Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-06
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ltttvocd, cke» 6. Juni Abermalige Erhöhung der Postgebühren Et» Fer»bri«f 400 Mark Der Postbeirat beschäftigte sich am Dienstag mit einer unerwartet hohen Verteuerung der Postgebühren, die am 1. Juli in Kraft treten sollen. Der gewöhnliche Brief im Fernverkehr wird 400 Mark kosten, im Ortsverkehr 200 Mark, die Postkarte im Fernverkehr 200 Mark, im Ortsverkehr 100 Mark. Für Telegramme be trägt drc Wortgebühr 200 Mark, die Grund- gcdiihr 500 Mark. Im Telephonverkehr beträgt die Erhöhung das siebenfache insofern, als e'n Ortsgespräch künftighin 210 Mark kosten wird. Mit der Annahme dieser sehr starken Erhöhung durch den Postbeirat ist bestimmt zu rechnen, da sie nach einem Dollarstand von 22 000 berechnet ist. Markt-Standgerichte in Dresden Die Dresdner Marktstandgerichte, ähnlich organi- fiert wie die Marktstandgerichte in Berlin, sind seit Montag in Tätigkeit. Es sind Gerichtskommissionen gebildet, die aus einem Amtsrichter, einem Rechtsrat und einem Staatsanwalt bestehen. Diese Kom- Missionen nehmen Montags und Dienstags ihr Ge- richtsstandquartier im Schlachtviehhof, Donnerstag» und Freitags in der Hauptmarkthalle und Mittwcchs und Sonnabends in der Markthalle am Antonsplatze rin. In Wucherfällen tritt die Gerichrskommtssion sofort an Ort und Stelle in Untersuchung und Beweisaufnahme ein und verhandelt. Auch Sach verständige sind anwesend. Gibt ein Fall zur Ver urteilung Anlaß, wird sofortiger Strafbefehl er lassen. Wird an einer anderen Stelle das Gericht verlangt, so wird das Standgericht dorthin gerufen. Au» dem Leipziger Tageblatt. Der bisherige Chef redakteur des Leipziger Tageblatts, Herr Dr. Kurt Schmidt, ist Syndikus des Verlags des Leipziger Tageblatts, der Leipziger Verlagsdruckerei GmbH., geworden und bleibt dabei der Redaktion als stän- diger politischer Mitarbeiter behalten. Die Chef- redaktion des Leipziger Tageblajts hat Herr Louis Goldstein übernommen, der nach langjähriger Tätigkeit im Redaktionsverband der Frankfurter Zeitung ins Leipziger Tageblatt eingetreten ist. Chinesenpredigt in Berlin. Der Führer der ^^christlichen Kirche in China, Dr. Tsching-Tscheng-Ii, -'-er das Land der aufgehenden Sonne bei dem «n Oxford demnächst stattfindenden internationalen Missionskongreß vertreten wird, hat auf der Durch reise in Berlin eine Predigt in dec Dreifaltigkeit»- kirche abgchalten. Der Asiate erschien im schwarzen Talar der abendländischen Prediger, bebrillt und mit spärlichem Kopfhaar wie di« meisten Chinesen. Er predigte in englischer Sprache, aber unpathetisch und mit sachlicher Eindringlichkeit. Für die Männer und Frauen de» Mittelstandes, die außer wenigen Landsleuten Dr Tschings im gedämpften Licht des Kirchenschiff» saßen, übersetzte ein deutscher Missio nar die Worte. Dr. Tsching sprach im großen ganzen von den Segnungen europäischer Missionsardeit in China. Selbstmord eine» amerikanischen Politikers. Aus Washington wird telegravhiert: Einer der vertraute sten Freunde Hardings, Henry Williams Smith, hat Selbstmord begangen. Er war von Harding mehr fach mit vertraulichen Missionen betraut worden. k,e!pr!ger l'sgedlütt urrä HsnrlelsrestuoF Oer zweite Tag -er Leipziger Kundgebungen Die am Montag gelegentlich der Erwerbslosen- Demonstrationen ausgcfllyrten Exzesse haben unter der Leipziger Bevölkerung große Beunruhigung hervorgerufen. Namentlich in der Geschäftswelt wurde befürchtet, daß durch aufreizende Reden un verantwortlicher Leute schließlich auch Plünderungen vorgenommen werden sollten. So sah man denn am Dienstag einen Teil der Läden der Innenstadt geschloffen. Zahlreiche Firmen hatten die Jalousien Heruntergelaffen. Die Wachposten an den Haupt plätzen und Straßenkreuzungen der inneren Stadt waren verstärkt worden. Die Markthalle hatte gleichfalls ein starkes Schutzmannsausgedot zur Sicherheit erhalten. Aber die Befürchtungen der Einwohnerschaft und der Behörden trafen glücklicherweise nicht «in. Zwar setzten bereits in den frühen Vormittagsstunden Demonstrationen ein, zwar sah man diesmal eine weit größere Anzahl jüngerer Clemente unter den Demonstranten, — doch kam es pirgends zu direkten Ausschreitungen. Ansammlungen unter dem Ab gesang der Internationale, unter Pfui- und Nieder rufen auf die Negierung, das Kapital und auf die Juden — das war alles und dabei blieb es. Ein-, zweimal sah es vielleicht so aus, als könnte jeden Augenblick eine Schlägerei einsetzen, eine Schau fensterscheibe einflicgen. Jedoch die Ordner des Demonstrationszuges — und das muß gesagt wer den — sorgten dafür, daß Provokateure ihr schäd liches Treiben nicht ausüben konnten. Um 10 Uhr waren es etwa sechs- bis achthundert Mann, die durch die Straßen der Stadt marschier ten. Zunächst zogen sie vor die einzelnen Arbeit»- loscnömter, so zur Mllnzgaffe und in die Stern wartenstraße. Dort im Sceburgviertel erhielt der Trupp durch Zuliiufer wesentliche Verstärkung. Er war nun bereits auf etwa zweitausend Mann an geschwollen. Am Nohplatz Die Menge bewegte sich durch das Torgebäude des Arbeitslosenamtes, gruppierte sich eine Weile im Hofe des Läuserkomplexes und ging dann dem Aris- gang Seeburgstraße zu, um in Richtung Roßplatz abzumarschieren. Da, wo die Straße sich kurz vor dem Nohplatz verengt, trat den Demonstranten die Polizei entgegen, um sie am Abzug zu hindern. In zwei Reihen stellten sich die Mann- schäften quer über das Straßenpflaster, in der Hand die Gummiknüppel. Die Demonstranten stutzten, wurden einen Augenblick kopfscheu und wichen ein Stück zurück. Dann aber sammelten sie sich wieder und pflanzten sich der Polizistenkette gegenüber auf, ständig fordernd, die „Sipo solle «drücken!" So verhielten sich beide Teile etwa eine Stunde zwischen den Häusermauern des Seeburgviertels. Ab und zu gingen die Schutzwehrcn dazu über, Straßen und Roßplatz zu säubern. Schließlich gaben sie doch der Forderung der Demonstranten nach und zogen ab. In einem Lastautomobil fuhren sie davon. Danach bewegte sich die Erwerbslosenmengc gleich falls weiter, hinunter nach dem Augustusplatz. Don da ging es durch die Drimmaische Straße, Reichs straße zum Brühl. Dort anqelangt, stießen die Arbeitslosen wieder auf einen Polizeikordon, der den Brühl von der Ecke der Reichsstraße bis zum Ge bäude der Adca abgesperrt hielt. So bog der Zug nach links ab, marschierte bis zum Fleischerplatz, um sich nun durch die Hain- und Petersstraße dem Dolkshause zuzuwenden. Als er nm Königsplatz eintras, war er bereits auf rund 500 Leute zr» sammengeschrumvst. Die Mehrzahl der Ilmzügler hatte sich inzwischen in den Seitenstraßen zerstreut oder war schon auf d"m Roß- und Augustusplatz zurückgeblieben, in dcc- Erwartung, daß dort wieder Ansammlungen stattfinden würden. vor dem Volkshaus Etwa 200 bis 300, meist sehr t«aenv- liche Leute, hatten sich aus den verschie ¬ denen AnsaMmlunaen am Mittaa losge löst und Logen gegen ^2 Uhr vor das BolkshauS. Die Wut dieser Demon stranten richtete sich besonders gegen einen Gewerkschastssekretör, dem die Schuld zu geschoben wird, Vaft der Saal des BolkshauseS nicht den Arbeitslosen zur Verfügung gestellt worden ist. Ehe aber die Leute in das Gebäude eindringen konnten, war Polizei zum Schuhe des BolkshauseS erschienen. Fünf Ehklonetten hatten etwa 25 Mann herangebracht, denen rund 35 Polizisten-« Pferde folgte«. Än breiter Front, die berittenen Schutzleute zumeist auf den Trottoirs, wurde die Strafte vor dem Bolkshause ge säubert und die Menge zerstreut. Die Polizei ging dabei übrigens sehr ruhig vor, und harmlose Passanten wurden kaum davon berührt. Auch der Ttraften- bahnverkehr war nicht unterbrochen. Rach der Säuberung rückte die Polizei sofort wieder ab. DaS Tor des BolkshauseS war während dieser Vorgänge nicht geschlossen worden. Bald nach dem Abzüge der Schutzmann- lhoft sammelte sich aufs neue ein kleiner Haufen radauluftiger Jugend, die im offenen Hausflur des BolkshauseS skanda- lierte und den erwähnten Gewerksänrfts- selretär „raus haben" wollte. Beschwich tigungsversuche verschiedener besonnener Leute halfen nichts, so daft die Polizei wieder herangerufen wurde. Beim Er scheinen der Polizei räumten die randa lierenden Leute schleunigst das Feld, so daft sich ein Eingreifen erübrigte. Rach Abzug der Polizei sammelte sich ein Trupp von ungefähr 200 Personen von neuem und zog in der Richtung Seeburgstrafte ab. Die hiervon verständigte Polizei war rechtzeitig zur Stelle, und es gelang ihr wieder, die Menge ohne besondere An wendung von Gewaltmaftnahmn ausein- anderzntreiben. Kaum war dies gelungen, fanden aber wieder Ansammlungen von Demonstranten um den Augustusplatz statt, die in die innere Stadt ziehen wollte«. Berittene säubern den Auguftus-Platz Degen 3 Uhr wurden die Ansammlungen auf dem Augustusplatz, der schon während des ganzen Vor mittags von debattierenden Gruppen umstanden war, stärker. Es schien, als ob es vor den großen Fahnenmasten zu einer Versammlung kommen sollte. Als von der Rikolaistraße ein -Aufgebot Schupo erschien, zog ein Trupp Erwerbsloser ge schloffen nach dem Osten. Die übrigen, wie immer, durch neugierige Paffanten in ihrer Zahl verdoppelt, setzten sich an den Straßenecken fest, wurden aber durch berittene Sicherheitspolizei energisch zerstreut — um an einer anderen Ecke wiederum Posto zu fasten. Einige Frauen kreischten den Poli- Hochstapler Nrull Ium Thomas Manns Geburtstag am 6. Juni. Von vr. krleN Das 47. Lebensjahr Thomas Manns war an Neu erscheinungen rein künstlerischer Arbeiten des Dich ter» nicht ergiebig. „Zufallserzeugniffe", geschrieben, um sich „in dem laufenden Hauptgeschäft, besten man müde war", zu unterbrechen, liegen einige vor; als wesentlichstes die Rede „Don Deutscher Republik" bei Gelegenheit von Gerh. Hauptmanns Geburtstag, jenes vielumstrittene Dokument eines großen Geistes, der bei aller inneren Skepsis gegen die Möglichkeiten einer jeden Staatssorm, heiße sie wie sie wolle, dem realen Geschehen die beste Seite abzugewinnen sucht und in der Ermahnung zu positiver, freudig-bejahen der Mitarbeit am Staat eher die Aufgabe de» Dich ter» fleht al» in kalt-gehässigem Beiseitestehen oder gar in sinnlosem Schüren politischer Gegensätze. Auf dem Urgebiete des Dichter» aber, seiner schön sten und eigentlichsten Region, von der ihn die Ge schäfte de» Tage« —„Versuchungen", wie er sie im Vor wort zu „Rede und Antwort' nennt — nicht allzu- weit entfernen mögen, waren die letzten Jahre nicht reich an Geschenken. Seit „Herr und Hund" (1919) haben wir keine Dichtung de» großen Prosaisten er- halten. Dagegen liegen zwei Luxusdrucke, sür einen engeren Kreis bestimmt, vor: „WLlsunger.blut" (1S21) und nun „Bekenntnisse des Hochstapler» Felix Krull, Buch der Kindheit". Der Roman, denn «in solcher ist e» oder soll e» Dvch nach seiner Vollendung sein, ist bereit« 1910 be gonnen, wurde dann zurückgestellt, und hier und dort veröffentlichte Fragmente bewirkten, daß man seit langem mit Spannung auf das Erscheinen des „son- derbaren Unternehmen»" harrte. Da» „Buch der Kindheit" soll erst ein Anfang sein, die Wetterführung der Arbeit ist un» versprochen. Es sind Erinnerungen, Geständnisse «ine» in der Welt umhergetriebenen, nun gealterten Manne», «in«» Menschen, d«r, halb Künstler, halb Verbrecher, alle Gelüste diese» Daseins durchkostet, langjährige Freiheitsstrafen verbüßt hat, den da« Leben schließ lich mürbe und müde gemacht, imd der nun in völ liger Muß« und Zurückgezogenheit de« geduldig«- Papier di« Geschichte seiner fragwürdigen Existenz anoertraut. Ein seltsame« Leben, zunächst vielmehr nur di« HÄndcWMw Pte<t« Heben» xollen Vor um» auf. Vst sehen das Kind als Sohn des betrügerischen Sekt fabrikanten Krull im geschmacklosen, mit Nippe», Mu- schein und Spiegelkästchen überladenen Herrensitz auf der lieblichen Rheinhöhe seine ersten phantastischen Spiele spielen. Wir sehen den Vater, die Mutter, den Paten Schimmelpreester, die dicke Schwester Olympia, „die später nicht ohne Beifall die Operet- tenbllhne beschritt", vor uns auflcben. Vater Krull unterhält eine Liebschaft mit dem Kinderfräulein des Knaben. Mutter und Tochter Krull treiben nicht minder seltsame Dinge miteinander, im Hause geht es hoch zu; Delage finden statt, wo der gepantsche Sekt in Strömen fließt, wo Feuerwerk, Tanz und Pfänder spiele die ausgelassene Gesellschaft vergnügen. In dieser morbiden Umgebung wächst der Knabe heran. Als kleiner Bub schon fungiert Felix bei der Kur kapelle in Bad Langensalza als „Wunderkind", ein Schwindel, den niemand entdeckt, und der dem Kna ben die begeisterte Verehrung der betrogenen Bade gäste eintrügt. Beim Maler Schimmelpreester steht der gutgewachsene Jüngling in den buntesten Ko stümen aller Zeiten Modell. Den 14jährigen nimmt der Vater mit hinter die Bühne und offenbart ihm so zum erstenmal Schein und Wirklichkeit, ein für den späteren Hochstapler entscheidender Eindruck. „Spiele risch" beginnt er als Schüler die Unterschrift seines Vaters zu fälschen, im Täuschen des Arzte» bekommt der „schulkrankc" Junge durch eiserne Willenskraft eine nie versagende Sicherheit. ISjährig läßt er sich mit dem Zimmermädchen Geneveva ein. Schließlich bricht die betrügerische Firma des Vaters zusammen, alles kommt unter den Hammer, die Welt sagt sich von den Krulls los, Pater Krull zieht sich in e n besseres Jenseits zurück. Vor Felix aber, der die Schule verlassen, liegt das Leben. — Hier bricht da» Buch ab. Die weiteren Schicksale des Hochstapler» Krull können wir vorläufig nur ahnen. Man fleht, in dem ganzen Buch steht noch nicht» von den Taten des Hochstapler». Nur d-n Untergrund, die Motivierung für alles Spätere, legt das „Buch der Kindheit". Und doch sind diese Blätter schon et wa» durchaus Fertiges und Abgeschlossenes und von einer unerhörten, tief packenden Gewalt. Dieser alle, müde Krull, der in der „sanbseerr und gefälligen Handschrift", die ihm eigen ist, alle Schandtaten seine» Derbrecherleben» ohne «ine Spur von Neu« kühl und überlegen, milde verzeihend, weise ver stehend aufzuschreiben sich anschickt — diese Gestalt ist un» durchaus lieb und snmvathisch, nnd keine spür von Verachtung «diu- Hotz» Will sich st» »n» Leipziger Knust und Kuustgewerb« hat A. Windisch zu einer hübschen kleinen Kollektion zusammengestellt, di, bis zum 7. Juni im Gcsellschaftssaal des Hot-ls Deutsche» Laus (Königsplatz) zu sehen.ist. D-a Mittelpunkt bildet ein große» Temperabild von Prof. Fritz Nentsch: Weiblicher Akt am Sofa, das fich durch eine schöne Leuchtkraft des Kolorits auszeichnet. Andere Arbeiten des Künstlers sowie seiner Schuler, Stilleben von E. Nüßler und Trude Gödel, Land schaften von Weidenbörner, gruppieren sich darum. Besonder» reich sind die jüngeren Graphiker ver treten: A. Frank, Friedrich Görlitz, Gravenhorst, Schulten, Lisa Engelke zeigen Arbeiten bekannter Qualität. Dazu kommen Scherenschnitte von Eis- baren, flotte Aquarelle und Schwarzweißbliitter von Preller und, al» da» Interessanteste, eine Sammlung aquarellierter Landschaften und Architekturstücke von Köhler (München), der in der eigentümlichen Kraft he» Raumausschnitt» und der gedämpften Farben- stlruumng »» stütz« Blatter Feiniager» eriunert. Da« regen. Denn was er auch tat in seinem langen Le ben, und wie es auch die „bürgerliche Gerichtsbar keit" bezeichnen mochte, alles ist bedingt, verständli h und darum verzeihlich, es ist die Tat eines Verein zelten, „meine Tat, nicht die von Krethi und Plethi", wie er sagt. Krulls Taten scheinen bedingt zu sein durch eine gewisse Hemmungslosigkeit der Phantasie, durch eine künstlerische Sehnsucht, Leben und Traum zu identifizieren, sich über den grauen Alltag in schimmernde Gefilde glanzvoller aristokra- tischer Lebensführung zu erheben. Krull ist eine Künstlernatur, die sich das Leben nach eigenem Wil- len geformt hat, nichtachtcnd der Welt und ihrer „bürgerlichen" Begriffe, grenzenlos ausschweifend, Vorstellung und Sein wild vermengend. Und der alte Zuchthäusler sicht noch mit den gleichen schuldig, unschuldigen Augen auf das Treiben der Welt wie das eben erwachende Kind. Das Wort Künstler fiel. Die Behauptung von der Fragwürdigkeit alles Künstlertumes, ssiner nahen Verwandtschaft mit dem „Abgrund" ist uns nichts Neues bei Thomas Mann. Aber noch nie, auch nicht im „Tod in Venedig", wurde dies Problem so in den Mittelpunkt gestellt wie hier. Gleich dem Verbrecher muß der Künstler, der Dichter im besonderen, da- heimsein in allen Abgründen des Lebens. Kein Ge danke. keine Begierde, kein Laster, kein Verbrechen darf ihm nnbkannt sein, — wie könnte er sonst wa gen, da» Menschliche zu gestalten? Nr. 132 Sette 3 zisten entgegen, weil sie sich zu einem etwas schnelle ren Tempo entschließen mußten. Allerorts war man nervös geworden. Die Geschäftsinhaber nahmen die Schaukästen herein und ängstliche Anwohner des Augustusplatz«» ließen die Jalousien herunter. Gegen -44 Uhr war der Augustusplatz frei, die be rittene Schutzwannschaft sammelte sich und zog gegen den Roßplatz, von dem her sich die aufgeregte Menge drängte * Die Höhe ver Errverbslosenunterftützung Vom 14. Mai ab gelten für Leipzig (Ortsklasse /V) stlgende Sätze: Männer über 21 Jahre mit eigenem Haushalt 3200 ohne eigenen Haushalt 2800 „ unter 21 Jahren 1950 , weibliche Personen über 21 Jahre mit eigenem Haushalt 2800 „ ohne eigenen Haushalt 2350 „ unter 21 Jahren 1750 „ Zuschuß für Ehegatten 1150 „ Zuschuß für Kinder und sonstige unter- haltungsberechtigte Angehörige 950 „ Der Hüchstbetrng einschließlich der Zuschläge für unterhaltsberechtigte Angehörige beträgt das Drei fache des in Frage konrmenden Unterstützungssatzes. Die Kurzarbeiterunterstützung berechnet sich gleichfalls nach den neuen Sätzen. Der Kurzarbeiter erhält die Differenz zwischen dem Anderthalbfachen der obigen Sätze und der Hülste seines Arbeits verdienstes. es Verbot einer Sonderzuweisung der Gemeinden an Erwerbslose. Das Arbeitsministerium macht in einem Erlaß vom 25. Mai darauf aufmerksam, daß die allgemeine Gewährung von Sonderbeibilken der Gemeinden an Erwerbslose unzulässig ist und einen Verstoß gegen die Reichsverordnung über Erwerbs lose darstellt. Mehrfach ist von Erwerbslosen an Ge meinden das Ersuchen gestellt worden, ihnen neben den vom Reich festgesetzten Höcb^^hcm noch Sonder beihilfen durch Geld oder Eachleistunaen zu gewäh ren. Gemeinden, die den ErwerbslDhn allgemeine Sonderunterstützungen gewähren, setzen sich der Ge- fahr aus, daß ihnen die Reichs- und Staatsbeihilfen künftighin entzogen werden. Berlin ohne Untergrundbahn Mittags 1 Uhr haben die Arbeiter des Kraftwerkes der Hoch- nnd Untergrundbahn gesellschaft und die Arbeiter der Werkstätten die Arbeit plötzlich niedergelegt und den Strom ab gestellt. Der Verkehr auf der gesamten Untergrund- und Hochbahn ruht zurzeit. Der Streik kommt ganz »unvermutet. Während der Verhandlungen zwischen den Arbeitnehmern und den Arbeitgebern sind plötz lich die Vertreter der Arbeitnehmer, besonders die wenigen radikalen Elemente, aus der Versammlung gegangen und haben die StreikanweijriOg an die Arbeiter der Werkstätten und Kraftstationen über mittelt, die sofort die Arbeit niedergelegt haben. Das Personal der Züge, das zum größten ,;Tkil arbeitswillig war, ist außerstande, ohne Strom,! den «kor Zerren /är d/. 750 in alte» Utia/en, ^1-sn- turen «nck >1nna-me»tellen cke« !7a-e- ö/atte» lier .Veuer» »orrre in cker Tkaupk^eeräü/keetelle. ^o^NAni»§a»«e L Kuustzcwcrbe repräsentiert Hanna Heinitz mit ge schmackvollen Stickereien, Kiffen und Strickarbeiten. Der Ausstellung, deren Eintrittsgelder der Rhern- und Ruhrhilfe zufließen, ist reger Besuch zu wünschen. M. U. „Da» Deutsche Buch" in Moskau. Wie der Aus- schuß des Börsenvereins „Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel" mitteilt, sind die Ver handlungen bezüglich der deutschen Buch ausstellung in Moskau mit der ruffi» scheu Vertretung in Berlin zum Abschluß ge bracht worden. Wenn unvorhergesehene Hindernisse nicht eintreten, dürfte die Ausstellung Mitte Juli er öffnet werden können. Fünf große Säle im Histori schen Museum, nahe dem Kreml, sind zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt. Die Auswahl der Bücher, die in Moskau gezeigt werden sollen, wurde von einer Sachverständigenkommission aus deutschen und russi schen Gelehrten getroffen. Die Ausstellung wird in erster Linie geisteswissenschaftliche und technische Lite ratur umfassen, dazu Musikalien, Musikbücher und Kunstblätter. Eine kleine Abteilung: „Das schöne deutsche Buch" ist vorgesehen und dürfte ebenfalls zustande kommen. Die „Dereiuiguug künstlerischer Bühnenvorstände" hielt in Berlin ihre 12. Hauptversammlung ab und wählte folgenden Vorstand: Prof. ch. Gregori, 1. Vor sitzender; Igoldberg, 2. Vorsitzender; Dr. Knudsen, Schriftführer und Schriftleiter der „Scene"; Kapell meister Kurt Soldau, Schatzmeister; Dr. Sartori- Rruküann, Archivar; und ferner Dr. Lahn-Spener, Berth. Held, Dr. Kilian, Ernst Legel, Dr. O. Liebscher, Dr. G. Pauly, Rich. Weichert. Der „Arbeitsnachweis" für die Düse. Lleonora Düse, seit dem Tode der Sarah Bernhardt zweifellos die größte Tragödin der Welt, tritt vom 7. Juni an in London in einer Reihe von Matinees auf. Istr Manager Cochrann beschwert sich nun in einer Zu- schrist an Londoner Blätter, welche Schwierigkeiten er gehabt hat, um di« berühmte Italienerin glücklich nach London zu bringen. Obwohl sie einen in aller Form ausgestellten Paß von der englischen Gesandt schaft in Rom hatte, hielt man sie beim Betreten de» englischen Boden» längere Zeit an, und ihre Beglei terin durfte erst nach einem scharfen Kreuzverhör sie nach London begleiten. Als Kuriosum teilt er d«» weiteren mit, da» die Düse für ihr Auftreten eine Genehmigung de» englischen Arbeit»ministerium» haben mußte. Sie mußte also erst ihre Arheit nach- weifte bevor sie bt» Eiureiseeri« »bni, bekam « -
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)