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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230530
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230530
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-30
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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1 (Aegypttsches Me«) darstellt. Darum war das Bestreben Ismet Paschas schon von vornherein nach d«n Besitz dieses Bahnhofs gerichtet. Die Bedeutung von Karagatsch hat es den türkischen Delegierten gewiß leichter gemacht, das Abkom- men zu unterzeichnen. Aber noch sind die Türken nicht im Besitz von Karagatsch, und doch zeigen sich gerade hier neue Schwierigkeiten. Bulgarien und auch Jugoslawien haben nämlich in Lausanne gegen die Abtretung von Ka vagetsch an di« Türkei Ein spruch erhoben. Während es der Belgrader Re gierung wohl nur mehr auf den Versuch, Kam- pensationen zu erhalten, ankommt, sieht sich Bul- gtrien in seinen Interessen ernstlich geschädigt. Karagatsch war nämlich vor Ausbruch des Welt- krieges in bulgarischem Besitz und ist auf Grund des Vertrages von Reuilly an Griechenland ab getreten worden. In der Zuteilung dieses Ge- bietes n di« Türkei sieht die Sofias« Regierung deshalb einen unfreundlichen Akt, zumal Bul garien alle Aussicht hatte, Karagatsch auf diplo- matischem Wete wieder in bulrarischen Besitz zu bringen. Hinzu kommt weiter, daß es Bulgarien vertragsmäßig zugestanden ist, einen wirtschaft lichen Zugang zum Aegäischen Meer zu «halten. Da Karagatsch aber in di«ser wirtschaftlichen Zone, die längs der Eisenbahn nach Dedeagatsch führt, liegt, so müßte Bulgarien seine Waren durch zwei fremdstaatliche Territorien führen, ehe sie di« A^äis erreichen. Inzwischen ist sich Ismet Pascha anscheindend ebenfalls du Gefahr bewußt geworden, di« darin . besteht, daß di« gutnachbarlichen Beziehungen, die die Türkei mit Bulgarien seit dem gemein» scmien Waffengang im Weltkriege verbindet, durch di« Losung von Karagatsch leiden können. Er hat in Lausanne wenigstens zu verstehen ge geben, daß er die Ratifikation des griechisch- türkischen Reparattonsabkommen» von der Ne» gelang ander« Fragen abhängig macht, Vie die der türkischen Schulden gegenüber derEntente und dit der Gerichtsbarkeit für Ausländer in der Türkei. Venn Ismet Pascha nun auch von der Hanzöfischen Delegation dre Zusicherung erhalten'häk, daß die Entente bei der Regelung du türkischen Schulden darauf Rück- sicht nehmen würde, daß Angora von der griechi- schen Regierung keine Barentimadigungen er- reichen konnte, so zeigt.das doch die Zweiseitig keit -es Kompromisses. Der neue Krieg zwischen Griechenland und der Türkei ist zwar vermieden, aber in dem Abkommen ist eine Menge von neuen Konfliktsmöalichkeiten ver- steckt, die nicht gerade dazu angetan ist, den all» gemeinen Orientfrieden als gesichert zu betrachten. Oer neue Marksturz Reichsbanlpräsident Havenstein über -i« Einsichtslosigkeit -er Nevisenbesiher / Var Lausanner ÜWarations - Abkommen n. I. X. Leipzig, 2S. Nai Au» Lausanne kommt frohe Kunde: die lang» wkrigen Verhandlungen der Orientkonferenz haben endlich das erste positiv« Abkommen zwischen Griechenland und der Türkei gezeitigt, das wenigstens als Meilenstein auf dem Wege zizm endgültigen Friedensschluß angesprochen ochrden kann. Es ist dies das Abkomme» über die Reparationsfrage, die zu erbitterten GHungrn der Orientkonferenz geführt hatte, uns die auch noch in den letzten Tagen zurN abermaligen Scheitern der Konferenz zu führen schtzn. >In der Tat ist Europa wieder hart am Rakde eines neuen Krieges gewesen, ohne daß man sich dessen so recht bewußt wurde. Beni- selos selbst, der im Namen der Athener Regie- rung die griechischen Interessen in Lausanne vertritt, äußerte noch am Freitag abend, daß er den Abbruch der Friedensverhandlungen und somit die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten on d?r griechisch-türkischen Front für unser- meihnch halte. Und die Nachrichten, die aus dech Balkan üb« die beiderseitigen neuen Rüstungen längs der Maritza und in Kleinasien eintrafen, bestätigten, daß die Türkei ebenso hartnäckig auf ihren Reparationsford«ungen bestand, wie Griechenland sie ablehnte, selbst auf die Gefahr, die Feindseligkeiten wieder auf. nehmen zu müssen. Wenn die Austragung des Konsttkter diesmal nicht dem Mlitär überlassen blieb, so ist das lediglich der Hatsache zu ver- danken, daß sowohl die Türkei als auch Griechen, lanh im Grurt^e genvmmmen des Krieges über- drüssig find, und daß man namentlich in Angora sich nach Frieden sehnt, zumal da die türkischen Heere nun schon zw>''- Jahre im Schützengraben stehen und das Land ocs ruhigen wirtschaftlichen Wiederaufbau^» im Innern bedarf. Die Frage der Kriegsentschädigungen, die Lieschr letzten Konflikt heraufbeschworen hatte,' warzvins der Hauptprobleme, die es in Lausanne zu tös-N. golt. Es ist das Recht des Siegers, von) UnÜÄegenen Schadenersatz für seine Kriegounkosten zu verlangen, und da die Entente weder in Neuilly, noch in St. Germain oder gsr in Versailles auf dieses Recht verzichtet hat, so mußte sie es wohl oder Übel auch den Türken zuaestehen. Anderseits aber ist Griechenland selbst zu arm, um auch nur die bescheidensten finanziellen Barzahlungen leisten zu können: den kostspieligen Krieg hatte es nur jähren können, solange er von England finanziert war» den war. Indessen, die Nächstenliebe der Alliier ten gHt doch nicht so weit, daß sie das verlorene Geschäft auch noch selbst bezahlen, denn darauf wäre es wohl htnausgelaufen, wenn Angora auf seinen Barforderungen bestanden hätte. Auf der anderen Seite mußten die Alliierten in Lausanne unter allen Umständen einen neuen bewaffneten Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei zu vermeiden suchen, da dieser wegen der verschiedenen Sonderinteressen der Entente- staaten km Orient leicht hätte zu einem zweiten Weltbrand führen können. So ergab sich die einzige Möglichkeit zur Beschwörung der Gefahr: das Kompromiß. Dieses ist denn auch unter geheimen Drohungen, die die Alliierten gemein- sam in Athen und in Angora für den Fall neuer kriegerischer Verwicklungen haben aussprechen lassen, zustande gekommen. Aber nicht nur als Folge dies« Drohungen, sondern weil es doch auch den eigenen Wünschen Ismet Paschas und Deniselos' entsprach, die sich der Schädlichkeit eine» neuen Krieges wohl bewußt waren. / Da» Charakteristische dieses Kompromisses ist nun, daß darin Griechenland grundsätzlich sei« Verpflichtung zu Reparationsleistungen anerkennt, ohne solche jedoch leisten zu müssen. Ab« wie jode» Kompromiß, so hat auch dieses Abkommen einen Pferdefuß, und zwar in Ge- statt der territorialen Enhtyädigunq, die An» gpra anstelle der Barzahlungen erhalten soll. Dt» Gsbiet, das der Türkei auf dem rechte» Maritza»Ufer bei Karagatsck> Mfättt, ent» spricht bei weitem nicht den ursprünglichen türkt» schen Forderungen, die die Wiederherstellung der alten griechisch-türkischen Grenze von 1813 de» trafen. Mit Karagatsch erhält die Türkei aller ding» den wichtigen Bahnhof, der strategisch für Adrianopel von so ungeheuer« Bedeutung ist, weil er einen wichtigen Knotenpunkt für die berechtigt. Infolge der französischen Politik gewann di» Ansicht Raum, daß die Stützungsaktion nicht mehr sehr lange dvrchgeführt werden kann. Dies» Ansicht war natürlich durchaus unberechtigt, aber sie war verbreitet, zumal da der Kampf Frankreichs nicht um die Reparationen zu gehen schien, sondern um di« Vernichtung oder die dauernde Lahmlegung, de» Deutschen Reiches und der deutschen Wirtschaft. E» äst charakteristisch, wie diese Auffassung verstärkt wurde durch den Ausfall der deutschen Devisen* anleihe. Fast mit dem Tage an dem das geringe Er« gebni» der Anleihe bekannt wurde, setzte der «eue Ansturm auf de« Devisenmarkts ein. Und dieser Ansturm hat seitdem ununter brochen angedauert. Das Ausland beruhigte sich allerdings, nachdem es mehrere Tage lang kolossale Massen Mark auf den Markt geworfen hatte, nach einigen Tagen. Aber tm Inland« setzte sich nnnnter. krochen dieser gewaltige Ansturm auf dem Devisen, markt fort, so daß weite Kreise des Publikums in erster Linie wieder an sich dachten, ohne zu berück sichtigen, daß sie damit, wenn auch nicht bewußt — diesen Vorwurf will ich nicht machen — den Kampf schwächten, der nur gemeinsam mit dem Einsatz aller Kräfte durchgesührt werden kann. Ls wäre ein Un« recht, diesen Ansturm auf den Devisenmarkt irgend einer einzelnen Wirtschaftsgruppe oder einzelnen Menschen besonders zur Last zu legen. Die Summen sind so gewaltig, daß sie beweisen, daß von ollen, oder fast vo« usterr Seiten der deutsche« Wirtschaft der Gedanke a« das eigene Anterefse ir den vorderdr«nd gestellt wurde und jede» das Bestreben hat, weit über den eigener» Bedarf hinaus sich einzudecken. Ich kann nur noch einmal feststellen, daß N»ÜU damaligen Feststellungen sich in keiner Weise gegen einen einzelnen Menschen oder einzelne Gruppen ge richtet haben. Die gewaltigen Zahlen des Devisen ansturmes lassen sich nicht anders erklären als durch die allgemeine Panikstimmung oder die Unbesvrgt- heit um das Gänze unter Hervorkehrung de» eigenen Interesses." Der Retchsbankpräsident machte dann noch ver trauliche Mitteilungen über die Summen, die die Stützungsaktion der Arichsbank erforderten und fuhr sort^.Den Kreditnehmern gegenüber hat man Ver trauen walten lassen können. Die zahlreichen Be schwerden über die Engherzigkeit der Reichsbank bei der Kreditgewährung sind ein Beweis dafür, daß die Reichsbank nicht zu weit gegangen ist." Darauf vertagte sich der Ausschuß aus une bestimmte Zeit. Berlin. 29. Mai. (E i g. Tel.) Der auf Antrag der Sozialdemokraten vom Reichstag eingesetzte Untersuchungsausschuß über den Sturz der Mark trat heute unter dem Vorsitz de» Zentrum«, abgeordneten Lange-Hegermann zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die Verhandlungen wurden zunächst für öffentlich erklärt. Staatssekretär Schröder vom Reich», finanzministerium erklärte über die Stützungsaktion: »Nach den Ueberlegungen, di« wir am Anfang der Aktion angestellt hatten, waren wir mit dem Ergeb- nis der Haltung des Dollars durch beinahe drei Mo nate auf dem Niveau von 20—22 000 durchaus zufrieden. Wir hatten nicht gedacht, daß wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung standen, von An- fang Februar bi» Mitte April würden ausreichen können. Wegen der Passivität unserer Handels- und Zahlungsbilanz wurde es für dir Reichsbank immer schwieriger, einzugreifen, insbesondere, als der geringe Erfolg der Dollarschatzau- weisungen der Oeffentlichkeit zeigte, daß die Mittel zur Stabilisierung der Regierung nicht in dem erwarteten Umfange zugefloffen waren. Um für eine lange Zett das Pulver trocken zu halten, hat man sich dann entschlossen, den Kurs nicht mehr unter allen Umständen zu halten und am anderen Tage später mit stärkeren Mitteln einzu greifen. Als am 17. und 18. April der Ansturm so stark wurde, daß die Reichsbank mit ihren Mitteln nicht weiter durchhalten konnte, ist dann dos ein- getreten, was allgemein bekannt ist." Zum Schluß teilte der Staatssekretär mit, daß auf Grund der neuen Devisenverordnung eine An- zahl Banken und andere Firmen ousgefordert worden sind, anzugeben, wieviel Devisen sie gerade in den letzte» Tag« gekauft und zu welchem Zwecke sie sie verwendet haben. Du sozialdemokratisch« Abg. Dr. Hertz kragte, ob der Regierung bekannt sei, baß Mittel aus dem Ruhrkredit zum Ankauf von Devisen imd Effekten benutzt worden seien und ob an Personen, die mit der Ruhraktion nichts zu tun hatten, Mittel aus Ruhrkrediten verlieben worden sefen, und -war gegen , eine» höheren Zinssatz ass de» der Reichsbank? Staatssekretär Schröder ging auf diese und ander« Fragen nicht ein, sondern sprach nur. von der Schwierigkeit, die das Anwachsen der schwebende» Schuld und de« Notenumlaufes für die Aktion er geben hatten. Immerhin sei es gelungen, die Ver- mehrung der schwebenden Schuld wenigstens relativ zu vermindern. Im wetteren Verlauf gab Reichsbank- Präsident Haven stein ein allgemeines Bild dieser Aktton. Er erklärte, die Reichsbank sei sich klar darüber gewesen, daß es sich nicht nm eine dauernde Strckiilisierirng handeln konnte, sondern um »ine absolute politische Notwendigkeit. Die Reichs- dank war nicht einen Augenblick zweifelhaft, daß ihre Reserven eingesetzt werden müßte», wenn di« poli tische Notwendigkeit dazu vorliege. Ueber den Mißerfolg der Dollarschatzanleihe er- klärte Havenstein, es könne nicht die Rede davon sein, daß die Reichsbank in dieser Frage umgefallen wäre. Wenn sie auch di« Devisenbestände der deutschen Wirtschaft nicht allzu hoch eingeschätzt hat — die von der französischen und belgischen Presse genannten Zahlen sind nur Phantasiegebilde — und auch über zeugt war, daß der überwiegend« Teil der Devisen- bestände des deutschen Volkes für die Einfuhr und die Fortführung der Produktion notwendig war, so hätte sie doch geglaubt, erwarten zu dürfen, baß der Großhandel und da» Kapitalistenpublikum Verständnis da- für haben würden, daß diese Devisen, soweit st« nicht absolut gebraucht werden, in dem von der deutschen Regierung und dem deutschen Volke geführten Existenzkämpfe nicht in die Kästen, sondern in die Kampffront gehören. Danach sprach Reichspräsident v. Havenstein über die Wirkungen der Stützungsaktion. Er er klärt«, die Reichsbank sei sich damals klar darüber aewesen, daß. es sich nicht um eine dauernd« Stabi lisierung handeln konnte. Die Reichsbank war nicht einen Augenblick darüber tm Zweifel, daß ihre Reserven eingesetzt werden müßten, wenn die poli- tische Notwendigkeit dazu vorliege. Ueber den Mißerfolg der Dollarschatzanleiheer- klärte Reichsbankpräsident Havenstein: .Es kann nicht di« Rede davon sein, daß die Reichsbank in dieser Frag« umgefollen ist. Wenn sie auch die Devisenbestände der deutschen Wirtschaft nicht allzu hoch eingeschätzt hat — die von der französischen uud belgischen Presse genannten Zahlen find nur Phantasiegebild« — und auch überzeugt «ar, daß der überwiegend« Teil der Devisenbestände des deutschen Volle« für die Einfuhr und die Fortfüh rung der Produktion notwendig war, so haben »fr doch geglaubt, erwarten zu dürfen, daß der Groß- handel und das Kapitalistenpublikum Verständnis dafür haben würden, daß diese Devisen, soweit sie nicht absolut gebraucht würden, in de» von kür deutschen Regierung und de» deutschen Doll« ge führten Existenzkampf« nicht in dl, Kästen, sondernln die Kampffront gehören. s« Vieser «r»»r1nnG stutz Vir ullertzings enttSnschi Vsrtzrn. kichen tzV Schwerin»*-^- s« Lptz ,, P BV» Hott, M M MM MM ouo-ZeOeM. 50,Ntl«grnhttt»anz. 'pttv.?!alur)u. Llellrnangrb.will. .ALN 4I 444 4V4^4V^^ 44444» 44A und bl aßen Filialen Anzeigen- und Udsanement» «,1LS0.«v»i««»«-»!».m.valutaauNchl. BriMederd.Rachioj,. Statz- KM»«««; auch nimmt tede« Postamt Bestellungen an. - mDattnvorschmnverdtndl.SrMll.-Oriretpjtg. PostschecLLe>p;^M4. Da» »«»»»<»« raaa»l«tt entbSlt ««Nich« BekouuNuuchnnso» tzo» Vuts» tzar Ktodt Ksins»«» »s» WoUViunslldNe«» «stuat«. da» »ul»«mch»t» Lawtzi«. ksmta soekchiadsuar andarer «»»»rdau lßk. 126 einrsInummGr LS0 IVIsrk Lllttvock, üea so. ssLlll 1922 k'srn-^ursads 117.j»ürg. ———— j Vie Dresdner Unruhen I» s. Dresden, 29. Mai. (E i g. Tel.) Denn einer, wie der Verfasser dieses Berichtes, von un gefähr den Wiener Teuerungsunruhcn vom Jahre 1921 beigewohnt hat und durch das Parterre von Glasscherben watete, in das man den Ring und dis umliegenden Straßenzüge am 1. Dezember ver wandelt sah, so ist er bei der Ankunft in Dresden zunächst angenehm enttäuscht von der friedlichen Stimmung, die wenigstens an der Oberfläche dieser plötzlich von dem Zorn gegen die immer sortwachsey» den Schwierigkeiten des Daseins Erfaßten zutage tritt. In den Straßen, die vom Hauptbahnhos m die Stadt führen, bemerken wir mit einer Ver« wunderung, die von unseren Wiener Erinnerungen herrührt, eine Menge glänzender Geschäfte, hintev deren Spiegelscheiben die delikatesten Dinar an scheinend ohne jede Furcht vor dem Zugriff auf« geregter Mengen zur Schau liegen. Freilich stellen sich die Dinge dem durch big Straßen Wandelnden doch bald etwa« ander» dar- Es scheint, daß die untergehend« Sonne die Gr- regung steigen läßt. Denn mit den Abendstunden wächst »ehr und mehr die Unruhe der Straße, die sich mit immer dichteren Gruppen belebt. Tragen sie sich mit heftigen Absichten? Da» wissen st öhne Zweifel selber nicht, denn die Unrast, die sie auf dis Straße treibt, ist offenbar so wenig ziel- bewußt! wie da» Tun der anscheinend kommunisti schen Hundertschaften, die jetzt schweigend einher» ziehen, mn die Menge, wie die einen sagen, durch ihre Gegenwart zu beruhigen, oder aber, wie an« spr« meinen,die Leidenschaften erst recht aufzu stacheln. Auf jedem Fall will uns bedünken, dpß durch die Erscheinung von Sanitätern, die in ihrs» Reihen marschieren, der Teufel auf eine zum wentz- sten unvorsichtige Weis« an die Wand gemalt wird. Beruhigend wirkt indessen die Woffenlosigkeit des neuartigen Militär«, das in unserem Vaterland auf» a,kommen ist, und vielleicht ist da, Gedränge der Hundertschaften, wie der jetzt immer dichter werdend« Aufmarsch der Menge nur Vorfeier der für morgen angesetztep Massenkundgebung, die von der höchsten Polizeibehörde mit hoffentlich berechtigtem Optimis» mus als wünschenswerteste» Ziel der überhitzten Ge müter bezeichnet wird. Der Dirk jedenfalls, in dessen vier Wänden wir diesen flüchtigen Eindruck nieder» .schreiben, scheint weniger vertrauensvoll in die nächste Zukunft zu blicken, denn der Schluß dieser geilen muß unter dem Rasselgeräusch der ängstlich nieder- Zür ein gesundes Europa London, 29. Mai. (E i g. Tel.) Die gesamte englische Presse hebt mit großer Zustimmung au» der gestrigen Rede Baldwins den Passus hervor, in dem der Ministerpräsident von der Notwendigkeit ge- sprachen hat, die Zerstörung Europas r» bekämpfen Der diplomatische Berichterstatter de» Daily Leie- sraph setzt heute auseinander, daß die aktiv« englische Europapolitik, die Baldwin und Curzon zu betreiben gedenken, weite Ziel« verfolge. Me Kenn« werde die englischen Absichten in der Reparationsfrags, ins- besondere di« von englischer Seit« vorzubereitenden Vorschläge, in zwei britischen Denkschriften behandel», in denen die englisch« Regierung ihr« Ansicht über diebevorstehend« deutsche Note und über den französis ch b «lgischen Reparations plan z»m Ausdruck bringen werde. Ferner wird, wie die Blatter behaupten, die englische Regierung den Versuch machen, in eingehenden Verhandlungen, die von Lord Robert Ereil zu führen waren, die Sicherheitsfrage auf Grundlage der von der Abrüstungskommisfion de« Völker- bund - » ausgearbeiteten Vorschläge für gegenseitige Sich-rhettsvertrage und schrittweise Abrüstung zu lösen. In diese« Zusaigmenhana wird einem Aufsatz ganz besondere Beachtung geschenkt, den di« Times in ihrer heutiqen schwedischen Beilage zu Ehren der Göteborg-Ausstellung aus der Feder Dran ti n g s veröffentlicht. Branting weist in dem Artikel nach, daß da» Anseh«» des Völkerbundes in dem Maße im gunehmen begriffen sei, wie der Oberste Rat der Entente sich von Zusammen- kunft zu Zusammenkunft unfähiger erwiesen hat, bi« Reparationsfrage und da» österreichische Problem zu lösen. Durch die bereit» erfolgte Erweiterung de« Völkerbund-rote« durch zwei Mitglieder kleinerer Mächte ist der De- geebnet, um di« vorherrschend« Stellung der Siegerstaaten t» Böllerbundsrat ab zubauen. Branting erklärt zum Schluß, daß sein Glaube an ben Völkerbund trotz ber Kritik, di, man an ihm Übe, von Lag zu Tag im Dachsen begriffen sei. O» sei bezeichnend, daß ber Völkerbund heut« ernst« Gegnerschaft nur noch rm Lager -er Reaktio nären und Rafionaltsten aller Länder und bet den verte,tun der drttbeK kaWWUKiststGess Intt»Katkm
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