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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230603
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- schlechte Aufnahmequalität
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-03
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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il," DK der w«- vor igen der »llrn de» mde ta- der «rn- .el- ing !olg- der be« V- enl- ung. t a g -big- nute reis« ab- des .teil, rsktz- zrit- dem »ge ne stln- :ken, auch !age La ¬ der ms- rbot und der mit n«n - ans . 'r^j-'U^P den die ttes ito inb :r, kr- kr- >i»- am die X«- en, de» ts- die fir« die kn yst ^o- der >erk rlk den die tnd al« «f- «r I«» i«t m, ie- m. et- ln «r 0- w: 'S" «» !«. ll- Nkt «a en nd m D> 8«ru»1»G, 6eo 2. /«Ht Kus Liuer unsolide« Seit Bon »I«» Da» Rennen Unter die Räder kommen: Diese Redensart ist überholt. Man sage: Unter die Krone kommen. Das bedeutet so ziemlich das gleiche und ist über dies zeitgemäß. Der Wettlauf mit der ö. K. ist zu Ende. DK Mark hat da» Rennen gemacht. Am Ziel angelangt, dreht sie sich erstaunt um; sie hat e» eigentlich selbst nicht für möglich ge halten, daß sie es schassen wird. Unter anderm liefen die polnische Mark und die österreichische Krone. Am SpekulationS-Lotaltsator stauen sich die Leute. Wer ans diesen „Steg" gesetzt hat, kann etnkassieren. ES war ein geradezu historischer Augenblick, als in dem Rennen die Mark gegen die Krone auf 80 stand. Kehrt die alte Zeit wieder? Das war doch schon einmal so: liebliche Erinnerung: Auf dem Bahnhof zu Bodenbach herrschte dkse freundliche Gleichung, und für 80 Pfennige oder 1 Krone bekam man ei« Wiener Schnitzel. Vorbei im Schnellzugstempo der Inflation. Schon hat die Mark die Krone um die berühmte Nasenlänge geschlagen. Wohin geht die Fahrt? Ich glaube, die Mark schießt übers Ziel. Herunter mit dem wahnwitzigen Jockei, der den armen Klepper zu Schanden hetzt! Ma» geht einkaufen Wappne dein Herz, werte Hausfrau. Fall nicht gleich um. Lerne zu zahlen, ohne zu klagen. Jede Besorgung ist eine schreckensvolle Unter nehmung, die in unbekanntes Land führt. Bon einer jeden solchen Expedition kehrt sie schreckens bleich mit neuer Hiobspost zurück. „Vier Bündchen Radieschen kosten . . . Was glaubst du, was sie für Besohlung verlangen?!?! ... Die Brötchen sind wieder gestiegen.... Man getraut sich schon gar nicht mehr, einen Laden zu betreten. . . Unsere yleischersfrau hat gesagt, sie will überhaupt kein Geld mehr nehmen, sondern nur Sachwerte oder Valuten!! . . Einen weißen Voile wollt' ich mir kaufen — ich habe für den Sommer nichts zum Anziehen — mir wurde es bei den Preisen schwarz vor den Augen. Als ich Waging, sagte die Verkäuferin: «sie, Fräulein (Fräulein sagte sie!!) nächstens kostet auch das Augucken Geld! - Zwei Stück Seife 15000 Ml!" Hier brach sie in einen Weinkramps aus und legte ihr hausfrauliches Amt und dann sich selber nieder. Ich ließ den Hausarzt rufen. Der brave, alte Mann ist noch das einzige, was man billig haben kann; dafür ist er auch geistiger Arbeiter. Der graue Lappen. Bevor die bunten billigen Wische, denen man den Massendruck ansieht, in Mtlliardenauslagen die Schnellpressen verließen, gab es (etwa zur Zeit des Dollarstands von 800- 2000) eine wunder schöne, solid aussehcnde Serie von grauen 1000- Mark-Scheineu aus feinem gerippten Papier, das sich prachtvoll anfühlte. Zwei mächtige respekt gebietende Wappenmänner waren darauf, und man hatte noch die Empfindung (die man bei den heutigen Scheinen nicht mehr hat): das ist Geld. Mit dieser Note wollte ich gestern ein Kragen knöpfchen bezahlen. Die Verkäuferin drehte den grauen Schein hin und her, hielt ihn gegen das Licht und sagte: „Den nehm' ich nicht, geben Sie mir lieber einen andern, einen von den neuen." Schicksal eines einst so begehrten „grauen Lappens"; grausame Entthronung! Nicht einmal wert genug, ein Kragenknöpfchen zu erstehen. Allein das ausgezeichnete Papier und der noch vorzüglichere Druck sind mehr wert als tausend Mark. Braver grauer Lappen: Du kommst unter Glas und Rahmen; und darunter schreibe ich: AuS einer unsoliden Zeit. Vv. 1923. Schulden machen! „Wovon leben Sie eigentlich?" — „Vom Schuldenmachen." Das war ehedem Paradox. Jetzt bestätigt es dk Zeit. Früher führte Schulden machen zum Ruin. Heute kann man sich durch Schulden gesund machen. Man leiht sich einige Di« alten Briefe Don Kulanter Obgleich durchaus davon überzeugt, daß das, was er erlebte, köstlich war, und sehr darauf bedacht, der Köstlichkeiten keine zu vergessen, verschmähte es Hyazinth, Tagebuch zu führen. Vielleicht, weil er iin Tagebuchschreiben am deutlichsten die Lüge er kannt hatte, die bei Niederschrift von Erlebnissen entsteht. Aber da er aus guter Erziehung und Tra dition die Frauen für das Köstlichste in seinem Leben hielt, hob er alle Liebesbriefe auf, damit sie in späten Tagen einmal Spiegel seines Daseins seien. Hyazinth, in das Alter gekommen, wo man sich mangelnder Aktivität wegen zu erinnern beginnt, eitel und im Begriff, alt zu werden, ließ an regne rischen Herbstabenden, die dunkel sein altes Haus umstanden. Gestalten und Begebenheiten an seinem Geiste vorüberziehen. Da entsann er sich auch der Briefe und der Absicht, in der er sie aufbewahrt hatte, war erstaunt, daß die Zeit, da sie seinem Ge- dächtnis helfen sollten, schon da war, und entnahm diese vergilbt»« und abgelebten Dinge einer kleinen Truhe. Dust alt»n Papiers und penetrant ge- wordener Parfüm« stieg ihm entgegen. Cs ärgerte ihn, daß seine Hand zitterte, wie er aus dem un ordentlichen Stoße die ersten Blätter hervorzog. Dann las er: holde Abwehr, holderes Bitten, liebe- volle Beschwörungen, glühende Ketten von Kose- warten. . . . Und aus dem Gelesenen rekonstruierte sich sein Geist die Schreiberinnen: blond, fihr blond. Deutlicher: eine Russin, das Eteppenpferdchen hatte man sie getauft. Lasten wir au» de» Hyazinths Briefen auch eine Schauspielerin erstehen! Denn ^dieser Fall ist immer sehr lehrreich. Hyazinth hatte bei ihr nie ganz gewußt, wie groß ihr Bühnrntalent war und wie groß ihre Menschlichkeit, bi» er dann, zu spät, erkannte, daß alles, was sie ihm gegenüber, angewandt hatte, Menschlichkeit ge«esen »ar. Al» er sie verließ, öffnete sie sich hie Pulsadern. Welche» Verfahren sie au» dem nicht rndenmollenhen Roman „Ouo vadis" von Sienkiewicz hatte; und der Autor vermag hier nur mit Mühe einen moralischen Trak tat über den verderblichen Einfluß schlechter Lektüre zu urtterlaGe». LaAea wir indes Hyazinth noch hunderttausend Mark, legt sie gut an, läßt das Kapital gründlich von der Entwertungsmaschtne bearbeiten und gibt dann dem verdutzten Gläubiger sein zu Nichts verschrumpftes Kapi tälchen wieder. Leider werden die Dummen, die etwa» leihen, immer seltener. Wa» ist eine Million? Auf dem VasstonSweg unserer Währung stehen Marterln; bet jeder Wegbtegung nach unten eines. Drauf ist zu lesen: „Was sind tausend Mark?" Und bet der nächsten Kurve: „Was sind Zehn tausend?" Und dayn: „Was sind hundert tausend?" Und jetzt: „Was ist eine Million?" Vor den Märteln stehen die armen Beter. Augenblicklich beten sie: Unsere monatliche Million gib uns heute. . . Konkret gesprochen: Was ist eine Million? Dafür bekommt man heute ungefähr 600 Pfund Zucker oder fünf Paar Schuhe. Einst bekam man für 100 Mark etwa 450 Pfund Zucker oder acht Paar Schuhe. Man stelle sich das graphisch vor: Die Häufchen Zucker und Schuhe hüben und drüben. Das ist die Antwort auf die Frage: 1 Million Mark ist etwas mehr oder etwas weniger als hundert Mark. Es ist nämlich alles nur scheinbar. Eine Mark ist immer noch eine Mark. Man muß sie nur mit der entsprechenden Schlüsselzahl multi plizieren. Nichts ist konservativer als der innere Wert des Geldes. Es läßt sich nicht wie wir mit Nullen betrügen. Die alte Mark lebt noch; sie ist der inwendige reale Kern alles Tausches. Sie ist sich ihre» Wertes wohl bewußt. Wir haben ihn nur über die vielen trügerischen Nullen vergessen. Eisenbahnunglück in Berlin Berlin, S. Juni. (Eia. Tel.) Ein schweres Eisenbahnunglück ereignete sich heute früh auf dem LehrterBahnhaf. Ein Leerzug, der rückwärts aus der Bahn hofshalle hinausgeleitet wurde, überfuhr infolge falscher Weichenstellnng einen Prellbock und suhr in das Zentral stellhaus hinein. Das Saus wurde vollständig umgew orfen und zer stört. Das Dach des Hauses stürzte auf einen Wagen des Zuges. Ein Hilfs- rangierfübrer wurde sofort getötet. Bier weitere Beamte wurden von den niederstürzenden Mauersteinen getroffen und verltzt. Mannschaften der Feuerwehr und meh rere Kolonnen des Rettungsamtes machten sich sofort an die Bergungsarbeiten und sorgten für die Beförderung der Ver letzten ins Krankenhaus. Die Reichsbahndirektion rechnet damit, datz der Lehrter Bahnhof bis zum Nach mittag wieder freigeqeben werden kann. Berliner tontra Spreewälder. Die hohen Preise im Spreewald haben in den letzten Tagen unter den Berliner Ausflügler« wiederholt Anlaß zu Streitig keiten Mit den Spreewaldwirten gegeben. So muß man für eine kurze Kahn-Waldtour 7500 bezahlen. Die berühmten Lübbenauer Gurken steigen in ihrem Preise, je mehr sie begehrt werden. So ist es vor gekommen, daß saure Gurken an Ausflügler zuerst mit 200 -/st verkauft wurden, wenige Minuten später aber schon 300 und 1000 das Stück kosteten. Auch das Vertrauen zu den Spreewaldgasthöfen scheint er- schlittert zu sein, denn bei starkem Andrang ist dort nicht einmal Kuchen oder einfaches Brot zum Kaffee zu haben. Selbst die Spreewälder befürchten daher eine Abkehr des Touristenstroms. Es machen sich Be strebungen geltend, die eine Klärung dieser für beide Teile unerquicklichen Angelegenheit herbeiführen wollen. Gerüsteinsturz. Beim Hallen-Neuban der Montania Maschinenfabrik A.-G. in Nordhausen brach eine Gerüstbohle durch. Drei Arbeiter stürzten aus 18 Meter Höhe ab und wurden schwer verletzt. einiges über eine'' Reihe von dunkelgrünen, mit weißer Tusche beschriebenen Briefbogen verweilen, die von Madrid, Sevilla, Paris unb Mailand da tiert sind und mit dem Namen Adrienne gezeichnet. Er nennt innig diesen Namen und sieht die Hallen der Grand Hotels, sieh! Palmen und südliche. Land schäften: sie war eine Abenteurerin, perfekt in fünf Sprachen, geistreich und amourös, sie' hatte brand rotes Haar, aber ein- unreine Stirn. Und nun kommt Hyazinth zu den Briefen seiner drei großen Passionen. Stellen wir an den Anfang das junge Mädchen. Hyazinth lernte das junge Mädchen kennen, da be suchte er noch das Gymnasium. Blaue Mondschein nächte in Franken waren es. Der Neckar rauschte. Die Iohanstisfeuer leuchteten von den Bergen. Sie lehrte ihn die große Traurigkeit, die das Herz nach erster Erfahrung unmidr'-st-'dlich befällt. Di- E"- innerung an ihr weißes Kleid und daran, wie sie es fallen ließ, ein Nachgeschmack der eigenen Unsicher heit, der frühen Ernüchterung, der schale Abglanz einstmals großer Gefühle — das war alles, was blieb. Das Hyazinth andere Passion war die große Dame. Sie kam voll Schicksal und Raffinesse, ele gant und unabwendbar. Er bewunderte sie maßlos, und aus der Eitelkeit solcher Bewunderung liebtd er sie. Aber sehr mit Haltung. So daß er einmal mit der Pistole für ihre Ehre elntreten mußte. Er erhielt einen Schuß in den linken Oberarm, in der Höhe, wo das Herz sgß. Waren diese Erlebnisse noch in jene Zeit seines Lebens gefallen, für die Friedrich Schlegel den Titel „Lehrjahre der Männlichkeit* erfand, so trat er an seine dritte Passion als der vollkommene Liebhaber heran. Sie wurde ihm die Summe der Frauen, und er blieb neun Jahre bei ihr. Das Ende führten Irrungen herbei, die niemand zu entwirren wußte. Hyc'ntb gina auf Reisen A'a er 'nrückkebrte. land er sich abgeseht, ohne daß ein anderer seine Nach- folg« angetreten hatte. Dkse» alles bedenkt Hyazinth, wie er die Briefe lkst. Spater ist er an das dynkl« Fenster getreten. Der Herbstregen fällt eintönig rauschend in die Nacht. E» ist ein großer Augenblick. Als Hyazinth zum anderen Male die alten Briefe hervornahm, war es viele Jahre später in einem ninh Volkswirtschaftlichen Gründ«« bevorzugt Roggen an, der in Mittel- u«d Norddeutschland noch vorherrscht. Der verfeinerte Geschmack de« Städters liebt allerdings da» seine, Weiße Weizengebäck, obschon e» teuer ist und durch dk neu« Teuerung weiteren Kreisen immer weniger zugänglich sein wird. Es wäre die« insofern von Vorteil, als die breite Masse wkder Geschmack a» dem wett billigeren Roggenbrot findet, falls der Preis er schwinglich gemacht wird. Es wäre durchaus angebracht, auf jene ake Sitte hinzuwetsen, die heute noch in Nieder sachsen und Oesterreich eingebürgert ist: den Ge nuß des Getreidebreies, der Grütze. In Schott land findet man gleichfalls die Grütze, Porridge genannt, bet arm und reich täglich auf dem Tische. Das ist ihr täglich Brot. Es ist billig, da das Ausgangsmaterial billig ist, und billiger als die feineren Mehle, deren Herstellungskosten wir bezahlen müssen. Es ist ein Irrweg, wenn wir uns immer mehr dem Feinbrotgenuß zu wenden. Es ist ein überflüssiger Luxus, Nach laufen einer Mode, die in steuerliche Schranken geführt werden könnte. Man bevorzuge vielmehr das grobe Roggenbrot, das durch seine Kleie einen anregenden Einfluß auf den Körper ausübt. Außerdem ist es wesentlich billiger als das Weiß brot und müßte noch billiger werden Die Verteuerung des Brotgetreides rüttelt letzten Endes auch an dem Gebäude der Kranken-' < ernährung. War es bisher schon schwer und in vielen Fällen unmöglich, eine vorgeschriebeve"-,: Krankendiät durchzuführen, so dürfte jetzt die^> diätetische Krankenküche zu schließen sein. Wer^ soll das noch zahlen? Gewisse Krankheiten, wie Gicht, Fettleibigkeit, Nierenkrankheiten, Magen darmkrankheiten verlangen strenge Diät. Vielerlei Arten von Mehlpräparaten kommen in Anwen dung. Es sei nur an die volkstümlichen Schleim suppen erinnert. Selbst auf das in vielen Kreisen beliebte Schwarzbrot dürfte verzichtet werden. Es wäre verhängnisvoll, wenn die Preisgestaltung der Getretdearten und des Brotes solche Einschränkungen verlangen sollte. Es wäre nicht einmal gut, wenn etwa das Brot durch Getreidebreie, wie sie in der guten alten Zeit des Altertums üblich waren, allgemein ersetzt würden, schon deshalb nicht, wett das harte Brot den Kiefer und die Zähne kräftigt Nur mit Besorgnis können y^r uns mit der Tatsache der neuen enormen Steigerung des Ge- treidepreise» abfinden. Einer fast vt«rfachen Verteuerung des Brotgetreide» steht auch nicht annähernd ein Ansteigen der Einnahmen gegen über. Muß nicht in der Folge eine bittere Not an die Tür der wirtschaftlich Schwachen klopfen? Sollen sie noch mehr darben, die Bedürftigen, Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen, die kleinen Rentner, die Kinderreichen? Man stößi die breite Masse wieder in eine Zwangsdiät zurück, die dem Hunger recht nahekommt, falls nicht erhöhte Einnahmen das tägliche Brot sichern, das als 50 Prozent der täglichen Nahrung die Ernährung symbolisiert. Die Er nährungskrise will der Valutakrise parallel gehen. Zwar wird die freie Getreidewirtschaft wieder eingeführt und dem tüchtigen Landwirt zur intensiven Bodenbearbeitung und Steigerung der Produktion freie Bahn gegeben, aber eine reiche Getreideernte im Herbst hilft nicht über die Gegenwart hinweg Wenn auch Reserven jetzt fehlen, muß eine Verbilligung erfolgen. Es bestehen Gefahren für die Volksernährung und die Gesundheit des Volkes Denn das Brot ist der wichtigste Ernährungsfaktor. Es führt dem Körper wichtige Nahrungsstoffe zu, Fett, Eiweiß, Stärke, Salze und sogenannte Ergän- zungsstofse zum Eiweiß, die Vitamine, die in der Rinde des Kornes ruhen. Es bildet eine reiche Kraftquelle.für den Menschen, dem es die Bau steine zur Regeneration der Muskeln, zur Neu bildung des Blutes und zur Aufrechterhaltung des Körpergewichts liefert; es ersetzt die Zellen nach Ablauf der Zellenfunktion durch seine Nah rungsstoffs. Entziehen wir aber das Eftveiß, so schwinden das Körpergewicht, die Körperwärme und Leistungsfähigkeit; der Körper wird unter ernährt und das Leben hört auf. Man hat festgestellt, daß der schwer arbeitende Mensch von 70 stg Gewicht etwa 600—700 g Brot täglich aufnehmen muß, an Eiweiß mengen etwa 100 g. Wenn man bedenkt, daß im Getreidekorn 10—12 Prozent Ei weiß (im Kleber und im Keimling) ent« halten sind und die Nahrung zu »/, aus Pflanz lichem und zu */» aus tierischem Eiweiß besteht, so kann man die Bedeutung ermessen, die dem Brote als Volksnahrungsmittel zukommt. Z. B. enthielt die kleine Friedensportion des früheren Militärs u. a. eine 39°/«, Brotportion mit 54°/, Wärmeeinheiten, sodaß also die Hälfte der Wärme einheiten, die der Körper pro Tag brauchte, vom Brote geliefert wurde. Nun braucht allerdings der weniger tätige Mann geringe Brotmengen etwa 100—250 g, während er die fehlende Menge durch andere Produkte des Getreidekorns er setzt. Der Verbrauch des Brotes ist natürlich noch vom Alter des einzelnen, der Größe usw. abhängig, in jedem Falle aber spielt das Brot eine sür die Volksernährung bedeutende Nolle, ist unentbehrlich und lebenswichtig. Es ist hierbei gleichgültig, welcher Brotart der Vorzug zu geben sei. Es sei nur erwähnt, daß das We izenbrot in bezug auf einen Nutz wert wertvoller ist, obschon es in frischem Zustande, da es dann noch lebende Hefe enthält, empfind lichen Leuten nicht zum Vorteil gereicht. Bis vor 2 Jahrhunderten war das Wetzenbrot breiten Schichten der Bevölkerung noch unbekannt, ver drängte aber bald das vorherrschende R o g g e n- b ro t. Trotzdem bauen wir heute aus land- und «/er dienen Leiprkgee Tro r» allen Filialen, -4-enta»-«» unck ^nnaümsstelkn cke» T'a-eö/attes nnck -V«««» Lerxerpe»- Merkur«- sowie in cker- Kanpt- Aescllä'/teokelle, ^o?!<rr»n»«Aa««e S. Ltms tägliche Brot Be-r<chm»g -er VolkkmShnmg — Bottechy-isrHche Bon ve. (Leipztg) Frühling. Er- hatte Briefbogen auf seinem Tische ausgebreitct und verglich die Handschriften. Den sanften wie den wilden, denen die ein sanguinisches Temperament ausdrückten, wie denen, die Melan cholie bedeuteten — er widmete allen die gleiche, nüchtern prüfende Teilnahme. Hin und wieder las er. Und verglich. Und dachte einmal: Wenn es zu Ende geht, dann kommen immer die Wendungen mit „Behalte lieb Deine . . ." oder „Vergiß nicht ganz Deine . . und dann kommen die großen Landschaftsschilderungen, die Beschreibungen blü hender Kirschbäume, zauberhafter Abendstimmungen am Tegernsee, aufteqender Sonnenaufgänge oder idyllische Städtebilder. Gestalt? Bewegung? Davon kam dem Hyazinth nichts in den Sinn, und wir wollen uns nicht verhehlen, daß unser Held ein Trottel ist. — Wie weit aber seine Trottelhaftigkeit geht, lie- bcr Leser, zeigt dieses: als Hyazinth die alten Briefe zum dritten Male aus der Truhe nahm, an einem Wintermorgen, da geschah es nur noch, um von den Briefumschlägen, die er gleichfalls aufgehoben hatte, die Marken zu lösen. Er schenkte sie am selben Nach mittage seinem zehnjährigen Neffen. -Später hat er die Briefe nicht wieder hervor- geholt. Erhöhung der Schlüsselzahl i« vuchhanoel. Mit Wirkung vom 4. Juni h. I. wurde die Schlüsselzahl de» Buchhandel« auf 4200 erhöht Studenteuaustaujch. Wir hören, daß bei den Studentenschaften sowohl in Ungarn als auch in Est. land und Lettland die Anmeldungen für den Stu dentenaustausch mit Deutschland in großer Zahl ein gelaufen sind. Dazu teilt uns das Auelandsamt der deutschen Studentenschaft — Eharlottenburg, Ber linerstr. 137 mit, daß die Anmeldefrist für deutsche Studenten am 1. Juni, für den Austausch mit Un garn am 15. Juni abläuft. Der Aufenthalt der Deutschen in Estland und ebenso in Lettland wird vom 8. August bis 19. September, der in Ungarn vom 4. August bis 14. September dauern. — Zn der Zeit vom 28. Mai bis 15. Juni unternimmt eine Gruppe von estnischen Studierenden unter Führung von 2 Professoren der Forstwissenschaft an der Uni versität Dorpat «in« Studienreise durch Deutschland, die sie von Berlin über Dresden, Leipzig,Mün chen, Wien, Leoben ins Rheinland und zurück über Hamburg und Berlin nach Stettin führen wird. DK Reise -ist vom Auslandsamt der Deutschen Studen tenschaft organisiert worden. Ei« ««glische» ResvrmgesLug«!«. Der Auf ruhr der Insassen des Brandenburger Zucht hauses zeigt, wie unzufrieden unsere Zuchthäusler mit der Gefängntsbehandlung sind. In England haben die Klagen dazu geführt, daß man nach einer genauen Untersuchung der Gefängnisver hältnisse zu einer Reform geschritten ist. Ein solches Reformgefängnis ist jetzt in Bedford ein gerichtet worden. ES besitzt 150 Zellen, die mit bequemen Waschgelegenhetten ausgestattet sind. Die Gefangenen tragen eine Kleidung, die der gewöhnlichen durchaus entspricht, und sind von den Sträflingskitteln befreit. Sie dürfen Photo graphien von Verwanden und Freunden an den Wänden der Zellen anbringen. Die Insassen dieses Reformgefängnisses treiben täglich ihren Sport und haben eine Anstaltsbibliothek zur Ver fügung, aus der sie unterhaltsame Lektüre be kommen. Dieses neue System soll allmählich auch auf die anderen englischen Gefängnisse ausgedehnt werden, indem man langsam die Kleidung durch bessere ersetzt und die Zellen mit Möbelm auS- stattet. Au» den Theaterbureaus. (Schauspielhaus.) Ja der ganzen Woche vom 4. bis 10. Juni gastiert noch einmal das Moskauer tcammeriheater. ss werden die Aufführungen von „Salome- „Girosle-Gi ros la" wiederholt. Am Sonnabend. 9. Juni, wird „Adrienne Lecouvreur" in der Bearbeitung des Kammertheaters »um ersten Male ln Leipzig gegeben. Regie: Tairoff. Mut»: Aelrandrosf. Liefe Ausführung wird am Sonntag, 1Ü. J«ni, wiederholt und ist sogleich die AbschtedSvvrsullung d«S Moskauer tdammerihcaterS. Freitag „RomeouNdJulia" von Shakespeare, zwei Szenen, „Der Schlei«, der Pterrette", Panto mime von Arthur Schnitzler, Musik von Tohnanv, S. Akt. Dann russische Komponisten: a) Tänze, h) Lieder. — (Städtische Bühnen.) Georg Kaiser, der zur Uraussührung seine« werte» „GtllcS und Jeanne" (Sonn abend, 2. Juni, im Alten Theater) kommen wollte, ist infolge einer Futzverletzung verhindert, zu reisen. Er wird einer der nächsten Aufführungen beiwohnen. — Dlc Oper bereitet zum Dienstag. 12. Juni. H. RStzelS .Meist«, Guido", komische Oper in S Akten, vor. Die musikalische Leitung -ar Alired Szeudrai, die szenische Maz Hoftnüüer.
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