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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230602
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-02
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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I^prlger?LgedI»tt NLväekrettuag 8«tte 2 Xr. L2N ver Kgrarantrag der Sozialdemokratie Don 0r. ovitma, M. d. R. Der von der sozialdemokratischen Reichstags fraktion eingcbrachte Antrag zur Agrarreform ist kein Gesetzesvorschlag, sondern ein Agrar programm, dessen gesetzgeberiscl;c Verwirklichung im einzelnen eine intensive Kommissionsberatung in einem Ausschuß des Reichstages zur Voraus- lehmig hätte. Da dieses Parlament aber im Mai 1924 seinem natürlichen Ende entgegensieht, dürfte die Zeit kaum vorhanden sein, um den An- trag in allen Einzelheiten durchzuarbciten; immerhin würden Einzelheiten des Antrages für eine rasche, gesetzgeberische Verwirklichung reif sein. Das in diesem Antrag niedergelegte Agrarprogramm bedeutet trotz zahlreicher Iln- klarheitcn und vieler unannehmbarer Bestim mungen einen gewaltigen Fortschritt gegenüber der bisherigen agrar-sozialistischen Tchcorie, die in der vermeintlichen Ucberlegenheit des landwirtschaftlichen Großvetricbes wurzelte. Wer hätte nach den jahrzehntelangen Deklamatio nen über die kulturfeindliche bäuerliche Betriebs form, die angeblich nur infolge der Ueberarbeit der Familienmitglieder widerstandsfähig er scheine, und nach dem marxistischen Rückfall, den nach Annahme des Neichssiedlungsgesetzes durch die Sozialdemokratie bei dec Durchführung dieses Gesetzes ein Teil der Partei erlitt, ein derartiges Programm erwarten dürfen, das sich für land wirtschaftliche Reu- und Anliegersicdlung aus- spricht, das fordert: Bäuerliche Neusiedlungen und alle entwicklungsfähigen kleinwirtschaftlichen Betriebe sind bis zur Mindcstgroße einer Acker nahrung zu gestalten. Das an einer andern Stelle sagt: Besonders ist den bäuerlichen Päch tern, die eine bestimmte Reihe von Jahren das Land bewirtschaftet haben, sichere Gewähr gegen Entziehung ges Landes zu schaffen. Das schlief;- lich an einer dritten Stelle dell genossenschaft lichen Zusammenschluß der Klein- und Mittel betriebe mit öffentlichen Mitteln fördern will? Kein Zweifel, daß auf der andern Seite auch noch viel sozialistische Theorie aus dem vorgclegten Programm blickt. Alles enteignete Land soll im Obereigentum des Staates bleiben, selbst kleiner Besitz soll nicht zu Eigentum, sondern nur in Pacht, Erbpacht oder nach Heimstättenrecht aus gegeben werden. Pom Standpunkt der Praxis erscheint an, bedenklichsten die Bestimmung, wo nach Gemeinden und Gemeindeverbände Teile ihres Gebietes zu Sicdlungsbezirken erklären können, und innerhalb dieser Bezirke ihnen ein schrankenloses Enteignungsrecht zusteht. Selbst kleinen Eigentürnern gegenüber soll nur der Schutz gewährt lverden, daß ihnen Grundstücke von gleicher Ertragsfähigkeit als Entschädigung ongedoten werden müssen. Hier liegt ohne Frage der wundeste Punkt des gesamten Agrar- Programms; denn die Gefahr ist doch ungeheuer, daß das Land in ungeeignete Hände komm:, daß sich Leute auf Gartenbau und Landwirtschaft werfen, -di^ von der Praxis nicht die geringste Ahnung haben, und nur Mindererträge erzielen würden. Die großagrarische Presse l;at naturgemäß an diese" Bestimmungen weniger Anstoß genommen. Ihre Kritik richtet sich besonders gegen zwei Be- stimmuna-", des sozialistischen Antrages, wonach Privat: utümer von mehr als 750 Hektar ("000 o.gcn) landwirtschaftlich oder 100 Hektar (400 ? . rrcns forstwirtschaftlich benutzten Bodens den i , .'.schießenden Teil an das Re»ch abzutreten htben. Die praktisch Bedeutung des ersten Punkte:-, verglichen mit den bereits bestehenden Mögb'chleiten des Reichssiedlungsg-.setzLL ist in dessen nickst sehr groß. Mährend dieses insgesamt die Möc'ichkeit der Enteignung von 2—0 Mil lionen Hektar gib^. würde die neue Bestimmung für das Deutsche Reich alten Umfanges bei den Besitzungen von über lOOO Hektar folgenden Ef fekt haben: Es waren vorhanden 060 Betriebe Ül>er looo H.sttor mit insgesamt 49Z000 Hektar; ihnen müßten verbleiben rund 270 000 Hektar; der Str.at erbi.Itc 200 000 Hektar. In gewisser Bczieh"ng n sirdc sogar eine Abschw ichung des Siedluagsgeietze-' in diesem Vorschläge- liegen, wenn jedem Lutifundicnbesitzcr die Erhaltung von 750 Hektar ( POO Morgens landw rtschastlichcr Fläche garantiert wäre, während er bei 'wlechter Miri'chstft nach dem heutigen Gesetz völlig ent eignet werden könnte. Dem soll aber wohl der zweite ^eil des Programms entgege..treten, der den Erlaß eines R e i ch s - B o d e n b e w i r t - schaftungsgesetzcs verlangt und gewisse Mindestforderungen für die landwirtschaftliche Bodenvenutzung vorschreibt. Wer sich weigert, diese Pflicht zu erfüllen, dem soll die Bewirt- schaftüng des Betriebes zeitweise oder dauernd entzogen werden, auch soll eine Enteignung ohne Rücksicht auf die Betriebsgröße zulässig sein. Auch dieser Teil des sozialistisck-en Pro gramms, der ohne Frage den richtigen Gedanken enthält, daß in der heutigen Zeit eine Vermach- Mässigung des Grund und.Bodens unter keinen Umständen geduldet werden kann, wird zu seiner oraktischen Verwirklichung nicht ohne eine aus- nihrliche und eingehende Beratung einer Agrar- tommiffion des Reichstages gelangen können. Sehr rasch dagegen dürfte die Frage der Verstaatlichung des großen priva- ten F o r st b e s i tz e s, der über 100 Hektar hinausgeht, im Paria»,ent erledigt werden können. Diesen Gedanken l)abe ich schon wieder holt in der Oeffcntlichkeit zum Ausdruck gebracht, und er ist deshalb von den Landbundorganen scharf angegriffen worden. Jetzt hat sich auch die Sozialdemokratie auf denselben Boden gestellt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß in Ver bindung mit de, Frage der Reparationen eine Erörterung dieses Vorschlages in aller- türzester Zeit das Parlcunent ernsthaft beschäf tigen wird. So entschieden eine staatliche Gin- - Mischung in die Betriebe von Landwirtschaft, Handel, Harrdwerk und Industrie abgelehnt wer- den muß, da die Privatwirtschaft ohne Frage nrodukttonsfürdernder ist als der Staatsbetrieb, so ist die gesamte Forstwissenschaft sich darüber einig, daß Forsten in der Regel an, besten staat- lich bewirtschaftet werden, und nur so die denkbar höchste Produktion erzielt wird. Dom allgemeinen Staatsintcresse aus muß deshalb gewünscht werden, daß gerade dieser Teil des sozialdemokratischen Antrages in aller Kürze dem Parlament zur Entscheidung unter- breitet wird. Hilfe den enteigneten Ausländsdeutschen! Aus den Kreisen der enteigneten und vertriebenen Kolonial- und Ausländsdeutschen wird uns ge schrieben: „Seit dem Ruhreinfall wird für die Flüchtlinge und Ausgcwiescnen von Nolks wegen gesorgt, und es werden Millionen gesammelt, um die Leiden zu mindern. Das deutsche Volk sollte sich aber auch an die Leiden der ausgcwiesenen und enteigneten Kolonial- und Ausländsdeutschen erinnern. Auch diesen Leuten ist alles, was in harter Lebensarbeit erworben wurde, genommen, viele stehen gänzlich mittellos da, nachdem sie nach der Enteignung mit wenig Geld und manchmal kaum mit genügend Kleidern für europäische Verhältnisse nach Deutsch land gesandt worden sind. Es fällt vielen, ja den meisten schwer, nach so langer Abwesenheit sich wieder in hiesige Verhältnisse zu schicken, „och schwerer, Arbeit zu bekommen oder sich eine neue Existenz zu schaffen, weil sie ohne Mittel und Verbindungen sind. Und wie verhielt sich das Deutsche Reich diesen Vertriebenen gegenüber? Nach dem Versailler Ver- trag hat Deutschland übernommen, diese Enteigneten zu entschädigen. Es wurden auch gleich die nötigen Aenstec mit einem recht großen Beamtenstab ins Leben gerufen; aber wie langsam arbeitete dieser Apparat, wo doch gerade schnelle Hilfe doppelte Hilfe war! Es wird angeblich ein Gesetz vorbereitet, nach dem » conto der Entwertung eine erhöhte Nachzahlung erfolgan soll. Nach den Erfahrungen, die wir bis jetzt gemacht haben, wird aber diese Erhöhung wieder so spät konimen, daß sie von wenig Nutzen ist, wenn sie überhaupt kommt. Eine große Ungerechtigkeit be- steht auch darin, daß für Wiederaufbau im Auslände mehr Entschädigung, und zwar das Doppelte, gezahlt wird; also bekommt ein Mann, der wieder in« Aus land geht, mehr als einer, der im Inlande bleibt. Nach Loge der Verhältnisse kommt diese Vergünstigung nur großen Firmen zugute, da nur diese im Ans- lande wieder aufbauen können.' Törichtes Gerede Berlin, 1. Juni. (Eig. Tel.) Wie alljährlich sind die einzelnen Reichswehrtruppen teile in diesen Tagen wieder zu Frühjahrsübnn- gen auf den Truppenübungsplätzen zusammengezo gen worden. Die Rote Fahne nimmt die Der- ladung von Teilen des Kavallerieregiments 13, des Infanterieregiments Nr. 16 und anderer, angeblich bayerischer Kontingente, nach dem Sennelaqcr zum Anlaß, unter der Ueberschrift „Reichswehr nach dem Westen" aus diesem selbstverständlichen, ge wohnheitsmäßigen Vorgang den Eindruck herzulei- ten, als ob irgendeine Verwendung des Militär» im Zusammenhänge mit den glücklich beiqelegten Unruhen im Ruhrgebiet beabsichtigt gewesen wäre. Ministerialrat Freund Aus Weimar wird uns geschrieben: Ministerial rat H u g o F r e u n d vom Thüringischen Ministerium des Innern tritt am 1. Juni in das Säch sische Staatsministerium in gleicher Stellung ein. In ihm verliert die thüringische Regie rung ein wertvolles Mitglied, für das ein Er satz nicht leicht zu finden sein wird. Der Ausschei- dende hat während anderthalb Jahren seine ganze Kraft dem Aufbau des jungen Staategebildcs ge widmet. Als Leiter der zweiten Direktorialabteilung im Innenministcrinm hatte er insbesondere großen Anteil an der Aufbauarbeit und der damit verbun denen Gesetzgebung, vor allem soweit sie sich auf da« Perwaltungsgebiet erstreckte. Außerdem hatte er auch die Leitung der politischen Abteilung dieses Ministerium« inne. Sein neuer, größerer Wirkungs kreis in Dresden wird ihm willkommene Gelegenheit bieten, seine schon hier erprobten, unbestreitbaren Fähigkeiten noch weiter zu entwickeln, und in noch weit größerem Maße al« bisher in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Mißglückter Vorstost -er thüringer Kommunisten Weimar, 1. Juni. (Lig. Tel.) Im thüringischen Landtag wurde gestern die Interpellation der kom munistischen Fraktion betreffend die proletari schen Selbstschutzorganisationen und die Zurückziehung der Landespolizci von Zella- Mehlis verhandelt. In der Aussprache zeigte sich die völlige Isolierung der Kommunisten. Der von ihnen gestellte Mißbilligungsantrag gegen den Innenminister wurde gegen die Stimmen der Kommunisten abgelehnt, nachdem sich die Rechtsparteien der Stimmenabgabe enthalten hatten. Notensen-ungen für Leipzig veschlagnahmt Mainz, 1. Juni. (Eig. Te l.) In Bingen . be - schlag»ahmten" die Franzosen bei der Schiffs- post Biebrich—Köln 223 Einschreibesendungen (Druck sachen, Notenrollen) für die Niederlande, Amerika, Schweiz und Spanien sowie 31 Priefbcutel mit Noten rollen für Leipzig und Kassel Für Rückgabe der nach Leipzig gerichteten Notenscndungcn verlangten die Franzosen für 1500 Kilogramm dieser Nollen 12000 Franken, d. h. über 48 Millionen Mark Ausfuhrabgabe. In Trier nahmen sie sechs Beutel mit Priefsendungen fort. Ausdehnung -es Kölner Streiks Köln, 1. Juni. (Eig. Tel.) Dem Streik der Eisenbahner haben sich heute morgen die Arbeiter sämtlicher städtischen Betriebe angeschlossen. Auch in den Ga»-, Wasser- und Elektrizitätswerken soll die Arbeit niedergelegt werden. Im Elektrizitätswerk werden die Notstaiidsarbcl.'-n vorlinckig noch aus- geführt. Ob d'k Gasversorgung noch morgen ans- recht erhalten werden kann, ist ungewiß. Vir Mittag war die Wasserversorgung noch intakt. Der Streik wird von den Gewerkschaften nicht gebilligt, und die Verwaltung sst entschlösse», den Kampf anfzunehmkn »und nicht nochzngeden. Lin faustisches Nulturwerk Aus Rio de Janeiro wird uns geschrieben: Der neue brasilianische Bundespräsident bemüht sich noch Kräften, Ordnung in den Staatshaushalt zu i bringen aber von einem wirtlichen Erfolg kann bis- ' her noch nicht die Rede sein, im Gegenteil: der Wechselkurs hat sich weiter verschlechtert, und die Klagen über die unregelmäßige Aus zahlung der Veomtengehälter wollen kein Ende nehmen. Dazu kommen noch die Klagen der Lieferanten und Kaufleute, die durch die Auf hebung früher abgeschlossener Verträge au« Sparsam- keitsrüctsichtcn geschädigt werden. Gerade den Vertrag aber, der der kostspieligste non allen ist, muß die Regierung durchführen: das Morro do Eastello-Projekt. Es handelt sich dabei um folgendes: In der Nähe des Hafens er- hebt sich dec Morro do Castello, ein Hügel, auf dem die Portugiesen vor Jahrhunderten ihre erste Nieder- lassung angelegt haben. Der Morro do Castello ist jetzt vollkommen bebaut. Er ist überzogen mit engen, winkligen Straßen und trägt auf seiner Spitze das > alte portugiesische Castell, das ihm seinen Namen ge geben hät. Während der Regicrungszeit de« Präsi denten Evitacio Pcssoa wurde beschlossen den Hügel — etwa 10 Mill. Kubikmeter Erde — abzutragen und die gewonnene Erbe ins Meer zu schütten, um auf diese Weise wertvolles Gelände zu gewinnen. Auch will man damit einen Stadtteil beseitigen, der infolge seines Alters und seiner ^»hygienischen Anlage ein H e r d von Epidemie^ ist, und ferner beabsichtigt man, dem hinter dem Morro do Castello liegenden Stadtzentrum eine unmittelbare Verbindung mit dem Meer zu geben und auf diese Weise eine bessere Ventilation der engen, von hohen Häusern eingefaßten Geschäfts straßen herbeizuführen. Die Ausführung des Planes wurde einer ameri kanischen Gesellschaft übertragen, die dem Berg mit echter Pankee-Energie zu Leibe ging. Sie verwandte die bei dem Bau des Panamakanals gemachten Er fahrungen. Auf der nach der Stadt zu gelegenen Seite des Berges arbeiten Tag und Nacht riesige Maschinen, die sich in Erdreich und Felsen einwühlen. Von der Leeseite her schleudern große Pumpen ge waltige Wc.ssermengen gegen die Bergwand und spülen Erde, Steine und Häuscrrcste nach dem Meer hinunter Auf diese Weise hat man dem Meer in einjähriger Arbeit einen großen Teil des Geländes abgewonnen, auf dem jetzt die Anlagen der Weltausstellung sich befinden, die abends in feenhaftem Glanz erstrahlen. Der damalige leitende Staatsmann mag wohl voraus- gesehen haben, daß seinem Nachfolger die Lust fehlen wird, diese« große Werk, wie so manches andere, zu Ende zu führen. Er soll deshalb der amerikanischen Gesellschaft bei Abschluß des Vertrages die ausdrück liche Bedingung gestellt haben, den Morro do Castello vor Ablauf seiner Amtszeit so weit zu zerstören, daß an ein Aufhören der Arbeit nicht .mehr gedacht werden kann. Wie der Augenschein zeigt, ist diese Bedingung gründlich erfüllt worden. Faschisten-Terror in Paris Paris, 1. Juni. (Eig. Tel.) Die Liga der Menschenrechte hatte zu gestern a*c»d eine Protest- Versammlung gegen die Methoden des Faschismus cinbcrufen. Unter den vorgesehenen Rednern be fanden sich auch zwei Abgeordnete, Marco San- gnier und Mentet, sowie der frühere Ab geordnete Staatssckrciär Violette. Als Sangnier vor seiner Wohnung in ein Auto steigen wollte, über fielen etwa 18 Camelots du roi den Wagen und schlugen mit Fäusten und Svazierstöcken auf den Abgeordneten ein. Sie gossen ihm flüssiges Pech über den Kopf und wollten ihm mit Ge- walt eine Flasche Rizinusöl einflößen. Sangnier konnte sich jedoch befreien und die Flasche zu Boden werfen. Mit einigen Hautabschürfungen und Quet schungen an Gesicht und Kopf fuhr Sangnier dann in die Versammlung. Moutet wurde in gleicher Weise vor seiner Wohnung überfallen und durch Stockschläge so verletzt, daß er im Hospital ver- blinden werden mußte. Mit blutendem Kopf und den Arm in der Binde kam er in die Konferenz. Einer seiner Angreifer wurde sestgcnommcn. Dem Ehepaar Violette ging es noch schlimmer. Man goß ihnen Tinte und Terpentinöl in die Augen, so daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußten und nicht in die Versammlung gehen konnten. Die Nachricht von diesen Ucberfällen und das Er scheinen der verletzten Redner rief in der Dcrsamm- lung g Erregung hervor. Nur mit Mühe gelang es, einen ^ug nach der Action Fran^aise, dem Organ der Camelot« du roi, zu verhindern. Vermutlich werden diese Vorgänge heute auf der Kammertribüne zur Sprache kommen. Ver Prozetz gegen die Lhina-Vank Palis. 1. Juni. Gestern nachmittag begann vor dem Sllafgericht der Prozeß gegen den ehemaligen Direktor der Bangue Industrielle de Chine und die ehemaligen Mitglieder des Anfsichtsrates der Bank wegen unrechtmäßiger Ausgabe von Aktien, aeschwidrigen Aktienhandel« und der Verteilung von fiktiven Dividenden. Unter den Mitgliedern de« Auf- sichtsratc» befindet sich der ehemalige Direktor im Quai d Orsay, Andre Dertyelot. ver veutschen»Schreck Parts, 1. Juni. (Eig. Tel.) Der Brüsseler Korrespondent des Matin meldet, die nationale Ge werkschaft der Eisenbahner in Brüssel Hobe be- schlossen, heute vormittag die Arbeit wieder aufzunehmen, um nicht in den Verdacht zu geraten, al« ob der Streik dur ch deutsche» Geld unterstützt wü.oe. Zur Erklärung dieses Beschlusses erzählt der Matin folgend« Geschichte: Vor zwei Tagen habe ein Beamter der Gewerk- schäft in der Brüsseler Filiale der Guarcmty Trust- Bank einen Echcck über 150 000 Franken vorgelegt, der von der Reichsbank ans die Gewerkschaft gezogen sei; es sei jestbch ein Verrechnungsscheck ge wesen, der deshalb an eine andere Bank habe ge- leitet werden müssen. Der belgische Zustizminister -chabc fern« die Aufhebung der ImnnrnMt der Ge- natoren Renoir und Fraiture, die' beide deut Vorstand der Eisenbahner angchören, verlangt, da er auf Grund einer Untersuchung ein Verfahren gegen die beiden Senatoren eröffnen wolle. Senator Renoir dagegen erkläre, er habe seinen Anwalt b->. auftragt, eine Schadenersatzklage gegen die Zeitung anzustrengen, die die Nachricht von dem Scheck in Umlauf gesetzt hat. Er selber wisse nichts von einem Scheck der Reichsbank. Längst vor dem Völkerbund Der peinliche Unie^uchungsantrag Englands gegen die Saacverwaltung. Pari», 1. Juni. Der Temps wendet sich gegen die Absicht der englischen Regierung, vom Völkerbunds rat eine Untersuchung über die Ver waltung des Snargebictes zu verlangen. Seiner Ansicht nach sei im Versailler Vertrage in keiner Weise gesagt, daß der Völkerbund eine Unte>- suchung über die Verwaltung des Saargebietes, also über Handlungen der Rcgierungskommission, ver anstalten könne, die den Völkerbund in Saarbrücken vertrete. Man könne kaum verstehen.» wie Lord Robert Cecil, nachdem er kürzlich dem Völkerbund das Recht obgcsprochen habe, in die Angelegenheiten des Saargebietes einzugreifen, jetzt eine Untersuchung vorschlagen könne, die gewissermaßen ein Ein griff zweiten Grades wäre. Im Caargcbiet seien die Pflichten der Regierung durch den Versailler Vertrag bestimmt. Bis jetzt habe man die Wohl fahrt und die Rechte der Bevölkerung ohne Blut vergießen, wie es in Oberschlesien und anderswo vor gekommen sei, gesichert. Nun müsse auch der zweite Teil des Programms der Regicrungskommission, nämlich die Pflicht, Frankreich die Gewähr zu geben, daß es die Bergwerke ausbeuten könne, ausgeführt werden. Eine internationale Untersuchung würde im Zusammenhänge mit der Frankreich feindlichen Pro paganda nur alle Feinde Frankreichs ermutigen und zu gleicher Zeit die Autorität der Regierungs- kommission untergraben. Im Interesse der Bcvölkc- rnng und im allgemeinen Interesse wäre es also klug, keine Untersuchung im Saargebiet zu verlangen. Nur noch Geschäfte in wertbestün-iger Währung London, 1. Juni. (Eig. Tel.) Fast alle Morgen blätter beschäftigen sich heute eingehend mit dein neuesten Zusammenbruch der Mark, den sie damit begründen, daß die Neichsbank ihre Stützungsaktion a'.ifgeqcbcn hat und sich weigert, ihren Goldbestand für diesen Zweck weiter in An spruch zu nehmen. Einige Blätter behaupten, der neue Zusammenbruch der Mark werde die in eng. lischen Wirtschaftskreisen verbreitete Meinung weiter bestärken, Geschäfte mit Deutschland aus- schließlich in einer wertbeständigen Wirb- rung zu machen. Der Reichstagsausschuß zur Unter suchung des letzten Marksturzcs will nächsten Montag in geschlossener Sitzung noch eine Reihe wichtiger Vernehmungen vornehmen und erst am kommenden Dienstag, vormittag 10 Uhr, in öffentlicher Verhandlung seine Untersuchungen fori- setzen. Die Demokraten sind in dem Ausschuß d-.'.rch den Abg. Dr. Dernburg vertreten. Bergung -er -entschen Skapa - Flow - Flotte London, 1. Juni. (Reuter.) Auf Grund ein"r mit der Admiralität getroffenen Vereinbarung wird demnächst mit der Bergung eines großen Teiles der deutschen Flotte, die im Jahre 1910 in Scapa Flow versenkt wurde, begonnen werden. In- dessen handelt es sich nur um Torpedoboote, die nach der Hebung abgebrochen werden sollen. Käufer ist ein Industrieller aus Glasgow. Lin verhängnisvoller Hände-ruck Rom, 1. Juni. (Eig. Tel.) Der Unterstaats- sckretär im Ministerium für Ackerbau, Lor dir. i, dem der aus den faschistischen Reihen ausgetretene Abgeordnete Misuri nach dessen Rede gestern im Parlament die Hand gedruckt hatte, hat seine De mission eingereicht, die von Mussolini angenommen wurde. Der Unterrichtsminister, der der liberalen Partei angehört, ist heute offiziell zur faschistischen Partei übergctreten. Er hat seinen Schritt in einem Schrei ben an Mussolini damit begründet, daß der alte Liberalismus in Italien seine Funktionen vergess-u habe, die jedoch im Faschismus zum neuen Leben erwacht seien. kleine politische Nachrichten Au« Anlaß der E r i n n e r u n g s f e i c r in Frankfurt a. M. bewilligte der Reichs präsident der Münchener historischen Kommission auf ihren Antrag einen Beitrag zur Herausgabe des im Nachlaß von Johann Gustav Droysen auf- gefundenen wichtigen Schlußbandee der von ihm ge führten privaten Protokolle des Verfassung»-, ausschussee der Paulskirche. Die Protokolle ent halten bedeutende Ouellen für die Ideen und die Leistungen der ersten Nationalversammlung und ihrer führenden Geister und damit zugleich für di: deutsche Verfassungsgeschichte. * Der Reichstag nimmt nächsten Dienstag seine Arbeit nach der Pfingstpause wieder auf. Auf der Tagesordnung stehen der Gesetzentwurf über die Spielkartcnfteucr, die Ausgabe wertbeständiger Schuldverschreibungen auf den Inhaber, Aendc- rungen des Dersicherungsgesctzes für Angestellte und der Rcichsversicherungsordnung sowie die vorläufige Arbeitslosenversicherung. Außerdem ist die Abstim mung über das Fliichtlingssiedlungsqesetz vorgesehen. Die Norddeutsche Missionsgesell schaft ordnet am 3. Juni in Bremen drei Missio nare zum Dienst in Kcta (Togo), s^ht englische Sklavenküstc, ab. Das ist der erste Fall der Wieder» zulassnng deutscher Missionare in ehemaliges- deutsche« Kolvnialgrbiet nach dem Kriege. * * Die südslawische Skupschtina wurde am Mitt- wochc durch Derlcstury eines königlichen Ilkas eröffnet. Infolge leichter Erkrankung des Könige nntcrblirb eine feierliche Eröffnung durch eine Thronrede. Iu dem vo» der Regierung entworfenen Arbeitsplan ist die E» lcdignng de« Beamtenqesctzcs, des mit 8 MilliacdcU veranschlagten Staatsbudget«, der Steuerreform, s» wie einig« di« Landwirtschaft betreffenden Gesetz«!, vorlag«» und de» neuen Dcyrgesetze» vorgesehen. Di Wold Sachs anger Tod brach« ver 1 Puml könnt« e r st i c D Müchc ist scht Regen Kleinb unbed, gegen De kohlens Kohlen außer dle tie Ein g. Koloni« dorf noch ni Akad Vereens, («schcn ' und Ne Pfingstei Tcilnchn Sachsen Borlesun die die i neuesten Schmidt staatcn"), sophic"), < ..Die Zer ollgemeiv Einige B zösischcr Eine der Str« fielen in meister, Knebel i um den und Schl ein zweit sich auf Der Beai hinaus , Wachen unterdrü Todessi Tochter in Weiß sucht voi Hauses ai demselben die Haus war sosor eines Kin Dort stür Tochter d Rockenbact fluge beg den Schad alsbald. Böan junge Bu stähle von sammen r Gi ode Gille« mächtigsten wurde er d gedehnten E oer Loire, u mit einer dc gen hinzu, s der, von d, zurückwich, von Orle war Gilles i retterin Fra Königs in ' Anlaß wurd zum Morsch« unter dem 4 den Mauern auf den Re mvuillc, sein und zog sich nur hier und Icanne schwer verwu sicgbar, schw, der Barone einem Ausfall sic gefangen, und sic wur Zauberin un sittenlose Dir Gericht des 2 gebens der B< verurteilt, ih dcrnatürlichcn darauf vom ' nis „bcgnadic Um trotzdc ihr die Frauen ihrer vom K> gelegt hatte. Ieannc rücksäl Leiden müde, erklärte sic fi alles was sie von Gott eütz
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