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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230609
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-09
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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8e»e 2 «r. 1« Neichrbund demokratischer Studenten Au» den Kreisen der Studentenschaft erhal ten wir die folgende Zuschrift, die wir allen, denen an der Zukunft der Demokratie gelegen ist, zur besonderen Beachtung empfehlen: Es ist nicht demokratisch, Fehler und Mißstände in den eigenen Reihen zu verschweigen und mit dem bequemen Mantel der Nächstenliebe zu bedecken. Viel mehr ist es notwendig, die Oeffentlichkeit aufmerk sam zu machen, daß »etwa« faul ist im Staate Däne mark", und dadurch die Beteiligten anzureizen, sich um eine Besserung zu bemühen. Jeder Funke von Verantwortungsgefühl zwingt dazu. Au» diesem Motiv heraus sind die folgenden Zeilen geschrieben. Der Reichsbund Demokratischer Stu denten hielt zu Pfingsten in Frankfurt a. M. seine diesjährige ordentliche Tagung ab, aber es war kein erhebender Eindruck, den man von dort mit fortnchmcn konnte. Wohl ist es richtig, daß alle Organisation dem Geist einer Bewegung gegenüber nur Technik ist. Allein wenn schon der Geist — nicht gerade fehlt, da« wäre zuviel gesagt, aber doch seine Schwungkraft zum Teil eingebüßt zu haben scheint, so sollte wenigstens durch Organisation ein gewisser äußerer Eindruck gewahrt bleiben. Von beiden war diesmal in Frankfurt keine Spur zu merken. Es entspricht ja dem Charakter der Jugendbewegung, daß sie von Organisation und »Parteibonzentum" nicht viel hält. Zu weit getrieben, bedeutet solche Ge sinnung aber nichts anderes, als daß man den Ast absägt, auf dem man sitzt. Wenn schon die heutige Jugend, die akademische wie die nichtakademische, nicht gerade begeistert von der Idee der Demokratie ist, so ist bannt noch längst nicht gesagt, daß man nun die ganze Bewegung — bewußt oder unbewußt — verfallen lassen solle. Wie war es aber in Frank furt? Schon daß eine Teilnahme der Studenten an den Gedenkfeiern für die 48er Bewegung, die zwei Tage vorher stattfanden, nicht ermöglicht worden war, ist ein bedenkliches Minus. Gerade heute, wo die große Masse der Studenten über ihre Kommili tonen in den freiheitlichen Burschenschaften der vor märzlichen Zeit nur ein Lächeln hat, weil sie sich für hohe Ideen begeisterten, sollte man aller Welt, der deutschen und der nichtdeutschen, zeigen, daß es noch eine beachtenswerte, weil aktive und politisch gebildete Minderheit gibt, die jene Vergangenheit nicht verleugnet. Die weiteren »Defekte" der Tagung aufzuzählen, sträubt sich fast die Feder. Denn daß die Tagesord nung und die Kassenabrechnung nicht zur Stelle waren, weil sie im Rucksack eines Kommilitonen im Spessart umherwanderten, daß der angekündigtk Vor trag eines bekannten Professors ausfallen mußte, weil der Vorstand seine Adresse verkramt hatte, und daß ein Delegierter den Jahresbericht seiner Gruppe nicht erstatten konnte, weil er überhaupt erst seit drei Wochen Student war — all dies teilt man ja nicht gern mit. Das bedenklichste scheint aber die Neuwahl des Vorstandes. Man wählte zum ersten Vorsitzenden einen Studenten des 2. Semesters in Tübingen. Ausgerechnet in Tübingen und tm 2. Semester! Das scheint uns Leipziger Studenten doch eine Verkennung der Funktionen eines Reichs bundvorsitzenden zu sein. Bei allem guten Willen ist ein Kommilitone, der in so jugendlichem Alter steht und in einem ziemlich entlegenen Winkel des Reiches sitzt, gar nicht in der Lage, seine Aufgaben zu erfüllen. Und wenn ein vernünftigerer Vorschlag der Vertreter Hamburgs und Leipzigs (die an der eigentlichen Tagung gar nicht teilnehmen konnten, da man ihnen eine Aenderung des Tagungslokals nicht mitgeteilt hatte!) abgelehnt wurde, so ist dies nur aus der Personenunkcnntnis der zumeist sehr jugend lichen Vertreter der einzelnen Gruppen zu erklären. Angesichts dieser Umstände erscheint es wahrhaftig zweckmäßiger, das Geld, das eine solche Tagung kostet, die dann i;L (eineinhalb!) Stunden währt, und zu der Vertreter von Breslau und Berlin und Königsberg und Hamburg herbeieilten, für Deran- staltungen der einzelnen Gruppen zu verwenden, für die meistens kaum die erforderlichen Summen aufzu- treiben sind. Ls ist hohe Zeit, daß im Reichsbund einmal nach dem Rechten gesehen wird. Denn daß die Bewegung weder tot noch zum Abstcrben verur teilt ist, das zeigt dieRührigkeitderlokalen Gruppen, die unter den heutigen mißlichen Um ständen alle Anerkennung verdient. Und es scheint auch nützlich, daß man sich in den Kreisen der Partei- HoLurckeuL, V. ffiM freund« »ehr »m-ieStu-eutenkümmert, den» di« Jugend ist immer noch die Zukunft, und wenn auch die Akademiker nicht da» Monopol der Führerschaft haben, so rekrutiere« sich die künftigen Führer doch -um größten Teil au» den akademisch gebildeten Kreisen, die beute Studenten sind. Die Beachtung und Unterstützung, die man in andern Parteien zur Rechten und besonder« zur Linken den Studenten angedeihen läßt, sollte zu denken geben! Lo. Vie Katastrophe der Mark Untersuchung der finanzpolitischen Maßnahmen Berlin, 8. Juni. (Eig. Tel.) Bei den Bera tungen des Untersuchungsausschusses über die Stüt zung der Mark tritt immer deutlicher das Bestreben mehrerer bürgerlicher Vertreter zutage, die Tatsache zu verwischen, daß weite Kreise der privaten Wirtschaft durch Inanspruchnahme von Wechselkredi ten bei der Reichsbank erhebliche Vorteile auf Kosten der Reichsbank und auf Kosten des auf die Papiermark angewiesenen Publikum» haben er zielen Ünnen. Entgegen den früheren Erklärungen des Reichsbankpräsidenten, daß die Ruhrfinanzierung vom Staat, insbesondere durch Begebung von Reichs- schatzwechseln, vorgenommen worden sei, hat sich in der heutigen Sitzung herausgestellt, dak sehr er- hebliche Ruhrkredite, die man bi» auf eine Billion Papiermark beziffert, auch in dem privaten Wechselbestand der Reichs- bank enthalten sind. Zu Beginn der heutigen Sitzung fragte der Abg. Dr. Hertz, welche Währung»- und finanzpolitischen Maßnahmen die Rcichsbank denn ins Auge gefaßt habe, um die technische Stützungsaktion auch von anderer Seite her zu unterstützen. Abg. Helffe- rich fragte, ob der Reichsbankpräsident auf ein Währunasschutzgesetz gedrungen habe. Die Antwort lautet, daß zwar sehr lebhafte Erörterungen über alle möglichen Maßnahmen stattgefunden haben, daß aber ein festes Programm nach dieser Richtung nicht entwickelt oder durchgeführt worden sei. Staats sekretär Trendelenburg erklärte, der während der Stützungsaktion vorgenommene Abbau der Außenhandelskontrolle und die Herabsetzung der Kohlensteuer hätten der notwendigen Exportsteigerung dienen sollen. Der Reichsfinanzminister soll jetzt darüber vernommen werden, welche gleichzeitigen finanzpolitischen Maßnahmen ins Auge gefaßt «vor- den seien. Aba. Dernburg beschäftigt sich dann in aus führlichen Fragen mit dem privaten Wechselumlauf der Reichsbank. Präsident Havenstein stellt fest, daß der gesamte Wechselumlauf in Gold berechnet heute etwa »/«—der Vor kriegszeit betrage, und daß die Reichsbank etwa 40 Prozent davon in ihrem Portefeuille habe. Dieser Rückgang des Wechselumlauf» entspricht, so stellt Dr. Dernburg fest, ungefähr dem Rückgang der Erzeugung in Deutschland. Präsident Havenstein macht dann Ausführungen, die neues Licht auf die Kreditrestriktionen der Reichsbank werfen, die, wie man bisher annahm, die Stützung»- aktion stärken sollten. Präsident Havenstein stellt jedoch fest, daß die Krediteinschränkung älter sei al» die Stützungsaktion und nur den Zweck habe, die Nach teile auszugleichen, die sich für die Reichsbank aus der Riedrighaltung des Diskontsatzes e«aben. D i e Reichsbank sei in zu starker Weise von der Wirtschaft auch für Zwecke in An spruch genommen worden, für die der kurzfristige Umlaufkredit der Reichs bank nicht in Frage kommen könne und niemals in Frage gekommen sei, sondern die auf den Kapitalmarkt gehören. Diese Erklärung stellt also fest, daß auch nicht einmal die Reichsbank finanz politische Maßnahmen größeren Umfanges getroffen hat, um die Stützungsaktion zu stärken. Staatssekretär Trendelenburg verweist dann auf die Zusammenhänge zwischen Znlandabsatz und Mark flucht. Bei jeder Schwankung der Valuta sei auch eine Schwankung im Znlandabsatz eingetreten, weit ja die Dorratskaufe des Publikums ein wesentliches Mittel für weite Kreise dargestellt hätten, sich vor der Markentwertung zu schützen. Abg. Dernburg bebt die sich daraus ergebend« Schwierigkeiten für die Industrie hervor. Gerade angesichts dieser Ent wicklung «rd angesichts der abnehmend« Wett bewerbsfähigkeit der deutsch« Industrie st» Aus- lande, di« durch di« übertrieben« Verteuerung der Rohstofe gefördert werd«, habe -er Faktor de» Kredit» in der Wirtschaft mit dem Ausland« sehr erheblichen Anteil gewonnen. Zrele Vrotrvirtschaft Verist», 8. Zuni. (Gig. Tel.) Der volkswirt schaftliche Ausschuß des Reichstags beschloß heute, daß zur Sicherstellung des Brotgetrei de« im Wirtschaftsjahr 1923-—1924 1 Million Ton nen Brotgetreide zu erwerben find. Die öffentliche Brotversorgung soll ab IS. September d. Z. fort fallen. Die Reichsregierung kann sie aber mit Zu- stimmung des Reichsrates ganz oder teilweise bis zum 1k. Oktober fortsetzen. Die Verwaltungs abteilung der Reichsgetreidestclle soll bis spätestens 31. Dezember d. I. aufgelöst sein. * Der Rechtsqusschuß des Reichstag» beriet heute den Gesetzentwurf über die Feier- und Gedenktage weiter. Nach seinen Beschlüssen gilt der 1. Mai nicht mehr al» Feiertag und kann auch durch Landesrecht nicht mehr zum Feiertag ge macht werden, sobald das Reichsgesetz verabschiedet ist. Auch der 9. November darf von den Ländern nicht mehr zum Feiertag erhoben werden. Münchner Hochverrats-Prozetz Münch«, 8. Juni. (Eig. Tel.) In der gest rigen Nachmattigssttzung wurde Dr. Rüg« al» Zeuge vernommen. Dieser erklärte, die Aussage de» Zeugen Hug, Rüge habe die Gründung einer Tscheka qeplant, sei erfunden. — De r Zeuge Stiegelbauer teilte mit, der Angeklagte Fuchs habe die Aktion al» erledigt bezeichnet und dem General Lossow die Führung der sämtlichen Ver bände übertragen wollen. Demgegenüber behaup- tete Fuchs, dem Leutnant Neunpferd erklärt zu haben, daß er die Führung der Aktion nunmehr allerdings Lossow übertragen wolle, da er von der Zerreißung der jetzigen Verbände überzeugt sei. — Der Vorsitzende machte den Angeklagten an Hand der Zeugenaussagen Vorhaltungen, daß sein Ge spräch mit Neunpferd anders gelautet hatte, als es Fuchs jetzt darstclle. Er habe in diesem Gespräch seinen Abscheu ausgesprochen gegen die jetzige Einigkeit Deutschlands und habe gesagt, daß der deutsche Norden vom Bolschewismus bedroht sei. Außerdem habe Fuchs damals geäußert, daß er mit Frankreich berit» Verhandlungen wegen Beschaffung von Wirtschaftsmittelu eingeleitet habe. Der Angeklagte Fuchs erklärte, daß er die» wohl gesagt habe, aber unter ganz anderen Bedingungen. Er habe nur eine vorübera-bende Trennung Bayerns vom Reiche im Auge gehabt. Dor Eintritt in die heutige Verhandlung ver liest der Vorsitzende ein Schreiben des General majors Mayr, da» sich gegen die vom GeriHt abgelehnten Deweisanträg« de» Verteidiger» Pesta- lozza wendet, die di« Glaubwürdigkeit Mayrs in Frage stellen. Al» Mayr auf Grund dieses Schrei bens in dieser Sache zu Worte kommt, weist er unter seinem Eid sämtliche von Pestalozza aufgebrachten Vorwürfe als unwahr zurück. Bei den weiteren Zeugen interessiert di« Aussage de» Hofrats Pixos, der auf die Frage de» Staats anwaltes ausdrücklich erklärt, es sei absolut aus geschlossen, daß irgendeiner der Herren unter dem Schein des Einverständnisses an der Aktion teil nahm, dies aus anderen Gründ« getan habe, als um sie zu verhindern. Der RegensburgerAnzeiger, das Organ des Führers der Bayrischen Dolkspartei, schreibt zum Münchner Hochverrat»prozeß: »Die Tat, die geplant war, ist di« Ausgeburt einer revolutionär - romantischen Ide«. Was haben diese Narren für «ine Vorstellung vom bayrischen Volk, die meinen, es könne bei uns ein Staatsstreich geling«, der mit französischem Gelde bezahlt ist und der — selbst für ei» Kindergebftu erkmuttlich — au» schließlich der französisch« PolitÜ -f«« würX Kein anständiger und kein vernünftig« Mensch st Bayern hat mit ein« solch« Ide« etwa» Gemein." Vom Slaatstserichtrhof Leipzig, 8-Juni. Dor dem Gtaat»gerichts- hof zum Schutze der Republik wurde iu dem Prozeß weg« Vorbereitung zu» Hochverrat »«gen den Gemüsehändler Förterer und d« Maurer van Suntum au» Oberhaus« i. Rheinland heute nach mittag da» Urteil verkündet. E» lautet gA« Förterer auf 1 Jahr Gefängni» und >00000 Mark Geldstrafe, gegen van Suntum auf S Monate Ge- fangnis, von den« 2 Monat« Untersuchungshaft abgerechnet werden. * Der ordentliche Professor der Physik an -er Uni versität Heidelberg, Philipp Lenard, geg« den wegen seines herausfordernden Verhalten» bei der Rathenau-Demonstration ein Disziplinarverfahren eiugeleitet worden war, hat sein« Entlassung ctnqereicht. wünsche und Magen Anträge im Landtag Dresden, 8. Juni. (Eig. Tel.) Di« kommu nistische Land tags fraktion hat folgend« Antrag eingebracht: Der Landtag wolle beschließ«, das Gesamtministerium besteht au» 8 Mit gliedern. Der Ministerpräsident hat neben dem Ministerium des Aeußern ein weit«« Ministerium zu übernehm«. Der Wunsch, die Z<chl der Minister auf S zu beschränk«, dürfte im Landtage jetzt aus ein« Mehrheit rechn« können, da der Inhalt des kommunistischen Antrages bereit» «füllt ist, indem der Ministerpräsident Dr. Zotgner gleichzeitig die Geschäfte de» Ministerium» de» Auswärtigen und der Justiz führt. Außerdem find noch fünf weitere Minister tätig. Zu dem Schulstretk in der Südlausitz hat di« deutschnational« Landtogsfraktion folgende Anfrage eingebracht: »Dem Vornehmen nach ist auf Verfügung des Bezirksschulamtes Zittau in acht katholischen Schulen in katholischen Orten der Süd lausitz da» Schulgebet verboten mord«, obwohl diese Schul« den ausgesprochen« Charakter der Bekennt nisschule tragen, auf di« die ministeriell« Verfügung des allgemeinen Verbots des Schulgebet» keine An wendung finden soll. Die katholischen Eltern der Südlausitz haben, da das Kultusministerium ihrem Protest in persönlicher Unterredung kein Gehör ge- schenkt hat, die letzten Folgerungen gezogen. Was gedenkt die Regierung zu tun, um den ausge brochenen Konflikt beizuleqen?" Ueber das Verbot der Denkmal»feier hat der deutschnationale Landtagsabgeordnet« Dauer folgende Anfrage im Landtage eingebracht: »Nach Zeitungsmeldungen hat die Regierung auf Veranlas sung auswärtiger Kommunisten die Weihe de» Denk mals zu Ehren der gefallenen 106er in Werdau ver- boten, obwohl durch Abkommen zwischen allen Krei- sen die Gewähr für einen ruhigen Verlauf der Feier gegeben war. Das Verbot mußte von d« alten Sol- baten um so mehr als beabsichtigte Kränkung emp- fanden werd«, als zu gleicher Zeit den Arbeiter sportlern demonstrative Umzüge gestattet waren. Wir - fragen die Regierung: Aus welchen Gründ« und mit welchem Recht hat die sächsische Regierung die Wer- dauer Feier verbot«?" Zn einer Vorlage an den Landtag fordert die Regierung die Gewährung eine» eig«« Staatsbei- trage» für die Iahresschau deutscher Ar- beit Dresden 1923 Spiel und Sport in Höhe von 6 Millionen Mark. In der Sitzung des Ausschusses für Gemeinde- reform versuchten die Vertreter der bürgerlichen Parteien ohne Erfolg die Möglichkeit zu schaffen, daß wieder Bürgermeister und besoldete Gemeinderäte aufLeben'szeit gewählt werden können. Alle derartigen Anträge wurden von der sozialistisch-kommunistischen Mehrheit des Aus- schusse» jedoq abaelehnt. Der Demokat Weigel beantragte, daß für Städte mit mehr al» S000 Ein- wohne« vom Bürgermeister die Befähigung zum Richte'ramt oder zum HHeren Verwaltungsdienst ge fordert wird. Dieser Antrag wurde ebenfalls äb- gelehnt. Literaturgeschichte für die Deutsch-Völkischen Don I»»nk»«r1 Ein literarisches Dokument der Verwirrung, der Verwahrlosung und der Dummheit ist erschienen, lind wo man's aufschlagt, ist es interessant. Professor Bartels in Weimar, der beglaubigte und unfrei- willige Literaturclown im deüttchvölkisck« Zirkus, hat seine Literaturgeschichte bis zu den Jüngsten, bis zu den verdächte«, krummbeinigen, krummnasiacn Jüngelchen aus Galizien weitergefuhrt (»Die deutsche Dichtung von Hebbel bis zur Gegenwart. Dritter Teil: Die Jüngsten", bei H. Haessel, Leipzig). Es gibt einen Kürschner, einen Gotha, einen Semi- Kürschner, einen Scmi-Gotha, lauter nützliche und interessante Nachschlagewerke; nun hat uns Bartels den Antisemi-Kürschner geschenkt und damit einem dringenden deutschvölkischen Zeitbedürfnis abgeholfen. Man weiß doch endlich, wo und wie. Willst du genau erfahren, wer ein Iud, so frage nur bei Adolf Bartels an. Bartels ist selber ein teutscher Dichters- mann, und sogar einer der ganz wenigen, die ihrer Rasse nach bestimmt unverdächtig sind. Lr kann da her nicht umhin, sein eigenes schaffen in die Ent wickelung einzureihen, die zur »Höhenkunst" führt. »Ich muß hier notgedrungen von meiner eige nen dichterischen Tätigkeit reden." Man merkt es ihm ordentlich an, wie die schwere Not ihn drängt. Also, er schrieb seine drei »Römischen Tragödien", »Die Päpstin Johanna" und ein streng historisches Luthcrdrama »Martin Luther", eine Trilogie. Die vcrjudet« Theater haben natürlich nichts aufqeführt. Dann »gab ich die beiden geschichtlich« Heimat romane . . ." Diese» »gab", von dem e» auf jeder Seite wimmelt, ist ein Schreckenswort seiner Lite raturgeschichte. »Er hat gegeben" (es klingt fast mosaisch) ist der stehende Terminus in diesem wider- lich«. trivialen Echriftgetriebe, darin nicht nach Wert und unwert, fände« im Sinne der Matrikel nur nach Arisch und Jüdisch unterschieden wird. Au« der Auszählung dieser Gaben, die weniger der Literatur als der Makulatur angehören, besteht feine anti- semitische Makulaturgeschichte. In all seiner Narretei ist dem Adolf Bartel« mit- unter Sachlichkeit und Objektivität nicht abzusprechen. Unter den mannhaft«, führend« deutsch« Dichter» ist anch Ernst Wächter M nennen: «r gab rrn» unter anderem ein Geschichtsdrama »Widukind". Und nun — man ermesse die Tiefe de» männlichen Schmer zes und die ganze Ehrlichkeit de» Forscher« — Zähne zusammengebiffen:» Seine Mutter war eine Jüdin..." Wie aber das? Walter Bloem, der das »Eiserne Jahr" »gab", nicht mehr als »in »geschickter Unterhalter^? Und sogar hie und da »bedenklich"? Ach so, er gab auch ein« philosemitischen Roman »Brüderlichkeit". Dann allerdings. Ueberdies hat — und auch das ist bedenklich — Alfred Klaar über ihn geschrieben. Denn man muß wissen, diesem Bartels, den Han» Reimann (glaube ich) mit Recht d« Doll- barte!» nennt, ist jeder Schriftsteller verdächtig, über den auch nur irgendeinmal ein Krittler schrieb, der seinerseits als »Iudenstämmling" verdächtig ist. Und wo man'» aufschlägt...: »Albert Ritter war Sekretär des Alldeutschen Verbandes. Später schuf (schuf, nicht gab) er das Drama »Kaiser Rotbarts Erben". — Max von Millenkowich... war 1917/18 Burgtheaterdirektor, konnte sich aber gegen die Juden nicht halten." — Hier begegnet man auch Dietrich Eckart, der nach der Revolution eine mutige Wochen schrift »Auf gut deutsch" herausgab, sich aber auf gut völkisch drückte, als er wegen Beschimpfung der Republik vor den Staatsgerichtshof geladen wurde. Diese» aber steht nicht in Bartel» Makulaturgeschichte. — Don Walter Harlan wäre zu sagen, daß er mit einem »?" im Semikürschner steht. Der Semi- kkrschner ist für einen deutschvölkischen Literarhisto riker ein unentbehrliche» Quellenwerk. Dou dem verstorben« Germanist« Erich Schmidt, der mit seinem kleinen Finger für da» Deutschtum mehr geleistet hat, al» Bartel» mit feinen sämtlichen Werken, wagt dieser Uebergermantst zu sagen, daß er »ein richtiger?»ter lluckaesrum, dem Deutschtum ganz unendlich geschadet hat". — Die Brüder Thoma» und Heinrich Mann sind — hört, hört — dem Judentum so nahegekommen, weil sie eine portugiesische Mutter haben. Um in den Augen dies«» Teutomanen Gnade zu finden, kann man in der Wahl seiner Mutter gar nicht vorsichtig genug sein. Der Hauptgrund für di« Ablehnung llchomas Mann« durch Bartels ist dessen »deutschfeindliche Tendenz". »Zn d« Buddenbrock» läßt er ein« alte deutsche Familie durch eine halbjüdisch« unterkriegen — und regt sich darüber nicht auf... Zch vertrage solche Dinge nicht... Al» erfahrener Deut- scher traue ich ihm doch nicht so recht." (Portugie sische Mutter!) Die» wagt em almgewachsener ltterar- historischer Bostblutgerowae von Thoma» Maa» HU sagen, »n- »» wird gedruckt. »Bartsch uud Sine neue Theattrernwrtnng Reinhardt« in Ver- lftu Au» Berlin wird un» gedrahtet: Max Reinhardt hat da» neue Theater, da» zurzeit am Kurfürsten- dämm von Generaldirektor Soritowskv und Regte- ru»g»rat Staub nach d« Entwürfen dm bekmottrn Architekten O»kar Kaufmann errichtet wir-, für eia« Strobl hab« völkisch begonnen, find aber dann dem Berliner Tageblatt öfter näher gekommen." Schade: Wotan zerschmetterte die Ab trünnig«! — Bernhard Kellermann »stammt nach eigener Aussage (aha!) von fränkischen Baue«" (was sagt der Semikürfchner dazu?), »rüst aber dies« Eindruck eigentlich nicht hervor". — Else Lasker- Schüler ist den »rabiaten Erotisttnn« zuzuzählen". — »Franz Dülberg steht im Semikürschner, obgleich sein Vater Geh. Regrerungsrat, freilich auch Direktor der Darmstädter Dank war." Schon faul. — Nicht« entgeht ihm: »Viktor Löon (eigentlich auch Hirschfeld...)" — Ein schwerer Fall ist Gustav Meyrink. »Er hat der Redaktion des Semikürfchner die ehrenwörtliche Erklärung abge geben — sie hat mir vorgelegen —, kein jüdische« Blut in d« Adern zu haben; Fr. Rausch«, berg behauptet aber in Nr. 200 der Bremer Nach richten, er sei der uneheliche Sohn einer jüdischen Schauspielerin." Jawohl, die deutschoölkische Litera- turgeschichte geht d« Dingen auf d« Grund. Mit den Jüngst« hat Bartel» viel Scherereien und Aerger. E« läßt sich über ihr« Taufschein und ihre Haarfarbe nur schwer etwa» Sichere» feststellen. Wie soll man da Literaturgeschichte schreiben? Man ist darauf angewies«, sie samt und sonder» nach Galizien zu versetzen. »Werner Schendell, der auch wieder keinen Geburtsort angibt (man denkt dabei immer an Galizien), schrieb..." Dabei erlauben sich die jungen Leute allerlei ungebührliche Scherze, wie etwa Klabund, von dem es wörtlich heißt: »Die jüdisch« Großmutter, die er sich einmal zugelegt hatte, hat er dann wieder bestritten." Gewiß ist nur so viel: »Die Erdolchung der Front von hinten ist auch auf dem Gebiet der Literatur ohne Mühe nachzu weisen." E« gibt aber auch noch, Odin sei Dank, deutsche Dichter, die zweifello» au» der Uckermark stammen. Nicht zu vergessen ist, daß Wilhelm Platz im Weltkrieg ein Gedicht »O Hikolau», o Rikolau»" gab, »da« ganz Deutschland Vergnügen machte". (Und wie ist'» mit dem Dichter von »Zeder Schuß ein Ruß"?) Hingegen bekommt Nietzsche «in« Per- wei», weil er die Frankfurter Zeitung gelesen hat... Reihe von Jahren gepachtet. Max Reinhardt wird dieses neue Theater seinen anderen Bühn« anglie- dern und, wie seine Gesellschaft«, unter Leitung von Felix Hollaeuder fuhr« lass«. St» umstrittener Theaterdtrektor. Au» Dresden wird gedrahtet: Da» Präsidium der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger hatte den Antrag ge- stellt, dem Schauspieldirektor WM vom Neustädter Schauspielhaus weg« sittlicher, wirtschaftlicher und künstlerischer Unzuverlässigkeit die Genehmigung zu Schauspielunternehmung« im Neustadter Schauspiel haus zu entziehen. Wie die Abendblätter melden, hat di« Kreishauptmannfchaft dahin entschieden, daß dieser Antrag kostenpflichtig zurückgewiesen wird. Die sämtlichen Kost« de» Verfahren» fallen der Genossenschaft deutscher Bühnen, angehöriger zur Last. Diese bat gegen die Ent scheidung der Kreishauptmannschaft Berufung beim Ministerium de» Innern eingelegt. Händel-Opernftstspiele. Handel» Opern »Otto und Theophano", »Julin» Casar" und »Rod «linde", alle drei in der Einrichtung von Oskar Hag«, werden vom 4. bi» 14. Juli unter Hagens Leitung in Göttingen aufgeführt. »Der japanische Spengler." Im Auftrage eines japanischen Verleger» wird jetzt Spengler» »Unter- gang -es Abendlandes" in» Japanische übersetzt; zu nächst wird Band II erscheinen. Die sehr die Ge- danken Spengler», die nun auch bald i» fern« Osten Fuß fassen werden, all« Wissensgebiete umspannen, zeigen auch die 4000 Sttcheoorte und Nom« de» so- eben von Spengler angefertigt« und gesondert kauf- lich« Register« zu Band l in der endgültigen Fassung und zu Band II. Diese» Register wird erst den ganzen Reichtum de» Werke» de« Leser er schließen. 1- MtlULr Mtzdama«: «mmltele Mutte, D«w»eaer. Scvnxutt dm, Hopwoov mW V» «wen. — Donnen»««. 14. S«tt saynmo von .Aapfenftret vcvertem. Da« vielumstrttl«« 1 ter«, welche« »erpSItntft« t« ft» le»« schildert, ist fett vielen Word«. 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