Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230523
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-23
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sette 2 Rr, 120 I.elprlger ?sgedlett «aü ttLL6sL»Lettu»g ' ' " « ' ' - - — "" "— Das Deutschtum im Ausland Arbeiter und Reaktion Hamb««, 22. Mai. (Ltg. Tel.) Der inter nationale Sozialistenkongreß trat am Dienstag in die sachlichen Verhandlungen ein. Den Vorsitz führten der Engländer Henderson und der Russe Abramowitsch. Dieses Präsidium sollte demon strativ wirken, weil der englisch-russische Konflikt gerade jetzt infolge de» englischen Ultimatum» eine Verschärfung erfahren hat. Henderson erhob gegen diese Art, diplomatische Verhandlungen zu führen, schärfsten Protest. (Stürmischer Bei fall.) Die Zeit, wo ein Ultimatum als Mittel des diplomatischen Verkehr» zwischen zivilisierten Staaten zulässig war, sei vorbei. (Neuer Beifall.) Die lange englische Liste mit den Anklagen gegen die Sowjet- -egierung sei nur ein Vorwand. So wenig England die diplomatischen Beziehungen mit Italien ab gebrochen habe, als Mussolini die Regierung übernahm und mit politischen Verfolgungen begann, so wenig es die diplomatischen Beziehungen mit Ungarn abgebrochen habe, als dort Hort Hy seine Schreckensherrschaft einführte, so wenig dürfe England jetzt in dieser Weise gegen Rußland Stellung nehmen. Die englische Arbeiter partei werde im Parlament durch Macdonald, der deshalb nicht nach Hamburg gekommen sei, den schärfsten Protest gegen diese Politik erheben. (Stürmischer Beifall.) Der Russe Abramowitsch schloß sich diesem Protest an. Er sagte, daß die Sowcjjjjetrcgierung gewiß viele Verbrechen begangen habe, aber diese Politik Englands gehe das ganze russische Volk an, da ihre Folge die Fortsetzung der Hunger blockade und der Schrecknisse neuer Kriegs gefahren sei. Der Kongreß spendete diesem Protest einmütig starken Beifall. Das erste Referat hatte Dr. Dauer (Wien) über nommen. Er schilderte den Kampf der internationalen Arbeiterschaft gegen Sie Reaktion Die bolschewistische Phase und der Terror der rus- fischen Sowjet» habe der Reaktion den Anlaß oder vielmehr den Vorwand zur Bekämpfung des russi schen Volkes überhaupt gegeben. Aber die Mächte, die jetzt gegen Sowjetrußland vorgehen, hätten selbst in der ganzen Welt genug und übergenug Terror taten vollführt. Auch in Deutschland erhebt die Konterrevolution ihr Haupt. In ihr sei die schwerste Gefahr für den Frieden der ganzen Welt zu ersehen. Die internationale Arbeiterschaft müsse den Deutschen in ihrem Kampfe gegen diese Konterrevolution helfen. Vor allem aber sei es der französische Im perialismus, der die deutsche Reaktion fo stark macht, teils direkt durch Konspiration, teils indirekt durch wirtschaftliche großindustrielle Abmachungen. Das Urteil gegen Krupp nennt der Redner nur ein Mittel zur Erreichung einer größeren Kar tellquote. Der Erfolg des Faschismus in Ita lien sei zur ungeheueren Ermutigung für alle anti bolschewistischen Bestrebungen geworden. Die schlimmsten Gewalttaten aber begehe die Reaktion in Ungarn, wo der weiße Terror alle» Dagewesene überschreite. In Oesterreich sei da» Gleichgewicht der nachrevolutionären Ordnung gestört worden durch die Aktion der Entente. Auch der Völkerbund fördere die Reaktion. Er müsse bekämpft werden. Ueberall müsse die Ab wehr gegen diese Konterrevolution getroffen werden. Die Arbeiterschaft habe hier internationale Pflichten zu erfüllen durch Mo bilisierung der sittlichen Kräfte in der ganzen Welt. .Wo bleibt heute", so fragte der Redner, .gegenüber den Gewalttaten des Faschismus die moralische Entrüstung der Welt? Die Mauer von Lügen, die dieser um Länder baut, muß das Prole tariat durchbrechen. Die Arbeiterschaft muß unver züglich ein neues Mittel der Kooperation aller Kräfte schaffen. Sie muß wirken durch gegenseitige bessere Informatton, durch gemeinsame Akttonen in den Par lamenten und außerhalb. Die neue Exekutive, die auf diesem Kongreß zustande kommen soll, muß dieses Zusammenwirken der Kräfte herbeiführen. Die Lage ist nicht hoffnungslos. Auch die Reaktion vor hun- dert Jahren ist gebrochen worden. Eine neue Hoff nung ist anch der gerade in den letzten Jahren so stark gewordene Aufstieg der Labour-Party in England. Die Reaktion muß und wir- über wunden werden." (Starker Beifall.) Damit schloß die Dormittagsfitzung des Kongresses. Vie §. A. I.! Frankfurt a. M^ 22. Mai. (Eig. Tel.) Die Exe kutive der 2. Internationale und die der Wiener Arbeitsgemeinschaft (2)L. In ternationale) haben in vertraulichen Sonder konferenzen bereits die Auflösung ihrer Or ganisationen und den Beitritt zur Ersten Sozialistischen Arbetterinternatio- nale (SAI.) beschlossen. Die 2. Internattonale und die Wienckk Arbeitsgemeinschaft werden sich also nicht eigentlich verschmelzen,. vielmehr werde« die Par teien, au» denen sich beide Organisationen bisher zusammensetzten, nach der Auflösung ihrer Verbände eine neue Internationale bilden. Internationaler Zrauenkongretz Rom, 22. Mai. Der 9. Kongreß der Inter nationalen Stimmrechtsvereinigung Rom hat seine Arbeit annähernd beendet; nur die Vorstandswahl ist noch nicht endgültig erledigt. Für Italien gab Mussolini die Zusage, daß die faschistische Regierung den Frauen da» Stimmrecht gewähren würde, und -war sollte mit Einführung de» Demeindewahlrecht» die all mählich« rechtliche Gleichstellung der Frauen ein geleitet werden. Die Erfüllung dies« Zusage würde insofern von besonderer Bedeutung sein, al» bisher den Frauen der lateinischen Rass« noch nirgend» da» Stimmrecht zusteht und somit die erste Bresche i» jenen Länderblock geschlagen würde. Mit dem größten Beifall wurden jene Ent schließung« angenommen, in den« sich dir Ver einigung für das Recht der verheiratet»« Fra« auf eigene Entscheidung über ihre Staat»- angehörigkeit aussprach. Anch Entschließungen von allgemeinem Interesse wurden angenommen, fo über di« Notwendigkeit des Zusammenschlusses all« Länder im Bö Herb und. Auf dem Kongreß war« 4» Siqdm.dmch<,BWM - tterte vertraten. j Oer Kongreß (rrsvidertcht «0«» »-Go«»er»ertch«rrHat»er».) . Hamburg, 22. Mai. Am Pfingstmontag wurde im Tonventsgarten ia Hamburg der Kongreß der Grenz-, Kolonial- ünd Ausländsdeutschen «öffnet, der im An schluß an die Flensburger Tagung de» Deutschen Schutzbundes abgehalten wird. Die Eröff nungssitzung war überau» zahlreich besucht. Nicht nur Mitglieder der an dem Kongreß beteiligten Der- bände und die Vertreter au» dem In- und Ausland« waren erschienen, sondern auch die Staats- und Reichsbehörden hatte« Stellvertreter enr- sandt. Besonder» beachtet wurde die Anwesenheit de» Erzbischofs Dr. Borning von Osnabrück, in dessen Amtsbereich die vierjährige Tagung fällt. Nach einem Orgelvorspiel ergriff der Vorsitzende des Vereins für das Deutschtum im Auslande, von DirIsen, das Wort zu seiner Eröffnungsansprache. Er wie» darin darauf hin, daß in der ersten Tagung, die der Verein für da» Deutschtum im Auslande ge meinsam mit dem Deutschen Schutzbund abhält, ein Moment der Einigung zu erblicken sei, wie es ein Kennzeichen unserer Zeit sei, daß auch die Kolo nialdeutschen sich dem Kongreß anschlöffen. Wie die im Ruhrgebiet mit für das Deutschtum Kämpfenden, würben auch sie vom Kongreß in ihren Bestrebung« unterstützt werden. Hierauf erhob sich Erzbischof Dr. Born i n g von Osnabrück, um im Anschluß an die Erörte rung der religiöse« Frag«, wie sie am Sonnabend in Flensburg auf der Schutzbundtagung gepflogen worden sind, eine bedeut same Erkläruna abzugeben. Zn Flensburg hätte der Vertreter der Gustav-Adolf-Dereine, Pfarrer Geisler, betont, daß die evangelische Kirche bereit sei, im Interesse des Deutschtums im Auslande den Kampf gegen die katholische Kirche ruhen zu lassen und mit ihr gemeinsam am Aufbau des oeutschen Vaterlandes zu arbeiten. Erzbischof Dr. Borning verkündete nun unter ungeheuerem Beifall der Ver sammlung, daß die katholische Kirche freu dig in die dargebotene Rechte ei «schlage, und daß sie Hand in Hand mit den evangelische« Mit brüdern in den Kampf eintreten wolle für das Deutschtum im Zn- und Auslande. „Wir sind doch alle Brüder," fuhr er fort, „lassen Sie uns alle Parteiunterschiede, alle inneren Gegensätze vergessen und uns helfen in Not und Gefahr!" Der Erzbischof gedachte -er Deutschen im Auslande und in den Grenzgebieten, vor allem der bedrohten Brüder an Ruhr und Rhein. Auch die Kirche habe für das Deutschtum große Aufgaben zu erfüllen, denn Glaube und Volkstum sei eng ver bunden, und wer die Religion verliere, verliere auch leicht sein Deutschtum. Arm an irdischen Gütern, könne Deutschland viel kulturelle Arbeit leisten durch geistigen Austausch. Dix Träg« dieser Kulturarbeit feiern vor allem die deutschen Brüder im Auslände selbst, sie müßten moralisch unterstützt werden, um ihre Kraft zu stärken. Den Geist der Kraft und der Einigkeit, den kein Feind totschlagen könne, müßten wir hinaustragen. Wenn das ge linge, dann werde die Sonne des Glücks und des Glanzes wieder über dem deutschen Daterlandc auf- gehen. Mifsion»direktor Dr. Schreiber wie derholte darauf die bereits erwähnte Flensburger Erklärung der evangelischen Kirche, indem er bekannt gab, daß die gemeinsame Arbeit mit den Katholiken nicht uur ei« Wunsch, sondern daß die Gründung eine» gemeinsamen Ausschusses bereits verwirklicht worden sei. Stürmischen Beifall ries es hervor, al» hierauf der Erzbischof dem evangelischen Mission«- direktor entaegenging und durch Umarm nng den geschlossenen Arbertsbnnd be kräftigte. Alsdann wurde in die Tagesordnung eingetreten. Abg. Lollina (Prag) hielt als erster ein Referat über d«» Deutschtum al» Einheit. Das deutsche Volk, von jeher da« Volk der Dich ter und Denker genannt, war der Kulturdünaer für di« Welt, indem es Kunst und Wissenschaft hinaus trug. Aber eins «rollte die Welt dem deutsche« Volk nicht zugestehen, nämlich daß es sich zusammen- schließe zu einem großen Reich Dem Hundert millionenvolk wurde dieses Recht versagt. Nun gelte es, entweder der Schmach der sogenannten Friedens- Verträge sich still zu fügen und Amboß zu bleiben oder darauf hinzuarbeiten, daß wir wieder Hammer werden (Beifall).' Das deutsche Volk werde nicht ver gessen, daß ihm nur die eigene Kraft helfen kann. Um so erfreulicher fei es in der Stunde der Not, daß sich aus allen deutschen Gauen Vertret« hier versammelten, um im Kampfe dem deutschen Volk« ihre ganze Kraft zu leihen. Go werde der Kongreß zu einxm Markstein in der Entwicklung des Deutsch tums werden. Den Grenzlanddeutschen müßte ganz besonderes Interesse entgcgengebracht werden. „Ge rüchte wollen wissen," fuhr der Redner fort, „daß die Prager Regierung beabsichtige, die hier anwesenden deutschen Hochschüler bet Grenzüber- tritt verhaften zu lassen. Aber wir lassen uns nicht bange machen. Wir halten aus und werden deutsch bleiben. (Starker Beifall.) Wenn der Deutschentag den Drenzlanddeutschen diese» Bewußtsein stärkt, dann hat er seinen Zweck erfüllt. Dem Völker- bundsrecht muß da» deutsche Notrecht entgegengehalten werden, und wenn die Jugend nicht verseht, ist die Zukunft de» deutschen Volke» gesichert." Roch einer kurzen Pause sprach der Vertreter des Verein» für Kolonialdeutsche, Direktor Hup selb (Berlin) üb« di« Aufgaben de» Kolonial« m»ö Llebersee-Oevtfl-lnms. Da» deutsche Volk werd« sich mit dem Raub seiner Kolonien nicht zufrieden gebe«. Wenn die Kolonialdeutschen jetzt auch daran gehindert seien, im Ausland Kulturarbeit zu leiste«, so müßte» sie den Willen de» deutschen Volke» nach Kolonien wachhalten durch Pflege dtr Erinnerung an Kolonialhelden und an deutsche Kolonialarbeit. Falsch sei, daß das Reichs- kolonialamt nicht dem Auswärtigen Amt zugeteilt fei, denn nur dort werde es Vorarbeit leisten können für den Augenblick, bis Deutschland wieder Kolonien besitzen werde. Die Aufgabe des Uebersre- dotschtum» verlange viel Takk Denn sie güllcklich gelöst «erden solle, müsse der Deutsche Geiu» sskdler ableaen. wie die leider nur alk»u ^verbreitet» deutsch« Ueberheblichkeit und da» lkichte in Hamburg , Aufgeh« i« fremden Volke. Parteipolitik dürfe der Ueberseedeutsche nicht trei ben. Der Ueberfeer müsse nur Deutscher sein. Wenn zwischen dem Binnendeutschtum und dem Ueberseer noch die notwendig« Verbindung aufrecht erhalten werde, so dürfe man den Optimismus hoch- halten, daß wir wieder ein Kolonialvolk werden. Als letzter Referent sprach Professor Hesse (Düsseldorf) über das Grenz-, Kolonial- und Aus landdeutschtum und den bedrohten Westen. Er gab hierbei eine eingehende Schilderung der Rot und Leiden im alt- und neubesetzten Gebiet und wie der Ruhretnfall die Einheitsfront auf- gerichtet habe. Der Redner nannte da» deutsche Angebot einen Fehler. Der Wille der Ruhrbevölkerung zum passiven Widerstand sei stärker als die Macht der Reichsregierung, falls diese den Kampf im Ruhrgebiet abblasen wolle. Aufgabe des Auslanddeutschtum» sei es nun, die deutsche Kraft nicht erlahmen zu lassen und so den Ruhrkampf zum glücklichen Ende zu führen. Da» Schlusswort sprach der Vorsitzende des Schutzbundes Dr. v. Lösch, der der Stadt Ham- bürg für ihre Gastfreundschaft und den au» der Ferne herbeiqeetlten Vertretern des Deutschtums für ihr Erscheinen Dank sagte. „Der Geist der Grenzmarken einigt uns," so schloß er, „und so er leben wir hier alles, was wir haben, die Volks- aemeinschaft." Am Nachmittag wurde, während noch in der Hamburger Universität die studentische Tagung statt fand, in der Universitätsbibliothek die Ausstellung „Deutsches Leben im Auslande" mit einer Ansprache des Direktors Dr. Wahl feierlich eröffnet. Deutscher vurschentag in Eisenach Eisenach, 22. Mai. (Eig. Tel.) Der deutsche Burschentag in Eisenach war von über 1000 Burschen schaftern au» dem Reiche und dem besetzten Gebiet, au» Oesterreich und Deutsch-Böhmen besucht. Der Retchstagsabg. Dr. Laverrenz schilderte die Notstände im Deutschen Reiche nach innen und äugen und forderte die Burschenschaften auf, alle Kräfte dem heutigen Staate, wie er ist, unbedingt zur Ver fügung zu stellen und sich von allen extremen Be wegungen fernzuhalten. Dr. Hugo Böttger hielt ein Referat des Vaterländischen Ausschusses über „Paulskirche und die deutsche Burschenschaft." U. a. führte der Redner aus: Das ganze Volk ist von der Gewißheit durch drungen, daß wir al» Volk und Staat verloren sind, wenn wir die Einigkeit der Stämme nur um Zoll breite lockern und preisgeben. Daß das ganze Volk von dem deutschen Einhqifsgedanken durchdrungen wird, dafür Ihm sich seinerzeit die alte Burschen- schäft eingesetzt. Dieser Teil ihrer Arbeit ist nicht untrrgegangen und wird, so hoffen wir, alle heutigen schweren sozialen und Derfassungskämpfe überdauern und den Wiederaufbau'des Deutschen Reiches als einen souveränen Machtstaat gewährleisten. Im Anschluß an die mit starkem Beifall auf genommene Rede wurde eine Entschließung einstim mig angenommen, in der den Männern der Pauls kirche gedacht wurde und das Streben, diesen nach- zueffern, zum Ausdruck kam. Der Durschentag 1924 findet voraussichtlich in Danzig statt. Ein internationaler katholischer Friedensrat Dom 10. bi» 1k. August tagt in Konstanz ei» internattonaler katholischer Kongreß, -en eine groß« Anzahl deutscher und ausländischer katho lischer Kirchenfürsten -usammenberufen hat, darunter der Erzbischof von Turin, der Erzbischof von Sevilla und der Erzbischof von Salzburg. Der Kongreß wird in erster Linie folgende Fra gen behandeln: Die internationale Verteidigung der Kirche gegen die internattonalen Gegner. — Der Ausbau der internattonalen katholischen Liga in den einzelnen Landern. — Die Grundsätze des Friedens gemäß -en wiederholten Kundgebun gen de» Apostolischen Stuhle«. Zum Schluß wird der Kongreß di« Organisation ein«» internationalen katholischen Friedensrates in die Weg« leiten «nd di« Männer dieses Rates wählen. Russischer Argwohn gegen Eurzon Londou, 22. Mai. In einer Unterredung mit dem Moskauer Berichterstatter des Daily Telegraph trat Tschitscherin für Verhandlungen als einzige Methode zur Regelung der zwischen Großbritannien und Ruß land strittigenPunkte ein. Wenn Eurzon der Sowjetregierung in bezug auf Verhandlungen nicht entgegenkommen könne, so ist der Abbruch der Beziehungen unvermeidlich. Die Sowjet regierung sei dann zu der Annahme gezwungen, daß die englischen Beschwerden nur ein Vorwand und der Teil eines vorher entworfenen Plane« zur Her- beiführung de» Bruche» seien. Man komm« zu dem Schluß, baß Eurzon» Hauptbeweggrund di« Schaf fung wirtschaftlicher Schwierigkeiten war, um den Sturz der Sowjetregierung zustande zu bringen. Da» sei aber ein auf falschen Voraussetzungen be- ruhendes Ziel. Di« Sowjetregierung bedauere in höchstem Maße, daß Eurzon bei der Unterredung mit Krassin nicht den geringsten Versuch unternommen habe, irgendwelche Zugeständnisse zu machen, sondern einfach sein Ultimatum wiederholt habe. Vie Schweiz stellt Rußland zur Rede Laus«,»«, 22. Mat. (Eig. Tel.) Die Antwort des Bundesrat«» an Titscherin, deren Wortlaut an» Dirn»tag veröffentlicht wird, wird von den heutigen Blättern vollauf gebilligt, die aussprechrn, baß der Bundesrat da» Empfinden de» Schweiz« Volke» vorzüglich z«, Aurdruck bring« durch Ablehnung jeder Verantwortung filr die Sicherheit der nur aus MtttvrxL, 6ea 22. eigener Initiative hier weilende« russischen Delega tion. Vor allem findet di« Stelle der Antwort Au-, stiuunung, in der der Bundesrat der russischen Re gierung sein Erstaunen über ihre Rote ausspricht und betont, daß vielmehr dem Bundesrat das Recht zugestanden hätte, die Gowjetregierung aufzufordern, Erklärungen abzugeben über Gewalttaten, deren Opfer in Rußland lebend« Schweizer geweseü sind. Vie ersten Reher No», 22. Mai. (Eig. T e l.) Die erste ernste Krise in der Faschistenbewegung ist in Neapel ausgebrochen, wo der Führer der Faschisten, Hauptmann Padc- vani, seine Demission gab, der sich andere lokale Führer und Mitglieder der Faschistenmil z an schloffen. Im Bezirk Liri traten im ganzen 40 000 Arbeiter au» der Faschistenpartei aus. Dir Ursache der Krise ist ein Streit zwischen dem Hauptmann Padpvani und dem Abgeordneten Greco. Pado- vani wandte sich gegen den Eintritt Grecos in die Faschistenpartei. Eine eigene Kommission sollte den .Streit schlichten. Sie erklärte, daß keine Gründe gegen die Zulassung Grecos zur Partei beständen. Padovani 'forderte die Entscheidung Mussolinis, der aber den Beschluß der Kommission bestätigte, worauf Padovani und seine Anhänger aus der Partei aus-' traten. Mussolini sandte den Generalissimus der Faschistenmiliz, General Debono, nach Neapel, um die Krise zu beschwören, deren Ausgang aber im Augenblick noch völlig ungewiß ist. Ueberholte Seichen Eine Vorlage der Regierung fordert vom säch sischen Landtag 18)L Millionen dafür, daß die monarchischen Hoheitszeichen vom Ministerialgebäude in Dresden abgenommen werden. Nun werden die reaktionären Parteien oder auch — soweit sie aufgelöst sind — Nicht-mchr- Parteien über „Verschwendung" schreien und ihren Spott ergießen über diese ihrer Meinung nach über flüssige Maßnahme. Sie werden auch wissen, warum sie sich ärgern. Gibt es doch nichts, was mehr geeigneter wäre, das Gemüt wie mit Pechpflaster an das Alte, längst Ab getane zu heften, als solche in monumentalen Formen sich aufdrängende Embleme. Ohne sie sonderlich zu beachten, hat der Bürger sie doch tagtäglich, stündlich vor Augen. Wenn nun diese alten Embleme, dis nicht mehr in die Republik gehören, entfernt werden, so geschieht es, damit sie dem Bürger nicht stündlich die Aussicht in politisches Neuland ver derben und nicht seinen Blick im Vergangenen fest halten, das sich selbst aufgegeben hat. Eine Berichtigung Dresden, 22. Mai. (Eig. Tel.) Die sächsische Staatszeitung teilt unter der Ueberschrift „Halluzinationen" mit: „Die Deutsche Allge- meine Zeitung brachte eine Zuschrift aus Leip- zig, in der von einer angeblichen Bewegung in bür- gerlichen Kreisen Sachsens für einen Anschluß an Preußen erzählt wird. Sachlich ist zu sagen, daß die sächsische Sozialdemokratie selbstverständlich gegen das Aufgehen Sachsens in eine deutsche Ein heitsrepublik nichts einzuwenden hätte, wenn diese Einheitsrepublik eben sämtliche jetzigen Dundesstaa- ten in sich aufnehmen würde. Etwas ganz anderes aber ist ein Anschluß an Preußen. Denn dieser viel leicht auch einen Fortschritt gegen Kleinstaaterei und eine Stärkung der Position der Arbeiterklassen im großen deutschen Bundesstaate darstellen könnte, so würden doch zurzeit die Nachteile überwiegen. So- lange die „Orünungszelle Bayern" besteht, ist es ab solut notwendig, daß die sozialistischen Regierungen Sachsens und Thüringens als Gegengewicht erhalten bleiben." Eine grundlose Verdächtigung Gegen den Lektor für Englisch an der Leipziger Universität Peter» erheben die Leipziger Neuesten Nachrichten in ihrer Pfiugftausgabe den schweren Vorwurf, er habe seine politische Gesinnung gewechselt, um sich das Lektorat zu er- halten. Zum Lektor wolle man, heißt e» dort, zum alten Brauch zurückkehrend, einen Engländer ge winnen. Herr Peters sei deshalb der Sozialdemo, kratischen Partei betgetreten und habe „in seiner neuen Eigenschaft als Genosse" vom Kultusminister verlangt, daß man ihm seine Lektorstellr belasse. Wie uns Herr Peter» mitteilt, find alle Angaben über ihn in diesem Artikel unrichtig: Er ist, von deutschen Eltern in Australien geboren, englischer Staatsangehöriger, und hat in vollstem Sinne eng lische Erzrehung genossen; er ist seit seiner Studien- zeit Sozialist und seit 1920 eingeschriebenes Mit- glied der Independent Labour Party und der Fa bian Society. Sein Beitritt zur V. S. P. D. war lange beabsichtigt und vorbereitet und ist hauptsäch lich aus Gründen gesellschaftlicher Art so spät er- folgt. Er wäre für die Beibehaltung des Lektorats an sich nicht nötig gewesen. — Soweit die Erklärung de» Herrn Peters. Der Vorwurf, einen „Ge- stnnungswcchsel für ein Lektorat" begangen zu haben, ist danach unbegründet. Die Gesamtliste de* nordamerikauischen Ansprüche an Deutschland, einschließlich der der Form halber angefügten Kosten der Rhein- landbesetzung macht einen Betrag vo« ,1479 003 313 Dollar au». Don den Ansprüchen sind eine An- zahl ohne weiteres al» unhaltbar zu erkennen, beispielsweise die zusammen auf 220 Mill. Dollar lautenden Forderungen auf Patentverletzungen und weiterhin viele Foroerungen «rege» angeblich ent- gangenen Geschästsgewinn». Die bulgarische Regier» «g hat in Athen einen Protest überreichen lassen, gegen -le Inter- nierung der Flüchtling« au» Westthra- zien. Die griechische Regieruna hat daraufhin ihr Einverständnis bekanntgegeben, den Flüchtlingen die Rückkehr nach Bulgarien zu gestatten, hat aber gleich, zeitig an den Völkerbund da» Ersuchen gerichtet, durch eine Kommission die bulgarisch«, Beschuldi gungen, betreffend die Behandlung der Internierten, zu überprüfen. * Reuter meldet au» Athen, die Nachricht, daß türkisch» Truppen tte Mqritzabrücke, die Ad» riouop« »ft Karasatsch verbindet, in di« Lust ge sprengt hüttsn, habe in Athen Bestürzung her. vorgcrnfcn.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)