D«r Völker- bund*kommiffar bat «ine außerordentlich «ickttge Entscheidung getrosten, Bi, di, polnischen Haf nun^n auf die Hasenpolizei ein für allemal zunichte »acht. Er hat entschieden, daß die Hasenpolizei de» Hat« III1 luschiß «Versteh« soll: B-a Pollzotpersows «trd dmch de« Hafenausschuß «w» Danzt-e. G»»at «n-esvrdert uob die Pollzeltrupp« «erde» »om.Senat ausgebildet und »»torsteh« in ihrer Vnwwtung auch »eiter dem Senat. Sie sind nur Len Anordnungen des Hafenausschusse» im Hafen unterworfen. All« gerichtlichen Verfahren, die wegen Verstöße de» Hafenausschuß untersteh*», find bet dem Gericht der freien Stadt Danzig zuständig. Blutige Kämpfe in Bulgarien? Nrnnksn»! a. 12 Annt. t«ig. Tel.) Wie Ver Frankfurter Zeit««- an» Belgrad gemeldet wird, liege« dort dar» läufig nicht nachprüfbare private Nach richten vor, dak es an verschiedene» Punkte» Bulgarien» »udlutigeuZn- lamme« st ästen zwischen Bauern und Truppen gekommen sei. Bei Dolakow stände« von «tambolijski per. sstnltch geführte Lrnppe« von mehrere» Tausend Bauer» mit den Revo lutionäre« im Gefecht. Aankoftr Regierungsprogramm Pari», 12. Zum. (Eig. Tel.) Der Vertreter d« neuea bulgarischen Regierung in Pari», Masst- lljew, laßt durch dis Presse eäne Erklärung über den Staatsstreich in Sofia verbrei ten, in der es heißt: Stambolijski hatte die Intellektuellen regelrecht auf den Indez gesetzt. Er hatte ein Gesetz annehmen lassen, woi«ach kein Professor und kein Rechtsanwalt Abgeordneter werden koimte. Nach ihm war jedes Mitglied eine» freien Berufe» unnütz und suchte entsprechend behandelt werden. Infolgedessen darf man sich nicht wundern, daß in der neuen Regte- rung so viele Intellektuelle sitzen. Die Regierung gankoff ist eine vorläufige Regierung, die nach Zusammentritt der neuen Sobranj« zurück treten wird. Da« wird aber kaum vor Oktober sein. Da» ueue Kabinett ist den Bauern sehr viel freund- ljcher gesinnt als das vorhergehende, aber es wird keine Preistreiberei -ulassen und wir- «uh auf keiner Klasse und auf keinem Beruf einen movaltschon Druck lasten lassen. Nach außen wird es loyal den Vertrag vor, Neuilly au»führe». Dir werden di« Mächte jedoch immer daran er innern, daß sie un» einen wirtschaftlichen Zugang zum Asgäischen Meer versprochen haben. Damit dieser Zugang keine leer« Formel bleibt, bars er nicht von irgendein«« Nachbarstaat gesperrt werden könnet Beilegung -es russisch-englischen Konflikts LanbE, 12. Juni. (Eig. Tel.) Di« russisch« Antwortnote ist gestern von Krassin überreicht worden. Di« es heißt, befriedigt dB» Rode iG wesentlichen alle englische« Forderungen. Die ruf. fische Regierung ist bereit, dt« gegenseitige Ver sicherung, daß England und Rußland deine Prvpw ganda trviben, zu unterschreiben. Für dstst Ab sicherung schlagt Rußland einige kleine Abänderungen im Text der englischen Note vor. Rußland ist ferner bereit, seine Vertreter in Persien und Afghanistan abzuberufen, wenn bst einer gemeinsamen eagl,sch- russischen Untersuchung gegen diese Sowjetdoleg'etten sich ergeben sollte, daß sie sich Verfehlungen gegen diplomatische Tradition haben zuschulden komm-.« lassen. Endlich erklärt die Note nochmal», daß Tschitscherin nach London kommen werde, um alle strittigen Punkte zu erörtern. Man nimmt hier allgemein an, daß man nunmehr mit einem Ad- bruch der Handelsbeziehungen nicht »ehr zu rechnen braucht. .Hüten Vir rrnr l- Pari», iS. Juni. (Ltg. Tel.) Dor franzäsische Kriegsmtnister Magtnot hielt bot der Ein- weihung einer Gedenktafel bei Metz zur Erinnerung an den Einzug der französischen Truppen in die lothringische Hauptstadt «ine Rede, in der es am Schluß «örtlich heißt: «Wenn man da» Unglück hat, Deutschland zum Nachbarn zu Haden, -an« hat man die Pflicht und auch da» Recht, immer an seine Sicherheit zu denken und diese so effektiv wie mög lich durchzuführen. Wir wollen diese Pfltc-t nicht vernachlässigen und nicht Lulassen, daß man über diese» Recht diskutiert. Unsere Forderungen wer den niemals unannehmbarer sein, al» diejenigen, di« Deutschland un» auferlege» würde, wenn wir es nicht verstehen würden, uns siegreich zu be haupten. Nach dem, was hier in Metz vorgegangen ist, nach so vielen Erniedrigungen »ad Leiden, dür- fe» wir nur «in einzige» Prograwe» und eine ein zig« Richtung kennen: Hüten wir un»l* klein« politische Na ^richten Der ungarisch« Reichsoerweser enthob de» Geh.- Rat Geza von Darusary, der seit Monate» dl« Leitung de» Ministerium» de» Leußer» ia Budapest inne hat. seiner Stellung al» Iustizmiuistrr und er nannte ihm zum Minister de» Aeoßern. Zum Iustizminister wurde da« Mitglied der Nationalver sammlung Nagy ernannt. Wie au» Warschau gemeldet wirb, sind di« i« Ausland beglaubigten polnischen Gesandte» nach Warschau berufen worden, um mit de» Minister de» Aeußern Seyda über die gegenwärtig« internattonale Lage zu beraten. * Tschitscherin hat an di« Schweizer Regle» r »na ein Telegramm gerichtet, in den» er «neat da» Verhalten b«r S«hwei»-r Behörden im Falle der Ermordung de» Sowjetdelegierten Worowski als »Mitschuld an dem Verbrechen* bezeichnet und sich mrbehält, voll« Geäugt»»»--» fordern. Ein Teil der Begleitung de» auf einer Rundreise durch das Land begriffenen englischen Oberto«- «tssmo für ValBstt»» Samuel, wurde von Vo- dutnen überfallen. Drei Man» wurden ge tötet und zwei schwer verletzt
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