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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-20
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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8onnts6sbeilatze «les I^c!p2itzer ^stzeblsttes Ur. 118 8vQoi2F, clea 20. Ala! Leite 5 Frühling Don OoMrI»6 Kvlior Diese bisher unbekannten Gedichte des Schweizer Poeten verössenrlicht Proiellor ^onaS yiiinkel (Bern) in der Neuen Zürcher Zeitung. Sie stammen aus dem Jahre 1844. Erscheine nun, du Dichterzeit, Erfüll' mein gläubig' Hoffen! O Blumenduft, o Herrlichkeit, Dir steht die Seele offen. Und meines Herzens Pforten Sind vor dir aufgetan. Es klingt in Hellen Worten Manch neues Lied schon an. O ziehe ein, du Maienglanz! Zieht ein, ihr Frühlingsklänge! Zieh ein, zieh ein im leichten Tanz, Du zarte Blütenmengel O walle mir zu Herzen, Du blaue Aelherflut! Und meines Lebens Kerzen Entzünde, Rosenglut I Gott schlägt den Tabernakel auf In allen jungen Widern, Der Weihrauch steigt zum Himmel auf Rings aus Gebirg und Feldern. An alle armen Seelen Ein Ablaßbrief ergeht; Ich will mein Teil erwählen, Bevor der Lenz verweht. Ich will mein Teil zunutze ziehn Und mich mit Liebe füllen. Ich will, solang' die Lilien blühn. Die alte Sehnsucht stillen. Wie bald ist's um das Singen Von Lust und Lenz getan. Und nachher geht das Ringen Und Hassen wieder an. Oer erste Schritt Don ^rsnr Aus dem Ungarischen übersetzt von Maurus Mezei (Ein Frühlingsabend. Ein warmer Wind weht durch die Bäume des Etadtwäldchens. Aus der Ferne schimmern die Laternen der Stadt herüber. Unter den Bäumen spazieren Arm in Arm ein Jüngling und ein Mädchen. Der Jüngling ist 21 Jahre alt, das Mädchen 17. Das Mädchen trägt einen Tennisschläger. In der Nähe schlägt eine Turmuhr.) Das Mädchen: Großer Gott! Halb neun... (Dill sich aus seinem Arme losmachen.) Der Jüngling: Nein, nein! Bleibe noch! Das Mädchen: Es geht nicht! Laß mich! . . . Ich werde Schelte bekommen, wenn ich mich zum Abendessen verspäte. Der Jüngling: Wann wird bei euch zu Abend gegessen? Das Mädchen: Laß mich, wenn ich dir sage .. . um acht, nnd es ist schon halb neun! ' Der Jüngling: Du willst also fort, ohne mir einen Kunst zu geben? Das Mädchen (ernst): Ich getraue mich nicht, dich zu küssen. Der Jüngling: So werde ich dich küssen. Das Mädchen: Mich hat noch nie ein Mann geküßt. Der Jüngling (stolz): Ich werde also der erste sein. Das Mädchen: Nein. . . nein ... ich laß — — — (Lin langer Kuß.) Der Jüngling: Also, siehst du? Da» Mädchen: Ich habe dich sehr lieb, Miklos. Ich fühle, daß ich für dich setzt mein Leben hingeben könnte. Süßer, guter Miklos. Teurer Miklos! (Ein zweiter, noch längerer Kuß.) Das Mädchen: Laß meine Taille los. . . . Ich muß nun wirklich gehen .... Der Jüngling (feurig): Ich begleite dich! Das Mädchen: Gut, aber nicht ganz bis nach Hause. Am Franziskanerplatz gehst du nach links und ich werde rechts gehen. Der Jüngling: Wie du willst, Teure! (Sie machen sich auf den Weg.) Das Mädchen (unterwegs): Haft du mich lieb, Miklos? Der Jüngling: Wozu fragst du? Da» Mädchen: Nur, weil ich es Horen will. Immer will ich es hören . . . sprich auch gar nichts anderes! Der Jüngling: Ich hab' dich lieb, ich hab' dich lieb. . . (Er sagt es eincmfort bis zur Wagner straße.) Da» Mädchen: Ich fürchte, man wird mich schelten. Der Jüngling: Man wird dich nicht schelten. Der liebe Gott will nicht, daß du meinetwegen leidest! . » Da» Mädchen: Du bist edel, Miklos. Der Jüngling (bescheiden): O nein. Ich habe bloß ein gutes Herz. Es würde mich schmerzen, wenn du meinetwegen leiden miibtest. Wenn du einmal meine Frau bist, werde ich dich für alles ent- schädigen. Du wirst die glücklichste Frau der Erde sein! Ich werde dir die Sterne vom . . . vom . . . (Bemerkt, daß er zu hoch begonnen hat.) Du wirst einen Wagen haben, Pferde, ein Haus. Das Mädchen: Und wirst du mich ebenso lieb haben wie jetzt? Der Jüngling: Noch mehr. Ich werde dich anbeten! Das Mädchen (einfach): Und wenn ich dich betrügen würde? . Der Jüngling: Was sagst du? Das Mädchen (noch einfacher): Und wenn ich dich betrügen würde . . .? Der Iürtgling (am denkbar einfachsten): Dann würde ich dich töten! Du könntest mich aber nie betrügen! Das Mädchen (aufrichtig): Nein! Ich fühle es; ich bin die pure Ehrlichkeit. (Mit verliebtem Glanz in den Augen.) Ich könnte nie, nie einen andern lieben als dich! Der Jüngling: Was wirst du zu Hause sagen? Da Mädchen: Je nachdem, wo man mich ge sehen hat. H-t man mich in der Nähe des Konser vatoriums gesehen, werde ich sagen, ich sei im Kon servatorium gewesen. Hat man mich in der Nähe des Etadtwäldchens gesehen, werde ich sagen, ich war auf dem Tennisplatz Der Jüngling: Was hast du denn gesagt, als du von zu Hause weggingst? Das Mädchen: Mama war nicht zu Hause. Ich habe ihr durch die Köchin sagen lassen, ich sei ins Konservatorium gegangen, habe aber auch den Tennisschläger mitgenommen. Wenn Mama nach Hause kommt, wird das Dienstmädchen sagen: „Das Fräulein ist ins Konservatorium gegangen, hat aber auch den Tennisschläger mitgenommen." Darauf wird Mama sagen: „Das unverschämte Ding geht statt zur Musustunde schon wieder Tennisspielen!" Hat man mich aber im Stadtwäldchen nicht gesehen, werde ich sagen, daß ich im Konservatorium war, und daß ich den Tennisschläger bloß mitgenommen habe, falls mir noch Zeit bliebe, ins Stadtwäldchcn zu gehen. Verstehst du? Der Jüngling (zögernd): Ja. — Wozu aber das Rackett? Das Mädchen: Ach, hast du einen harten Kopf! Woher kommen wir denn? Der Jüngling (dumm): Aus dem Stadt wäldchen! Das Mädchen: Nun also! Wenn uns je- mand dort gesehen hat, bleibt mir noch immer der Ausweg, daß ich Tennisspielen war. Kommt es an den Tag, wird Mama höchstens schimpfen, weil ich ihr vorgelogen habe, daß ich im Konservatorium gewesen bin. Verstehst du denn nicht? Ich erdulde das kleinere Hebel, damit sie an das größere nicht denken! Der Jüngling: Mein Gott . . . mein Gott! (Lange Pause.) Das Mädchen: Worüber denkst du nach? Der Jüngling: Wie klug du bist. Wie gut du lügen kannst. Ich fürchte mich gleichsam vor dir! Wenn Du erst meine Frau bist, wirst du auch so schön lügen. Bei mir ist es leicht; denn ich ver stehe zum Beispiel das mit dem Konservatorium und dem Tennisschläger auch jetzt noch nicht. Mich wirst du ganz nach Belieben beschwindeln können. (Bitter.) Ich bin dumm; ich bin blöd; ich bin ein Esel! (Sich selber tröstend.) Ich bin ehrlich! Das Mädchen: Und ich bin nicht ehrlich? Der Jüngling: O, doch! Du bist das süßeste, das ehrlichste Mdchen auf der Welt. Nur bin ick: jetz: lehr erschrocken, weil du si gut lügen kannst' Das Mädchen: Nur vor Mamr! Und dann tue ich es ja doch deinetwegen. Der Jüngling (dem dies nur ein sehr schwacher Trost ist): Ich fürchte mich doch vor dir. Jetzt werde ich schon hinter deinen Worten immer etwas anderes suchen . . . weiß Gott . . . weißt du, du hast den Glauben in mir getötet! Das Mädchen (traurig): Miklos, du achtest mich nicht! Der Jüngling: Aber ja! Wenn du nur etwas weniger gut gelogen hättest! Oder wenigstens so, daß ich es verstanden hätte. Es war aber so gut ausgeklügelt, daß ich es gar nicht verstanden habe. Ich weiß bestimmt, daß ich dich nie bei einer Lüge ertappen werde können. Ich habe vor dir wirklich große Angst. Menn du einmal meine Frau wirst. - (Plötzlich.) Du, ich werde dir etwas sagen! Bleibe stehen . . . Das Mädchen: Ich bekomme aber Schelte! Der Jüngling: Einerlei! Bleibe stehen! So! Versprich mir, hier, jetzt, am Tage unseres ersten Kusses, daß du nie lügen wirst! Das Mädchen: Auch nicht heute? Der Jüngling: Auch nicht heute! Du sagst einfach, daß du im Stadtwäldcken spazieren ge- gangen bist, kein Wort mehr, selbst wenn man dich mit einem glühenden Eisen ... So hast du nichts verraten und hast doch nicht gelogen. Und solltest du Schelte bekommen, nun so bekommst du eben Schelte. Du leidest meinetwegen. Nicht wahr? Das Mädchen (mit hingebungsvollem Blick): Ja! Du mein guter, ehrlicher, teurer Miklos. Der Jüngling (fühlt, daß dies nicht so sehr eine Sache der Ehre, als des Egoismus ist): Lobe mich nicht! Versprich es mir. (Am Franziskanerplatz.) Der Jüngling: Adieu! Morgen nachmittag bei Onkel Feri. Das Mädchen: Servus! (Zu Hause. Die andern sitzen bereits beim Abendessen.) Die Mama: Jetzt kommt man? Der Papa: Was ist das für eine Sache? (Sie halten im Essen unheilverkündend inne. Das Stubenmädchen verläßt, einer Ratte gle'ch. das sinkende Schiff des Hausfriedens. Lange Pause.) Der Papa (mit drvynenoer ^... >m.,. ^.etzt kommt man? Die Mama: Wo warst du? Das Mädchen (nach heftigem seelischen Kampfe): Im Konservatorium . . . Der Papa (mit dem gegen alle Konservatorien geschürten tiefen Haß, der den wahren Papa kenn zeichnet): Und dieses Musizieren dauert bis halb neun Uhr? Das Mädchen: Nein ... ich habe aber von dort noch einen Sprung zum Tennisplatz gemacht; es war aber schon zu spät. . . . (Mit immer größerer Sicherheit entwickelt es herrlich die ganze Lüge.) (Am nächsten Tage. Bei Onkel Feri.) Der Jüngling: Nun, was hast du gestern abend zu Hause gesagt? Hast du gelogen? Das Mädchen (nach heftigem seelischen Kampfe): Nein! Ich habe gesagt, daß ich spazieren war. (Es schlägt die Augen nieder, fühlend, daß es nun schon Mama, Papa und auch Miklos belogen hat; es konstatiert, daß alldics unbedingt nötia wir. daß es nicht anders möglich war, und es ergibt sich langsam darein.) Der Jüngling: Hast du Schelte bekommen? Das Mädchen: Nein! Der Jüngling (bereits mit der Blindheit des Gatten): Also sichst du, daß man auch ohne Lügen leben kann. (Zweifelnd): Hast du das wirk lich gesagt? Das Mädchen (schon mit der Sicherheit der verheirateten Frau): Natürlich habe ich das gesagt! Ich werde dick; doch nicht belügen? Unser pfingstgedicht Von Esor§ liVilkowsl«! „An einem Pfingsttage geschah es, daß man Wald und Feld grün stehen sah mit Laub und Gras. Viele Vögel sangen fröhlich im Haag und auf den Bäumen. Die Kräuter sprossen und die Blumen dufteten lieb lich: es war ein schöner klarer Tag. Nobel, der König aller Tiere, hielt Hof und ließ das verkünden durch sein ganzes Land." Mit diesen Worten beginnt das alte deutsche Gedicht von Reineke Fuchs. Als ihm unser größter Dichter nach 300 Jahren die letzte, künstlerisch geadelte Form lieh, hat er diesen Ein gang in heiter spielenden Hexametern von neuem er klingen lassen. Seitdem ist diese unheilige Weltbibel, so wenig sie mit dem Pfingstgeiste gemein hat, in unserer Vor stellung dem Feste der Maien verbunden, ähnlich wie „Faust" dank dem Osterspaziergang mit der Aufer stehung. der vorhergehenden großen Gedenkfeier der Christenheit. Dort paart sich feierlicher Ernst reli giösen Fühlens mit der Hoheit der Dichtung; hier, im Reineke Fuchs, schlingt Frühlingsglück, Natur freude, das einigende Band. Wir meinen den Dichter aus seiner Höhe lächelnd auf die kleine Tierwelt hinabblicken zu sehen, auf das Treiben der politischen und kirchlichen Parteien, auf den Kampf des plumpen Wolfes mit dem listigen, nie um Ausflüchte verlegenen Fuchs, und nicht we nige Leser werden meinen, alle diese köstlichen Er- findungen entstammen der schalkhaften Mephistolaune Goethes. In Wahrheit hat er hier kaum etwas aus seinem Eigenen hinzugetan, nur uralten Goldgehalt neu ge münzt. Nicht einmal darf gesagt werden, es sei darin Edelmetall der deutschen Volksseele umgepragt. Der eigentliche Kern entstammt unterirdischen Schätzen, in den Fabeln des Orients zutage gefördert, von Griechen in einer Anzahl kleiner Tiergeschichten ge formt und unter dem Namen des sagenhaften DiM- tcrs Aesop im frühen Mittelalter über Westeuropa verbreitet. Tiere nahmen menschliche Arten an, wer den zu Trägern bestimmter Eigenschaften und als solche durch Menschennamen gekennzeichnet: der tap fere Wolf heißt Isengrimm, der Mann im Eisenhelm, und der schlaueste von allen erhält den Namen Rein hart, der Natreiche, mit dem verkleinernden Kose wort Reineke. Am .Hose Karls des Großen wurde bereits in la- teinischen Versen erzählt, wie der kranke König Löwe sämtliche Tiere herbeiruft, damit sie ihm Heilmittel bringen. Der Fuchs bleibt aus und sein starker Wi dersacher, der Wolf, verklagt ihn so schwer, daß der Löwe und alle seine Gcfolgleute ihn einstimmig zum Tode verurteilen. Da endlich kommt er. Dem König angeblich ergebener als alle, hat er lange nach einem Heilmittel gesucht und es endlich gefunden. Nur eins kann dem König helfen: wenn er seinen Leib in die Haut des Wolfes wickle. Dem Widersacher wird das Fell abgezogen, der Schlaue triumvbiert und st.lt in höchster Gunst des Herrschers als Sieger da. Hier sind schon die Hauptmotive nnd -Gestalten beisammen, und von neuem finden wir die beiden Gegner in gleicher Stellung bei einem geistlichen Dichter aus Toul um das Jahr 940. Immer reicher war inzwischen die allegorische Deutung der Tiercharaktcre geworden. Wer die mit telalterlichen Kirchen aufmerksam betrachtet, findet in Gcwölbezwickeln, als Wasserspeier, an Pfeilern und Gestiihlen immer wieder diese scheinbar so fremd artigen Affen, Hunde, Vögel, Drachen usw.; dem Kundigen spricht aus ihnen ein mannigfacher, oft tiefer Sinn, wie heute noch für uns aus dem aufsteigenden Phönix oder dem sein Blut für die Jungen vergießenden Pelikan. Zn diesen reichen Schatz hinein griff um die Mitte des 12. Jahrhunderts der Magister Nivardus aus Gent und schrieb die Geschichte vom Isengrimm. Zahlreiche französische Dichter bemächtigten sich des guten Stoffes und formten aus ihm eine große An- zahl neuer Tiererzählungen, bis um 1250 ein Flame aus einer von ihnen das unsterbliche Epos, „Dan den vos Reinaerde" gestaltete. Wohl ist hier der alte Rahmen, Anklage und Triumph des Fuchses, geblieben, aber wie hat nie derdeutscher Humor die trockene Erzählung zu würzen gewußt! Wenn die Hühnerfamilie mit der von Rei- naert totgebissenen Henne Luppe vor dem Hofe er scheint, so erblicken wir ein Gegenbild jener komi- schen Tieraufzüge der alten Kirchen. Wie ergötzlich führt Reinaert die beiden ersten Boten des Kaisers an der Nase herum, Bruun den Bären und Tibert den Kater! Das prächtigste Stück ist die Beichte Rei- naerts vor dem Dachs Grimbert, der ihn endlich an den Hof führt. Bei den Franzosen endete hier die Geschichte sehr moralisch; der Niederdeutsche läßt nun Reinaert, als er bereits unter dem Galgen steht, mit frecher Schlauheit sich retten, indem er Bruun und Isengrim als Verschwörer gegen den König anklagt und diesem für seine Begnadigung einen geheimen Schatz zu zeigen verspricht, dann will er als frommer Pilger nach Rom wallfahrten. So löst Reinaert, sich in schwerster Not und fährt heim zu seinem Schlau Maupertuus, begleitet von dem Hasen Luwaert und dem Widder Belijn. Dort verzehrt er seelenruhig den Hasen und schickt den dummen Widder mit dessen Haupt zum Hofe zurück. Belijn stirbt dafür, und nis zu spät Reinaerts List entdeckt wird, kann ihm die allgemeine Empörung nichts mehr anhaben. Ein späterer Bearbeiter hat noch als Sa: Zweikampf Reinaert und Isengrimms hinzugefllgt, und aus dieser Quelle schöpfte Heinrich von Al ma e r, als er nicht lange vor Luthers Zeit auf nie derländischem Boden das Gedicht von neuem ge staltete und mit moralischen Anmerkungen ausstattcte. Im Jahre 1487 erschien es unter dem Tiie! „Reinke de Vos" in Niedersächsisch übersetzt, in Lübeck, geschmückt mit kräftigen Holzschnitten. Bis zur Zeit Klaus Groths und Fritz Reuters ist der „Reinke de Vos" das einzige Werk geblieben, das von diesem Boden aus in das Weite wirkte. Durch ganz Deutschland, in Dänemark und Schweden, auch lateinisch wurde es verbreitet, immer von neuem mir Bildern geschmückt, am prächtigsten durch Jost Am- mann und durch die 57 Radierungen des holländi schen Landschaftsmalers Alla,rt van Everdin - gen, des Zeitgenossen Rembrandts. Barockzeit und Aufklärung haben die Lebenskraft des alten Tierepos, trotzdem es in seiner Form ihnen so fern lag, nicht absterben lassen. Immer weitere Ausgaben erschienen und aufs prächtigste erneuerte esGottschedin seiner glatten hochdeutschen Prosa, indem er 1752 dem Inhalt die Bilder Everdingens hinzufügte. Als der Leipziger Student Goethe im Gohlifer Schlößchen bei dem Professor Böhme zu Gast war, hat sein Auge wohl zum ersten Male auf diesen Bil dern geweilt, und zugleich wird er unter der glatten Form die Urkraft des Gedichts verspürt haben. Er ruhte nicht, bis er die Bilder in seinem Besitz hatte. Und noch im Alter rühmte er, diese Sammlung sei jedem Liebhaber wert. Das Auge war das Organ, mit dem Goethe vor allen anderen empfing, und was cs ihm in seine Seele senkte, das trat nachher verklärt im Dichter wort von neuem ans Licht, oft erst nach langen Iah- ren. So ging es auch hier. Als die französische Re volution mit der Hinrichtung Ludwigs XVI. im Jahre 1793 den Dichter stärker als je -uoor Mur Nachdenken über die Welthändel zwang, da kam ihm durch eine besondere Fügung gerade der Reineke Fuchs in die Hände; er blickte in diesen Hof- und Regentenspiegel und er beschloß, Gottscheds trockene Wiedergabe mit leichter Hand zum Kunstwerk zu gestalten. In wenigen Monaten war die Umdichtung nie- dergeschrieben, dann wurde sie aufs sorgsamste unter dem Donner der Kanonen vor Mainz, während d.r Belagerung dieser Stadt, geseilt. Leichtigkeit und Anmut verklärten den derben Stoff, geschickte Retuschen verschleierten allzu derbe Stellen und prächtige Erfindungen bereicherten die arabeskcnhafte Fülle. Leise Hindcutungen auf Zu stände und Gestalten der Gegenwart nahmen dem Gedicht nichts von seiner zeitlosen Heiterkeit, in der es nun dauern wird, so lange pfingstliche Fröhlichkeit durch kein noch so trübes Schicksal unseres Volkes erstickt werden kann. Wochenspielvlcn der Leiv iger Theater. Die Ziffern bedeuten Anfang u. Sc-lutz der Auiiühr. ra.-rr. rn Epnntaa Montan Dienst«,» ! Mittwock, T^onnerstaa ffreitaa Sonnabend Neue; Heater Bet aufgehobenem Anrecht Die Meistersinger -on Nürnberg. «i—tü»^ «l.A.-D. 8. ff. La Traviata. r-s-» 8L. A.-D. 4. ff. Der flieg.HollSndcr. in. A.-D. r». ff. Die tote Stad», r-u» Die JaudersiSi«. S. P. u. A.»B. i. d. Arbeiter-Bild.» Inst. 7-IN NS. A.»D. ,. ff. Judith. 7-9-2 84. A.-V. «. ff. Die Jauberslöt«. 7',-lv'a 8«. AD. s. ff. La Traviata. 7>,—los. Mn Heater Anker Anrecht Pygmalion. 7>,—il> Anker Anrecht Ad dafür. ,-lv Faust, i. Teil. S. V.A.-D. f. d. Gero Lund d.Angesi. 6-,-It ffaust. 2. Teil. S. P. u. A.-D. f.d. Gew. Bundd Anges». «>,—>» >7 Alt-Heibeloerg. » >D. ». A.-D i. d. Mittld.Aerbraucher- Perbcrnd. 71,—U) Dt« Verschwörung »es ffiesco zu Genua S D.u.A.»D.f.b ALI. >0k. Autzer Anrecht PÜgmallon. Nutzer Anrecht ELsar und Cleopatra. 7>L-l»'. vveellen- Iheater ffrasguitta. »- v Vorst.» Gerverkver L.'West ä. Madam« Pompadour. 7> ,->»>« .V walzertrauM. a. Pereln Klopjhokz. ^.Mad.Pomvadour. 7'..- lv>. Mad. Pompadour. 7»,-W>, Die Fledermaus. Dorlt. für den 2etpz.Mlrtsch.Perb. <>, UM, Mad. Pompadour. 7',-w', Verliebt« Leute. Durst, für den Verein Gutenberg. 7',—los, di. ffrasquita. U-» Lebrer-B. L.-Land. Die Fledermaus. 7>i, .». Die beiden NaMiixallrn. Borst.sür d.Bcrein Gabels, oeracr, Westvorst. S Mad. Pompadour. 7>, Schau- lotklya« Phalli» Helt Sp.inSAusz.v.Nossem Deutsch von Eli« Otten. k. Schneider Widbel. Phrur«. 7 Schneider Widbel. 7'a Gasrsp. d. Moskauer Nammertheaier» Prinzess. B .amdilla. 7". Gastsp. d. Moskauer Itammertheater» Prinzess. Brambilla 7'-, Gastsp. d. Moskauer «ammenheater» Salome. 7°, Gastspiel des Moskauer Kammertheaters Salome, «s, Kirtner Iheatn A. Jüdische Operette D,e«raf« der Eifersucht. 2'^ >4. Der Mustergatte.,-,0>- Der Mustergatte. JUdilche Operette Iakob uns Esau. 8 ,-li Jüdische Operette Das v-rülondzete SchSfele. it'j-ll Jüdische Operette Gekauft und bezahlt. ,',-ii Der Mustergatte. Jüdische Operette Was Weiber können. N°r-U Jüdische Operette Di« Opferung Isaak». «otte'td.- Itzealn Der Schrei in der Nacht. Der Schrei In der Nach». Der Schrei in der Nach». Der Schrei in der Nach». Lin Irühlingstraum Ein ffrll^llngstraum Der Schrei in der Nacht. Der Schrei in der Nacht. V.Vormittags NaHM',tags. -Abends. U.-Gammel. I.. Urau'süyrung. t: - itrjiauiluvrung. o.D. - öffentliche Vorstellung A- AnreclNS-vorsltllung. W.« Ne« ettlstudlttt. «crrm-vvrsmla«» ttt-.- Hatdr Preis«. Li>.- ltrmätzigt. Preis,. LE
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