Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230530
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-30
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lrtt« 4 Kr. 12- LÄHÄg« ULaüelsrettuag LLtttvoiL, 6ea 20. Mal blick in da« Wirtschaftsleben gewährt wird, so kann die« nur beruhigend wirken, Für den reellen Han del ist es ein Mittel zur Verringerung der Span nung -wischen ihm und den Verbrauchern. Dem unredlichen Handel schadet e» aber nicht«, wenn ihm noch schärfer auf die Finger gesehen wird. Auch die« ist nyr -um Vorteile de» ehrbaren Kaufmann». Uebergriffe, all-ueifriger Ausschußmitglicder sind in Leipzig nicht -u befürchten; denn hier sollen die Ausfchutzmitglieder nur zusammen mit der Wohl- fahrtspolizei tätig werden. Auf diese Weise ist Aus sicht vorhanden, daß di« Ausschußmitglieder eine wertvolle Unterstützung und Ergänzung der Wohl fahrtspolizei werden. Ein Schnellzug mit Hindernden Wie man weiß, ist der durchgehende Verkehr auf der Linie Frankfurt — Basel infolge der fran- zösischen Besetzung Offenburg« seit Monaten ein gestellt. Al» Ersatz läßt, laut Franks. Ata., die Reichs bahnverwaltung einige Schnell, und Eilzüge über die Höllental- und Nagoldbahn laufen, die zwar große Umwege nehmen und gewaltige Höhenunterschiede be wältigen müssen, immerhin ober dem Verkehr», bedürsni» einigermaßen entoegenkommen. Mit welchen Geländeschwierigkeiten hier bis weilen gerechnet werden muß, zeigt der Lauf eine» neuen Eilzugpaares Freiburg.Pforzheim, da» vom I. Juni an über Höllental—Villingen— Triberg—Ha »fach—Freudenstadt verkehren soll. Die beiden Endpunkte der durchmessenen Strecke liegen ungefähr gleich hoch, Freiburg 269 und Pforzheim (Bahnhof) 280 Meter über dem Meere. Um diese ganzen II Meter Steigung zu gewinnen, muß der neue Eilzug weit über 1000 Meter tote Steigung überwinden, die er in drei verschiedenen Etappen er klimmt: Zunächst klettert er mit Hilfe des Zahnrades (Schnellzüge auf dieser Zahnradstrecke hat es vor dem Kriege auch schon gegeben) bei Station Hinterzarten im oberen Höllental bis auf 894 Meter Meereshöhe hinauf, fällt dann ins Donautal bei Donaueschingen bis 677 Meter und gelangt danach gleich wieder bi« -um höchsten Punkt der Schwarzwaldbahn (Sommerau) auf 832 Meter Höhe. Von hier aus geschieht die Abfahrt über die welt berühmten Schleifen der Schwarzwaldbahn bei Triberg bi» hinunter nach Hausach im Kinzigtal, dessen Bahnhof nur noch 241 Meter über dem Meere liegt, so daß der Zug also trotz seiner bisherigen Steigung von 780 Meter diese nicht nur wieder ganz verloren hat, sondern darüber hinaus noch 28 Meter gefallen ist. Nach einer mehr al» vierstündigen Fahrt hinauf und hinunter ist er zu alledem in Hausach gerade 40 Kilometer Luftlinie erst von seinem Aus gangspunkt Freiburg entfernt! Nun beginnt die dritte große Steigung nach Freudenstadt hinauf, die ihn nochmal» auf 663 Meter Meereshöh« bringt, bis er dann schließlich über Hochdorf-Calw in ununterbrochener Talfahrt zur Goldstadt gelangt. Insgesamt hat er (von un- wesentlichen Teilneigungen abgesehen) nicht weniger al» 1202 Meter Steigunng und 1191 Meter Gefälle hinter sich, deren Differenz dem bereit« mitgeteilten Höhenunterschied von Freiburg und Pforzheim gleich kommt. Daß der Zug, dessen Führung einem dringenden Bedürfnis des mittleren Schwarzwalde« und Kinzigtales entspricht, trotz dieser fortgesetzten Berg- und Talfahrt eingelegt wird, darf als ein Zchchqn.der Anpassung»- und Leistungsfähigkeit der Reichsbahn gebucht werden. Der Burscheutag de« Burschenschafts-Convent», der zu Pfingsten in Hamburg tagte, faßte eine Entschließung, in der er die Bestrebungen des D. T. wie fiolgt festlegte: .Der Verband, oer die alten überlieferten Formen deutschen Farbenstudententum» mit den Ideen einer neuen Zeit verbindet, verlangt von den ihm angehörenden Dursckenbünden und Burschenschaften unerschrockenes uno rücksichtsloses Eintreten für seine Grundsätze, die im Gegensatz zu den andern Verbänden über olle Partei politik hinaus der Verwirklichung des Ideals der Volksgemeinschaft nach außen und nach innen dienen. Gegenüber den Derhetzungsversuchen weiter Volksschichten, die auch vor den Toren der Hochschulen nicht Haltmachen und mit deren Gc- schichte und Ueberlieferung im schärfsten Widerspruch stehen, fordert der Verband von allen seinen Mit gliedern geistige und körperliche Durchbildung zum Wohle unsere» Volke«/ Millioneubeute einer Baude von Ladendieden. Eine Bande von internationalen Ladendieben har einen Berliner Juwelier schwer geschädigt. In einem Geschäft in der Friedrichstraße erschien eine elegant gekleidete Frau, die angeblich einen Brokatschmuck kaufen wollte. Während sie verschiedene Sachen besichtigte, kamen zwei ebenfalls elegant ge kleidete Männer, anscheiaend Russen oder Volen, und verlangten goldene Feuerzeuge. Die Verkäuferin holte mehrere Sachen au« oem Schaufenster, und auch die .Kundin" ließ sich nun noch Schmuckstücke, darunter ein Platinkollier mit 88 brillanten und 60 Dia manten im Werte von 60 Millionen Mark, aus dtt Auslage vorlegen. Die beiden Männer fanden an geblich nichts, was ihnen gefallen hätte und emp- fahlen sich. Der eine kam aber gleich zuruck, lieg noch einmal ein goldenes Feuerzeug au» dem Schau fenster herausnehmen und kaufte es. Gleich nach ihm ging dann auch die Frau weg, ohne etwas gekauft zu haben. Beim Einräumen der Schmucksachen ent deckte der Geschäftsinhaber, daß die Gesellschaft da» Brillantkollier gestohlen hatte. Dachstuhldrand in der Lharits. Der Dachstuhl der Ohrenklinik der Berliner Lharits geriet infolge Kurz- schlusses oder Unvorsichtigkeit in Brand und wurde trotz sofortiger Hilfe der Feuerwehr ein Raub der Flammen. Die Kranken blieben ruhig. Leider sind viele wissenschaftliche Instrumente von hohem Wert dabei vernichtet worden. Ultraviolette Strahler» im Dienste der Hand- schrifteuforschung. Ueber eine Einrichtung, die schon vor längerer Zeit an der Staatsbibliothek in Mün chen im Gange ist, wird nun auch von der Preußi schen Staatsbibliothek in Berlin berichtet: Die Preußische Staatsbibliothek hat ihrer mit der Hand schriftenabteilung verbundenen photographischen Werkstatt eine neue Einrichtung angegliedert, die dazu dient, nach dem von Prof. Dr. Kögel in Karls ruhe (früher ick Beuron) erfundenen Verfahren, aus- radierle Schriften mit ultravioletten Strahlen de« Spektrums wieder sichtbar zu machen und auf photo graphischem Wege sestzuhalten. Da« Verfahren ist in wissenschaftlicher Beziehung für das Lesen von sogenannten reskribierten Handschriften oder Palimp. festen des Mittelalter» von besonderem Werte, kann aber auch in der geschichtlichen Praxi» zur Fest stellung von Rasuren an Urkunden und Dokumenten wesentliche Dienste leisten. Ein westfälische« gehntauseudmarkstück. Die Pro vinz Westfalen hat ein neues Notgeld herausgegebcn, und zwar Hartgeldstücke über 10 000 Mark. Die Stücke sind aus einem billigen Metall hergestellt und außen vergoldet. Sie wirken in ihrer Größe wie eine geschmackvolle goldene Medaille. Die eine Seite de« .Goldstückes" ziert ein Bildnis des Freiherrn von Stein, der von 1784 bi« 1804 in Westfalen ge wirkt und namentlich auf dem GHiet der Finanz reform sich betätigt hatte, um später nach den Be freiungskriegen wieder nach Westfalen zu ziehen, wo er 1831 auf seinem Gut Kappenberg bei Münen starb. Die Rückseite der Münze zeigt das springend« Pferd de« westfälischen Wappen» und die Ziffer 10 000. Es ist charakteristisch für die Hamsterwut, daß das Aehntausendmarkstück heute in Berlin für hunderttausend Mark aufgekauft wird. Liebe»drama eiuer 14jLHeigen. Ein 24 Jahre alter Installationsgeschäftsinhabcr in Niederfrohna erschoß seine 14 ^jährige Geliebte und dann sich selbst, weil deren Mutter das -Liebesverhältnis nicht duldete. Das Mädchen war mit dem Doppelselbst, mord einverstanden. Der Tod al« Folge einer unsinnigen Wette. Zn Schwarzkollm (Schlesien) wettete ein Arbeiter mit seinem Arbeitskollegen, daß er eine Flasche Schnaps in einem Zuge leeren könne. Der Arbeiter trank die Flasche Schnaps aus, stürzte aber sofort tot zu Boden. Ein rabiater Gutsbesitzer. Bei dem Gutsbesitzer Bernhard Münch in Königshain bei Mittweida, der noch mit 47 Zentner Umlagegetreide im Rückstand« ist, erschienen zwei Gendarmeriebeamte zur Beschlag nahme eines Teiles des Getreide». Münch hatte sich eingeschloffen. Al« die Beamten die Tür gewaltsam geöffnet hatten, trat ihnen der rabiate Dauer mit einen Holzknüppel entgegen und drohte jeden zu er schlagen, der einen Sack Getreide fortschaffen würde. Al» die Gendarmen trotzdem ihren Auftrag aus- führen wollten, verletzte Münch einen der Beamten am Hals und an der Hand. Auch auf den zu Hilfe eilenden zweiten Gendarmen schlug Munch ein, so daß dieser eine schwere Kopfverletzung davontrug. Al» Münch zu weiteren Hieben ausholte, schoß der Beamte in der Notwehr und traf Münch in den Bauch. Er erlitt eine lebensgefährliche Verletzung. Auf der Such« nach versunkenen Schätzen. Die auf dem Meeresgründe liegenden Schätze lassen den Ame- rikanern keine Ruhe. Es haben sich besondere Ge ¬ sellschaften gebildet, di« durch Gelehrte in alten Chro niken nachforschen lassen, wo einstmal» Schiffe mit Kostbarkeiten gesunken waren. Meist liegen sie jedoch in Tiefen, bi» zu denen kein Taucher Vordringen kann. Da hat man letzt die mannigfachsten Einrichtungen erdacht, um die verschwundenen Kostbarkeiten wieder an« Tageslicht zu befördern. Der Ingenieur Dr. Eoeleth hat eine Vorrichtung erfunden, die auch große Schiffe ohne weitere» emporziehen läßt. Es handelt sich ury ein riesigeo Floß, auf dem sich gewaltige Be- Hölter befinden, die mit Druckluft gefüllt sind. Unten an diesem Floß hängen große Brücken, weit und hoch genug, um da» Schiff in seiner ganzen Breite zu überdecken, und um e» mit ihren Seitenpfeilern auch seitlich zu umschließen. Man fährt da« Floß über die Stelle, wo das gesunkene Schiff liegt. Dann läßt man einen eisernen Behälter hinab, in dem Ingenieure sitzen, die durch ein Telephonkabel mit den Begleitschiffen de» Flosse« verbunden sind. Sie geben nach oben die nötigen Anweisungen. Wasserdicht eingekapselte elektrische Lampen erhellen die Finsternis der Tiefe. Vom Floß wird nun Brücke um Drücke hinabgelassen, von denen jede an schweren Ankerketten hängt. Sie werden so gelenkt, daß sie das Schiff vollständig überdecken. Man kann so bi» zu einem Dutzend Brucken an ihm anbringen. Liegt das Schiff richtig innerhalb dieser Brücken, so wirkt die Druckluft auf eiserne Krallen oder Klammern, die.an ihren Seitenteilen befestigt sind. Diese werden gegen die Wände des Schiffes gepreßt und halten es fest, so daß man es mit den , Drücken zusammen emporwinden kann. Man hofft, die Kosten dieser teuren Einrichtungen durch die Schätze der zahlreichen bisher unzugänglichen Schiffe reichlich zu decken. Eine englische Stimme für deutsche Studenten- Hilfe. Der Erzbischofvon Canterbury weist in einem Schreiben an das Mitglied des Wohlfahrts- ausschusses einer englischen Universität auf die Be deutung der Bestrebungen de» Ausschusses zugunsten der notleidenden deutschen und österreichischen Stu denten hin. Es heißt in dem Schreiben de» Erz bischofs: Wir müssen versuchen, das intellek tuelle Leben Europas zu stützen und wiederzubeleben; es würde verhängnisvoll sein, wenn der Beitrag, den die deutschen Universitäten siir die Wissenschaft leisten, wegfiele. Wer zuletzt lc^t . Nach dem New Park Herold schließt die Jahresbilanz von Monte Earlo mit etwa 66 Millionen Franken ab, davon einem Reingewinn von 13,2 Millionen gegen 12,7 Millionen im Vorjahr. Gchuell-Autobusse. Im Pariser Autobusverkehr wird in kurzer Zeit eine schon längst erwartete Neuerung eingeführt werden, die des Schnell verkehrs, d. h. auf bestimmten Strecken ver kehren besondere Schnell-Autobusse, die nur zwei- bi» dreimal -wischen den Endstationen halten. Es werden hierfür besondere Wagen in Dienst gestellt, die kleiner als die üblichen sind und auf Luftreifen laufen. 65 Barren gediegene» Goldes gefunden. Einen Schatzfund hat, wie die Deutsche Aolonial-Zeitung in Ioinville (Brasilien) schreibt, ein Herr Persio Silva Prado auf seiner Fazenda «Rio Abaixo" im Muniz^p Iundiahy des Staates St. Paulo gemacht. Bei Aus- bessermlgsarbeiten des Fußbodens seiner Wohnung fand er vier große irdene Töpfe, die 1200 Silber münzen von je 960 Reis aus der Kolonialzeit Brasi lien» und 65 Barren gediegenen Goldes enthielten. Das Gold stammt aus dem Staate Goyaz und dürfte im Jahre 1815 nach dem jetzigen Fundorte gebracht worden sein. Der heutige Wert des entdeckten Schatzes dürste sich auf etwa 300 Eontos belaufen. (1 Eonro ---- 1900 Milreis.) Geschäftsverkehr was ist Gützftosf? Uober diese tzro-g« führt der auf dem Gebiete des E-rn»hrungSwesen4 bekannte und ge schützt« Geh. Rcg.-Rat Pro». Dr. L. Jucke nact tm Heft 6 der Schristensammlung de» Rotch«Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft .Die VoikScinätzrung" fol gende« auS: .MS künstliche 2-Utzstofs« lommcn Sac charin und Dulcin in Betracht. Für den Haushalt eignet sich wegen seiner leichten Löslichkeit insbesondere da>S Saccharin. D«r sogenannt« K r t sta l l s ü tz st o f f, das reine Natriums«!, der Saccharin«, hat eüva die 450- sache Süßkraft deS Zuckers und ist daher zum Dützen von Dpotsen besonders geeignet, «utzerdem gelangen auch Sützstosfzuderettungen mit geringerer Süßkraft (nament lich zum -üitSlichen Dützen von Kaffee und Tee) in Form von Tabletten in den Verkehr. Der Senutz von Saccharin ist gesundheitlich unbedenklich. Die künstlichen Süßstoffe sind zwar keine Nahrungsmittel, oder recht beachtenStvert« Gcnutzmittel, weil sie das Bedürfnis nach süßem Ge schmack zu befriedigen vermögen. Da sie keine« Nährwert besitzen,, sind sie gcwtssermatzen al» würzende Stoffe an- zusehen, die insbesondere zum Dützen von solchen Speisen und Getränken geeignet erscheinen, die Nährstoffe ent halten und infolgedessen bereit» einen mehr oder weniger vollen Geschmack haben. Infolgedessen verwendet man Süßstoff« auch zweckmäßig zusammen mit Zucker, um Zucker zu sparen." Gerirktssaal Schutzvorrichtungen «lt. Der Schlossermeister B. war im Kesselhaus eines Elektrizitätswerke» in D., für das er dort Dogenlampenhalter anbringen sollte, dadurch tödlich verunglückt, daß bei Montagearbeiten an einem oben im Kesselhaus herumlaufenden Kohlenbunker, die von der Firma F. für das Elektrizitätswerk ««»geführt wurden, ein Nietoorhalter herabfiel und dem B. den Kopf zerschmetterte. Beide Firmen sind wegen Feh len» einer Schutzdecke unter den Montage arbeiten rechtskräftig verurteilt worden, al» Ge samtschuldner der Witwe und den Kindern B. Renten zu bezahlen. Zn der Folge verlangte die Firma F. im Klagewege, daß das Werk ihr die geleistete Zah- lung zu erstatten habe. Landgericht und Oberlandes gericht Düsseldorf wiesen die Klage ab, da» Reichs gericht wies die Revision der Klägerin zurück. Oie Entscheidunghgründe -er höchsten Instanz Die Ansicht der Revision, daß auf Grund der Vor schriften über den Werkvertrag im Verhältnis der Parteien die Beklagte als Bauherrin allein für da» Schutzdach zu sorgen hatte, trifft nicht zu. Au» dein Gesetz ergibt sich nicht, daß der Besteller für die Schutzvorrichtungen zu sorgen hat, die die Arbeiten des Unternehmens erfordern. Zeder, der Arbeiten ausführt, die Dritten mit Gefahr bedrohen, hat selbst die zur Verhütung der Gefahren nötigen Vor kehrungen zu treffen. Dies gilt auch in der Regel beim Werkvertrag für den Unternehmer. Besteht, wie hier, die Gefahr darin, daß bei den Arbeiten des Unternehmens Gegenstände herabfallen und Dritte verletzen können, so hat an sich der Unterneh mer, um die» zu verhindern, ein Schutzdach anzu bringen. Dies kann im Einzelfall nach Brauch an ders sein. Die Abweichung von der Regel hat aber der Unternehmer zu beweisen. Den Beweis hat Klä- gerin nicht zu führen vermocht. Was im übrigen die Revision vorbringt, ist wesentlich tatsächlicher Natur. Klägerin konnte mit der Fürsorge der Beklagten, daß ihre Leute die gefährdeten Stellen vermeiden würden, keineswegs mit solcher Bestimmtheit rechnen, um eine Schutzdecke für entbehrlich zu halten. Wenn, wie sie angibt, die Vorstellungen ihrer Ingenieure bei der Beklagten nichts gefruchtet haben, so hätte sie ihre Arbeiten einstellen müssen, bis Beklagte sich zur An- bringung der Schuhdecke oder zur Unterbrechung des Betriebes im Kesselhaus verstanden hatte. (Akten zeichen: VI. 108/22.) Gewässerte Milch für Kranke Unter der Anklage, verfälschte Milch in den Handel gebracht zu haben, stand die Milchhändlerin Anna verw. Giebel aus Seehausen vor dem Leipziger Schöffengericht. Die Frau belieferte u. a. auch das Krankenhaus St. Georg. Die Milch bezog sie von dem in Seehausen gelegenen Ratsgut. E» wurde bemerkt, daß die von Frau Giebel geliefert« Ware an Stelle der vorgeschriebenen 3 Prozent Fett gehalt nur einen solchen von 1L bi» 2 Prozent hatte Auch wurde ein gewisser Prozentsatz Wasser festge stellt. Die Angeklagte gab zu, für ihren eigenen Be darf, sie sei krank gewesen, von der für das Kran kenhaus bestimmten Milch kleine Mengen Sahne ab geschöpft zu haben. Den Wasserzusatz erklärte sie dadurch, daß sie frischgewaschene Seihtücher und frischgespülte Kannen benutzt habe, worin sich jeden falls noch eine »Kleinigkeit" Wasser befunden hätte. Das Urteil lautete auf zwei Wochen Gefängnis und 100 000 Mark Geldstrafe. Veruntreuungen bei der Eisenbahn. Umfangreiche Unterschlagungen auf dem Bahnhof Pankow der Dec- lin wurden von Beamten der Eisenbahnüber- wachungsstelle aufgedeckt. Den Beamten fiel auf, daß der Verwalter der Kammer des Bahnhofe», ein Eisen- bahnarbeitcr Hoffmann, Handel mit Männer-Joppen, Pelzen, Stiefeln und Stiefelsohlen betrieb. E» ergab sich, daß alle diese Sachen der Kammer entnommen waren, für die Hoffmann verantwortlich war. Es wurde festaestcllt, daß für 5 Millionen Mark an den Vorräten fehlen. Hoffmann wurde verhaftet und ge stand, daß er durch einen galizischen Aufkäufer. ver leitet worden sei, einiges zu verkaufen. Das andere will er Eisenbahnern lediglich als Pfand überlassen haben. Bisher sind 12 Eisenbahner in da» Verfahren verwickelt. Musik Leitung: U«iverfttät»mufUdtr. Prof. Fried r. Brande» Kus -en ttonzertsalen Zu Ehren ihrer Wiener Gäste, de» 1. Diener Mandolinen-Orchesters und Dläserchore» der Wiener Etaatsoper, veranstaltete die Ortsgruppe Leipzig de» Deutschen Mandolinisten. und Gitarristenbund«» im Festsaal« de» Neuen Rathause» einen Konzertabend, der von Herrn Oswin Keller mit dem technisch sauberen, von leb haftem Empfinden erfüllten Vortrag dreier Klavier stücke von Liszt eröffnet wurde. Don tüchtigem Können zeugt« auch Frl. Paula Mohr» Wiedergabe zweier ziemlich sentimentaler Stücke für Harfe. Dazwischen sang Frl. Olly Heinzen (Wien) Lieder, in denen sie ihre klangschöne, noch nicht fertig durch gebildete Stimme auf geschmackvolle Weise zu ver werten wußte. Kollmaneck» A-Dur-Kon-ert für Mandoline spielte Herr Fritz Unverragt mit großer technischer Sicherheit und, soweit die» auf seinem Instrument möglich, auch mit Beachtung de» dynamischen Elemente». Den Beschluß bildet« de»- selben Komponisten G-Moll-Trio für Mandoline, Mandoloncello und Harfe, von den Herren Unverzagt, Hermann Böhme und Frl. Mohr dargeboten. Am Blütbner waltet« Herr Opernkapellmeister Szendrri gewissenhaft seine» Amte». — Tag» darauf fand in ter Alberthalle ein Konzert des 1. Diener Mandolinen.Orchester-Verein, statt. Unter Herrn Rudolf Schmtdhubers Leitung spielte da» au» etwa hundert Damen und Herren bestehende Orchester mit großer rhythmischer Präzisfion, exakt und rein sowie mit wirkungsvoller Herausarbeitung der verschiedenen Etärkegrade und deren Uebergänge. Der Zweck diese» Konzerte», all di« verschiedenen Instrumente (Prim- und Second-Mandolinen, Mandolen, Mandoloneelli, Ltutt, Lauten, Gitarren, Gitarronen, Derde) in ihrer richtigen technischen Be handlung und dadurch charakteristischen Klang wirkung zu zeigen sowie durch di« Orchester- -usgyunensetzung und ernste» musikalische» Streben M(» höherer mustkalischer Geltung zu bringen (wie da» Programm vermerkte), ist vollständig erreicht worden. Das reichhaltige Programm führte diese Instrumente daneben auch in Verbindung mit dem großen Glockenspiel, Celesta, Pauken, Harfen und Bläsern vor (Bläserchor der Wiener Staatsoper) und brachte sogar Opernbruchstücke von Verdi und Mascagni zur Vorführung unter Mitwirkung von Frau Szendrel-Wilm» (Sopran) und Herrn Lißmann (Tenor), deren Gesang«- und Bortrag»kunst freudige Zustimmung fand. Auch Frl. Fanny Slezak al» technisch ausgezeichneter und temperamentvoller Ver treterin der Mandolinensoli wurde herzlich gedankt. Die interessierte Zuhörerschaft nahm di« Darbietungen de» Orchester» mit starkem Beifall auf und zeichnete seinen Organisator und Dirigenten durch wiederholte Hervorrufe au«. dt. Der russische Geiger Herr Soermu » liebt e» — und er tat e» auch diesmal — kurze Ansprachen an seine Zuhörer zu richten und vor Darbietung der Werke auf Inhalt und Charakter der einzelnen Sätze hin-uweisen. Den ersten Teil de» Abend» bildeten Mozart» C-Dur- und Beethoven» Kreuzer-Sonate, Werk«, di« man schon weit besser hat vortragen kören. Für manche Stellen fehlte e« an der er- forderlichen Technik und Reinheit der Intonation. Auch war der kleine Ton nicht immer geignet, dem Wechsel lstr Gefühle entsprechenden Ausdruck zu geben. — Etwa» einförmig verlief der Kompo- sitionsabend von Wilhelm Rettich, der Liedertext« ernsten, schwermütigen Inhalt» bevor zugt. Doch läßt sich nicht behaupten, daß die Dich- tunaen durch die bisweilen merkwürdige Art der musikalischen Fassung an Ausdruckskraft gewonnen batten. Zudem ließ eine Reih« kurzer Nachspiele di« innere Beziehung zum Ganz«» vermissen. Hier und da gab'» bekannte Anklänge, und Bierbaum» .Der Verliebte" schloß nach Art ein«, Reißer». Der Ein druck der Sopranlieder wäre wohl günstiger gewesen, wen« Fräulein von Maffenburg über ein« weicher«, SfftnM« verfügt kcjtte^Auch LeLra^Schneiders gute»,^ PohiMngzude, Matzjuch,, bedarf noch der Detterbildung. er Ein Vach'Iubiläum Amtseiutveisvng vor 20« Jahre« In den Annalen unserer Leipziger Thomasschule ist der 31. Mai 1 7 2 3 ein ewig denkwürdiger Tag. Denn an diesem Tage wurde der größte aller Singe lehrer, den die Anstalt bisher gehabt, Johann Sebastian Bach, in sein Amt als Kantor ein- gewiesen. Fast ein Jahr lang war das Amt verwaist ge- wesen, denn Bachs Vorgänger, Johann Kuhnau, war schon am 25. Juni 1722 au« dem Leben geschieden. Und der Rat unserer Stadt war keineswegs sogleich darauf verfallen, ihm Dach al» Nachfolger zu geben. Er unterhandelte zunächst mit dem damal» weit be rühmteren Telemann, der von seiner früheren Tätigkeit in Leipzig her noch viele Frennde besaß, und dann mit Graupner, einem ehemaligen Schüler Kuhnau». Aber man ließ den einen nicht au» Hamburg, den anderen nicht au» Darmstadt wegziehen. Einstimmig wurde darauf Dach vom Rat« zum Thomaskantor gewählt. Nachdem er am 7. Februar 1723 sein .Probestück" abgelegt hatte, wurde ihm am 5. Mai seine Ernennung eröffnet, und am 31. Mai erfolgte die Einweisung m sein Amt. Am Tage vor- her, dem ersten Trinitatissonntage, hatte «r .mit gutem Applaus" seine erste Kirchenmusik in der Nikolaikirch« herausgebracht. Dach hatte sich nicht leichten Gefühle» um da» Kantorot der Thomasschule beworben. Er war her zoglicher Kapellmeister in Köthen, und es dünkt« ihm kein Aufstieg, ^rus einem Kapellmeister ein Kantor »u werden". Aber da» größere Betätigungsfeld und da» — mit den Rebenbezügen — immerhin besser« Einkommen gaben den Ausschlag. Der Arbeit war vielerlei, die ihn «rwartete. Neben dem Musikunter richt mußte «r in einigen Klassen auch in Latein dozieren,, und .an den beiden Stadtkirchen zu Si./ThonmuMd,»» Sk-sNstolsi hatte er in gleicher Dekfe da» Kantorenamt zu versehen. Dazu kam noch andere Arbeit. Aber trotz mancher Enttäuschung und zeitweise auch manchen Aerger» erlahmte er nie in seinem Schaffen, und so ist Dachs Name zu einem Ruhme für Leipzig geworden. Seine Stellung zu den Rektoren der Thomo«- schule war «ine wechselnde. Als Bach fein Amt an trat, bekleidete der damals schon 71jährige Johann Heinrich Ernesti die Rektorwürde. Diesem alten Herrn gegenüber wird es Bach leicht geworden sein, ein gewisse» Abhängigkeitsverhältni» auf sich zu nehmen. 1730 folgte als Rektor Johann Mathias Gesner, ein begeisterter Musikfreund und Ver ehrer Dach«. Leider blieb Gesner nur kurze Zeit in Leipzig, denn er schied 1734 von hier, um eine Professur in Göttingen anzunehmen. Und nun er hielt der fast 50jährrge Bach in dem erst 27jährigen Johann August Ernesti (kein Verwandter 'der ersteren) einen neuen Rektor, der zwar ein so großer Lateiner war, daß man ihn den Cicero der Deutschen nannte, der aber für Dachs musikalisch« Bestrebungen so gut wie nicht» übrig hatte. Daraus entsprangen mancherlei Aergerniffe und Zwistigkeiten, die nicht dazu beitrugen, Bach« Wirken an der Thomasschule angenehm zu gestalten. In allen Zeiten fand Bach jedoch eine feste Stütze und einen warmen Fürsprecher in dem Guperinten- denten und Pastor an der Nikolaikirch«, Salomo Deyling, der dies« Stellung von 1720—1755 innehatte, also während der ganzen Wirksamkeit Bach« in Leipzig, und der seine Bestrebungen, namentlich auf kirchenmusikalischrm Gebiete, kräftig unterstützte. Siebenundzwanzig Jahre lang hat Bach seine» Amte» an der Thomasschule gewaltet. Der Tod kam ihm, dem zuletzt völlig Erblindeten, am 28. Juli 1750 al» ein Erlöser. .In freier Erde", obn« Denkmal, wurde er beigesrtzt. 1895 find dann seine Gebeine in die Iohanniskirch« übergeführt worden, «s sie neben denen Gellert» ihre letzt« Ruhestätte gefunden haben. Bach» Witwe stqrh 1780 in eine» Hans« der Hainstraße al» .eine Almosenftau", '
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)