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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230529
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-29
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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Lai »tst heute l ist, die atsertum intg von ler' auch lern g billigt i bei den hat ver- ,nd wohl n Mehr nicht oie eben, ein it dürfte hr Fern- «gründet ziemlich -nde da- die Be- ' nicht4 ausrott- Gaudi, a ernst- daraus rnieren. o ernst. Politik lstigung sden Unruhen kter an- :r große «tag die e durch- ich An- hreiten. irtschaf- in den estimm- tzung i st e r s Polizei- -rtreter e Der- onntag : dem g der heute m, die sstellcn t jede Seauf. ch be- egen »erden iniste- lhabcr setz. e ver- kaffee- Gäste ngen. unter eiter- lf die e zu ktsen- :ingt. ) ) ) rr. )0M. (0 " >0 „ 2" io „ L; Z" - 6 „ 0 <, 2" 2" 2" ) »sse in oreoaiag, aea 2S. «ar ^LKesberickt wünsche der Verkehrs-Verbünde Im gastlichen Bad Gottleuba hielt der Säch sische Berkehrsverband seine diesjährige Iahresver- sammlung ab. Nach einer arbeitsreichen Vorstands- sitzung am Eonnabendnachmittag hielt am Abend Dr. Gustav Schulze (Leipzig) einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über Kartenlesen. In der Hauptversammlung am Sonntagvormittag wurden folgende wichtige Beschlüsse gefaßt: Nachdem die gemeindliche Beherbergungs steuer infolge der finanziellen Not der Gemeinden von Dauer sein wird, weist der Sächsische Derkehrs- verband die Städte und Gemeinden darauf hin, daß die Einnahmen aus ihr zu einem Teil dazu verwendet werden müssen, die Kosten der Fremdenver- kehrswerbung zu tragen, d. h. ihren Verkehrs körperschaften oder dem Sächsischen Berkehrsverband einen vertragsmäßig festgelegten Anteil gegen Ab rechnung an die gebende Gemeindeverwaltung zuzu weisen. Die Beherbergungssteucr, die dem Sächsischen Berkehrsverband schon an und für sich an manchen Orten zu hoch bemessen zu sein scheint, darf deshalb nicht erhöht werden. Große Städte werden in An betracht ihres regen Fremdenbesnchs einen prozentual geringer bemessenen Anteil für die Berkehrswerbuag auswerfen, kleinere Orte, besonders reine Verkehrs stationen, einen höheren. Dem Sächsischen Verkehrs verband soll für seine Werbetätigkeit in jedem Fall, auch dann, wenn die betreffende Gemeinde die Ber- kehrswerbung selbst in die Hand nimmt, der zehnte Teil der hierfür zur Verfügung gestellten Summen zugeführt werden. Um zu vermeiden, daß künftig noch gemeinnützige und rein geschäftliche Aufgaben, wie die Arbeiten der Derkehrsbureaus, von derselben Körperschaft geleistet werden, wurde eine Forderung in gemeinnützige Ver- kehrskörperschaft und eine gemeinnützige G. m. b. H., an der der Verkehrsverein zu beteiligen ist, sorge- schlagen. Hand in Hand mit den geplanten Veränderungen soll eine bessere Durchorganisation aller zu iinem gegebenen Verkehrsgebret gehörigen Gemeinden zu einem gemeinsamen Unterverband durchgeführt wer den, der sich der Vermittelung von Uebernachtunzen am eigenen und am fremden Ort annehmen soll. Ein Bericht über die Technische Nothilfe durch den Diplom-Kfm. Iohst (Dresden) oes-bloß die anregende Tagung, die von Dr. LrSün Jaeger (Leipzig) ge- leitet wurde. * Neues Verzeichnis der Postaustalte». Mitte Juni erscheint die Ausgabe 1923 des Verzeichnisses der Postanstalten und Eisenbahnstationen im Deut schen Reich und der wichtigeren Orte im Ausland (früher Ortsverzeichnis zu den Postleitheften). Das rn kaufmännischen Kreisen wegen feiner Zuverlässig keit sehr geschätzte Nachschlagebuch enthält sämtliche Postanstalten und Eisenbahnstationen des Deutschen Reichs nebst den gebräuchlichen zusätzlichen Bezeich nungen und dem zuständigen Oberpostdirektions bezirk; ferner die wichtigsten außerdeutschen Orte nebst Angabe der Länder nach der jetzt gültigen poli tischen Abgrenzung. Das Ortsverzeichnis kann bei jeder Postanstalt bestellt werden. Der Preis beträgt S000 «k. Erhöhung der Buchdruckerlöhue. Der Deutsche Buchdruckerverein teilt mit: Die Tarifkommis, sion der deutschen Buchdrucker hat den Epitzenlohn ab 26. Mai auf 104 000 Mark festgesetzt, was eine Erhöhung um 27 Prozent bedeutet. Der Preistarif ist um 15 Prozent erhöht. Die Geldstrafen der ärztlichen Ehrengerichte. Eine Regierungsvorlage an den Landtag befaßt sich mit der Erhöhung der Geldstrafen, die ärztliche Ehren gerichte verhangen können. Die Grenze soll von 300 auf 100 000 «1t hinaufgesetzt werden. Der Landeskulturrat gegen die Milchhöchstpreise. Der ständige Ausschuß des Landeskulturrates fordert ilk einer Entschließung auf das dringendste die so fortige Aufhebung der Milchhöchstpreise. In der Ent- schließung kommt weiter zum Ausdruck, daß die säch sische Landwirtschaft sich dadurch benachteiligt fühlt, daß das Wirtschaftsministerium die Preise ohne Zu- ziehung ihrer Vertreter festsetzt und anscheinend nur die Derbraucherkammer zur gutachtlichen Aeußcrung heranzieht. LelpLlger rsgedlatt usü ttrmäelsreituug «e. 126 Swle S Außerkraftsetzung von Freimarken. Die Frei- marken zu 5, 10, 15, 25, 30 und 50 Pf. (Ziffern- marken), sowie zu SO, 80, 100, 120 und »60 Pf- (Ar- beitermarken) und die Marken zu 10, 15, 25 und 30 Pf. zur Erinnerung an die Nationalversammlung verlieren mit Ablauf des 30. Juni ihre Gültigkeit. Sächsischer Ornithologentag. Vom 22. bis 24. Mai hielt der Verein Sächsischer Orni )oloaen in Anna ber g seine dritte Tagung ab. Der Verein hat sich vor allem die Erforschunng nud Verbreitung der Kenntnis von Sachsens Dog-uwelt zur Ausgabe gestellt. , Lin Blockhaus und seine Bewohner verbrannt. In einem Heimgarten bei München verbrannte nachts ein Ehepaar mit der Blockhütte, in der es schlief. Es wir vermutet, daß der nicht gesicherte Ofen, auf dem abends gekocht worden war, den Brand verur sacht hat. Der „begehrenswerte" Schillerpreis Die Augsburger Schillerstiftung schreibt, wie die Zwickauer Neuesten Nachrichten berichten, einen Preis von 1000 deutschen Reichsmark aus und bittet „junge, besonders begabte Schriftsteller', ihre Arbeiten nebst Rückporto bis 1. Juli an die Schillerstiftung zu richten ... Und der junge, sehr begabte Schriftsteller saß und rechnete: ein Briefumschlag, macht 60 -4, mindestens ein Dutzend Foliobogen (keineswegs holz frei), macht 180 «1t; Briefporto (Uebergewicht über 100 Gramm), macht 150 «1t, Rückporto macht eben falls 150 «1t, Tinte (stark mit Wasser verdünnt), macht 400 -1t, eine Stahlfeder (beim Altwarenhändler ge kauft), macht 60 «K, Arbeitskraft gleich 0 -1t — macht zusammen 1000 «1t. Und der rechnende Schriftsteller lächelte befriedigt, zog sich den Magengurt etwas enger und murmelte mit ausgehungerter Stimme: »Hurra, ein gutes Geschäft!' Vom Ehemanne im Spiettlub erschossen. In einem geheimen Warschauer Spielklub „Nirwana" kam es zu einer dramatischen Szene. Die Gattin des sehr vermögenden Eisenbahnbeamten Rokosowski hatte ihrem Manne 45 Millionen Mark entwendet und spurlos das Haus verlassen. Der Bestohlene suchte sie drei Wochen lang Abend für Abend in den Vergnügungsstätten der Weichselstadt, da er die Extravaganzen der Durchbrennerin kannte. Endlich traf er sie in lustiger Herrengesellschaft in dem ge heimen Spielklub „Nirwana". Nach kurzem Wort, wechsel tötete er sie durch drei Revolverschüsse. Die Erschossene hinterläßt vier unmündige Kinder. Die Osterinsel nicht verschwunden. Aus Dal- paraiso wird telegraphiert, daß dort diese. Tage der Schoner „Faleon" eingctroffen ist, der auf seiner Fahrt durch den Stillen Ozean an.^>cr Osterinsel vorbeikam. Er berichtet, daß er die Insel u n - verändert vorgefunden habe. Die Ge rüchte, daß das große Erdbeben, das vor einigen Wochen die chilenische Küste heimsuchte, auch die Insel zum Verschwinden gebracht habe, sind danach un begründet gewesen. Sie waren durch das Aufhören der Funkspruchverbindung veranlaßt worden. Eine neue deutsche Kolonie in Mexiko. Fünfund siebzig Familien deutsch-amerikanischer Herkunft trafen im Staate Loahuila ein, um sich in der Nähe der Stadt Saltillo anzustedeln. Sie haben von der Regierung 100 000 Acker Land gekauft. Es ist dies die zweite deutsche Kolonie im Staate Loahuila. Die erste ist von Kolonisten, die aus Deutschland zuge- wandert sind, begründet worden und hat sich in kurzer Zeit sehr günstig entwickelt. Da» New Yorker Fernsprechnetz. Das Fernsprech, netz von Groß-New York umfaßt nicht weniger als 158 Fernsprechämter, die untereinander durch eine große Anzahl von Leitungen in Verbindung stehen. Zusammen reichen sie für 1400 000 Teilnehmer mit annähernd zwei Trillionen Verbindugsmöglichkeiten aus. Es wird angenommen, daß im Jahre 1940 300 ernsprechämter mit einer Aufn ahmefäbigkeit für 3 300 000 Anschlüsse vorhanden sein werden. Die Anzahl der Selbstanschlußämter in New York, mit deren Betrieb sehr gute Erfahrungen ge macht worden sind, ist dauernd im Zunehmen be griffen. Der Oie- mit der dritten Hand Allerlei von Taschendieben — Sine raffinierte Diebesschnle — Vie Tarnkappe für lange Mnger Die Taschendiebe haben in den letzten Jahren eine Riesenbeute gemacht. Denn man ist mit dem Geld jetzt leichtsinniger geworden und der Taschen diebe ist nach dem Kriege Legion geworden. Die starke Zunahme der Taschendiebstähle ist zum Teil auf östliche Zuwanderung zurückzuführen, denn nach den Erfahrungen der Kriminalisten stammen heute eine ziemliche Zahl der Leute dieser Zunft aus dem Osten. Nicht jeder verbrecherisch veranlagte Mensch könnte einen Taschendieb machen. Es gehört eine gewisse Intelligenz und Regsamkeit dazu, geistige Regsamkeit und Fingerfertigkeit. Auch mit der Fingerfertigkeit ist es nicht getan. Ein Taschendieb muß „lange Finger" haben, tatsächlich lange Finger. Ein Mensch, dem diese Vorbedingungen fehlen, wird es nie zu einem Meister auf diesem Gebiete bringen, und wenn einer von jenen, die lange schlanke Finger haben, einmal der Polizei in die Hände fällt, da hat sicher ein Zufall mitgespielt. Auch eine lange Uebung gehört zu seinem „Handwerk". Jener Dieb, der auf Jahrmärkten und Volksfesten in die Tasche anderer Leute greift, ist in der Regel ein ungelernter Zufallsdieb. Die großen „Internationalen" sind zum guten Teil direkt ausgebildet. Aus ihren Geständ nissen — andere Verbrecher verraten selten ihre Kniffe — weiß man, daß es in Galizien eigene „Schulen für Taschendiebe" gibt. Vor kurzem hat man in München einen ost galizischen Dieb auf frischer Tat ertappt. Der Verhaftete hatte seine Ausbildung in einer Diebesschule erhalten, die von einem erfahre nen, aber invaliden Taschendieb „geleitet" wurde, und aus deren Schülern die bereits erprobten Diebe sich ihre Helfer wählten. Aber kein Schüler bekam ein „Reifezeugnis", der nicht zwei Aufgaben gelöst hatte. Einmal mußte er dem Leiter der Schule etwas aus der Schule stehlen, ohne daß dieser sagen konnte, was ihm gestohlen worden war. Die zweite Prüfung war schwieriger. Im „Unterrichtszimmer" hing von der Decke eine ausgestopfc Puppe herunter, die mit einer Reihe kleiner Glöckchen behangen war. Dieser Puppe mußte man die Brieftasche stehlen, ohne daß ein Glöckchen anschlug. Wer das konnte, wurde in die Praxis entlassen. Uud nun erklärte der Verhaftete auch den Zweck des Schals. Der ist gewissermaßen die „Tarnkappe" für „lange Finger" und wird be nutzt, um eine Angriffsbewegung des Taschen diebes vor den Augen zufälliger Zuschauer zu verschleiern Ganz besonders gern wird er beim Diebstahl im V-Zug benutzt. Dort bietet sich dem Taschendieb überhaupt das beste Operations gebiet. Das Opfer wird bereits am Schalter aus gewählt. Der Ueberfall selbst wird in den schmalen Wagendurchgängen im Gedränge des Ein- und AuSsteigens unternommen. Der Ge hilfe des Diebes hindert durch ungeschicktes Ver halten den „Auserwählten" so lange am Ein steigen, bis der „Meister" am andern Wagenende eingestiegen ist. Nun wird ein künstliches Ge dränge inszeniert. Der Gehilfe schiebt von hinten, der „Meister" prallt von vorn auf das Opfer. Und zwar mit großer Wucht. Denn es ist eine Hauptaufgabe des Diebes, die Aufmerk samkeit des Ueberfallenen auf eine andere Stelle abzulenken. In dem Augenblick des Ueberfalls hat der Dieb die Linke unter einem über den Arm gelegten Mantel oder Schal, die Rechte ver setzt dem Opfer einen kräftigen Stoß auf den Arm, saust blitzschnell unter den in Brusthöhe gehaltenen Mantel und in die Tasche des Opfers. Und während der Ueberfallene ganz von dem Stoß auf dem Arm „eingenommen" ist, wird die Brieftasche herausgeholt. Auf der Straßenbahn arbeitet der Taschendieb mit anderen Mitteln. Hier benutzt er gern eine große Zeitung als „Tarnkappe", fährt beim Um blättern dem Nachbarn ins Gesicht und „pflückt" dabei Brillanten von den Kravatten. Um ihre Bewegungen vor andern Augen zu verbergen, bedienen ne sich hier nicht selten einer falschen Hand, die harmlos auf ihrem Schoß liegt, wäh rend die echte in der Tasche des Nachbarn sitzt. Oder: auf der Plattform steht neben dem auserwählten Opfer ein „Neutraler" als lästiger Zuschauer; den zwingt der Dieb durch einen „Gasangriff" zum Frontwechsel. Er nimmt eine übelriechende Pille in den Mund und bläst ihm den Atem ins Ge sicht. Aber das Opfer hat die Hand auf der Tasche. Die muß auch weg! Auf einmal sitzt dem Opfer etwas wie eine Fliege auf der Nase und während die Hand des Gestochenen nach der Fliege angelt — cs gibt auch künstliche Fliegenstiche! — angelt eine fremde Hand in fremder Tasche. Aber nicht nach Fliegen... L.N. Zur Notlage der Gemeinden Die sächsische Regierung hat dem Landtage eine Vorlage über die Bereitstellung weiterer Mittel zur Kreditbeschaffung für notleidende Gemeinden zu- gehen lassen. Durch Beschluß des Landtages vom 2V. Mai 1921 war die Regierung auf ihren Antrag ermächtigt worden, zur Hilfeleistung für notleidende Gemeinden und Bezirksverbände Staatsmittel bi» zur Höhe von hundert Millionen Mark in Anspruch zu nehmen. Die Regierung hält aber bei der Not- läge zahlreicher Gemeinden, auf die von den Ge meinden selbst, ihren Organisationen und den Auf sichtsbehörden ständig hingewiesen wird, die Bereit stellung weiterer Mittel für unbedingt geboten. Sie ersucht daher den Landtag, eine Entschließung dar über herbcizuführen, daß sie in Erweiterung der ihr seinerzeit erteilten Ermächtigung zur Hilfeleistung für ,lotleidende Gemeinden und Bezirksverbände Staatsmittel bis zur Höhe von 1000 Millionen Mark unter den früher festgelcgten Bedingungen in An spruch nehmen darf. Die Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden hat sich für den Fall der Genehmigung des Antrages der Regierung durch den Landtag grundsätzlich bereit erklärt, die Höchstsumme der von ihr gegen Bürg schaft des Staates zu gewährenden Darlehen eben falls wesentlich zu erhöhen. Polizeiliche „Sicherstellung' von Denkmater«. Die ständige Bedrohung durch Diebstahlsgefahr, der die öffentlicyen Denkmäler und Kunstgegenstände be sonders ausgesetzt sind, hat die Stadt Berlin zu durchgreifenden Abwehrmaßregeln veranlaßt. Die Denkmäler und Kunstgegenstände werden künftig einer besonderen Beaufsichtigung durch Radfahrer st reifen sowie durch uniformierte und nich uniformierte Beamte der Polizen bei Tag und Nacht unterliegen. Die Polizei wird durch Wachtbeamte der Stadtgemeinde unterstützt werden. Außerdem werden auch Denkmäler, die an besonders gefährdeten Stellen ihren Standort haben, ganz oder teilweise abmontiert. Das pofiabonnems^ für Imst 1S23 ist sofort zu erneuern, dMit in der Zustellung der Zeitung keine Unterbrechung eintrttt. Vas Theater an sich Alexander Tairosf im Schauspielhaus Der Führer des Moskauer Kammertheaters gehört zu den echten Utopisten der Kunst, zu denen, die immer in der Zukunft leben, deren Ideen ihrer Natur nach nie verwirklicht werden, sondern nur der Verwirklichung nähevgebracht werden können. In seinem Buche vom „Entfesselten Theater" ist wohl mit Freude vom Erreichten, aber mehr noch vom zu Erreichenden die Rede, und wenn man mit ihm von seinen fertigen Inszenierungen spricht, wird man ihn wahrscheinlich nicht weniger kritisch als den Krtiker finden. Die „Prinzessin Brambilla', vor etwa fünf Jahren gemacht, ist ihm schon ein überwundener Punkt, mag sie auch theoretisch vom fertigen Literaturwerk für die Bühne durchaus entfesselt sein, ein Capriccio des Theaters nach, nicht von dem Dichter Hoffmann, so brauchen wir doch nicht zu glauben, dieses, nun sei und bleibe das Entfesselte Theater seiner Regie- träume. Entfesselung des absoluten Regisseur», des Theaters an sich, scheint mir im höheren und bisher höchsten Grade die Operette „Giroflä-Girofla" zu be deuten, und wenn ich das Bühnenmodell mit Treppen und Leitern und Paternosterwerk für den „Mann, der Donnerstag war", wie es jetzt in Beyers Kunst handlung neben anderen schönen Dingen üusgestellt ist, recht verstehe, dann wird die Bühnenphantasie nach Chestertons narrisch aufgeregter Novelle auf den Wegen der akrobatischen Operette weitergehen. E« kann ein köstliches Ueberraschungstheater daraus werden, wenn es dem Bearbeiter nur gelingt, zu dem prachtvollen Spielgerüst auch ein brauchbare» Handlungsaerüst aus des Engländers Prosa auf zubauen, denn ein tänzerischer oder akrobatischer Klamauk, der seine Sach' auf nichts als auf sich selber gestellt hätte, würde — wie die „Prinzssin Brambilla' — kein entfesseltes, sondern nur ein un- ordentliche» Theater sein. Für seine „Salome' setzt sich Tairosf noch heute ein, und von der „PHSdra', einer seiner letzten Arbeiten, die wir auch noch sehen werden, versichert er, diese Aufführung müsse man sich ansehen, auch wenn das Theater brennt. Hoffen wir also, daß es nicht brennt. Wie di« „Phädra' von Racine ist „Salome/' da» fertige, wohlbekannte Schauspiel von Oskar Wilde, ins Russische übertragen. Mit Musik am Anfang, am Ende und zu Salomes Tanz. Es bleibt immerhin zu beklagen, daß man hier die Sprache nicht versteht. Schließlich kann man auch die bessere Weltliteratur doch nüht auswendig, und um die Wort», und Ton gestaltung der einzelnen Spieler recht zu würdigen, müßte man doch in jedem Augenblick genau wissen, was sie sagen. Dafür klingt denn das Russische sehr schön und man denkt sich desto mehr dabei. Die Sprache der Malerin Alexandra Exter ist jedenfalls international und stärker als die der meisten deutschen Bühnenmaler. Da ist, von Tairosf kontrolliert oder auch inspiriert, die allerwirklichste Unwirklichkeit entstanden, durch die Kostümkunde hin- durchgegangcn und aus Eigenem wieder produktiv geworden. Da sind vollkommene Soldatenpanzer aus bemalten Stoffetzen und Schilde aus Pappe, das ganze blödsinnige Geklapper wird vermieden. Da ist der junge Syrerhauptmann Rumcneff, der wie eine seltene Wunderblume aus dem Boden wächst und sich vergsprns zum Bühnenhimmel windet. Eine botanische Merkwürdigkeit und doch ein richtiger Hauptmann. Da sind die beiden Pharisäer und die beiden Sadduzäer, die wie geile und bösartige russische Popen aussehen und sich ebenso betragen, und die beiden Nazarener, zwei fromme, astensche Mönche. Die ganze Komparserie bis zum letzten Sklaven und Soldaten spielt in jedem Augenblick mit, ist mit ihrem angemessenen Anteil immer be- teiligt. Keiner fühlt sich zu gut für seine Rolle und keiner will auffallen. Arkadins Herodes ist ein abscheulich häßlicher Parvenü, ein ekliges Männlein von höchst minder wertiger Würde, das alle Haltung verliert, al» statt des Reiches Hälfte des Täufers Hauptz von ihm ver- langt wird. Es bekommt einfach den Kinnbacken krampf. Der Täufer Zeretclli, ein bartloser, braun- lockiger Jüngling in schwarzen Fetzen mit leuchtend nacktem Oberkörper, überstrahlt die ganz« verrottete Hofhaltung de« Tetrarchen in seiner jungen, fanatischen Mannheit. Mit der grollenden Stimme eine» heiligen wilden Tieres verwirrt er den süßen Luxuspöbel und Salome, das perverse Kommerzien- ratstöchtcrlcin aus Jerusalem V Die Darstellerin der Salome, Frau Alicce Koonen, die Gattin Tairofss, ist ein interessanter Sonderfall. Ihre einschmeichelnd weiche, oft mittler- lich warme Stimme scheint mehr in David Hermanns Jüdischem Künstlertheater ihre angeborene Heimat zu haben. Eie ist, glaube ich, eine verdrängte naturalistische Schauspielerin. Die tänzerischen Be wegungen ihres Körpers und ihrer Gliedmaßen wirken immer wie aufgesetzt. Der Ton widerspricht der Gebärde, und die Gebärde scheint oft leer zu laufen. Sie kommt mir wie eine zarte Tanzbärin vor, aber ich würde sie lieber haben, wenn sie weniger gut dressiert wäre. Der Hintergrund des schwülstigen, orientalischen Spieles, ein giftiges Rot al« Spielfläche aus des Herodes, ein stumpfes Schwarz auf des Zochanaan Seite und hinter beiden» ein halb protziges, halb mystisches Gold, ist wundervoll Zutreffend, eine voll kommene Salome-Landschaft. Man konnte aus dieser Tragödie einer! stockig, schwül und übergeil gewordenen Sinnlichkeit eine große Oper machen und eine tanzdramatische Eroto- Pantomime. Ihren dichterischen Eigenwert über- schätzen wir heute, zwanzig Jahre nach der deutschen Uraufführung, nicht mehr. Diese Dame, die immer fort sagt, er möchte ihre Tochter nicht ansehen, ist uns nicht weniger Wurst als eben diese Tochter, die erst immerzu seinen Mund küssen und dann immerzu seinen Kopf haben will auf einer Schüssel, aus gerechnet von Silber. Sie kann uns wenig rühren und vielleicht — werden wir auch lächeln. Der ripl»»l«»pwirt. Das Kultusministerium gibt in der Staatszeitung bekannt, daß nach einer Neuordnung für die Prüfungen in der Landwirt schaft an der Universität Leipzig denjenigen Landwirten, die gewisse Prüfungen bestanden haben, der akademische Grad Diplomlandwirt und den Landwirten, welche die Prüfung für prak tische Landwirte bestanden haAen, der Grad aka demisch geprüfter. Landwirt verliehen werden wird. Solchen, die schon früher diese Prüfungen abgelegt haben, kann nachträglich die Berechti gung zur Führung der-Bezeichnungen zuerkannt werden. Anträge sind an die Prüfungskom mission für Landwirte in Leipzig zu richten. Disziplinarverfahren gegen Prpfrssor LtznarL, Au» Heidelberg »iro un» gedrahtet: Gegen Professor Lenard der Universität Heidelberg wurde wegen seines Verhaltens am Tage der Rathenau- demonstration da» Disziplinarverfahren eröffnet. Der Schweizer Scbillerprei». Die schweizerisch« Schiller-Stiftung hat den diesjährigen Schil- ler-Preis von 2000 Franken an Jakob Schaff ner für seinen Roman „Johannes" verliehen. Ein zweiter Preis von 1000 Franken fiel an Frau Noölle Reger in Genf für den Roman „Oe nouveau ciÄugv", eine Ehrengabe von 1000 Franken unter anderem an I. C. Heer. Wenn Hitler kommt ... Ein Augenzeuge gibt aus einer Münchner Hakenkreuzlerversammlung die folgende „dramatische" Schilderung: „Bewegung vor dem Saaleingang. Rufe von draußen, die im Saal ausgenommen, zur Musikkapelle hinaufaeschrieir wer- den: „Hitler kommt! Präsentiermarsch!' Der Kq- pellmeister, der eben irgendein Lied dirigiert, hört das nicht gleich. Hitler steht draußen vor dem Saaleingang, betritt den Raum aber nicht früher, ehe nicht diese Verständigung zum Kapellmeister gelangt und von diesem befolgt worden ist. Erst als der mitten im Lied abklopft und den königlich bayrischen Präsentiermarsch beginnt, geht, nein, „schreitet' Hitler in den Saal. Auch das gehört offenbar zur Inszenierung; Hitler kennt vermutlich seine Leute und weiß, was auf sie wirkt. Vor ihm laufen etwa vierzig behelmte Jungens, die rasch seinen Weg frei machen und dann recht» und Pnk» Spalier bilden, militiirisch-unnatürlich gestreckt, während ihre starren Blicke dem vorbeigehenden Hitler folgen. Ungeheurer Jubel im Saal; die Frauen klet tern auf Stühle und Tische, um ihn besser zu sehen — Hysterie ist also offenbar auch in Müncyen z^ Hause —, und die Männer schreien Hoch, bis sie noch röter im Gesicht werden, als sie es vom heißet. Dunst des Saals, von ihrer Begeisterung und vom Inhalt mancher Maßkrüge ohnedies schon wäret». Hitler setzt sich an einen Tisch, tut einen tiefen Zug au» einem Biergla», das ihm ein Roßbach-Offizier, beglückt, seinem Herrn so dienen zu dürfen, gebracht hat, und spricht ein paar Worte mit seinem General st abschef und anderen Anserwähten unter seinen Getreuen, unablässig von ganz nähr herandräugend«n Frauen angestaunt * und o«- httnmett.'
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