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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230519
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-19
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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La! )es um ehörteü trd de in ver- gesucht, r Früh rab. «Pf« Lpf der > maze- t. Po» en tög- fangen, uehrere efcülen. jh über »rischen riten. )olen Äsident n nach- grund getötet, erstand m aus r ver- :grund- lens ückreise gestern ringe- chalte» Sespre- «n ge- S nach iet «Der- laiser- rnstra- >mmu- Hacken Zeche r Ar- : von Dis n von ehrere einer wor- rrstär- äugen geoff- t von ivilist ge- » und wur- c und rt sich dir dabei nisten rkt s-- Die tage ssg- bnt- orm liche fol. 780 >rst- der- eich Art ärs- )en. ang für »r- )ei, >m- ren or ten >aß am »»- ite- en fi* »r. Il er i» er irr- »et. iel- »nd en- ge- °ft n. i»i- in- ch. »e. -onuLdevä, 6en 19. ^agesberickt ver Sallon Sitterfeld IV verunglückt Wie an- Stockholm gemeldet wird, ist der deutsche Frciballnn „Bitterfeld I" zwischen de« schwedischen Festland und der Jnfel Bornholm verunglückt. Der Ballon wurde von schwedische« Fischer» geborgen. Bei »ufere« Erkundigungen an zuständiger Stelle in Bitterfeld wurde und mitgeteilt, »aß e» sich bei dem verunglückten Ballon nicht um „Bitterfeld I", sondern um „BitterselbIV" handelt. Der Ballon war Mittwoch vormittag '/,S Uhr in Bitterfeld unter Führung de» Leipziger Fabrikbesitzer» Adolf «aeb- ler mit zwei Begleitern gestartet S» war beab, fichtigt um 12 Uhr in Havelberg z« landen. Al» der Ballon sich »er Slbmüuduug näherte, zog ein Unwetter herauf. S» herrschte ein mächtiger Sturm, so »ah e» de« Führer, »er bereit» mehr al» 10V Areiballoufahrten mitge» macht un» geführt hat, geraten schien, eine Not landung vorzuuehme». Der Ballon fuhr ziem, lich tief. Ehe die Landung aber ordunugdmähig vollzogen und die Reitz leiue gezogen werde« konnte, berührte der Korb den Boden, in» gleiche« Angenblicke packte eine Windhose re» Baüonkörper und zwei der Insasse« wnrde» h.uausgeworsen. Der Ballon trieb mit de« Führer zehn Meter weiter, durchschleifte eine große Doruhecke und geriet infolge de» Sturme» so in» Schwan en, »atz auch der Führer hinanöfiel. Er sowohl wie seine Mitfahrer find mit geringfügigen Beinver- le/rnugen davougekommeu. Der Ballon ist dann führerlo» weitergetriebeu und schließlich an der schwedischen Küste niedergegangeu. Für den mißglückten Ansgang der Areiballonfahrt ist lediglich das Unwetter verantwortlich zu mache«. Herr ttacbler ist al» umsichtiger Führer in Lnst. schifsahrtSkreiseu besten» bekannt. Gegenüber de« tobende« Elementen erwie» sich aber Mensche«, kraft al» zu schwach. Tumultschüdeuerstattuug. Die Krawalle am Air- kus Dusch in Berlin haben außer den schwebenden Strafprozessen auch noch ein interessantes Nachspiel zivilrechtlicher Art gehabt. Das Tumultschäden- yesetz gewährt den (beschädigten nur insoweit eine Erstattung des Schadens, als den betreffenden Per- soncn das wirtschoftl'che Fortkommen in unbilliger Weise erschwert wird. Bisher hatte der Ausschuß dahin entschieden, daß beispielsweise für eine ge- raubte goldene Uhr nur der Wert einer einfachen Gebrauchsuhr erstattet werden sollte. Ebenso war der Ersah eines Gummimantels abgelehnt morde.:, da der Geschädigte außerdem noch einen Wintermantel besaß. Pon dem Rechtsanwalt Dr. von Berg, der eine Anzahl Personen vertritt, die Sachschäden er litten haben, ist eine Klage gegen den Fiskus e.n- gereicht worden. Jetzt wird das Gericht in die Lage kommen, über die Frage zu entscheiden, ob auch eine Behörde wie das Polizeipräsidium für die Vorgänge verantwortlich ist, die sich bei Derartigen Gelegen- heiten abspielen, und ob der Staat für die Schäden, die feine Beamten anrichten, haftbar ist. In den Verhandlungen, die in dieser Angelegenheit bereits vor dem Ausschuß stattgefunden haben, machte Rechtsanwalt von Perg geltend, daß es nicht im Sinne des Gesetzes liegen könne, wenn für eine gol- L,elprlgeruarl »Lackelllrettuag L dene Uhr, die ein hohe» Wertobejkt darstellt, eine ein fache Gcbrauchsuhr al» Ersatz -ugebilligt wird. E» handelt sich in dem betreffenden Fall um einen au» seiner Stellung entlassenen Straßenbahner, d zur- zeit erwerbslos ist-, sein einziges Permögcnsstück, eben die erwähnte goldene Uhr, kam bei den Kra wallen abhanden. Derartige Wertstücke seien heute als wertbeständige Sparanlagr zu betrachten und dementsprechend voll zu ersetzen. Der Ausschuß hat sich dann schließlich auch dieser Ausfassung ange- schlossen und eine- Summe bewilligt, die dem erlitte nen Verlust angemessen erschien. Ein Monstrum. Aus Burg i. D. wird den Itze- hoer Nachrichten gemeldet: So unglaublich es klingt, so wahr ist es doch, daß kürzlich eine Ferkelsau des Bäckermeisters Martens hier sieben Ferkel warf, wovon zwei eine richtig ausgeprägte Menschenhand als Vorderpfote hatten. Die Land zeigte fünf Finger, wovon einer Daumengroße hatte und an der inne ren Seite stand, so Tvi« es bei der Land «ine» Men schen der Fall ist. Das Gelenk im Knie bewegte sich nicht wie bei normalen Tieren, sondern in derselben Richtung wie der Arm eines Menschen. Bei fast'allen Ferkeln waren die Hinterfüße vollständig verkrüppelt und verkrümmt. Die T'ere mußten leider getötet werden-, sie hätten sonst sicher ein interessantes Au», stellungsmaterial gegeben. Der Seidenstrumpf Als man Arthur Schnitzler einmal (noch vor dem Kriege) nach dem Eüßen-Mädel-Typ fragte, meinte der Dichter betrübt: »Das süße Mädel ist ausgrstorben. Es trägt heute Seidenstrümpfe../ (oder so ähnlich). Der Seidenstrumps — vor dem Kriege —, ein Zeichen von Welt. Der großen blen- dcnden, wirklichen. Oder der nicht ganz großen, immer noch blenden wollenden Dreiviertel, oder der halben Welt. Jedenfalls: die feinen Maschen der Seidenstrümpfe brachten der bürgerlichen Moral Gefahren: Sie fiel leichter hindurch al» durch Haus, gestrickte Baum, oder (gar) Schafwolle. Heute? Heute triumphiert der Seidenstrumpf. Erstens formt er die Deine schöner. Zweitens kann man überhaupt nichts anderes mehr tragen. Selbst die Männer tragen Seidenstrümpfe, und nur Bier- kriigeltümpfler holen aus Lberhängenden Bäuchen die unwandelbare politische Ueberzeugung hervor, daß die jetzige bierarme Generation verweichlicht und dekadent sei. Ich wette, Breitensträter trägt Scidenstrümpfe. Der Läufer voy Marathon war barfuß und brach doch nach einer Langlaufstrecke zu sammen, die bei uns schon im leichtathletischen Kindergarten spielend siberwältigt wird. Don den amerikanischen Tänzerinnen, die zwei Tage lang ohne Unterbrechung (natürlich in Seidenstrümpfen) Shimmy tanzen oder sich, wie Mr. George Smith aus Uticä, ohne Unterbrechung 23 517mal auf die seidenbestrumpften Fußspitzen erheben, gar nicht zu reden. Seidenstrümpfe scheinen der menschlichen Physis zuträglich zu sein. Ob die Moral freilich . Aber stimmen wir doch einmal ab bei den Damen: Hier undurchlöcherte, hauegestrickte Moral, hier spinnwebendünner Seidenstrumpf, unter dem man verführerisches Fleisch ahnt, mehr als abnt. E» wer» den sich doch.alle, all« für den Seidenstrumpf ent- scheiden: er formt das Bein schöner, ist dem Körper zuträglich. Und (etwas ist ja schon daran mit der Moral) er ist viel, viel amüsanter. Gefälschte« Aspirin! In letzter Zeit wurden, be sonders in Hamburg und Berlin, größere Mengen gefälschter 500-Gramm-Packungen Aspirinpulver „Bayer" seitens der Behörden beschlagnahmt. Als Fälscher wurden ein früherer Apotheker, jetzt Kauf- mann, und zwei Drucker in Hamburg ermittelt und zur Anzeige gebracht. Drastische Lohnknodgebuog der serbische» Mittel- schulprofcfsorem Aus Belgrad wird berichtet: Nach eingehenden Beratungen über ihre materielle Lage beschlossen die Mittelschulprofefforen, zur Er- Wirkung einer Gehaltsaufbesserung kollektiv um ihre Entlassung aus dem Staatsdienste anzusuchen und am Monatsende noch vor Schulschluß die Schule zu verlassen. Oie Vorteile -es Fremdenverkehrs Beherbergungsfieuer und Verkehr-Werbung Bou vr. Lnwsn (Leipzig) * Die Not hat viele Gemeinden in der Nachkriegs zeit, bei un» in Deutschland wie in Frankreich, dazu getrieben, von den Fremden eine Beherbergungs- steuer zu erheben, weil man sie, die bisher von den oft rechvkostspieligen Einrichtungen der Gemeinden ohne die gleiche Gegenleistung wie die Ortsansässigen Gebrauch machten, an der Bestreitung der in der Nachkriegszeit unerschwinglich gewordenen Kostrn be- teiligen wollte. Mancher Schönheitsfehler sei dieser Steuer mit Rücksicht auf ihre Geburtsstunde nach, gesehen, aber darüber mutzte, nachdem sie einmal eingeführt ist und gan» unvorhergesehen große Be- träge ergibt, die sich dauernd der Geldentwertung anpaflen, gewacht werden, daß sie nicht nur oft Kosten gemeindlicher Wohlfahrtseinrichtungen im allgemeinen tragen hilft, sondern auch die, welche für die Fremden im besonderen gemacht werden, also vor allem die der Derkehrswerbung. Eine gut organisierte Arbeitseinteilung aus dem genannten gemeinnützigen Gebiet hat dafür gesorgt, daß Notwendiges geschieht und doch nirgends lieber- flüssiges: Für Deutschland im ganzen arbeitet die Reichszentrale für Deutsche Verkehrewerbung in Berlin im engen Anschluß an das Mitteleuropäische Reisebureau mit seinen etwa 1000 Filialen im In- und Ausland, für die Länder deren Verkehrs- verbände, z. B. für Sachsen der Sächsische Verkehrs- verband in Leipzig, und für die einzelnen Städte und Gemeinden Derkehrsvereine, z. B. bei uns der Derkehrsverein Leipzig. Ihre Führer und Werbeschriften finden im In- und Ausland weite Verbreitung, liegen auf den Passagierdampfern des Ueberseeverkehr» sowie in den Hotels und Kurver- waltungen aus und werden in den Per^ehrsbureaus dauernd von dem reisenden Publikum verlangt. Lichtbildersammlungen und Vorträge verbreiten ebenfalls die Kenntnis der Kultur unserer Länder und Städte. Zahlreiche Bureaus, die nicht nur an Ort und Stelle Auskünfte erteilen, sondern auch einen regen Briefwechsel bis in» Ausland unter- halten, verlangen geschultes Personal. Das alles kostet viel Geld, das unter den heutigen Verhält- niflen nicht mehr wie bisher durch freiwillige Bei- träge genügend aufzubringen ist. Deshalb ist es richtig, daß, da einmal die Beherbergungssteuer be- steht, au» ihrem Ertrag von vornherein ein be stimmter Teil regelmäßig den Verkehrsvereinen zur Bestreitung ihrer Unkosten abgeführt wird. Man kann zwar recht häufig hören. Fremden, verkehr brauche es überhaupt nur insoweit zu geben, als er wirtschaftlichen Dingen unmittelbar diene. Dabei wird aber übersehen, daß schon der binnen- ländische Verkehr auch kulturelle Interessen fördert, weil er die Beziehungen von Mensch zu Mensch, den Austausch und sehr häufig die Entfaltung ihrer Seelenkräfte überhaupt erst möglich macht. Und verdient die Freude des Menschen am Pilgetn immer wieder in neue Gegenden zur Befriedigung einer allen Menschen mehr oder weniger bewußten und unstillbaren Sehnsucht wirklich nicht unsere Unterstützung?! Das, was soeben von der ideellen Bedeutung des Fremdenverkehrs im allgemeinen ge sagt wurde, gilt aber auch vom Verkehr mit den Ausländern. Infolge unserer minderwertigen Valuta können wir unsererseits nur noch ganz ungenügend persönlichen oder schriftlichen oder gar literarischen Gedankenaustausch mit ihnen pflegen. Da aber Kul tur von Weltanschauung untrennbar ist, müßten wir -ulafsen, daß unsere Kultur allmählich pn Blut- armut leide, wenn jene nicht zu uns kamen. Der Verkehr mit anderen Menschen ohne Rücksicki! auf politische Grenzen, das Reisen eingeschloffen, ver langt also gebieterisch Förderung und Pflege. Es soll nicht geleugnet werden, daß viele der Aus- länder, die un» jetzt besuchen, nur deshalb zu uns kommen, um die für sie günstigen Valutaoerhältniffe , auszunützen. Ihrem Unwesen können di« gollbehör- I den an den Grenzstationen durch strenge Handhabung i der Zollbestimmungen recht erfolgreich steuern. So- weit sie aber auch dann noch da» Wisderkommen nicht aufgeben, müssen wir dieses über uns ergehen lassen, weil cs außerdem kein Mittel gibt, sie fernzichalten, da» nicht auch den ernsthaften, uns willkommenen Ausländer trifft. Man halte auch nicht die erstklassigen Hotel» für entbehrlichen Luxus. Die in ihnen dem Gast erwäg- lichte Kultur der Ruhe häuft seelische Kraft an, die für das Gelingen seiner Bestrebungen ausschlag, gebend werden kann. Ihre, dem bedürfnislosen Menschen leicht üppig erscheinende Einrichtung ist notwendig, um Gäste, die sich an eine gesteigerte per sönliche Kultur gewöhnt haben, überhaupt aufnehmen zu können-, sie ist ein begehrter Handelsartikel, den man liefern muß, wenn man nicht auf seine Ver braucher und damit auch auf den durch sie ermög- lichten Verdienst verzichten soll. Es gibt eben Menschen, vor allem ausländische, die lieber das Reisen in Deutschland vermeiden oder wenigstens einschränken, als darauf verzichten wollen, in großem Stil zu reise,». Können wir uns aber nicht aus ideellen Gründen entschließen, die Fremden willkommen zu heißen, dann müßten wir das wenigstens aus materiellen Gründen tun. Die deutsche Fremdenverkehr», industrie mit ihren mannigfachen Zweigen ist näm- lich infolge der nahezu einzig dastehenden Art, in der unsere vorzüglich geleiteten Fremdenhöf« die durch unsere Wirtschaft und Kultur hervorgerufcnen Bedürfnisse nach Beherbergung von Fremden zu de- friedigen verstehen, eine der bedeutungsvollsten Wirt- schaftszweige unseres Volkes geworden: sie kann nicht mehr ohne schweren Schaden für unser ar- samtes Wirtschafts, und Kulturleben beeinträchtigt werden. Die gute Behandlung der Fremden, ihre fach, kundige Beratung und unter Umständen auch ihr« sachverständige Führung sind also Pflichten, Pie wir gegen sie nicht etwa nur aus allgemein menschlichen Gesichtspunkten haben, sondern auch aus Rücksicht arif unser eigenes Volksleben erfüllen müssen. Man darf den Fremden keineswegs nur als wan delnde Gewinnrente betrachten. Das Recht auf diese wird erst durch pflegliche Fürsorge für den Gast ge- schaffen. Neben den Fremden, die kommen müssen, zieht »nan die anderen erst heran, wenn man sie auch danach behandelt. Es steht also die Ausdehnung de» Fremdenverkehrs in einem Ort in direktem Verhält nis zur Tätigkeit des Perkehrsvereins und der Or ganisationen, denen er als Glied angehört. Wenn man daher dazu überginge, einen festgelegten Pro zentsatz der Beherbergungssteuer den Perkehrsorgani- sationen regelmäßig zuzuweisen, so würde deren Auf- wand ohne weiteres in ein wirtschaftliches Verhält- nis zum tatsächlichen Fremdenverkehr kommen oder müßte von ihnen in dieses Verhältnis gebracht wer den. Auch der Fremde wird sich mit der Beherbergungssteuer abfinden, wenn er weiß, daß ein Teil ihres Ertrags den Verkehrsorgani- sationen zufließt, deren ersprießliche Tätigkeit er häufiger, als der Ortsansässige gemeinhin glaubt, am eigenen Leib feststellen kann. Es sollten daher alle Gemeinden und Städte, die den Fremden besteuern, ihrer Perkehrsorganifation allmonatlich au» den Er gebnissen der Deherbergungssteuer einen vorher fest gesetzten Prozentsatz zuweisen, nicht etwa au» einem Ausschlag auf die bereit» bestehende Steuer, denn ihre Erträgnisse haben so gewaltige Summen er reicht, daß ihre teilweise Verwendung zugunsten der Derkehrsvereine keine ungerechtfertigte Belastung der Gemeinden darstellt. Neu ist die geforderte Behandlung der Anae- legenhcit nicht. Zn Frankreich wird sie schon seit Jahren angewendet, in Bädern und Kurorten Deutschlands sogar schon länger. Der sächsische Höhenkurort Oberwiesenthal ist seit Beginn dieses Jahres auch zu diesem Verfahren übergegangen. Möchten bald alle Städte von Bedeutung diesen Be,- spielen folgen. Hoffentlich schaffen alle zusammen Chinesische Schriftreform Das chinesische Volk ryird von alters her, nicht wie andere Völker, durch eine allen Gliedern des Volkes gemeinsame Sprache, son- dcrn durch eine gemeinsame Schrift zusammen gehalten. Gesprochen werden im chinesischen Reich verschiedene Sprachen, was aber geschrieben wird, ist allen Chinesen, die überhaupt lesen können, ver- stündlich, welche Sprache sie auch sprechen mögen. Dieses Wunder wird dadurch bewirkt, daß die Schrift, nicht, wie die unsere, die LMte der Sprache, sondern die Begriffe des Denkens bezeichnet, so daß ein und dasselbe Zeichen in verschiedenen Gegenden Chinas verschieden ausgesprochen aber doch in dem- selben Sinne verstanden wird, etwa so, wie im Abendlande die Ziffern. Das Zeichen 8 lesen wir acht, der Franzose nuit, der Engländer eivkt, und alle verstehen darunter dasselbe. Eine Begriffsschrift ist natürlich viel schwerer zu erlernen als eine Buch stabenschrift. Daher ist die chinesische Schrift nicht Gemeingut des ganzen Volkes, sondern nur der Gebildeten. Das neue China will hierin Wandel schaffen. Ueber diese Reformversuche schreibt uns ein in Leipzig lebender Chinese: Nachdem die nordchinesische Umgangssvrache zu „allgemeiner Sprache" (etwa im Sinne des Ho > deutschen) bestimmt worden ist, stört die Mannig- faltigkeit der verschiedenen Dialekte nicht mehr. Nun gilt es, das Lesen der Schrift zu erleichtern. Darüber sind viele Gelehrte in Streit geraten. Die Pessimisten meinen, daß die chinesische Schrift voll ständig verworfen und an deren Stelle eine frcinde Schrift eingefüührt werden müsse. Andere sind der Ansicht, daß man die Schrift beibehält, aber da- neben etwa europäische Buchstaben -u^ Lautandcu- tung benutzt. Man tommt schließlich auf den Ge danken, für di« Lautanyabe einfache Zeichen au» der eigenen Schrift zu wählen, die Laut oder Silbe tragen. Dieser Gedanke knüpft an einen schon vor- handenea Versuch an. Ende der Tang-Dynastie (618—907) hat ein bud- dhistischer Mönch namens Szou-un zur Bestimmung von der Aussprache 36 Lautzeichcn (wahrscheinlich nach Art de» Sanskrit) ausgestellt. Diese gliedert er in neun Lautklassen, die tn der großen „Chine sischen Grammatik" von G. von der Gabelentz genau ausgenommen worden sind. Die so geschaffenen Schriftzeichen Koben jedoch einen anderen Charakter al» die europäischen. Denn, wie gesagt, an Hand dieser Zusammenstellung von Szou-un kann man nur bestimmen, zu welcher Lautklasse ein Wort gehört. Jetzt verfährt man in der Weise, daß man neben den Bezriffszeichen auch deren Laut schreibt (die neue sten Schulbücher werden so ausgeführt). Dazu wurde im Jahre 1913 bei einer wissenschaftlichen Sitzung beschlossen, 39 einfache Schrift-eichen, die zum Teil aus älteren Formen stammen, al» phonetische Zei- chen z>» nehmen. Sie werden eingeteilt in drei Arten, und zwar: 24 Szen-mu (Anlaute), 12 szrn- jün (Auslaute) und 3 grä-yin (Dcrmittlerlaute), zu- sammen 39. Ls sei hier als Probe genommen: Die Zeichen bedeuten: nliecksi o n Jetzt schreibt man also z. D. für „Pinsel" (was lm Chinesischen „Bi" gelesen wird): H iUnkt das Zeichen der bisherigen Begriffsschrift, rechts das das neue Lautze ch-»n) oder für „leset," (im Chine- fischen „Du"-: A Zur Unterscheidung ützn ähnlichen Lauten dien» die althergebrachte Methode der verschiedenen Ton- -eichen, die in erster Linie in der Dichtkunst An wendung findet. Man teilt die Töne tn zwei Hauor- gruppen ein: pin (ebene »der gleichmäßige) und dse (unebene). Die dse-Täne umfassen ihrer! eit» drei Arten: ssan (steigende), chü (fallende) und se (avge- brochcne). Neuerding» werden auch die pin Tone in tief-pin und leise-pin gespalten. Aus dieser kurzen Betrachtung gewinnen wir die Erkenntni», welche Schwierigkeit dir Chinesen tn ihrer Sprache empfinden und wie sie geneigt sind, nach einer Erleichterungsmethode zu suchen. Aber der geschilderte neue Versuch ist gerade nicht sehr glücklich. Denn man muß nunmehr nebst den Be- ariff»zeichen auch noch die Lautzeichrn dazu merken, so daß di« GedächtnikArbeit nicht vereinfacht, 'on- dern kompliziert wird. Von einer Beseitigung der chinesischen Schrift kann keine Rede sein, da sie schon «ine Gesch chte von drei Jahrtausenden hinter sich hat und «in wichtig« Kulturelement bedeutet. Da» Ganz« ist rin interessante« Problem, zu dessen Lösung alle Sprachforscher herangezogen werden können, nicht nur -t« einheim^en. „Faust H." Der Doktor Faust ist in seinem eigenen zweiten Teil durchaus nicht der Herr »m Hause, sondern ein interessanter Reisender, der zwar immer wieder auftaucht, aber immer wieder ver- schwindet. Mag auch alles um seinetwillen geschehen, so ist er doch nur der philosophische, nicht mehr de: theatralische Mittelpunkt seines eigenen Schicksale. Lothar Körner ist als Mann und Wille in höherem Matze der Herr des Ersten Teils, als iraendemer der vielen Fauste, die mir begegnet sind. Im Zwei ten prägt auch er sich weniger ein. In meinem Er innerungsbilde steht er am klarsten als Faust bei Helena, als deutscher Ritter von sanftem Minne- Adel. Diese Vision deckt Fritz Reiff als -weiter Faust II nicht und verdeckt sie also auch nicht. In den letzten Akten prägt er sich ein. Dor dem schwefel farbenen Kricashimmel des IV. Akts ist sein Arm in einem drohenden Winkel von sechzig Grad gereckt, und im vorgcfühlten höchsten Augenblick greifen sein? beiden streng parallelen Arme in di« horizontale Unendlichkeit- Wie die Tänzerinnen von heute mit den Armen so schön tanzen, so ist auch das Pathos des Sprechers Reiff zu einem guten Teil in seinen oberen Extremitäten fixiert. Ls wird dadurch etwas mehr, als man wünschen möchte von Innen nach Augen verlegt, kommt aber tn mancher völlig ge lungenen statuarischen Pose für da« Auge prächtig zur Geltung. Der Schauspieler Reiff, so denkt man dann im Stillen, setzt sich jetzt sein eigene» Denkmal hin. Und wir legen hiermit den ersten Kranz darauf. G. a p. Wilhelm Fnrtwüngler, der Dirigent de» Gewand- Kaus-Orchcsters, wird im Juni einige Konzerte in Mailand mit dem Seala-Orchcster dirigieren. Stiftungen des Völkerbundes kür di« deutsche medtzinfich« Wissenschaft. Da« Hygrene-Komitee de» Völkerbund«», da» von dem Direktor de« dänischen Staat-Serum-Instituts Prof. Madsen geleitet wird, hat, wie di« Deutsche Medizinische Wochenschrift be richtet, auch deutschen Forschern für wissen schaftliche Untersuchungen Beträge zur Verfügung ge stellt, und zwar den Professoren Morgenroth, Neu feld, von Vvffermann (Berlin), Kölle (Frank furt a. M.) nr.d H. Sach« (Heidelberg). Di« Pro- fessoren Rocht und Mühlen» (Hamburg) nehmen mit den Mitteln de» Komitee« an einem Malaria-Kursus in Italien teil. Dem Deutschen Hygiene- Museum in Dresden, üoer dessen schlechte Finanzlage berichtet wurde, ist von d-m Komitee Material im Betrage von 800 Pfd. St., gegenwärtig also rund 100 Millionen Ma^ft gewährt worden. Diese Unterstützungen deutscher medizinischer Arbeite»! und Wohlfahrtseinrichtungen sind nach der Meinung des ärztlichen Fachblattes vor allem dem hoch verdienten Porsitzend« des Komitees zu danken. Brechts Drama „Im Dickicht". Berthold Brecht« Drama „Im Dickicht" erlebte imMünchenerRe- sidenztheater seine Uraufführung, die da» Publikum verblüffte und ratlos ließ, aber -um Schluß gegen eine schüchterne Opposition unter lärmendem, hartnäckigem Beifall Sieger blieb. Diese zehn lose aneinandergereihten Bilder mit ihrer oft bildhaften, aber zumeist doch jugendlich aufgepeitsch- ten Sprache geben immerhin eine Nuß zu knackep. Das Leitmotiv fehlt oder ist expressionistisch vom Beiwerk so überrankt, daß auch gespannteste Auf merksamkeit dem Werk sein Geheimyi» nicht zu ent reißen vermag. Aber gerade daß der Zuhörer vom ersten Wort an in Spannung versetzt wird, mag ein Zeichen dafür sein, daß hier ein dramatischer Wille im Kampf mit dem zu gestaltenden Material immer hin einen Klotz zu Wege brachte. Es ist Kampf, aber noch lange nicht Sieg. „Im Dickicht ist jeder Mensch allein." Wir alle leben in so grenzenloser Einsam keit. Die Raserei gegen Baum und Strauch, die den Weg tn dix Freiheit versperren und den Himmel verdunkeln, die Raserei der Jugend gegen Hohn, Kälte und Nichtverstehen machen diesen George Garga zum Symbol eines nimmer ruhenden Kamp- fr« der warmblütigen Menschhaftigkeit gegen das plumpe, schwere Lasten der brutalen oder gleichgül tigen Erde, das sich im malaiischen Holzhändler Shlink und seinen Trabanten verkörpert. So viele» ist in diese Szenen hineingepfropft, oft kaum ange deutet, nicht zu Ende gedacht, aber doch empfunden, daß die Ratlosigkeit d«» Beschauer» diesem brüllen ¬ den Sturm gegenüber nicht verwundern konnte. Di« Aufführung unter Erich Engel» Regie, die reichlich gestrichen hatte war ausgezeichnet, da« Szenenbild der Drehbühne ganz auf symbolisch« Gespenstigkeit eingestellt. »«» dm, She«1rrb»re«u» (Schauspielhaus.) Gastspiel de* Moskauer Kannnerideaier». Mit Nachsicht auf eine Hauptdarstellerin «uh da» russische Gastspiel tnsofern ein« «enderung erfahre», al» »Vrin, esst» Vramdilla' am Donnerstag und Freitag gespielt wird und „Salome am Sonnabend und Sonntag. Bestellte Karten bleiben Mr de« betreffenden Lag be stehen. wer «ine «enderung wünscht. m»si sie an der Kaste besonder« beantragen. — Mit Rücksicht aus die vertragliche Urlaub«,eit der Mitglieder kbnncn von .Schneider Stbbel' nur noch Aufführungen am Sonnabend, Swtntag, Montag und Mittwoch siatisindm».
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