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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230526
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-26
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Autor
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«Ll ter Mai. vurde »klage Bro- e«t« »egen schüre * und gegen k, Vas und achtet gnis rase :shofes Freitag !r die phi!. an n - n sind Hans 'Buch- ist am l. ) ge rn als Rätter, : Ber- >bleme t, trat , war tzbund chimp- Henau. , und wurde Bro- Doich- t 1919 erlegt vrden. Auk. Der- a Zu- aruals Ange- malen arbei- lands, r »im r, um a und ag, er Zudem nrühr Ang»- rissen - um lache», r d'e Halts. Aus« i; der An» :aats- ! auf risten l vom lissen nisler achen merk- t. — uden- r des erst» senkt, >, hat stand rtikel enau mische t-rot- mde* zum mnd- Buch mnte Ge halle vird, innte hät- lizei- urch- a t« sich aus, riner ider- rzen, rafe Ge« »Hof iiber der daß sei, gleit Ein- diert ißert Vor- Sift- 1923 !om- »er ¬ ben- Ur- liefe lden Loavndenä, 6en 26. ^L^esberickt Obdachlose Billionen Billionen von Reichsmark sind heute in Berlin obdachlos. Die Fülle der Banknoten ist so groß, daß die Tresors der Reichsbank sie nicht mehr aufnehmen können, sie muffen in den Kellergängcn der. Reichs bank aufgestapelt werden, und dies noch nicht genug, die Reichsbank muß für ihre Billionen die Gast freundschaft fremder Institute in Anspruch nehmen, da selbst die Kellcrgängc des Riesenhauses keinen Platz mehr für dir unheimlichen Pakete bedruckten Papiers bieten. Die deutsche Reichsbank befindet sich also in der beneidenswerten und ach doch so schmerzlichen Lage, daß sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr weiß, was sie mit ihrem Gelde anfangen soll. Noch vor kurzer Zeit war die Geldknappheit in Deutsch land so groß, daß die Notenpreffen Tag und Nacht arbeiteten und die Reichsbank fremden Druckereien große Aufträge zum Ausdrucken der Noten erteilen mußte, da die Reichsdruckerei nicht mehr imstande war, die Aufträge zu bewältige^ Jetzt ist plötzlich eine solche Ueberfülle an Geld eingetrelcn, daß obwohl der Tagesbedarf der Reichs- bank die Kleinigkeit von vier Lastautos Papiergeld ausmacht, die Bank über Reservebestände an aus gedruckten Noten im Werte von mehr als acht Bil- lioiHen Papicrmark verfügt. Daß diese Flut von Papier keinen Platz mehr finden kann, ist verständ lich. Heute arbeiten die Notenpreffen bereits nur noch mit halber Kraft, Arbeitsstrcckungen wurden vorgenommen, Feierschichten mußten eingelegt wer den und die Maschinen haben aufgehört, Minute für Minute Milliarden auszuspeien. Die Tatsache, daß in kurzer Zeit eine ganze Menge von hochwertigen Scheinen ausgedruckt wurde, hat die Dispositionen der Neichsbankdirektion umgeworfen. Allein, es ging nicht, die Pressen plötzlich anzu halten; die Druckereien aus Leipzig und München, aus Hamburg und Köln lieferten Tag für Tag neue und neue Milliarden der Reichsbank ein, so daß man notgedrungen die Milliarden in Pension geben mußte. In großen Ballen und Kisten wurden die Scheine auf Lastautos verladen und zu fremden Bankinstituten gebracht, wo sie in Depot gegeben werden. Besonders handelt es sich dabei gerade um die hochwertigen Scheine, die man nicht in den Kellern der Reichsbank Herumliegen lassen wollte, wie es mit den kleineren Scheinen, den bescheidenen Hundertern und den entthronten Tausendern der Fall ist. Deutschland erstickt im Papiergeld — kann man dafür ein besseres Snmbol finden, als die acht Billionen Papicrmark, mit denen man nichts anzufangcn weiß? L. Sr. Hotelbrand in Berlin. Am Freitag nachmittag gegen 2 Uhr brach im Dachstuhl des Hotels Con tinental in Berlin, das zu den größten Hotels der Hauptstadt gehört, ein großer Brand aus. Die Berliner Feuerwehr war mit mehreren Motorzügen nm Brandorte eingetroffen. Sämtliche Wachen waren alarmiert. Im Dachgeschoß befinden sich keine Wohnungen, sondern mir größere Vorratskammern. Soviel sich bis jetzt übersehen läßt, besteht für die b-wohnte vierte Etage keine unmittelbare Gefahr. .Fahndungspatrouillen* im Rheinsberger Schloß park. In dem sonst so friedlichen Schloßpark von Rheinsberg hat jetzt ein Trupp von etwa IOO Ber liner Mädchen und Knaben so große Aufregung her- vorgcrufen, wie sie weder zu Lebzeiten des Alten Fritzen noch in den Tagen seiner Dort drehenden Bcrfiimer geherrscht haben mag. Die jugendliche Gesellschaft erschien am Pfingstmontag mit Gelang („Blut muß fließen*) und Schreien in aller Frühe in dem mit Berliner Ausflüglern überfüllten Orte. Sie ließ sich im Park gegenüber dem Schloß an der roten Mauer, der ehemaligen Molkerei, nieder und entsandte tagsüber nach allen Richtungen „Fahn- dungspatrouillrn*, die alle Paffanten anfielen, ihre Lcgitimationspapiere verlangten und im Weigerungs fälle mit Hilfe von herbeigerufenen Verstärkungen auf die Spaziergänger mit Knüppeln losschlugcn. Eie gaben an, nach „politisch verdächtigen Personen* suchen zu müssen, die sich angeblich im Park versteckt hielten. Als die Bande auch gestern noch nicht abziehen wollte und ihre Ueberfülle und Schlägereien sort- setzte, wurde die Landgendarmerie alarmiert. Ei? l.«!prlg«r r«S«dI«tt um, .... , erschien und verjagte die jugendlichen Wegelagerer. Eine polizeiliche Untersuchung gegen die Anführer ist eingeleitet worden, da sich zahlreiche angefallene Spaziergänger gemeldet haben, denen nach der »Prü fung der Fahndungspatrouillen' Wertsachen ver- schwunden waren. Ein Landyendarmerteposten ist beauftragt worden, diese „Prwat-Durchsucher* bei ihrer Wiederkehr sofort wieder aus dem Paradies von Rheinsberg zu vertreiben. Der Ooppelmörder gefaßt r. Dessau. (Eig. Drahtbericht.) Ueber die Ermittelung und Festnahme des Mörders des Liebes paares wird uns von unserem Dessauer Mitarbeit^ folgendes berichtet: Der Mörder ist der 33 Jahre alte, unbestrafte Maurer Friedrich Dropp aus Ziebigk. Cs ist noch nicht ganz klar, aus welchem Motiv er die Tat be gangen hat, aber es ist wahrscheinlich, daß e» sich um eine Eifersuchtstragödie handelt. Anderseits wird gesagt, daß der Täter pervers veranlagt sei,und die Gewohnheit habe, Liebespaaren nachzustellen, wie er cs auch in diesem Falle getan hat. Manhart hatte sich die Verfolgung des Dropp verbeten. Hierauf kam cs zu einem heftigen Wort wechsel, in dessen Verlauf Manhart den Verfolger in die Rippen stieß. Dropp zog ohne weiteres den Revolver und schoß Manhart nieder. Das Mädchen lief davon, wurde aber auch von einem Schuß tödlich in die Seite getroffen. Dropp scheint sie dann benutzt zu haben, leugnet es aber. Dem Täter ist man gestern beim Begräbnis de» ermordeten Paares aus die Spur gekommen. Er be fand sich unter den Degräbnisteilnehmern und äußerte, daß er auch auf den Friedhof möchte. Da er sehr aufgeregt war, wurde ein Landjäger auf ihn aufmerksam. Er stellte ihn zur Rede und nahm eine Haussuchung bei ihm vor, die jedoch zunächst erfolg los war. Bei der Leibesvisitation fand der Land jäger im Sonntagsanzug des Dropp einne Revolver, 34 Patronen und eine Patronenhülse. Nach drei viertelstündigem Leugnen gestand Dropp die Tat ein; er wurde nach dem Dessauer Gefängnis übergeführt. Später fand man im Klosett des Mörders die Brieftasche des Ermordeten sowie einige aus einem Diebstahl herrührende Silbermünzen. Seine Mutter um fünf Millionen bestöhle». Der 22 Jahre alte Erwin Lippmann in Berlin holte seine Mutter vom Bahnhof ab. Während die Frau im Innern eines Straßenbahnwagens Platz nahm, stellte sich der Sohn mit dem Koffer auf die vordere Plattform. Plötzlich sprang er ab und verschwand mit dem Koffer, der für fünf Millionen Mark Wäsche und Kleidungsstücke, eine silberne Handtasche usw. enthielt. Hundertjahrfeier des Seebades Zapsot. Die Stadt Zoppot beging oeiser Tage die Hunderiayrfeier thres Bestehens als Seebad. Aus diesem Anlaß wurde im Stadtverordnetensaal eine Festsitzung der Ge- meindekörperschaften abgehalten. Bürgermeister Dr. Laue wurde zum Oberbürgermeister ernannt. Ferner beschlossen die städtischen Körperschaften drei Stif tungen: I. die Ausgabe einer Plakette, 2. die Errichtung eines Sportplatzes von 24 000 Quad ratmeter, wofür SO Millionen Mark bewilligt wurden, und weiter soll sämtlichen ortsarmen Gelorentnern als besondere Beihilfe eine einmalige Unterstützung gewährt werden. Der unruhige Aetna. Ger Ausbruch des Aetna nimmt immer größere Dimensionen an und wird von starkem Donnerrollen begleitet. Die glühende Lava wird über 10 Meter hoch geworfen. Der etwa zehn Meter breite Stroiy rückt langsam, aber stetig vor. Bombenattentat in der Universität von Warschau. Im Gebäude der Warschauer Universität explodierte eine Bombe. Professor Orsecki, der während des Attentats die Treppe passierte, wurde an beiden Füßen schwer verletzt. Die Goieaburger Jubiläumsausstellung «ktsener Bericht »e« Leipziger Tageblattes. Gotenburg, 22. Mai. Den Fremden, der unter Benützung der Rügener oder der dänischen Route in der Gotenburger Station der Bergslagsbahn eingettoffen ist, führt der Weg zur Ausstellung vorbei an dem Ostrand der Altstadt, durch die lädenreiche Oestra Hamngata (östliche Hafen- straße) und die elegante Kung»portsaveny (Königstor avenue), deren Beleuchtungskandelaber Fähnchen in den blauweißen Stadtfarben und in den blaugelben Landesfarben tragen, nach dem brunnengeschmückten Götaplatz, in dessen linkem Hintergründe sich der Eingang zur Ausstellung befindet. Der in vier Terrassen ansteigende Platz wird von dem neuen Kunstmuseum beherrscht, dessen edler gelber Backstein- bau gegenwärtig die westschwedische und moderne schwedische Kunstausstellung birgt, während die rechts davon befindliche Kunsthalle derzeit die Werke der Künstler der nordischen Nachbarländer, Norwegen, Dänemark und Finnland, aufnimmt. Die übrigen den Platz einsäumenden Bauwerke enthalten Aus stellungsbureaus aller Art. Durch die link» emporragenden Kolonnaden be tritt man die eigentliche Ausstellung. Hier, am Be ginn, erscheint der orientalische Stil ihrer Bauwerke am reinsten. Die mächtigen Rundbogen des mit alten Bäumen bestandenen „kleinen Hoss', die weißschim- merndcn, fensterlosen Mauern und Säulengänge des „langen Hofs* — alles beherrscht von der grünen Entreekuppel — versetzen den Besucher in eine Moschee des fernen Morgenlandes. Links hiervon liegen die kulturhistorischen Abteilungen, die mit dem prähistorischen Boden, der Vorgängerin Gotenburgs, dem von den Dänen zerstörten Lödöse, mit der kriegs- geschichtlichen, kirchlichen und kulturellen Entwicklung der Stadt bekanntmachen, ferner die historische Handwerks- und Industrie-Ausstellung und die Säle der staatlichen Kommunikationsbetriebe, Eisenbahn, Post, Telegraphen, Wafferfalldirektion usw. Eine Kommunal-Abteilung führt di« technische und soziale Entwicklung des Gemeinwesens vor Augen. Den Ausgang des „langen Hofs* flankieren zwei Mina retts, von denen das eine die „Krone*, das andere den „Löwen mit Schild und Schwert*, die heraldi schen Abzeichen der Stadt, tragen. Von hier aus bietet sich ein reizvoller Blick auf den „Großen Hof*, den Zentrums- und Festplatz der Ausstellung. Gegen über auf steiniger Höhe erhebt sich die „Gedächtnis- Halle*, in der die Hermen verdrenstreicher Goten burger aufgestellt sind. Hinter dieser Halle haben die Räume für Seefahrt, Handel und Fischerei ihren Platz gefunden, daneben die Gebäude für Kunsthand- werk und Kunstindustrie. In den Fluten des lauben umzogenen Seerosenteiches spiegelt die Sporthalle ihre Säulen. Auf der anderen Seite winken die Loggien des Hauptrestaurants mit seinen gelben Baldachinen und Markisen. Dazwischen überall ein gesprengt das frische Grün der im späten schwedischen Frühling eben erwachenden Vegetation. Durch die „E x p o r t g a s s e*, die von 31 Kauf läden erster Gotenburger Firmen eingesäumt ist, ge langt man in den für den kaufmännischen Besucher interessantesten Teil, in die E x p o r t a u » st e l l u n g. In riesigen, teilweise Luftschiffhallen ähnelnden Holzgebäuden wird ein einzig dastehender, voll- ständiger Ueberblick über die schwedische Groß- industrie und einen großen Teil der kleineren Industriezweige geboten. Die Maschinenhalle, die mit ihrer Länge von 200 Meter, 21 Meter Höhe und lichten Weite von 35 Meter, die größte Holz konstruktion der Erde darstellen soll, nimmt alle Er zeugnisse der weltberühmten schwedischen mechani schen Industrie auf, von der kleinen Präzisionswage und dem häuslichen Geschirrwaschapparat angefangen bis zu dem größten Dampfakkumulator, einer 30^ Zcntimeter-Riesenhaubitze und einem kompletten Ma schinenraum mit Dieselmotor von 2000 ki. ?., der im Verein mit einem zweiten gleichartigen für einen 10 OOO-Tonnen-Dampfer bestimmt ist. Im Hinter gründe sind eine etwa 25 Schritt lange riesige Loko motive für Rußland und eine 20 Schritt lange Loko motive für die schwedischen Staatsbahnen sowie spielende Eisenbahn- und Küstensignale aufgestellt. In den zu beiden Seiten der Haupthalle grup pierten Räumen reihen sich die Ausstellungen für Bergbau, Eisen- und Stahlerzeugung, die der elektrischen Industrie, Automobile, Kugel lager, Fahrräder, Kupfer- und Metallwaren, sowie die Produkte des schwedischen Sheffield, der Stadt Eskilstuna. Durch die Säle für Textil-, Konfektion«-, Leder- und Gummiwarcn von mehr lokaler Bedeu tung gelangt man in die Räume für Lebensmittel für die das nahe Meex die nötigen Fische, Hummer und Krabben liefert. Weiter interessiert die chemisch-technische Industrie mit dem Stand der auf der ganzen Erde bekannten schwedischen gündhölzchenfabriken, w» man erfährt, daß die Zündholzschachteln einer sech zehn Monate-Produktion aneinandergereiht von der Erde bis zum Monde reichen würden, wo eine un aufhörlich rotierende Gardine die Produktion von zwölf Sekunden darstellt und ein Globus die Aus- delmung des Exports über den Erball lehrt. Nach einem kurzen Besuch bei der „Hausfra u*, wo alles, was ein modernes schwedisches Heim be nötigt, gezeigt wird, gelangt man in die Abteilungen für Papier, Papiermaffe, Graphik, Holz und Holz waren, den neben Eisen und Erzen wichtigsten scheue- dischen Ausfuhrgütern. Weiter zieht die Ausstellung der schwedischen Waldpflcge-Direktion, Domänenver- waltung und privater Waldinteressenten nicht nur die Blicke der Fachleute, sondern auch der Laicn auf sich, denn sie gibt eine interessante Darstellung des Forstbetriebes im Waldlande Schweden. Den Ab schluß bildet ein mehr für die Einheimischen be- stimmtes Vergnügungsfeld mit Revuetheater, Berg- und Talbahn, Schießstätten usw. Lu Schluß einige Daten über die Kosten eines Aufenthaltes in Gotenburg, das von Leipzig am besten über Berlin, Rügen, Trelleborg, Ntalmö zu erreichen ist. Die Fahrt auf der schwedischen Strecke von Saßnitz-Hafen bis. Gotenburg kommt auf 28F0 schwedische Kronen in der sauberen dritten Klaffe, auf 48,75 Kronen in der zweiten Klaffe zu stehen, für den Schlafwagenplatz 2. Klaffe sind zwölf Kronen i zu zahlen. Die Fahrt von Berlin, Stettiner Bahnhof, ' bi» Gotenburg dauert etwa 19 Stunden. Don der Ausstellungsleitung sowie den Stadtbehörden wurde alles getan, um eine Preistreiberei zu verhindern. Ein Einquartierungsbureau weist dem Fremden ent weder in Hotels ein Zimmer im Preise von 7 bis 8 Kronen für ein Bett, und von 10 bis 12 Kronen für zwei Betten zu, oder bei Privaten, in welchem Falle die Preise 5 bis 6 Kronen oder 8 bis 9 Kronen sind. Das Hauptrestaurant serviert Lunch für 1,75 Kronen und 3H0 Kronen, Diners für 3 Kronen und 4F0 Kronen und Soupers ab 2H0 Kronen. In der Stadt sind in kleineren, guten Restaurants Frühstück für 1,20 bis 2M Kronen, Mittagessen für 1,20 bis 3 Kronen, und Soupers für 1,50 bis 3 Kronen zu er halten. Eintrittskarten für einen Ausstellungsbesuch kosten 2 Kronen, solche für 4, 8 und 14 Tage 6, 10 und 15 Kronen. Bei Benützung der oben angegebenen Unterkunft», und Verpflegungsstellen könnte man wohl mit etwa 15 Kronen ganz gut auskommen. Dem deutschen Importeur und Exporteur biettk^ sich in diesem Jahre eine günstige Gelegenheit, etM^ Reise zur Ausdehnung seiner Handelsbeziehungen mit einer Vergnügungsreise nach dem von Mittel europa in so vielen Dingen abweichenden Skandi navien zu verbinden. O. br. Das Postabonnement für Juni 1923 ist sofort zu erneuern, damit in der Zustellung der Zeitung keine Unterbrechung eintriHt. r Trügerisches Wohlbefinden Von ViliUsIm ssli«» Dieser Aufsatz des bekannten Biologen ist der u.u oear>-.t.eteii rmicage seinem berühmten Bucl-cs „Der Ablauf des Lebens" entnommen, das dieser Tage bei Fran; Teuttcke, Leipzig und Wien, erscheinen wird. Neben dem Wohlbefinden, das einfach der Ge sundheit zugehört, gibt es ein gesteigertes Wohl- g'fühl, den Borboten sicheren Umschlages. Für dieses Wohlgefühl habe ich den griechischen Ausdruck Euphorie, d. i. Wohlbefinden, reserviert, der in der Medizin bisher für einige Sonderfälle angewendet wurde. Ihm kommt aber eine viel allgemeinere Be deutung zu. Wer Arthur Schnitzlers „Professor Dernhardi* kennt, weiß von der Euphorie, jenem rätselhaften Ucbcrwohlsein vor dem Verlöschen. Ein armes Mädchen liegt in Dernhardis Klinik, rettungslos an Bauchfellentzündung erkrankt. Plötzlich hören ihre Qualen auf. Der Körper wird von wunderbarer Leichtigkeit durchströmt. Da hofft sie auf Genesung. Und diesen Genesungsgedanken will ihr der Arzt nicht durch den Priester rauben lassen, der mit den Sterbesakramenten kommt. Das löst den Konflikt des Stückes aus. Schnitzler, der selbst Arzt ist, hat hier gerade di« Krankheit gewählt, bei der die Steigerung des Be findens vor dem Ende allgemein und seit langem bekannt ist. Vielleicht noch bei der Lungenschwind sucht ist die letzte Scheinbesserung den Medizinern geläufig. Daß aber der „euphorische Auftakt* ganz allgemein dem natürlichen Tod voraufgeht, davon steht in keinem Lehrbuch auch nur ein — Sterbens wörtchen. Shakespeare freilich weiß bas besser: „Wie ost sind Menschen, schon de» Tode» Raub, noch fröhlich worden! Ihre Wärter nennen» den letzten Lebensblitz .. .* (Romeo, V. 3.) Und fragt man die Sprache, so sagt sie: Eines schönen Tages traf ihn der Schlag. Nicht eines bösen Tage», wie man eigentlich voraussetzen sollte. Der Tag war wirklich schön, ehe da» Unheil kam. Therese Drvrient erzählt in ihren „Jugend« rinne- rungen* mit der ganzen Anschaulichkeit ihres Stils, wie besonders wohl und aufgeräumt ihr Schwieger vater am Abend vor seinem Tode war. Ebenso wohl wie dieser „liebe alte Herr" muß sich auch der Chirurg Disffenbach befunden haben, als er, auf dem Kutscher bock sitzend, mit Peitschenknall beim Operationssaal in der Ziegclstraße vorfuhr, den er lebend nicht mehr verlassen sollte. Er sank mitten im angeregten Vor trag in die Arme seines Assistenten Langenbeck. Oder Thorwaldsen, der im Theater sein Haupt auf die Schulter seines Lieblings neigte, um für immer aus zuruhen. Richard Wagner hat am Vorabend seine» Todes dem Arzt in heiterster Laune Anekdoten er zählt, ganz ähnlich wie Luther, der noch an seinem Todestag so sprudelnd bei der Mittagstafel saß, daß er durch seine Schnurren alle zum Lachen brachte. Aber nicht nur gm letzten Lebenstag gibt es diese Steigerung des Befindens. Die Euphorie vor dem Tod ist nur das krasseste Beispiel. Auch im Verlauf des Lebens besteht sie. Sie erscheint vor dem Aus bruch von Krankheiten, wenn auch in verschiedener Stärke. Ich habe Kinder morgens lachend in die Schule gehen sehen, die schon um 10 Uhr schwerkrank an Scharlach nach Hause geschickt wurden. Alltäglich höre ich den Ausbruch schwerer Krank heiten mit den Worten beschreiben: „So wohl war mir seit langem nicht. Da plötzlich kam der Schüttel- frost.* Me ein Gesunder eben noch übermütig scherzt und nach zehn Minuten schon den Eindruck völliger Gebrochenheit macht, da» haben viele erlebt, wenige in seiner Bedeutung erfaßt. Aber es muß nicht immer ein Fieber sein, auch vor Krämpfen, Gallen schmerzen, neuralgischen und anderen Anfällen liegt der „schöne Tag*. Fritz Reuter sagte, die Freude sei sein gefähr lichster Feind. Denn wenn er sich so recht behaglich und lustig fühlte, so kam der jähe Umschlag, der „Feind* rückt« vor, der periodische Trink-wang be gann und damit alle Leiden, die da» Ouartalsäufer- tum so grausam begleiten. Jetzt verstehen wir, warum der Volksglaube davor warnt, daß man sein Wohlsein rühm«. Der Neid der Götter ist nahe. Und wenn die euphorischen Tag« und Wochen und Monate sich summieren, wenn kränkliche, schwach« oder greife Menschen gleichsam noch einen Lenzcms- schwung erleben, dann steht auch schon der Winter vor der Tür. Im März 1910 äußerte sich Josef Kainz zu einem vertrauten Freund: „Ich fühle mich so stark wie nur je, und so frisch wie der Fisch im Wasser.* Schon nach wenigen Wochen mußt« er sich am Krebs ope rieren lassen, und im September starb er. Gerade im euphorischen Auftakt des Todes schaffen Künstler oft noch Werke von wunderbarer Kraft. Weber hat di« „Oberon'-Ouvertüre kurz vor der letzten Verschlimmerung seines Brustleidens ge schrieben, und Chopin in der gleichen Verfassung die Polonäse in As-Dur. Glücklicherweise bezahlt man gewöhnlich die guten Tage mit kleinerem Uebel. Aber daß auf fruchtbare Tage eine deutlich« Loeve und Depression folgt, wissen alle schöpferischen Menschen. Wilhelm Lfftwald ist es, wie er in seinem Buch „Große Männer' erzählt, aufgefallen, daß ein sehr peinlicher Erschöpfungszustand, ein« Abspannung»- krankheit bei allen aufgetreten ist, sobald sie ihre „große Tat* vollbracht haben. Al» Davy die Natur der Alkalimetalle festgestellt hatte, verfiel er in eine schwer« Krankheit. Sei« Geist und Körper litten gleichmäßig darunter. Kaum hatte Julius Robert Mayer seine Schrift „Ueber das mechanisch« Aequi- valent der Wärme* vollendet, al» er in einem Anfall von Delirium au» dem Fenster sprang. Michael Faraday brach nach Vollendung seiner ersten gewal- tigen Arbeit zusammen. Seitdem ist er nur vorüber gehend wieder in die Höh« gekommen. In eupho rischer Zeit haben diese Genie» ihre schöpferisch« Leistung geboren. Nachher war die Krankheit da. Di« Euphorie ist an keine Leb«n»zeit gebunden. Sie ist im Alter nur durch den Gegensatz auffälliger. Auch d«r Jugend wachsen die euphorischen Schwingen, und D«org Hermann ist mit seiner tiefspürigen Auf fassung der Frühverstorbenen durchaus im Recht. Ihve ganze frühe Entwicklung ist in der Tat eine einzige LÄphori«, in der sie restlos all«» hergab«n, wa» ihnen verliehen ward. Für den Arzt hat die Euphorie ihre sehr ernsten Seiten. Er darf sich durch eine plötzlich« subjektive Besserung «Üein nicht verleiten lassen, den Anfang der Genesung anzunebaun. Ich tenne der Beispiele genug, wo selbst berühmt« Arrzte dieser Täuschung verfielen, den Kranken vorzeitig verließen und allzu bald erfahren mußten, wie nahe das Ende war oder die Verschlimmerung. Besonders bei der tückischen Blinddarmentzündung kann diese Täuschung zum Verhängnis werden. Wenn die Schmerzen plötzlich Nachlassen und der Arzt meint, die Operation könne nun unterbleiben. Aber nach einer kurzen Euphorie tritt unter erneutem, bohrendem Schmerz der Durch bruch in die Bauchhöhle ein, und das Schicksal des Kranken ist besiegelt. Man sollte anderseits auch keine aufschiebbarr Operation für den Folgetag eines euphorischen be schließen. Denn Narkosenstörung, Nachblutungen und Infektionsgefahren werden dadurch unnötig heraufbeschworen. Geht man als aufmerksamer Beobachter den „unglücklichen Zufällen* de» Chirurgen nach, so wird man erstaunt sein durch dir Wahrnehmung, wie häufig die Euphorie Dorbottn war. Sie hätte auch Warnerin sein sollen. Ausländer in den sächsischen Schulen. Aus Dres den drahtet unser Vertreter: Das Kultusministerium hat eine Verordnung erlassen in dec es heißt: Die Entschließung über Aufnahme von ausländischen (nichtdeutschen) Schülern und Schülerinnen an den höheren Lehranstalten wird künftig den Direktionen der staatlichen und den Kommissionen der anderen höheren Lehranstalten im Einvernehmen mit der Lchrerversammlung überlassen. Voraussetzung für die Aufnahme ist jedoch, daß an der Deutschfreund lichkeit der aufzunehmenden Schüler und Schüle rinnen sowie ihrer Erziehungspflichtigen kein be gründeter Zweifel besteht und daß durch die Auf nahme der Eintritt deutscher Knaben und Mädchen nicht beeinträchtigt wird. Für die Erteilung der Aufnahmegenehmigung ist zurzeit eine Gebühr von 2500 zu entrichten, die ebenso wie die allgemeine Aufnahmegebühr von zurzeit 7500 in die Schul kasse fließt. Deutschösterreichische Staatsangehörige sind den Reichsdeutschen gleichzustellen. Eine Guaeu-d'Albert.Auekdot« finden wer in der letzten „Weltbühne': Al» Eugen d'Albert »um sie benten Mal« geheiratet hatte, schrieb Heinrich Grün feld an ihn: „Ich gratuliere, lieber Freund. Sie ha ben selten eine so reizend« Fr« gehabt.*
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