Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-20
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
dezUgSpreiS. und ^ettcllgebUvren; Ausland M.*8M0 mtt M M.-M auSw.Jnserent.M. 300. Ton* rrpr^e ise: Famtltrnanz. v. Pnv. Po"o, morgens, anker Montags. Höhere LM MM M MM^W M U M M MM WM mm-Zc«>eM..'>O,^clegenI)ciiSan,. «prlv. Naiur) u. Slellenangev. NIM. Gewalt schlletzt Erllllluna auö. Schrüilciiung. Geschälrssielle, N M R R M R N. MW: M 'M >7 MMMMMMMU Zeile M. 8ö, Siellengel mn> Zelle M. 70.amil. Bekannim Toppel- Druckeret: Ltlpzig, JohanniSgasse 8 (Fernsprecher 17080-17092), M wm-ZetleM.35i).t.auöw.M 604 «ekl 72mwbr..mw.ZelleM.850,«.au-w xvrnda und tn allen Fllialen Anzeigen, und Abonnement- M.1350AuSlandsan,.m Vat«taaulIchl. Bet Wiederb.Nachlab. Platz- Annahme; auch nimmt jedes Postamt Bestellungen an. u.Da»envorsch.unvrrbindl.(*rilill..OrtLetpztg. Postscheck! Letpi-3004. D«» Letp,»ae* Laaeblatt »«tbStt «»tttche Ue<an«t»ach««ae« de» Rate» de« Stadt «eivzta. de» VottzeivriiNdiums Leivzia, deS Amtsgerichts Leiosiq. sowie verschiede«»« a«d»«e« vebSrde«. Ur. 118 klnrslnummsr soo ^IsrlL 8oanlLg, üea 20. ^2i 1923 ^srN-^ULZadS 117. Mrg. Zuversicht I. s Leipzig, 20. Mai. Der deutsche Mensch bedarf heute eines nicht geringen Mutes, einer nicht geringen Energie der Lebensbejahung, um ein wenig von der frohen Stimmung aufzubringen, die der schönen und sinnvollen Überlieferung des Festes ent spricht, das der Dichter unter allen mit dem Attribut der Lieblichkeit bekränzt hat. Noch er schöpft von den ungeheuren Mühen des gegen eine ganze Welt geführten Krieges; von der Niederlage schier auf den Tod verwundet, an Wohlstand, Kraft und Gesundheit verkümmert; durch die Erschütterung der» elementaren Grund lagen des Wirtschaftslebens von Tag zu Tag, ja schon beinahe von Stunde zu Stunde in neue Unrast, neue Sorge gehetzt; von einem Gegner, der sich uns im fünften Jahre nach dem Kriege noch als der unversöhnte Feind darstellt, im eigenen Lande getreten und beleidigt; jenseits der verengerten Staatsgrenzen unterjocht, be drückt, als minderen Rechtes behandelt —: so s^eht sich das Deutschtum überall in einer Lage, die zu allem eher als zu festlichem Frohsinn ein- zuladen scheint. Auch bemerken wir, so viel wir um uns blicken, zwar Quacksalber und Scharla tane genug, die, mit weit ausgerissenem Maul einander überschreiend, ihre Talismane und Elixire an den Mann zu bringen suchen, doch nirgends die Führergestalten, die mit sicherem Schritt einem vertrauenden Volk voranzugehen wissen. Ja, unzählig ist die Liste der Nöten und Kümmernisse, aus denen sich das Bild vom deutschen Heute zusammensetzt. Dennoch Pfingststimmung? Gewiß! Und flicht etwa aus dem Grunde der Leichtfertigkeit, mit der Natur sich zuweilen über Abgründe Hin wegschwingen mag, noch aus leichtgläubiger Hoffnung auf irgendwelche hilfreiche Arme, die sich uns von draußen entgcgcnstrecken möchten. Unser Anspruch, die Pfingstfonne, die Früh lingssonne auch über deutscher Erde heiter zu grüßen, unser Recht, über trübe Gegenwart hinweg an hellere Zukunft zu glauben, ent springt aus keinem anderen Mysterium als der deutschen Tüchtigkeit, die es uns zur Gewißheit macht, daß Unglück noch lange nicht Untergang ist. Dies ist ja nicht das erstemal, daß unser Volk die Bitternis der Niederlage, die Faust des Fremden in vollem Maße zu kosten bekommt. Doch weiß die Geschichte, daß es stark genug ist, um härteste Proben zu überstehen. Ja, es gibt im Ablauf des deutschen Schicksals eine Stelle — und sie liegt, welthistorisch ge- sprachen, nicht gar so weit zurück —, wo tiefster Niedergang und höchste Glorie sich völlig ver einten. Es war der Zeitpunkt, da, um mit Treitschke zu sprechen, „die bange Frage, ob es wirklich aus sei mit dem alten Deutschland, auf aller Lippen lag, und nun, mitten im Nieder- gang der Nation, plötzlich dies Werk, ohne jeden Vergleich die Krone der gesamten Dichtung Europas, und die beglückende Gewißheit, daß nur ein Deutscher so schreiben konnte, daß dieser Dichter unser war und seine Gestalten von unserm Fleisch und Blut." Wohl darf ein Volk sich unermeßlicher Lebenskraft rühmen, das sich solchermaßen in trübster Stunde erhaben ster Zeugung fähig erwies. Wir haben heute keinen Goethe, der unser Unglück mit einem „Faust" trösten könnte. Doch brauchen wir nur unseren lieben Nachbarn und hauptsächlichen Nebenbuhlern in Europa in die Augen zu schauen, um darin das Bild der unerschöpflichen deutschen Tüchtigkeit zu sehen. Denn nichts anderes verrät dieser wütende Blick, als die Erkenntnis, daß das auf allen Gebieten menschlichen Denkens und Schaffens wunderbar bewährte Genie der deutschen Na- tion nicht unter der Paragraphenmasse des Versailler Vertrages erstickt, noch von PoincarSs Soldaten niedergetrampelt werden konnte? Namentlich auch gilt dies von der nationalen Leistung, die den allerstärksten Unwillen der Franzosen erregt hat: von der Erhaltung dec deutschen Einheit gegen alle Nach- stellungen der List und Gewalt. Und dabet hatten wir hier auf dem politischen Ge- biete zu kämpft ', das im Bereich unseres heute noch schwächst.! Könnens liegt. Heute noch — denn nachdem die Revolution die Hemmungen beseitigt hat, die der Ausbildung des politischen Sinnes im deutschen Volke rm Wege lagen, kann kein Zweifel darüber bestehen, daß aus der Nation, die in so vielen Wissen- schäften und Künsten geradezu die Vordenker der Welt geliefert hat, bald auch so viele tüchtige Politiker und Diplomaten hervorgehen werden, 1 als nötig find, um dem Deutschen Reich den ihm gebührenden Rang unter den Staaten, in der vordersten Reihe der Staaten zurückzugewinnen. Es wäre gewiß töricht und schädlich, vor den schwarzen Wolken, die über unserem Vaterlanv schweben, die Augen schließen, unsere Not, dle wir nur durch klare Einsicht zu lindern hoffen dürfen, mit müßigem Optimismus beschönigen zu wollen. Doch nicht weniger unklug wäre es, uns die guten Gründe der Zuversicht entgehen zu lassen, mit der wir über die sorgenvolle Gegen- wart hinweg eine glücklichere Zukunft erwarten dürfen. Wenn schon die heutige Schwäche unserer weltpolitischen Stellung uns zwingt, die bitteren Früchte des französischen Zornes über die unaus- rottbare deutsche Tüchtigkeit zu schlucken, so müßten wir doch rechte Narren sein, um uns der Ermunterung zum Selbstvertrauen zu ver schließen, die in unseres ärosten Feindes Urteil über unsere Lebenskraft beschlossen liegt. Zur die Republik! Frankfurt, 19. Mai. (Eig. Tel.) Die abschlie- ßcnde Veranstaltung des Frankfurter Paulskirchen- tages, der große Fackelzug, hat dem Reichsprä sidenten, der zuvor mit seiner Begleitung den zweiten Teil der Fidelio-Aufführung im Opernhaus mitgcnosscn hatte, Gelegenheit gegeben, sich noch eia zweites Mal öffentlich vernehmen zu lassen und die Teilnehmer an dem Zuge eindringlichst zu ermähne», ihr ganzes Sinnen und Trachten, all ihre Kraft und all ihre Liebe auf das unter Not und Druck seufzende Vaterland, die, demokratische Republik zu richten. Dr. Ding Höfer vom Präsidium des öster reichischen Nationalrats widmete dem rm Herzen schon heute geeinten Volke des versöhnten Großdeutschlands ein Hoch. Als die Führerin vom Heute ins Morgen feierte schließlich Reichstags präsident Loebe die deutsche Jugend. Die Regierung in Bereitschaft Berlin, 19. Mai. (Eig. Tel.) Von politischen Pfingstferien darf man diesmal nicht sprechen. Der Reichstag zwar ist in die Ferien gegangen und von Parteiführern und namhafteren Parlamentariern weilen die wenigsten in Berlin. Die Reichsrcgierung jedoch bleibt über die Pfingstfeiertage fast vollzählig in Berlin versammelt, wenn auch die Vorberatungen für die neue deutsche Note, die eine Antwort auf die Noten der alliierten Mächte darstellen und eine Ergänzung des ersten Angebotes enthalten soll, noch nicht so weit gediehen sind, daß abschließende Er örterungen im engeren oder im Gesamtkabinctt während der Pfingstfeiertage zu erwarten waren. Dor Ende der nächsten Woche wird man kaum so weit sein. Immerhin läßt die ganze politische Situation den Reichsministern ratsam erscheinen, in der Hauptstadt zu verweilen. Auch der Reichs präsident hat auf die Pfingstferien verzichtet. Anpassung der Gehälter Berlin, 19. Mai. (Eig. Tel.) Der Haushalt ausschuß des Reichstages genehmigte in seiner heu tigen Sitzung die Auszahlung der erhöhten Deamten- bc ge in der mit den Spitzenverbänden der Be- anucuschaft vereinbarten Höhe. Danach erhöhen sich die Bezüge der Beamten gegenüber dem Februar in der ersten Maihälfte um 26 Prozent, in der zweiten um 70 Prozent. Außerdem ist den Beamten in den letzten vier Wochen ein 13. Monatsgehalt ausgezahlt worden. Die im Reichsfinanzministerium geführten Ver handlungen mit den Spitzenorganisationen über die Erhöhung der Grundgehälter sind heute nacht ohne Ergebnis abgebrochen worden. Die Reichsregierung beabsichtigt nunmehr selbständig eine Gesetzesvorlage über die Neuregelung der Grundgehälter den gesetz gebenden Körperschaften vorzulegen. Lin reuiger Verleumder Pfarrer Traub hatte am 6. Mai 1922 in einem Artikel der München-Augsburger Abendzeitung dem Reichspräsidenten Ebert vorgeworfen, daß er die französische und englische Nationalhymne habe spielen lassen. Dieser Behauptung wegen, in der eine Verächtlichmachung des Präsidenten erblickt wurde, hatte sich Traub, wie wir seinerzeit berich teten, am 11. Mai dieses Jahres vor dem Süddeut- lchen Senat des Staatsgerichtshofes in Leipzig zu verantworten. Nachdem der Angeklagte im Laufe der Verhandlung von der Unrichtigkeit seiner Be hauptung, die er aus einem Artikel des „Reichs- Wortes" entnommen hatte, überzeugt wurde, gab er auf Veranlassung seiner DerteidiHuna eine formu lierte Erklärung ab, in der er. sein Bedauern über die von ihm weiterverbreitete Behauptung zum Ausdruck brachte. Daraufhin erfolgte von dem Ver treter der Reichsregierung von der Verhandlung aus eine telephonische Anfrage in Berlin, ob der Präsident mit der Zurücknahme der Klage einver standen sei. Die Zusage wurde gegeben, worauf die Sitzung abgebrochen wurde. Der Staatsgerichtshof konnte aber vor einer schriftlichen Zurücknahme keine Entscheidung treffen. Da das Einverständnis der Reichspräsidenten mit der Einstellung des Verfah rens auf Grund der Ehrenerklärung des Angeklagten nunmehr in Leipzig cingegangen ist, hat der Staats- acrichtshof das Strafverfahren gegen Traub eiage- stellt. Die Kosten hpt Traub zu tragen. Eine neue Schandtat Die Franzosen schießen auf Passanten Mannheim, 19. Mai. (Eig. Tel.) Henle nacht kurz vor 12 Uhr eröffnete die französische Wache an der svricdrichbriitle ohne erkennbare Ursache ein regel rechtes Lchüheusener ans vorübergehende Passanten. Es wurde blindlings nach allen Rich.ungen geschossen. Ruch nach einem vollbesetzten Ttraszenbahnwagen wurde das Heuer gerichtet. Es sind etwa 159 Schüsse abgegeben worden, wobei die Hranzosen sogar Leuchtkugeln steigen liessen. Bis jetzt wurden zwei Schwerver letzte einMiefert. Die vielen Menschen, die aus der Neckarstadt nach der Innenstadt gekomm'cn waren, wagtest sich nicht mehr nach Hause. Sie kehrten nur einzeln in die Straßen der Neckarstadt zurück. Infolge des Vorfalles waren sie von deutscher Seite auf die Ge fahr aufmerksam gemacht worden, und Autos, die hinüber wollten, wurden angehalten, um größeres Unglück zu verhüten. Die gesamte französische Wache war aufgeboten. Die Schüsse sind durch ein Maschinengewehr abgegeben worden, das auch weiterhin vor der Wache stehen blieb. Es soll eine ganze Anzahl Personen leichter verletzt sein, die sich bisher nicht gemeldet haben. Jedoch ist eine genaue Untersuchung der Angelegenheit im Gange. Sie ist im Augenblick noch nicht abgeschlossen. Vie Uniform ist gut! Essen, 19. Mai. (Eig. Tc l.) Rechtsanwalt Dr. Klinghardt ist gestern vom Pol.zcigericht in Werden nach mehrstündiger Verhandlung zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten und einer Geldstrafe von einer Million Mark verurteilt wor den. Dr. Klinghardt war angeklagt, in gewissen Aeußerungcn gegenüber französischem Gerichts personal die Würde der französischen Armee be leidigt zu haben. Dr. Klinghardt hatte zu einigen Soldaten, die in einer Gerichtsverhandlung die Aufsicht führten, Bemerkungen über ihre schlechte Uniform gemacht. Ein französischer Oi'izicr, der in der gestrigen Verhandlung als Zeuge vernommen wurde und diese Aeußcrung gehört hatte, konnte hierin keine Beleidigung erblicken. Es kam zu einem schweren Zusammenstoß zwischen dem Vor sitzenden und dem als Zeuge vernom euer. Offizier. Trotz der günstigen Aussage kam das Gericht zu einer Verurteilung. poinearS'fÄe Zahlen Berlin, 19. Mai. Poincarä äußerte sich vorgestern in den vereinigten Kammerausschüsscn für Finanzen und auswärtige Angelegenheiten zu der Kreditoor- lage für die Besetzung des Ruhrgebietes und gab bei dieser Gelegenheit auch eine unzutreffende Dar stellung der Kohlcnausbeute an der Ruhr. Poincare glaubt den Eindruck erwecken zu können, als ->b die französische Kohlenförderung und die Abfuhr von oer Ruhr schon die Höhe der deutschen freiwilligen Rc- parationskohlen- und Kokslieferungen in der Zeit vor der Ruhrbesetzung erreichten. Er nennt dabei Kohlen und Koks in einem Atem, während für die beiden besondere Ausfuhrbedinguugen wegen der Svnntagsfeierschichtcn bestehen. Die deutschen R'- parationskohlenlieferungen an Frankreich einschließ lich Luxemburg haben in der Zeit vom 10. Januar bis 30. April 1922 aus dem Ruhrgebiet und dem Aachener, dem Kölner und dem linksrheinischen Ge biet insgesamt 3 082 692 Tonnen betragen, während die französische Regie in dem gleichen Zeitraum des Jahres 1923 nur 261 504 Tonnen mit den Bajonetten aus dem Ruhrgebiet geschafft hat. Mithin Hut Frankreich einschließlich des Anteiles von Luxem- bürg nur 10 Prozent der Höhe der freiwilligen Re- parationskoylenlieferungen erberuet. Wenn auch eine geringe Steigerung der Koksabfuhr aus dem Ruhrgebiet jetzt er zielt worden ist, so dürfte sich die tägliche französische Kohlenabfuhr aus dem Ruhrgebiet jetzt auf Höch- tcns 10 000 Tonnen stellen. Diese Abfuhr ist aber elbstverständlich nur solange möglich, als der be- chränkte Vorrat der Kohlen- und Koksstapel reicht. Selbst wenn etwa rund 10 000 Tonnen Kohlen und Koks im Ruhrgebiet täglich als Beute verladen werden, so würde iüis nur einer Tagesvcrladung von knapp der Hälfte der freiwilligen deurschen Leistungen vor der Nuhrbesctzung entsprechen. Wenn Poincars jetzt den Wert der Kohlenbeute im Ruhr gebiet auf 36 Millionen Goldmark schätzt, so ist dem gcgenübcrzustellen, daß der gesamte Wert der frei willigen deutschen Reparationskohlen- und Koks lieferungen an Frankreich einschließlich Luxemburg nach dem Weltmarktpreis in der Zeit vom 10. Ja- nuar bis 30. April 1922 nach dem Kursstände der zweiten Mniwoche 1923 160 Millionen in Gold mark betragen haben würde, während für die tat sächliche Beute des gleichen Zeitabschnitts des Iah- res 1923 von 261 504 Tonnen der Wert nur rund 14 Millionen Goldmark beträgt. Vie Wühlarbeit der Rommunisten Essen, iß. Mai. (Eig. Tel.) Die Streik bewegung m Dortmund, die gestern zu blutigen Unruhen geführt hat, hat eine weitere Ausdehnung genommen. Wie jetzt bekannt wird, sind fünf Ar- beiter schwer verletzt worden. Einer erhielt einen Bauchschuß und ist seiner Verwundung er legen. Der Streik hat gestern auf weitere Schacht anlagen übergegriffen. Die Belegschaft von Minister Stein hat sich der Bewegung angeschloffen, ebenso die Zeche Scharnhorst. Die Forderungen der strei kenden Bergarbeiter, die durch Kommunisten aufge putscht sind, belaufen sich auf 150 Prozent Lohn erhöhung für die Zeit vom 1. bis 15. Mai und eine weitere Lohnerhöhung vom 15. Mai ab. Auch m der Essener Gegend kam es gestern zu Demonstrationen der Arbeitslosen. Vormittags gegen 8 Uhr zogen in Effcn-Borbcck etwa 1500 Ar beitslose zu den Notstandsarbeitsstellen und zwangen die Arbeiter unter Gewaltandrohung, die Arbeit niedcrzulegen. Die Arbeiter fügten sich ihnen, um Weiterungen zu vermeiden und schlossen sich teil weise den Demonstranten an. Die Feuerwehr sowie Personen vom Selbstschutz eilten herbei, worauf sich die Demonstranten zerstreuten. Die Notstandsarbei ten sind indessen bisher nicht wieder ausgenommen worden. In Krey zogen gestern morgen etwa 400 Kom- munisten von der Zeche Bonifazius auf den Markt platz und versuchten dort, Preisherabstzeunqen durch- zudrückcn. Auch in einem Teil der anliegenden Ge schäfte drangen die Demonstranten ein und zwangen die Inhaber zu Preisnachlässen. Zu Plünderungen ist es aber nicht gekommen. In Steele haben sich heute morgen ähnliche Vorfälle abgespielt. Aus Dortmund wird berichtet, daß die Arbeiter der Dortmunder Union die Arbeit niedergelegt hat und daß größere Arbeitermassen im inneren Teile der Stadt demonstrieren. Bonar Laws Befinden London, 19. Mai. Die Abendpresse befaßt sich eingehend mit dem DefindenBonar Laws. Man will wissen, daß Befürchtungen gehegt werden, daß Bonar Laws Kehlkopfbeschwerdcn ihm nicht ge- starten werden, nach den Pfingstferien sein Amt wieder aufzunehmen, und daß die Möglichkeit eines Wechsels im Posten des Premierminister» erwogen werde. Daily Chroniche nennt die Rücktrittsgerüchte eine bedauernswerte Erinnerung an die ungewisse Lage, auf der die Stabilität des Ministeriums ruhe. Sie meint, die politischen Ereignisse erwarteten Bonar Laws Nücktrtt für Juni. Ruhland und die englischen Arbeiter London, 19. Mai. Mit Rücksicht auf die Unge wißheit der Lage infolge der englisch-russischen Mei nungsverschiedenheiten und der Möglichkeit, daß vor Wiederzusammcntritt des Unterhauses eine ernste Wendung eintritt, hat Ramsey Macdonald seine Ab sicht, zum internationalen Sozialistenkongrcß nach Hamburg zu fahren, aufgegcben. Die unabhängige Arbeiterpartei hat gestern eine Erklärung veröffentlicht, in der ihre ernste Sorge wegen der Haltung der Regierung gegenüber Ruß land ausgesprochen und die sofortige Annahme des Vorschlages der Sowjetregicrung über die Abhaltung einer Konferenz über alle schwebenden Fragen ge fordert wird. Ferner wird der Regierung gedroht, daß di organisierte Arbeiterschaft im Falle eines Bruches energisch Widerstand leisten werde. Die polnisch-türkischen Beziehungen Lausanne, 19. Mai. (Eig. Te l.) Bei der heutigen Eröffnung der türkisch polnischen Verhandlungen hielt Ismet Pascha eine Rede, in der er seiner Befriedi gung über die Wiederaufrichtung der alten freund schaftlichen Beziehungen und seiner Hoffnung Aus- druck gab, daß die Leitsätze Angoras auch den polni- sehen Interessen entsprechen würden. Modzclewsky betonte gleichfalls, die historischen türkisch-polnischen Freundschaftsbcziehungen und erinnerte daran, daß die Türkei niemals die Teilung Polens anerkannt habe. Unter dem Vorsitz Modzclewsky traten bann die beiden Delegationen zu ihrer ersten Sitzung, zu sammen und ernannten drei Arbeitsausschüsse für po litische, juristisch-konsularische und Handelsfragen. Parteikämpfe in Polen Frankfurt a. M, 19. Mai. (Eig. Tel.) Das Kabinett Sikorski ist auf das äußerste ge fährdet, da sich unerwarteterweise, mindestens nach außen hin, die Bauernpartei wieder ver einigt und anscheinend auch ihr linker Flügel mit Dombs'i als Führer auf das Bündnis mit der Rechten eingcht. Dagegen hält sich die Agrariergruppe unter Führung Dubanicz von der neuen Mehrheit fern, da sie die vereinzelte Parzellierung des Grundbesitzes nicht milmachen will: aber auch sie ist eine scharfe Gegnerin Sikorskis. Alle Gruppen der Dauern und der Rechten zusammengenommen haben immerhin noch nicht die absolute Mehrheit. Das Jünglein an der Wage sind also die nationalen Minder heit e n , die keine Ursache haben, Sikorski zu halten, der mehrfach scharf gegen die Juden und die Deutschen vorgegangen ist und die den Ukrai nern gemachten Versprechungen nicht gehalten hat. Falls das neue Kabinett der Rechten mit Witos von der Bauernpartei an der Spitze zustande kommt, bleibt die Mehrheit sehr unsicher, und eine lange Krisenperiode ist wahrscheinlich. Außenminister soll der Rationaldemokrat Marian Seyda, der Bruder des früheren Außenministers, werden, so daß eine Aenderung de» bisherigen scharfen Kurse» nicht zu erwarten ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite